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Dragonhack

Zeig mir die Wahrheit
von

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7. Silvercliff

Ich riss die Augen auf. Ich wagte nicht zu atmen. Fassungslos trat ich ein paar Schritte zurück. Feine Steinchen und Sand knirschten unter meinen Stiefeln. Ich konnte die Augen nicht schliessen. So etwas unglaubliches hatte ich noch nie gesehen. „Wahnsinn...“, flüsterte ich andächtig. Keine zwei Meter vor mir ging es schätzungsweise 800m in die Tiefe. Ein gigantischer Canyon. Die rauen Felsen der Klippen bäumten sich wie Riesen gegeneinander auf. Sie schienen einen stummen Krieg zu führen. Für immer getrennt. Silbrig glänzten sie im Sonnenlicht, so als wollten sie um deren Gunst buhlen. Es war ein unbeschreiblicher Anblick. So etwas erhabenes hatte ich noch nie gesehen. Auch wenn es nicht real war.
 

Es kostete mich gute Mühe meinen Blick von den Klippen zu richten. Jenseits von ihnen befand sich eine halb steinige halb sandige Landschaft. Ich hielt kurz inne. „Im Osten“, murmelte ich vor mich hin. Ich schloss die Augen. Was würde mich dort erwarten?! Aufgeregt ballte ich die Hände. Ich drehte mich nach Osten. Ich öffnete die Augen nicht. Aus Vorfreude grinsend atmete ich durch. Ein letztes mal noch... Denn was ich dann sah sollte mir für ein paar Sekunden die Luft rauben.
 

„Scheiße, was?!“ Benommen torkelte ich ein wenig zurück. Mit allem hätte ich gerechnet, aber nicht damit. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. Sofort fasste ich mich wieder. Grinsend musterte ich meine Entdeckung. Eine riesige Düne tat sich vor mir auf. Der Wind fraß längst an der obersten Sandschicht, dennoch konnte man sie noch erkennen... Die riesigen Zeichen die in die Düne geschrieben waren. Wie einst die Betreffzeile von Cere´s e-mail glichen die Lettern einfachem Datenmüll. Doch ich war längst zu besserem belehrt. Selbstverständlich kopierte ich die Szene sofort auf CD-Rom um sie später zu dechiffrieren. Ein letztes mal noch betrachtete ich die Düne. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Ich spürte sofort das dies kein Scherz von irgendeinem Player oder kleinem Hacker sein konnte. Hier war etwas anderes am Werk gewesen... Denn solch fein aufgebaute grafischen Landschaften kann man nicht einfach ändern, sie sind viel zu gut geschützt als das dies möglich wäre. Hier war ein gigantisch konstruiertes Programm am Werk, das speziell auf die Manipulation des grafischen Aufbaus des Spiels ausgerichtet war – mit anderen Worten: Der Virus. Diese Lettern konnten der entscheidende Hinweis sein... oder auch nicht. Denn wenn dieser Virus wirklich so intelligent programmiert wurde, könnte es sein das er darauf ausgerichtet ist die Menschen in die Irre zu führen, sodass er möglichst lange wüten konnte. Ich schloss die Augen. „Glaub nicht du kannst mir entkommen“, flüsterte ich. Plötzlich traf mich ein harter Windstoß von der Seite. Um mich herum verwirbelte sich der Sand zu einem dichten Vorhang. Schützend nahm ich die Arme vors Gesicht. Bald legte sich der Schleier wieder, ich öffnete langsam die Augen. Erschrocken starrte ich vor mich hin. Das war nun wirklich... seltsam. Vor mir lag noch die Düne, die Lettern jedoch sorgfältig gelöscht. Fast so als wäre diese Nachricht speziell für mich gedacht gewesen... Doch das interessierte mich jetzt nicht. Ich wollte nur so schnell wie möglich offline um die Zeichen auszuwerten.
 

Sämtliche Muskeln in mir spannten sich schon vor Erregung als ich die Cyberglasses absetzte. Ich streckte mich ein wenig als mein Blick auf die Uhranzeige fiel. Es war schon zwei Uhr morgens. Doch das interessierte mich recht wenig, ich war hellwach. Und ich würde eh morgen von der Schule blau machen, das war mir klar. Noch einmal streckte ich mich durch bevor ich die kopierte Grafik der Düne aufrief. Sofort startete ich auch das Dechiffrierprogramm. Nun musste ich nur noch die seltsamen Zeichen sorgfältig eintippen. Wäre nur ein einziges von ihnen falsch, so käme ich zu keiner korrekten Lösung. Mit voller Konzentration überprüfte ich noch einmal mein Werk:
 

&i§ #i$$bra0%h§n (i%&... /8h #0)?te &i§ n/&? (ö8?$... 6I3 §?9d §s, d7§ #§in? Hä8+/ &§ B9&% /r&$ke?... H§7=t ?$!
 

Ja, alles war richtig übertragen. Sogleich startete ich das Programm. Da es einige Zeit brauchen würde ging ich in die Küche hinüber um mir ein Glas Wasser zu holen. Meine Hände zitterten als ich trank. Meine Augen flimmerten... ich war einfach zu lange vor dem Rechner gesessen. Aber es war mir unmöglich jetzt einfach aufzuhören. Angespannt sah ich auf die Uhr. Es war erst acht Stunden her. Vor acht Stunden fing alles an. Mein Blick wanderte weiter, hinüber zur Garderobe. Mein Vater war wieder einmal nicht nach Hause gekommen. Aber das war mir auch egal. Sollte er doch bleiben wo er wollte. Ich brauchte ihn nicht. Ganz sicher nicht. Langsam schritt ich hinüber zur Fensterfront. Vor mir erhob sich taghell Tokio. Es waren keine Sterne zu sehen. Ja, nicht einmal der Himmel war zu sehen. Viel zu sehr wurde man von den hellen Lichtern der Stadt geblendet. Eine hässliche Stadt. Es war unerträglich hier für mich. Wie auch überall sonst... ausser in Shanghai. In Gedanken versunken drehte ich mich um und stellte das Glas in die Spüle. Ich wollte eh mal wieder nach dem Programm sehen.
 

Zu meinem Erstaunen war der Prozess bereits abgeschlossen. Lächelnd setzte ich mich. „Mal sehen“, murmelte ich und klickte auf den Button „Lösung anzeigen“. Nervös flitzte der Mauszeiger über den Bildschirm als sich ein neues Fenster öffnete. Ich konnte es kaum erwarten. Die Fingernägel meiner linken Hand gruben sich immer tiefer in meinen Oberschenkel. Ich war unglaublich angespannt. Doch als ich die Lösung sah... Verwandelte sich die Anspannung in... einen Hauch von Angst und Erstaunen...
 

Sie missbrauchen mich... Ich wollte sie nicht töten... SIE sind es, die meine Hände in Blut tränken... Helft mir
 

Ich hielt die Luft an. Damit hatte ich nicht gerechnet.



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