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Erstens kommt es anders...

[Die x OFC]
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Erste Lektion: Mund zu, sonst kommen Fliegen rein!

Erste Lektion:

Mund zu, sonst kommen Fliegen rein!
 


 

Sein Name war Die. Andou Daisuke. Weil dies der Name war, dem ihm seine Eltern gegeben hatten - ganz einfach. Aufgewachsen war er in so etwas, was man heutzutage höchstwahrscheinlich wohl eine "Patchwork-Familie" nennen würde. Umgeben von vielen Geschwistern war er aufgewachsen. Vielleicht war das selbst heute noch der Grund dafür, dass er einfach nicht alleine sein konnte. Er hatte es nie gelernt, was es hieß wirklich allein sein zu müssen. Selbst in diesen Tagen verfolgte es ihn immer noch... wie ein Fluch. Während die anderen sich auf Touren in der freien Zeit meist in ihren Zimmer einigelten, stromerte er rastlos umher - auf der Suche nach jemandem, der ihm Gesellschaft leistete. Aufdringlich, das nannten ihn die anderen dann meist. Nervig, spaß- und aufmerksamkeitssüchtig. Dabei ertrug er es einfach nur nicht für länger als die Stunden, die er schlief (oder versuchte zu schlafen) alleine in seinem Zimmer sein. Das die anderen das nicht verstanden lag nahe. Hatten sie doch alle keine oder wenig Geschwister gehabt. Darauf schob er es jedenfalls.

Alleine sein schmerzte Die. Umso mehr machte es ihn wahnsinnig Nacht für Nacht alleine nach Hause zu kriechen, die Tür hinter sich feste zu verschließen. Niemand wartete auf ihn, niemand würde noch kommen. Er hasste diesen Ort, den die anderen 'seine Wohnung' nannten. Dieser Ort, er war kalt, grau und leer. Bedrückende Wände, die ihn mit ihrem Schwermut zermalmen wollten. Die einzigen ihn willkommen heißenden Geräusche waren die des Aquariums, das ihm sein Bandkollege Kaoru vor einiger Zeit mehr oder weniger aus Mitleid geschenkt hatte, und die des Kühlschranks, der genauso brummend wie leer seit nun mehr als drei Wochen da stand. Das ewige Rauschen der Straße spendete keinen Trost, das kühle Bett, in das er nach jeder durchgezechten Nacht zurückkehrte empfing ihn nur mit einem gequältem Ächzen...

Die Frage, was bloß aus ihm geworden war, hatte er gelernt zu verdrängen. Im Grunde genommen hatte er gelernt alles zu verdrängen, nur nicht diesen stetigen Drang nicht alleine sein zu wollen.

Vielleicht hatte er einfach zu viel freie Zeit?

Wenn man sich wie Kaoru dafür entschieden hatte zu heiraten und eine Familie zu gründen war man praktisch nie alleine. Kam er abends oder nach langen Touren nach Hause wartete da immer dieses warme, von Leben erfüllte Haus auf ihn, diese liebevolle Atmosphäre. Auf Die warte nur der brummende Kühlschrank und die blubbernden Fische... und selbst die hatten noch Gesellschaft!!

Stets hatte Die geglaubt, dass Kaoru es gut hatte, so wie er lebte. Er hatte diese wundervollen Kinder, diese perfekte Frau und dieses schnucklige Haus mit Garten irgendwo in der Vorstadt. Kinder, die ihn "Papa" riefen und um seine Aufmerksamkeit baten, eine Frau, die ihn bei seiner Ankunft umarmte und zärtlich küsste, ein Hause in dem abends das Licht brannte, in das er zurückkehren konnte, in dem er immer willkommen und erwartet werden würde.

Seine Welt schien perfekt in Dies Augen.

Der Gedanke, dass dem nicht so war, war ihm nie in den Sinn gekommen. Umso verwunderlicher kam es ihm vor als sein Freund eines Tages bei ihm auftauchte und ihm vorjammerte, dass dieses Leben ihn an den Rande des Nervenzusammenbruchs brachte. Nicht eine Sekunde könne er zur Ruhe kommen, ständig wäre er gefragt zu helfen, da zu sein, dies zu tun, das zu machen. Verkroch er sich, nahm man es ihm übel. Rabenvater... "Teufelskreis" nannte er es.

"Ich brauch ne Pause", hatte Kaoru gesagt, war in Dies Wohnung rumgelaufen und hatte verzweifelt in dessen Kühlschrank nach etwas Essbarem gesucht, war jedoch von gähnender Leere erschlagen worden. Resigniert hatte er sich zurück auf die Couch fallen lassen und sich mehr oder weniger mit einer von Dies schrecklich schmeckenden Zigaretten zufrieden gegeben. "Ich brauch einfach ne Pause..."

"Wenn du ein wenig Ablenkung brauchst, dann können wir ja mal wieder um die Häuser ziehen", hatte Die vorgeschlagen.

"Nein. Nein, was ich brauche ist keine Abwechslung. Einfach nur ne Pause."

"Soll ich Gisell anrufen? Vielleicht steht ihr Angebot von damals noch-"

"Ach Quatsch! Nein!! Ich wil keine Affäre!"

"Und dabei war sie doch damals so scharf auf dich...."

"Was an dem Satz 'Ich brauch ne Pause' ist eigentlich so unendlich schwer zu verstehen?!"

"Ich weiß nicht... du hattest schon immer ein Talent dazu dich so auszudrücken, dass keiner versteht, was zum Henker du eigentlich meinst!"

Danach war es für einige Zeit still geworden. Beide hatten sie nur da gesessen, geraucht, und sich nicht angesehen.

"Ich hab so gut wie gar kein Sexleben mehr." Frustriert hatte Kaoru den Zigarettenstummel in den Aschenbecher geschmissen, sich die flache Hand gegen die Stirn gehauen und sich halb sitzend, halb liegend aufs Sofa zurückfallen lassen.

Fast hatte Die sich nicht getraut zu fragen. Sie hatten sich als Freunde nie besonders nahe gestanden, hatten im Privatleben so gut wie nichts mit einander zu tun. Dennoch war er zu ihm gekommen, um über seine Probleme zu reden. Die hatte sich mehr verpflichtet gefühlt zu fragen, als wirklich dazu 'auserwählt'. "Warum...?"

"Ich weiß es nicht."

"Hm."

"Es ist ja nicht so, dass ich es nicht will... Ich kann es nur einfach nicht."

"Du meinst... du kriegst keinen hoch?"

Kaoru hatte ihm ein Kissen ins Gesicht geschleudert und ihn mit rotangelaufendem Gesicht wütend angestarrt.

"Blödsinn!!"

Die hatte die Augenbraue hochgezogen und etwas geschmunzelt, Kaoru nur beleidigt weggesehen.

"Ich kann einfach nicht, wenn die Kinder im Haus sind."

"Als wenn dich das vorher gestört hätte..."

"Ach, ich weiß es doch auch nicht...!"

"Vielleicht braucht ihr einfach mal ein Wochenende für euch zwei?"

Plötzlich war Kaoru auf gesprungen. "Das ist es!!"

"Tja... ich bin halt ein Genie."

"Wir sollten für ein Wochenende aufs Land fahren. Nur sie und ich. Das wird das Beste sein."
 

Als hätte er es nicht von vorne rein geahnt. Als hätte er nicht von Anfang an gewusst, was für eine beschissene Schnapsidee es gewesen war. Zu doof nur, dass er das nicht laut in die Welt hinaus schreien konnte... schließlich war es seine eigene gewesen...

Nun stand er hier: Bepackt mit zwei Reisetaschen - deren Inhalt genauso fragwürdig war wie die Funktion seines Gehirns - darauf wartend, dass ihm mal jemand gnädigerweise die Tür öffnete, während er sein breites Grinsen aufgelegte, um seinen eigentlichen Missmut zu überspielen.

Die Tür öffnete sich nur einige Sekunden später. Heraus trat der liebe Hausherr mit der Party-Aufbruchs-Stimmung eines Totengräbervereins.

Da müsste sich doch was machen lassen.

"Hallo~ ich hoffe ich störe Sie nicht, aber hätten Sie eventuell Interesse an einem Jahresabo für den Playboy?" Strahlkraft auf Maximum.

Kaoru glotze ihn mit aus den Augenhöhlen tretenden Telleraugen an, in denen die Frage "Hast du sie noch alle?!" in neongrellen Leuchtbuchstaben flimmerte.

"Oder vielleicht doch lieber den Wachturm?"

"Lass den Scheiß, Die."

"Dann eben nicht..." Grummelnd rollte Die die Augen. Spaßverderber... nicht mal das bisschen Spaß gönnte man ihm. Würde man ihm gönnen. Der Kaoru fuhr mit seiner Alten auf ein zweites Honeymoon und wer durfte auf seine Blagen aufpassen? Na klar, der liebe Onkel Die. Wer denn sonst?! Wo war denn bloß seine Kotztüte...

"Hast du gut hergefunden?"

Wie er diesen Smalltalk Scheiß hasste. "Jaaah. Bin ja schließlich nicht zum ersten Mal hier."

"Hast auch wieder Recht, aber bei deinem Orientierungssinn..."

"Heeh! Nichts gegen meinen-!!"

"Ja, ja, ich weiß." Kaorus Blick gelangte von seinem Gesicht zu den Mitbringseln seines Freundes. Wie gewohnt zog er seine rechte Augenbraue hoch und beäugte Die mal wieder wie einen überfahrenden Waschkessel, doch ersparte er sich dieses mal jeglichen - im Grunde genommen sowieso vollkommen unnützen - Kommentar. Stattdessen beschloss Die ihm eine Antwort vor die Füße zu werfen... denn eigentlich war Kaoru auch nicht viel mehr als ein Hund, den man mit ein paar dahin geschmissen Antworten, hier symbolisch mal als Leckerli dargestellt, durchaus zufrieden stimmen konnte. Wenn man sich geschickt anstellte natürlich. Was Die wiederum irgendwie aber auch nicht war...

Die nickte kurz mit dem Kopf zu den zwei recht vollgestopften schwarzen Taschen neben seinen Beinen. "Ich brauch das."

"Ich will's gar nicht wissen", gab Kaoru kurz angebunden wie immer zurück, drehte sich um und gab ihm einen Wink ihm ins Haus zu folgen.

Schulterzuckend ergriff Die die Taschen und watschelte seinem Lieblings-Leader hinterher.

Es war schon eine geraume Zeit her, dass er zum letzten mal hier gewesen war. Er hatte Kaoru und seiner Frau damals noch mit dem letzten Rest des Umzugs geholfen. Sie waren damals gerade frisch verheiratet gewesen. Das war nun um die 8 Jahre her, aber so wirklich verändert hatte es sich hier eigentlich nicht. Im Flur stand immer noch das alte Schuhregal, in dem nun erschreckend viele bunte Kinderschuhe verstreut lagen, die Gardinen in der Küche strahlten noch im gleichen gelb und orange wie am ersten Tag, es war immer noch die selbe dunkle Couchgarnitur im Wohnzimmer, auf dem Glastisch dort und selbst an der kleinen Bar standen sogar noch die gleichen Blumen. Beinahe hätte Die gesagt, die Zeit wäre in diesem Haus ganz einfach stehen geblieben, doch die Tatsache, dass überall - ja, wirklich überall - Kinderspielzeug verstreut herum lag belehrte ihn eines Besseren. Doch abgesehen davon... Mein Gott... Kaorus Leben war wirklich extrem... ähm... langweilig? ...eintönig? ....überschaubar, genau...

Noch immer wie gebannt auf das ganze Spielzeug starrend (sich dabei fragend, ob er jemals in seinem ganzen 35jährigem Leben, zuvor so viel Spielzeug außerhalb Toys'R'us gesehen hatte) fragte er in Richtung Kaoru gewandt: "Wo sind die denn alle?" Eigentlich wollte er das nicht wirklich wissen, doch diese beängstigende Ruhe im Haus passte irgendwie nicht zu der Chaos-Szenerie auf dem Wohnzimmerteppich.

Kaoru lehnte in der Tür zum Flur und blickte zu Die, der mit dem Rücken zur Bar und somit auch zur Küche stand, verloren rüber zum Wohnzimmer sah.

Die Tatsache, dass Küche und Wohnzimmer ein großer Wohnraum waren hatte in Kaorus Augen schon immer als großer Pluspunkt des Hauses gegolten, da er so den perfekten Überblick über das Geschehen haben konnte. Und diesen Überblick konnte man immer gebrauchen, Die würde das schon bald zu spüren bekommen.

"Die sind noch alle oben. Sanako wollte noch ein paar letzte Dinge einpacken."

"Und warum hilfst du nicht?"

"Oh~ da halt ich mich lieber raus. In meinen Augen braucht man für einen dreieinhalb tägigen Ausflug keine-" Kaoru versuchte die monstermäßigen Reisetaschen seines Freundes nicht anzusehen, doch sein Blick wurde wie magnetisch von ihnen angezogen. "Naja... wie auch immer. Ich brauch jedenfalls nur frische Kleidung und meine Zahnbürste. Das ist alles."

"Das du keine großartigen Hygieneartikel benötigst hab ich mir eh schon gedacht."

"He, was soll das denn bitte heißen?!"

"Nichts." Ja, zugegeben Die war etwas eingeschnappt, dass Kaoru schon wieder so verächtlich auf ihn heruntersah, nur weil er mit viel Gepäck angereist war. Er brauchte nun mal den ganzen Kram um sich auf einer Reise wohl und sicher zu fühlen, genauso wie Sanako wahrscheinlich auch. Schließlich konnte ja wer-weiß-was passieren und darauf musste man schließlich vorbereitet sein. Oder?

"Also als 'nichts' kannst du das ja nun nicht bezeichnen." Na toll, jetzt hatte er auch noch den Miesepeter Kaoru aufgeweckt.

"Das sollte nur heißen, dass bei dir sowieso alles wie Kraut und Rüben daher sprießt."

"Ich mag das aber so."

"Wenn du das so gartenmäßig magst, schön... Dann leb damit. Mir doch auch egal."

"Ich mag meinen Garten!"

"Ich mein ja nur... man sollte da mal wieder ordentlich durchjäten."

"Du machst mir Angst."

Die rollte nur mit den Augen. Leider Gottes konnte diese äußerst intellektuelle Unterhaltung nicht weiter und zu Ende geführt werden, da in diesem Moment ein lautes Poltern auf der Treppe durchs Haus schallte und als erstes ein kleines, kreischendes Etwas mit ausgestreckten Armen an Die vorbei flitze und sich geradewegs an Kaorus Beine stürzte, die schmalen Finger in dessen Hose vergrub und aus einem unerdenklichen Grund quietschte.

"Papaaaa~"

Kaoru machte eines von diesen glucksenden, überraschten Geräuschen, als er nahezu überfallen und beschlagnahmt wurde von seiner Tochter, die sich an ihn und sein Hosenbein klammerte.

"Papaaa!! Du sollst hier bleiben!"

"Aya, Schatz, ich hab es dir doch schon mal gesagt, es ist doch nur für ein Wochenende."

"Nein!!"

"Und Die wird doch hier sein."

"Ich will, dass du hier bleibst!!"

"Aya-chan-" Aber alle Bemühungen und Besänftigungen schienen bei ihr auf taube Ohren zu stoßen.

"Nein, nein, nein!!"

"Aber-"

"Du sollst nicht gehen." Sie began ihren kleinen, hübschen Kopf kräftig zu schütteln und krallte sich an ihm fest. "Ich will dich und nicht den da!"

Die gaffte sie ungläubig an, zeigte voller geistiger Verwirrung auf sich selbst, während sie ihre Augen zu Schlitzen verengte und versuchte ihn nur mit bloßem Anstarren aufzuspießen. "'Den da'...?"

"Ich will meinen Papa!!"

"Ayaka!!" Zu gleich schallte Sanakos Stimme durchs Haus und nur eine Sekunde später erschien auch sie im Raum. Ihr Blick wanderte direkt zu Die. "Oh, du bist schon da. Ich hätte dich nicht so früh erwartet."

Die hob eine Augenbraue und wandte sich von der Kleinen ab. "Kaoru hat mich für 15Uhr hier herbestellt und hier bin ich. Tut mir Leid, wenn ich ungelegen komme..."

Natürlich wusste sie sofort, was Die schon wieder dachte. Sanako war eine von diesen Frauen, die immer wusste was Männer dachten. Eine von diesen Frauen, die Männer eigentlich fürchteten. Oder fürchten sollten, wenn sie nicht dumm genug waren, um sie zu heiraten. "Ach was nein!" Sie winkte beschwichtigend ab, während sich ein warmes Lächeln auf ihre Lippen legte. "Mach dir um Ayaka keine Gedanken. Du weißt ja wie sie ist."

Beide sahen wie automatisch zu dem Kind, das noch immer an Kaorus Hosenbein klettete und dabei bitterböses Gift durch ihren Blick auf Die schoss.

"Ja... sie mag mich nicht so besonders, was?" Die lachte, überspielte die Angst mit diesem Kind auch nur eine Minute allein sein zu müssen. Ja, er hatte Angst vor einem sechs jährigem Mädchen. Na und?! Vielleicht lag es auch einfach nur an der überwältigen Ähnlichkeit, die sie mit ihrem Vater hatte und ein wütender Kaoru war nun mal ganz einfach kein guter Kaoru. Deswegen, so fand Die, sei Angst durchaus angebracht und vor allem berechtigt.

"Ach, im Grunde genommen mag sie niemanden so wirklich, außer ihren Papa."

"Ich kann's mir vorstellen..." Die konnte sich das Schmunzeln nicht verkneifen, als er Ayaka da so an seines Freundes Bein heften sah, wie er leicht lächelnd die Hand auf ihr schwarzes Haar gelegt hatte und besänftigend immer wieder leicht über ihren Kopf streichelte.

"Du musst nur wissen wie, dann frisst sie dir aus der Hand," versicherte Sanako, doch Die machte sich dennoch keine großen Hoffnungen ihre Zuneigung für sich gewinnen zu können.

"Weißt du, es wär hilfreich, wenn du mir vielleicht einen Tipp geben könntest."

"Ich muss dich leider enttäuschen. Es gibt kein bestimmtes Rezept dafür." Sie ging an Die vorbei in die Küche hinein. "Sie ist schlimmer als das Wetter. Einfach unberechenbar."

Ein tiefer Seufzer verließ Kaorus Mund. "Aya-chan, würdest du mich jetzt bitte loslassen?"

"Nein!"

"Aber Papa muss jetzt seine Sachen von oben runterholen, bevor es zu spät wird und Mama wieder anfängt zu schimpfen."

"Nein!"

"Ich muss jetzt wirklich."

"Neiiiin~!"

"Du willst das Papa wieder Ärger kriegt von Mama?"

Dieses mal war die Antwort ein noch stärkeres Festklammern.

"Ist schon okay. Ich hab deine Sachen mitgebracht, Papa." Ein weiterer schwarzer Schopf erschien im Zimmer und zur Abwechslung begrüsste man Die sogar mal vernünftig. "Hallo, Onkel Die." Der kleine Junge strahlte ihn freudig an und verbeugte sich höflich.

Die hob kurz die Hand.

"Hast du?" Kaoru versuchte sich von seiner Tochter zu befreien.

"Jap!"

"Ah~ danke Hideki. Du bist toll."

Der Junge machte Die arg Konkurrenz mit seinem bereiten Grinsen, als sein Vater ihn lobte.

"Nein, weniger toll," schaltete sich Sanako, gerade mit dem Kühlschrank beschäftigt, ein. "Du solltest doch auf deine Schwester aufpassen."

"Aber die ist doch hier."

"Nein, auf deine andere."

"Aber sie nervt."

"Es ist mir egal, ob sie nervt. Du kannst sie doch nicht ganz alleine da oben lassen."

Hideki zog einen Schmollmund, doch trottete wieder die Treppe hoch.

Die kam das schon wieder so unheimlich bekannt vor. Kaorus Kinder machten ihm ohnehin schon Angst, aber das sie sich auch noch so benahmen wie er, gab ihm den Rest. Und ein ganzes Wochenende sollte er nun wirklich ihren heißgeliebten Vater ersetzten. Na toll. Ganz toll. Die erinnerte sich daran, klebte sich in Gedanken einen Notizzettel an seine eingestaubten Gehirnwindungen, dass er, wenn er das nächste mal, eine so supertolle Idee hatte, sicherstellte nicht am Ende als der Doofe vom Dienst dazustehen, den man dazu zwang - ja, zwang - das Wochenende in diesem Einfamilienhaus mit 3 Kindern zu verbringen, anstatt... anstatt... anstatt in einer Bar zu hocken und sich mal wieder so viel hinter die Binde zu kippen, bis er nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Jawoll!

Okay, zugegeben, er hatte sich auch nicht dagegen gewehrt, sich beschwert, als Kaoru ihn wie schon fast selbstverständlich als Babysitter eingeplant hatte. So hatte Die sich das aber nicht gedacht, doch wie hätte er seinem Kumpel verweigern können ihm diesen kleinen Freundschaftsdienst zu erfüllen, nach all dem, was Kaoru bereits für ihn getan hatte in der Vergangenheit.

Da will man helfen und am Ende ist man selbst der jenige der Hilfe braucht. Zum Heulen war das.

Ein ohrenbetäubender Schrei holte Die aus seinem kleinen Ausflug in seine Gedankenwelt zurück in die Wirklichkeit.

Kaoru hatte es endlich geschafft Ayaka davon zu überzeugen ihn loszulassen, dafür rannte sie nun aber um ihn herum, doch er fing sie ein und began sie durchzukitzeln. Ihr hohes, vergnügtes Quietschen vermischte sich mit ihrem kindlichen, süßem Lachen, während sie sich auf den Boden schmiss und versuchte den Fingern zu entkommen die ihren Bauch und ihre Taille erbarmungslos pieksten.

Auf der Treppe polterte es erneut und Hideki stapfte herunter, seine Schwester tragend.

Anders als Ayaka und Hideki hatte Die das kleine Mädchen erst einmal gesehen. Sie war der jüngste Spross der Niikura Familie und gerade einmal 19 Monate. Ein Dezemberkind, genau wie Die. Sie war ganz schön gewachsen seit diesem einem mal, als er sie gesehen hatte. Ihr Name war Okari, den hatte Die aussuchen dürfen.

Kaoru ließ von Ayaka ab, stubste sie noch ein letztes Mal an, um sie zu ärgern und hievte dann seine andere Tochter auf den Arm. Er setzte sich mit ihr auf einen Stuhl an der Bar, gegen die auch Die sich wieder gelehnt hatte. Aya zupfte erneut an seiner Hose rum und Hideki flitzte zum Kühlschrank, eilte mit einem Glas Orangensaft zurück und hielt es Kaoru hin, auf ihn einredet, wie gesund Orangensaft doch sei.

Die verfolgte das Ganze nur. Augenscheinlich war er hier nur Beobachter, scheinbar nahezu unsichtbar, höchstwahrscheinlich nicht einmal existierend. Er fühlte sich etwas unbeholfen, unbedeutend und überflüssig im Moment.

Der Mittelpunkt schien ganz klar Kaoru zu sein.

Um ehrlich zu sein tauchte Die das aller erste Mal in das Familienleben seines Bandkollegen ein. Dennoch war er nicht überrascht, etwas verwundert zwar, aber ganz genau genommen war alles so wie er es sich vorgestellt hatte und was er eigentlich immer schon gewusst hatte.

Denn wenn Kaoru eines war, dann ein guter Vater. Ein wenig überfordert vielleicht, doch ein guter Vater. Und wenn man ihn hier so sah, umzingelt von seinen herumwuselnden, süßen Kinder, dann ließ es einen schwer glauben, dass dieser Mann - eigentlich Leader, Geschäftsmann und Gitarrist einer Rockband, der mehr Zeit in Tourbussen und Flugzeugen verbrachte, als an Betten von seinen Kindern um Gute Nachtgeschichten zu erzählen - dennoch alles so gut unter einen Hut kriegte und für seine Familie steht's da war, ganz egal wie gestresst und fertig er auch war. Vielleicht war das auch der Grund warum sie alle so sehr an ihm klebten. Und dieses komplett gegensätzliche Leben von dem innerhalb Dir en greys schien ihm wirklich unglaublich gut zu tun. Ebenfalls anstrengend zwar, doch wenigstens hatte er einen Ort an den er zurückkehren konnte, an dem er erwartet wurde. Ein Zuhause halt.

Mensch... was war er heute wieder nachdenklich. So kannte er sich gar nicht.

"Okay, Die..." Sanako trat zu ihm und reichte ihm einen Papierzettel. "Ich hab dir eine Liste gemacht mit dem, was die Kinder dürfen und dass, was sie unter gar keinen Umständen tun dürfen. Hideki isst am liebsten Möhren mit Reis, Ayaka mag ihren Reis gern klebrig und zur Zeit verträgt Okari überhaupt kein Gemüse. Sei bitte auch vorsichtig mit Schokolade. Am besten du gibst Ayaka gar keine, egal wie sie bettelt. Glaub mir, es ist zu deiner eigenen Sicherheit."

"Umm, okay." Die überflog die ellenlange Liste nur flüchtig.

"Wenn du noch irgendwas brauchen solltest", fuhr sie fort. "Der 24Stunden Supermarkt ist nur ein paar Minuten von hier. Ach ja, und kein Fernsehen nach 6 Uhr."

"Sanako... Mach dir keine Sorgen, Die kriegt das schon hin." Kaoru lächelte milde von seinem Stuhl aus und versuchte seine Frau zu beruhigen, der es scheinbar mehr als nur Sorge bereitete, dass ausgerechnet Die Verantwortung für ihre Kinder übernehmen sollte.

"Kaoru hat Recht..." Sie erwiderte sein Lächeln etwas hilflos und blickte zu Die auf, dem irgendwie auf einmal extrem mulmig zu Mute war. "Die Aufgabe erfordert keine besondere Intelligenz. Du wirst es schaffen."



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  KyokaiKodou
2008-11-07T01:59:54+00:00 07.11.2008 02:59
XD Oh mein Gott, ich kann mir Kaoru in dieser väterlichen Rolle sogar richtig gut vorstellen. Wenn das einer der Jungs kann, dann doch wohl Kao!
Und Dai als ... Kindermädchen ... eine sehr interessante Vorstellung, aber irgendiwe auch extrem gruslig.
Ich mag deinen Humor und deinen Stil, auch wenn ich am Anfang ein paar Probleme mit dem Satzbau hatte, aber dann floss es wie ein Hörspiel. Du beschreibst auch dementsprechend alles bildlich, hammer, einfach hammergeil! Mach weiter so!
Von:  myamemo
2007-12-21T20:08:35+00:00 21.12.2007 21:08
Das ist so lollig lustig XDD
schreibe bitte schnell weiter
ich lag manchmal schon fast vor lachen auf dem Boden ^^

Lg Mya
Von: abgemeldet
2007-12-21T07:45:52+00:00 21.12.2007 08:45
*ggggggggg*

Der letzte Satz war böse... richtig böse!!! -.-

Klasse geschrieben bis jetzt. freu mich schon auf mehr... und vor allem... klingt es vielversprechend ^^
Von:  Kuchenschabe
2007-11-17T23:39:33+00:00 18.11.2007 00:39
Boah, der letzte Satz is ja mal total fies XD
Ich find das irgendwie putzig, wie Kaoru da der gestresste doch glückliche, wie sexuell ausgehungerte Papa is. Wenn ich so zurückdenke...gott, ich war wahrscheinlich auch so ne Kotzkrücke wie Ayaka *imma bei popsi sein wollte* Armes Papa *tätschel*
Aber ich finde, dass Kaoru diese Rolle sehr gut steht o.o *drop*

Nyo, auf jedenfall freu ich mich schon auf heulende Kinder und verzweifelte Daidais. Wenn es denn so weit kommen wird, vllt ist er ja schon nach na halben Stunde grabbezugsfähig...*komisches Wort erfunden hat* o.O
Egal, ich lass mich vom weiteren Geschehen einfach mal überraschen ^^

Und sorry, dasi erst jetzt schreibe ;_; Ich wollt schon früher, aber bin einfach nie dazu gekommen. Und vor ein paar Tagen wollte ich es lesen und bin dann die Treppe runtergeknallt xDDDDD Tja...Achtung Achtung, der Pechvogel ist unterwegs. Bitte verstecken sie alle spitzen oder schaften Gegenstände oder explosionsfreudige Flüssigkeiten! *drop*

Naja, freu mich auf jedenfall aufs nächste Kapi xD
So, ich halt mal meine Klappe bevor noch mich noch ganz zum Deppen mache *hust*

Von:  KatzeMorle
2007-11-15T19:07:14+00:00 15.11.2007 20:07
Der letzte Satz war ja ja voll auf die zwölf aber gut. Die kann einem leid tun. Die Kinder vielleicht auch. Soll das jetzt eine Therapiestunde für Die werden gegen seine Einsamkeitsphobie?.
Lässt sich klasse lesen und bin sehr gespannt wie er mit den Blagen so fertig wird.^^
LG Morle
Von:  Sanshin
2007-11-04T21:58:44+00:00 04.11.2007 22:58
also mir tut die leid mit den vielen kindern XDD
und ich bin gespannt, was noch für personen vorkommen. da war die rede von einem weibl. babysitter? :D

ich les auf jedenfall weiter <33
Von: abgemeldet
2007-11-04T10:40:58+00:00 04.11.2007 11:40
Die ist doch voll die Vertrauensperson XDD Den würde ich meine Kinder auch andrehen wollen *teehee*
Von:  kikiyaku
2007-11-04T02:35:19+00:00 04.11.2007 03:35
:D
Ahh nein, das ist sooo genial!
An manchen Stellen musst ich mir auf die Hand beißen um zu vermeiden das Haus aufzuwecken, weils so gut rüber kam XD
Wenn ich mir das alles bildlich vorstelle..aw putzig ^.^
Find deinen Schreibstil echt genial und bin schon seeehr gespannt wie sich Die denn so als Ersatzpapa/mama anstellt ^^
Hoffe es geht ganz ganz bald weiter :]

LG
-verena
Von:  NanaSaintClair
2007-11-03T17:32:23+00:00 03.11.2007 18:32
Himmlisch. Göttlich. Geilo.
I love this.
Sind ein paar Fehlerchen drin, aber das ist mir persönlich auch schaisegal, weil sich's flüssig liest und einfach superunterhaltsam ist. Ich muss dauernd grinsen und sehe Kaoru vor mir, wie der Familienoberdepp seine Kinder betätschelt. Und dann Die~ nagut, da sag ich mal nichts dazu. Sein Auftakt ist ja nur die Spitze des Eisbergs. Ich liebe es, wie Aya ihn hasst. *lol*
"Ich liebe meinen Garten." Genau! Verdammt, das ist so spießig, wenn man nicht wüsste, was er meint. XDDDD Ich würde gerne sehen, wie Kaoru morgens Rasen mäht. x) Und der Postbote kommt "Tag Herr Niikura!" und Kaoru nickt nur blöd mit doofem Grinsen, als er den Gartenschlauch inner Hand hat. Jaja <3
Aber wichtig ist ja Die, ups. Zu dem sage ich dann später was, ne? Wenns dann mal abgeht mim SpiderDaidai. ^^


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