Zum Inhalt der Seite

The last...

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Habe keine Angst…Wie oft hatte er das schon gehört? Vor allem Möglichen sollte er keine Angst haben. Doch was, wenn er nicht den Tod fürchtete sondern den Schmerz, den er hinterlassen würde…? Würde er überhaupt welchen hinterlassen? All seine Fans, sie kannten ihn doch gar nicht, keiner wusste von den tobenden Stürmen in seiner Seele. Seine Familie? Die ihn verstossen hatte, weil er anders war, als er sein sollte? Seine Freunde? Sein einziger Freund war hier.
 

Starke Arme umfingen ihn, wärmten seinen schlanken Körper. Nahm ihm einen grossen Teil seiner Sorgen. Es tröstete ihn, dass er hier war, dass er diesen letzten und endgültigen Schritt mit ihm gehen würde. Sein Blick fiel über das Meer, welches unermüdlich in der Brandung brach. Der Wind der aufwallte und ihm unter die Kleidung kroch, sein Haar mehr und mehr zersauste. Er war sehr nahe an seiner Geburtstadt und roch den vertrauten Duft von Meer und Natur. Es würde nirgendwo auf der Welt einen besseren oder schöneren Platz geben als hier. Heute würde die Welt ihn schlussendlich doch in den Tod treiben, wie sie es schon so manche Jahre versucht hatte, er würde sie aber nicht verbittert sondern dankbar verlassen. Würde von der stillen Hoffnung erfühlt sein, dass im nächsten Leben alles besser werden würde. Dass er mit diesem Mann, der ihm hier sein Leben schenkte, einen neuen Anfangen haben konnte.
 

Er wandte sich dem Menschen zu, dem er schon lange sein Herz geschenkt hatte, so manche Jahre und niemals durfte er auch nur ein Wort darüber verlieren. So eine lange Zeit, in der er versuchte andere zu lieben, doch im Grunde hatte er nur ihn geliebt. Egal wie viele Männer Besitz von seinem Körper ergriffen hatten. Egal wie viele „Liebende“ sein Herz für einige Zeit geblendet hatten. Immer wieder kehrte diese tiefe, reine Liebe zurück zu ihm. Er musterte die dunklen geheimnisvollen Augen, die geschwungenen, weichen Lippen, die schlanke Gestalt seines Geliebten.
 

Das Lächeln, welches gütig und warm auf den blassen Lippen lag, das galt nur ihm. Niemals hatte sein Gegenüber einen anderen angesehen… Niemals, das wusste Kyo… Und er schämte sich für jede verdammte Nacht… Jede einzelne Minute, in der er blind gewesen war und andere an ihn heran gelassen hatte. Wie konnte er diesen Mann auch nur einige Sekunden vergessen?!
 

Seine Hand fand den Weg von selbst, mit den Fingerspitzen streichelte er die lächelnden Lippen so sachte, als würde er einen Schmetterling streicheln… Für einige Sekunden schloss er die Augen, spürte, wie sich sein Freund bewegte und ihn zart küsste. Ein verbotener Kuss am Ende eines Lebens… Manchmal musste man Sünde begehen, schoss es Kyo durch den Kopf. Sonst hatte man keine Freude an der Tugend mehr… Dieser Satz… Von wem hatte er ihn gehört? Doch das war nun ganz egal, denn die weichen, kühlen Lippen, die ihn hier einnahmen, die wärmer und fordernder wurden, waren präsenter als ein alter toter Dichter oder Philosoph.
 

Ihm wurde so warm um sein Herz und er spürte, dass seine geschundene Seele nun nach der unmenschlich langen Zeit endlich zu Hause war. Der Blonde seufzte leise, als sein Gegenüber den Kuss sanft aber bestimmt abbrach. Zu Kyos Erstaunen ging es seinem Freund genau so wie ihm, auch er keuchte leise, wollte mehr.
 

Doch es war keine Zeit, das hier musste zu Ende gebracht werden. Kyo packte eine Flasche Absinth aus und goss es in zwei Gläser ein.
 

„Auf dich und mich, mein geliebter Bruder!“

„Auf dich und mich“ wisperte ihm Kiyoshi entgegen.
 

Bevor er aber die Lippen an das Glas setzte, betrachtete er seinen Bruder noch einmal, ob er im nächsten Leben genauso aussah? Würde er ihn überhaupt erkennen? So als hätte sein Gegenüber erkannt, welche Zweifel Kyo hegte, meinte er leise, sodass der Wind die Worte beinahe fort getragen hätte:
 

„Hab keine Angst vor dem Sterben. Ich werde bei dir sein…“
 

Nickend trank er das Glas leer, der starke Kräuterschnaps liess ihn husten, doch dann zog er einen weiteren Gegenstand aus seiner Tasche. Ein silbernes, scharfes Messer, eigens für diesen Zweck angefertigt… Schon seit Tagen hatten sie über diese Stunde gesprochen. Kyo würde erst eine Hürde überspringen müssen, wenn er sterben wollte. Er musste seinem eigenen Bruder die Pulsadern durchtrennen. Diesem Mann, den er mehr als sein Leben liebte, der ihm vertrauensvoll die Hände entgegenstreckte. Doch er wusste, dass er es tun musste, beide hatten den Wunsch und dieser sollte sich einmal im Leben erfüllen, nicht wie all die anderen Träume und Wünsche der beiden.
 

Es waren nur vier kurze tiefe Schnitte. Danach lagen die identischen Brüder sich zugewandt da. Beide waren am Rande ihrer Kräfte. Kyo konnte nur eines, den wunderschönen Mann betrachten, der seines Erachtens kein bisschen was von ihm hatte. Er selbst war hässlich, klein und dumm… Doch Kiyoshi war so strahlend, so schön und das Beste an ihm war die unendliche Güte, die Liebe, die er nur für ihn besaß.
 

„Bis bald…“, wisperte er noch, ehe die Welt um ihn herum schwarz wurde.
 

***************************************************************************
 

Aufgebracht lief Kaoru dem Arzt hinterher, er war verletzt und wütend, dass dieser ihm nichts über den Zustand von Kyo sagen wollte. Schließlich war er sein Partner!
 

„Kann ich ihn wenigstens sehen!“, presste er mühsam hervor.

„Das wird mein Kollege entscheiden, wie ich Ihnen schon sagte, ich bin nicht der behandelnde Arzt.“
 

Sie gingen durch einen langen Gang, der den Leader beinahe wahnsinnig machte mit seinem langweiligen, monotonen Weiß.

Hier würde Kyo nur noch kranker werden, dachte er sich und folgte dem weißen Kittel durch eine Türe, die gesichert war. Was sollte das? Doch nun erkannte es auch Rou, sie waren auf der psychiaterischen Station.
 

„Warten Sie hier, ich werde meinen Kollegen holen.“
 

Nun hieß es warten, doch zu seinem Erstaunen liess man ihn nicht lange warten. Sogleich kam ein junger Arzt, der ihn weiter in die Station hinein führte.
 

„Zu aller erst ist er außer Lebensgefahr“, meinte er leise und führte ihn auf einen ruhigen Gang. „Doch es steht trotzdem ernst um ihn. Lange war ich ratlos, er schrie immer wieder nach einem gewissen Kiyoshi.“

„Hmm, das sagt mir nichts… Kyo sprach sehr wenig über seine Vergangenheit und wenn es ein Freund von heute ist, kenne ich ihn nicht“, meinte Rou , doch er war nicht erleichtert über die Worte des Doktors.

„Nun, wie sich herausstellte, war das der Name seines Zwillings.“

„Er hat einen Zwillingsbruder?!“, fragte Kaoru überrascht nach.

„Er hatte. Bei einem tragischen Unfall, im Alter von sieben Jahren, kam Kiyoshi um sein Leben. Kyo konnte das aber nicht verarbeiten, für ihn lebte sein Bruder nach wie vor. Für ihn wuchs er mit ihm auf. Er spaltete sich sozusagen in zwei Hälften. In seine und in die seines Bruders.“

„Aber…“

„Das ist nichts Aussergewöhnliches, auch nicht, dass Kyo nun eine starke Zuneigung zu seinem Bruder fühlt. Eine, die über Bruderliebe hinausgeht. Doch niemals würde das etwas werden, nicht wahr? Auch wenn für Kyo sein Bruder durchaus Real ist, sieht ihn niemand. Das bügelt sein Verstand immer wieder aus, es kann ein Zufall gewesen sein, dass die Mutter nicht auf seinen Bruder reagierte, oder dass zum Beispiel Sie ihn niemals kennen gelernt haben.“

„Und…was passiert nun?“

„Nun…müssen wir ihm zeigen, was die Realität ist. Mit Hilfe gewisser Medikamente werden wir das auch hinbekommen. Sie werden sehen, Kyo wird sich nicht sehr verändern dadurch. Gewiss muss er erst über den Verlust seines Bruders hinwegkommen… Doch jede Trauer heilt mit der Zeit.“
 

Noch lange Zeit stand der Leader der Band an der Türe von Kyo, beobachtete ihn. Die Worte des Doktors konnte er nur schwer begreifen. All die Jahre war sein Kyo, sein ein und alles irgendwie zwei Personen gewesen? Wie konnte er das nicht bemerken? Nun saß er hilflos und alleine in dem viel zu großen Bett, umgeben von einem nüchternen Zimmer, ohne einen Farbklecks… Es war so traurig… Doch Kaoru wusste nicht, was er tun sollte, was sollte er ihm sagen? Er entschied sich für etwas, was einem Kind am meisten gab… Und Kyo war im Moment nichts anderes als ein grosses, verletztes Kind. Er trat leise ein, ohne ein Wort umarmte er den zarten Körper. Schenkte ihm Wärme und Geborgenheit…und wischte ihm die Tränen von den Wangen, die kurz darauf anfingen zu fließen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ScarsLikeVelvet
2014-08-19T20:32:02+00:00 19.08.2014 22:32
*hinsetz* krass
Von:  Armaterasu
2008-03-10T16:41:07+00:00 10.03.2008 17:41
wow... ich bin sprachlos... klasse geschichte... ist dir echt gelungen... klasse schreibstil... klasse idee... wow...
Von:  Tatsu-addict
2008-02-11T16:42:22+00:00 11.02.2008 17:42
ich hab es dann doch gelesen. ^^
und ich muss gestehen, auch wenn es um kyo ging, habe ich sehr mitgefühlt.
die gefühle, die du beschrieben hast haben so real gewirkt, dass man einfach nur leiden kann, wenn man das liest.
man kann in deinen geschichten immer abtauchen und den rest der welt vergessen. (und das sage ich, wo du meine meinung zu diru kennst)
es ist wieder eine tolle und einzigartige geschichte von dir.

Von: abgemeldet
2008-02-11T10:33:57+00:00 11.02.2008 11:33
Also, wo soll ich beginnen...
Zuerst; Hab ich es dir nicht gesagt, deine One shoots sind die besten Geschichten!
Schon seltsam, als du mir den Beginn der Geschichte geschickt hast wusste ich nicht genau um wen es geht, und trotzdem hab ich gleich an Kyo gedacht.
Diese verzweifelten Gedanken... Es passt einfach irgendwie...
Und ich wollte ja unbedingt dass alles doch noch gut kommt, danke dafür...
Wie ich dir auch schon gesagt hatte, ist das wieder mal so eine "Trigger-Story" wie ich jeweils sage... Ich musste losheulen wie ein Schlosshund... Nun gut, ich hab natürlich auch ausgerechnet das inofizielle Lied zur Story gehört.. ;-)
Wundert mich gar nicht dass du bei dem Lied auf die Geschichte gekommen bist, und ich wiederum beim lesen das Lied hörte...

Aber du weisst, wenn mich eine geschichte so zum heulen bringt, ist sie gut.

Und hier auch nochmals schriftlich; Der Teil wie Ru reagiert ist einfach nur wunderschön. Das ist der richtige Freund, der hat verstanden wie es geht. Einfach in dem Moment nichts sagen, nur Liebe geben, mit einer Umarmung zeigen dass er da ist... *seufzg* so schön...
Von: abgemeldet
2008-02-10T18:40:38+00:00 10.02.2008 19:40
Ich freu mich , dass du die Geschichte gepostest hast - sie ist dir nämlich absolut gelungen.
Am Anfang war ich noch ziemlich verwirrt über das Ganze. Kyo einen Bruder? Und dann in so einer Situation? Aber du hast es ja aufgeklärt und so ist die Geschichte, wenn auch sehr traurig, richtig bezaubernd geworden.
Ich weiß nicht genau woran es liegt, aber die Geschichte strahlt einfach etwas Besonderes aus.
Wirklich einzigartig...


Zurück