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Devil May Cry - The Black Sun -

Ehemals: The Forlorn Mistress
von

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Prolog

Prolog:
 

... Es grollte in der Tiefe. Seit nun mehr als 2000 Jahren hatten die Wesen, die tief unter der Erdoberfläche verborgen und eingesperrt waren, kein Lebenszeichen von sich gegeben. Doch seit einiger Zeit kehrte mit jeder Stunde, jedem Tag, jeder Woche und jedem Monat mehr und mehr Leben in ihre erstarrten Leiber zurück und von Zeit zu Zeit gaben sie eben jenes Geräusch von sich. Ein Zeichen dafür, dass sie selbst in ihrem komatös wirkendem Zustand die Mächte wahrnahmen, die in der Welt wieder erwachten und begannen, erneut ihre Auswirkungen auf alles Lebendige auszuüben. Und sie liessen auch die gigantischen Wesen langsam, aber stetig aus ihrem tiefen Schlaf erwachen. Nicht mehr lange..., dann würde auch ihre Zeit des Erwachens kommen... und dann würden sie auch wieder FREI sein...

Als würden sie von diesem Tag träumen, lies erneut ein tiefes, wohlig klingendes Grollen die Säulen und Wände der in der tiefen Finsternis gelegenen Hallen und Gänge erschauern, die seit Jahrhunderten kein lebendes Wesen mehr betreten hatte... bis heute.

"Hört nur, liebe Schwestern!", erklang eine feurig klingende Stimme in der Finsternis, bevor ein Blitz durch die Halle schoß. Kleine Feuerfontänen folgten ihm und entzündeten Fackeln, die an Säulen und Wänden angebracht waren. Ihr flackerndes Licht fiel auf die mit prachtvollen Reliefs verzierten Mauern und Säulen des Raumes und ließen die neugeborenen Schatten auf ihnen tanzen, so dass es den Anschein hatte, die Figuren darauf seien lebendig geworden und würden sich bewegen. Die Decke der Halle jedoch blieb im Dunkeln verborgen. Sie reichte zu weit in die Höhe für das schwache Licht. Eine Frau trat hinter einer der grossen Säulen hervor und durchquerte fast schwebend den Raum, doch das Geräusch ihrer Schritte hallte von den hohen Wänden wider. Sie trug langes, wallendes Haar das im Schein der Fackeln in den Farben von Flammen schimmerte. Ihr langes Kleid, dass sich straf um ihren kurvenreichen Körper schlang, bestand zum grössten Teil aus seidigem, durchsichtigem Stoff in gelblichen und orangen Farbtönen. Zwei weitere Frauen erschienen wie aus dem Nichts und folgten der Ersten, die zielstrebig auf eine der Wände zuging, die sich deutlich von den andern unterschied. Statt der Reliefs waren darauf fremdartige Symbole eingemeißelt. Das Hauptmotiv der torförmigen Wand bildeten jedoch drei Zeichen, die sich in einer Dreiecksformation um das Emblem einer schwarzen, stilisierten Sonne reihten. Noch während die drei Frauen näher traten, ertönte erneut das leise, tiefe Grollen. Es kam von der anderen Seite der Mauer.

Die Frau mit der feurigen Stimme hob sachte den Arm, nahe an den schwarzen Marmor, aus dem das Sonnen-Emblem bestand, berührte diesen jedoch nicht. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Züge. "Es ist also tatsächlich wahr...", flüsterte sie." Was ist, Ignis?", fragte eine der andern beiden Frauen mit kühler, jedoch lieblich klingender Stimme. Während sie die eine Hand auf die Schulter der Ersten legte, streichelte sie mit der Andren über den buschigen Pelz, der sich um ihre Schultern schmiegte. Ihre Haare wirkten wie vereist und glichen daher Eiszapfen. Die Frau mit der feurigen Stimme, Ignis, antwortet ihrer Schwester nicht sofort, sondern betrachtete weiter die Symbole der Wand. "Sieh doch, Glazies! Das Herrschaftsemblem der Mistress. Und diese drei Zeichen stehen für die drei Proxima-Bestien. Erinnerst du dich?" Die Frau hinter ihr, Glazies, legte den Kopf etwas schräg zu Seite und betrachtete die Zeichen auf der Mauer. "Natürlich! Aber was wollen wir nun hier?", fragte sie erneut. Die Dritte und jüngste der Drei warf stürmisch ihre Arme um den Leib von Glazies. Diese unterdrückte gerade noch einen lauten Schrei und stiess mit Ignis zusammen. "Aquis!", knurrte Ignis. Aber Aquis beachtete die älteste Schwester gar nicht weiter. "Ach, Glazies! Stell dich nicht so an!", tönte die Jüngste mit betörend süß klingender Stimme, "Das da heißt, “, sie zeigte auf die Mauer vor ihnen, "dass hier die Deceiver eingeschlossen sind!" Glazies verzog das Gesicht: "Ja doch! Das sehe ich auch, aber was hilft uns das? Seit damals sind Jahrtausende vergangen, die Viecher leben doch bestimmt gar nicht me... HUCH!" Ein weiterer grollender Seufzer von der anderen Seite der Mauer unterbrach die Eisige, die sofort hinter dem Rücken ihrer Schwester in sich zusammen zuckte und wie gebannt auf das Gestein vor ihnen starrte. Aquis kicherte mädchenhaft und Ignis wandte sich um und grinste ihre Schwester an: "Was wolltest du gerade sagen, Glazies?" Immer noch Fassungslos, konnte Glazies ihren Blick nicht von der Wand abwenden, als würde sie erwarten, dass sie jeden Moment einstürzen würde. "Ich hätte nie auch nur zu träumen gewagt, dass sie noch am leben sind! Wie kann das sein?"

"Ist doch egal!", fiel ihr die junge Aquis ins Wort und warf spielerisch ihr lockiges, azurblaues Haar hinter die Schultern, während sie an den Beiden vorbei bis an die Mauer schritt. "Mit Hilfe dieser drei Bestien und der Black Sun,", fuhr sie fröhlich fort, "wird uns gelingen, was noch keinem Höllenfüsten jemals zuvor gelungen ist! Stimmt’s Ignis?" Ihre grosse Schwester nickte nur, jedoch mit einem gemeinen Lächeln auf den kupferfarbenen Lippen. Sie streckte die Hand aus und in ihrer zuvor noch leeren Handfläche erschien ein runder, schwebender Gegenstand. Auf den ersten unaufmerksamen Blick sah es wie eine normale, jedoch mit reichlich silbernem Zierrat und Edelsteinen versehene schwarze Glaskugel aus, aus deren Innern ein mysteriöses, grünliches Licht drang. Doch die Black Sun war weit mehr als das. Sie war ein Artefakt aus der Zeit vor der Zeit und wurde der Sage nach von einer Gottheit des Chaos geschaffen. Durch diese magische Sphäre konnten Zerstörung und Finsternis über die Welt gebracht werden, doch war auch ihre Energie, damals vor 3000 Jahren, versiegt worden und ihr Glanz verblaßte. Aber dass die Deceiver aus ihrem Todesschlaf wieder erwachten und die Sphäre von mal zu mal mehr an Glanz gewann war der unumstößliche Beweis dafür, dass sich ihre Energien wieder zu regenerieren begannen. Die Energien des Artefakts und der drei Bestien zogen einander magisch an. So hatten die drei Schwestern sie auch nach jahrhundertelanger Suche schliesslich aufspüren können.

Die eisige Glazies trat näher an Ignis heran und betrachtete den schönen Gegenstand in deren Hand. Dann blickte sie mit ihren ausdruckslosen Augen in die ihres Gegenübers: "Du weißt, dass ich deine Pläne kenne und dein Vorhaben wie immer mit all meinen Kräften unterstützen werde, Ignis, meine Schwester.", begann sie, "Aber wird das reichen? Was, wenn nicht nur die Kräfte der Black Sun und die der Deceiver zurückkehren? Hältst du es nicht auch für höchst wahrscheinlich, dass auch SIE wieder zurückkehren wird? Was, wenn sie sich wieder einmischt?" Aquis drehte sich mit weit geöffneten Augen zu den beiden Frauen um und auch in Ignis Gesicht zeichnete sich ein Hauch von Verwunderung ab. Beide wussten was, oder besser WEN ihre Schwester damit meinte. "Darüber musst du dir keine Gedanken machen, liebe Glazies!", versuchte die Feurige ihre zweitjüngste Schwester zu beschwichtigen, "Wir werden dafür Sorge tragen, dass es nicht so weit kommt! Jetzt, nachdem wir die Deceiver gefunden haben, fehlt uns nur noch der Talisman, dann kann uns niemand mehr aufhalten." Mit dieser Antwort schien sie sich zufrieden zu geben und nickte. "Gut.", meinte Ignis darauf hin, "Dann lasst uns jetzt gehen! Wir haben noch so viele Dinge vorzubereiten!" Die drei Frauen lösten sich mit einem mal in Luft auf, die Flammen der Fackeln erstarben... und die Finsternis machte sich wieder in den unterirdischen Gängen und Hallen der Tiefe breit...

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Er atmete tief durch. Sein vorherrschendes Gefühl in diesem Augenblick war, als ob er auf dem Rücken im Wasser sachte dahin trieb, jedoch mit dem entscheidendem Vorteil dabei nicht naß zu werden und eine angenehme Wärme schien ihn wie eine weiche Decke einzuhüllen. Selten hatte er sich in seinem Leben so wohl und behaglich gefühlt. Wenn es nach ihm gegangen wäre, es hätte ruhig noch ein Weilchen andauern können. Doch sein Aufenthalt in der Schwebe war nur von kurzer Dauer.

Im nächsten Moment fand er sich in einer ganz und gar verschneiten Gegend wieder, deren Ausmasse scheinbar weiter reichten als das Auge sehen kann. Er kannte diesen Ort nicht, zumal er seine Umgebung aus irgendwelchen Gründen auch nicht richtig wahrnehmen und erfassen konnte... Es war fast wie ein Schleier, der sich dann und wann ein wenig öffnete. So konnte er immer nur einen kleinen Teil dessen, genau wahrnehmen, was er sah,... oder zu sehen glaubte. Er stand fast bis zu den Knien im Pulverschnee, inmitten einer weiten Ebene aus der sich nur ab und an ein Hügel erhob. Der Wind wehte ihm durchs Haar und den langen Mantel, aber es war kein bisschen kalt. Der Himmel war zwar leicht bewölkt, doch es war weder richtig hell, noch dunkel. Kilometer von ihm entfernt konnte er dann Berge ausmachen,... dann fiel im dort etwas auf, was auf den ersten Blick ein grosses Gebäude hätte sein können, doch war es zu weit entfernt um es mit Sicherheit zu sagen. Er fixierte eine geraume Zeit lang den kleinen Punkt am Horizont. Wie lange er genau dort so verharrte vermochte er selbst nicht zu sagen. Hier an diesem rätselhaften Ort schien die Zeit nicht zu existieren.

Plötzlich hatte sich ein gewaltiger Schatten über ihn gelegt und zog an ihm vorüber. Als er den Blick zum Himmel hob um die Ursache ausfindig zu machen, wich er erstaunt einen Schritt zurück: Am Himmel segelte ein riesiger, feuerroter, gehörnter Drache durch die Lüfte. Sein langer, fein gebauter Körper schlängelte sich durch den Wind wobei ihm seine beiden gelblichen, ledrigen Schwingen, jeder einzelne fast so lang wie der ganze Leib, den nötigen Antrieb dazu gaben und sein Schweif, der in drei Spitzen endete, wütend dir Luft durchpeitschte. An seinem schlangen ähnlichem Hals reiten sich feine, dünne Stacheln entlang, die von dem Gegenwind kräftig durchgeschüttelt wurden. Dann gab er einen langgezogenen, pfeifenden Schrei von sich und spie eine gewaltige Feuersäule in den Himmel, die sich kurz darauf qualmend in Rauch auflöste.

Ein Lichtblitz stahl sich in sein Blickfeld und der Drache, ein Wyvern allem Anschein nach, war weiter von ihm entfernt, als er eigentlich hätte sein dürfen. Dafür bebte nun die Erde und ein Dröhnen lag ihm in den Ohren, zumindest empfand er es so. Dann brach einige hundert Meter neben ihm entfernt die Erde auf und ein noch gewaltigerer Leib wie der des Wyvern erhob sich daraus, um gleich darauf wieder darin einzubrechen. Der Anblick erinnerte ihn an Wale, die im Meer schwammen. Jetzt erst erkannte er, dass es sich bei der aufgebrochenen Erde um Eisschollen handelte unter denen sich ein gewaltiger See zu erstrecken schien. Da tauchte das Wesen auch schon wieder auf, doch dieses Mal tauchte es nicht wieder unter, sondern erhob seinen stromlinienförmigen Körper ebenfalls in die Lüfte, wobei Wasser von seinem noch feuchten Körper auf den weichen Schnee tropfte. Es hatte sehr grosse Ähnlichkeit mit dem Leviathan, dem er vor Jahren einmal begegnet war, doch hatte dieser hier Hörner und einen weit weniger grimmigen Gesichtsausdruck.

Der Vorgang wiederholte sich: Wieder war es ihm, als ob ihn ein Blitz kurz blenden würde, im nächsten Augenblick war der Leviathan kaum noch zu sehen und ihm drängte sich das Gefühl auf, sich auf der Stelle umdrehen zu müssen. Hinter ihm war noch eines dieser seltsamen Wesen erschienen. Es war kräftig gebaut und so gross wie ein Haus. Von der Schwanz- bis zur Schnauzenspitze weiss wie der Schnee der ihn umgab. Das einzige an ihm was wirklich hervorstach waren seine schwarzen Hörner und Stacheln, die sich zu Dutzenden auf seinem gepanzerten Körper aufreihten, und die, zwar kleinen, aber dafür stechenden gelben Augen. Für diesen Koloss viel ihm weder ein Vergleich, noch ein Name ein,... er sah nichts ähnlich, was er bisher zu Gesicht bekommen hatte. Das Wesen schritt einfach über ihn hinweg, ohne ihm auch nur die geringste Beachtung zu schenken und zog so eine tiefe Schneise immer weiter durch den Pulverschnee. Und plötzlich...

... plötzlich waren sie überall. Egal wohin er blickte, wohin er sich auch wandte, er war förmlich umzingelt von den unterschiedlichsten und bizarrsten Wesen die er je gesehen hatte. Keines von ihnen erreichte die Ausmasse der ersten drei, doch waren sie deswegen nicht weniger beeindruckend. Einige von ihnen wiesen verblüffende Ähnlichkeit mit Abbildungen aus alten historischen Büchern und Schriften auf, die er in früheren Zeiten schon einmal gesehen hatte. Die Einen folgten der Schneise im Schnee, die Andern krochen aus der Öffnung im Eis und robbten, oder schlängelten sich über Land weiter und wieder andere folgten der Route des Wyvern über den Luftweg. Doch so wie sie aus dem Nichts aufgetaucht waren, wie die drei großen Ungetüme zuvor, so verschwanden sie auch wieder. Nur die Spuren ihm Schnee und ihr weit entferntes Heulen und Rufen, die langsam im Wind verstummten, zeugten noch von ihrer kurzen Anwesenheit.

Dies alles hatte er stillschweigend beobachtet und verfolgt... und nun war er wieder Mutterseelen allein auf der großen verschneiten Ebene. Langsam fing er an sich zu fragen, was das Ganze eigentlich zu bedeuten hatte und vor allem: Was sollte er jetzt tun? Wieder verging eine Weile in der er fast regungslos da stand. Dann glaube er wieder etwas zu hören. Doch dieses Mal war es kein Grollen, kein Gebrüll und Kreischen. Es hörte sich nach Gesang an und kam von dem Gebäude das er in der Ferne zu sehen geglaubt hatte. Jetzt fiel ihm erst auf, dass auch die Wesen alle in diese Richtung gezogen waren. Er überlegte nicht mehr lange, setzte sich in Bewegung. Die Neugier hatte ihn gepackt. Durch den tiefen Schnee zu laufen bereitete ihm zu seiner eigenen Überraschung kein bisschen Mühe, zuweilen weite Abschnitte des Weges ja bereits nieder getrampelt waren. Mit jedem Schritt den er tat, schien er gleich mehrere Kilometer zurück zu legen und doch kam es ihm wie eine Ewigkeit vor bis er plötzlich auf den kolossalen Stufen einer Treppe stand. Auch diese war zum grössten Teil eingeschneit, aber wo die Wesen ihre Beine gesetzt hatten, kam spiegelglatt polierter, schwarzer Marmor zum Vorschein. Er hob den Blick. Bei dem Gebäude mochte es sich wohl um eine Art Tempel handeln, zumindest schloss er das aus der Bauweise. Lange hielt er sich aber nicht mit den Spekulationen über dem Sinn dieses Bauwerks auf sondern stieg die Stufen empor zum Eingangsportal, das weit offen stand und ins Innere führte. Auf seinem Weg schenkte er dabei der außergewöhnlichen Architektur und den Verzierungen der Säulen und Wände keinerlei grössere Beachtung mehr. Er konzentrierte alle seine Sinne auf den Gesang und darauf zu bestimmen woher er kam. Nach unzähligen Gängen die er durchquert hatte, fand er sich schließlich vor einem großen Tor wieder. Sobald er jedoch das Holz berührt hatte, öffnete es sich von selbst und die Stimme erstarb. Gleisendes Licht drang aus dem offenen Türspalt und blendete ihn so sehr, dass er eine Hand vor seine Augen hob um sie zu schützen.

Als er die Hand wieder herunter nahm, fand er sich in einer grossen Halle wieder, deren Fußboden mit demselben, schwarzen Marmor ausgelegt war, wie zuvor die grosse Treppe am Eingang des Tempels. Hier her mussten auch die Wesen gekommen sein, die er gesehen hatte, doch wieder war ausser ihm nichts und niemand zu sehen... oder war da etwa doch jemand? Entgegen seiner Erwartungen regte sich in dem weiten Raum, der sich vor ihm erstreckte, jedoch nichts und niemand… wohin mochten die Wesen nur verschwunden sein? Die Tatsache dass er sie nicht fand und er sie auch nicht "erspüren" konnte, wie es bei den Teufeln und Dämonen der Fall war, deren Aura er wahrzunehmen in der Lage war, machte ihn nur noch neugieriger und ungeduldiger. Er ließ seinen Blick noch einmal durch die Halle schweifen, bis dieser am anderen Ende, genau ihm gegenüber, förmlich kleben blieb. Eigentlich war da nicht…, oder besser gesagt: Es wahr wie das Gefühl draußen auf der weiten Ebene, als er das Gefühl hatte, als würde er durch einen Schleier blicken. Doch dieses Mal war es ein schwarzer, wabernder Fleck, ein schwarzes Loch, das ihm dort gegenüber wie ein lauerndes Tier saß und ihn mit seinen Augen aus purer Finsternis anstarrte. Einem Menschen hätte diese Situation in Schrecken versetzt und wäre auf der Stelle geflohen, aber ER war ja kein Mensch,… zumindest zur Hälfte nicht. Auf eine sonderbare Art und Weise fühlte er sich zu dem Fleck sogar hingezogen. Seine Neugierde schrie gerade zu danach, gebot ihm regelrecht, auf das schwarze Loch zu zugehen und nachzusehen, was sich darin oder dahinter verbarg. Dagegen war eine andere Stimme in seinem Innern, die ihm zur Vorsicht riet, nicht gewachsen. Wie von selbst setzte er einen Fuß vor den andern. Aber als er den Marmor am Boden berührte, verschwand der Raum vor ihm und die Tür und der Gang hinter ihm und alles wurde dunkel. Er wollte rufen: "Hey! Wer hat das verdammte Licht ausgemacht?" Seine Stimmbänder versagten ihm jedoch den Dienst und er blieb stumm.

Dafür erhob sich aus der Finsternis, die ihn umgab, eine andere, weiblich klingende Stimme: "Du… nicht… darfst nicht hier sein… Du darfst nicht hier sein!" Sie war stark verzehrt, so dass es fast schon nach einem leisen Chor aus mehreren Stimmen klang und sie schien von allen Seiten zu kommen. "Noch… nicht… Noch ist die Zeit nicht gekommen!" Er fuhr herum, wollte die Herkunft der Stimme ausfindig machen, doch vergebens. Seine Neugierde hatte sich schlagartig in ein "von der Situation genervt sein" umgewandelt und er fragte sich, welches Spiel hier den nun eigentlich gespielt wurde. Bei der Gelegenheit stellte er auch fest, dass er gänzlich unbewaffnet war. Kein gutes Gefühl… und das Gefühl sollte noch verschlimmern. Als er sich wieder umwandte traf sein Blick einen anderen und er erstarrte gebannt zur Salzsäule, unfähig, auch nur einen Liedschlag zu tun. Aus dem Nichts vor ihm hatte sich ein tierähnlicher, lang gezogener und gehörnter Schädel heraus materialisiert, dessen leere Augenhöhlen ihn aus ihren Tiefen heraus ausdruckslos anglotzen. Langsam wäre wohl Panik angebracht und auch gerechtfertigt gewesen, aber von dieser für ihn lächerlichen Empfindung war er wie immer weit entfernt, er fühlte sich lediglich etwas unwohl. Doch dann sprach der Schädel weiter und zog dabei einen geschundenen, grausig an zu schauenden Leib hinter sich aus der Finsternis: "Noch ist die Zeit nicht gekommen… noch nicht! Er ist der Schlüssel… Willst du überleben?" Hätte er sprechen können, er hätte mit allem Trotz, den er in diesem Augenblick hätte auftreiben können geantwortet: "Oh ja! Eine letzte Pizza hätte ich schon noch gerne verdrückt, ehe ich ins Gras beiße und mir die Radieschen von unten betrachte, werte Frau Knochenkopf!" Aber was war das? Grinste ihn der Schädel an? Hatte er etwa seine Gedanken gelesen? "Dann wecke sie... entfessle sie! ...WECK MEINE WUT… DANTE!", schrie der Kadaver und sprang ihm mit weit geöffnetem Maul und ausgestreckten Klauen entgegen…

"…"

"Dante?..." Langsam öffnete der Halb-Dämon seine Augen und blinzelte verschlafen sein Spiegelbild in dem kleinen Fenster vor ihm an. "Hey, Dante! Schläfst du etwa? Wach doch mal auf, Mann!", pöbelte Enzo den noch völlig schlaftrunkenen Devil-Hunter an, der neben ihm in einem der Sitze des Flugzeuges saß und knuffte ihn in die Seite. "Die junge Dame hier hat dich was gefragt?" Dante setzte sich wieder aufrecht in seinem Sitz auf, was sich bei der beengten Lage der Economy-Klasse jedoch als etwas schwierig entpuppte und nahm mit einem kurzen Blick zur Kenntnis, dass neben ihren beiden Sitzen eine junge Stewardeß im Gang stand. Sie lächelte die beiden Männer zwar an, machte aber einen etwas nervösen Eindruck. Wahrscheinlich machte sie diesen Job noch nicht lange. "Möchten sie noch etwas essen oder trinken?", wiederholte sie ihre Frage höflich. "Ja. ´Ne Tasse Kaffe mit Schuß wäre jetzt nicht schlecht.", brummte Dante kaum hörbar und einsilbig, wobei er sich nebenher den Schlaf aus dem Gesicht wischte. In seinem Schädel dröhnte es wie in einem Bienenstock. "Wie bitte?", fragte die junge Frau verwundert. "Nein, danke. Ich bin satt.", antwortet Dante ihr erneut und diese Mal in verständlichem Ton, wobei er sich mühe gab sie nicht anzuschnauzen. Damit gab sich die Stewardeß zufrieden, zumindest fragte sie nicht weiter nach und ging weiter um die andern Passagiere zu bedienen.

Enzo, Dantes Informant und alter Freund, beobachtete seinen Sitznachbarn eine Weile, bevor er ihn wieder ansprach. "Ich wußte ja gar nicht, dass du so einen festen und gesegneten Schlaf hast, mein Lieber. Hast du auch was Schönes geträumt?", grinste er. Insgeheim konnte man es dem Devil-Hunter ja mehr als deutlich an der Nasenspitze ansehen, dass sein kleines Nickerchen alles andere als erholsam war. Andererseits konnte sich der Italiener diese Spitze auch nicht verkneifen. Dante gönnte ihm die Genugtuung einer Antwort wiederum nicht und speiste ihn mit einem einfachen Schulterzucken ab. "Die Reise fängt ja gut an!", dachte er bei sich und schwor sich selbst in Zukunft die Finger vom Essen im Flugzeug zu lassen.
 

Prolog ENDE

Ein kleiner Tapetenwechsel

01. Kapitel: Ein kleiner Tapetenwechsel
 

Der weiss haarige Devil-Hunter hatte noch eine ganze Weile aus dem Fenster des Flugzeuges geblickt und in Gedanken über seinen merkwürdigen Traum nach gegrübelt. Die Bilder, die in seinen Traum gelangt waren fingen bereits wieder an zu verblassen, doch an die Worte der abscheulichen Kreatur konnte er sich immer noch genau erinnern. Aber wieso um alles in der Welt sollte er einen halb verschimmelten Zombie wütend machen, wenn er überleben wollte? Wie absurd! Warum träumte er so einen Schwachsinn? Dante kam nur zu einer ihm logisch erscheinenden Antwort: Pure Langeweile! Derselbe Grund also, weswegen er nun auch zusammen mit seinem alten Freund Enzo in einem Flieger auf dem Weg nach Europa war. Nachdem ihm sein Informant wieder tagelang in den Ohren gelegen hatte, endlich wieder einen Auftrag anzunehmen (der Dantes Meinung nach meilenweit unter seinem Niveau lag), damit er die ausstehenden Rechnungen begleichen konnte und ohne sein Ziel erreicht zu haben schliesslich das Feld räumte, war Enzo plötzlich mit dem Vorschlag wieder in Dantes Laden aufgetaucht, der Devil-Hunter solle ihn auf eine kleine „Bildungsreise“ begleiten um sich mit ihm zusammen anzusehen, wie die Konkurrenz im Ausland so zu Werke geht. Und nun sass er hier in der Economy-Klasse. Irgendetwas kam ihm an dem Vorschlag von Anfang an spanisch vor. Enzo war nicht gerade der Typ, der auf Reisen ging und für die Vorgehensweisen anderer Hunter hatte er sich auch noch nie sonderlich interessiert... nur dafür, dass er sie für vielversprechende Jobs gewinnen konnte. Und warum sollte er denken, dass IHN das interessieren würde? Aber was macht man nicht alles, wenn einen die Langeweile plagt? Seit Monaten schon wartete Dante vergebens auf eine neue Herausforderung. Warum dann nicht mal einen kleinen Tapetenwechsel machen... Man weiss ja nie, was so alles auf einen zukommt.

„Sag mal, Dante, wolltest du nicht noch jemanden auf die Reise mit nehmen?“, fragte der Italiener seinen Sitznachbarn plötzlich. Dante erwachte aus seinen Gedanken und sah Enzo unverwandt an. Anstatt zu antworten meinte er: „Das fällt dir aber früh wieder ein!“ Der kleine Italiener schrumpfte ein wenig in seinem Sitz zusammen und kratzte sich etwas verlegen am Kinn. „Naja,... ich hab mich eben grade wieder daran erinnert, dass du so etwas erwähnt hattest...“ Dante seufzte und wandte sich wieder dem Fenster zu ehe er in monotonem Tonfall sagte: „Hab sie nicht erreicht.“ Als Enzo das hörte, funkelten seine Augen auf. „Du wolltest eines von den Mädels fragen, ob sie mitkommen möchten? Stimmt’s, oder hab ich Recht?“, grinste der Italiener. „Welche wolltest du fragen? Die taffe Blondine, die Kleine mit dem Raketenwerfer, oder doch die Rothaarige, die neulich bei dir im Laden war?“ Der Halbdämon zog es vor, diese Frage einfach zu überhören und sich in Schweigen zu hüllen. „Naja, keine Antwort ist auch eine Antwort.“, schmunzelte Enzo, der sich danach wiederum einer Zeitung zuwandte, die er zuvor von der Stewardeß bekommen hatte. Eins von den Mädels? Nein... tatsächlich hatte Dante alle drei, Trish, Lady und Lucia nacheinander angerufen und fragen wollen, ob sie nicht auch Lust hätten, ihn zu begleiten. Aber wie er bereits gesagt hatte, er konnte keine einzige erreichen. Trish hatte sich wieder einmal selbständig gemacht und bei Lady konnte er bekanntlich nirgendwo nachfragen. Matier war die einzige erreichbare Person gewesen und die hatte bestätigt, dass Lucia unterwegs war und dass es noch ein paar Tage dauern könnte, bis sie wieder zurück sei.

Aus den Lautsprechern über ihren beiden Plätzen drang nun die Stimme des Kapitäns, die neben anderen mehr oder minder unwichtigen Dingen, wie die aktuelle Flughöhe und Außentemperatur, verlauten lies, dass sie in weniger als zwei Stunden ihr Ziel erreichen würden. Noch zwei Stunden ohne Pizza, die es tot zu schlagen galt, dachte der Devil-Hunter betrübt. „Was liest du da überhaupt?“ Kurzer Hand langte Dante mit einer Hand zu Enzo herüber und schnappte sich die Seite der Zeitung, die sein Freund gerade gebannt gelesen hatte. „Hey!“, protestierte der kleine Italiener, „du hättest ruhig fragen können!“ „Danke.“, antwortete Dante nur darauf, worauf sein Sitznachbar leicht eingeschnappt die Arme vor der Brust verschränkte. Der Halbdämon lies seine Augen über das Papier huschen. Dort stand aber nur der übliche Wahnsinn der Welt abgedruckt. Von korrupten Politikern bis zur mittleren Umweltkatastrophen war alles dabei. „Und was ist jetzt hier so interessant?“, wollte Dante von Enzo wissen. Der tippte eher widerwillig und mit den Worten „Das hier!“ auf einen kleinen, eher unscheinbaren Artikel, in dem es offensichtlich im Grossen und Ganzen um Kunstraub ging. In einer Stadt namens Valmér hatten es unbekannte Täter wohl auf wertvolle Artefakte alter Kulturen abgesehen und ein Museum nach dem Andern geplündert und grosse Verwüstung hinterlassen. Wie die Täter die strengen Sicherheitsvorkehrungen überwinden und jedes Mal unerkannt einbrechen und wieder entfliehen konnten war bis Dato unbekannt. Der Einbruch wurde immer erst am darauf folgenden Morgen bemerkt. Wirklich mysteriös war aber, dass die Meisten der vergleichsweise wertvolleren Ausstellungsstücke in den Museen zurückgelassen wurden. Offenbar suchte jemand etwas ganz bestimmtes...

Als er den Artikel überflogen hatte meinte Dante: „Ich wusste ja gar nicht, dass du dich so für Kunst und kulturelles Erbe interessierst, mein lieber Enzo.“ Damit faltete er die Zeitungsseite wieder zusammen und reichte sie seinem alten Freund. „Tu ich auch nicht!“, erwiderte Enzo übertrieben energisch und riss ihm den Fetzen Papier aus der Hand, „Wir sind gerade auf dem Weg in die Stadt, in der diese Einbrüche verübt worden sind! Deshalb bin ich darauf aufmerksam geworden!“ Dante stutzte. „Ach, tatsächlich? Was für ein Zufall!“, sagte er leise und mit prüfendem Blick auf Enzo gerichtet, „Steckt da etwa auch rein zufällig einer dieser Allrounder Jobs dahinter, den du mir wieder aufschwatzen willst?“ Enzo erwiderte seinen Blick mit einer perfekt geheuchelten Unschuldsmiene: „Was? Ich? Nicht doch! Wie kommst du nur auf so eine... ich meine... Ähm...!“, der kleine Italiener stockte, als ihn der Blick des weißhaarigen Devil-Hunters traf. Dante seufzte und lehnte sich zurück: „Hach! Ich hätte es wissen müssen! Allein für eine kleine „Bildungsreise“, noch dazu zur „Konkurrenz“, hättest du wohl kaum die Kosten für zwei Flugtickets übernommen! Sag schon, was für einen Deal hast du da am laufen, Enzo?“ „Wenn du mich so fragst,... eigentlich noch gar keinen... und so viel ich weiss wäre es auch gar kein Allrounder Job!“, antwortete Enzo wahrheitsgemäss. „Wie bitte?“, fragte Dante ungläubig. „Na ja,..., „fuhr Enzo im Flüsterton fort, „für diese Überfälle sind angeblich Dämonen verantwortlich und halten die ganze Stadt und Umgebung in Atem. Der Chef der Dark-Hunter Organisation, sein Name ist übrigens Kai Foster..., er rief mich an und bat mich darum, ob ich nicht wenigstens dafür sorgen könnte, dass du dir das Geschehen da drüben wenigstens mal ansiehst. Du kannst ja immer noch „Nein“ sagen!“ „Wenn’s wirklich so übel da unten aussieht, warum ruft mich der Typ dann nicht persönlich an?“, wollte Dante von ihm wissen. „Da fragst du noch?“, entgegnete Enzo, „Er konnte wohl dein verflixtes Passwort nicht in Erfahrung bringen! Da hat er’s gar nicht erst versucht, weil er scheinbar wusste, dass du dann sofort wieder auflegst! Und überhaupt! Es schadet dir überhaupt nicht, wenn du mal wieder unter Leute kommst!“, schnaubte der Italiener aufgebracht. Der Devil-Hunter erwiderte im ersten Moment nichts darauf. Er war viel zu erstaunt über diesen plötzlichen Ausbruch von Enzo. So aufgewühlt hatte er ihn bis jetzt noch nie erlebt.

Dann durchbrach Dante die Stille dieses etwas peinlich anmutenden Augenblicks und meinte: „Also schön, du hast Recht. Wenn wir schon unterwegs sind kann ich mir das Ganze auch ansehen.“ „Meinst du das ernst?“, entgegnete Enzo verwundert. „Ja doch! Also reg dich wieder ab, ok? Ausserdem hab ich keine Lust darauf, mich ein einhalb Stunden mit dir zu streiten. Erzähl mir lieber mehr von den Dark-Hunter, damit ich nicht ganz unwissend da aufkreuzen muss.“ Enzo sah aus der Wäsche, als ob er seinen Ohren nicht trauen würde. Denn wenn er ehrlich war, hatte er mehr Ärger von Dante erwartet. „Naja,...“, begann er also im Flüsterton, damit keiner der anderen Passagiere ihr Gespräch mithören konnte, „Sooo viel gibt es da wohl auch wieder nicht, was ich dir mit 100%iger Sicherheit über die sagen kann. Dieser Mr. Foster meinte damals, als er mich am Telefon anrief, dass sich die Übergriffe der Dämonen allein in den letzten Wochen so gehäuft hätten, dass er und seine Leute ziemlich grosse Probleme damit haben, die Bedrohung einzudämmen. Bislang bestand deren Aufgabe nur in der Überwachung und Bekämpfung von Werwölfen und Vampiren. Er meinte auch, dass seine Leute eigentlich auch gar nicht dafür ausgebildet wären, Teufel zu jagen... Das heisst, bis auf einen einzigen Mitarbeiter!“ „Und der ist damit wohl hoffnungslos überfordert, wie?“, lies sich Dante vernehmen. „Sieht ganz danach aus...“ erwiderte Enzo etwas nachdenklich, „Seine Stimme klang jedenfalls etwas merkwürdig, als er das erwähnte. Hörte sich fast so an, als ob er sauer auf diese Person wäre... Naja, auch egal! Jedenfalls hat die dortige Stadtverwaltung deswegen auch Verstärkung in Form von einer Gruppe anderer Devil-Hunter angefordert. Brachte aber auch nichts!“ Dante sah seinen alten Freund mit fragendem Blick an und bekam auch prompt eine Antwort. „Mr. Foster hat sich jetzt dazu entschieden selbst jemanden um Hilfe zu bitten, weil sich die Stadtverwaltung da ziemliche Loser für den Job eingekauft hat...“ fuhr er mit düsterer Miene fort, „Die scheinen neulich bei einem gescheiterten Einsatz alle Hops gegangen zu sein. Ich sage dir das so, weil er mir selbst keine klare Antwort auf meine Frage gegeben hat, was aus denen geworden ist. Er selbst jedenfalls will gleich Nägel mit Köpfen machen und den Besten für den Job!“

Dante erwiderte im ersten Moment nichts auf die Ausführungen Enzo´s über die Situation seines vermeintlichen Auftraggebers. Er ging das eben Besprochene in Gedanken nochmals durch, während er dabei aus dem Fenster des Flugzeugs blickte. Eher zu sich selbst sagte er dann: „Sieht also ziemlich unschön für die „Kollegen“ da drüben aus... Konnte dir dieser Foster sagen, warum ihnen die Teufel plötzlich so auf der Nase herum tanzen, oder hatte er wenigstens eine Vermutung oder was ähnliches?“ Enzo schüttelte nur den Kopf. „Nichts, was wirklich hilfreich wäre, fürchte ich. Offenbar suchen sie etwas, aber was, das haben sie noch nicht in Erfahrung bringen können.“ Bei seinem letzten Satz zuckte der kleine Italiener bedauernd mit den Schultern und schüttelte den Kopf. Es kehrte zu wiederholten Male Schweigen zwischen den beiden Männern ein, während der Enzo, fast schon nervös, auf einen Kommentar des rotbemantelten Devil-Hunters wartete. Über Dantes Züge huschte ein kleines Lächeln: „Sieht so aus, als könnte dieser kleine Tapetenwechsel vielleicht doch noch ganz interessant werden!“
 

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Wenige Stunden zuvor...
 

Die Vorstadt Valmérs, die Metropole, in der sich das Hauptquartier der Dark-Hunter befand, glich nun eher dem sprichwörtlichen Hexenkessel, als dem von geschäftigem Treiben belebten Industriegebiet, das sie vor wenigen Minuten noch gewesen war. Der Grossteil des Glases der unzähligen Fenster der Gebäudekomplexe war zerbrochen und lag nun wie schimmernde Tautropfen auf dem Asphalt. Die wenigen Arbeiter, die sich gerade auf den Weg in den wohlverdienten Feierabend gemacht und nicht sofort panisch die Flucht ergriffen hatten, standen gleichermaßen verwirrt wie verängstigt auf den Gehwegen, ehe auch sie das Weite suchten. Ein paar Autowracks lagen umgeworfen auf der Strasse, säumten diese wie bizarre Wegweiser und brannten im Dämmerlicht der untergehenden Sonne völlig aus. Doch diese Feuer waren Nichts im Vergleich zu der Tankstelle, die gerade eben in die Luft geflogen war! Schwarze, in der Hitze wabernden Rauchschwaden stiegen von den übrig gebliebenen Trümmern des Gebäudes auf. Der Auslöser für die Explosion: Teufel waren auf einen mit Museumsexponaten beladenen LKW aufgesprungen. Der Fahrer, der voller Panik das Lenkrad verrissen hatte, hatte dann nicht nur die Fahrzeuge seiner Polizeieskorte abgedrängt und die am Straßenrand geparkten Autos umgefahren, sondern war dann auch noch in voller Fahrt in die Tankstelle gekracht. Verletzte und Tote lagen auf der Strasse, die heute eigentlich für den Zivilverkehr hätte gesperrt sein sollen. Der Geruch von brennendem Benzin und der Rauch brannten in Augen und in der Lunge. Rettungsfahrzeuge wie Feuerwehr und Krankenwagen konnten wegen der kreuz und quer auf den Strassen verteilten Autos nicht bis zu ihren Bestimmungsorten vordringen... kurz: Das blanke Chaos war ausgebrochen! Aber zu allem Überfluß hatten einige der Teufel überlebt und gingen nun auf alles los, was sich in ihrer Nähe noch bewegt
 

Kai Foster stieg, wie immer mit einer Zigarette im Mundwinkel, hastig und wild schimpfend aus seinem Geländewagen, einem schwarzen Hummer, aus und knallte die Fahrertür hinter sich zu. Der Chef der Dark-Hunter war persönlich der kleinen Cologne voraus gefahren und so mit seinem Wagen dem Horror-Crash gerade noch entgangen. Kaum dass sich der gealterte Hunter drei Schritte von seinem Fahrzeug entfernt hatte, sprangen ihm zwei der vor Mordlust geifernden Teufel mit weit aufgerissenen Mäulern und gespreizten Klauen entgegen. Mit einer routiniert anmutenden Bewegung zog Foster mit der einen Hand seine Waffe aus dem Holster, mit der Andern griff er in eine Tasche, die an seinem Gürtel angebracht war. Der Teufel der ihm am nächsten war, machte darauf unliebsame Bekanntschaft mit einer Salve aus Kai´s Revolver, der andere Teufel, der wenig beeindruckt vom Ableben seines Kammeraden unbeirrt weiter auf sein Ziel zulief, bekam ein Gefäß mit Weihwasser mitten in seine widerwärtig verzerrte Fratze, worauf er unter wildem zucken und vor Schmerzen kreischend zu Boden ging.

„Verdammt noch mal!“, fluchte Kai, während er auf weitere der Dämonen schoß, „Ich bin zu alt für diesen ganzen Mist!“ In dem Getöse das auf der Straße herrschte, gingen seine Stimme fast unter, mit der er den andern wenigen Huntern, die der nun zerschlagenen Eskorte mit angehört hatten, Befehle zurief. „Seht zu, dass ihr die Verletzten von der Straße kriegt und beeilt euch!“, brüllte er. „Und wo zum Donnerwetter steckt dieses verdammte Weibsstück schon wieder?!“ „Chef!“, rief da eine Stimme, die aus der Richtung von Fosters Auto kam. Kai musste sich Gott sei Dank nicht umdrehen um zu wissen, zu wem die Stimme gehörte. Calen Couronne, einer seiner jüngeren Mitarbeiter hatte bei ihm auf dem Beifahrersitz gesessen und hatte sich bis gerade eben noch um den Funk gekümmert. Nun stürmte er mit gezückter Klinge an seinem Boss vorbei ins Getümmel und rief ihm noch zu: „FOX ist gleich hier!“ „Was soll das den heissen?“, rief Kai dem jungen Mann nun wiederum hinterher, „Wo war sie denn überhaupt, Herrgott noch mal?!“ Das war einer dieser Momente, in denen sich der routinierte Hunter selbst die Frage stellte, warum ausgerechnet IHM so etwas passieren musste. Kurz vor seinem Ruhestand brach die Hölle auf Erden los und der einzige Mensch in seiner Organisation, auf den er sich bis jetzt immer vollstens verlassen konnte, streikte! Zumindest dachte er das. Aber da ihm im Augenblick ohnehin nicht viel Zeit zum nachdenken blieb, musste er sich wohl oder übel damit abfinden, dass die „Kavallerie“ mit Verspätung kam. Eine weitere Explosion erschütterte die gesamte Vorstadt und riess alle Anwesenden auf der Strasse vor der Tankstelle von den Füssen. Auch Kai Foster war keine Ausnahme. Er stürzte unglücklich gegen eine Straßenlaterne, wobei ihm seine Waffe aus dem Griff glitt. Einer der Dämonen war schneller wieder auf den Beinen als der Hunter und nahm die Gelegenheit war, die sich ihm da bot und stürzte, wie die beiden anderen Teufel zuvor, auf den am Boden liegenden Mann los. Kai konnte gerade noch seinen Revolver ergreifen, doch für einen gezielten, wirklich wirkungsvollen Schuß war es zu spät, das Biest war schon zu nah an ihm dran.

Ein metallisches Klirren erscholl, durch das Tosen der Flammen, den Kampflärm und das Brüllen der Dämonen kaum zu hören. Plötzlich ergoß sich ein Sintflut artiger Regenguß über die gesamte Szenerie, was für einen Moment selbst die Dämonen innehalte lies. Der Teufel, der noch eben auf Kai zugesprungen war wurde jäh von einer Wasserfontäne getroffen und meterweit durch die Luft geschleudert. Der Chef der Dark-Hunter drehte sich auf dem nun nassen Asphalt herum und blickte instinktiv in Richtung Stadt auswärts. Jemand hatte einige der Hydranten zerstört, die entlang der Trottoire angebracht waren. Aber das Wasser war nicht zum löschen des Feuers gedacht: Brennendes Benzin konnte man bekanntlich nicht mit Wasser löschen... Hinter dem Schleier aus künstlichem Regen erkannte der Mann eine menschliche Silhouette und er wusste sofort, wer dafür verantwortlich war. Die Silhouette bewegte sich und ein Stück weit vor ihr erschien ein leuchtender, rotierender Kreis über dem Boden, der nach innen hin mit merkwürdigen Zeichen versehen war. Der Kreis verschwand und an dessen Stelle sammelte sich nun in einem wirbelnden Strudel das Wasser aus den Hydranten. Als würde es aus den Fluten des Meeres heraus auftauchen, sprang wiehernd ein grosses, mit bunten Schuppen und Flossen übersätes Pferdewesen, ein HippoCampus, aus den Wassermassen hervor. Kai erkannte die Situation. Früher, als die Dark-Hunter Organisation quasi noch ihn den Kinderschuhen gesteckt hatte, hatte er dieses Spektakel schon einmal miterleben dürfen, auch wenn damals etwas völlig anderes aus dem Bannkreis hervorgesprungen kam... seit dem war dieser Anblick jedoch sehr selten geworden. In den letzten Jahren hatte sie von diesem Mittel gar keinen Gebrauch mehr gemacht. FOX zog es in der Regel vor selbst zu kämpfen, anstatt andere für sich in den Kampf zu schicken. Stand es denn wirklich so schlimm um Valmér, dass FOX entschieden hatte, ihre Prinzipien über den Haufen zu werfen?

Foster rief über das Rauschen des Wassers hinweg seinen Leuten zu, das sie verschwinden und sich und die andern in Sicherheit bringen sollten. Ansonsten konnte es hier noch ungemütlich werden. Den Teufeln indes wurde nicht viel Zeit gelassen um zu reagieren, denn kaum war das Wesen erschienen, startete es die verschiedensten Wasserattacken auf die übernatürliche Gegnerschar. Und das Wesen blieb nicht lange allein. Aus den andern Fontänen, die meterhoch in Richtung Himmel schossen, bildeten sich nach und nach einige weitere, jedoch viel kleinere und unscheinbarerer HippoCampus heraus und unterstützten ihren Gefährten. Aus ihren Mäulern schossen sie mit Wasserstrahlen auf die leeren Autowracks, die dann mit voller Wucht auf einige der Dämonen krachten oder sie beschossen sie direkt. Gelang es einem der Teufel doch, bis zu den Pferde ähnlichen Wesen vor zu stoßen und sie mit Klauen und Zähnen zu attackieren, zerfielen diese unter lautem Wiehern wieder zu Wasser. Der grosse HippoCampus seinerseits galoppierte unbeirrt auf die Gegner zu und schlug mit seinen Hufen nach ihnen. Selbst dann noch, als er wieder allein gegen die Dämonen stand, da er sich als einziger nicht wieder in Wasser verwandelte, wenn ihn der Hieb eines Teufels traf. Der Kampf dauerte noch wenige Minuten an, doch dann zogen sich die noch wenigen übrig gebliebenen Teufel schliesslich zurück und suchten ihr Heil in der Flucht. Erst als auch der letzte Feind ausser Sichtweite war, zerfiel auch der letzte der HippoCampus Herde wieder zu Wasser. Für dieses Mal war das Schlimmste wieder überstanden, der Spuk war vorbei!
 

Die Sonne war nun bereits untergegangen und wenn man das gerade Geschehene ausser acht lies, begann die nächtliche Ruhe in die Stadt Einzug zu halten. Wenn es nach Kai Foster ging, könnte der Tag nur noch besser werden. Nachdem die Teufel geflüchtet und die HippoCampus verschwunden waren, begannen sämtliche Einsatzkräfte den Ort des Geschehens zu räumen und den Großbrand zu löschen. Mit ihren Attacken hatten die „Seepferdchen“ die Autowracks nicht nur als Geschütze benutzt, sie hatten sie damit auch aus dem Weg geschafft und damit die Hauptstraße für den Löschzug wieder passierbar gemacht. Und da von dem LKW und seiner Ladung nach der Explosion nicht mehr viel übrig geblieben war, gab es für die Polizei und die Dark-Hunter nichts mehr zu tun. Ein weiterer gescheiterter Einsatz... Die anderen Dark-Hunter hatten sich auf den Befehl ihres Chefs längst wieder auf den Weg in die ihnen zugeteilten Überwachungsabschnitte gemacht, nur Calen und Kai waren noch hier. Der Chef der Hunter besprach noch ein paar letzte Dinge mit dem Polizeichef, wobei er sich einige Male umsah. FOX war nirgends zu sehen... selbst als der Kampf und der grösste Tumult bereits geendet hatten, war sie nicht aus ihrer Deckung hervor gekommen und das beunruhigte ihn zusehends. Wohin hatte sie sich nun wieder verkrochen?

Kurze Zeit später fuhr der Geländewagen des Dark-Hunter Chefs auf dem Parkplatz der Zentrale vor. Der Wagen war kaum zum stehen gekommen, da war Calen auch schon ausgestiegen um wenige Augenblicke später in der dunklen Lobby des Gebäudes zu verschwinden. Kai Foster wusste, dass der Junge nur widerwillig seinen Assistenten mimte und deshalb um jede Minute froh war, in der er ihn nicht sehen musste. Foster, der immer noch im Auto sass, nahm die Zigarette aus dem Mund und drückte sie im Aschenbecher aus, ehe er sich mit der Hand übers Gesicht fuhr und einen neuen Glimstingel aus der Packung kramte. „Muss das furchtbar sein, mit dem „nörgelnden Alten“ auf Streife sein zu müssen... Bin gespannt, wann er mir an die Gurgel geht!“, sagte er zu sich selbst. Da klopfte plötzlich jemand an die Scheibe der Fahrertür: „Mr. Foster? Sir? Kann ich sie kurz sprechen?“ Bei dem Mann handelte es sich um Dr. Belard, dem Leiter der hauseigenen Krankenstation der Dark-Hunter. Er musste aus einem der Kellerausgänge des Gebäudes gekommen sein, ansonsten hätte ihn Kai sehen müssen. Nun stieg auch er endlich aus dem Auto aus. Müde und abgespannt wirkend sagte er: „Was gibt’s denn, Doc? Kann das nicht bis morgen Vormittag warten? Ich muss nachher noch in einer dringlichen Angelegenheit weg.“ Der Doktor jedoch schüttelte energisch den Kopf. „Glauben sie mir Sir, das kann wirklich nicht warten!“ Er wirkte sehr aufgewühlt, nervös und angespannt zugleich und bedeutete ihm mit einer Geste, ihm zu folgen. Der Chef der Dark-Hunter entschloß sich, keine weiteren Fragen mehr zu stellen und einfach mitzukommen, damit für heute endlich Ruhe einkehren konnte.

Foster folgte Dr. Belard, ganz wie er vermutet hatte, durch einen der Hintereingänge der direkt in die Krankenstation im Untergeschoß führte, bis sie zu einem der kleineren Beobachtungsräume kamen, die alle im hinteren Bereich der Station lagen. Bevor der Doktor die Tür aufschloß, vergewisserte er sich davon, dass niemand ausser ihnen Beiden auf dem Gang war. Mit einem lauten Klack! öffnete sich die Tür zu dem Raum und Dr. Belard bat Kai Foster ein zu treten. „Was ist den los, Doc? So aufgescheucht kenne ich sie ja gar nicht. Sind die Teufel hier auch schon eingebrochen?“, fragte Foster und lehnte sich an einen Tisch an. „Bringen Sie bitte die Frau zur Vernunft, Sir!“, brach es aus dem Mann heraus, „Diesmal sieht es wirklich Ernst aus, aber sie lässt keine Untersuchung zu! Der linke Arm, den ich ihr wieder einrenken musste, ist hierbei wohl ihr geringstes Problem! Sie hatte sich zuerst sogar geweigert, ihre nasse Kleidung zu wechseln! Dann hat sie sich da drin eingeschlossen...“ Dr. Belard gestikulierte wild mit den Händen in der Luft herum und deutete dabei immer wieder auf ein grosses Fenster am anderen Ende des Raumes. Foster blickte zwischen dem aufgeregtem Doktor und der Scheibe hin und her, dann ging er langsam auf Diese zu. Er wusste, dass hinter der Scheibe ein weiterer kleiner Raum lag, in dem ein kleines Feldbett aufgestellt war. Neben dem Fenster lag auch gleich die Tür, durch die man in den Raum gelangen konnte. Als er davor stand sah er, dass eine kleine Lampe darin brannte und sanftes Licht in dem Zimmer verteilte. In der Mitte stand wie erwartet das kleine Feldbett und auf dem Bett lag eine Person, eine Frau allem Anschein nach, schlafend auf die linken Seite gedreht und mit dem Rücken zum Fenster gewandt. Die Person hatte sich nicht die Mühe gemacht, sich mit einer Decke zu bedecken, sondern hatte dafür nur die Jacke über die Schultern gezogen. Die Haare der Person, die im Licht der Lampe feurig-rotbraun schimmerten, waren mittlerweile wieder trocken. Foster brauchte kein zweites Mal hinsehen um zu wissen, wer da auf dem Feldbett lag. Es war Milati, die Frau, die in der Dark-Hunter Organisation den Codenamen „FOX“ trug.

„Milati! Hierhin ist sie also verschwunden...“, raunzte er. Er wandte sich zu dem Doktor um, „Was ist passiert, Dr. Belard?“ Der lässige Ton, mit der er dem Doktor diese Frage stellte lies diesen einen Moment in Stillstand verharren. „Was passiert ist...?“ Dr. Belard schritt zu einem Stuhl am Schreibtisch und setzte sich. „Wenn ich das mal wüsste! Sie kam auf die Krankenstation, um sich den linken Arm wieder einrenken zu lassen, was ich selbstverständlich auch gemacht habe! Natürlich habe ich sie auch gefragt, was denn passiert sei. Sie meinte nur schnippisch, dass es mich nichts anginge. Auf mein Drängen hin hat sie dann doch noch etwas von Pukas und Teufeln vor sich hin gemurmelt und dass sie in den umliegenden Wäldern vom Pferd gefallen sei. Sir! Ihr gesamter linker Oberkörper ist mit Hämatomen übersät und sie bekam kaum noch Luft, als sie hier rein kam! Ich fürchte, dass sie sich bei dem Sturz ein paar Rippen gebrochen hat! Aber Miss FOX ist sturer las ein Esel! Sie meinte, dass ihr nichts fehlen würde, was sich nicht mit einer Mütze voll Schlaf auskurieren ließe. Dann hat sie sich da drin eingesperrt... mit MEINEN Schlüsseln!“ Mit einem wütenden Schnauben verschränkte der Mediziner die Arme vor der Brust, was ihn eher wie ein beleidigtes Kind als einen Arzt mittleren Alter wirken lies. Für Foster lag der Fall und die Lösung des Problems klar auf der Hand: „Gut! Wenn sie das sagt, dann wird es stimmen. Lassen sie Milati einfach in Ruhe ausschlafen und sorgen sie dafür, dass niemand sie stört.“ Die Augen des Mannes im weißen Kittel weiteten sich vor Entsetzen, in Angesicht des fast schon gleichgültigen Tonfalls seines Arbeitgebers und der Tatsache, dass er sich dabei wie selbstverständlich eine Zigarette anzündete. „A... a... Aber Sir!...“ Mit einem einzigen Blick, der keine weitere Widerrede duldete, brachte Foster den Mann zum Schweigen. „Dr. Belard! Ich muss nicht Medizin studiert haben um mir vorstellen zu können, dass es nun mal anstrengend ist, mit einem ausgekugelten Arm aus den Wäldern zurück in die Stadt zu reiten, noch dazu, wenn man tagelang kein Auge zugemacht hat! Vor allem Milati ist fast ständig 24 Stunden im Einsatz! Ausserdem hat sie noch dazu vor nicht ganz einer Stunde ihren berühmt-berüchtigten Trick 17 in der Vorstadt vorgeführt! Könnten sie also bitte der Frau und mir den Gefallen tun und machen nicht gleich aus jeder Mücke einen riesigen Elefanten?“ Die Kinnlade des Doktors schloss sich wieder. Etwas beschämt rückte der Mann seine Brille zurecht und blickte nun selbst wieder in Richtung Krankenzimmer. „Wie sie wüschen, Sir.“, meinte er schliesslich kleinlaut. Es war nicht das erste Mal, dass Kai Foster im einen Moment kein gutes Haar an FOX lies und sie im nächsten wieder verteidigte. Die Frau mochte zwar sehr eigensinnig sein, aber der Erfolg gab ihr noch jedes Mal Recht!

Foster warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr, die über dem Ausgang angebracht war. „Ich muss jetzt los! Wenn ich wiederkomme, habe ich unter Umständen Verstärkung mit dabei...“ „Was? Das Gerücht ist also wahr? Sie haben selbst einen Devil-Hunter angeheuert, Mr. Foster? Das ganze Haus redet schon davon.“ „Ich sagte doch bereits: Unter Umständen! Noch steht nichts fest.“, antwortete Kai genervt. Der Doc stand von seinem Stuhl auf, um seinem Chef die Tür nach Draussen zu öffnen. Kaum das er die Türklinke richtig nach unten gedrückt hatte, schoss sie von selbst auf und ein junger Mann fiel der Länge nach ins Zimmer herein. „Was zum...?“, fluchte Kai, „Calen?!“ Der junge Hunter hatte an der Tür gelauscht. Nun lag er auf dem Boden und sah verlegen zu seinem Chef und Dr. Belard auf. „Ähm,... Ich hab Draussen in den Stallungen Silver gesehen... Milie´s Pferd. Da dachte ich, sie müsste hier irgendwo sein...“ Foster packte ihn unbeeindruckt am Mantelkragen, zog ihn wieder auf die Beine und zur Tür hinaus. Den Doc beachtete er nicht mehr weiter. „HEY! Ich will aber hier bleiben!“, protestierte Couronne. Doch Kai lies ihn nicht los und zerrte ihn weiter hinter sich her. Erst, als sie wieder auf dem Parkplatz waren, löste er wieder seinen Griff. „Es gibt Tage, da komme ich mir vor, als wäre ich Leiter eines Kindergartens!“, brummte Kai. Zu Calen sagte er schliesslich, “Du darfst heute Chauffeur spielen, wenn wir nachher unsere „Gäste“ vom Flughafen abholen.“, und schubste ihn zur Fahrertür des Hummers. Calen stutzte: „Gäste? War da vorhin nicht noch die Rede von nur EINEM Devil-Hunter?“ Der alte Hunter seufzte schwer. „Sein Vermittler ist auch mit dabei und jetzt steig endlich ein, verdammt! Ich erkläre dir das Ganze wenn wir unterwegs sind.“
 

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Draussen vor dem Fenster war es endlich wieder ruhig geworden. Der Mensch im weißen Kittel hatte aufgehört lauthals herum zu schimpfen und der andere Mann, der bei ihm gewesen war, hatte auch endlich das Nachbarzimmer verlassen. Und auch der Mediziner war vor wenigen Minuten ebenfalls wieder gegangen. Kurz musste man wirklich Angst haben, dass sie Milati aufwecken würden, doch jetzt war es ja wieder still. Milati lag immer noch auf dem kleinen Bett und schlief... und ein Phantom-Baby hockte seelenruhig neben ihr, auf Brusthöhe eng an ihren Körper angeschmiegt und unter der Jacke versteckt, so dass man es vom Fenster aus nicht sehen konnte. Eigentlich sollte es nicht hier sein. Die junge Frau, die den kleinen Teufel einst aus einer Laune heraus bei sich aufgenommen hatte, hatte ihn nur unter großem Widerwillen zur Arbeit mitgenommen. Doch schon so oft hatte sie ihn über längere Zeiträume hinweg allein in der Wohnung lassen müssen und lies sich deswegen dazu breitschlagen, diesmal eine Ausnahme zu machen. Wer hätte auch gedacht, dass der Ritt durch den Wald dieses Mal so unsanft enden würde? Der kleine Teufel konnte sich nicht daran erinnern, das Milati jemals zuvor von ihrem Pferd gefallen war. Aber in letzter Zeit geschahen ja ständig unvorhergesehene Dinge.

Und danach, als sie wieder in der Stadt angekommen waren, die Sache mit dem vielen Wasser... Allein bei dem Gedanken daran erschauerte sein kleiner, Spinnen ähnlicher Leib. Zum Glück für ihn war Milati´s Jacke, in deren Innentasche er gesessen hatte, Wasser abweisend. Aber die Frau war trotzdem patsch nass geworden. Immer wieder krabbelte er auf dem Feldbett von einer Stelle zur Andern, stets darauf achtend, dass er nicht entdeckt wurde und er Milati nicht aufweckte, um sie etwas aufzuwärmen. Wenn er doch nur etwas größer wäre, dachte das Phantom-Baby bei sich. Er kletterte vorsichtig unter der Jacke hindurch auf ihre Hüfte (um nicht über ihre verletzte linke Schulter laufen zu müssen) und linste kurz unter der Jack hervor… am Fenster stand niemand. Sein Ziel war die rechte Innentasche, die gerade zufällig genau an den Nieren lag. Er schlüpfte hinein. Wieder dicht an den mittlerweile trockenen Leib angeschmiegt, lauschte er dem Herzschlag und der regelmäßigen Atmung Milati´s. Im Augenblick war alles in Ordnung, es gab keinen Grund, sich Sorgen machen zu müssen… und so schlief auch das Phantom-Baby ein. So bemerkte es jedoch nicht, wie kurze Zeit später die Tür zu dem Zimmer von außen, mit dem Ersatzschlüssel einer der Krankenschwestern, aufgesperrt wurde. Ein gewisser Jemand trat herein und tauschte die Jacke gegen eine warme Decke aus. Dann verließ er wieder, mitsamt der Jacke unterm Arm, das Zimmer.
 

Ende Kapitel 1: Ein kleiner Tapetenwechsel

Zwei Jäger und ein Teufel(chen)

02. Kapitel: Zwei Jäger und ein Teufel(chen)
 

Erst viel später regte sich wieder etwas in dem kleinen Raum. Ein leiser Seufzer erklang, die junge Frau drehte sich auf den Rücken und streifte dabei die Decke etwas von sich herunter. Vorsichtig tastete sie ihren linken Arm und die Schulter ab. Die Berührung schmerzte zwar noch ein wenig, doch sollte dies keine all zu große Einschränkung darstellen. Einen Moment lang blieb Milati noch so liegen, die Augen immer noch geschlossen und auf die Geräusche ihrer Umgebung lauschend. Ihr Körper fühlte sich noch etwas taub an, trunken vom festen Schlaf und den Prellungen, doch die waren nicht das Problem gewesen!

Sie erinnerte sich. In den Wäldern, die die Stadt Valmér fast vollständig umschlossen, hatte sie die Spur einer kleineren Gruppe von Dämonen verfolgt, die kurz zuvor das kleine Kloster dort überfallen wollten. Eigentlich war sie nur zufällig zum selben Zeitpunkt zugegen gewesen, aber jemand würde später ganz sicher behaupten, dass der Herr selbst sie geschickt habe! Bei dem Gedanken schlich Milati ein kleines Lächeln übers Gesicht. Als sie das Höllenpack mit etwas Geschick in die Flucht geschlagen hatte und sie auf ihrem Pferd Silver verfolgte, hatte sie für kurze Zeit deren Spuren im dichten Unterholz verloren. In ihrem Eifer hatte sie völlig übersehen, dass sie den Teufeln viel zu tief in den Wald hinein gefolgt war, mitten hinein ins Revier der Puka-Goat, eine etwas aus der Art geschlagene Rasse der Bestien!

Puka-Goat´s gehörten zwar zur Spezies der Bestien, doch durch ihr äußeres Erscheinungsbild und ihr bösartiges Wesen wurden sie selbst nur all zu oft von den Menschen für Dämonen gehalten. Wie ihr Name schon sagte, hatten sie große Ähnlichkeit mit Ziegen- bzw. Steinböcken, über zweieinhalb Meter hoch konnten sie werden und ihre Köpfe glichen erbleichten Totenschädeln. Aber das wohl auffälligste Merkmal der Puka-Goat waren ihre überlangen, paarhufigen Gliedmasse, welche es danach aussehen liesen, als hätten ihre Beine zu viele Gelenke und sie noch unnatürlicher erscheinen lies. Und sie reagierten äusserst empfindlich darauf, wenn man in ihr Gebiet eindrang! Ihre höchst aggressive Art kannte selbst vor Dämonen keinen Halt und Milati war dazwischen geraten. Eine der Bestien wollte gerade nach einem Teufel ausschlagen... und hatte statt dessen sie erwischt! Zu Milati´s Glück hatte der Bock jedoch keinen rechten halt auf dem feuchten, stark mit Moos bewachsenem Waldboden gefunden, so das in dem Tritt nicht mehr all zu viel Kraft steckte. Ansonsten würde sie kaum hier auf einer Pritsche, als viel eher in einem Sarg liegen! Milati öffnete wieder die Augen und richtete sich langsam auf dem kleinen Feldbett auf. Die Ellbogen auf ihre Knie stützend rieb sie sich mit beiden Händen den Schlaf aus dem Gesicht, bis sie die Decke bemerkte, die quer über ihrem Schoss lag. „Was zum...?“ Sie nahm die Decke in die Hand und sah sich dann hektisch in dem kleinen Raum um. Die Tür stand einen kleinen Spalt breit offen. Ihre Jacke war weg und... „Junior? Junior, wo steckst du?“, flüsterte sie. Gemeint war der kleine Teufel, doch sie konnte ihn nirgendwo sehen. Die Frau wusste um die Vorliebe des kleinen Phantom-Babys, sich in ihre Jackentaschen zu verkriechen.

Wütend fauchte sie: „Dieser bescheuerte Quacksalber!“ Mit einem Satz sprang sie von dem Bett auf, als wäre sie nie verletzt gewesen und stürmte zur Tür. Diese krachte mit einer solchen Wucht gegen die Wand, das sie auch noch fast aus den Angeln gesprungen wäre. „DR. BELARD!!!“, brüllte Milati. Der Doktor sass kreidebleich an seinem Schreibtisch und sah die junge Frau an, als hätte er gerade ein Gespenst gesehen, so hatte ihn Milati´s plötzliches Auftauchen in dem Zimmer erschrocken. Im nächsten Moment hatte er sich jedoch wieder gefangen. Dr. Belard rückte seine Brille zurecht, wandte sich seinen medizinischen Unterlagen zu, die vor ihm auf dem Tisch lagen und meinte bloss: „Auch Ihnen einen schönen guten Morgen, Miss Fox! Wie ich sehe haben sie gut geschlafen. Sie haben miese Laune wie immer und keine Manier...“ Milati unterbrach den Mediziner jäh, indem sie (mit der rechten Faust) auf den Tisch schlug. „Wo ist meine Jacke, Dr. Belard?!“, knurrte sie. Dr. Belard rutschte wieder erschrocken ein Stück weit in seinem Stuhl herunter. „Wie bitte?“, fragte er. „Sind sie taub, Mann?“, entgegnete Milati, sichtlich immer zorniger werdend, „Ich will wissen, wo meine Jacke ist!“ „Ihre Jacke?“, meinte der Mann leicht verwundert, „Nun, die hab ich in die Wäscherei unten im Keller gebracht, sie sah so aus, als ob,... Ähm... stimmt etwas nicht, Miss Fox? Geht es ihnen nicht gut?“, fragte der Mann besorgt. Er stand von seinem Platz auf. Mit einem Mal war es jetzt Milati, die ganz weiß um die Nase geworden war und ihre Augen hatten die Grösse von Suppentassen angenommen. Etwas wackelig machte sie einen Schritt zurück und sah den Doc an, als ob sie ihren Ohren nicht trauen wollte. „Sie haben WAS?!?“, ächzte sie schliesslich.

Kurz darauf stürmte Milati wutschnaubend aus dem Büro Dr. Belard´s und ging in Richtung Wäscherei. Eine der Krankenschwestern, die gerade ihren Morgendienst in Angriff nahmen, wünschte ihr einen guten Morgen. Milati erwiderte, dieses Mal freundlich, den Gruß und fügte dann noch hinzu: „Seien sie bitte so nett und bringen Dr. Belard einen Beutel mit Eiswürfeln in sein Büro, ja? Ach, und richten sie ihm bitte von mir aus, dass er in Zukunft seine Finger von meinen Sachen zu lassen hat! Vielen Dank!“ Noch ehe die Krankenschwester etwas darauf erwidern konnte, war die junge Frau auch schon um die nächste Ecke gebogen und im Treppenhaus zum Keller verschwunden.

„Dieser bescheuerte Arzt!“, schimpfte Milati, während sie hastig die Treppen nach unten stieg. Hoffentlich hatte ihr Junior noch aus der Jacke krabbeln können, bevor in jemand mitsamt der Jacke in die Waschmaschine steckte! In der Wäscherei angekommen war allerdings keine Spur von Beiden zu finden. Weder auf den Wäschekarren noch in den Maschinen, kein einziges Kleidungsstück war zu sehen. Für einen Moment wusste Milati nicht so recht, ob sie sich nun über diesen Umstand freuen sollte, oder ob nun echter Grund zur Sorge angebracht war. Da kam der Hausmeister zur Tür herein. Als er Milati sah, zierte ein breites Grinsen sein Gesicht: „Ah, Miss Fox! Wie schön, Sie wieder einmal zu Gesicht zu bekommen! Sie machen sich in letzter Zeit ja ziemlich rar! Haha!“ „Guten Morgen!“, entgegnete Fox. „Sagen sie, haben sie zufällig...“ „...Ihre Jacke gesehen?“, beendete der Mann den Satz und grinste noch mehr, als er den verwunderten Ausdruck seines Gegenübers sah, „Oh ja, Miss! Dieser überdrehte Doc kam hier runter und gab sie mir, damit ich sie wasche! Aber ich weiss ja, dass Sie es nicht leiden können, wenn andere Leute an ihre Sachen gehen. Sobald er wieder verschwunden war, hab ich Ihre Jacke in Ihren Spind gehängt!“ Als sie das hörte, viel Milati ein grosser Stein vom Herzen. „Gott sei Dank!“, seufzte sie erleichtert auf, „In der Jacke ist nämlich etwas, was auf gar keinen Fall naß werden darf! Vielen Dank!“ Sie drehte sich um und ging zur Tür zurück.

In den Umkleideräumlichkeiten angekommen und nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand ausser ihr hier war, öffnete Milati ruckartig die Blechtür ihres Spinds. „Junior?“, flüsterte sie, „Bist du hier drin?“ Ein kurzes Schmatzen und Rascheln war zu hören, bevor etwas leise auf fiepte. Dann kam das Phantom Baby eilig aus seiner Deckung hervor gekrabbelt und gab einen schnurrenden Ton von sich, als es Milati erkannte. Hastig stieg es auf die Hand der Frau, die sie ihm entgegen hielt und kletterte weiter bis zu ihrer Schulter, wo es sich sanft an ihren Hals anschmiegte. Das Schnurren wurde zu einem wohlig klackernden Laut, als Milati Junior dann auch noch über den Rücken kraulte. „Na, mein Kleiner? Da hast du aber mächtig Glück gehabt, dass sich wenigstens der Hausmeister mit meinen Gewohnheiten auskennt! Sonst wärst du doch glatt abgesoffen!“ Sie strich dem Teufelchen über sein kleines Maul, stellte dabei aber fest, dass er über und über mit Krümeln bedeckt war. Milati griff mit einer Hand in den Spind hinein und holte eine Keksdose hervor. „Hast du dir etwa auf den Schreck ein Leckerchen genehmigt?“ Schlagartig verstummte Junior und zuckte heftig in sich zusammen. Die junge Frau öffnete die Dose. „...“ Der kleine Teufel hätte sich in diesem Augenblick gerne wieder in eine von Milati´s Jackentaschen verkrochen,... doch leider trug sie ja keine! „JUNIOR!“ Die junge Frau rief laut auf und faste sich mit der andern Hand an die Stirn, „Du hast ja die ganze Dose leer gefuttert! Als ich sie da rein getan hab, war sie noch RANDVOLL! Das waren noch dazu die letzten Kohle-Kekse, jetzt muss ich schon wieder welche machen!“ Der kleine Teufel machte mit seinen kleinen Spinnenbeinen vorsichtig ein paar Schritte rückwärts, doch Milati hatte ihn sogleich bei seinem Skorpion artigen Schwänzchen gepackt, von der Schulter heruntergezogen und hielt ihn vor ihr Gesicht. „Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen, du verfressener kleiner Teufel?“ Junior hielt sich die Scheren vor sein kleines Maul und fiepte nur leise, was seine Art war, sich zu entschuldigen. Fast eine Minute lang sahen sich die Beiden wortlos in die Augen, bis die Jägerin schliesslich seufzte: "Es muss mit irgend so einem dämonischer Trick zugehen, dass ich dir einfach nicht böse sein kann, du Schlingel!“ Mit diesen Worten setze sie Junior wieder auf ihre Schulter und holte aus dem Spind eine andere Jacke heraus. „Da du ja schon üppig was zu futtern hattest, wollen wir jetzt für Mama auch ein ordentliches Frühstück organisieren gehen. Ich habe heute noch eine ganze Menge zu erledigen.“ Da läutete plötzlich Fox´s Handy, dass sie in einer anderen Tasche der alten Jacke verstaut hatte. Milati´s Blick verfinsterte sich schlagartig. Der Klingelton sagte ihr, dass der Anruf von Kai´s Autotelefon kam. Wortlos und blitzschnell Griff sie nach dem Handy und sah auf das Display. Es war tatsächlich Kai, aber was konnte er nur wollen? Ein neuer Angriff der Teufel konnte es nicht sein, Junior war ganz ruhig und hatte sich wieder dicht an sie geschmiegt, also waren zur Zeit wahrscheinlich gar keine Dämonen in der Stadt. „Ich habe keine Zeit für deine ewigen Vorhaltungen...“, hauchte sie mit einer Spur von aufflackerndem Zorn, „und um deine Devil-Huntern kannst du dich auch alleine kümmern!“ Sie drückte den Anruf weg. „Auch meine Geduld ist irgendwann am Ende, mein Freund.“, sagte sie leise und steckte das Handy in ihre Hosentasche. Dann verliess sie zusammen mit dem kleinen Phantom-Baby Junior schweigend den Umkleideraum.
 

Eine Stunde später:
 

Durch den Hintereingang des Hauptgebäudes der DHO, der zur Krankenstation führte, stürzte ein sehr nervös wirkender junger Hunter herein ohne auf die Schwestern zu achten, die rege ihrer Arbeit nachgingen. Mit zielstrebigen Schritten eilte Calen Couronne durch die nun nicht mehr ganz so stillen Gänge. „Wäre doch bloss dieses vermaledeite Handy gestern nicht kaputt gegangen!“, schimpfte er, als er die Tür zu Dr. Belard´s Büro öffnete und weiter nach hinten zum kleinen Beobachtungsraum schritt und zu der Person, die auf dem Feldbett lag. Vorsichtig und dennoch beherzt rüttelte er an deren Schulter und rief hektisch: „Milie! Milati, wach auf! Das glaubst d... Uuuhwaaaaa!“ Erschrocken sprang Calen einen Schritt zurück. „Was zum Teufel... Dr. Belard?“ Der Doc erhob sich ächzend von dem Feldbett und hielt sich einen nicht mehr ganz so frischen Eisbeutel an den Kopf. „Schrei hier doch nicht so rum, Junge! Ich bin nicht taub! Deine reizende Kollegin ist schon vor einer ganzen Weile aufgewacht... und mit dem falschen Fuss zuerst aufgestanden!“ Dabei nahm Dr. Belard den Eisbeutel vom Gesicht und entblößte damit ein Veilchen von der besonders blauen Sorte. „Wenn du Mister Foster siehst kannst du ihm von mir ausrichten: Die Frau braucht Urlaub! Und zwar DRINGEND!“, zischte er an Couronne gewandt. Calen hatte grosse Mühe, sich das Lachen zu verkneifen. Es war in der ganzen Zentrale bekannt, dass sich der Doc und Fox gegenseitig nicht besonders gut riechen konnten. Dr. Belard war noch keine zwei Jahre dabei, aber schon in seiner ersten Amtswoche hatte es Krach zwischen den Beiden gegeben. Doch heute hatte er das erste mal ein blaues Auge kassiert. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, dass so etwas passierte. „Was ist den geschehen, Doc? Wollten sie Milati heimlich etwas spritzen und sie ist dabei aufgewacht?“, wollte Calen wissen. „Eine Spritze? Eine Spritze?!?! Ich hab das hier wegen einem Feuerzeug abgekriegt!“, schimpfe der Doc, dem die Zornesröte ins Gesicht stieg und dabei wild mit dem Zeigefinger auf sein blaues Auge deutete. Calen stutzte und sah den Mann fragend an: „Wegen einem Feuerzeug? Dr. Belard, Milati raucht doch gar nicht.“ „Das weiss ich doch!“, entgegnete der Doc, „Ich hatte ihre nasse Jacke runter in die Wäscherei gebracht. Die war ja immer noch schwer von dem ganzen Wasser, mit der sie sich vollgesaugt hat! Nach dem sie Aufwachte und ich ihr das gesagt hatte fing sie an mich anzuschreien, was ich mir denn einfallen lassen würde, dass ich an ihren Sachen nichts zu schaffen hätte und dass, wenn nun ihr „armes kleines Feuerzeug“ abgesoffen wäre, dies hier mein kleinstes Problem sein würde. Da hat sie mir einen Hacken verpaßt!“ Als der junge Hunter das hörte hielt er sich die Hand vor den Mund, damit der arme Doktor sein Grinsen nicht sehen konnte. Nur sehr wenige Leute in der Organisation wussten über Fox´s „kleines Feuerzeug“ Bescheid und sie war überaus erpicht darauf, dass das auch so blieb. Was sollten manche Leute auch von einem Hunter denken, der sich einen Teufel als Maskottchen hielt.

„Das tut mir aber Leid für sie, Doc! Aber wissen sie, dieses kleine Feuerzeug ist so eine Art... öhm... Erbstück! Ja genau. Da hängen sehr viele Emotionen dran und sie wissen ja, wie sehr Frauen an so einem sentimentalen Kram hängen!“, sagte Calen zu Dr. Belard in beschwichtigendem Ton und hoffte, dass ihm dieser die Story abkaufen würde. Wie aus dem Nichts hing plötzlich ein neuer Beutel mit frischen Eiswürfeln zwischen den beiden Männern. Couronne und Dr. Belard blickten gleichzeitig zu dem Beutel, an dem Arm entlang, der ihn umgriffen hielt und schliesslich in Fox´s Gesicht, deren Mund ein stummes „Sorry!“ formte. Wie der Blitz sprang der Doc auf, bis ins Mark erschrocken, und stand schliesslich mit dem Rücken zur Wand als er nervös fragte: „Ist es kaputt?“ Milati blickte nur weiterhin stumm zwischen den beiden Männern hin und her. „Das kleine Feuerzeug. Ihr Erbstück. Ist es kaputt?“ Milati nippte erst an einem Plastikbecher mit unbekanntem Inhalt, den sie in der andern Hand hielt, bevor sie dem Doc den Beutel zuwarf und in ruhigem Plauderton antwortete: „Wenn dem so wäre, hätte ich hier nicht einen Eisbeutel für sie, sondern einen Sarg. Und sie würden jetzt ganz bestimmt nicht lebendig an dieser Wand stehen, Dr. Belard.“ Das, WAS sie sagte und das, WIE sie es sagte standen in totalem Widerspruch zueinander,... ein Zeichen dafür, dass sie im Moment relativ guter Laune war. „Entschuldigen sie uns bitte, Doc!“, sagte der junge Hunter Calen hastig, bevor er Fox an der Hand nahm und eilig mit nach Draussen zog.
 

„Hey, Calen! Zehr doch nicht so an mir herum! Deinetwegen verschütte ich noch den ganzen guten Kaffee.“ „Kai will dich sehen, aber vorher muss ich dir noch was sagen.“, entgegnete Couronne, ohne Milati los zu lassen oder wirklich auf ihre Worte geachtet zu haben. Ohne sich nach ihr umzudrehen fragte er: „Wenn du die ganz Zeit über wach gewesen bist, warum bist du dann nicht an dein Handy gegangen? Ich hatte einige Male versucht dich zu erreichen!“ Ein kleiner Hauch von Vorwurf lag in seiner Stimme. „Ach, das warst du? Was ist den mit deinem Handy?“ „Das ging gestern bei der Strassenschlacht kaputt und Chefchen lies mir keine Gelegenheit, mir Ersatz zu besorgen. Er hatte es ziemlich eilig zum Flughafen zu kommen!“ Sie waren mittlerweile im Erdgeschoß angekommen. In einem unübersichtlichen, ansonsten menschenleerem Gang blieb Calen schliesslich stehen und lies Milati´s Hand los. „Zum Flughafen? Und dafür habt ihr die halbe Nacht gebraucht?“, fragte die Frau skeptisch. „Nein! Ich musste ihn vorher noch in der halben Stadt rum kutschieren, unter anderem auch zum Stadtrat. Und das mitten in der Nacht, aber das ist jetzt unwichtig! Hör mir bitte zu!“ Fox musste wohl ahnen, dass seine Neuigkeiten ihr die gute Laune verhageln würden, ansonsten hätte er keine so grossen Schwierigkeiten damit gehabt, ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit zu gewinnen. Er gab sich schlußendlich damit zufrieden, dass sie nur stumm dastand und zum wiederholten Mal an ihrem Becher nippte. „Kai sitz in seinem Büro... zusammen mit dem Devil-Hunter, den er hierher bestellt hat.“ Eine angehobene Augenbraue seines Gegenübers teilte ihm mit, dass sie sich wohl über den Umstand wunderte, das es sich nur um einen einzigen Devil-Hunter handeln sollte. „Milie, ich weiss beim besten Willen nicht, wie Kai das angestellt hat, aber Tatsache ist: Da oben sitzt nicht irgend ein Devil-Hunter, da oben sitz Dante... !“ Ein heftiger Hustenanfall Milati´s, die sich an ihrem Kaffee verschluckt hatte, lies den jungen Mann inne halten, während gleichzeitig unter ihrer Jacke ein schrilles Fiepen ertönte.
 

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Dante war einfach nur noch froh darüber, endlich der Sardienenbüchse namens Economy-Klasse entkommen zu sein. Und nun sass er zusammen mit Enzo in Kai Fosters Büro, der ihnen Beiden so gut wie nur irgend möglich die Lage in der Stadt Valmér dar legte, während sie auf eine Person warteten, nach der Kai Foster schicken lies. „Es fing bereits vor einigen Monaten an,“ begann er, „da wurden antike Schmuckstücke aus Museen und privaten Sammlungen entwendet. Zu Beginn geschah dies noch heimlich, still und leise, doch mit jedem weiteren Diebeszug wurden die Täter brutaler, rücksichtsloser. Schliesslich fand man heraus, das Dämonen dahinter steckten, womit meine Leute und ich auf den Plan traten. Aber wir sind nun mal keine Devil-Hunter. Diese Gegend hier wurde noch nie zuvor so sehr von Dämonen bedroht. Unser grösstes Problem bestand bis vor ein paar Jahren lediglich darin, die Menschen von Valmér vor den Übergriffen von Vampiren und Werwölfen zu schützen. Deshalb bestand der Stadtrat auch darauf, zusätzlich zu unserem Aufgebot noch einige Leute hinzu zu ziehen, die sich auf dem Gebiet besser auskennen als wir. Allerdings...“ „... scheint das ein ziemlicher Fehlgriff gewesen zu sein!“, beendete Dante für ihn den Satz. Sein Gegenüber hinter dem Schreibtisch nickte nur, den Blick zur Tischplatte gesenkt. Ein kurzer Moment des Schweigens hing in dem Raum, bevor Foster fortfuhr: „Von den Meisten dieser sechs Personen hatte zuvor noch nie jemand etwas gehört und von denen, über die man etwas in Erfahrung bringen konnte... sagen wir mal, diese Herrschaften hatten sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Zu allem Überfluß gerieten sie auch noch mit jemanden von meinen Leuten aneinander... eine ziemlich unschöne Szene kann ich nur sagen.“ Bei diesen Worten horchten Enzo und Dante gleichermaßen auf. Dieser Zeitpunkt erschien dem weiß haarigen Devil-Hunter Gold richtig, um etwas an zu sprechen, was ihm schon ein Weilchen auf der Zunge brannte: „Diese gewisse Person war nicht zufällig euer einziger Devil-Hunter? Enzo hat mir im Flugzeug von ihm erzählt.“ „Naja,...“, mischte sich Enzo ein, “wirklich viel konnte ich ihm ja auch nicht darüber berichten.“ Kai Foster seufzte und blickte wieder zu den beiden Männern hinüber. „Ja, ich weiss, das die Informationen, die ich an sie weitergegeben habe, mehr als vage waren, Mr. Ferino. Dafür entschuldige ich mich. Und auch bei ihnen, Mr. Dante, dass sie sich unter solch fragwürdigen Umständen hierher bemühen mussten! Die Sache ist nur... gewaltig kompliziert.“

Dante spürte regelrecht die Verzweiflung des Mannes, der da vor ihm hinter dem Schreibtisch sass. Einerseits sicherlich wegen der sich weiter verschlimmernden Lage der Stadt. Bevor man sie hierher fuhr, hatte Foster den jungen Blondschopf auf dem Fahrersitz noch an der Stelle vorbei fahren lassen, auf der in der Nacht zuvor das blanke Chaos ausgebrochen war. Aber da war noch etwas. Dante konnte es förmlich hinter der Stirn des Chefs der DHO arbeiten sehen. Da war noch etwas, dass ihm Sorgen bereitete.

„Darf man fragen, um wenn es sich bei diesem Devil-Hunter handelt? Ist ihm auch etwas zugestoßen?“, fragte Dante. Auch Enzo sah sehr interessiert aus. „Nein, ihm ist nichts zugestoßen,... zumindest nichts, was ihn langfristig von der Arbeit aufhalten würde.“ Ein nervös wirkendes Lächeln stahl sich auf die Züge des gealterten Hunters. Er war sich bei dieser Behauptung nicht sicher. Er fuhr fort: “Die Dämonen sind vor einiger Zeit dazu übergegangen, mehrere Orte zur selben Zeit zu überfallen... und FOX kann nicht überall gleichzeitig sein.“ „FOX?!?!“, rief Enzo aus und schlug sich sogleich die Hand auf den Mund. Foster schien diese Reaktion des Italieners zu erstaunen und auch Dante kam nicht ganz ohne hin, sich über dieses Verhalten zu wundern (wieder Mal). „Du hast also schon von ihm gehört?“, wollte Dante wissen. „Lass es mich so sagen Dante:,“ lies sich Enzo vernehmen, „Die Gerüchteküche brodelt! Was ich da von anderen Informanten schon so alles gehört habe... Der soll im Alleingang so manches Mafia Syndikat, und unter mysteriösen Umständen wohl bemerkt, hops genommen haben, um nur ein Beispiel zu nennen.“ Enzo pfiff und schüttelte seine Hand, als ob er sich verbrannt hätte. „Allerdings spielte sich das immer eher im Bereich der Allrounder ab... oder besser ausgedrückt: Man weiss nicht so recht, wo man diesen FOX hin stecken soll...“ „Weil sich FOX nicht in eine Schublade stecken lässt.“, entgegnete Foster. „Ausserdem haßt er es, wenn man ihn als...“ „...Devil-Hunter bezeichnet!“, erklang eine Stimme von der Tür. Alle in dem Raum anwesenden verstummten. Dante drehte sich etwas in dem Stuhl herum, um zur Tür sehen zu können. Der junge, blonde Bursche, der sie hierher gefahren hatte, stand nun wieder zwischen Tür und Angel. „Sie wartet im Nebenzimmer.“, sagte er und deutete mit dem Daumen auf eine andere Tür in Kai Fosters Nähe. „Und warum kommt sie nicht gleich hier herein?“ Couronne konterte nur mit der Gegenfrage: „Hättest du’s lieber, wenn sie dir hier drinnen ´ne Szene macht, Chef?“, und schloss dann sogleich die Tür. „Die Herren entschuldigen mich bitte.“, raunte der Chef der DH und verliess hastig den Raum durch zuvor genannte Nebentür. Enzo sah zu Dante und meinte mit verhaltenem Grinsen: „Geht hier ja alles ziemlich drunter und drüber, meinst du nicht auch?“ „Das wundert mich nicht. Du hast ja gesehen, was hier ab geht, Enzo. Das muss ein ziemlich grosses Freudenfeuer gewesen sein. Dem Mann gehen langsam die Optionen aus... und es sind nicht genügend fähige Leute hier.“ Dante stand auf und der kleine Italiener verfolgte ihn mit fragenden Blicken. „Was machst du d...“, begann Enzo, bis er erkannte, das der Devil-Hunter sich dort an der Tür zu schaffen machte. Dann zischte er im Flüsterton: „Du kannst doch nicht einfach lauschen!!! ...Lass die Tür zu, um Himmel Willen!“ Dante achtete gar nicht auf seinen alten Freund und Informanten. Er öffnete die Tür einen kleinen Spalt breit und warf einen flüchtigen Blick hinein. „Von wegen „Nebenzimmer“!“, sagte er. Hinter der Tür lag eine Art grosser Konferenz Raum, mit einem langen Tisch in der Mitte und unzähligen Stühlen, die darum standen. Egal wer dort wartete, hatte sich ans ganz andere Ende des Raumes gesetzt und Kai Foster ging auf die Person zu. Dante sah genauer hin. Es war eine Frau mit rotbraunen, langen Haaren und von Kopf bis Fuss in den Farben schwarz und dunkelgrün gekleidet, ihren Blick stetig auf Foster ruhend. „Kannst du verstehen, was die Beiden da reden?“, fragte Enzo. Jetzt hatte auch er sich an die Tür gedrängt. „Kein Wort.“, log Dante. Es war erstaunlich. Der Raum war riesig und kaum möbliert und dennoch hallten die Worte von Kai und der Frau nicht von den Wänden wider. Aber er konnte dennoch gerade so mithören, was dort drüben in ca. 20 Metern Entfernung gesprochen wurde.
 

„Da bist du ja endlich, Milati!“ In Kai´s Worten schwang ehrlich empfundene Erleichterung mit. „So weit wieder alles in Ordnung mit dir, ja?“ Milati schien beides überhört zu haben. „Calen sagte, du wolltest mich sprechen...?“, sagte die Frau schliesslich mit matter Stimme. Kai seufzte erneut ehe er eine Antwort gab: „Gerade erst vorhin hab ich eine Nachricht von dem Hotel bekommen, in dem ich die beiden netten Herren, die dort drüben in meinem Büro sitzen, eigentlich für die Dauer ihres Aufenthaltes hier unterbringen wollte. Sie machen dicht, zumindest solange bis hier wieder Ruhe und Frieden eingekehrt ist. Ich suche also nach einer Ausweichmöglichkeit.“ Milati sah ihn an: „Und was schwebt dir da so vor?“ „Das Chromwel Anwesen.“, entgegnete ihr der Mann knapp. Milati lachte kurz ungläubig auf, bis sie der Blick ihres Chefs traf. „Das kann doch nicht dein Ernst sein?“ „Das ist noch nicht alles!“, entgegnete ihr Kai mit ernster Miene, „Ich will sie nicht zufällig gerade dort unterbringen!“ Milati schien zu ahnen, was ihr Chef als nächstes sagen würde, denn ihr Blick verfinsterte sich mit jedem Sekundenbruchteil. „Ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn du ihn der Nähe dieses Devil-Hunters bleiben würdest...“ „ Und wozu? Soll ich ihn, oder er mich überwachen? VERGISS ES!“, fauchte Milati. „Jetzt hör mir mal zu! Ich gebe mir immer Mühe damit, aus dem Hintergrund zu agieren damit sich niemand, Aufgrund meiner „speziellen“ Methoden, all zu viele „Sorgen“ machen muss und dir und deinem kleinen Schützenjäger-Verein deswegen Steine in den Weg legt! Wenn es nicht anders geht, ziehe ich dir sogar auf eigene Verantwortung den Karren aus dem Dreck, mein Lieber! Und jetzt, wo ich eine Spur davon habe, was diese Höllenbrut hier zu suchen hat, willst du mir einen Devil-Hunter vor die Nase setzten, der mich behindert! Und nicht mal irgendeinen x-beliebigen Devil-Hunter! Nein! Es muss ja gleich Dante sein! Wie wär’s, wenn du mir gleich die heilige Inquisition auf den Hals hetzt, Kai?!? Glaubst du, der Kerl kann zwischen Bestien und Teufeln unterscheiden? Ich glaube nicht!“, schrie sie und schlug mit der Faust auf den Tisch. Aber über ihrer ganzen Wut, die sie im Bauch hatte, vergaß sie darüber völlig, dass es mit ihrem linken Arm nicht ganz zum Besten stand... Milati verstummte schlagartig. „Genau so etwas hatte ich immer gefürchtet, Milati. Wenn du dich immer um alles alleine kümmerst, musste das auch irgendwann Mal passieren.“, sagte Foster wehmütig. Vorsichtig streifte er ihr die Jacke von der Schulter, wobei Milati die Zähne zusammenbiß. Vom unteren Schulterblatt bis zur Hälfte des Oberarmes hinauf breitete sich ein einziger grosser Bluterguß aus. Jetzt verwunderte es selbst ihn nicht mehr, dass Dr. Belard der festen Überzeugung gewesen war, dass sie sich etwas gebrochen haben musste. Wenn man nicht wusste, wie zäh und resistent diese Frau war, MUSSTE man einfach von so etwas ausgehen. „Du bist die Beste hier, aber Leider bist auch du nicht unverwundbar,... FOX.“ Die junge Frau hielt ihren Kopf gesenkt, streifte sich die Jacke wieder richtig über und flüsterte dann: „Das ist jetzt auch egal. Da drüben sitzt ja ein hervorragender Ersatzmann für FOX...“ Sie stand auf. „Ich muss nochmal zurück ins Waldkloster, zu Schwester Ophelia...“ „Jetzt ruh dich doch erst einmal richtig...“, fiel ihr Chef ihr ins Wort, doch Milati lies sich davon nicht beirren und fuhr einfach fort, „... und muss mich um Calypso kümmern!“ Foster nahm sich zurück. Wenn es um Bestien ging, musste man die Frau einfach machen lassen, egal ob es einem passte oder nicht. Sie würde sich ohnehin nicht aufhalten lassen, selbst wenn ihr der Arm abfallen würde! ...Und die Klosterschwestern waren Experten auf dem Gebiet der Heilkunde.
 

„Eueueu!“, staunte Enzo, „Die Dame scheint ja ziemlich geladen zu sein!“ Er blickte kurz zu dem Devil-Hunter auf, doch der zeigte keinerlei Reaktion. Also wandte sich der Italiener wieder dem Geschehen im Konferenzraum zu. Die Hemmung, die Beiden Personen darin zu belauschen hatten sich scheinbar in Luft aufgelöst (da er ohnehin so gut wie nichts verstehen konnte). Plötzlich wurde es still. „Oh? Was ist den jetzt passiert?“, fragte er. Die Frau hatte gerade noch auf den Tisch eingeschlagen und war dann zusammengezuckt. Dante beobachtete mit steigendem Interesse, wie der Chef der DH die Schulter der Frau in Augenschein nahm. Nach einem weiteren kurzen Wortwechsel verliess die Frau den Raum, wobei sie die Tür mit aller Kraft hinter sich zuschlug. „Wer war die Frau, was glaubst du, Dante?“ wollte Enzo von dem Mann im roten Mantel wissen. „Was ich glaube?“, sagte Dante, „Die Frau eben war der mysteriöse Devil-Hunter. Du bleibst besser hier Enzo. Wir treffen uns später.“ Noch ehe Enzo richtig verstanden hatte, war Dante schon halb zur Tür des Büros hinaus bevor er noch einmal kehrt machte und hinzufügte: „Und du kannst diesem Foster ausrichten, dass ich den Job annehme!“ Dann heftete er sich an Milati´s Fersen.
 

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Wie es Milati mit ihrem Partner Calen besprochen hatte, bevor sie zum Konferenzraum gegangen war, hatte er ihr auf dem grossen Parkplatz der Zentrale einen Wagen bereit gestellt. Der Schlüssel steckte und ein kurzer Blick in den Kofferraum sagte ihr, dass sie auch mit guter Bewaffnung losfuhr. Vorsicht ist schliesslich die Mutter der Porzellankiste! Sie setzte sich ins Auto und wurde sogleich freudig von Junior begrüsst, der es sich solange auf dem Beifahrersitz gemütlich gemacht hatte. Jetzt hatte er es jedoch sehr eilig, auf ihren Schoss zu kommen. Die junge Frau tat ihm auch den Gefallen und kraulte ihn wieder ein wenig, doch mit ihren Gedanken war sie ganz wo anders. „So ein verdammter Mist aber auch!“, flüsterte sie und biss sich dabei auf den Daumennagel. Milati hielt sich den Kopf, als ob sie Kopfschmerzen hätte und atmete ein paar Mal tief durch, um innerlich wieder zur Ruhe zu kommen. „Egal, wie man es macht, es ist immer verkehrt. Was meinst du, Junior?“ Doch von dem kleinen Teufel kam wie gewohnt nur ein wohliges Klackern als Antwort, während er sich immer heftiger in ihre Handfläche schmiegte. Milati lächelte: „Du bist schon ein merkwürdiger kleiner Teufel... völlig aus der Art geschlagen.“ Das Phantom-Baby sah sie fragend an und legte den Kopf schräg. Milati hob Junior auf die Ablagefläche des Armaturenbrettes und sagte: „Wir besuchen nochmal Schwester Ophelia...“ Sie startete den Wagen und fuhr los.
 

Die Ausfahrtstore, die Stadt auswärts führten, waren meistens geschlossen und wurden nur bei Bedarf von Wachleuten geöffnet. Dies nahm zwar mehr Zeit in Anspruch, doch Tore waren nun einmal sicherer als einfache Schranken. Milati´s Wagen näherte sich also mit nur mäßigem Tempo dem Tor, dass sich gerade öffnete, was einem gewissen Jemand Gelegenheit dazu gab, einfach einzusteigen.
 

Milati staunte nicht schlecht, als sich plötzlich die Beifahrertür öffnete und sich jemand schwungvoll auf den Sitz neben ihr schwang (und ganz nebenbei auch noch eine voll gepackte Gittarentasche auf den Rücksitz warf). „Was in drei Teufels Namen...?“, fluchte sie und trat auf die Bremse. Sie wandte sich um. „Calen! Raus hiiii...“ Doch als sie sah, wer da eingestiegen war, blieben ihr die Worte förmlich im Hals stecken. Da sass er... Der größte Devil-Hunter aller Zeiten, der Sohn Sparda´s, von dem es hieß, dass er seinen Vater bereits übertroffen hätte, Dante...und genau vor seiner Nase, der kleine Junior! „Na Prost, Mahlzeit!“, dachte Milati bei sich, „Jetzt ist guter Rat teuer!“

„Na, na, junge Frau. Nur nicht so schreckhaft. Ich beisse dich schon nicht...“, sagte Dante und als er den kleinen, vor Schreck erstarrten Teufel auf dem Armaturenbrett bemerkte, fügte er erstaunt hinzu: „Oha... und deinen merkwürdigen Wackeldackel hier auch nicht. Gehört der zum Inventar?“ Dante streckte seine Hand aus, doch Junior dachte nicht daran, sich von ihm ergreifen zu lassen. Endlich bewegte er sich wieder und machte einige Sprünge, aufs Lenkrad und schlußendlich auf Milatis Schulter, wo er sich hastig hinter ihren langen Haaren verbarg und zitternd dahinter hervor lugte. „Da brat´ mir doch einer ‘nen Storch! Ich dachte, seit Mallet Island in die Luft geflogen ist, gäbe es keine Dämonen mehr von dieser Sorte...“ Dem weiß haarigen Devil-Hunter kam nun langsam der Gedanke, dass Enzo vielleicht doch nicht so falsch mit dem Begriff „Bildungsreise“ lag. Was die Phantom-Babys anging, hatte er sich schon mal geirrt. Doch die Frau auf dem Fahrersitz, brachte immer noch keinen Ton heraus. Dass sollte er ändern. „Sag mal Milati,... das ist doch dein Name, oder?“, sagte er im Plauderton. Milati nickte. „Wo hast du den aufgegabelt und wie hast du den Kleinen so zahm gekriegt?“ „Ist ´ne lange Geschichte...“ sagte Milati, die immer noch ein wenig abwesend wirkte. Dante kam es so vor, als ob sie angestrengt nachdenken würde. Er lehnte sich gemütlich in den Sitz zurück: „Naja, dass kannst du mir ja auf dem Weg in dieses Kloster erzählen, von dem du vorhin gesprochen hast.“ „Wie bitte?“, entgegnete ihm Milati scharf, „Du hast uns belauscht? Die Türen im Konferenzraum sind Abhörsicher!“ „Nur bei verschlossener Tür.“, grinste er. Jetzt war er sich sicher, Milati´s volle Aufmerksamkeit zu haben.

Der Wachtposten musste sich gewundert haben, warum der Wagen trotz geöffnetem Tor nicht weiterfuhr. Er klopfte an die Scheibe. „Miss Fox? Alles in Ordnung?“, fragte er. „Jajaja. Alles in Ordnung.“, kam die hektische Antwort aus dem Innenraum des Wagens, zusammen mit heftigem Winken, was wohl der Bedeutung von „Verschwinde gefälligst!“ gleich kam. Der Wachmann jedenfalls kehrte zu seinem Posten zurück. Mit einem tiefen Seufzer wandte sich die junge Frau nun wieder Dante zu.

„Ich schätze mal, auch wenn ich es jetzt irgendwie schaffen würde, dich aus dem Wagen zu werfen, du würdest mich sowieso verfolgen,... nicht wahr?“

„Jap!“

„Dacht ich’s mir.“

Der Wagen kam wieder ins Rollen und verliess nun endgültig das Gelände der DHO.
 

Ende 02. Kapitel: Zwei Jäger und ein Teufel(chen)



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Nusspli
2008-03-09T10:04:32+00:00 09.03.2008 11:04
GEIL!!!!!!!!!!!!!!!!
*kreisch*
*lach*
also ich finds einfach geil^-^
und ich find auch deinen schreibstil toll^_____^
hihi
*gg*
*favo*
kapi eins ist schon zum lesen ausgedruckt xDDD
Von:  Dany_StormGoat
2008-02-25T20:36:40+00:00 25.02.2008 21:36
Zu der Sache mit Junior gebe ich hier jetzt keinen Komentar, weil´s um die Story geht und ich nix verraten will.

>So wie ich das sehe, könnte man diese FF auch als Side-Story zu der normalen DMC-Serie sehen^^ Der Schreibstil ist genauso wie der aus den Romanen ^.^ Gewöhnungsbedürftig, aber cool^^<

Danke für das Kompliment!^^ *verbeug* Es ist ja auch als eine Art Side-Story gedacht (Wo ich meine eigenen Charas mit rein mogle, aber was soll´s!^^°)!
"Dark-Hunter-Organisation"... ^^° Hähä, die existieren bei mir seit JAHREN, aber mir fällt nix besseres als Name ein! Ich gestehe... aber mir fehlt TOTAL die Miativation, sie überhaupt umzutaufen.^^°

Von:  Onagadori-sama
2008-02-25T12:35:58+00:00 25.02.2008 13:35
O,O JUNIOR!!! DER NIMMT JUNIOR EINFACH MIT!!! MILATI!! AUFWACHEN!!! DA ENTFÜHRT JEMAND DEN KLEINEN JUNIOR!!!

Das kannst du doch nicht machen!!! Junior einfach so entführen lassen!!

Hhm... Fas fünf Seiten geschrieben und ich rege mich darüber auf weil am Ende die kleine Phantom-Spinne entführt wird O.o Irgendwas läuft da verkehrt.
So wie ich das sehe, könnte man diese FF auch als Side-Story zu der normalen DMC-Serie sehen^^ Der Schreibstil ist genauso wie der aus den Romanen ^.^ Gewöhnungsbedürftig, aber cool^^ Es müssen ja nicht immer Pairings in einer FF zu finden sein und außerdem machst du deine Sache wirklich gut^^ Das Chicken ist zufrieden.

"Dark-Hunter-Organisation" .... Okay... irgendwie fällt das schon etwas in die "Du weißt du liest zu viele FFs wenn..." (du dich aufmachst die D-H-Organisation zu finden...) aber macht nichts. Firmennamen sind sowieso immer bescheuert zum aussuchen, finde ich jedenfalls.... -.- Schreib weiter so! Die Welt braucht nüchterne FFs wie deine^^
Von:  Onagadori-sama
2008-01-08T15:24:31+00:00 08.01.2008 16:24
Irgendwie muss das ganz schön deprimierend sein wenn man sich Mühe gibt mit einem FF und dann schreibt derselbe Hansel (ohne mir selbst gegenüber abwertend klingen zu wollen aber glaub mir, ich kenne das genauso gut wie du) der eben zum letzten noch seinen Senf zur niederen Bewertungsquote abgegeben hat... Irgendwie traurig. Wenn ich mir da so die anderen FFs ansehe die ein gewisses Pairing enthalten das wir beide nicht so berauschend finden das man uns freiwillig dazu bringen könnte es jemals unseren armen Gehirnzellen anzutun, und nur so vor lauter Begeisteruntsstürme überschwellen fange ich an daran zu zweifeln das Deutschland im Allgemeinen in der guten deutschen Literatur noch zu retten ist.... -.- Ich weiß ja nicht wie du das siehst aber ich fühle mich eben da etwas gegenüber jenen verpflichtet die sich nicht zu solchen kleinen Girlies einordnen lassen -.-

Jetzt mal zu was anderem...

Ganz ehrlich muss ich sagen, dass mir Milati Fox immer besser gefällt^^ Ich weiß auch nicht woran das liegt. Wohl daran das sie in der ersten Version deiner FF etwas eigenartig rübergekommen ist. Da ich aber jetzt schon etwas von großer Überlegungskraft merke, bin ich vielleicht eher davon überzeugt das sich mein Gehirn denken könnte. "Ja wenn man´s so sieht könnte es vielleicht sogar ´eventuell´ so passieren!" Das ist einer der großen Faktoren die es zu berücksichtigen gilt wenn ich eine FF lese. Ich hoffe das du dieses Schema beibehältst... *aufdieSChulterklopf* ^-^ Ich muss schon sagen...wir erwarten alle großes von ihnen Ebenezer! (Zitat aus "Die Muppets-Weihnachtsgeschichte)
Von:  Onagadori-sama
2007-11-26T19:52:30+00:00 26.11.2007 20:52
Hey! Wer hätte das gedacht das ich DAS jemals schreiben kann?

EEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEERRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRSSSSSSSSS​SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSTEEEEEEEEEEEEEEEEEE!!!
Jippieh!!

Okay.... der Anfang ist hiermit gemacht worden... und ich muss sagen, jetzt ließt es sogar ein klein wenig einfacher als vorher ^-^ Gut gemacht!

Dante ist in einem Flugzeug? Wohin geht denn die Reise- aber da Enzo dabei ist, können wir das sonnige Urlaubsparadies ja schon mal streichen... Ich freue mich schon wenn die nächsten Teile kommen werden.


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