Zum Inhalt der Seite

Kätzchen

DMxHP [SBxRL]
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Reaktionen

2. Reaktionen
 

Harry und Draco standen in der leeren Eingangshalle.

Der Schwarzhaarige hatte sich gerade von einem unsichtbaren Remus und einem fröhlich um ihn her springenden und schwanzwedelnden Schnuffel verabschiedet.

Aus der Großen Halle drang der Lärm der anderen Schüler.

Hagrids Unterricht fand nachmittags statt und auch wenn der Besuch der beiden Erwachsenen recht kurz gewesen war, so war es doch schon Zeit, um zu Abend zu essen.

Doch Harry hatte keine allzu große Lust, dort aufzutauchen und wieder einmal alle Blicke auf sich zu ziehen.

Es würde reichen, wenn ihn morgen alle anstarren würden und ihn nach den Ohren und dem Schwanz fragen würden.

Also durchschritt er mit großen Schritten die Eingangshalle und schlug den Weg in Richtung einer Tür zwischen der Großen Halle und der ausladenden Treppe im Eingangsbereich ein.

„Wo gehst du hin?“ wollte Draco schließlich wissen, der dem anderen Jungen folgte.

„In die Küche.“ Der Gryffindor warf dem Blonden einen Seitenblick zu. „Ich habe keine Lust, den anderen neuen Gesprächsstoff zu liefern.“

Er richtete seine grünen Augen wieder auf sein Ziel. „Jedenfalls heute nicht.“

„Kann ich dir Gesellschaft leisten?“ hakte der Slytherin nach.

Harry schenkte ihm ein leichtes Lächeln. „Klar! Ich esse sowieso nicht gern alleine.“

Somit öffnete er die Tür und führte Draco eine steinerne Treppe hinab in einen ebensolchen, von Fackeln gesäumten Gang, an dessen Wände bunte Gemälde hingen.

An dem großen Gemälde mit der Obstschale hielt er inne, um die Birne zu kitzeln, die sofort begann, zu kichern und sich in einen Türknauf verwandelte.

Nun betrat er die Küche, dicht gefolgt von Draco.

Auch hier herrschte ein munteres Treiben, denn an die hundert Elfen waren damit beschäftigt, das Essen für die hungrigen Mäuler in der Großen Halle zu bereiten.

Der Schwarzhaarige ließ hungrig seinen Blick über die bis zum Rand gefüllten Schüsseln gleiten und ihm wurde bewusst, dass er lange nichts mehr gegessen hatte und dass das Mittagessen, das er als Katze zu sich genommen hatte, für ihn als Mensch nicht mehr ausreichte.

Er blinzelte und schon waren sämtliche Schüsseln in Sichtweite leer.

Vermutlich war das gesamte Essen nun in den goldenen Schüsseln in der Großen Halle aufgetaucht und ihre Mitschüler taten sich sicherlich jetzt gütlich daran, während Harrys Magen knurrte.

Vielleicht lag es an eben diesem Geräusch, dass nun einer der Hauselfen auf sie aufmerksam wurde.

Die graue Gestalt drehte sich mit schlackernden Ohren zu ihnen um und an den Socken und den unzähligen Hüten, die in einem schiefen Turm auf seinem Kopf aufragten, konnte Harry erkennen, dass dies Dobby sein musste.

An den aufleuchtenden grünen Augen konnte er sehen, dass auch sein Gegenüber ihn erkannt hatte, doch das sich ausbreitende Lächeln auf dem runzligen Gesicht erstarb sofort, als der Blick des Elfen hinter Harry glitt.

Wie ein aufgescheuchtes Huhn und die Hände mit den langen Fingern angstvoll über dem Kopf zusammenschlagend, warf der Elf sich kopfüber hinter einen großen Ofen.

Harry runzelte die Stirn und folgte dem Elf, der sich hinter dem Ofen zusammengekauert und das Gesicht zitternd in den großen Händen versteckt hatte.

„Dobby, ich bin’s doch, Harry“, versuchte er dem Elf klarzumachen.

Der Elf sah schließlich angsterfüllt auf.

Sein Blick glitt fahrig zwischen zwei Punkten hin und her.

„M-Meister, seid Ihr gekommen, um mich zu bestrafen?“ fiepte er schließlich mit hoher Stimme.

Harry zog abermals die Stirn kraus und drehte sich dann um, um in Dracos überraschtes Gesicht zu sehen.

„Nein, nein!“ meinte dieser rasch. „Harry und ich möchten nur etwas essen.“

Dobby richtete seine grünen Augen schutzsuchend auf den Schwarzhaarigen.

„Draco und ich sind Freunde!“ beeilte der sich zu sagen.

Der Hauself ließ abermals den Blick zwischen den beiden Jungen hin und her gleiten, er schien unsicher, ob er dieser Information Glauben schenken sollte.

Schließlich sprang er auf und wandte sich an Harry. „Dobby wird Harry Potters Lieblingsessen vorbereiten, Sir.“

Er winkte mit seiner schlaksigen Hand zu einer Wand der riesigen Küche und Harry konnte dort einen kleinen Holztisch sehen, an dem einige Stühle standen.

Die Sitzecke sah so aus, als würde sie oft benutzt, vermutlich schon über Jahre, so dass die Kleckereien der Schüler sich schon richtiggehend eingebrannt hatten.

Wenn er sich richtig erinnerte, hatten Fred und George erzählt, dass sie oft hier gegessen hatten, meist aber ein Zwischenimbiss, denn den Trubel in der großen Halle hätten sie sich nie entgehen lassen.

Vermutlich hatten sie die Hauselfen auch mal mitten in der Nacht aufgescheucht, schließlich waren die beiden für jeden Unsinn zu haben; Hermine, die noch immer mit B.Elfe.R für die Elfenrechte eintrat, hätte so was absolut missbilligt und die Zwillinge versucht zu überzeugen, von solchem Unsinn abzulassen, also war es vermutlich ein Glück für die Brüder, dass sie im letzten Schuljahr ihre Ausbildung geschmissen hatten.

Während Harry sich setzte und Draco es ihm gleichtat, ließ er seinen Blick durch die riesige Küche schweifen.

Seit seinem letzten Besuch hatte sich nicht viel verändert, nur dass keine betrunkene Winky mehr vor dem Kamin lag; sie hatte sich offenbar beruhigt.

Einige Elfen in der Nähe waren dabei, einen gigantischen Haufen Kartoffelschalen zusammenzukehren, während andere offensichtlich dabei waren, Kürbissaft herzustellen.

Sein Blick traf auf Draco, der ebenfalls seine Neugier nicht verbergen konnte und das Umherwuseln der Elfen fasziniert betrachtete.

Harry schmunzelte.

Noch vor ein paar Tagen hätte er nicht gedacht, je einen solchen, entspannten Gesichtsausdruck auf dem Antlitz des Eisprinzen zu sehen, aber diesem schien dies noch nicht einmal unangenehm zu sein, als er nun den Blick des Schwarzhaarigen bemerkte und ihm leicht zulächelte.

Plötzlich stand Dobby wieder neben ihnen, mit unzähligen gefüllten Schüsseln bepackt, die er auf dem Tisch aufstellte.

Er warf einen kurzen unsicheren Blick auf Malfoy, bevor er sich an Harry wandte.

„Guten Appetit, Sir!“ Er verbeugte sich mit der Nase bis zum Boden, bevor er in den Untiefen der Küche verschwand.

Draco musterte die Schüsseln. „Das ist also dein Lieblingsessen?“

„Äh, nicht ganz.“ Harry war etwas verlegen. „Er meinte wohl einfach ein kleines Festessen.“

Es gab nicht viel, was Harry besonders mochte und er aß fast alles.

Und Dobby hatte auch eine große Auswahl angeschleppt.

Schweigend beluden sie sich ihre Teller und begannen wortlos zu essen.

Schließlich hielt Harry die Stille zwischen ihnen nicht mehr aus.

„Und ihr spielt übermorgen gegen Ravenclaw?“ fragte er, froh, dass ihm ein Gesprächsthema eingefallen war.

„Äh, ja. Das wird aber mit Sicherheit nicht so einfach, wie gegen Hufflepuff.“ Seit Cedrics Tod hatten die Gelben eine ziemliche Lusche als Sucher und sie hatten noch jedes Spiel verloren, aber einen besseren Sucher hatten sie anscheinend nicht gefunden. „Cho Chang ist eine passable Sucherin.“

Normalerweise hätte Harry sich über solch lobende Worte von dem Slytherin gewundert, aber es schmerzte zu sehr, an die Pleite mit der hübschen Chinesin erinnert zu werden.

Er verzog das Gesicht und wollte die Erinnerung am Liebsten gleich wieder verdrängen, doch Draco hatte offenbar sein Unbehagen bemerkt und sah ihn daher fragend an.

„Ich war mal in sie verknallt. Hab mir aber zu große Hoffnungen gemacht“, nuschelte Harry undeutlich zwischen zwei Bissen, doch der Blonde hatte ihn wohl verstanden.

Er wandte sich stumm wieder seinem Essen zu und fühlte erneut einen Stich in der Brustgegend.

Sein Schwarm war in dieses Mädchen verliebt gewesen, daran würde er während des Spieles wahrscheinlich ununterbrochen denken müssen.

Der Ältere stocherte lustlos in seinem Kartoffelpüree herum, was auch Harry nicht entging.

Außerdem hatte sich nun erneut eine peinliche Stille zwischen ihnen ausgebreitet.

Hätte Harry bloß nichts gesagt!

Fieberhaft suchte er nach etwas, das er nun sagen konnte, am Besten etwas, was den Blonden ablenkte.

Quidditch war nun jedenfalls nicht mehr unverfänglich genug, über seine Eltern würde er sicherlich nicht reden wollen und Harry wagte es auch nicht, nachzuhaken, weshalb Draco meist alleine unterwegs war und nicht mit seinen Freunden.

Dabei musste er nun an seine eigenen Freunde denken, an Ron und Hermine und die anderen Gryffindors und ihm entwich ein entnervtes Stöhnen.

Das zog nun wieder Dracos Aufmerksamkeit auf ihn. „Woran denkst du?“

Der Schwarzhaarige sah sein Gegenüber unbehaglich an. „Daran, dass ich heute noch durch den Gryffindorgemeinschaftsraum gehen muss.“

Er griff sich unwillkürlich mit den Händen an die pelzbesetzten Ohren, warf einen Blick auf seinen Schwanz und sah dann auf das Stück Fleisch auf seinem Teller herab. „Es ist schon seltsam mit den langen Zähnen. Ich komme mir vor, wie ein Raubtier.“

Draco grinste ihn an. „Bist du doch schon längst! Du bist seit sechs Jahren ein Löwe.“

Harry erwiderte das Grinsen. „Und jetzt bin ich tatsächlich eine Miniaturausgabe einer Raubkatze.“

Er legte nachdenklich den Kopf schief. „Und du bist eine Schlange, doch dein Name lässt eigentlich an einen Drachen denken.“

Draco wurde es etwas unbehaglich unter Harrys ruhigem Blick, der ihn fixierte und er wandte sich schließlich wieder seinem Gemüse zu.

„Die sind ja auch irgendwie miteinander verwandt“, stellte der Dunkelhaarige schließlich grinsend fest.

Nur mit dem Unterschied, dass er als Katze die kleine Form des Löwen war, wohingegen Draco als Drache der größere Verwandte einer Schlange war.

Er musste flüchtig an Sirius und Remus denken, die als Hund und Wolf ja auch der gleichen Gattung angehörten.

Vermutlich war das auch der Grund, weshalb Sirius diese Animagusform gewählt hatte.

Harry wandte sich wieder seinem Essen zu, im Grunde froh, dass sie beide eigentlich Menschen waren.

„Wenn du dich im Gemeinschaftsraum so wie du bist, nicht zeigen willst, dann verwandle dich doch einfach wieder in die Katze“, schlug Draco vor und schob seinen letzten Bissen in den Mund.

Auch Harry beendete gesättigt das Essen und nickte Draco zu. „Gute Idee!“

Schon bald kam Dobby angewuselt, um unter vielen Verbeugungen die leeren Teller abzuräumen und Harry ließ es sich nicht nehmen, die Hauselfen ausführlich zu loben, was ihm ein paar rote Wangen des Dieners einbrachte.

Die beiden Jungen beschlossen, die Küche zu verlassen, damit die Hauselfen in Ruhe alles aufräumen konnten.

Schon in der Eingangshalle verabschiedeten sie sich, um in entgegen gesetzten Richtungen davon zu gehen.

Nachdenklich stieg Harry die unendlichen Treppen Richtung Gemeinschaftsraum empor.

Er hatte heute eine Seite an Malfoy kennen gelernt, von der er bisher geglaubt hatte, der Andere würde sie gar nicht erst besitzen.

An dem Porträt der Fetten Dame angelangt, stieß er das Passwort hervor, verwandelte sich aber sofort in die kleine Katze, als das Bild nach vorne schwang.

Auf leisen Pfoten schlich er sich an den Mitschülern vorbei, dann die enge Steintreppe nach oben, schlüpfte durch die angelehnte Tür ihres Schlafsaales und verwandelte sich, nachdem er sich vergewissert hatte, alleine zu sein, wieder in den schwarzhaarigen Jungen zurück.

Er klaubte seine Schlafsachen zusammen und eilte ins angrenzende Bad, stellte sich rasch unter die Dusche, schließlich hatte er sich nun schon seit einer Woche nicht mehr richtig geduscht, bis auf die Tatsache, dass er sein Fell stets mit seiner Zunge glänzend gehalten hatte.

Der Junge stöhnte wohlig auf, als er das warme Wasser über seinen Körper fließen spürte.

Als er danach vor dem Spiegel stand, fragte er sich flüchtig, wie er seine pelzigen Ohren trocknen sollte, entschloss sich aber, einen einfachen Trocken-Zauber zu benutzen, der seine Haare gleich mittrocknete.

Bei den Dursleys würde er die Ohren dann mitföhnen müssen.

Danach steckte er seine Nase aus der Tür hinaus, doch seine Mitbewohner waren noch immer nicht da.

Er sprang zu seinem Bett hinüber, kramte in seinem offenen Koffer nach einem Buch und zog dann die roten Samtvorhänge rundherum zu.

Flugs griff er nach seinem Zauberstab und nach einem geflüsterten „Lumos!“ begann er zu lesen, bis es so dunkel war, dass er beschloss, das Licht wieder zu löschen und sich hinzulegen.

Kaum hatte er sich tief in die Decke gekuschelt, als auch schon die Tür aufschwang und seine Zimmergenossen den runden Raum betraten.

Doch sie nahmen wohl an, dass Harry schon schlief, sie wussten sicherlich schon über die Rückverwandlung bescheid; es war zu hören, dass sie krampfhaft versuchten, nur wenige Geräusche zu verursachen, um ihn nicht zu wecken.

Er drehte sich zur Seite und war auch relativ rasch eingeschlafen, so dass er noch nicht einmal merkte, wie langsam schläfrige Ruhe in dem Schlafsaal einkehrte.
 

**
 

„Harry, wir müssen…“

Angesprochener wurde durch einen Lichtstrahl, der durch auseinander gezogene Vorhänge auf sein Gesicht traf, geweckt.

Er blinzelte und fragte sich, warum Neville nicht weiter gesprochen hatte, doch der besah sich offenbar ganz fasziniert Harrys Ohren, die müde zuckten und war somit eindeutig abgelenkt.

Der Schwarzhaarige setzte sich auf und rieb sich über die Augen.

„Was müssen wir?“ hakte er schläfrig nach.

„Ich dachte, Ron hätte mich verarscht, als er es mir gestern erzählt hat“, stieß Neville hervor, Harrys Frage komplett ignorierend, und betrachtete den Katzenschwanz, der sich um Harrys Hüfte gelegt hatte.

„Bald ist Frühstück!“ rief nun Ron von seinem Bett aus dazwischen.

Der Grünäugige rappelte sich hoch.

Er hätte sich ja denken können, dass Ron es allen erzählt hatte und nun mit Sicherheit schon die ganze Schule davon wusste.

Harry huschte ins Bad, zog sich um und schloss sich dann den anderen vieren an, wobei er auch die neugierigen Blicke von Dean und Seamus bemerkte.

Zu fünft marschierten sie nun die Treppen hinunter.

Im Gemeinschaftsraum trat dann das ein, was Harry schon befürchtet hatte.

Alle Blicke wandten sich ihm zu und sofort setzte Getuschel ein.

Der Schwarzhaarige behandelte dies genauso, wie sonst, wenn aus irgendwelchen Gründen über ihn geredet wurde und ignorierte alle um ihn herum.

Aus dem Augenwinkel konnte er allerdings erkennen, dass ein gewisser blonder Junge mit einer Kamera auf ihn zukam und er erhöhte sein Schritttempo, um ihm zu entgehen, doch Seamus schob sich dazwischen und drängte Colin geschickt ab, so dass dieser unverrichteter Dinge aufgeben musste.

Die Jungs verließen den Saal und stiegen schwatzend zur Großen Halle hinunter.

Auch hier wandte sich die gesamte Aufmerksamkeit ihm zu und es schien, als hätten die meisten nichts Besseres zu tun, als ihn anzustarren und darüber ihr Frühstück zu vergessen.

Er schritt der Reihe nach an den langen Haustischen vorbei und setzte sich auf einen freien Platz am Gryffindortisch, die anderen setzten sich zu ihm.

Doch auch jetzt nach der Rückverwandlung hatte er es mit den Mädchen schwer.

Denn die bewunderten seine Ohren und den Katzenschwanz, und fragten ihn ständig, ob alles echt sei und ob sie die Echtheit überprüfen dürften, oder besser: sie fragten allen Ernstes, ob sie ihn wieder betatschen durften.

Seine Freunde sprangen ihm bei und wimmelten die neugierigen Mädels ab, aber Harry war nach einem Brötchen so entnervt, dass er sich rasch verwandelte, sich umdrehte und unter den Haustischen verschwand.

Abermals streifte er suchend unter dem Slytherintisch entlang, konnte Malfoy aber nirgends entdecken.

Daher schoss er unter dem Tisch der Grünen hervor und verließ eiligst die Große Halle.

Draußen verwandelte er sich wieder und sah sich suchend nach Draco um.

Das hätte er besser bleiben lassen und stattdessen seine nähere Umgebung im Auge behalten sollen, denn plötzlich standen fünf Schüler, die er dank der grün-silbernen Krawatten als Slytherin identifizieren konnte, bedrohlich um ihn herum.

„Och, hat Potty es endlich geschafft, selbst auch ein Mischblut zu werden, die er ständig so verteidigt?“ fragte ihr scheinbarer Anführer mit gespielt süßlicher Stimme in hoher Tonlage.

„Die Mädchen sind ganz aus dem Häuschen!“ fügte ein anderer in ebensolcher Tonlage hinzu.

„Vielleicht sollten wir dir das Mischblut aus deinem Körper treiben!“ sagte ein dritter mit tiefer kehliger Stimme und schlug sich mit der geballten Faust in die flache Hand und Harry konnte das gefährliche Knacken von Fingern hören.

Er wog seine Chancen ab, seinen Zauberstab schnell genug ziehen zu können, um sich zu verteidigen, doch ihm bot sich eine andere Möglichkeit.

Rasch verwandelte er sich erneut und huschte durch die Beine der Slytherins, die sich zuvor breitbeinig um ihn herum gestellt hatten, um ihm kein Entkommen zu lassen.

Die Jungen sahen sich mit dümmlichen Gesichtern nach dem Kater um, doch der hatte ein klares Ziel vor Augen, dass seinen Verfolgern noch nicht einmal klar wurde, als sie ihn wieder einfangen wollten.

Doch Harry hatte sich mittlerweile unter den Umhangsaum von keinem geringeren als Draco Malfoy geflüchtet.

Der hatte die Verfolgungsjagd beobachtet und empfing seine Hausgenossen mit verschränkten Armen und einer hochgezogenen Braue.

„Malfoy!“ stellte der Anführer der Bande fest und klang ehrfürchtig und unterwürfig, wie Harry belustigt und Draco zufrieden feststellten.

„Wir wollten Potter gerade eine Abreibung verpassen“, fuhr der andere fort und deutete mit einem Funkeln in den Augen mit der Hand auf den Kater, der nun zwischen Dracos Füßen saß.

Der legte sein Köpfchen schief, sah zu dem Blonden auf und war gespannt, wie der nun reagieren würde.

„Kommt ja gar nicht in Frage!“ erklärte Malfoy kalt. „Potter gehört mir!“

Harry senkte den Kopf.

Den Slytherins war wahrscheinlich gar nicht bewusst, wie zweideutig diese Bemerkung gewesen war.

Natürlich, die meinten, Draco würde ihn fertig machen, sobald sich eine Gelegenheit finden würde, doch er musste dabei unwillkürlich an Dracos Liebesgeständnis denken.

Doch er beschloss, dies zu ignorieren, während Draco an den fünfen vorbei schritt, seinen Weg zur Großen Halle wortlos fortsetzte und darauf achtete, dass der Kater dicht an seinen Fersen war.

Verblüfft sahen die Slytherins ihrem Boss hinterher.

Normalerweise war der doch immer der Erste, wenn es darum ging, seinem größten Erzfeind eins auszuwischen.

Wenn Harry gekonnt hätte, hätte er diesen blöden Slytherins jetzt sicherlich triumphierend die Zunge rausgestreckt, doch so begnügte er sich damit, Draco zu folgen und es sich auf dessen Schoß bequem zu machen, sobald der saß.

„Du ziehst Probleme ja magisch an!“ seufzte der Größere dem Kater zu und dieser maunzte zustimmend.

Auch Harry wäre es mit Sicherheit lieber, es wäre nicht so.

Doch nun verspeiste er erstmal den Toast, den Draco ihm freundlicherweise hinhielt, denn aus Erfahrung wusste er, dass das Brötchen von vorhin nicht vorhalten würde und er früh Hunger bekommen würde, wenn er jetzt nicht noch etwas aß.
 

**
 

Harry, Ron und Hermine hatten gerade im Verwandlungssaal Platz genommen, als Professor McGonagalls strenge Stimme ertönte. „Mister Potter, kommen Sie bitte nach vorne!“

Angesprochener sah verwundert drein.

Fieberhaft überlegte er, was er denn nun schon wieder angestellt haben könnte, doch ihm wollte partout nichts einfallen, weshalb er sich fragte, was die Lehrerin von ihm wollte.

„Aus gegebenem Anlass“ Sie warf Harry einen scharfen Blick durch ihre Brillengläser zu, „werden wir uns heute mit Animagi beschäftigen.“

Der Schwarzhaarige spürte Verlegenheit in sich aufkommen und er mochte nicht die neugierigen Blicke sehen, die ihm die gesamte Klasse zuteil werden ließ, weshalb er den Blick gen Boden richtete.

McGonagalls Umhang wehte leicht, als sie neben ihn trat.

Dann wies sie mit spitzem Finger zunächst auf seine Ohren, dann auf den Katzenschwanz.

„Sowas kann natürlich passieren, wenn man die Verwandlung nicht anmeldet und kein fachkundiger Experte bei Brauung und Anwendung des Zaubertrankes und bei Gebrauch des Zauberspruches anwesend ist“, erklärte sie der Klasse.

„Es hätte natürlich auch schlimmer kommen können, er hätte beispielsweise seine Pfoten behalten können, dann würde er seine Hände noch nicht einmal zum Gebrauch des Zauberstabes verwenden können.“ Sie musterte einige der Schüler an ihrer langen Nase vorbei. „Das mir keiner auf dumme Ideen kommt, das nachzumachen!“

Dann atmete sie tief durch.

„Verwandeln Sie sich!“ befahl sie grob und Harry tat, wie ihm geheißen.

Die Professorin hob den kleinen Kater umsichtig auf und setzte ihn auf das Pult, damit ihn alle in Augenschein nehmen konnten. „An sich ist die Verwandlung ganz gut gelungen und die Wahl einer Katze als Tier, war auch sehr geschickt. Können sie mir sagen weshalb, Mister Potter?“

Keine zwei Sekunden später stand Harry wieder vor dem Pult.

„Weil eine Katze ein einheimisches Tier ist. Somit ist sie weder in der Magier- noch in der Muggelwelt auffällig und eignet sich auch für verschiedenes Terrain, sei es Stadt, Land oder Wald. Außerdem sind Katzen meist klein, flink und wendig und können Bäume hochklettern“, erklärte Harry seine Überlegungen, die ihn dazu bewogen hatten, eine zu Katze werden.

„Was ich aber noch nicht versucht habe“, fügte er zu seiner letzten Bemerkung hinzu, was ihm leichtes Gelächter einbrachte.

Professor McGonagall blinzelte ihn an. „Gut, zehn Punkte für Gryffindor.“

Dann sah sie wieder zur Klasse. „Ja, man sollte sich dann ein unauffälliges Tier suchen, das dennoch einige Vorteile bietet. Hinsetzen, Potter.“

Während er an den anderen Schülern vorbei zu seinem Platz ging, fiel ihm ein, dass Professor McGonagall ja auch selbst ein Katzenanimagus war und somit wohl immer ein offenes Ohr für die positiven Eigenschaften einer Katze hatte.

Er knirschte mit den Zähnen, als ihm flüchtig durch den Kopf ging, dass Rita Kimmkorn sich auch ein für ihre Zwecke perfektes Tier ausgesucht hatte, ein Wunder nur, dass sie nie jemand zerquetscht hatte.

Die restliche Stunde verbrachten sie damit, aufzuschreiben, was man beachten sollte bei der Wahl des Tieres, in das man sich verwandeln wollte, die Vorkehrungen, die die zuständige Abteilung im Zaubereiministerium mit den Kandidaten entwickeln musste, mögliche Pannen, die alle einmal im Laufe der Geschichte passiert waren, welche Gesetze man überschritt, wenn man es heimlich versuchte und welche Zwecke mit diesen Gesetzen verfolgt wurden und noch so einiges mehr.

Harry fragte sich, ob auch er künftig im Verwandlungsunterricht erwähnt werden würde, wenn es um die Aufzählung von Pannen ging.
 

**
 

Waren die Hinweise von Professor McGonagall in Verwandlung noch gut gemeint gewesen, traf es Harry in Zaubertränke nun knüppeldick.

Denn statt eines rundgesichtigen Professor Slughorn rauschte, nachdem sie alle Platz genommen hatten, eine riesige schwarze, harkennasige Fledermaus namens Snape in den Kerker.

„Professor Slughorn ist leider unpässlich“, erklärte er im Herumwirbeln mit seiner starren monotonen Stimmlage.

Dann ließ er seine gehässigen schwarzen Augen über die Schüler schweifen.

Als sie an Harry hängen blieben, verstärkte sich das hasserfüllte Funkeln und er grinste bösartig.

„Wir haben nun also ein Mischblut in dieser Klasse, Potter.“ Das Grinsen verbreiterte sich.

„Ich habe doch gleich gesagt, dass Sie nicht dazu taugen, einen Zaubertrank zu brauen. Wie Sie es hier in diesen UTZ-Kurs geschafft haben, ist mir ein Rätsel. Es ist ja zu sehen, wie unfähig Sie sind.“ Er musterte die Katzenohren abfällig. „Wundert mich, dass Slughorn Sie nicht längst rausgeworfen hat.“

Harry unterdrückte seine Wut, was ihm allerdings nicht leicht fiel, denn in ihm brodelte es.

Slughorn war immer zufrieden mit seiner Arbeit und er wollte sich nicht von Snape das Gegenteil einreden lassen, obwohl er zugeben musste, dass Snape ihn immer in Rage brachte, egal, was er sagte; wenn er schon nur diese Fetthaare sah, würde er ihm am liebsten eben jene in den Hals reinwürgen.

„Macmillan!“ bellte der Lehrer schließlich durch den Raum. „Wehe, der Kessel explodiert!“

Angesprochener zuckte unter dem strengen Blick geringfügig zusammen.

Snape fuchtelte mit seinem Zauberstab und an der Tafel erschien eine ellenlange Zaubertrankrezeptur. „Am Ende der Stunde sammele ich die Phiolen ein.“

Sofort schoss Hermines Hand nach oben. „Dafür reicht die Zeit nicht!“

Snape wandte ihr seine Hakennase zu. „Hab ich Sie um Ihre Einmischung gebeten? Zehn Punkte Abzug für Gryffindor! Und jetzt fangen Sie endlich an!“

Stumm begannen sie, die Zutaten vorzubereiten und arbeiteten still vor sich hin, während Snape einmal mehr den Eindruck erweckte, er sei eine zu groß geratene Fledermaus, die mit Adleraugen jede ihrer Handbewegungen begutachtete.

Er schritt würdevoll zwischen den Tischgruppierungen einher und warf den Schülern bei Bedarf kritische Blicke über die Schultern.

Als er an ihren Tisch kam, verzog er unwirsch das Gesicht, so dass es noch hässlicher wirkte, als eh schon.

„Grün, Macmillan! In dieser Stufe der Zubereitung sollte der Trank in einem schimmernden Gelb erscheinen!“ wies er den Hufflepuff hin.

Dann schwebte er zu Harry hinüber. „Potter!“

Er schüttelte den Kopf, als würde es ihn vor dem Trank in Harrys Kessel grauen. „Orange!“

Der Lehrer rauschte weiter.

Harry warf einen Blick in seinen Kessel und schnaubte.

Von wegen, Orange! Das war eindeutig Gelb! Vielleicht ein klein wenig dunkel, aber eindeutig Gelb!

„Sehen Sie hier! Malfoys Trank hat die richtige Farbe! Ein sattes reines Gelb!“ erklärte die Fledermaus einen Tisch weiter.

Draco hingegen war es gar nicht so recht, über den grünen Klee gelobt und mit Harry verglichen zu werden.

Früher hätte er sich jetzt grinsend und mit herablassendem Blick in Pose geworfen, doch er begnügte sich damit, still weiterzuarbeiten und das Lob seines Hauslehrers zu ignorieren.

„Was ist denn mit Malfoy los?“ zischelte Ron Harry zu. „Normalerweise bedenkt er dich an dieser Stelle mit einem triumphierenden Grinsen!“

Harry lächelte leicht und zuckte mit den Schultern.

Er war froh, dass Draco nicht auf Snapes Gehässigkeiten einstieg.

Genau so, wie es sich auch für einen Freund gehörte.

Zwischendurch sollte der Trank dann wirklich grün sein, was Snape nach einem Blick in Harrys Kessel mit einem gehässigen „Schlammbraun!“ kommentierte.

Auch hier kämpfte der Schwarzhaarige seine Wut zurück und Draco ließ das erneute Lob des Zaubertränkemeisters an sich abprallen, wohingegen Ernies Trank nun tiefschwarz war.

Gegen Ende der Stunde hatte Harry es geschafft, einen knallroten Trank herzustellen, dessen Farbe in nichts dem des Trankes von Hermine nachstand und er war sich sicher, dass diese alles richtig gemacht hatte.

Dennoch, fertig waren sie alle bei weitem nicht.

Hastig füllte Harry eine Phiole ab und schritt dann auf das Lehrerpult zu, doch unglücklicherweise stieß Snape heftig mit dem Ellbogen gegen Harrys Arm, so dass die Glasphiole aus seiner Hand auf den harten Steinboden geschleudert wurde und dort zerschellte.

„Ups!“ meinte Snape mit einem gehässigen Funkeln in den Augen.

Jeder wusste, dass Snape es nicht duldete, eine zweite Phiole zu füllen und abzugeben.

Harry rauchte förmlich vor Wut und wäre dem Zaubertränkelehrer am liebsten an den Hals gesprungen, um ihn mit beiden Händen zu würgen.

Denn wenn er keine Probe seines Trankes abgeben würde, würde dies zwangsläufig ein Schrecklich oder gar die Note Troll bedeuten, die schlechtesten Noten, die in der Zaubererwelt nach den ZAGs, vor denen gewöhnliche Noten von eins bis sechs verteilt wurden, darstellten.

„Professor Snape?“ erklang nun Dracos Stimme. „Könnten Sie sich meinen Trank ansehen? Er ist babyrosa!“

Der Ältere glitt lautlos zu seinem Lieblingsschüler hinüber und betrachtete die Phiole in Malfoys Hand, die dieser ihm entgegenstreckte.

Unterdessen war Harry an seinen Platz zurückgekehrt und füllte rasch eine neue Phiole ab, die er Hermine zusteckte, die sie zusammen mit ihrer eigenen abgeben würde.

Sie hatte Ron und Ernie hinter sich, die ihre Phiolen hinter Hermine in die dafür vorgesehene Halterung stecken würden, um Harrys Phiole zu tarnen.

Auswerten würde den Trank nämlich Slughorn, der Harry bei einem solchen ‚Missgeschick’ sicherlich erlaubt hätte, eine zweite Phiole abzufüllen.

Snape runzelte derweil die Stirn über Malfoys Trank.

Er war sich sicher gewesen, dass sein Musterschüler es als Einziger hinbekommen würde, den Trank richtig zu brauen, stattdessen nun also schweinchenrosa.

„Wie mir scheint, haben Sie zu viel Drachenkralle hinzugesetzt.“ Er reichte dem Blonden die Phiole, der sehr zerknirscht drein sah und sie dann nach vorne ans Pult brachte.

Dort überflog er geschwind die Beschriftungen der Phiolen und musste dann ein Lächeln unterdrücken.

Er hatte sein Ziel erreicht.

Harry hatte doch noch eine Phiole abgeben können.

Als er wider aufsah, traf sich sein Blick mit dem Harrys und er war sich fast sicher, dass dieser sein Ablenkungsmanöver durchschaut hatte.

Dann sah er hastig zu Snape, doch dieser schien nichts bemerkt zu haben.

Woher auch, die beiden Jungen galten noch immer als Erzfeinde, wieso sollte Draco Harry auch einen Gefallen tun?
 

**
 

Draco war mal wieder alleine im Schloss unterwegs.

Er seufzte verdrießlich.

Aber Crabbe und Goyle hatte er eigenhändig abserviert, da er es leid war, ihnen jeden Satz zehnmal erklären zu müssen.

Sowohl seine eigenen, als auch die der Lehrer.

Die beiden waren schlichtweg dämlich, wie er vor einiger Zeit erkannt hatte.

Was selbstverständlich nicht hieß, dass er nicht noch einen äußerst losen Kontakt zu ihnen pflegte.

Blaise hingegen war voll und ganz mit einem neuen Eroberungsversuch beschäftigt, allerdings war Draco noch nicht ganz klar, wem das Bemühen des Schwarzhaarigen galt.

Was aber klar war, war Blaises Neigung, die genauso wie Dracos nicht zu verleugnen war.

Und das wollten die beiden auch längst nicht mehr.

Vielleicht hatte sich Pansy auch aus Frust in die Arme von Nott geworfen, der sie anscheinend gut getröstet hatte, denn seitdem waren die beiden unzertrennlich und Pansy akzeptierte es mittlerweile, dass ihr einstiger Schwarm Männer bevorzugte.

Natürlich, zunächst war sie in Tränen aufgelöst gewesen, doch, wie sie ihm einige Zeit später anvertraut hatte, war sie ihm nun unendlich dankbar, da sie durch Dracos, eher unfreiwilligem, Coming outs erst auf Theo, wie sie ihn liebevoll nannte, aufmerksam geworden war.

Der Blonde war gerade auf dem Weg zum Nachmittagsunterricht, Verwandlung - bei der alten Hexe wollte er lieber nicht zu spät kommen.

Allerdings wurde er plötzlich fest am Arm gepackt und da er so überrumpelt war, gelang es dem anderen auch, ihn in eine etwas dunklere Nische zu ziehen, was dieser aber auch widerstandslos mit sich machen ließ, nachdem er erkannt hatte, wer ihn da so überfiel.

„Danke“, meinte Harry. „Wegen vorhin.“

Er lächelte leicht.

Leider hatte er nach Zaubertränke nicht mehr die Gelegenheit gehabt, mit Draco zu sprechen und dann hatten seine Freunde ihn zum Mittagessen in die Große Halle geschleppt.

Also hatte Draco Recht behalten mit seiner Vermutung, dass Harry ihn durchschaut hatte.

„Gern, Harry.“ Er erwiderte das Lächeln.

„Aber… wieso hast du das getan? Snape hätte dich auch durchschauen können. Außerdem bekommst du deswegen jetzt eine schlechte Note.“ Der Schwarzhaarige runzelte die Stirn.

Doch Draco zuckte nur mit den Achseln. „Nicht so schlimm. In Zaubertränke bin ich ja normalerweise ganz gut, da ist eine schlechtere Note kein Beinbruch. Wenn du allerdings gar keine Probe abgegeben hättest, hätte das deine Note ganz schön reinreißen können. Was Snape angeht: Der ist manchmal echt mit Blindheit geschlagen und sieht nicht, was vor seiner Nase abläuft, vor allem, wenn es um seine Slytherins geht. Dafür sieht er dann bei den Gryffindors Sachen, die gar nicht vorhanden sind.“

Draco verdrehte die Augen.

„Das kannst du allerdings laut sagen!“ schnaubte Harry.

„Man muss nur wissen, wie man diese Blindheit für sich nutzen kann“, fuhr Draco fort und zwinkerte dem Jüngeren verschwörerisch zu, was Harry wieder lächeln ließ.

Dann verließ der Slytherin die Nische, dicht gefolgt von dem Schwarzhaarigen.

Da die Flure mittlerweile leer waren, würde sich niemand über die traute Zweisamkeit der beiden Jungen wundern.

„Ich hab jetzt Verwandlung, da will ich lieber nicht noch später kommen“, erklärte der Blonde.

„Ja, entschuldige“, meinte Harry verlegen.

„Welches Fach hast du jetzt?“ erkundigte der Slytherin sich neugierig.

„Ich hätte jetzt Wahrsagen, wenn ich es nicht abgewählt hätte“, brummte Harry und als der Größere sich zu ihm umwandte, konnte er erkennen, dass dessen Stirn dunkel umwölkt war.

„Mochtest du Wahrsagen nicht?“ erkundigte Draco sich daher vorsichtig.

„Nicht mögen ist untertrieben!“ erklärte Harry aufbrausend. „In jeder Stunde sagte die Libelle meinen Tod voraus!“

Draco musste lachen.

„Was?“ blaffte Harry ihn wütend an und seine Augen funkelten vor Zorn.

Er erinnerte sich noch allzu gut an die ständigen Vorhersagen der Professorin.

Der Blonde musste sich weiteres Lachen verkneifen und hob abwehrend die Hände. „Reg’ dich ab!“

Dann musterte er Harry aus seinen sturmgrauen Augen interessiert. „Du warst also ihr Todesopfer bei Gryffindor?“

Harry nickte ungehalten.

„So erging es mir am Anfang auch“, erläuterte Draco nun. „Aber dann hat mein Vater mal ein ernstes Wörtchen mit ihr gewechselt, seitdem war Blaise bei uns Slytherins in jeder Stunde ihr Opfer. Olle Heuchlerin! Aber wir Slytherins haben allesamt Wahrsagen jetzt abgewählt.“

Nun grinste Harry wieder, während sie vor dem Verwandlungssaal angekommen waren. „Ich werde es mir jetzt jedenfalls im Gemeinschaftsraum gemütlich machen. Mit Snapes Hausaufgaben.“

Diesmal natürlich für Verteidigung gegen die dunklen Künste.

Er beobachtete, wie Draco zur Türklinke griff. „Dir jedenfalls viel Spaß.“

Draco lachte abermals. „Dir auch, Harry, dir auch!“

Harry schnaubte belustigt und während hinter ihm zu hören war, wie McGonagall mit Draco wegen der Verspätung schimpfte, machte er sich gemütlich auf den Weg zum Gryffindorturm.
 

**
 

Heute Morgen hatte Harry lange geschlafen, dann ausgiebig geduscht und mit seinen Freunden in der durch das Wochenende nur teilweise besetzten Großen Halle gefrühstückt.

Seit jeher war es den Schülern an Wochenenden freigestellt, wann sie frühstücken wollten, wohingegen Mittag- und Abendessen wie auch in der Woche gemeinsam eingenommen wurden.

Jetzt war er allerdings auf dem Weg zum Quidditch-Feld.

Natürlich war es schwer gewesen, Ron und Hermine dafür zu begeistern, sich das Spiel anzusehen.

Immerhin spielten nur Ravenclaw gegen Slytherin, ein für die Gryffindors eher uninteressantes Spiel, obwohl sie freilich nicht die einzigen Gryffindors waren, die sich das Spiel ansehen wollten, denn es war freigestellt, die verschiedenen Spiele anzusehen.

Nur das Prestige-Duell Gryffindor gegen Slytherin wurde meist von ausnahmslos allen Schülern besucht, da es hier auch meistens um den Pokal und die Hausmeisterschaft ging.

Aber nun waren sie tatsächlich zu dritt auf dem Weg über die grünen Wiesen.

Doch Harry hatte auch einen guten Grund, sich das Spiel anzusehen, so konnte er seinen neuen Freund unterstützen.

„Wieso hast du dich eigentlich mit dem hüpfenden Frettchen angefreundet?“ erkundigte Ron sich jetzt schon bestimmt zum hundertsten Mal.

Und er erhielt auch die gleiche Antwort, wie die neunundneunzig Mal zuvor. „Er war in letzter Zeit sehr nett zu mir.“

Wobei er freilich versuchte, seine Gereiztheit zu unterdrücken, die sich bei dieser Frage schon automatisch einstellte.

„Du hast es ja in Zaubertränke selbst mitgekriegt. Er hat mir mit Snape geholfen“, erklärte Harry.

„Unsinn!“ erwiderte Ron unwirsch. „Der macht nichts ohne Hintergedanken!“

Hinter Harry stieg er die Treppen zu den Tribünen hinauf.

„Wir haben miteinander gesprochen und ich weiß, wieso er mich die Jahre vorher so gehasst hat, aber das hat sich jetzt geändert.“ Dracos Liebesgeständnis hatte er noch nicht erwähnt und er würde es auch nicht in nächster Zeit tun, das würde Ron auch nicht verkraften, der ja schon damit zu kämpfen hatte, auch nur eine Freundschaft zwischen den beiden Erzfeinden zu akzeptieren.

Im Gegensatz zu Hermine.

Zwar konnte auch sie sich nicht vorstellen, dass Malfoy sein Verhalten so geändert haben sollte, noch zu gut konnte sie sich daran erinnern, wie er sie in ihrem dritten Schuljahr so sehr in Rage gebracht hatte, dass sie, die sich stets korrekt an die Vorschriften hielt – wenn man einmal von dem Vielsafttrank absah - ihm ein paar saftige Ohrfeigen verpasst hatte, doch sie war der Meinung, dass Harry schon wüsste, was er tat, wenn er Malfoy traute.

Und Hermine war davon überzeugt, dass Malfoy Harry bei Snape aus der Patsche geholfen hatte.

Mittlerweile saßen sie auf einer der Holzbänke und warteten angespannt, zumindest Harry, darauf, dass das Spiel endlich beginnen würde.

Er sah zu, wie die grünen und blauen Spieler das Feld betraten und ihm viel auf, dass die Umhänge von Slytherin nun mehr silbern waren als sonst, wohl deshalb, dass man die beiden Mannschaften besser voneinander unterscheiden konnte, auch die Spieler selbst.

Die vierzehn Gestalten plus Madame Hooch stießen sich am Boden ab und flogen hinauf in die Lüfte.

Heute war das ideale Wetter, um Quidditch zu spielen und Harry würde nun einiges dafür geben, selbst zu spielen und auf seinem Feuerblitz ein paar schnelle Runden über dem Feld zu drehen.

Sofort hefteten seine grünen Augen sich auf seinen blonden Freund und beobachteten ihn genauestens.

Natürlich, von hier aus würde es schwer sein, den Schnatz zu sehen, schwerer, als vom Feld aus.

Und er war etwas hin und her gerissen.

Er würde nicht sagen, dass er auf der Seite von Slytherin stand, nein.

Auch wenn Draco dort spielte und der sein Freund war.

Bei einem der Manöver des Blonden sauste Cho Chang durch sein Blickfeld und Harry verzog schmerzlich das Gesicht.

Aber wenn er alleine die beiden Sucher der Mannschaften betrachtete, so würde er sich nichts sehnlicher wünschen, als dass Draco gegen Cho gewann.

Doch es geschah nur alle zweihundert Jahre, dass die Mannschaft, die den Schnatz fing, verlor und es waren erst zwei Jahre vergangen, als dies zum letzten Mal passiert war: beim Quidditch-Weltmeisterschaftsfinale Irland gegen Bulgarien.

Also noch einhundertachtundneunzig Jahre, bis dies – statistisch gesehen – wieder eintreffen würde.

Wenn Slytherin jedoch gewinnen würde, so wäre das traditionell letzte Spiel der Saison, Gryffindor gegen Slytherin, kaum noch an Spannung zu überbieten, denn dann würde es erneut um Alles oder Nichts gehen – konkreter: um den Pokal.

Dennoch, da er die anderen Chaoten in Dracos Mannschaft nach wie vor abstoßend fand, konnte er sich nicht dazu durchringen, sich auf die Seite der Grünen zu schlagen.

Er ließ den Blonden jedenfalls nicht aus den Augen.

Bereits nach einer dreiviertel Stunde riss dieser triumphierend die Faust in die Luft.

Harry blinzelte.

Vom restlichen Spiel hatte er überhaupt nichts mitbekommen, wie er nun überrascht feststellte und er wandte sich an Ron, um nach dem Endstand zu fragen.

Der runzelte die Stirn. „Hast du nicht aufgepasst? Dabei warst du es doch, der das Spiel sehen wollte!“ Er war empört.

„Zweihundertsechzig zu vierzig“, erklärte Hermine und packte ihre Bücher zusammen, die sie lieber gelesen hatte, als auf das Spiel zu achten.

„Ah … danke“, erwiderte Harry etwas verlegen.

Er hatte mehr auf die geschmeidigen Bewegungen von Draco geachtet und über dessen Liebesgeständnis philosophiert.

Der Schwarzhaarige dachte nun schon seit ein paar Tagen darüber nach, verstand es aber noch immer nicht so ganz.

Was waren die Gründe dafür?

In ihrem ersten Schuljahr wollte Draco mit ihm befreundet sein, dann hatten sie sich fast sechs Jahre lang gehasst und nun wollte der Blonde statt Freundschaft sogar Liebe.

Seit seinem Liebesgeständnis hatten sie nicht mehr darüber gesprochen.

Vielleicht lag es ja auch nur daran, dass seine Eltern fern von ihm waren und ihm nun keine Zuneigung mehr entgegen bringen konnten, vielleicht sehnte er sich nur nach Nähe.

Aber das würde er auch von jedem anderen bekommen, Pansy hatte ihn doch jahrelang angeschmachtet, also warum er, Harry?

Vielleicht war es wirklich nicht nur das Sehnen nach Nähe und Aufmerksamkeit, sondern echte Gefühle, aber Harry wusste noch immer nicht, wie er damit umgehen sollte.

Am Besten war es, es würde so weiterlaufen, wie bisher.

Keine Feindseligkeiten, kein Hass, keine Verachtung, sondern langsames, ruhiges Annähern.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (12)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  _-Gunji-_
2007-11-15T14:12:57+00:00 15.11.2007 15:12
Waahhhhhhhhhhh !!!!!!!!!!!!!
is das süß^^
schreib bitte ganz schnell weiter ,ja?
Bin soooooooo gespanntwies weiter geht !

Von: abgemeldet
2007-10-31T20:10:11+00:00 31.10.2007 21:10
Bin heut über deine Story gestolpert...
und ich muss sagen ich bin begeistert...
Die einzelnen Kapis...sind zwar lang, aber verdammt gut..
Dray hat also niemanden und hat sich dann ausgerechnet Harry anvertraut...süße Idee...
Freu mich schon mehr von dir zu lesen.
LG Ray
Von:  Buchi
2007-10-26T18:23:42+00:00 26.10.2007 20:23
voll cool
ich kann mir richtig vorstelllen wie harry aussieht
aber voll süß beschrieben von dir ^____^
schreib schnell weiter
krieg ich dann vll ne ens
lg Buchi
Von:  kiara02
2007-10-26T15:53:38+00:00 26.10.2007 17:53
hey ^^
Danke für die ENS. Find ich toll, dass du die FF doch noch zu Ende schreiben willst! Und ich freu mich auch schon auf das nächste Kapitel.
bye bye, kiara02
Von:  Shadow73
2007-10-25T20:30:15+00:00 25.10.2007 22:30
Lieben Dank für deine ENS! Ich finde es klasse, das du dich dazu entschlossen hast, die FF weiterzuschreiben *freu*
Na und das Kapitel war auch echt genial!
Harry ist ja total knuffig...so mit Katzenöhrchen und Katzenschwänzchen...da würde man ihn am liebsten knuddeln *smile* Na und Draco wie er sich für sein Harry-Kätzchen einsetzt ist auch total süß...mal schauen wie es mit den beiden weitergeht! Ich bin gespannt...
Liebe Grüße

Von:  AngelHB
2007-10-25T18:03:19+00:00 25.10.2007 20:03
Hi!

Wieder ein schönes Kap. Bin schon gespannt wie es weiter gehen wird. Hoffe du schreibst schnell weiter.

LG Angel
Von: abgemeldet
2007-10-25T17:32:04+00:00 25.10.2007 19:32
suuuuuuuuuuuuuuuuupi klasse
echt süüüüüüüüüüß
schreib ganz hscnell weiter
Von:  Luci-Maus
2007-10-25T11:22:43+00:00 25.10.2007 13:22
GEIL!!!!!!
Einfach geil, dass du weiterschreibst und das neue Kapi ist auch superklasse geworden!!!
*rumhüpf*freu*
Ich finde Harrys neue Mischform einfach super süß und die Szenen mit Dray sind auch supi klasse -^.^-
Bitte ganz schnell weiter schreiben *bettel*hundeblick*

Mach weiter so! ^^

ganz liebe Grüße
luci-mausi
Von:  Chiron
2007-10-25T07:41:58+00:00 25.10.2007 09:41
Hey..
Schönes Kapi..^^
Find Harry in seiner Mischform niedlich..
Aber ein kleiner Fehler ist dir unterlaufen.. Das traditionell Spiel Slytherin vs. Gryffindor ist immer das erste Spiel des Jahres..
Freu mich aber schon wenns weitergeht..^^
Von: abgemeldet
2007-10-24T22:00:05+00:00 25.10.2007 00:00
Hi,

schöne story und gut geschrieben.. hoffe das es recht bald weiter geht.. würde mich über ne ENS freuen wenn´s weiter geht..

mfg

FF-Sephirot


Zurück