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I hope you can change me, little girl

Das Leben von Seto Kaiba (Trustshipping)
von

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Happy Holidays?

Es war Dezember und über Domino lag eine dicke Schneeschicht. In wenigen Tagen war Weinachten und so wurden noch die letzten Vorbereitungen getroffen.
 

Joey radelte die Straße entlang in Richtung Kaibavilla. Er musste ganz schön strampeln, um überhaupt vorwärts zu kommen bei dem dicken Schnee.

„Ich sollte mir wirklich ein Auto zulegen...“, seufzte er.

Doch dazu brauchte er Geld, etwas, was er nicht hatte. Denn wenn dem so wäre, dann würde er nicht im tiefsten Winter durch die Straßen radeln, nur um irgendwelchen Idioten ihre Weihnachtskarten zu bringen.

Als Joey auf die Bremse trat, weil er entdeckt hatte, dass er bereits vor Kaibas Villa angekommen war, geriet sein Rad ins Rutschen und prompt lag er, mit dem Gesicht zuerst, im dicken Schnee. Brummend stand er auf, klopfte sich den Schnee von seinem Overall und holte dann ein paar Briefe aus der Tasche, die auf seinem Gepäckträger befestigt war.
 

Eigentlich ärgerte er sich darüber, dass er nicht eher damit angefangen hatte sich um einen ernsthaften Job zu bewerben oder wenigstens versucht hätte, eine anständige Ausbildung zu bekommen.

Doch er hatte sich immer darauf verlassen, dass das Preisgeld, welches er bei Duellmonsters Turnieren gewann, ausreichte. Immerhin war Mai ja Model gewesen und verdiente recht gut. Doch nun musste er schmerzhaft erkennen, dass das Geld im Grunde kaum dafür reichte, dass sie beide überleben konnten, Geschweige denn dass sie ein Baby ernähren könnten.
 

„Na, mal sehen...“, er sah sich die Adressen der Absender an „Ein Brief an Familie Seto Kaiba...“, er blickte verwundert auf „Familie Seto Kaiba?“, kopfschüttelnd las er weiter „Ah ja, von Yugi und Tea. Die wollen ihn und Ishizu bestimmt zu der Weihnachtsfeier einladen.“, er steckte den Brief in den Briefkasten und sah sich die nächsten an „Rechnung, Rechnung, Rechnung... das ist echt typisch, zu Weinachten wollen die einen immer noch mal richtig abzocken, aber Kaiba kann es sich ja leisten.“.

Joey hasste es das zugeben zu müssen, aber im Moment beneidete er niemanden so sehr wie Kaiba. Der Mann hatte Geld im Überfluss und so musste er sich auch keine Sorgen darum machen, dass er seine junge Familie nicht ernähren könnte, ganz im Gegensatz zu ihm.
 

„Joey?“, Maja kam aus dem Haus ans Tor gelaufen.

„Oh, hallo Maja. Schön dich zu sehen.”, begrüßte Joey sie freundlich und steckte hastig die Briefe in den Briefkasten.

„Was tust du hier?“.

„Ich? Ach so, ich bin diese Woche für eure Straße zugeteilt. Aber sag das ja nicht Kaiba! Wenn der erfährt, dass ich seine Post angefasst habe, dann verbrennt er sie sicher gleich.“, grinste Joey.

Maja nickte nur darauf.

„Und wie geht es meiner kleinen Leo?“, erkundigte sich Joey schließlich zitternd.

Sein Overall war nass geworden durch den Sturz und es war bitterkalt draußen. Joey fror ja so schon genug und nun war seine Kleidung auch noch nass. Derweil war er doch bereits erkältet und er konnte es sich nicht leisten krank zu werden.
 

Maja winkte ab „Es geht ihr bestens, wo sie doch jetzt endlich zu Hause ist.“.

Am Tag zuvor hatten sie die kleine aus dem Krankenhaus nach Hause geholt und Maja glaubte, dass sie Ishizu nie glücklicher gesehen hatte.

„Ach, sie ist schon zu Hause?“, wunderte sich Joey.

Er hatte gehört, dass die Ärzte sie frühestens Weinachten entlassen würden, aber wahrscheinlich hatte Kaiba wieder seine Beziehungen spielen lassen.

Maja nickte „Aber ja und sie hält uns alle ganz schön auf Trapp.“, erklärte sie lächelnd.

Joey nickte ihr grinsend zu und schwang sich dann wieder auf sein Fahrrad „Na dann, grüß sie mal schön von mir, ich muss weiter.“, er winkte Maja noch einmal zu und radelte los.
 

Maja holte die Post aus dem Briefkasten und kehrte dann in die Villa zurück. Ishizu saß in der Küche auf einem Stuhl und gab Cleo gerade das Fläschchen. Sie hätte die Kleine gerne gestillt, aber das Antibiotika, welches sie nach ihrer Geburt erhalten hatte, hatte es ihr verboten, Milch für die Kleine abzupumpen, solange sie künstlich ernährt wurde, und nun hatte sie keine Milch mehr.

Maja grinste „Du bist ja richtig ausgehungert meine Kleine. Haben sie dir im Krankenhaus etwa nicht genug zu Futtern gegeben?“, sie legte Ishizu die Briefe hin.
 

Diese grinste nur „Sag mal Maja, wo wirst du Weinachten denn verbringen?“.

Maja zuckte die Schultern „Ich hoffe, dass Sven es noch fertig bringt, mich irgendwann mal zu fragen, ob ich mit ihm feiern möchte. Wieso fragst du?“.

Ishizu erwiderte ihr Schulterzucken „Ach, ich weiß nicht. Ich dachte... wo es doch Cleos erstes Weinachten ist, könnten wir vielleicht alle zusammen feiern, ich wollte auch Roland und seine Familie einladen und natürlich auch Sven.“.
 

Maja verzog eine Miene „Weiß Seto davon?“.

Sie ahnte die Antwort bereits.

Ishizu schüttelte verwundert mit dem Kopf „Nein, ich hatte noch nicht die Möglichkeit mit ihm darüber zur reden.“.

Seto war so mit seiner Arbeit beschäftigt, dass er sich kaum noch zu Hause blicken ließ. Wenn er zur Arbeit fuhr oder von der Arbeit zurückkam, lag Ishizu meistens schon in süßen Träumen.

„Aha. Tja, also... mir fällt gerade ein, dass ich Mokubas Zimmer noch aufräumen muss“, und schwupp war Maja nach oben verschwunden.

Sie wollte nicht diejenige sein, die Ishizu über das Weihnachtsfest bei den Kaibas aufklärte.
 

~*~*~
 

Mokuba ging mit einigen Mitgliedern seiner Band durch die verschneiten Straßen von Domino.

„Ich hatte euch gebeten, die Sache auf sich beruhen zu lassen, warum könnt ihr nicht einfach mal tun, worum ich euch gebeten habe?“, fragte er genervt.

Der Junge links neben ihm verzog eine beleidigte Miene „Wir wollten nur die Ehre unserer Band verteidigen.“.

Mokuba schüttelte wütend mit dem Kopf „Ihr Wisst genau, dass diese Jungs nicht vor dem Gebrauch von Waffen zurück schrecken und ich habe keine Lust auf eine Schießerei oder Messerstecherei.“.

Der Junge, der rechts neben Mokuba lief, blickte ihn ernst an „Was willst du tun?“.

Mokuba überlegte einen Moment. „Ich will ein Treffen mit ihrem Anführer. Aber an einem neutralen Ort, am besten einem Café oder so und vermasselt es nicht wieder!“, forderte er energisch.

Die beiden Jungs nickten und machten sich auf den Weg, während Mokuba seufzend ein Café betrat und sich zu einem blonden Mädchen an den Tisch setzte, welches wohl in seinem Alter war.

Mokuba lächelte ihr gezwungen zu „Hallo Amy.“.

Das Mädchen, Amy, erkämpfte sich ein schwaches Lächeln und nickte nur.
 

Eine Kellnerin kam an den Tisch und nahm die Bestellung der beiden entgegen, anschließend wandte sich Mokuba an Amy „Du hast am Telefon gesagt, es gäbe etwas wichtiges, was du mir sagen willst, was ist es denn?“, fragte er interessiert.

Amy hatte ihre Hände in den Schoß gelegt, sie wirkte verkrampft und blickte nur zögerlich zu Mokuba auf „Ich weiß, dass du im Moment Probleme mit dieser neuen Bande hast und ich will dich auch nicht lange belästigen. Es ist nur...“, ihre Hände krampften sich in ihren Rock.

Mokuba sah sie fragend an „Es ist nur was?“.

Er hatte im Moment wirklich keine Zeit für dumme Spiele und er war auch nicht erpicht auf ein Treffen mit seiner Ex-Freundin. Doch sie hatte ihn am Telefon angefleht zu kommen und so hatte er – wieder einmal – seufzend nachgegeben.

Zitternd blickte sie ihm in die Augen „Ich bin schwanger.“.
 

Mokuba blickte entgeistert zu ihr auf und beinahe hätte er gefragt: „Von mir?“, doch es gelang ihm gerade noch diese Frage herunter zu schlucken, denn sie war überflüssig. Amy war noch Jungfrau gewesen, als er mit ihr zusammen gekommen war und es gingen Gerüchte um, sie liebe ihn noch immer und Mokuba bezweifelte auch, dass sie sich so schnell wieder in eine neue Beziehung stürzen würde.
 

„Bist du dir da sicher?“, fragte er schließlich.

Sie nickte schwach „Ich habe sogar ein Ultraschallbild mit.“.

Mokuba schluckte, als sie ihm das Bild reichte. Auch wenn er noch nicht all zu viel darauf erkennen konnte, war da doch deutlich ein kleines rundes Etwas zu erkennen und dank seiner Nichte wusste er, dass dieses kleine Etwas ein Fötus war.

Augenblicklich wurde Mokuba klar, in was für einer ausweglosen Lage er sich befand und am meisten fürchtete er sich vor der Reaktion seines Bruders. Er hatte ihm immer gesagt, er sollte nicht so leichtfertig mit den Mädchen ins Bett gehen und er hatte es trotzdem getan und jetzt war passiert, was Seto ihm schon die ganze Zeit prophezeit hatte, er hatte eine von ihnen geschwängert.
 

~*~*~
 

„Kaiba? Schenkst du mir was zu Weinachten?“, erkundigte sich der Pharao interessiert bei Seto, welcher an seinem Schreibtisch saß und die Verkaufszahlen dieses Jahres mit denen vom letzten verglich.

Seto hob die Brauen „Wie war das bitte?“, er glaubte an einen schlechten Scherz.

„Schenkst du mir was zu Weinachten?“, wiederholte Atemu „Nur was Kleines.“.

Seto schüttelte mit dem Kopf „Wieso sollte ich einem Quälgeist wie dir etwas schenken?“.

„Ich bin kein Quälgeist, nur eine ruhelose Seele oder so etwas.“, protestierte der Pharao.

Seto blickte ihn ungläubig an „Du quälst mich und du bist ein Geist, also bist du ein Quälgeist und das Einzige, was ich dir schenken würde, wäre eine Fahrkarte ohne Rückkehr ins Jenseits.“.

Atemu seufzte bitter auf „Bitte, Kaiba. Ich verspreche dir auch, dass ich dich dann nicht mehr so oft quäle.“, er verzog einen bittenden Schmollmund.

„Sehr großzügig.“, stellte Seto kopfschüttelnd fest „Und was soll es sein?“.

Atemu sprang von der Couch auf, auf welcher er bis eben gesessen hatte. „Einen Game Boy!“, rief er aufgekratzt.
 

Seto machte große Augen, hatte er sich gerade verhört? „Einen Game Boy?“, fragte er zur Sicherheit nach.

Doch Atemu nickte eifrig, „Ganz genau. Einen Game Boy. Weißt du, es ist so langweilig hier, vor allem wenn du nicht da bist und wenn ich einen Game Boy hätte, dann wäre ich beschäftigt und dann würde ich dich auch nicht mehr so oft nerven.“, er blickte ihn flehend an.

Seto seufzte erneut „Ich glaube Mokuba hat noch irgendwo so ein Ding, und ein paar Duzend Spiele dazu müssten auch noch bei ihm rumliegen. Aber wehe du lässt dich von jemanden erwischen!“.

Der Pharao grinste „Bestimmt nicht.“.
 

Kaum das Seto erwidern wollte, dass er seine Entscheidung jetzt schon bereute, ging die Tür auf und Ishizu kam, mit dem Baby auf dem Arm, ins Büro spaziert.

Seto lehnte sich, genervt aufseufzend, in seinem Stuhl zurück „Hab ich dir nicht gesagt, dass du mich bei der Arbeit nicht stören sollst?“, fragte er Ishizu genervt.

Sie lächelte ihm beschwichtigend entgegen „Ich wollte dich nur was fragen. Es dauert wirklich nicht lange.“.

„Hat das nicht Zeit bis später?“, erkundigte sich Seto mit ernster Miene, während der Pharao das Baby begutachtete.
 

„Wusstest du, dass sie deine Augen hat, Kaiba?“, fragte er interessiert.

„Ja, ja.“, winkte Seto nur ab.

Ishizu seufzte „Ich hätte dich ja später gefragt, aber wenn du nach Hause kommst, schlafe ich schon lange und die Party ist bereits morgen Abend.“.

Seto sah zu ihr auf „Was für eine Party?“.

Der Pharao zog indes ein paar Fratzen für das Baby und scheinbar konnte sie ihn sehen, denn sie gluckste zufrieden vor sich hin.

Ishizu setzte sich auf die Couch „Wir haben eine Einladung von Yugi und Tea erhalten, sie geben Morgen Abend eine kleine Weihnachtsfeier. Sie wollen, dass wir auch kommen.“, erklärte sie.

Seto verschränkte die Arme vor der Brust „Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber ich bin Morgen Abend bereits in Hongkong.“.
 

Ishizu blickte ihr verwundert an „Was soll das heißen?“.

Seto ließ die Schultern sinken, „Ich hatte eigentlich angenommen, dass es dir irgendjemand erklärt hätte.“.

„Was erklärt?“, Ishizu verstand kein Wort.

„Ich habe seit Jahren Weinachten nicht mehr zu Hause verbracht. Die Feiertage um Weinachten und Neujahr sind immer die beste Zeit, um Geschäfte abzuschließen und da ich kein Fan von Weinachten bin, kommt mir das ganz recht.“, erklärte Seto locker.

Völlig entsetzt starrte Ishizu ihn an. Das konnte doch nicht sein ernst sein. „Und was ist mit Mokuba und Maja?“, fragte sie.
 

Eigentlich hätte sie es ahnen müssen. Mokuba, Roland und Maja, sie alle hatten so eine merkwürdige Miene verzogen und rasch das Thema gewechselt, als Ishizu sie auf ihre Vorhaben für Weinachten angesprochen hatte und dass alleine hätte für sie ein Zeichen sein müssen, dass hier etwas nicht stimmte.
 

„Mokuba hat Weinachten immer bei Roland und seiner Familie verbracht und Maja ist erwachsen, sie war immer bei ihrer Schwester in Hokkaido.“, antwortete Seto ihr und sah bereits den Anflug von Wut in ihren Augen.

„Na schön, das war früher. Aber jetzt bist du verheiratet und Vater.“, stellte sie aufgebracht fest.

„Und?“.

„’Und’?“, wiederholte Ishizu ungläubig „Das ist Cleos erstes Weinachten. Ich wollte, dass wir alle zusammen feiern.“.

„Schmink dir das ab, ich habe Weinachten und Neujahr seit meiner Übernahme der Kaiba Corporation nicht mehr zu Hause verbracht und ich werde jetzt nicht damit anfangen.“.
 

Seto hatte Weinachten abgeschworen. Schon nach dem plötzlichen Verschwinden seiner Mutter war Weinachten für ihn einfach nicht mehr dasselbe gewesen. Es fehlte etwas ganz entscheidendes, etwas was niemand ersetzen konnte und nach dem Tod seines Vaters, der ebenso plötzlich und unerwartet gekommen war, war Weinachten endgültig für ihn gestorben.

Das Jahr, das sie in dem Weisenhaus verbracht hatten, hatte er sich zu Weinachten in sein Zimmer zurückgezogen und hatte still und heimlich um all die Dinge geweint, die er verloren hatte.

All die Jahre darauf hatten sie ein protziges Weinachten mit Gozaburo Kaiba gefeiert, das alles aber nicht, um Weinachten zu feiern sondern einfach nur damit Gozaburo mit all dem Geld angeben konnte, welches er in diesem Jahr eingenommen hatte. Er hatte Dinge gekauft, die keiner wollte und er hatte ein Festessen bereiten lassen, welches niemand essen konnte, doch Hauptsache es war protzig.

Seto war froh, dass er diesen schrecklichen Weinachsfesten endlich entschwinden konnte, nachdem Gozaburo Kaiba verschwunden war und er die Firma übernommen hatte. Es tat ihm immer etwas Leid um Mokuba, welcher natürlich gerne mit seinem Bruder gefeiert hätte, aber er war zu Weinachten am liebsten ganz alleine in seine Arbeit vertieft.
 

„Nicht einmal für unsere Tochter?“, fragte Ishizu und klang verzweifelt.

Seto blickte sie ernst an „Nein, nicht einmal für Cleopatra.“.

Ishizu erhob sich. Ein bitteres Lächeln huschte über ihre Lippen „Und ich dachte wirklich, dass du dich geändert hättest.“, meinte sie noch bevor sie eiligst aus dem Büro stürmte.

Der Pharao ließ sich rücklings auf die Couch fallen „Findest du nicht, dass du etwas gemein zu ihr warst?“, fragte er vorsichtig.

Seto zuckte die Schultern „Und wenn schon, es wird Zeit, dass sie begreift, dass ich nicht mein ganzes Leben umkremple, nur wegen ihr und Cleo.“.

Atemu schüttelte den Kopf „Nur?“, fragte er verständnislos „Mein Gott Kaiba. Es ist doch kein Genickbruch, wenn du wenigstens über Weinachten noch Zuhause bleibst.“.

Seto stützte sich mit dem Ellenbogen auf seinem Schreibtisch ab „Das verstehst du nicht Pharao. Der Punkt ist einfach, dass ich Weinachten hasse, dass hat nicht einmal etwas mit Ishizu oder Cleo zutun, ich will Weinachten einfach nur alleine sein und es ist besser, wenn sich Ishizu und Cleo daran gewöhnen.“, er wendete sich wieder seinen Unterlagen zu und dem Pharao war klar, dass das Gespräch hiermit beendet war.
 

~*~*~
 

Etwas früher als geplant kehrte Seto an diesem Tag nach Hause zurück. Er brachte Hund Joey mit rein, welcher es sich, wie immer, auf dem kuscheligen Teppich in der großen Eingangshalle bequem machte.

Zielstrebig marschierte Seto in die Küche, wo Maja bereits auf ihn wartete. Sie strafte ihn mit wütenden und vorwurfsvollen Blicken.

Seto ignorierte sie zuerst. Er goss sich eine große Tasse starken, schwarzen Kaffee ein und trank sie in einem Zug leer, dann setzte er sich zu Maja an den Tisch.
 

„Okay, das Koffein wirkt etwa fünf Minuten, in dieser Zeit hast du mir hoffentlich erklärt, warum du sauer bist und was ich, deiner Meinung nach, dagegen tun kann, denn danach werde ich dir nicht mehr zuhören.“, begann er mit ernster Miene.

Maja lehnte sich, die Arme verschränkend, zurück „Du bist echt ein herzloser Idiot, Seto Kaiba.“, stellte sie wütend fest.

Seto hob die Brauen „Späte Einsicht.“, kommentierte er trocken.

„Das ist nicht komisch.“, stellte Maja ernst fest.

„Worum geht es eigentlich?“.

„Ishizu.“

„Oh.“

„Es ist wirklich nicht zu fassen, Seto. Wie konntest du nur so gemein sein?“, erkundigte sich Maja erbost.

„Huh? Ich glaub, ich hab etwas verpasst.“, entgegnete Seto ihr kopfschüttelnd „Seit wann ist es gemein, wenn man die Wahrheit sagt?“.
 

Maja verleierte die Augen „Es geht darum, wie du es gesagt hast und darum, dass du nicht einmal versucht hast, Ishizu zu verstehen.“, erklärte sie eindringlich.

Seto ließ die Schultern sinken „Maja, du weißt, dass ich Weinachten hasse, es hätte dir von Anfang an klar sein müssen, dass ich auch dieses Jahr nicht hier bleiben werde.“.

„Du bist jetzt Ehemann und Vater, du kannst nicht mehr nur an dich denken. Willst du etwa, dass Cleo mal genauso verbittert wird wie du?“.

„Wer ist hier verbittert?“.

„Du! Du hast schlechte Erfahrungen mit Weinachten gemacht. Aber hast du dir mal überlegt, wie deine Weihnachtsfeindlichkeit überhaupt angefangen hat?“, erkundigte sich Maja.

Seto schnaufte „Ich muss nicht überlegen, ich weiß, wie es angefangen hat.“.

„Dann sollte dir doch eigentlich klar sein, dass es Cleo genauso ergehen wird wie dir, wenn du jedes Jahr zu Weinachten fehlst.“, Maja lehnte sich nach vorne und blickte Seto herausfordernd in die Augen.

Sie war sich sicher, irgendwie war er zu knacken, sie wusste nur noch nicht wie. Aber eines war ihr klar, er wollte nicht, dass Cleo eine traurige Kindheit hatte und was wäre trauriger für ein Kind, als wenn der Vater Weinachten nie da war?
 

Seto lehnte sich schnaufend zurück. Er wusste, dass Maja nur das Beste wollte für ihn, Ishizu und Cleo, aber dennoch sollte sie eigentlich wissen, wie er empfand und wieso und sie sollte es akzeptieren, ebenso wie Ishizu es akzeptieren sollte.
 

Eben jene betrat gerade die Villa, sie hatte das Baby auf dem Arm. Sie war bei Mai und Joey zu Besuch gewesen und hatte Mai ein wenig ihr Leid geklagt.

Als sie Seto in der Küche entdeckte, stürmte sie zielstrebig nach oben.

Seto erhob sich seufzend und folgte ihr. Er fand sie in Cleos Kinderzimmer. Sie legte die Kleine gerade hin.
 

„Ich hoffe dir ist klar, dass ich euch allen mit meiner schlechten Laune runter ziehen werde?“, erkundigte er sich.

Ishizu drehte sich zu ihm um. Er lehnte im Türrahmen und hatte die Arme verschränkt. „Es geht hier nicht um dich, Seto. Sondern um unser Baby und ihr zuliebe könntest du wenigstens versuchen, etwas Gefallen an Weinachten zu finden.“, erklärte sie mit ernster Miene.

Er seufzte „Ich schlage dir einen Kompromiss vor. Ich werde Morgen mit dir auf diese bescheuerte Feier gehen und ich werde bis zum 25. Dezember bleiben, aber dann wirst du mich ohne Widerrede fliegen lassen und ich will dann auch keine Anrufe, dass ich wieder zurück kommen soll, es sei denn es ist etwas Ernstzunehmendes passiert. Ist das klar?“.

Sie nickte schwach „Wenn das die einzige Möglichkeit ist, dich Weinachten Zuhause zu halten, dann bitte.“.

Sie war gewiss nicht zufrieden mit diesem Kompromiss, aber im Moment schien das der einzige Weg zu sein. Vielleicht würde sie ihn ja in den folgenden Jahren irgendwann einmal dazu bringen, die ganzen Feiertage über Zuhause zu bleiben.
 

Seto schnaufte, als Ishizu, noch immer irgendwie wütend, an ihm vorbei das Zimmer verließ. Er hätte sie und das Baby ja mitnehmen können, aber dazu war Cleopatra einfach noch zu klein und zu schwach. Deswegen würde er sie beide hier lassen, dieses Jahr und nächstes Jahr und das übernächste wahrscheinlich auch noch. Aber dann würde er sie beide mitnehmen und Cleo die Welt zeigen. Hongkong, Sydney, New York, Moskau und Berlin. Die Hauptstädte der Welt. Sie alle würde er ihr zeigen. Wie sie zu Weinachten alle leuchteten und gleichzeitig würde er ihr die negativen Seiten von Weinachten zeigen. All die gestressten Menschen, all diejenigen, die ihrer Familie nichts bieten könnten, weil sie kein Geld hatten und auch jene, die glauben, dass sie glücklich waren, obwohl sie es nie gewesen waren.
 

Ja, er würde ihr all die schlechten Seiten der Feiertage rund um Weinachten und Neujahr zeigen. Aber auch die Guten. Er würde ihr die vielen großen Tannenbäume zeigen, die in den Städten zu finden waren. Er würde ihr viele Nussknacker und Schneekugeln kaufen und irgendwann würde er vielleicht sogar Gefallen daran finden. Gefallen daran finden für sie. Seine kleine Tochter.
 

Seto trat an das Bett seiner Tochter heran. Sie war bereits eingeschlafen. Ganz ruhig und friedlich schlief sie. Sie hatte keine Angst davor, verletzt oder enttäuscht zu werden. Sie fürchtete sich nicht vor Verlusten. Sie hatte noch keine schlimmen Erfahrungen gemacht, die ihre Art zu leben prägen würden.

Sie war furchtlos. Sie hatte den Geist des Pharaos gesehen und über seine Fratzen gelacht. Sie ließ sich nicht von Teas greller Stimme erschrecken und auch nicht von den Fratzen, die Joey immer zog, wenn er sie sah – und dass obwohl selbst er sie beängstigend fand – auch als Hund Joey neulich zu bellen anfing, weil er glaubte, dass das Hausmädchen ihr wehtun wollte, hatte sie keine Angst.
 

Sie war furchtlos. Sie war eine Kaiba und in ihren Adern floss das Blut einer stolzen Ägypterin. Sie war die einzige Person auf der Welt, für die er versuchen würde, alles zu ertragen, ganz gleich was es war.

Er streichelte vorsichtig und sanft über ihr kleines Köpfchen „Ich hoffe, du kannst mich verändern, mein kleines Mädchen.“, er lächelte kurz und wendete sich dann der Tür zu.

„Sie kann es, wenn du es zulässt.“, erklärte Ishizu, die scheinbar gelauscht hatte und nun beschwichtigt war.

Seto blickte Ishizu ernst an, bevor er auf sie zu ging, sie in seine Arme zog und ihr einen zärtlichen Kuss gab. Eines Tages würde er hoffentlich auch ihr verständlich machen können, warum er so war wie er war und warum er sich niemals ganz ändern können würde. Doch bis dahin mussten sie beide einfach geduldig sein...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
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Von:  Quadrat-Latschen
2009-02-23T18:48:58+00:00 23.02.2009 19:48
cooles kapi^^
bin auch gespannt wie seto drauf reagiert...
na denne, schreib schnell weitaa!!!
vg Jadey
Von: abgemeldet
2009-02-22T18:36:20+00:00 22.02.2009 19:36
Hey Hey!

Das Kapi war soetwas von süß. ^^
Es ist wieder ganz ganz toll geworden.

Mokuba, wie blöd bist du eigentlich?
*seufzt*
ich bin sehr gespannt, wie Seto darauf reagiert...
*mokuba sich versteckt*

*freu*
Seto bleibt wenigstens Weihnachten zu Hause. ^^
Ist doch wenigstens etwas. ^^

Mach bitte weiter so.
*dir ne Clownsnase dalass*

glg Xen
Von:  Sathi
2009-02-22T13:39:59+00:00 22.02.2009 14:39
huihuihui schönes kapitel wie die anderen auch
hui ich finds voll toll die ff ^^
mach weiter so^^b


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