Erinnerung
Es war ein lauer Sommerabend. Wie so oft schaute Nana in den bewölkten Himmel. Sie musste seufzen. Ein Jahr. So lange war Yano schon fort.
Und sie vermisste ihn so schrecklich. Wann wohl wieder kam?
"Du denkst wieder an Yano, oder?"
Takeuchi-kun gesellte sich zu ihr und schaute ebnfalls gen Himmel. Nana nickte. Takeuchi-kun kannte sie gut genug, um zu wissen, was in ihr vorging.
Ihn anzulügen hatte keinen Zweck.
"Er fehlt mir so!" Nüchtern schlang sie die Arme um ihren Körper.
Der Wind zerzauste ihr Haar und lange Zeit schwiegen die beiden.
Takeuchi-kun legte ihr einen Arm um die Schultern.
"Er vermisst dich auch! Da bin ich mir sicher"
Seine Stimme war ruhig, gelassen. Nana nickte.
Wahrscheinlich hatte er Recht.
Aber dennoch wollte sie ihn in ihrer Nähe haben.
Zusammen gingen die Beiden nach Hause. Es dämmerte schon und die Luft wurde kühler.
Schweigend gingen die beiden nebeneinander her, auf den Weg zu Nanas Haus.
An der Haustür umarmten sie sich kurz zum Abschied, dann schloss Nana die Haustür. Ihr war heute garnicht danach zumute, Takeuchi-kun zu bitten, einzutreten. Sie wollte jetzt einfach bloß ins Bett und ausschlafen.
Schließlich war morgen Wochenende.
Müde schleppte sich Nana die Treppe hoch. Zumindestens hatte sie dies vor.
"Nana-chan?" Fragend drehte sich Nana um und erblickte ihre Mutter.
"Heute ist eine Postkarte für dich angekommen. Von Yano"
Bei den letzten Worten wurde Nana hellhörig.
"Von Yano?" Sofort sprintete sie die Treppe hinunter und riss ihrer Mutter die Postkarte aus der Hand. Hastig spurtete sie Treppe hinauf in ihr Zimmer.
Sie wollte allein sein, wenn sie Yanos Worte las, die extra nur für sie bestimmt waren.
Hastig überflog Nana die Worte, ihre Hände zitterten.
"Ich komme am Samstag zurück...", las sie. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie hielt sich die Hand vor den Mund.
"S-Samstag. Yano kommt morgen zurück?" Sie sank auf die Knie.
So recht konnte sie nicht glauben, was sie da soebend gelesen hatte.
Eine halbe Stunde später, nachdem Nana das ebend Erfahrende verdauut hatte, beschloss sie bei Takeuchi-kun anzurufen und ihm diese freudige Nachricht mitzuteilen. Sie griff nach ihrem Handy und wählte seine Nummer.
Es klingelte. Einmal. Zweimal. Dann meldete sich eine Stimme.
"Takeuchi. Wer da?" "Takeuchi-kun, ich bin es, Nana"
Ihre Stimme zitterte vor Freude. "Oh, Nana. Du bist es"
Seine Stimme klang ziemlich betrübt. Was er wohl hatte?
"Stör ich?" An der anderen Leitung schüttelte Takeuchi den Kopf, bis er bemerkte, dass Nana dies ja garnicht sehen konnte.
"Nein, natürlich nicht. Für dich hab ich immer Zeit!"
"Schön für dich!", meinte Takeuchi, als Nana ihm die freudige Nachricht erzählt hatte. Er hoffte bloß, es klang nicht zu desinteressiert.
Eigentlich wäre es ihm lieber gewesen, er käme nie mehr zurück.
Yano hatte Nana nicht verdient. Dafür war sie viel zu süß und liebevoll.
"Kommst du morgen auch? Wir wollten uns an der Schule treffen"
Doch Takeuchi wimmelte bloß ab. "Nee, lass mal. Das ist dein erstes Wiedersehen mit Yano. Ihr solltet die Zeit für euch allein nutzen!"
Nana nickte.
"Ja, du hast Recht! Danke Takeuchi-kun!"
"Kein Problem!"
