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Gitarrenspiel mit hide

von

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Gitarrenspiel mit hide
 


 

Man sagt, X Japan wäre ohne hide nicht wirklich X Japan. Natürlich ist es ohne ihn etwas anderes als mit ihm.
 

Doch manchmal fragst du dich, was der Begriff "ohne" eigentlich heißen soll.
 

Für dich war hide schon immer anwesend und ist es noch heute.
 

Sobald du auf deiner Gitarre spielst, spielt hide mit. Das geht dir seit deiner Kindheit so. Schon seit damals, als du angefangen hast, Gitarre zu spielen. Natürlich kanntest du hide zu der Zeit noch nicht.

Aber du hattest schon immer das Gefühl, du würdest nicht alleine sein, sobald deine Finger die Saiten berührten. Und deshalb hast du zu jener Zeit auch so gerne Gitarre gespielt. Weil es dir das Gefühl gab, es wäre jemand bei dir, was vielleicht auch so war.
 

Und dann hast du dich schließlich X angeschlossen und bist hide zum ersten Mal in deinem Leben begegnet. Du fandest ihn gleich sympathisch. Dir gefiel seine Art. Er erinnerte dich an einen Flummi. Bunt und quicklebendig. Und er konnte Gitarre spielen.
 

Vor der ersten gemeinsamen Probe spielte er gedankenverloren auf seiner Gitarre. Und du hast ihn bewundert - auch wenn du ebenso gut spielen konntest. Du starrtest auf seine Finger, die sich flink über die Saiten bewegten.
 

Als er deinen Blick bemerkte, forderte er dich auf, mit ihm zusammen zu spielen. Unsicher schautest du dich um, weil du dachtest, es würde die anderen vielleicht nerven.
 

Doch Taiji hatte gerade eine seiner Basssaiten zerrissen und war folglich damit beschäftigt, eine neue aufzuziehen, Yoshiki rannte wie wild umher und suchte irgendwelche Noten, und Toshi versuchte, sich in all dem Chaos ein wenig einzusingen. Es würde sie nicht stören, wenn hide und du schon mal mit der Probe anfingen.
 

Du wandtest deinen Blick wieder zu ihm. Er sah dich noch immer fragend aus seinen dunklen Augen an, also nicktest du einverstanden. Deine Gitarre lag schon die ganze Zeit auf deinem Schoß - du hattest sie rausgeholt, gestimmt und auf den Beginn der Probe gewartet.
 

Nach kurzer Absprache hattet ihr - hide und du - euch auf ein Lied geeinigt. Gemeinsam begannt ihr zu spielen.
 

Taiji ließ seinen Bass für einen Moment Bass sein und hörte euch verwundert zu, Toshi hielt in seinen Gesangsübungen inne und selbst Yoshiki verschob seine Notensuche auf später.
 

hides und dein Blick trafen sich. Du konntest Verwunderung in seinen Augen lesen. Es war, als spiegelten seine Augen deine Gedanken wider.
 

Eure Gitarren klangen als wären sie zu einer verschmolzen. Und das wirklich Verwunderliche war, dass du dich plötzlich komplett fühltest. All die Jahre hattest du dich gefühlt, als wäre dir jemand nahe, wenn du Gitarre spieltest - und nun wusstest du, wer das war. Dieser Moment war die ultimative Verbindung.
 

Du fühltest eine unglaubliche Wärme und Geborgenheit in dir aufsteigen. Und hätte man dich nachher gefragt, wie viel Zeit vergangen war, so hättest du darauf keine Antwort gewusst.

Du fühltest dich schwerelos. Und zeitlos. All die Sorgen, die dich den ganzen Tag über geplagt hatten, waren plötzlich verschwunden. Es war, als wärest du neu geboren worden. Ohne Gedanken. Ohne Erinnerungen. Ohne Zeitgefühl.
 

Euer Gitarrenspiel endete und einige Zeit war es still im Raum. Selbst wenn du deine Lippen zu einigen Worten hättest bewegen können, so wüsstest du nicht, was du in diesem Augenblick sagen solltest.
 

Taiji, Toshi und Yoshiki schauten euch noch immer an, bis Taiji einen unqualifizierten Kommentar à la du hättest ja gar nicht mitgespielt von sich gab. Er stieß ein Lachen aus und auch Yoshiki und Toshi fielen in sein Lachen ein. Offenbar waren sie ebenso überzeugt von dieser These wie Taiji gar selbst.
 

Während sie sich wieder ihren Beschäftigungen widmeten, schautet ihr, hide und du, euch noch immer an. Du wusstest, dass Taiji Unrecht hatte. Und auch hide wusste das. In dem Moment warst du dir sicher, dass es sich ebenso fühlte, wie du - verwirrt, erstaunt, beeindruckt, vollkommen. Und euch beiden war klar, dass es etwas besonderes zwischen euch gab.
 

Später bemerkten die anderen natürlich auch, dass sie mit ihrer Vermutung falsch lagen. Denn sobald hide und du eure Gitarren zum Klingen brachtet, war es so, als würde nur ein einziger spielen.
 

Ihr beide wusstet keine Erklärung für diese Tatsache, aber sie faszinierte euch jedes Mal aufs Neue. Selbst wenn du dich verspieltest, warst es nie du alleine - denn auch hide traf den falschen Ton.
 

Als euch dieses Phänomen zum ersten Mal auffiel, befandet ihr euch mit Yoshiki, Toshi und Taiji im Proberaum und spieltet garantiert schon seit mehr als zwei Stunden.
 

Bei einem Lied hattest du dich ganz offensichtlich verspielt - du wusstest, dass du es warst und es war dir so peinlich, weil der Ton, den du aus Versehen getroffen hattest, wirklich besonders schräg klang -, doch kaum war der letzte Ton gespielt, als hide auch schon aufsprang und sich selbst zu dem Fehler bekannte.
 

Du schautest ihn blinzelnd an und warst im ersten Moment echt gewillt, zu glauben, dass er sich an eben der Stelle verspielt hatte wie du, doch dann kamst du zu dem Schluß, dass das unmöglich war.
 

Deine nächste Vermutung war, dass hide sich gar nicht verspielt hatte, sondern dich nur vor den anderen decken wollte.
 

Also widersprachst du ihm und sagtest, dass du dich verspielt hattest. hide schüttelte ungläubig den Kopf, fragte dich noch, ob du ihn verarschen wolltest, und erklärte dann, dass er das aber ganz sicher war.
 

Stirnrunzelnd sahst du ihn an. Du hattest ein eigenartiges Gefühl in der Magengegend. Konnte es wirklich sein, dass ihr beide zur gleichen Zeit den entsprechenden falschen Ton getroffen hattet? Es gab keine andere Erklärung.
 

Und all die Jahre, die vergingen, kamen dir vor, wie nur wenige Minuten, denn du genossest jeden Augenblick davon.
 

Du liebtest die Zeit, die du mit hide und den anderen auf der Bühne verbrachtest und wenn es nach dir gegangen wäre, hätte dieser Teil deines Lebens niemals enden müssen. hide und du spieltet in beeindruckender Simultaneität.
 


 

Doch nach dem 2.Mai war es einfach nicht mehr dasselbe. Nach hides Tod konntest du deine Gitarre nicht mehr berühren. All die Jahre vorher hattest du es geliebt, Gitarre zu spielen. Doch nun konntest du dich selbst nicht mehr dazu bewegen, die Saiten auch nur anzufassen.
 

Es gab Tage, an denen du in deinem Wohnzimmer saßest, die Gitarre auf dem Schoß. Aber kein einziger Laut erklang. Du konntest nur ungläubig den Kopf schütteln und das Instrument wieder beiseite legen.
 

Schließlich brach ein Tag an, an dem du gedankenverloren in einem Sessel saßest. Und plötzlich sehntest du dich nach deiner Gitarre. Du wusstest nicht, warum du sie auf einmal wieder anfassen wolltest. In dem Moment interessierte dich das nicht.
 

Wenig später lag die Gitarre auf deinem Schoß und deine Finger strichen langsam über die Saiten. Unwillkürlich musstest du lächeln. Du mochtest den Klang. Genaugenommen hattest du das Geräusch richtig vermisst. Und nun fühltest du dich auch ein klein wenig geborgener als vorher.
 

Die Zeit schien in unglaubliche Ferne gerückt zu sein und dass du noch einen wichtigen Termin hattest, hattest du in diesem Augenblick vollkommen verdrängt. Alles, was zählte war die Musik, die du deiner Gitarre entlocktest.
 

Du spieltest eine langsame melancholische aber doch hoffnungsvolle Melodie. Es war, als wäre all die Zeit, die seit X Japans Auflösung vergangen war, mit einem Mal aufgehoben.
 

Kurz schlossest du deine Augen und wiegtest deinen Körper leicht vor und zurück. Die Melodie schien dich auszufüllen.
 

Und als du deine Augen wieder öffnetest, saß dir gegenüber ein Mann von vielleicht 33 Jahren. Sein pinkes Haar fiel ihm frech in die dunklen Augen, die dich schon die ganze Zeit über angesehen hatten. Er lächelte das schönste Lächeln, das du jemals gesehen hattest. Auf seinem Schoß lag eine Gitarre. Seine flinken Finger bewegten sich sanft über die Saiten.
 

Einen Moment wundertest du dich über seinen amüsiert fragenden Blick. Dann fiel dir auf, dass du aus lauter Verwunderung aufgehört hattest, deine Finger über die Saiten deiner Gitarre zu bewegen.
 

hide hielt kurz in seinem Spiel inne, jedoch nur, um dir die Möglichkeit zu geben, ebenfalls wieder einzusetzen. Schließlich spieltet ihr gemeinsam. Ein Lied, das ich beide auswendig kanntet. Deiner Meinung nach klang es noch schöner als jemals zuvor.
 

Und als die Klänge deiner Gitarre sich perfekt über die von hides Gitarre legten und zu einer einzigen Melodie verschmolzen, fühltest du die altbekannte Wärme in dir aufsteigen. Raum und Zeit wurden bedeutungslos und verschwammen zu einer undurchsichtigen Masse. Dein Körper war erfüllt von Wärme und den unglaublich vielen Tönen, die sich überallhin verteilten...
 


 

Natürlich war hide damals nicht so körperlich anwesend, wie es dir vorkam. Aber du warst dir sicher, dass er irgendwie da war. Und seit dem Zeitpunkt hat er dich auch nie mehr wirklich verlassen.
 

Sobald du auf deiner Gitarre spielst, spielt hide unweigerlich mit. Du kannst jeden einzelnen Ton, der so perfekt mit deinem verschmilzt, regelrecht hören. Und du spürst, dass er da ist. Immer ein kleines Stückchen hinter dir. Aber niemals weit genug, dass du ihn vergessen könntest. Und das willst du auch gar nicht.
 

Denn für dich bedeutet hide Wärme und Geborgenheit. Er bringt dich dazu, dass du dich wohl fühlst - alleine in deiner Wohnung, bei Bandproben mit deinen Freunden, auf der Bühne vor einem riesigen Publikum aus unendlich vielen kreischenden Fans.
 


 

"Ohne hide" gibt es für dich nicht. Denn hide ist immer bei dir.
 


 


 


 

~FIN~



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ananko-chan
2009-11-01T15:01:29+00:00 01.11.2009 16:01
Ich weiß nicht genau, wie ich deine Geschichte beschreiben soll.
Irgendwie ist sei nicht traurig, obwohl sie es vielleicht sein könnte/sollte. In dem Text klingt so viel Hoffnung mit. Dieses Gefühl/ die Gewissheit: "Wenn ich Gitarre spiele spielt hide mit" Wirkt keines Falles aus der Luft gegriffen, sondern einfach als wäre sie direkt dem Leben entsprungen. Im Gegensatz zu anderen Geschichten mit ähnliccher Thematik wirkt sie "leicht", so als hätte sie Flügel. Irgendwie vermittelt sie eine innerliche Zufriedenheit. Ein ganz warmes Gefühl. So genau kann ich es nicht beschreiben.
Die Verbindung die du beschreibst wirkt tief und selbstverständlich, gerade so als wäre da ein unsichtbares Band, das verbindet.
Dein Schreibstil unterstreicht das alles nochmal und macht das hier zu einem kleinen Juwel.
Hut ab. Mich hat dein Text wirklich zu tiefst beeindruckt.
^^
Ananko-chan
Von:  -Kage-
2008-07-18T18:20:41+00:00 18.07.2008 20:20
Pataaaaaaaaaaaaa ;-;
*pata knuddel*
Mein Armer Fusselkopf T~T

Ich liebe die zwei zusammen ._.
Das ist so Traurig ;-;

Es ist wirklich schön geschrieben, habe auch eine Fanfic geschrieben :3
Naja...sie ist noch im Aufbau xD
Schön weiter schreiben, lese deine Fanfics so gerne...

*Sich ganz viel hide und Pata wünscht*
*-*

Von:  hideplueschtier
2008-05-26T19:33:00+00:00 26.05.2008 21:33
Ich dachte beinahe schon es gäbe keine guten hide fanfics mehr. Vielen Dank dafür, dass du mich mit dieser ff eines besseren belehrt hast! Ich bin wirklich beindruckt, da diese ff wirklich sehr schön, berührend, traurig und dennoch Hoffnung gebend ist.
Erst einmal ist die Perspektive, aus der du schreibst, interessant, da sie gewissermaßen Distanz hält, aber trotzdem sehr nahe an den beschriebenen und angeredeten Personen ist.
Obwohl die Geschichte sehr kurz ist, schaffst du es, eine Atmosphäre aufzubauen, die verwundert. Der Leser spürt und fühlt die ganze Zeit mit Pata, erlebt die Verwunderung, die er empfindet, als er mit hide völlig synchron spielen kann, den Verlust nach hides Tod und die Hoffnung, als er durch die Gedanken an ihn wieder Gitarre spielen kann.
Besonders die letzten zwei Sätze gefallen mir...
Ich kann mich green_psyche nur anschließen, eine bewegende ff, von der es mich freut, dass ich sie lesen konnte.
Weiter so!
Von:  RedSky
2008-02-01T00:31:38+00:00 01.02.2008 01:31
Ich sitz hier gerade heulend und überlege, wie ich das, was ich schreiben will, verständlich formulieren kann.

Dieser Text hat mich wirklich tief bewegt. Weil er mich auch an etwas erinnert hat.
Es ist einfach unglaublich, was für eine, ja fast schon "Selbstverständlichkeit" du in die Gschichte miteinbaust. Der Blickwinkel aus dem du erzählst ist sehr beeindruckend. Die Art, wie du die Verbundenheit der Beiden beschrieben hast, ist mehr als rührend.
Ich kann wirklich nur schwer wieder geben was ich dabei empfinde.
Auf alle Fälle finde ich es schön, dass ich es lesen konnte.


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