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Mondzeiten

Eine Drachengeschichte
von

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Von Drachen und Menschen

Am nächsten Morgen wachte Seth wieder neben dem großen Schwarzen auf. Er fühlte sich seltsam verloren, das Wechselbad der Gefühle vom Vortag hatte er noch nicht verdaut. Jonos Wissbegierde in punkto menschlicher Paarung hatte ihm gewaltig zu schaffen gemacht. Doch genauso machte ihm zu schaffen, dass er nicht genügend Zeit hatte, sich für Jono zu interessieren, sie hatten doch so wenig Zeit miteinander.
 

Wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, wollte er ja eigentlich genau dasselbe wie Jono. Doch das Jono ein Mann war, machte es für ihn nicht einfach. Er fühlte genau, dass er ihn liebte, so liebte, dass er irgendwann auch mit ihm schlafen wollen würde, aber er hatte doch keine Ahnung über das WIE. Er war so froh, dass Jono am Abend schon schlief (wenn er wüsste…), als er endlich seiner eigenen Neugier, nein Sehnsucht, nachgeben konnte.
 

Jono roch so gut und jetzt dauerte es wieder 28Tage, bis er diesen betörenden Geruch wieder einatmen konnte. Traurig seufzte Seth auf.

>Was hast du?< fragte Jono besorgt. >Warum bist du so traurig?<

„Der Tag mit dir war viel zu kurz, und es dauert so furchtbar lang, bis du wieder ein Mensch bist.“, gab Seth traurig zur Antwort.

>Ich kann dich verstehen, nach Neumond ging es mir genauso.<

„Versteh mich nicht falsch, ich liebe dich von ganzem Herzen und will nie wieder fort von dir.“
 

>Das weiß ich doch. Du bist für mich auch etwas ganz besonderes, wenn du ein Drache bist, mein kleiner weißer Drache bist. Nur dann kannst du mir geben, wonach ich mich am meisten sehne. Und zu Vollmond, wenn ich ein Mensch bin, bin ich ebenso etwas ganz besonderes für dich, denke ich. Unsere Gefühle für einander verändern sich, wenn unser Körper sich verändert. Liebe ist eine Sache, Sehnsucht nach einem Partner eine andere und der Wunsch sich paaren zu wollen etwas ganz besonderes. Auch bei Drachen.<
 

„Wie ist das eigentlich bei Drachen?“, wollte Seth nach einiger Zeit wissen, als er sich immer noch ein wenig verloren fühlend an Jono schmiegte. „Ich meine mit der Liebe.“, fügte er leise hinzu.
 

>Drachenweibchen sind sehr wählerisch. Es ist nicht leicht, ein Drachenweibchen zu erobern und ihre Zustimmung zu erhalten, ist noch schwieriger. Ich hab mal gehört, da soll es über 50Jahre gedauert haben. Hat sie aber erst einmal ihre Zustimmung gegeben, dann geht sie einen lebenslangen Bund mit ihrem Partner ein. Und erst dann darf er sich mit ihr paaren.

Die Paarung selbst ist bei Drachen ein Ausdruck ihrer innigen Verbundenheit und nicht jede Paarung endet mit einer Eiablage, denn ein Drachenweibchen brütet in ihrem Leben nur 3-5 Eier aus.<
 

„Und wie sucht sich das Weibchen ihr Männchen aus?“

>Das kann ich dir auch nicht sagen, ich selbst hatte nie die Ehre. Aber Weibchen riechen unwahrscheinlich verführerisch, kann ich dir sagen.< Jonos Blick verklärte sich abwesend.

„Und was ist mit mir? Ich bin schließlich kein Weibchen.“, interessierte sich Seth.

>Das kann ich dir auch nicht sagen, aber als ich dich gefunden hatte, schien es mir, als ob ich mein ganzes Leben lang nur auf diesen Tag gewartet hätte, dass ich nur auf dich gewartet hätte.

Und deshalb wollte ich auch nicht mehr leben, als ich dich nicht mehr fand.< fügte Jono leise hinzu.
 

>Du bist kein Weibchen, Drachenmännchen suchen untereinander keinen Partner, wenn es nicht genügend Weibchen gibt. In einer Drachenkolonie ist die Anzahl von Weibchen und Männchen immer ausgeglichen. Fehlen Weibchen, dann gibt es solange weibliche Jungtiere, bis es wieder ausgeglichen ist. Umgedreht natürlich genauso.< fuhr Jono fort.

>Dein Duft jedoch ist für mich das süßeste und verheißungsvollste, das ich jemals gerochen habe, süßer als alle Weibchen, die ich je kennen lernte. Du bist für mich einfach der perfekte Gefährte. Warum das so ist, kann ich dir auch nicht sagen. Aber mein Herz, mein Verstand und mein Körper sagen mir, dass ich richtig liege.

Du bist seit jeher mein Gefährte, dessen bin ich mir absolut sicher, es kann nicht anders sein. Wieso sonst liebe ich dich so, auch wenn du ein Mensch bist und ich ein Drache? Liebe zwischen den Rassen ist nicht vorgesehen, nicht solche Liebe.<
 

„Ich versteh dich, ich liebe dich, obwohl du ein Drache bist, wie einen Menschen, mit dem ich mein Leben teilen möchte.“, gab Seth zu.

„Es ist schön, dass Drachen sich nur einen Partner suchen. Das ist gut für mich.“, freute sich Seth. „Menschen haben zwar oft auch nur einen Partner, doch manchmal trennen sie sich, oder nehmen es mit der Paarung nicht so genau. Viele Menschen paaren sich, auch wenn sie keinen Partner haben.“
 

>Dürfen sie das denn?< fragte Jono erstaunt.

„Na ja, es kommt ein wenig auf die Gemeinschaft an, zu der sie gehören. In einigen Gemeinschaften wird es geduldet, dass die jungen geschlechtsreifen Menschen sich austoben und Erfahrungen sammeln, bevor sie eine Partnerschaft eingehen und Verantwortung übernehmen. Es gibt aber auch Gemeinschaften, in denen das nicht so gern gesehen wird. Dort ist eine lebenslange Verbindung, wie bei den Drachen, das erklärte und erwünschte Ziel.“, erklärte ihm Seth.

>Was ist eine Gemeinschaft?< fragte Jono nach.

„Ein anderes Wort für Kolonie. Menschen nennen nur große Gruppen einiger Tiere eine Kolonie.“, bekam er von Seth als Antwort.
 

>Was hältst du eigentlich von Frühstück? Ich bekomm langsam Hunger.< wechselte Jono das Thema.

„Klingt gut“, stimmte Seth zu, „lass uns zum See fliegen.“

Jono fing für Seth einen Fisch und während Seth seinen Fisch zum braten vorbereitete, fraß er sich im See an Fischen satt. Anschließend sah er Seth dabei zu, wie er seinen gebratenen Fisch verspeiste. Es gefiel ihm einfach zu sehr, Seth dabei zuzusehen.
 

„Sag mal, du hattest erzählt, dass du verletzt warst, als ich in das Tal gekommen bin. Was war denn passiert?“, fragte Seth einige Zeit später.

>Manchmal fliege ich aus dem Tal heraus, um zu jagen. Ich bringe es einfach nicht übers Herz die Tiere in meinem Tal zu töten, deshalb jage ich außerhalb, wenn ich etwas anderes als Fisch fressen möchte. Da sah ich dann das Reh, dass zum trinken ans Wasser kam, übersah dabei aber die Jäger, die es ebenfalls auf das Reh abgesehen hatten. Ich drehte zu spät ab und wurde von drei Pfeilen getroffen. Zwei trafen den linken Flügel und einer in die rechte Flanke.< erzählte Jono.
 

„Und was hast du dann gemacht?“, wollte Seth wissen.

>Den Pfeil in meiner rechten Flanke zog ich mir noch in der Höhle heraus, bevor ich zusammen brach, die beiden anderen Pfeile erst am nächsten Tag. Da Vollmond war, steckte ein Pfeil in meiner linken Schulter und einer im linken Oberarm. Um die Blutung zu stillen machte ich mich dann auf die Suche nach Heilkräutern.<

„Woher wusstest du, welche Kräuter die richtigen sind?“, forschte Seth nach.

>Ich weiß nicht. Das Wissen um die Heilkräuter war einfach vorhanden.<
 

„Aber du hast keine Narben.“, wunderte sich Seth. Diese Verletzungen waren zu frisch, man müsste eigentlich noch Spuren davon sehen.

>Hast du denn Narben von irgendwelchen Verletzungen?< frage Jono Seth. Seth überlegte einen Augenblick.

„Nein.“, stellte er überrascht fest. Auch sein Körper trug keine Narben, obwohl er sich in seiner Kindheit ein paar Mal schlimm verletzt hatte.

„Ob das daran liegt, dass wir uns verwandeln?“, mutmaßte Seth.

>Ich glaube schon. Drachen haben sehr gute Selbstheilungskräfte, sie benötigen keine Heilkräuter zur Heilung, 2-3 Tage Ruhe reichen vollkommen aus und sie sind wieder in Ordnung, doch sie behalten Narben von ihren Verletzungen. Alte Drachen sind mit Narben übersät, aber meine Verletzungen heilten stets narbenfrei ab.<
 

Beide blieben lange Zeit still und ließen diese Informationen auf sich wirken, hatten sie bisher doch noch nie darüber nachgedacht. Sie kamen zu dem Schluss, dass sie bereits mit dieser Bestimmung sich zu verwandeln, wenn sie alt genug dazu sind, geboren wurden.

„Meine Mutter sagte zu mir immer, dass ich ein besonderes Glückskind bin, weil nie eine Narbe von meinen Verletzungen zurück blieb, und nichts dieses schöne Kind jemals entstellen könne.“, erinnerte sich auf einmal Seth mit einem Lächeln.
 

>Hast du Lust zu fliegen?< lockerte Jono die Stimmung zwischen ihnen nach einiger Zeit auf.

„Aber Ja!“, begeisterte sich Seth. Fliegen war einfach das Größte. Es war perfekt dafür geeignet wieder einen klaren Kopf zu bekommen und sich auf die Freude am Leben zurück zu besinnen. Außerdem festigte das gemeinsame Fliegen ihr Band des Vertrauens. Seth lernte sich nur mit den Beinen festzuhalten und kostete den Rausch des Windes voll aus. Und wieder spülte der Wind alle negativen Gefühle von ihnen beiden fort.
 

Sie landeten auf der kleinen Insel im See. Seth erforschte die Insel, während Jono sich am Strand ausruhte. Begeistert kam er wieder, er hatte ein Beet mit Walderdbeeren gefunden, und Seth liebte Erdbeeren. Jono konnte mit den Erdbeeren nichts anfangen, sie waren zu klein für ihn. Aber beim nächsten Vollmond würden sie wieder kommen und dann wollte er sie auch probieren, nahm er sich vor. So begeistert, wie Seth schien, mussten sie wirklich etwas ganz köstliches sein.
 

>Was machen Menschen, wenn es für sie zu weit zum Schwimmen ist?< fragte er Seth.

„Sie bauen sich ein Boot oder ein Floß um übers Wasser zu gelangen.“, gab Seth Auskunft.

>Kannst du so ein Boot oder Floß bauen?< wollte Jono wissen.

„Wenn ich das richtige Werkzeug habe, dann ja.“

>Hast du es denn nicht bei deinen Sachen?< fragte Jono erstaunt.

„Nein, ein Beil und einen Hammer habe ich nicht bei mir.“, antwortete ihm Seth.
 

Seth führte nur Werkzeug mit sich, dass er brauchte, um sich ein Lager zu bauen, oder Angel, Pfeil und Bogen herzustellen. Brauchte er etwas anderes, so erlegte er ein Wild oder angelte Fisch und bot diese im Tausch für die benötigten Dinge an.

Wenn gerade kein Mann in der Nähe war, der Einspruch erheben könnte, dann ließen viele Frauen eine Liebesnacht als Währung gelten, träumten sie doch von einem Kind mit seinen blauen Augen (welches sie aber niemals bekommen würden^^).
 

>Ja, aber was machst du dann, wenn du einen Fluss oder einen See überqueren musst?< hakte Jono nach.

„Um Seen laufe ich herum und wenn ein Fluss zu breit ist und ich keine Brücke finde, dann binde ich mir mehrere dicke Zweige mit ausreichend Geäst zusammen. Darauf kann ich meine Sachen festbinden und mich selbst daran festhalten. Mit einigen korrigierenden Schwimmstößen lasse ich mich dann von der Strömung ans andere Ufer treiben.“

>Können wir das auch machen?<

„Warum fragst du?“, wollte Seth nun aber doch wissen.
 

Könnte man es sehen, Jono bekam eben rosa Bäckchen.

>Ich würde die Erdbeeren auch gerne probieren, aber es ist soweit vom Ufer entfernt.< gestand Jono verschämt. >Außerdem würde ich diese Insel auch gerne erforschen, ich habe mich bisher nur auf ihr ausgeruht.< gab Jono zu.

„Wir brauchen doch gar nicht zu schwimmen.“, lächelte Seth.

>Wirklich?< entfuhr es Jono ungläubig.

„Wir brauchen doch bloß den Tag von Vollmond auf der Insel verbringen. Am Abend vorher fliegen wir her, verbringen die Nacht auf der Insel und wenn du dich verwandelt hast, können wir die Insel erforschen. Und wenn ich mein Werkzeug mitnehme, können wir uns sogar ein Lager bauen.“, schlug Seth vor.

>Das klingt ja richtig gut.< Jono war richtig aufgeregt, auf diesen Gedanken war er noch nie gekommen.

>Ja, das machen wir! Gleich am nächsten Vollmond!< stimmte er begeistert zu.
 

Seth lächelte. Jono war ja so einfach glücklich zu machen. Also würden sie am nächsten Vollmond auf der Insel sein, und er würde Jono zeigen, wie man ein Lager baut. Alles Notwendige war auf der Insel vorhanden, soviel hatte er schon erkennen können.
 

Doch, darauf freute er sich schon.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  jyorie
2014-08-30T07:31:13+00:00 30.08.2014 09:31
Hallo \( ・_・)/

*lacht* das war eine süße Idee
von Jono, das Seth ihn fangen soll,
bei dem Nachlaufen war es ja auch schon
so ein halber Paarungstanz. Ich fand es
auch gut, wie du es dann mit den beiden
gemacht hast, wie sie aneinander geschnuppert
haben und Seth dann schließlich so weit war,
das er bereit war und er es dann auch gemocht
hat, was sie getan haaben.

Liebe Grüße, Jyorie

Von:  kuestenfee1
2008-02-18T08:34:12+00:00 18.02.2008 09:34
Die Schüchternheit der Beiden ist doch echt niedlich.
Ich glaube, dass Jono die Erdbeeren auch schmecken werden.
Freue mich schon auf die nächsten Erfahrungen der Beiden.^^

lg kuestenfee
Von:  soraya-solan
2008-02-17T21:01:40+00:00 17.02.2008 22:01
Wow Vorbereitungen für ihren eigenen Campingausflug, wird bestimmt sehr lustig. Bin schon gespannt.

Es ist doch immer wieder süß wie leicht Jono über einige Sachen reden kann und Seth nicht, wie zum Beispiel die Sache mit der Paarung.
*vor die Beiden setzt und sie anschmacht und mitgebrachte Kekse hinstell*

War wieder ein super Kapitel, dafür bekommst du einen großen Drachenkuchen, von mir selbst gebacken. Darfst du auch teilen. *zu den beiden sehnsüchtigblickenden Drachen zwicker*
An Seth und Jono: Ihr müsst sie nur lieb fragen.

Warte gespannt aufs nächste Kapitel.

LG SS

Von:  Schreiberling
2008-02-17T13:12:15+00:00 17.02.2008 14:12
Hallo.
Oh diese FF ist so schön.^^
Und super gut gefällt mir auch da Bild zu der FF. Das passt einfach prima.

Es stimmt schon, dass es endlich mal eine FF zum Drachendasein geben musste, ich bin ja so begeistert.^^
Jono als Schwarze ist so stark, lieb und auch weise und Seth als Drache so süß und unschuldig beschrieben.
Die erste Begegnung war so niedlich, wie Seth erst mal ganz viel Angst als kleiner Drache hatte.
Und Jono, wie er so traurig war, als der Kleine einfach verschwand.^^
Umgekehrt ist es natürlich auch ganz toll beschrieben, wie Jono so schön nach allem fragt und Seth die Auskünfte gibt.
Aber es ist schon blöd, dass sie immer nur zwei Tage haben, wo sie jeweils die Gestalt des anderen haben.
Das ist so wenig Zeit für richtig schönes Zusammenleben.
Ich hoffe, dass es da noch ne kleine magische Lösung geben wird, denn dieses Tal soll ja auch magisch sein.^^
Die FF ist auf jeden Fall auf meiner Favo Liste und ich freu mich schon so auf das nächste Pittel, ganz egal ob kurz oder lang.
VLG
Von:  night-blue-dragon
2008-02-17T11:53:07+00:00 17.02.2008 12:53
wieder ein tolles Kapitel,

Jono scheint keine Probleme zu haben, die Paarungsgewohnheiten
der Drachen zu erklären. Aber das ist wohl der Unterschied
zwischen den Beiden. Ich freue mich auf den nächsten Vollmond.

bis zum nächsten Kapi

lg
night-blue-dragon
Von:  Kira-no-Lucifer
2008-02-17T11:31:29+00:00 17.02.2008 12:31
das kapi ist einfach toll

die beiden sind einfach süß zusammen
manchmal scheint es ja doch schon pracktisch zusein sich verwandel zu können, wenn man dadurch keine narben zurück bleiben.

*freu mich auf das nächste kapi*

_Kisala_


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