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In Memory

~Live goes on~
von

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Wir verbrachten viel Zeit alle miteinander. Wie waren eine Band und mussten uns immerhin erst noch richtig aneinander gewöhnen, aufeinander abstimmen, doch es war für uns alle kein Problem.

Mehr als 2 Monate waren seit Kyos Beerdigung vergangen. Ich trauerte ihm noch immer nach, hatte Angst, auch nur irgendein Detail von ihm zu vergessen. Seinen Geruch, sein Lachen, das Gefühl, ihn in der Nähe zu haben.

Der Alltag kehrte jedoch zurück, es gab einiges zu tun und jedes Mal, wenn ich zu fallen drohte, wurde ich wieder aufgefangen von sanften Armen, einer ruhigen Stimme und diesem wunderbaren Blick.

Er schaffte es sogar, mich wieder zum Lachen zu bringen.
 

~*~
 

„Wie kommt es eigentlich gerade zu Ruki? Ich meine, mit deinem Namen hat das ja reichlich wenig zu tun. Und das interessiert mich schon die ganze Zeit!“, redete Toshiya auf ihren neuen Sänger ein, während die Zigarette in seiner Hand immer weiter abbrannte.

Auch Die sah nun auf, warf einen Blick zu ihnen und legte den Kopf schief.

Sie hatten gerade Pause, aber wie er Kaoru kannte, würde die nicht mehr allzu lang dauern.

Ruki lachte leicht.

„Kurze Geschichte: Ich war mit ein paar von meinen Freunden abends mal einen Trinken und die waren alle vollkommen blau als ich sie nach Haus bringen musste. Und sie haben auch dementsprechend Lärm gemacht, als wir so durch die ganzen Gassen zurück sind. Ich fand es eigentlich ganz lustig, was sie so für Scheiß erzählt haben. Als ich dann angefangen hab zu lachen ging irgendwo ein Fenster auf und so ein Typ meinte nur »Ruhe hier!«, hat aber total genuschelt. Wo anders –genauer gesagt direkt über mir, meinte nur irgend eine Tusse, sie müsse ihren Wassereimer lehren und dann stand ich da wie ein begossener Pudel und meine Freunde haben sich natürlich weggeschmissen vor lachen und auf mich gezeigt und immer wieder »Ruki« gemeint, weil sie das bei dem Typen verstanden hatten. Das war also meine Taufe und seit dem werd ich den Namen nicht mehr los. Stört mich aber auch reichlich wenig.“, erzählte er sachlich und zuckte mit den Schultern.

Toshiya fing natürlich sofort an zu kichern, als er sich das bildlich vorstellen musste und auch Die und Shinya grinsten.

Als Kaoru das vernahm trat auch er wieder in den Raum und hob eine Augenbraue.

„Was gackerst du schon wieder?“, fragte er den Bassisten und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Hinterkopf.

„Kommt Leute, wir machen weiter.“, fuhr er fort, als der Schwarzhaarige ihn nur gespielt schmollend ansah, doch alle hörten auf ihn und standen langsam auf, nachdem die Zigaretten ihr Leben ausgehaucht hatten.

Nachdenklich sah Die auf den Stummel, drehte ihn noch immer hin und her, als bereits alle den Raum verlassen hatten – dachte er.

Er dachte darüber nach, ob die anderen den Blonden vielleicht schon vergessen hatten. Manchmal kam es ihm so vor. Doch er musste immer wieder an ihn denken.

Wenn er die Augen schloss war er da, hatte er sie geöffnet, sah er Ruki, konnte seinen Blick nicht deuten.

Manchmal sah er ihn an, als würde er direkt in seine Seele blicken können. Er fühlte sich, als würde er vieles über ihn wissen, was er gar nicht wissen konnte. Und immer wieder erinnerte er sich an ihr erstes Zusammentreffen, ihr erstes Gespräch, wenn man es denn so nennen konnte.

Er hatte ihn nicht gekannt und doch hatte er sich die Zeit genommen, einfach nur für ihn da zu sein, ihn zu trösten und zu halten.

Das war das erste Mal gewesen, aber nicht das letzte.

Er spürte plötzlich eine Hand an seinem Arm und sah auf.

Wieder sah er ihn so an und wieder konnte er den Blick nicht deuten.

Doch dann lächelte er vorsichtig.

„Gehen wir heute Abend weg? Nur wir beide?“, fragte der Kleinere und sah ihn bittend an.

Es war nicht das erste Mal, dass er fragte, doch bisher hatte Die jedes Mal abgelehnt.

Die wusste nicht genau, wieso, doch dieses Mal lächelte er und nickte vorsichtig.
 

Sie saßen sich gegenüber in einer Cocktailbar. Ruki rührte mit dem Trinkhalm immer wieder durch sein Longdrink, ließ Die dabei nicht aus den Augen.

Der bemerkte es, sah jedoch nicht auf. Erst, als der Andere das Wort ergriff.

„Was war es, was dich so sehr an ihm fasziniert hat, dass du dich in ihn verliebt hast, dass du ihn nicht vergessen kannst?“, fragte er leise und ernst und sein Blick blieb neugierig auf den Gitarristen geheftet.

“Woher weißt du...“, fing er an, doch Ruki schüttelte den Kopf.

„Das tut nichts zur Sache. Beantwortest du meine Frage?“

Eigentlich wollte Die nicht. Es ging ihn doch nicht an. Doch irgendetwas brachte ihn dazu, es doch zu tun. Vielleicht war es die Ausstrahlung des Sängers, er wusste es nicht.

„Es war alles an ihm. Seine Art, sein Aussehen, seine Stimme. Einfach alles. Er war ein wunderbarer Mensch, den ich nie verlieren wollte. Ich wusste, ich könnte ihn nie ganz für mich haben, aber so lang keiner etwas ahnte und er glücklich war, war mir das egal. Er hat sich nach außen immer wie der harte Macker gegeben, dem keiner was kann, aber eigentlich war er ganz anders. Vor allem hat er viel und gern gelacht. Er hatte ein wunderbares Lachen. Und er hatte wunderbare Augen. Sie waren so dunkel und doch so schön. Sein Blick hatte etwas geheimnisvolles und einsames. Wenn man ihm in die Augen gesehen hat, ist man darin ertrunken. Irgendwann war es für mich zu spät. Ich konnte mich einfach nicht mehr retten, weil er mich so sehr gefangen genommen hatte. Und ich habe jede Minute mit ihm genossen...“
 

Die erzählte den ganzen Abend, trank kaum, und Ruki hörte ihm zu.

Es war unglaublich, doch es tat gut, dass er sich endlich einmal alles von der Seele reden konnte. Es erleichterte ihn und jedes mal, wenn Tränen in seine Augen stiegen, legte ihm der Kleine vorsichtig die Hand auf seine, drückte sie ermutigend, als wolle er sagen, dass es nicht schlimm ist. Als wäre es normal, sich in einen Mann zu verlieben, in einen seiner besten Freunde. Als wäre es normal, auch als Mann noch Monate nach dem Abschied um ihn zu trauern, zu weinen.

Es half ihm, dass einfach jemand bei ihm war, der ihn nicht verurteilte.
 

Es wurde spät in dieser Nacht und Die brachte Ruki nach Haus. Es war nicht weit und er hatte seinen Wagen bei ihm geparkt, deswegen liefen sie ruhig nebeneinander her.

Der Sänger hatte noch einige Gläser mehr getrunken. Nicht so viel, doch die frische Nachtluft ließ ihn torkeln, sodass Die ihn leicht stützte.

Und er konnte nicht leugnen, dass er seine Nähe nicht genoss, seinen Geruch nicht mochte. Und vor allem nicht seine Augen.

Er hatte aufgehört, sie mit Kyos zu vergleichen, auch wenn sie ihn immer wieder an den Blonden erinnerten. Doch so tat es weniger weh.
 

Leise stiegen sie die Treppen zu der Wohnung des Kleineren in der Innenstadt hinauf. Die lief hinter ihm, so könnte er ihn halten, wenn er fallen sollte.

Doch es geschah nichts. Umso besser!

Als Ruki seine Tür aufschloss und eintrat, warf er Die noch einen Blick zu. Es schien, als würde er ihn auffordern wollen. Eine stumme Bitte, dass er noch nicht ging, doch Die wandte den Blick ab, wollte bereits die erste Stufe hinab nehmen, als ihn jemand am Handgelenk zurückhielt.

„Geh noch nicht.“, flüsterte der Kleine und der Gitarrist drehte sich zu ihm, sah hinab und fing den bittenden Blick, der ihn schlucken ließ.

Was würde passieren, wenn er bleiben würde?

Wieso sah Ruki ihn so sehnsüchtig an?

Doch er konnte nicht weiter nachdenken, als er eine Hand in seinem Nacken spürte, zu dem Kleineren hinabgezogen wurde und sich fremde Lippen sanft auf seine legten.

Er sträubte sich nicht dagegen, doch er erwiderte auch nicht, war vollkommen verwirrt.

Was sollte er tun? Gefiel es ihm? Störte es ihn? Was sollte er denken? Warum tat er das? Nur weil er getrunken hatte?

Doch auch dieses Mal wurden seine Gedanken unterbrochen, als der Kuss vertieft wurde, er neugierige Finger auf seinem Körper fühlte, der Sänger ihn vorsichtig in seine Wohnung dirigierte und die Tür hinter ihm leise schloss.

Erst jetzt machte er sich von dem Braunhaarigen los, sah ihn fragend an, bemerkte nicht, dass er selbst rot geworden war.

Dieser Blick, wieso musste er ihn so ansehen. So bittend, flehend.

„Bitte, wir können es morgen früh vergessen, aber bitte gib mir die Chance, dir zu zeigen, dass du geliebt wirst.“, flüsterte der Kleine und strich sanft über seine Brust.

Die sah ihn stumm an, ließ ihn gewähren, bis er schließlich resignierte, auf das Spiel des Sängers einging und schließlich nur noch fühlte, dass er das Richtige tat.
 

~*~
 

In dieser Nacht starb ich in seinen Armen und wurde wiedergeboren.

Ich bereue nicht eine Sekunde...



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