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Die Blutfehde der Youkaifürsten

von

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Klare Verhältnisse

Bedrohlich walzt Tokijins Attacke auf Inu Yasha zu, doch der Hanyou sieht der gewaltigen Druckwelle nur grimmig entgegen. „Nein!“, ruft er, „So leichtes Spiel hast du nicht mit mir! Bakuryuuha!“ Und mit diesen Worten hebt er Tessaiga und so stark wie er es vermag, schickt er die mächtige Konterattacke seines Schwertes auf den Weg. Ein tosender Windwirbel umschließt die herannahenden Energieschwaden, durchdringt sie und mit einem reißenden Wirbel aus tosender Energie schleudert er den Angriff seines Bruders auf ihn zurück.

Sesshomarus Augen weiten sich und dann, nur wenige Augenblicke später, unmittelbar bevor die Druckwelle ihn erreicht, springt er aus dem Weg. Mit heftiger Wucht zerfetzt die Energiewelle die umstehenden Bäume, sodass nur noch ein paar klägliche, abgeknickte Stümpfe übrig bleiben.

Inu Yasha blickt hoch. Über ihm sieht er seinen Bruder. Für einige Sekunden scheint er leicht in der Luft zu schweben dann sinkt er wieder herab. „Verdammt!“, grollt Inu Yasha. „Ist das alles was du kannst?“, Sesshomarus Stimme ist eisig. „Ich werde gerade erst warm!“, wettert Inu Yasha zurück, „Ich wollte uns nur etwas mehr Platz schaffen!“ „Wer es glaubt!“, entgegnet Sesshomaru ungerührt und schon sprintet er wieder auf seinen Bruder zu. Wieder geht Tokijin auf seinen Gegner nieder. Inu Yasha pariert erneut. Er schnauft ein wenig. Die Kraft seines Bruders ist wirklich ungeheuerlich! Doch er wird sich auf keinen Fall geschlagen geben!

Tief gräbt er sich mit seinen bloßen Füßen in den Boden und stemmt sich gegen seinen Bruder. Ein wütendes Knurren entfährt ihm. Sesshomarus kalte Augen leuchten direkt vor ihm auf. „Dein Widerstand ist völlig sinnlos!“, grollt der Daiyoukai. „Ach ja?“, quetscht Inu Yasha hervor und dann setzt er einen Fuß vor und drängt Sesshomaru damit zurück. Für einen Sekundenbruchteil flackert eine Art von Erstaunen über Sesshomarus Miene doch dann ist er wieder ernst. Nun entfährt dem zornigen Daiyoukai ein grimmiges Knurren. „Gib endlich auf!“ Doch Inu Yashas weicht keinen Millimeter zurück: „Auf keinen Fall!“

Mit diesen Worten stößt der Hanyou seinen Bruder heftig zurück und nur einen Augenblick später geht er zum Angriff über. Wütend schlägt er auf Sesshomaru ein, der nun seinerseits die Hiebe seines Bruders pariert. „Warum bloß bist du so stur!“, grollt er, „Du solltest doch begriffen haben, dass dir das gar nichts bringt! Als du mein Quartier verlassen hast, hast du dir damit dein eigenes Grab geschaufelt! Ich kann diese Gehorsamsverweigerung nicht tolerieren!“

Wieder schlägt Inu Yasha auf seinen Bruder ein: „Ich weiß, ich hätte dich fragen müssen, ob ich die Streuner zurückholen darf.“ Erneut saust Tessaiga herab, Sesshomaru fängt sie ab und einmal mehr ist das wütende Knistern der beiden Schwertauren zu hören die miteinander ringen. „Aber dazu war leider keine Zeit! Ich bin nur hinterhergegangen, um einen Krieg zu verhindern!“ Sesshomarus Augen werden schmal und dann stößt er Inu Yasha kraftvoll von sich. „Was soll das heißen, zurückholen? Bist du nicht mit ihnen fortgegangen?“

Entrüstet starrt Inu Yasha ihn an: „Das hast du gedacht? Ich bin doch nicht bescheuert! Glaubst du für mich zählt Stolz oder Würde gar nichts? Glaubst du, ich hätte nur aus Spaß oder Unwissenheit für die Streuner gebürgt? Ich wusste genau worauf ich mich einlasse!“ Mit diesen Worten holt er aus und schickt seinem Bruder einmal mehr ein Kaze no Kizu entgegen. Sesshomaru springt geschickt aus dem Weg, doch die wenigen Bäume hinter ihm haben weniger Glück. Unbarmherzig werden sie von der mächtigen Attacke zerfetzt.

Wieder schwebt der Daiyoukai für ein paar Momente in der Luft ehe er wieder hinabsinkt. Mit erhobenem Schwert mustert er den Hanyou. „Es war ein Fehler, für sie zu bürgen!“ „Was du nicht sagst!“, funkelt Inu Yasha zurück, „Aber ich bin ja gewillt aus meinen Fehlern zu lernen!“ „Und die Konsequenzen zu tragen!“, gibt Sesshomaru ungerührt zurück. „Du bist doch selbst schuld, du elender Mistkerl!“, ruft Inu Yasha nun erbost, „Wenn du nicht auf diesen Hausarrest bestanden hättest, wäre das alles gar nicht nötig gewesen! Aber es ist ja mal wieder das Selbe wie immer! Du kannst mich nicht leiden und wolltest mich aus dem Weg haben und das hast du nun davon! Und ich habe jetzt den Ärger, weil ich gleichzeitig mein Wort in zwei gegensätzlichen Sachen halten muss! Kannst du mir mal sagen, wie ich das anstellen soll?“

Grimmig funkelt er zu seinem Bruder hinüber, der ihn noch immer mit eisigen Augen in Schach hält. „Also habe ich mich für das Versprechen entschieden, bei dem ich hoffte, dass ich am ehesten einen Krieg damit verhindere. Leider war das nun das Falsche! Das ist dumm gelaufen, aber mir sagt ja auch keiner was! Dazu bist du dir wieder viel zu fein! Du machst dir das alles so verdammt leicht!“

Sesshomarus Augen fliegen auf und nun verzieht eine grimmige Wut sein Gesicht. „Leicht? Du glaubst ich mache es mir leicht? Du hast nicht die geringste Ahnung!“ Mit diesen Worten stürmt er wieder auf Inu Yasha zu und seine Augen flammen erneut rot auf. So heftig treffen die Schwerter aufeinander, dass durch die Druckwelle ein Krater im Boden entsteht. „Verfluchter Dreck!“, grollt Inu Yasha und bemüht sich verbissen der mörderischen Kraft seines Bruders stand zu halten, „Was habe ich denn jetzt wieder Falsches gesagt?“

Unheilvoll sieht er das wütende Gesicht seines Bruders vor sich. Zornig schlägt Sesshomaru auf ihn ein: „Du... hast... keine... Ahnung!“, jedem Wort folgt ein weiterer Hieb. Den letzten Schlag fängt Inu Yasha ab und stemmt sich mit aller Kraft dagegen. „Dann klär mich auf! Sag mir endlich was los ist, verdammt noch mal!“ Tödlich funkelt Sesshomaru ihm entgegen. „Nie im Leben!“, grollt er leise, „Nicht so und nicht dir!“

„Na schön! Fein!“, schreit Inu Yasha, „Sag es mir eben nicht! Bitte schön! Wäre ja auch mal was Neues!“ Mit aller Kraft stößt er ihn von sich und direkt darauf schickt er seinem Bruder ein weiteres Kaze no Kizu hinüber. Sesshomarus Augen fliegen auf und züngelnde Blitze aus bläulichen Energien rauschen der Attacke entgegen. Wütend treffen die beiden Kräfte aufeinander und die gewaltige Druckwelle, die darauf folgt, holt beide Kämpfer von den Beinen.

Schnaufend liegt Inu Yasha auf dem Rücken, die Hand noch immer um Tessaigas Schwertgriff geballt. Für ein paar Sekunden gönnt er sich einfach nur nach Luft zu schnappen. Da plötzlich schiebt sich ein Gesicht in sein Blickfeld. Es ist Sesshomaru. Seine Haare sind in Unordnung geraten und auch sein Gewand sieht etwas mitgenommen aus. Hoch steht er über Inu Yasha, aber auch er scheint außer Atem zu sein und im fahlen Mondlicht, das auf sie hinunterscheint, treten die dunklen Ringe unter seinen, nun nicht länger leuchtenden Augen, deutlich zutage. Er wirkt müde und angeschlagen, aber nun streckt er sein Schwert nach Inu Yasha aus.

„Wärst du nur gleich zu mir gekommen!“, sagt er und es klingt irgendwie erschöpft, „Aber so bleibt mir nun keine andere Wahl mehr, als dich zu töten! Auch ich muss einen Krieg verhindern!“ Inu Yashas Faust ballt sich um seinen Schwertgriff und er beißt die Zähne aufeinander. „Sesshomaru!“, sagt er ernst, „Du bist doch kein Diplomat! Wir beide... du und ich, wir sind zum Kämpfen geboren! Dieser Kampf hier beweist es! Wenn du mich nur aus politischen Gründen töten willst, dann ist das wirklich ärmlich!“

Sesshomaru beißt die Zähne zusammen. Seine Hand umfasst den Schwertgriff so fest, dass es knirscht. Er scheint schwer mit sich zu ringen. Dann sagt er: „Du begreifst nicht! Ich muss dich töten, es gibt keinen anderen Weg! Die Fürstin des Nordens will deinen Tod!“ „Zum Teufel damit, was sie will!“, funkelt Inu Yasha zu ihm hoch, „Bist du nun auch ein Fürst oder nicht? Fürchtest du den Krieg so sehr? Ich hätte gedacht du wärst so tapfer, dass du es mit jedem aufnimmst! Und da spielt es keine Rolle, was die anderen wollen! Du wolltest doch schon immer deinen Willen durchsetzen, komme was wolle! Anders kenne ich das gar nicht von dir! Warum versteckst du dich jetzt hinter billigen Ausflüchten wie Protokollen und Etiketten und Hierarchien, statt für das zu kämpfen was du willst?“

Nun plötzlich verändert sich Sesshomarus Gesicht und für einen kurzen Moment zuckt eine leidvolle Miene über sein Gesicht. Auch sein Schwert liegt nicht mehr ganz so fest in seiner Hand. Für ein paar Atemzüge blickt der stolze Daiyoukai nur auf seinen Bruder hinunter, dann sagt er: „Wenn das nur so einfach wäre!“ Ratlos schüttelt Inu Yasha den Kopf: „Ich werde dich wohl niemals verstehen!“

In genau diesem Augenblick fährt Sesshomarus Kopf herum und im selben Moment bemerkt auch Inu Yasha es. Doch noch ehe er seine Gedanken in Worte fassen kann, wird Tokijins Klinge von einer präzisen Attacke zur Seite gestoßen und zwischen den Hanyou und seinem Bruder schiebt sich eine vertraute Gestalt. „Tenmaru!“, ruft Inu Yasha überrascht, „Was suchst du hier?“ Der junge Streuner wendet nicht den Blick von Sesshomaru. „Verzeiht, Inu Yasha-sama, ich habe Eure Befehle einmal mehr missachtet!“
 

„Das ist ja furchtbar!“, ruft Kagome erschrocken aus, „Wie geht es Kirara nun?“ Sango schaut hinab auf das Dämonenkätzchen in ihren Armen. „Es geht ihr wieder besser. Aber sie hat viel Blut verloren und ist noch sehr erschöpft. Aber sie wird schon wieder!“ „Shippo ist auch erschöpft“, sagt Miroku, „Wir verdanken ihm diesmal unser Leben. Sie hätte uns sonst sicher getötet.“ „Ihr hattet wirklich Glück!“, meint Kagome, „Und sie sagte, sie solle für Arashitsume jemanden töten?“ „So kam es rüber!“, bestätigt Miroku. „Wer könnte es sein?“ „Vermutlich jemand mit dem Arashitsume nicht selbst fertig wird“, meint Miroku. „Einen der Streuner vielleicht. Oder einen der Fürsten?“, stellt Kagome die Vermutung an. „Schon möglich!“, meint Sango, „Mit Sicherheit wissen wir das erst, wenn sie zuschlägt.“

„Wir sollten sie suchen!“, meint Kagome energisch, „Wir dürfen nicht zulassen, dass sie jemanden ermordet!“ „Das wird nicht so einfach sein. Sie ist wirklich schrecklich mächtig!“, gibt Miroku zu bedenken. „Dann lasst uns Inu Yasha warnen und vielleicht auch gleich Sesshomaru!“, redet Kagome weiter, „Wenn Sesshomaru erfährt, dass Arashitsume mit einer Schwarzen Miko gemeinsame Sache macht, überlegt er es sich vielleicht noch mal und lässt Inu Yasha am Leben!“

„Einen Versuch ist es wert!“, meint Sango, „Wir sollten keine Zeit mehr verlieren! Solange Kirara sich erholt, können wir nicht auf ihr reiten.“ Ohne ein weiteres Wort zu verschwenden machen sich die drei auf den Weg, nur geleitet von der hellen Sichel des Mondes am Horizont.
 

„Wartet einen Moment!“, Yaeba ist stehengeblieben. Auch seine beiden Begleiter halten an. „Was hast du, Yaeba?“, fragt Samushi. Kritisch blickt der Youkai hinter sich zurück. „Irgendwas gefällt mir nicht!“, murmelt er. „Werden wir verfolgt?“, fragt Kegawa. „Nein!“, meint der Anführer der Streuner, „Und das verwundert mich etwas. Tenmaru müsste uns schon längst eingeholt haben. Stattdessen habe ich den Eindruck, dass sich seine Aura von uns entfernt.“

Samushi tritt näher an seinen Anführer heran: „Was hat das zu bedeuten?“ „Das kann ich nur raten“, meint der Ostyoukai, „Aber mein Instinkt sagt mir, dass das nichts Gutes verheißt!“ „Glaubst du, er geht zurück und legt sich mit der Nordfürstin an?“, fragt Kegawa. Yaebas Miene wird ernst. „Schlimmer noch, wahrscheinlich mit Sesshomaru!“ „Dieser Hornochse!“, brummt Samushi verstimmt, „Er soll es einfach gut sein lassen! Aber er hat ja noch nie begriffen, wann ein Kampf verloren ist!“ „So wie du!“, grinst Kegawa.

„Bei mir ist das was anderes!“, meint Samushi unwirsch, „Ich kämpfe weil ich mir nichts Schöneres vorstellen kann. Aber der Bengel hat ja leider wirklich gute Gründe!“ Yaeba erstarrt. Dann wendet er sich langsam zu seinen beiden Kameraden um. „Was wisst ihr über Tenmarus Gründe?“, fragt er scharf. Die beiden Nordyoukais sehen sich ein wenig unbehaglich an.

Dann gibt Kegawa seinem Freund einen Stoß in die Seite: „Ach verdammt, sag es ihm schon! Jetzt isses eh egal!“ Samushi seufzt. Dann blickt er Yaeba an. „Also ganz einfach gesagt“, und er zuckt kurz mit den Achseln, „Im Prinzip alles!“ Yaeba macht ungläubig einen Schritt auf ihn zu. „Was?“, zischt er fassungslos. „Jetzt reg dich nicht auf, Yaeba!“, ruft Kegawa dazwischen, „Das haben wir alle gewusst!“ Sprachlos schaut der Ostyoukai seine beiden Kameraden an. „Ihr wusstet es alle? Woher?“

Bitte, Yaeba“, Samushi verschränkt geringschätzig die Arme, „Jeder der den Kleinen einmal in seiner wahren Gestalt gesehen hat, weiß sofort Bescheid!“ Noch immer steht der Anführer der Streuner da wie vom Donner gerührt. „Warum habt ihr denn nie etwas gesagt?“, fragt er schließlich. Die beiden Nordyoukais sehen sich an. Schließlich meint Kegawa: „Du und Chutaisho wart so emsig bemüht, es zu verheimlichen.“ Und Samushi fügt hinzu: „Es gab nichts zu wissen, also wussten wir nichts!“

Geplättet schüttelt Yaeba den Kopf: „Ich fasse es nicht! Wir dachten, wir wären so vorsichtig gewesen.“ „Man, Yaeba, wie lange kennst du uns?“, Kegawa verzieht das Gesicht, „Denkst du, wir könnten all die Jahre mit euch zusammenhocken und es nicht bemerken? Unsere Nasen funktionieren noch einwandfrei!“ „Aber ein wenig enttäuscht sind wir doch, dass du uns noch immer so wenig vertraust!“, fügt Samushi hinzu.

Nachdenklich blickt Yaeba zu Boden. „Ihr habt recht, wir hätten es euch sagen sollen. Aber Hanaki entschied, dass es so das Beste für ihn wäre. Wie hätte ich ihr widersprechen können?“ Nun tritt Samushi an Yaeba heran: „Hanaki war eine kluge Frau mit der größten Weitsicht die mir je untergekommen ist. Ich bin mir sicher, sie wusste genau was sie tat. Und deshalb haben wir jede ihrer Entscheidungen respektiert. Jede, bis auf die Letzte!“

Auch Kegawa tritt nun näher: „Als Tenmaru losstürmte, hielt uns nichts mehr. Inu Taihyouga wusste gar nicht wie ihm geschah“, der Nordyoukai grinst ein wenig, „Er starrte uns nur mit großen Augen an und rührte keinen Muskel, aber da war Tenmaru schon an seiner Kehle. Er hatte keine Chance! War mir ein gutes Gefühl, ihn fertigzumachen, den feigen Mörder!“

Nun hebt Yaeba den Kopf und blickt seine Gefährten an. „Ihr habt es wirklich alle gewusst?“ Die beiden nicken. „Etwa auch Kossoridoku?“ Nun blicken sich die beiden Nordyoukais unbehaglich an. „Sieht wohl so aus!“ „Oh, verdammt!“, brummt Yaeba, „Das hat gerade noch gefehlt! Wir müssen sofort zurück! Wer weiß, was er mit diesem Wissen anstellt!“

Ein kurzes Nicken zwischen den Inuyoukais und die Streuner machen auf der Stelle kehrt und laufen den Weg zurück, den sie gekommen sind.
 

Gemächlich spurtet Kossoridoku wie ein Schatten durch den Wald. Das Schloss hat er schon seit einer Weile hinter sich gelassen. Tenmaru hat er dort nirgends gefunden, also muss er das Schloss verlassen haben. Doch warum? Was mag er im Schilde führen? Forschend prüft er seine Sinne. Es verwundert ihn, so wenigen Nordyoukais zu begegnen. Auf seinem Herweg, hat er viele, kleine Grüppchen von ihnen passiert. Doch nun wirkt der Wald wie ausgestorben.

Das gefällt mir nicht!, denkt er bei sich. Was kann die Kita-aitsu so in Aufregung versetzt haben, dass sie sich zusammenrotten, satt in Gruppen zu lagern? Irgendwas geht hier vor und er findet wohl besser schnell heraus was es ist, denn was immer es ist, es ist sicher von größter Wichtigkeit für Fürst Arashitsume.

Tenmarus Witterung ist kaum noch wahrzunehmen und auch Sesshomaru scheint schon einen großen Vorsprung zu haben. Verdammt, es wäre wohl besser, wenn ich schnell herausfinde, was aus ihnen geworden ist.

Doch plötzlich stutzt er. Unwillkürlich verlangsamt er seinen Schritt und hält schließlich an. Wachsam hält er seine Nase in den Nachtwind und urplötzlich fliegen seine Augen auf. „Was...?“, wispert er ungläubig. Ruckartig fährt sein Kopf herum und wendet sich dem Wald zu. So ein verdammter Mist!, denkt er bei sich, Das hat mir gerade noch gefehlt! Was, zum Teufel, hat ausgerechnet Er hier zu suchen? Ein kalter Schauer läuft ihm über den Rücken. Im Grunde kann es nur eine einzige Erklärung dafür geben. Nämlich, dass Sesshomaru bei weitem nicht so nachlässig ist, wie Arashitsume vermutet hatte.

Kossoridoku beißt die Kiefer zusammen.Verflixt! So wie es aussieht, ist wohl das der Grund, warum sich die Nordyoukais zusammenrotten. Sie sind alle hier! Und Er mit ihnen! Und Er kommt direkt hierher! Fieberhaft beginnt Kossoridokus Gehirn zu arbeiten. Das passt mir im Augenblick gar nicht! Ich muss so schnell wie möglich Arashitsume Bericht erstatten, dass das Heer des Westens eingetroffen ist. Das wirft unsere Pläne ganz schön aus der Bahn! Aber noch ist nicht alles verloren. Sobald Sesshomaru tot ist, wird ihnen nichts anderes übrig bleiben, als sich zurückzuziehen. Trotzdem wäre es besser, wenn Arashitsume seine Truppen schon mal mobilisieren würde. Man weiß ja nie, vielleicht sind Sesshomarus Soldaten heute ja einmal besonders motiviert!

Kossoridoku seufzt. Von einem weiß er das zumindest ganz genau. Es hätte keinen Sinn, davonzulaufen. Er wird nicht ruhen, bis er ihn gefunden hat. Anscheinend ist Er wirklich darauf aus, es heute zu ende zu bringen. Er kann Ihn also im Grunde auch gleich hier erwarten. Gelassen, greift er nach dem schlanken Schwert an seiner Seite. Wirklich ein Jammer! Eigentlich bin ich heute gar nicht in der Stimmung, ihn zu töten!

Mit wachsamen Augen, das Schwert ruhig in seiner Hand liegend, steht er da und wartet auf die Person, die sich ihm mit unglaublicher Geschwindigkeit nähert. Da plötzlich bewegt sich etwas im Unterholz und nur Augenblicke später baut sich eine hochgewachsene Gestalt in einer eleganten Rüstung mit langen, weißen Haaren vor ihm auf und blickt ihn mit dunkelgoldenen Augen finster an. Kossoridoku erwidert den Blick, ohne eine Miene zu verziehen.

Für einen langen Moment mustern sich die beiden nur, dann sagt der Neuankömmling mit dunkler Stimme: „Ich wollte es nicht glauben, als es hieß, du seist hier!“ Kossoridoku schweigt. „Hast du mir gar nichts zu sagen?“, knurrt der stattliche Youkai nun ärgerlich. Doch noch immer sagt Kossoridoku kein Wort. Der andere fletscht die Zähne: „Rede, verdammt!“ Nun endlich beschließt Kossoridoku zu antworten: „Was willst du hören?“ Dokutoge knurrt gefährlich. Kossoridoku behält ihn im Auge. „Willst du eine Erklärung? Eine Entschuldigung? Was willst du?“

„Ich will nur einen einzigen Grund, um dich nicht augenblicklich in Stücke zu reißen!“, grollt Dokutoge grimmig. Doch Kossoriodoku erwidert seinen Blick nur gelassen. „Willst du hören, dass es mir leid tut? Dass ich einen Fehler gemacht habe? Dass ich großes Unrecht auf mich geladen habe? Das ich meiner Familie Schande gemacht habe? Wärst du dann zufrieden, wenn ich um mein Leben betteln würde? Ich fürchte, ich muss dich enttäuschen! Ich bereue nichts von dem, was ich getan habe und würde es jederzeit wieder tun!“

Dokutoge erstarrt und fassungslos starrt er nun zu dem Streuner aus dem Westen hinüber. „Ich weigere mich zu glauben, dass das wirklich deine Meinung ist!“, meint er leise. „Finde dich besser damit ab!“, sagt Kossoridoku kühl, „Meine Meinung ändert sich nicht!“ „Nein!“, Dokutoge schüttelt den Kopf, „Das will ich nicht glauben!“ Nun hebt Kossoridoku eine Braue: „Nicht? Bitte sag mir, dass du dich nicht all die Jahre an diese Hoffnung geklammert hast. Ich wüsste nicht, womit man seine Zeit mehr verschwenden könnte!“

Nun bekommt Dokutoges Blick wieder etwas gefährliches: „Pass auf in welchem Ton du mit mir redest, Kossoridoku! Muss ich dir erst wieder beibringen, was Respekt ist?“ „Respekt?“, Kossoridokus Stimme trieft vor Sarkasmus, „Das brauchst du mir nicht beibringen! Ich weiß sehr genau was Respekt ist und besonders auch, wie man ihn verliert!“ „Was willst du damit sagen?“, grollt der Krieger gefährlich. Kossoridokus Hand schließt sich fest um seinen Schwertgriff. „Kannst du dir das nicht selbst denken?“ Finster blickt der Youkai ihn an: „Wovon reden wir hier? Von deinem schändlichen Verrat, oder von dir und mir?“ „Hängt das nicht alles zusammen?“, Kossoridokus Blick ist nun ebenfalls finster geworden.

Dokutoges Stirn legt sich in Falten: „Wie sollte es?“ Kossoridokus Augen werden schmal. „Du warst es doch, der mir ohne Unterlass erzählt hat, wie großartig unsere Fürstenfamilie wäre! Du warst es, der mir sagte, dass nichts die Herrlichkeit Inu Taishous beflecken könnte, dass es eine Ehre, ja eine Gnade sei, ihnen zu dienen! Du sagtest, dass ihre Macht mit nichts zu vergleichen wäre und wie gewaltig der Unterschied wäre zwischen unsereins und einem Daiyoukai der Adelsfamilie. Du sagtest, wir sollten sie als schillerndes Beispiel ansehen, als etwas, dessen Vollkommenheit wir niemals erreichen würden! Du selbst warst es, der mir immer wieder sagte, ich solle mir an Sesshomaru ein Beispiel nehmen! Ganz gleich wie ich mich bemühte, ich war niemals gut genug für dich! Ich war nicht Er!“

Sprachlos schaut Dokutoge ihn an. Schließlich sagt er: „Ich habe dich niemals herabgesetzt! Ich war sehr stolz auf dich, als dich Inu Taishou als Kampflehrer für seinen Sohn auswählte.“ Doch Kossoridoku schüttelt nur bitter den Kopf: „Ich konnte dich niemals stolz machen. Nicht einmal habe ich von dir ein Wort der Anerkennung gehört. Alles was ich hörte war, was für eine Ehre es sei, den zukünftigen Herrscher auszubilden und welche gewaltigen Taten Sesshomaru sicher einmal vollbringen würde. Und weißt du was? Eine Zeit lang, habe ich das sogar selbst geglaubt. Ich hatte angenommen, dass die Daiyoukais tatsächlich so weit über uns stünden, dass jeder Versuch, sie zu erreichen, im vornherein zum Scheitern verurteilt war! Du warst es, der sie so glorifizierte und ich habe gelernt es dir gleich zu tun!“

Hart blickt Kossoridoku den Krieger vor sich an: „Kannst du dir nur annähernd meine Enttäuschung vorstellen, als ich erkannte, dass sich unser so vielgepriesener Fürst mit etwas so unwürdigem wie einer Menschenfrau vergnügte? Dass er seine Geburtswürde mit Füßen trat? Dass er seine Ehre und sein Volk verriet für einen erbärmlichen Menschen? Dass er gar nicht so viel anders war als wir?“

Mit steinerner Miene blickt Dokutoge ihn an. Dann sagt er leise: „Inu Taishous Schwäche war ein schwerer Schlag für uns alle! Nicht nur du warst enttäuscht, doch das rechtfertigt noch nicht deinen Verrat! Wir haben ihm die Treue geschworen und das hat nichts mit Sympathie oder Antipathie zu tun!“

Nun fliegen Kossoridokus Augen ärgerlich auf und er funkelt seinen Gegenüberstehenden böse an. „Du hast doch nicht die geringste Ahnung!“, ruft er zornig auf, „Du bist noch immer ein solcher Ignorant! Und noch immer hältst du an diesen naiven Ansichten fest, die Daiyoukais wären über jeden Fehl erhaben! Dabei sind sie kein Stück besser als wir! Weißt du was Inu Taishou getan hat? Er ließ mich Schmiere stehen, während er dieses billige Flittchen beglückte! Er wählte mich aus, um Wache zu halten, wenn er sich zu ihr stahl wie ein Dieb in der Nacht! Wo war da seine Würde? Seine Überlegenheit? Seine über jeden Zweifel erhabene Unfehlbarkeit?“

Unverhehlte Wut liegt nun in seinem Blick: „Er war es der seiner Familie Schande bereitet hat, nicht ich! Ich habe lediglich erkannt was er war: Ein gewöhnlicher Mann mit gewöhnlichen Gelüsten der noch nicht einmal den Mut hatte, es offen zuzugeben! Das konnte ich einfach nicht ertragen! Warum sollte ich jemandem die Treue halten, der so ganz offensichtlich vergessen hatte, was es heißt, ein Daiyoukai zu sein? Also entschloss ich mich zu dem einzigen was ich noch mit meinem Gewissen vereinbaren konnte. Ich beschloss Fürstin Mimaru über seinen Verrat zu informieren, die Einzige der ich noch Respekt und Mitgefühl entgegenbringen konnte.“

„Das stand dir nicht zu!“, grollt Dokutoge nun, „Du hättest zu mir kommen sollen!“ „Wozu? Um mir eine weitere deiner Lobreden über sie anzuhören? Nein, keiner von ihnen verdient meinen Respekt! Nicht Inu Taishou und nicht Sesshomaru! Er ist genau wie sein Vater! Überheblich, selbstverliebt, er wähnt ausschließlich sich im Recht und würde niemals einen Fehler zugeben. Du hättest sein Gesicht sehen sollen, als er den Brief las, den er mir abgenommen hatte! Fassungslosigkeit wäre noch untertrieben gewesen! Er ist genau so erbärmlich wie sein Vater und ich bereue es kein Bisschen, dass ich so klug war, dieser Familie der Schande den Rücken zu kehrte!“

Einen langen Augenblick sagt Dokutoge kein Wort, dann ergreift er den Griff seines Schwertes und zieht es aus der Scheide. Langsam streckt er es Kossoridoku entgegen. „Wenn das deine Entscheidung ist, dann bleibt mir keine andere Wahl mehr!“, sagt er ernst, „Fürst Sesshomaru überließ mir die Art deiner Bestrafung und dafür muss ich ihm dankbar sein! Denn so kann ich nun selbst meinen Fehler korrigieren, dass ich dir offenbar nicht genug über Ehre und Loyalität beigebracht habe! Ich werde nicht dulden, dass du die Ehre unsere Familie weiter so beschmutzt! Ich werde dich mit meinen eigenen Händen töten!“

Nun zieht ein hämisches Lächeln über Kossoridokus Gesicht. „Versuchst du noch immer ihm zu gefallen, oder ist das tatsächlich deine Meinung? Ich hätte gedacht, dass dich Inu Taishous offensichtliche Ehrlosigkeit härter treffen würde, so wie du ihn vergöttert hast.“ „Das tut nichts zur Sache!“, kommt es energisch zurück, „Ich diene jetzt Fürst Sesshomaru. Er ist ein stolzer Herrscher und obwohl er es war, der dich überführt hat und obgleich ich es ihm zu Beginn übelnahm, dass er sich auf die Seite seines Vaters stellte, ist aus ihm eine Person geworden, die sich meinen Respekt verdient hat. Ich bin stolz ihm dienen zu dürfen und deshalb werde ich dein Verbrechen nicht ungestraft lassen!“

Nun wirft Kossoridoku ihm einen verächtlichen Blick zu. Dann sagt er mit bitterem Mitleid in der Stimme: „Oh, Vater, du weißt absolut nichts über ihn!“ Dann hebt er sein Schwert und wie auf ein unsichtbares Zeichen springen die beiden aufeinander los.
 

Mit entschlossener Miene bietet Tenmaru Sesshomaru die Stirn. Hinter ihm rappelt Inu Yasha sich wieder auf. „Ich brauche deine Hilfe nicht!“, schnaubt er ärgerlich, „Ich habe hier alles unter Kontrolle!“ Ein kurzes Zögern huscht über Tenmarus Gesicht: „Ihr lagt am Boden, ich dachte...“ „Dass ich verloren hätte?“, vollendet Inu Yasha den Satz, „Da kennst du mich aber wirklich schlecht“

„Du sagtest, du würdest mir nie wieder unter die Augen treten!“ Augenblicklich wendet sich Tenmarus Aufmerksamkeit wieder Sesshomaru zu. Der stolze Daiyoukai hat den Kopf leicht gesenkt und nur unter seinem Pony funkeln zwei goldene Augen mit einem tödlichen Glühen hervor. Man kann nun deutlich sehen, dass der Fürst des Westens schwer um seine Beherrschung ringt.

Tenmaru schlägt schuldbewusst die Augen nieder. „Eine weitere Sache für die ich Euch um Verzeihung bitten muss!“, sagt er leise. Nun blickt Sesshomaru auf. „Das wird nicht mehr nötig sein! Yarinuyuki forderte neben dem Tod meines Bruders auch den euren. Ich beabsichtige sie zufriedenzustellen!“ Mit diesen Worten hebt er sein Schwert. Tenmaru sieht den Schlag kommen, doch er weicht nicht aus. Stattdessen fängt er den mächtigen Hieb mit den Klingen seiner Dolche ab. Sein Gesicht ist verbissen. Sesshomarus Augen funkeln ihm unheilvoll entgegen.

„Tenmaru, hör auf dich einzumischen!“, ruft Inu Yasha erbost, „Das hier ist mein Kampf und ich habe vor, ihn zu gewinnen!“ Nun ruckt Sesshomarus Blick zu Inu Yasha hinüber: „Das sehe ich anders!“ Schon will er an Tenmaru vorbei und seinen Bruder erneut attackieren, doch seine Klinge erreicht ihr Ziel nicht. Wieder wehrt Tenmaru den Schlag ab. Grimmig blickt er Sesshomaru entgegen. Der stolze Daiyoukai bedenkt ihn mit einem zutiefst verächtlichen Blick: „Du beginnst wirklich mich zu verärgern, Bursche! Suchst du den Tod so sehnlich?“ Doch Tenmaru schweigt und lässt ihn nicht aus den Augen.

„Zum letzten Mal, Tenmaru!“, ruft Inu Yasha ernst neben ihm, „Hau ab und lass mich die Angelegenheit alleine zu ende bringen!“ Doch der Streuner schüttelt nur den Kopf. „Ich lasse nicht zu, dass Euch etwas geschieht, Inu Yasha-sama. Schließlich habt Ihr noch jemanden, der sich um Euch sorgt. Deshalb ist Euer Leben um so vieles kostbarer als meines!“ Verblüfft starrt Inu Yasha ihn an. Doch noch ehe er etwas sagen kann, geht ein weiterer heftiger Hieb von Sesshomaru in seine Richtung nieder, aber wieder pariert Tenmaru ihn.

Ein tiefes Knurren entfährt Sesshomaru und nun wendet er sich hasserfüllt Tenmaru zu: „Du suchst wirklich den Tod! Du sollst ihn bekommen!“ Mit diesen Worten lässt er erneut Youki in sein Schwert hineinfließen und kaum einen Augenblick später geht ein wahrer Hagel aus wütenden Schlägen auf den jungen Streuner nieder. Mit geschickten Hieben seiner beiden Dolche wehrt Tenmaru die Attacken ab. Verbissen ist sein Blick auf Sesshomaru gerichtet, der nun seine Angriffe offenbar voll auf ihn konzentriert.

Ein Stück entfernt seht Inu Yasha. Er hat Tessaiga geschultert und beobachtet den Kampf der beiden. „Dummer Kerl!“, schimpft er leise, „Sesshomaru wird ihn in kleine Fetzen schnippeln!“ Doch im Augenblick, scheint sich Tenmaru noch recht gut behaupten zu können, auch wenn er immer weiter zurückweicht.

Mit grimmiger Wut geht Sesshomarus blauzüngelnde Klinge auf den Streuner nieder. Doch Tenmarus Dolch wehrt sie ab. Sofort setzt der Daiyoukai zum nächsten Schlag an, doch auch den schlägt Tenmaru zur Seite. Nun stößt sich Sesshomaru hart vom Boden ab und mit einem kräftigen Sprung setzt er über ihn hinweg. Schon will er dem Streuner sein Schwert von hinten in den Leib rammen, doch blitzartig fährt Tenmaru herum und wieder treffen die Klingen aufeinander.

Mit einem heftigen Stoß, drückt Tenmaru den zornigen Daiyoukai von sich weg. Sesshomarus Augen fliegen auf. „ Souryuuha!“, sagt er mit Grabesstimme und augenblicklich walzen die ungezügelten Energien Tokijins auf den Streuner zu, bereit alles niederzumähen, was ihnen im Weg steht. Doch Tenmaru reagiert blitzschnell. Mit einem energischen Hieb reißt er seine Dolche von vorne zur Seite. „Nibai no Kamikizu!“, ruft er und im selben Moment flammen seine Futaba auf und die gewaltigen Energien werden in mehrere saubere Stücke gerissen und rauschen harmlos an ihm vorbei, um dann hinter ihm in den kläglichen Überresten der Bäume ihre verheerende Wirkung zu entfalten.

Sesshomaru bedenkt ihn mit einem zutiefst verächtlichen Blick. „Ist das etwa alles was du kannst? Mit solch erbärmlichen Fähigkeiten wirst du mich niemals besiegen!“ Entschlossen hält Tenmaru seinem Blick stand. „Das liegt auch gar nicht in meiner Absicht!“, stellt er klar. Sesshomarus Augen fliegen erbost auf: „Wenn dir an deinem Leben etwas liegt, solltest du diese Absicht ändern!“ Und mit diesen Worten stürmt er erneut auf den Streuner zu und setzt ihn mit einem massiven Hagel aus Schlägen unter Druck. Verbissen wehrt Tenmaru die Schläge ab, doch wieder weicht er zurück.

„Jämmerlich!“, grollt Sesshomaru finster und ein weiterer seiner Schläge endet an der Dolchklinge des Streuners, „Einfach nur jämmerlich!“ Nun fletscht Tenmaru die Zähne und heftig stößt er den Fürst des Westens von sich. Doch nur eine Sekunde später ist Sesshomaru wieder neben ihm und nur Tenmarus außergewöhnlichen Reflexe verhindern, dass sich Tokijins Klinge in seine Seite bohrt. Mit beiden Dolchen hält der junge Streuner das Schwert des Daiyoukais auf Abstand. Grimmig prasseln die Auren der Waffen aufeinander.

Wieder löst sich Tenmaru mit einem heftigen Stoß aus der Pattsituation. Doch Sesshomaru nimmt sogleich die Verfolgung auf. Mit flinken Sprüngen versucht Tenmaru ihm auszuweichen, doch der Fürst des Westen ist schnell, sehr schnell! Wieder geht sein Schwert blitzartig nieder und diesmal erwischt es Tenmaru knapp an der Schulter. Der Streuner beißt die Zähne aufeinander. Ein boshaftes Glimmen erscheint in Sesshomarus Augen. „Du bist schwach!“, sagt er ernst, „Aber du könntest wenigstens versuchen dich zu wehren!“ Wieder schlägt er zu und wieder weicht Tenmaru aus. „Ich will gar nicht mit Euch kämpfen!“, ruft er entschieden. „Danach wirst du gar nicht gefragt!“, kommt es tödlich von Sesshomaru und erneut züngeln unheilvolle, blaue Energieschwaden um die Klinge seiner Waffe. Die herumwirbelnde Waffe hinterlässt feine, dünne Lichtstreifen in der kühlen Nachtluft.

Der junge Streuner pariert die präzisen Schläge noch immer mit großem Geschick, doch er weicht immer mehr zurück und langsam wird seine Miene immer verzweifelter. „Ich sagte ich will nicht kämpfen!“, ruft er. Doch Sesshomaru scheint es zu überhören. Immer wieder und wieder saust seine Klinge mit aller Kraft auf seinen Gegner nieder und dem jungen Streuner fällt es scheinbar immer schwerer, sie zu parieren. „Bitte!“, ruft er flehend, „Zwingt mich nicht dazu, Euch zu verletzen!“ Wieder kommt es zum Kräftemessen. Eisige Goldaugen starren Tenmaru an. „Warum glaubst du, dass du das könntest?“, kommt die frostige Rückfrage und dann verpasst der stolze Daiyoukai ihm einen solch heftigen Hieb, dass der junge Streuner mehrere Schritt zur Seite geschleudert wird.

Mühsam fängt sich Tenmaru auf einem Knie ab, doch er hat kaum Zeit sich zu sammeln, denn schon ist Sesshomaru wieder bei ihm und die leuchtende Klinge verfehlt ihn nur um Haaresbreite. Hastig springt Tenmaru zurück, doch Sesshomaru reagiert ebenso schnell. „Souryuuha!“, ruft er erneut und sofort schießt das wütende Energiegewitter auf den jungen Streuner zu. Nun richtet sich der junge Streuner hoch auf und mit entschlossenem Blick vollführt er ein paar Bewegungen und wie schon vorhin, reißt er seine Dolche auseinander und ruft: „Nibai no Kamikizu!“ Einmal mehr rauschen die zerstückelten Energien an ihm vorbei ohne ihm zu schaden.

Doch diesmal hat er die Rechnung ohne Sesshomaru gemacht. Denn beinah im selben Moment, als die mächtigen Energieschwaden Tenmaru passieren, flammt Sesshomarus Aura hell auf und die blauzüngelnden Energien ballen sich hinter dem Streuner wieder zusammen und als der Daiyoukai sein Schwert ausstreckt, rasen die Energien geradewegs auf die Spitze der Waffe zu; direkt durch Tenmaru hindurch.

Verzweifelt beißt der junge Streuner die Zähne aufeinander als ihn das mörderische Blitzgewitter von Kopf bis Fuß einhüllt, aber kein Ton dringt über seine Lippen. Für ein paar kurze Sekunden, die Tenmaru wie Ewigkeiten erscheinen, prasselt das Youki des Westfürsten durch seinen Körper und raubt ihm fast den Atem. Schließlich verflüchtigen sich die Energiemassen und der Streuner sackt kraftlos in sich zusammen. Aber noch hält er sich auf den Beinen. Schwer keuchend, doch mit ungebrochener Entschlossenheit in seinen Augen, blickt er zu Sesshomaru hinüber.

Gnadenlos mustert der Fürst des Westens ihn. „Ich sage es dir noch mal! Mit diesen jämmerlichen Fähigkeiten, bist du kein Gegner für mich! Du bist schwach! Deine Attacken sind schwach und deine Mutter hat diese Waffen tausendmal besser beherrscht als du! Du machst ihr wahrlich Schande!“ Tenmaru zuckt unwillkürlich zusammen. Sprachlos starrt er den Daiyoukai an. Dann plötzlich wird sein Blick hart. Er atmet einmal tief durch und dann richtet er sich zu seiner vollen Größe auf.

Mit fester Miene schaut er Sesshomaru an. „Ich will noch immer nicht gegen Euch kämpfen! Aber mir bleibt keine Wahl! Wenn ich nicht hier und heute mit aller Kraft gegen Euch kämpfe, belüge ich nicht nur Euch, sondern würde auch zulassen, dass Sie sich für mich schämen muss!“ Mit diesen Worten streckt Tenmaru seine Dolche seitlich von sich und plötzlich beginnen seine Augen gefährlich violett zu leuchten. Seine gesamte Erscheinung wird nun von einer hellen Aura umhüllt und die beiden Klingen in seinen Händen beginnen gleißend zu leuchten.

Inu Yasha, der das ganze Schauspiel bis zu diesem Moment aus der Entfernung beobachtet hat, legt nun die Stirn in Falten. Der junge Streuner konzentriert seine Energien, daran besteht kein Zweifel. Doch es erstaunt ihn schon, wie viel Energie in ihm schlummert. Der jugendliche Youkai zeigt nun nicht mehr die kleinste Spur von Ermüdung. Erstaunlich! Stattdessen trotzt er Sesshomaru mit entschlossener Miene während sich sein Youki immer stärker in den beiden Dolchen in seiner Hand konzentriert. So grell leuchten die Klingen, dass Inu Yasha ein wenig die Augen zusammenkneifen muss. Woher nimmt der Kerl bloß dieses riesige Kraftpotenzial?

Doch nun weiten sich Inu Yashas Augen doch wieder vor Erstaunen. Die beiden Klingen in Tenmarus Händen beginnen sich nun in die Länge zu ziehen und aus den beiden kurzen Dolchen, werden zwei stattliche Kurzschwerter die in einem beängstigenden, türkisen Farbton in die Nacht hinein leuchten. Mit kräftigem Griff schließen sich Tenmarus Finger um die Griffe seiner Waffen. „Okirufutaba (Erwachter Doppelzahn)!“, sagt er ernst und dabei wirft er Sesshomaru einen Blick zu, der nicht an seiner Entschlossenheit zweifeln lässt.

Sesshomarus Augen werden schmal. Bittere Kälte liegt in seinen Worten als er sagt: „Es sieht so aus, als wärst du nun doch bereit zu kämpfen! Doch gegen mich helfen dir auch keine abgelegten Techniken einer toten Daiyoukai!“ Im selben Augenblick beginnen Tenmarus Augen erneut zu leuchten und er fletscht die Zähne. Ein grimmiges Knurren rollt aus seiner Kehle und mit einem wütenden Schrei stürmt er auf Sesshomaru zu, der ihn mit einem genüsslichen Lächeln empfängt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Yvibel
2015-01-05T15:31:19+00:00 05.01.2015 16:31
Also bei diesem Kapitel, weiß ich nicht genau was ich sagen soll muss ich zugeben. Irgendwie hab ich gerade so ein bisschen gemischte Gefühle. Einerseits find ich es vertraut lustig, weil sich unsere Jungs da wieder wie immer könnte man sagen an die Gurgel wollen. *g* Andererseits regt es mich irgendwie auch auf, weil die ja nicht die einzigen sind. Ist da jetzt nicht bald mal Ruhe im Karton! *grummel*
Und diese dämliche Einstellung von wegen, wenn man mit irgendetwas aus der Reihe fällt, dann ist man nicht mehr so viel wert wie vorher....das geht mir auch gewaltig auf den Keks. Ich kann sowas absolut nicht leiden! Mir ist bewusst, dass es eben so war zu der Zeit aber trotzdem könnt ich mir bei so ner Denkweise die Haare raufen! Man oh man....*tief durchatmet*
Ok, mal sehen wie es denn nun weiter geht.
Yvi
Von: abgemeldet
2011-05-24T20:57:45+00:00 24.05.2011 22:57
Kannst du mir mal bitte erklären, wie man gemächlich spurtet @@?
Das sind zwei von der Bedeutung her völlig unterschiedliche Wörter ...

Uh, mensch, ist das brisant >.<
Nicht nur der Fight zwischen Inu und Sessy, jetzt muss sich tenmaru auch noch einmischen ... und er scheint viel mehr auf dem Kasten zu haben, als man die ganze Zeit vermutet hat, wow ...
Man, jetzt werd ich mich erst mal auf das nächste Kapitel stürzen x3
Von: Kupferschweif
2010-12-19T21:43:38+00:00 19.12.2010 22:43
Der Kampf zwischen Sesshoumaru und Inu Yasha war wirklich klasse geschrieben und wirklich sehr spannend. Und manchmal muss man sich von anderen einen Spiegel vorhalten lassen, um zu erkennen, dass man sich selbst nicht mehr treu ist. Hab ich mit meinem Bruder auch schon gemacht. Aber mein Bruder war auch nicht in so einer Bredouille wie Sesshoumaru jetzt ist.
Nach dem Gespräch mit seinem Vater tut mir Kossoridoku ein bisschen leid. Wenn die Eltern einem das Gefühl geben, dass sie nicht stolz auf einen sind, ist das sicher hart, aber es rechtfertigt noch lange keinen so schweren Verrat.
Armer Tenmaru. Ich sollte mal anfangen zu zählen, wie oft ich das denke, vor mich hinmurmel und schreibe, das war ja nicht das erste Mal. ^^
Bin gespannt, wie Tenmaru aus dieser Situation rauskommen will.
Bis denne
Jenny
Von:  Vanilla_Coffee
2010-02-02T20:11:20+00:00 02.02.2010 21:11
>_< Inu Yasha rafft ja mal wieder gar nix oder XD
Na aber das wird ja jetzt echt spannend^^ Sesshomaru gegen Tenmaru. Vater gegen Sohn. Man man das kann ja was werden.

LG Mila
Von: abgemeldet
2010-01-13T10:13:47+00:00 13.01.2010 11:13
in letzter zeit war ich nicht da, und schon wird inu rumgeschubst. also ehrlich.
nun ist also der liebe tenmaru wohl auch besser als inu.
oder was sll das verherlichen.?

na ja, wir werden sehen.


jlp
Von:  KilluahZaoldyek
2010-01-10T18:39:15+00:00 10.01.2010 19:39
Na da bin ich mal auf den Kampf der beiden gespannt. Jetzt hat Sesshomaru wie es aussieht ja erreicht, dass Tenmaru ernst macht. Ich schätze die Kraft und Fähigkeiten von ihm wollte er schon länger sehen. Ist nur dir Frage, ob das Ergebnis ihm auch gefallen wird. ^-^
Und wer versteht wieder nur Bahnhof? Inuyasha... xD Der könnte einem ja doch schon fast leid tuen. ^_~ Aber die Aufklärungen folgen ja bald, kann es kaum erwarten. =)

Und Yaeba und der Rest sind ja auch noch auf dem Weg zum Schauplatz, das kann ja noch heiter werden. Sesshomarus Stimmung ja nur noch besser werden. xD

Der Kampf der anderen beiden wird sicherlich auch interessant.

LG
Kill ^^
Von:  Hotepneith
2010-01-10T13:15:46+00:00 10.01.2010 14:15
Na, klasse, das hat ja noch gefehlt.
Vater gegen Sohn um die Ehre der Westfürsten, die Streuner wie langsam gewohnt zwischen allen Stühlen, Inuyasha hat mal wieder keine vernünftige Erklärung bekommen und jetzt muss Tenmaru zeigen, was er kann? Und das ausgerechent gegen Sesshoumaru, der ihn umbringen will?

Ich bin langsam davon überzeugt, dass zumindest der arme Palast dieses nette Fürstenmeeting nicht überleben wird^^

bye

hotep


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