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Crashed the Wedding

Kou²?
von

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Wieder geplatzt!

Der Platz vor der Kirche war menschenleer. Nicht sonderlich überraschend wenn man bedachte, dass es in Strömen regnete. Eine einzelne Gestalt kam über den Platz geschlendert. Sie schien es trotz des Regens nicht eilig zu haben. Vor der Tür blieb sie stehen.
 

Eine weitere Person kam – lautstark über den Regen schimpfend – über den Platz gerannt und wäre fast in die andere Person hinein gelaufen bei dem Versuch, ebenfalls unter dem schmalen Vordach der Kirche Schutz vor dem Regen zu finden.
 

“Entschuldigung!”, keuchte sie. “ich hab nicht...Kouji!” Die andere Person hatte sich umgedreht. “Mensch, du bist ja doch gekommen.”
 

“Hi, Takuya!”, erwiderte Kouji. Er sah besser aus, als bei ihrem letzten Zusammentreffen, stellte Takuya fest. Er war immer noch ziemlich blaß, aber die Ringe unter seinen Augen waren verschwunden und es schien Takuya, als habe er auch wieder ein bisschen an Gewicht zugelegt. Zumindest hatte er nicht weiter abgenommen. Was seine Augen betraf, war sich Takuya nicht sicher, ob man da eine Verbesserung feststellen konnte. Sie waren nicht mehr so erschreckend leer, aber der tiefe Schmerz, der jetzt darin zu sehen war, war nicht viel besser.
 

“Du hast dich also doch noch dazu durchgerungen, mit ihm zu reden. Sehr vernünftig.”
 

“Ich muss dich enttäuschen, Takuya. Ich bin nicht hier, um mit ihm zu reden, sondern um endlich mit ihm abschließen zu können.”
 

“Abschließen? Wie meinst du das?”
 

“Was hältst du davon, wenn ich dir das drinnen erkläre? Es regnet doch ziemlich stark und im Gegensatz zu mir hast DU keine Wasser abweisende Jacke an.”
 

Takuya nickte und beide betraten die Kirche.
 

Kouji zog sich die Kapuze vom Kopf und Takuya sah, dass er die Haare jetzt wieder zusammen gebunden trug. Sie waren etwas kürzer als bei ihrer letzten Begegnung und glänzten matt in der schummrigen Beleuchtung der Kirche.
 

Kouji folgte Takuyas Blick und runzelte leicht die Stirn. Takuya hatte das Gefühl, eine Erklärung abgeben zu müssen.
 

“Du siehst gut aus”, sagte er. “Irgendwie...gesünder als bei unserm letzten Treffen.”
 

Kouji nickte. “Ja! Weißt du, ich...mir ist damals etwas klar geworden, Und zwar, dass ich dringend anfangen sollte, mein Leben weiter zu leben. Ich hatte mich Monate lang einfach nur verkrochen und dann, nachdem ich mit dir gesprochen hatte, stand ich auf der Straße und dachte nur: so geht das nicht weiter. Also hab ich mich wenigstens halbwegs so zurecht gemacht, dass man mich wieder unter die Leute lassen konnte. Dann bin ich nach London gefahren und hab mir dort ‘ne Wohnung gemietet. Und im Augenblick probe ich am Londoner Theater für meine Rolle in ‘der Widerspenstigen Zähmung‘ von Shakespeare, was ich dann in der gesamten Wintersaison spielen werde. Danach sehe ich weiter. Die Theaterleitung hat schon Interesse daran angemeldet, mich zu einem festen Angestellten zu machen und nicht nur zu einem Saisonarbeiter, aber ich weiß noch nicht."
 

“Das ist gut!” Takuya war regelrecht begeistert. Anscheinend war Kouji endlich aus seiner absoluten Teilnahmslosigkeit erwacht. “Und was meinst du jetzt damit, dass du mit Kouichi abschließen willst?”
 

“Pass auf, Takuya, das ist jetzt kompliziert, weil das eigentlich eine Erklärung erfordern würde, die ich dir nicht geben kann. Nur so viel: Dieser Streit mit Kouichi stört doch noch erheblich das neue Leben, das ich mir aufbauen möchte. Einfach, weil ich...” Kouji verzog gequält das Gesicht, “noch nicht drüber weg bin. Und ich habe die Hoffnung, dass ich, wenn ich jetzt sehe, wie er Sayuri heiratet, endlich innerlich damit abschließen kann, verstehst du?”
 

“Ehrlich gesagt, nein”, erwiderte der. “Aber das ist ja auch egal.”
 

Kouji wollte gerade etwas darauf erwidern, als jemand hinter ihm seinen Namen rief. Erschrocken drehte er sich um.
 

Seine Mutter stürmte auf ihn zu. “Kouji!”, rief sie wieder, als sie ihn erreicht hatte. “Ich wusste gar nicht, dass du kommst. Kouichi hat das überhaupt nicht erwähnt.”
 

Das wunderte Kouji wiederum nicht im Geringsten, aber er würde sich hüten, seiner Mutter das zu sagen.
 

“Wahrscheinlich hat er es in all der Aufregung total vergessen”, mischte sich Takuya von der Seite ein, der auch ganz genau wusste, dass das absolut nicht der Wahrheit entsprach.
 

“Ja, wahrscheinlich!”, stimmte sie zu. “Entschuldigt mich, ich muss schon wieder los, als Mutter des Bräutigams hat man auf so einer Hochzeit echt viel zu tun. Aber wir sehen uns bestimmt später noch mal.” Schon war sie wieder verschwunden.
 

“Wir sollten uns vielleicht langsam hinsetzen”, schlug Takuya vor. “Es geht gleich los.”
 

Kouji schüttelte den Kopf. “Setz du dich hin, Takuya, ich bleibe lieber hier stehen.”
 

“Okay, wenn du meinst”, sagte Takuya zögernd. “Sehe ich dich nachher noch?”
 

“Du meinst auf dem Empfang?” Kouji lächelte schwach. “Nein! Ich werde gleich nach der Trauung abreisen. Aber du kannst mich irgendwann mal in London besuchen, wenn du möchtest. Ich gebe dir meine Adresse.”
 

“Okay! Ich werde auf dein Angebot zurückkommen.” Takuya lächelte. “Sag mal”, fragte er, während Kouji seine Adresse auf ein Stückchen Papier schrieb, “warum hast du mich eigentlich letzten Monat besucht?”
 

“Ehrliche Antwort?”, fragte Kouji. “Keine Ahnung!” Er drückte Takuya den Zettel in die Hand. “Mach’s gut, Takuya!”
 

“Mach’s gut, Kouji!”
 

~~~~~~
 

“Ah, hier bist du!” Kouichis Mutter trat lächelnd hinter ihn [1].
 

Kouichi – bereits im Smoking – drehte sich zu ihr um und lächelte sie leicht nervös an.
 

“Kaum zu glauben, dass du heute heiraten wirst”, meinte Kouichis Mutter etwas wehmütig. “Mir kommt es vor, als hätte ich dich erst gestern noch gewickelt.”
 

“Na, na, na, übertreib mal nicht.” Kouichi lachte leise. “Gott, bin ich nervös.”
 

“Ja, das merkt man”, erwiderte seine Mutter belustigt. “Wenn du schon vergisst, mir zu erzählen, dass dein Bruder zur Hochzeit kommen wird.”
 

Kouichi versteifte sich abrupt. “Was?”, fragte er.
 

“Kouichi, was ist denn los?”
 

“Entschuldige, Mutter, sagtest du gerade, Kouji würde hierher kommen?”
 

“Er wird nicht nur kommen, Liebling, er ist schon da. Ich hab ihn gerade eben in der Kirche gesehen, zusammen mit Takuya.” Seine Mutter schaute Kouichi bestürzt an. “Wusstest du das nicht? Oh, ich hoffe, ich habe Kouji nicht die Überraschung verdorben, denn das sollte es dann doch sicher werden, wenn du auch nichts davon wusstest.”
 

“Überraschung, ja!” Was zum Teufel wollte Kouji denn hier? Kouichi hatte eigentlich gedacht, er wäre so scharf drauf, das nicht erleben zu müssen. Wehe ihm, wenn er vorhaben sollte, irgendwelchen Mist zu bauen, um die Hochzeit doch noch zu verhindern. Dann würde Kouichi ihn eigenhändig umbringen.
 

~~~~~
 

Als Kouichi die Kirche betrat und sich am Altar hinstellte, ließ er den Blick scheinbar ziellos über die Anwesenden schweifen, aber Kouji hatte sofort das sichere Gefühl, dass er etwas suchte. Und dass er selbst dieses etwas war.
 

Kouichis Blick fand ihn in genau dem Moment, in dem Sayuri am Arm ihres Vaters den Gang hinunter zu schreiten begann. Kouichi bemerkte das erst, als die Musik von der Orgel einsetzte, was zwar nicht viel später war, aber doch immerhin genug Zeit für Sayuri, um sich gut zwei Meter nach vorne zu bewegen. Sein Blick streifte sie nur kurz, dann suchte er wieder nach Kouji. Den allerdings konnte er jetzt nicht mehr sehen, da alle Anwesenden zur Begrüßung der Braut aufgestanden waren und ihm so die Sicht versperrten. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, drehte den Kopf nach links, nach rechts...ah, jetzt hatte er ihn wieder im Blick. Er kriegte nicht mit, wie Sayuri mittlerweile leicht ungehalten und die Gäste leicht verwirrt schauten. War ja auch ungewöhnlich, dass der Bräutigam die Braut keines Blickes würdigte, sondern sich stattdessen den Hals verrenkte, um irgendjemanden unter den Gästen ausfindig zu machen.
 

Kouichi starrte nur wie hypnotisiert in Koujis Augen. Er merkte noch nicht einmal, wie seine Wut bei diesem Anblick wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel. Er war gefesselt von der ungeheuren Trauer und dem Schmerz in Koujis Blick.
 

Er kam erst wieder zu sich, als er ein schmerzhaftes Stechen an seinem Arm spürte. Sayuri, die mittlerweile bei ihm angekommen war, hatte ihn gekniffen, um seine Aufmerksamkeit endlich wieder auf sie zu lenken. Hastig hielt er ihr den Arm hin und sie hakte sich bei ihm ein, bevor sie sich dann beide umdrehten und die letzten zwei, drei Schritte auf den Pfarrer zugingen.
 

“Liebe Gemeinde”, begann der, aber Kouichi hörte gar nicht richtig zu.
 

~~~~~
 

Kouji stand wie auf glühenden Kohlen. Er hatte geglaubt, das ertragen zu können, aber jetzt war er sich da nicht mehr so sicher. Im Gegenteil, er hatte eher das Gefühl, mit absoluter Sicherheit durchzudrehen, wenn er nicht bald hier raus käme. Das war doch alles mehr, als er ertragen konnte. Der Schutzwall, den er im letzten Monat halbwegs um sich herum aufgebaut hatte und der den Schmerz wenigstens etwas milderte, drohte, in sich zusammen zu brechen. Er musste hier raus!
 

~~~~~
 

Kouichi stieß einen leisen Seufzer der Erleichterung aus, als der Pfarrer endlich mit Schwafeln fertig war und sie sich wieder umdrehen konnten. Wenn auch nur halb, aber jetzt, wo er wieder seitlich zu den Gästen stand, konnte er endlich wieder nach Kouji sehen.
 

“Und so frage ich dich, Sayuri”, tönte die Stimme des Pfarrers, “willst du den hier anwesenden Kouichi zu deinem dir rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen, ihn lieben und ehren in guten wie in schlechten Tagen, bis dass der Tod euch scheidet, so antworte: ja!”
 

Wo war Kouji? Er stand nicht mehr an seinem Platz an der Wand.
 

“Ja!”
 

Jetzt entdeckte Kouichi ihn. Er bewegte sich rasch auf den Ausgang zu. Kouichi schauderte. Ihm fiel erst jetzt auf, wie mager Kouji geworden war. War das etwa seine Schuld?
 

“Und ich frage dich, Kouichi, willst du die hier anwesende Sayuri zu deiner dir rechtmäßig angetrauten Ehefrau nehmen, sie lieben und ehren in guten wie in schlechten Tagen, bis dass der Tod euch scheidet, so antworte: ja!”
 

Die Tür fiel hinter Kouji ins Schloß. Kouichi stand wie zur Statue erstarrt. Er spürte einen dumpfen Schmerz, der von seinem Herz ausging.
 

“Kouichi? Kouichi?!?”
 

“Äh, was?” Kouichi merkte, dass alle ihn anstarrten.
 

“Willst du die hier anwesende Sayuri zu deiner dir rechtmäßig angetrauten Ehefrau nehmen, sie lieben und ehren in guten wie in schlechten Tagen, bis dass der Tod euch scheidet?”, wiederholte der Pfarrer.
 

Kouichi starrte ihn an, als sehe er ein Gespenst. Er öffnete dem Mund, um etwas zu sagen, schloß ihn wieder, öffnete ihn erneut und brachte keinen Ton heraus.
 

“Ich...ich kann nicht”, flüsterte er schließlich krächzend. War das wirklich seine Stimme, die da aus seinem Mund kam? “Es tut mir leid!” Mit diesen Worten drehte er sich um und rannte den Gang hinunter auf die Tür zu. Draußen blieb er schwer atmend stehen und sah sich um. Von Kouji war weit und breit nichts mehr zu sehen.
 

~~~~~
 

[1] Zur Information: Kouichi befindet sich nicht in der Kirche, sondern im nebenan liegenden Gemeindesaal.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MissSilverspoon
2008-02-26T06:07:07+00:00 26.02.2008 07:07
Oh je oO
Na, wenn das mal nichts war xD
Einfach rauszurennen...
xD
Aber ich find's toll, dass Kouji nach London fliegt und dort arbeiten will^^
Go, KOuji, go!
XD
BTW: Klasse Kapitel, und zwar alle ^o^

Salút!
X-Sroboda


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