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Schattenherz - Die weißen Ritter

Teil 2
von

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Die Konikus

Die Konikus
 

Ein Krachen und Bersten riss Karin aus ihren träumen und ließ sie auffahren.

Schlaftrunken stand sie auf und schaute aus dem Fenster. Draußen stoben Funken auf und kleine Lichtblitze zuckten über die Straßen des Dorfes. Menschen standen hinter ihren Fenstern und blickten ängstlich auf das Spektakel.

Hastig legte sie ihren Schwertgurt an und rannte nach draußen. Sofort wurde sie von einem kleinen schwarzen Wesen mit langen Krallen angegriffen und zurück geworfen.

Rasch sprang sie wieder auf und zog ihr Schwert. Wieder sauste eines der Wesen auf sie zu, doch es kam nicht weit. Wenige Zentimeter vor ihr wurde es durch einen sauberen Schnitt in zwei Hälften geteilt. Karin schrie erschrocken auf und wurde im gleichen Moment grob in die Höhe gezerrt.

Sie versuchte sich zu wehren, doch sie war in Panik und der Griff zu fest.

„Karin!“, schrie der Angreifer gehetzt. „Beruhig dich und verschwinde!“

Ihre Panikattacke nahm ab und endlich begriff sie, wer sie so fest hielt. Mit einem gekonnten Schwerthieb vertrieb Kurando gleich drei der unheimlichen Biester und ließ Karin wieder los.

„Was machst du hier?“, fragte er aufgebracht und duckte sich gleichzeitig vor einem der Lichtblitze.

„Was ist hier los?“, überging Karin seine Frage.

„Nichts Ungewöhnliches!“, erwiderte Kurando, während er nach einem weiteren der Wesen griff und es zurück in den Wald schleuderte. „Diese Viecher leben hier im Wald und kommen öfters hier her. So viele waren es allerdings noch nie.“

Wieder stürzten sich die schwarzen Wesen auf Kurando und dieses Mal fand er nicht die Zeit ihnen auszuweichen. Mit brutaler Gewalt wurde er nach hinten gerissen und verschwand zwischen den Bäumen. Karin wollte ihm helfen, doch nun wurde auch sie angegriffen. Die kleine Kreaturen versuchten Karin in den Wald zu zerren, aber sie hatten nicht damit gerechnet eine so starke Gegnerin zu haben.

Entschlossen zog sie ihr Schwert und versuchte zu der Stelle zu gelangen, wo Kurando verschwunden war.

„Verschwindet ihr Mistviecher!“, schrie sie aufgebracht und hieb nach ihnen. „Kurando wo bist du?“

Ein gebückt humpelnder Schatten trat zwischen den Bäumen hervor und fiel auf die Knie. Sofort stürzten sich die Wesen auf ihn, doch Karin war mit einigen raschen Schritten neben Kurando und versuchte sich die Biester mit dem flammenden Schwert vom Hals zu halten.

Endlich tauchten weitere Schatten in der Dunkelheit auf und schlugen wie wild auf die Kreaturen ein. Karin bückte sich hinunter zu Kurando und besah sich seine Wunden. Überall klafften mehr oder weniger tiefe Schnitte und blaue Flecken zierten seinen Körper.

Er sah wirklich schlimm aus.

Hastig packte sie Kurando und zog ihn in die Höhe.

„Los, wir müssen hier weg.“, sagte Karin gehetzt und zerrte ihn zurück zum Haus.

Saki kam ihnen entgegen geeilt und schrie erschrocken auf, als die ihren verletzten Sohn sah. Sie war nicht einmal fähig Karin tragen zu helfen. Vorsichtig ließ sie Kurando zu Boden sinken und schob ihm ein Kissen unter den Kopf.

Sofort kam eine Dienerin herbei geeilt und brachte ihr eine Schüssel mit Wasser und etliche Tücher, Salben und Verbände.

Draußen herrschte immer noch reges Treiben. Karin hoffte, dass es den anderen gut ging. Saki kam herein und gemeinsam machten sie sich daran Kurandos Wunden zu versorgen.

„Was sind das für Wesen?“, unterbrach Karin das Schweigen.

„Diese Biester werden von den Dorfbewohnern Konikus genannt. Ko bedeutet so viel wie Räuber oder Dieb. Iku heißt Seele.“, erklärte Saki.

„Dann sind es Seelenräuber?“, fragte Karin. „Wie unheimlich.“

„Genau.“, stimmte die Priesterin zu. „Sie leben in einem großen Wald hinter Unogami, aber bisher haben sie nie in so großen Mengen angegriffen.“

In den Straßen des Dorfes kehrte Ruhe ein und wenige Minuten später kamen Yuri, Draco und Nuria herein. Sie sahen ziemlich mitgenommen aus, aber noch lange nicht so schlimm wie Kurando, der immer noch halb benommen auf dem Boden lag.

„Das darf ja wohl nicht wahr sein.“, meckerte Yuri hysterisch. „Wieso müssen wir auch in jeden Mist hineinstolpern? Ich glaube wir sind verflucht oder so.“

„Sind sie weg?“, unterbrach Saki sein Gejammer.

Draco nickte und ließ sich zusammen mit Nuria auf den Boden sinken.

„Wir haben sie ganz schön vermöbelt.“, sagte die Vampirin fröhlich.

„Was waren das für Kreaturen?“, fragte Yuri und lehnte sich gegen eine Wand.

Karin legte den Verband fertig an und wandte sich schließlich Yuri, Draco und Nuria zu.

„Man nennt sie Seelenräuber.“, erklärte die Priesterin. „Diese Viecher leben im Windwald.“

„Seelenräuber? Hört sich ungut an.“, bemerkte Draco.

„Ja, es sind alte Legenden, die sich die Dorfbewohner von Generation zu Generation weiter erzählen.“, begann Saki. „Es heißt, wer einmal in ihre Fänge gerät, der verliert seine Seele. Das Kostbarste was jeder Mensch oder Halbmensch besitzt.“

Kurando stöhnte gequält und schlug die Augen auf.

„Was... was ist passiert?“

„Die Konikus haben dich verletzt.“, sagte Saki und strich ihm vorsichtig über den Kopf. „Schu to bai?“

Kurando nickte und verzog dabei das Gesicht. Es hatte ihn wohl doch noch schlimmer erwischt, als sie gedacht hatten.

„Mid tam se semiko. Wes schunto ju Konikus?“, fragte Kurando.

Yuri und die anderen sahen sie verwirrt an. Was redeten die beiden für einen Unsinn?

„Entschuldigt.“, sagte die Priesterin. „Hier in Unogami haben wir auch eine eigene Sprache. Verzeiht, wenn wir in sie zurückfallen. Danke das ihr uns geholfen habt. Ich bin sicher für heute haben wir unsere Ruhe.“

Nuria und Draco standen auf und gingen zurück in ihre Zimmer. Yuri folgte ihnen nach kurzem Zögern.

„Braucht ihr noch meine Hilfe?“, fragte Karin.

„Nein, wir kommen klar. Ruh‘ dich aus.“, antwortete Saki. „Gute Nacht Karin.“

„Semiko talin.“, erwiderte sie lächelnd und verließ den Raum.

Saki sah ihr verwundert nach. Woher konnte diese Frau ihre Sprache? Sie war wirklich voller Überraschungen.
 

Nach ihrem nächtlichen Abenteuer war Yuri wie gerädert. Seine Muskeln schmerzten und die etlichen kleinen Kratzer brannte bei jeder Berührung. Wieso eigentlich waren sie noch nicht verheilt? Sein Dämonenblut hätte längst alle Wunden heilen müssen.

Müde schwang er die Beine aus dem Bett und schlürfte hinüber ins Bad.

Mit fahrigen Bewegungen streifte er seine Kleider ab und drehte die Dusche auf. Das Wasser war eiskalt, doch es half den Schmerz und die Müdigkeit zu vertreiben.

Er legte die Handflächen an die Wand und ließ das Wasser über seinen Kopf laufen.

So viel war in den letzten Tagen passiert. Yuri glaubte langsam wirklich an einen Fluch. Würde er denn überhaupt irgendwann einmal zur Ruhe kommen? Immer musste etwas passieren. Das letzte halbe Jahr war so schön gewesen. Nun war Roger gestorben, eine neue Gefahr hatte sich angekündigt und er hatte unverhofft einen Teil seiner Familie kennen gelernt. Zu allem Unglück musste er sich auch noch mit einer nervtötenden Vampirin herumschlagen. Er war verflucht, eindeutig. Jemand hatte etwas gegen ihn. Verfolgungswahn in aller Ehren, aber es war einfach so.

Seufzend richtete er sich wieder auf und legte den Kopf in den Nacken.

Zuerst einmal musste sie zurück nach Wales und das Emigrè-Manuskript holen. Was danach kam würde sich noch herausstellen.

Langsam begannen sich sein Kratzer zu schließen. Das Dämonenblut tat seine Wirkung.

Hastig griff er zum Wasserhahn und stellte ihn ab. Noch blind von dem Wasser in seinem Gesicht tastete er nach dem Handtuch. Wo war das Scheißding bloß?

„Guten Morgen.“

Yuri schrie erschrocken, riss die Augen auf und fand das Tuch. Schnell schlang er es um seinen Hüften und sah zur Tür. Lässig hatte sich Nuria gegen den Türrahmen gelehnt und sah ihn nun grinsend an.

„Warum so schreckhaft heute morgen?“, fragte sie lachend.

Zorn kochte in Yuri hoch. Diese verwöhnte Göre. Warum musste sie ausgerechnet ihm auf den Nerven herumtrampeln?

„Verschwinde aus dem Zimmer.“, zischte er mit zusammengebissenen Zähnen.

„Draco hat mich gebeten dich zu wecken.“, erklärte Nuria und veränderte ihre Position ein Kleinwenig, so dass er nun wieder in das Schlafzimmer sehen konnte. Draco war wirklich nicht mehr in seinem Bett.

„Er ist unten und wartet auf dich.“, fuhr sie fort, wandte sich zum Gehen um und blieb noch einmal stehen. „Ach ja, Karin ist auch schon wach. Sie hat gesagt, sie will ein wenig mit Kurando spazieren gehen.“

Dann verschwand die Vampirin wieder.

Rasch schlüpfte er in seine Kleider und rannte die Treppe hinunter.

Um einen kleinen Tisch herum saßen Saki, Karin, Draco und Nuria. Von Kurando war keine Spur zu sehen. Diese elende Mistgöre hatte ihn schon wieder hereingelegt. Er könnte schreien vor Wut.

Missmutig setzte er sich zu ihnen und ergriff die Tasse Tee, die ihm seine Tante anbot.

„Endlich ausgeschlafen?“, fragte sie lächelnd. „Es war eine harte Nacht. Ich habe bereits die Pferde satteln lassen. So werdet ihr wohl am Schnellsten nach Wales kommen.“

Nuria fing schallend an zu lachen und Karin verschluckte dich an ihrem Tee. Draco versuchte sich als Einziger zurück zu halten. Yuris Laune sank weiter ab. Bald würde sie auf dem Tiefpunkt sein und das nur wegen dieser dämlichen Vampirin Nuria.

Sie blieben noch eine Weile sitzen. Aßen und tranken etwas und gingen nach draußen. Ihre vier Pferde warteten bereits fertig gestriegelt und gesattelt auf sie.

Elegant schwangen sie sich in den Sattel und sogar Yuri schaffte es auf anhieb.

Gerade wollten sie los reiten, da kam Kurando aus dem Haus geeilt. Sein Arm hing in einer Schlinge und er hinkte immer noch leicht.

„Wartet!“, rief er ihnen entgegen. „Ich werde euch begleiten.“

Yuri zog an den Zügeln und das Pferd drehte sich um, dann gab er ihm vorsichtig Druck in die Flanken und es schritt los.

„Wartet!“, schrie Kurando wieder und versuchte seine Schritte noch zu beschleunigen, doch sein verletzter Fuß ließ es nicht zu.

„Vergiss es!“, rief Yuri zu ihm zurück und gab den anderen ein Zeichen ihm zu folgen. „Du wärst uns bloß im Weg.“

„Tu alido nobus!“, schrie Kurando zornig.

„Was auch immer es heißt, mit freundlichen Grüßen zurück.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SamAzo
2007-08-12T17:41:28+00:00 12.08.2007 19:41
Konikus..
*leise nochmal sag*
hmm... auch das erinnert mich an was..
aber was?
... na.. egal..

Das mit der sprache find ich gut.. ^^
karin is halt sehr interesant ^^


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