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Schwere Entscheidungen

Was soll ich tun?
von

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Kapitel 5

Wow ich habe noch Leser!

Danke schön für euer Interesse! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie ich mich gefreut habe als ich eure Kommis gelesen habe^^

Ich glaube ich sollte jetzt aber aufhören euch zu nerven^^

Aber vorher antworten zu euren Kommentaren:
 

@ kayla_casterville: Danke! Ich bin echt glücklich, dass du noch so an meiner FF interessiert bist *freu* Aber natürlich werde ich weiterschreiben ich habe mir ganz feste vorgenommen diese FF auch zu Ende zu bringen. Vielleicht musst du mit ein paar Verspätungen rechnen (wie zum Beispiel dieses Mal Sorry) aber ich werde auf jeden Fall weiterschreiben und solange du es willst werde ich dir dann auch eine ENS schicken^^

Nochmal VIELEN DANK!!!
 

@ IanZarewitsch: Uhiii danke schön! Du hast mich echt auf einen Fehler hingewiesen, denn ich gar nicht bemerkt habe. Ich hab bis jetzt irgendwie gar nicht darauf geachtet^^ Ich habe aber in diesem Kapitel mehr darauf geachtet (ich hoffe mal, dass ich das hab^^)

Hoffentlich gefällt dir das Kapitel und ich kriege noch ein paar Verbesserungsvorschläge^^

Danke schön nochmal!!^^
 

@ Sonni: Es tut mir leid, dass ich nicht früher weiterschreiben konnte aber ich bin wirklich froh, dass dir meine FF noch immer gefällt und du weitergelesen hast^^ Und ich verspreche dir, dass du dieses Mal nicht so lange warten musst^^ (Ein Jahr ist aber auch echt der Hammer^^) Und mein Schreibstil gefällt dir auch noch! Das wird ja immer besser*freu*

Jaa der Hao ist in meiner FF schon ein kleiner Psycho und das wird wahrscheinlich auch so weitergehen^^ aber ich finde es klasse, dass es dir trotzdem gefallen hat^^ Ich hoffe, dass ich dich mit diesem Kapitel hier jetzt nicht enttäusche^^
 

So und jetzt viel Spaß beim Lesen!!!^^
 

*euch allen Kekse hinstell*
 


 


 

Kapitel 5
 

„Anna…“

 

Die leise Stimme ihrer Freundin drang schon gar nicht mehr bis an ihren Verstand hindurch. Sie sah, nun schon fast seit Stunden, tief in Gedanken versunken aus dem Fenster.
 

Drei Tage… Drei Tage waren vergangen, seitdem sie Hao das letzte Mal getroffen hatte. Ihre Angst war nicht eine Sekunde verschwunden.

Drei Tage waren vergangen, seitdem sie diesen Traum hatte. Ihre Schmerzen hatten nicht eine Sekunde nachgelassen.

Drei Tage hatte Hao ihr für eine Entscheidung gelassen… und sie hatte noch immer keine Ahnung, was sie tun sollte.

In den drei Tagen, die sie für eine Entscheidung bekommen hatte, war ihr lediglich klar geworden, dass sie ihre Freunde unter keinen Umständen verraten wollte. Aber würde sie ihre Freunde nicht auch verraten, wenn sie ihre Leben gefährden würde?

Wenn Hao ihre Freunde wirklich tötet… Wäre es nicht egoistisch von ihr das Leben ihrer Freunde zu gefährden, einzig um sich selbst zu schützen? Wäre das nicht auch eine Art Verrat?

 

Die Hände des jungen Mädchens begannen zu zittern als ihr erneut die Bilder Haos an ihrem inneren Auge vorbeizogen. Noch immer zitternd fuhr eine ihrer Hände an ihren Hals, wo noch immer die Spuren Haos klar und deutlich zu erkennen waren.

Eine einzelne Träne bahnte sich den Weg über ihre Wange, die sie jedoch sofort energisch wegwischte. Was war bloß aus ihr geworden? War sie denn schon so verzweifelt, dass sie nicht einmal eine einzelne Minute aushalten konnte ohne gleich wieder loszuheulen? Wann hatte sie derartig die Kontrolle verloren?

Eine Stimme in ihrem Innern begann zu schreien. Über diese Situation hatte sie nie die Kontrolle. Sie hatte nie die Kontrolle über Hao. Es war eher immer schon andersherum gewesen. Hao hatte die Kontrolle über Anna übernommen. So war es immer… und so würde es wohl auch immer sein.

Es war vollkommen egal wofür sie sich entscheiden würde. Hao würde das bekommen, was er von ihr verlangte. Ob nun mit ihrer Einwilligung oder ohne. Und sie konnte rein gar nichts dagegen tun.

 

„Alles in Ordnung?“

 

Beide Mädchen wussten, dass Annas nicken lediglich dazu diente um Run keine Sorgen zu bereiten. Nichts war in Ordnung. Das war es schon lange nicht mehr.

 

„Lüg mich nicht an…“

 

Sie spürte, wie sie von ihrer Freundin in eine liebevolle Umarmung gezogen wurde.

 

„Was ist denn bloß los mit dir, Anna?“

 

Sie war Verzweifelt. Sie war am Ende ihrer Kräfte. Sie hielt das alles einfach nicht mehr aus. Das alles war eindeutig zu viel für sie. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Seitdem sie diesen Traum hatte, war ihre Angst vor dem Schamanen gestiegen. Dieses Gefühl schien sie von innen heraus zu zerreißen. Alles, was ihr je etwas bedeutet hatte, war dabei von einer einzigen Person zerstört zu werden und das Einzige, was sie dagegen tun konnte, war sich vollkommen aufzugeben. Um das beschützen zu können, was sie liebte, musste sie ihren Körper an Hao verkaufen. Sie musste tun was er sagte, damit ihre Freunde Leben konnten...

 

„Run…“, flüsterte sie leise als sie die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte „…ich halte das nicht mehr aus“

 

„Was hältst du nicht mehr aus?“

 

Anna antwortete nicht auf die Frage ihrer Freundin. Run wusste nichts von der Wahl, vor die Hao sie gestellt hatte. Die Blondhaarige hatte niemandem etwas erzählt. Nicht einmal ihrem Verlobten. Und vielleicht war es diese Tatsache, die sie zu zerbrechen drohte. Sie musste mit all dem alleine fertig werden. Sie durfte niemandem davon erzählen. Sie würden sich nur unnötig um sie sorgen. Aber wie konnte sie allein mit all dem fertig werden? Wie konnte sie es alleine gegen den wohl schlimmsten Gegner aufnehmen, den die Schamanenwelt je gesehen hat?

 

„Sag mir wenigstens, was passiert ist…“, drang die leise Stimme des grünhaarigen Mädchens erneut an ihr Ohr. Wie gerne hätte Anna diesem Schweigen endlich ein Ende bereitet. Am liebsten hätte Anna in diesem Moment einfach alles erzählt. Alles was sie in den letzten Tagen durchmachen musste. Sie wollte ihr von dem Kompromiss berichten, um ihre beste Freundin nach Rat zu fragen. Um zu wissen, was sie tun sollte. Sie wollte ihr von dem Traum erzählen, der ihr so real vorkam. Aber sie durfte Run nichts erzählen. Sie durfte niemandem davon erzählen.

 

„Sag mir wenigstens woher diese Wunden stammen…“

 

Anna blieb weiterhin stumm. Lediglich ein leises schluchzen entrang sich ihrer Kehle als die Bilder, wie so oft in letzter Zeit an ihrem inneren Auge vorbei schossen.

 

„Egal was passiert ist, Anna… Ich werde immer für dich da sein…“

 

Und es war dieser eine Moment an dem Anna klar wurde, was sie zu tun hatte. Ihre Entscheidung war gefallen. Sie durfte nicht einfach aufgeben. Sie musste für ihre Freunde bis ans Ende gehen…

 
 


 

 

Mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete Anna, wie Horo und Ren sich, wie schon so oft, stritten. Ein leises Lachen entkam ihrer Kehle und es fühlte sich gut an. Sie hatte sich schon lange nicht mehr so gefühlt. So unbeschwert.

 

„Der 26 November“, erklang das leise flüstern ihres Verlobten und sie wandte ihm ihren Blick zu als er auf eine Uhr sah, die nicht unweit von ihnen an einer Wand hing „21:19 Uhr“ er wandte ihr wieder sein Gesicht zu, auf seinen Lippen ein breites Lächeln „Der Zeitpunkt an dem ich dich seit Tagen wieder ehrlich lachen gesehen habe“ Sie lachte erneut leise auf und Yoh hauchte ihr einen leichten Kuss auf den Hals, neben die Wunden Haos „Das habe ich vermisst“

 

Er sah sie erneut mit einem breiten Grinsen auf seinen Lippen an und ihr schien es als wenn ihre Liebe zu ihm immer mehr wuchs. Ein Lächeln schlich sich wieder auf ihre Lippen ehe sie ihm einen Kuss gab. Sie war glücklich, in diesem einen Moment konnte sie wirklich von sich behaupten, dass sie ausnahmslos glücklich war und dennoch rann eine einsame Träne ihre Wangen hinab als sie sich wieder von ihrem Verlobten löste.

Yoh schüttelte leicht seinen Kopf, das Geschrei der anderen war Vergessen, seine Augen, seine Sorge, lagen auf seiner Verlobten. Mit einem leichten Lächeln hob er seine Hand und wischte ihr die Träne mit seinem Daumen von der Wange ehe er seine Hand an ihren Nacken legte und sie leicht an sich heranzog um ihr Gesicht vor den Blicken der anderen zu schützen, die von dieser Szene nichts mitbekamen. Er kannte seine Verlobte besser als jeder andere, er wusste wie sehr sie es hasste Schwäche zu zeigen.

Anna lehnte ihre Stirn an seine Schulter, ließ ihren Tränen in dem Moment freien Lauf als sie seinen Duft einatmete und Yoh hauchte ihr einen leichten Kuss auf den Scheitel.
 

„Warum weinst du denn, Anna?“
 

, flüsterte er ihr leise ins Ohr und diese Frage stellte selbst Anna sich. Weshalb weinte sie nun schon wieder? Sie war doch glücklich. Sie hatte endlich nach Tagen eine Entscheidung treffen können, warum konnte sie dann nicht einfach glücklich sein? Lächeln? Warum konnte sie sich nicht einfach freuen? Sie wusste weshalb. Sie konnte das Gefühl in ihrem Innern nicht einfach verdrängen.
 

„Ich weine aus Angst, dich zu verlieren“
 

Diese Angst übertraf alles, selbst ihre Angst vor Hao. Denn nichts schlimmeres konnte sie sich vorstellen als ihren Geliebten zu verlieren. Nichts erschien ihr grausamer als dabei zusehen zu müssen, wie er ihr genommen wurde.
 

„Du wirst mich aber nicht verlieren“, versicherte Yoh ihr doch Anna bezweifelte dies dennoch. Er hatte nicht gesehen, was sie hatte mitansehen müssen. Er war nicht von Alpträumen geplagt worden in denen seine Liebe brutal von Hao ermordet worden war.
 

„Und das weißt du?“, flüsterte sie leise und ihre Finger krallten sich tief in den Stoff seines T-Shirts, fast als wenn sie ihn so bei sich behalten könnte. Als wenn sie ihn nur feste genug an sich drücken müsste um ihn vor jeglichem Schaden zu bewahren.
 

„Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich liebe, Yoh“, flüsterte sie erneut leise und Yoh schob sie von sich um ihr einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen ehe er ihr leise antwortete:
 

„Ich weiß, wie sehr ich dich liebe, Anna“
 

Sie sahen sich tief in die Augen und auf Yohs Lippen schlich sich erneut ein leichtes Lächeln.
 

„Wir schaffen das, Anna...“, flüsterte er ihr zu und irgendetwas in Anna wollte ihm wirklich glauben schenken doch dies war leichter gesagt als getan „...Wir überwinden alles“
 

 
 

„Du bist so gemein Ren…“, sagte der kleine Manta und sah den Tao mit einem ängstlichen Blick an, der von Ren emotionslos erwidert wurde.

 

„Na und? Was willst du denn dagegen tun?“

 

„Ich tue lieber nichts dagegen sonst ende ich noch wie Horo…“

 

, erwiderte Manta nur leise und sah zu Horo, der jetzt bewusstlos mit dem Kopf auf dem Tisch lag. Eine große Beule zierte die Stirn des Blauhaarigen und Manta bekam es immer mehr mit der Angst zu tun. Was war der Tao bloß für ein Psychopath?

 

„Schlaue Entscheidung, Zwerg“

 

Einen momentlang sah es so aus, als wenn Manta dem Tao etwas darauf erwidern wollte. Jedoch schloss er seinen Mund gleich darauf wieder. Er hielt es für klüger die Aussage des Spitzkopfs einfach zu ignorieren. Ansonsten würde Ren ihn wohl einfach kopfüber in die nächste Mülltonne stecken.

 

„Ist noch etwas?“

 

, zischte Ren plötzlich und Manta bemerkte, dass er den Tao- Sprössling die ganze Zeit angestarrt hatte. Schnell schüttelte er seinen Kopf und fuchtelte abwehrend mit den Händen.

 

„Nein. Es ist nichts“

 

Er zwang sich zu einem Lächeln um seine Aussage noch zu unterstreichen. Einen momentlang sah Ren ihn lediglich mit zu schlitzen verengten Augen an ehe er seinen Blick abwandte woraufhin der kleine Junge erleichtert ausatmete.

 

Kurze Zeit später verließen die Schamanen das Lokal, in dem sie bis eben noch zusammen gegessen haben.

 

„Kommt ihr nicht mit?“, fragte Horo, der inzwischen wieder bei Bewusstsein war, als ihm auffiel, dass Yoh, Anna, Ren und Run vor dem Lokal stehen blieben.

 

„Nein. Wir wollen noch ein bissen spazieren gehen“, erwiderte Yoh grinsend „Wollt ihr nicht mitkommen?“

 

„Nein danke. Wir sind echt todmüde“, winkte Horo ab und Manta gähnte bestätigend.

 

„Na dann sehen wir uns später“, damit machten sie sich auf den Weg.

 

Die vier Freunde gingen einfach nur stillschweigend nebeneinander her. Die Stille wirkte auf alle beruhigend. Sie mussten nichts sagen um sich zu verstehen.

Plötzlich machte sich ein ungutes Gefühl in Anna breit. Sie konnte sich nicht erklären was es war aber es machte sich eine Angst in ihr breit, die sie so nur in der Nähe einer einzigen Person kannte. Mit geweiteten Augen packte sie die Hand ihres Verlobten und blieb geschockt stehen als sie spürte, wie dieses Gefühl sie fast zu erdrücken drohte. Langsam sah sie über ihre Schulter hinter sich und erblickte sofort das bösartige Grinsen auf den Lippen der Person, vor der sie sich mehr als alles andere fürchtete.

 

„Wie ich sehe, spürst du sogar schon meine bloße Anwesenheit, mein Engel“

 

Unfähig zu antworten sah sie ihn einfach nur an. Ihre Hand umfasste die Hand ihres Verlobten noch etwas fester.

 

„Was willst du schon wieder, Hao?“

 

, zischte Yoh sofort und drehte sich zu seinem Bruder um. Instinktiv packte er Annas Hand ebenfalls fester und schob sie etwas hinter sich. Ihm war vollkommen klar weshalb sein böser Zwilling gekommen war.

Hao begann laut zu lachen.

 

„Warum denn gleich so aggressiv, mein Brüderchen?“

 

„Halt die Klappe Hao und beantworte meine Frage“

 

Erneut begann Hao laut zu lachen und fragte:

 

„Soll ich jetzt die Klappe halten oder deine Frage beantworten?“

 

Diese Situation schien ihn unglaublich zu amüsieren und jeder der Anwesenden verfluchte ihn in diesem Moment dafür.

 

„Was willst du von uns?“

 

„Keine Angst Bruder. Von euch will ich nichts…“

 

Erneut legte sich ein Grinsen auf seine Lippen als er Anna fixierte, die unter seinem Blick zusammenzuckte.

 

„…Ich will nur etwas von Anna…“ Und Hao hätte nicht weitersprechen müssen denn die Blondhaarige Itako wusste nur zu gut, was er von ihr erwartete „…Ich will deine Entscheidung hören“

 

Eine unbändige Angst machte sich in Anna breit als ihr Blick genau auf seinen traf. Erneut schossen die Bilder an ihrem inneren Auge vorbei. Sie sah, wie er Yoh tötete. Sie sah, wie er sich über sie beugte. Sie spürte seine Berührungen, seine Küsse. Sie spürte, wie er sie festhielt. Sie spürte, wie seine Hände über ihren Körper fuhren. Sie spürte diesen Schmerz und plötzlich begann sie am ganzen Körper zu zittern. Mit geweiteten Augen sah sie zu Boden. Sie war unfähig ihn weiterhin anzusehen. Wie schaffte er es derartige Gefühle in ihr auszulösen? Es war doch nur ein Traum! Mehr nicht! Mehr nicht…
 

„Du lässt sie in ruhe sonst reiße ich dir eigenhändig das Herz raus“
 

, zischte Yoh und im nächsten Moment stellte er sich mit Ren zusammen schützend mit erhobenen Waffen vor Anna und Run, die sich mit Le Pai Long neben die Blondhaarige gestellt hatte.

Hao hatte dafür nur ein leichtes Lächeln übrig.
 

„Ich soll sie nicht anfassen?“, fragte er scheinheilig „Hab ich das nicht schon?“

 

Grinsend beobachtete er wie die junge Kyoyama erneut ihren Kopf hob und ihn mit Tränen in den Augen ansah.

 

„Was meinst du dazu, mein Engel? Ist ‚anfassen‘ wirklich das richtige Wort für das, was ich mit dir getan habe?“

 

„Was meinst du damit, Hao?“

 

Es war selbst für ein ungeübtes Auge leicht zu erkennen, dass Ren versuchte seine Wut zu unterdrücken. Jedoch gelang es ihm nicht ganz. Bei dem Gedanken daran, was Hao Anna angetan hatte, kam in ihm eine Wut auf, der er nicht mehr gewachsen war. Wenn Hao wirklich das getan hatte, was er befürchtete, würde es nicht mehr lange dauern bis er seine Beherrschung verlieren würde.

 

„Bist du denn Blind, Ren?“, fragte Hao belustigt „Sind dir die Spuren auf ihrem Hals nicht aufgefallen? Ich kann sie selbst von hier aus klar und deutlich erkennen“

 

Hao lachte leise auf während sein Blick auf die Wunden an dem Hals der Kyoyama ruhte.

 

„Ich habe ganze Arbeit geleistet. Nicht wahr, Anna?“

 

Rens Finger verkrampften sich um den Griff seines Schwertes. Hao wollte ihn provozieren und er hatte es auch geschafft.

 

„Ich hab dich etwas gefragt, Hao“

 

, zischte Ren dennoch und es schien als wenn er nicht angreifen würde, bevor er nicht eine eindeutige Antwort bekommen hatte. Fast als wenn er auf den entscheidenden Grund warte wollte, der einen Angriff rechtfertigen würde.
 

„Was hast du ihr angetan?“

 

Hao schüttelte grinsend seinen Kopf ehe er mit einem Blick auf Anna antwortete, der ihr das Blut in der Andern gefrieren ließ:

 

„Frag doch deine Freundin“

 

Es schien als wenn Hao die Blondhaarige regelrecht vorführen wollte. Als wenn er sie zwingen wollte es sich selbst einzugestehen. Sich selbst einzugestehen, das es mehr war als nur ein einfacher Traum.

 

„Was ist vor drei Tagen zwischen uns passiert, Anna?“

 

Einen momentlang schien es als wenn sie jeden Moment verzweifelt zusammenbrechen würde. Jedoch blieb sie dennoch stehen und sah ihn weiterhin durch ihren tränen verschleierten Blick an, der von ihrer Verzweiflung sprach. Dieser Blick, der Hao zeigte, das sie langsam begriff.

 

„Willst du deinem Freund nicht sagen was passiert ist? Muss ich das tun?“

 

„Hao!“, schrie Yoh nun, der bis eben seinen Zwilling nur völlig geschockt angesehen hatte und schloss seine Finger um den Griff seines Schwertes „Hör verdammt nochmal auf mit dieser Scheiße!“

 

„Ach, so nennst du das?“ erneut lachte Hao leise auf „Dir ist also vollkommen egal, dass deine Verlobte mit deinem Bruder geschlafen hat?“

 

Einen momentlang legte sich eine Stille über diese Szene und die Blicke jedes Einzelnen wanderten für eine Sekunde zu Anna doch nur ein Blick blieb dauerhaft an ihr haften. Es war der Blick ihres Peinigers. Der Blick des Mannes, der im Begriff war ihr all das zu nehmen, was ihr etwas bedeutete.

 

„Was ist denn los, mein Engel?“

 

Die Stimme des Mannes drang schon gar nicht mehr zu ihr hindurch. In ihrem Innern begannen erneut diese Schreie, die alles andere in den Schatten stellten. Nichts von ihrer Außenwelt drang noch zu ihr hindurch. Für sie zählte nur eines, für sie zählte nur diese grausame Erkenntnis: Es war kein verdammter Traum!
 

„Hast du noch immer Schmerzen?“, fragte Hao mit erhobenen Augenbrauen und Anna kam der Gedanke, dass die Wahrheit ihn zufrieden stellen würde. Ein einfaches 'Ja' aus ihrem Mund würde ihn vollkommen zufriedenstellen. Nur würde ihn wohl auch dies nicht zum schweigen bringen können.
 

„Und dabei habe ich doch versucht sanft zu sein...“
 

„Halt die Klappe!“
 

, zischte sie nun leise. Wahrscheinlich hatte er sie nicht einmal verstehen können und dennoch wurde das Grinsen auf seinen Lippen erneut breiter. Er lachte auf, verhielt sich als wenn Anna einen Witz gerissen hatte und dennoch wusste die Kyoyama weshalb er lachte. Sie hatte es zugegeben. Sie konnte es nicht mehr abstreiten, sie konnte nicht mehr länger so tun als wenn das alles nicht passiert wäre. Sie konnte nicht mehr behaupten, dass das alles nur ein Traum gewesen sein muss. Nein, denn sie hatte zugegeben, dass etwas zwischen ihnen passiert war. Sie hatte zugegeben, dass Hao die Wahrheit sagte und ihre Freunde hatten es laut und deutlich hören können.

Sie schüttelte leicht den Kopf, kniff ihre Augen zusammen. Was würden ihre Freunde nun von ihr denken? Wie würden sie auf diesen Verrat reagieren? Sie wusste es. Sie wusste, was sie gerade von ihr denken mussten: Sie hatte sich auf Hao eingelassen. Sie hatte ihre Freunde, ganz besonders Yoh, zutiefst verletzt.

 

„Was hast du nur getan…“

 

Es war Run, die ihrer Freundin sanft eine Hand auf die Schulter legte. Es war unschwer zu erkennen wie stark Anna mit sich selbst rang um nicht gleich an Ort und Stelle weinend zusammen zu brechen.

 

„Es ist nicht so, dass sie es nicht gewollt hat. Sie hat es regelrecht genossen“

 

Annas Beine vermochten sie nicht mehr zu halten als sie hörte, was Hao da von sich gab. Schluchzend sank Anna auf die Knie und krallte sich mit ihren Fingern in den harten Betonboden. Sie hatte es gewollt? Genossen? Dachte Hao das wirklich oder sagte er das lediglich um sich für seine abscheuliche Tat zu rechtfertigen? Oder sagte er das nur um die Schuld von sich selbst ablenken zu können? Um ihre Freunde gegen sie aufzubringen?

 

„Warum hast du deinen Freunden denn nichts erzählt, Anna? Wolltest du nicht, dass sie von deinem Verrat erfahren?“

 

Verrat… Das Wort brannte sich wie ein glühend heißes Schwert in ihr Herz.

Verrat… Sie hatte ihre Freunde verraten...

 

„Anna…“

 

Sie traute sich nicht Ren anzusehen als er leise ihren Namen flüsterte und sie über seine Schulter hinweg ansah.

 

„Anna… was lief zwischen euch?“

 

Nun wandte sie ihm doch ihren Blick zu. Er sah ihr nicht in die Augen sondern auf die Wunden an ihrem Hals und sie konnte sehen wie sich seine Finger immer fester um den Griff seiner Waffe verkrampften.

 

„Ren.. Ich-“

 

„Anna“, unterbrach er sie leise und sah ihr nun doch in ihre von Tränen gefüllten Augen „Was hat er dir angetan?“

 

„Sag es, mein Engel“ erneut diese Stimme, dessen bloßen Klang sie erzittern ließ „Sonst muss ich es tun“

 

Mit noch immer geweiteten Augen sah sie nun wieder Hao an. In seinen Augen spiegelte sich der Wunsch zu töten und sie wusste, dass er diesem Wunsch nur zu gerne nachgehen würde um alle nacheinander auf qualvolle Weise zu töten. Und plötzlich verstand sie, was diese ganze Aktion sollte. Er wollte ihre Freunde provozieren. Einen Kampf provozieren um seinen Trieben nachgehen zu können.

Leicht schüttelte sie ihren Kopf. Ihre Finger versuchten sich noch mehr in den harten Boden zu krallen.

 

„Nichts… Er hat nichts getan“

 

Eine Lüge, die jeder der Anwesenden durchschaute. Sie konnte nichts mehr abstreiten. Jeder der Anwesenden kannte die Wahrheit. Einen momentlang herrschte eine bedrückende Stille, die lediglich von Annas leisem schluchzen durchbrochen wurde. Alle Blicke ruhten auf dem blonden Mädchen, was diese erneut zum Zittern brachte. Erst als Hao laut zu lachen begann sahen Yoh, Ren und Run diesen wieder an.

 

„Wie süß“

 

Alle anwesenden wussten, dass er es nicht einmal annähernd so meinte, wie es vielleicht den Anschein hatte.

 

„Anna versucht mich in Schutz zu nehmen. Braucht ihr mehr Gründe dafür, dass ich sie zu nichts gezwungen habe?“

 

Er hatte sie zu nichts gezwungen? Nichts von dem was er sagte, entsprach der Wahrheit. Und tief in ihrem Innern wusste sie doch, dass nicht alles was er sagte gelogen war. Sie hatte anfangs mitgemacht. Sie hatte ihn geküsst und sie hatte es genossen. Das konnte sie nicht bestreiten. Und dafür hasste sie sich mehr als für das, was er mit ihr getan hatte.

 

„Hao…“, flüsterte die Blondhaarige leise „… lass sie in Ruhe…“ ein Grinsen schlich sich erneut auf die Lippen des grausamen Schamanen „… ich tue was du sagst nur… tu ihnen nichts“

 

„Dann komm zu mir“, befahl Hao lachend und machte langsam einige Schritte auf das Blondhaarige Mädchen zu. Man konnte ihm geradezu ansehen wie erfreut er über die Entscheidung Annas war. Anscheinend hatte selbst er es sich nicht so einfach vorgestellt. Wahrscheinlich hatte er sich nicht einmal gewünscht, dass es so einfach werden würde. Er wollte Blut sehen, er wollte jemanden verletzen und Anna wusste genau, wen er verletzen würde, sollte sie sich gegen ihn entscheiden.

 

Zitternd erhob Anna sich um seinem Befehl nachzukommen. Verzweifelt zwang sie ihre Beine dazu auf ihren Peiniger zuzugehen. Die Tränen rannen noch immer ihre Wangen hinab. Sie konnte die Blicke ihrer Freunde geradezu auf sich spüren. Nein es waren nicht mehr ihre Freunde. Sie hatte alle verraten. Es war vorbei. Es hatte alles keinen Sinn mehr. Ab dem Zeitpunkt an war es egal, was mit ihr passieren würde. Es war egal, was Hao mit ihr machen würde. Alles war zwecklos denn dies war die Entscheidung, die sie gefällt hatte. Sie hatte sich für das Leben ihrer Freunde entschieden.

Als sie an ihrem Verlobten vorbei kam blieb sie einen Moment neben ihm stehen.

 

„Es…“ sie sah ihn nicht an „Es tut mir leid…“, flüsterte sie ihm leise zu, ohne wirkliche Hoffnung, dass er ihr dies verzeihen würde „... alles“

 

Er erwiderte nichts er sah lediglich weiterhin geschockt seinen Bruder an. Und sie wusste, dass ihre Entschuldigung wohl auf taube Ohren stoßen würde. Er würde sie auf ewig hassen.

Sie setzte ihren Weg fort. Er hielt sie nicht auf. Er ließ sie einfach gehen und in Anna rang sich ein erschreckender Gedanke bis in ihren Verstand vor. Vielleicht hatte er sie bereits zu hassen gelernt, als er die eindeutigen Spuren auf ihrem Hals entdeckt hatte. Wahrscheinlich hatte er schon an diesem Tag begonnen sie für das, was sie getan hatte zu hassen. Und Anna konnte es ihm wider ihrer eigenen Erwartung noch nicht einmal verübeln. Ob gewollt oder ungewollt, Tatsache war, sie hatte ihn mit seinem eigenen Bruder betrogen. Ende der Diskussion.

Ihre Schritte beschleunigten sich. Je schneller sie dies hinter sich bringen würde, desto besser.

Plötzlich spürte sie einen harten Griff um ihr Handgelenk, der sie fast schon grob zurückzog. Die Stimme ihres Verlobten drang an ihr Ohr als der Griff um ihr Handgelenk immer fester wurde.

 

„Das werde ich nicht zulassen“

 

Sein Blick traf auf ihren und Anna wusste nicht ob sie nun in Sicherheit war oder sich vor ihm fürchten sollte.

 

„Ich werde dich nicht einfach so gehen lassen, Anna“

 

Annas Unterbewusstsein hatte sich stumm für eine Variante entschieden und sie spürte die Angst langsam in sich aufkommen.

 

„Bitte lass mich los...“, flüsterte sie leise und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. In diesem Moment ähnelte Yoh seinem Zwillingsbruder mehr denn je und sie wollte nichts mehr als von ihm wegzukommen.

Der Griff um ihr Handgelenk wurde noch etwas fester, fast schon brutaler. 
 

„Ich werde es nicht zulassen“

 

Sie konnte nicht sagen was mit ihr passiert war oder was mit ihm passiert war aber sie wusste, dass sie Angst vor Yoh hatte. In diesem Moment war er beängstigender denn je. Er verletzte sie wissentlich, tat ihr weh. Noch nie hatte er sie so behandelt und wahrscheinlich hätte sie dich auch niemals zugelassen. Wahrscheinlich hätte sie ihn geschlagen, ihn beschimpft. Doch in diesem Moment konnte sie nichts tun, sie wollte nicht mehr. Sie wollte sich nicht mehr wehren, weder gegen ihn noch gegen seinen Zwillingsbruder. Es war genug, sie war durch die Tat Haos am Ende ihrer Kräfte angelangt und plötzlich hatte nichts mehr eine Bedeutung für sie. Weder ihre Gegenwehr, noch ihre Entscheidung denn sie hatte sowohl vor Hao als auch vor Yoh angst. Wofür sie sich auch entschied, nichts würde mehr so sein, wie es einmal war.

 

„Du solltest sie loslassen, Bruder“, erklang erneut die Stimme Haos.

 

„Wir werden nicht zulassen, dass du sie mit deinen dreckigen Fingern berührst“, zischte nun Ren und trat vor Anna. Hao schüttelte leicht lächelnd seinen Kopf und ließ seinen Blick zwischen ihnen hin und her gleiten ehe er Ren erneut mit seinem Blick fixierte und leise zischte:

 

„Du bist so von der Illusion geblendet, dass ich ihr wehtue, dass du nicht einmal bemerkst wer sie in diesem Moment wirklich verletzt“

 

Das leise schluchzen Annas drang an die Ohren des Tao- Sprösslings. Über seine Schulter hinweg wandte er ihr seinen Blick zu und musste feststellen, dass sie Yoh angsterfüllt ansah. Hao hatte Recht. Nicht er selbst war es, der Anna in diesem Moment leiden ließ, sondern Yoh war es. Und der braunhaarige schien es nicht einmal zu bemerken.

 

„Lass mich los… bitte“, flehte Anna leise mit ihrer verzweifelten Stimme und versuchte weiterhin aus seinem Griff zu befreien. Das vor ihr war nicht der Yoh, den sie kannte. er war wie ausgewechselt. Fast wie besessen.

 

„Lass sie los, Yoh“, sagte nun auch Run und trat neben ihre Freundin „Lass sie los“

 

Einen momentlang sah er Anna noch in die Augen ehe er ihr Handgelenk wieder losließ, woraufhin sie sofort einige Schritte vor ihm zurückwich. Er packte sein Schwert feste mit beiden Händen und wandte seinen Blick wieder Hao zu. 

Geschockt beobachtete Anna, wie er auf seinen Zwillingsbruder zulief, noch im lauf holte er mit seinem Schwert aus, fest entschlossen seinem Bruder die Klinge in den Körper zu rammen. Kurz bevor die scharfe Klinge Hao jedoch erreichte, fing Yohs Kleidung Feuer woraufhin er schreiend zu Boden sank.

Auch Ren machte sich nun zum Angriff bereit doch bevor er ebenfalls angreifen konnte, wandte Hao ihm seinen Blick zu und auch er sank wenig später schreiend zu Boden.

 

„Nein!“

 

, schrie Anna mit tränenerstickter Stimme und immer mehr Tränen rannen ihre Wangen hinab als auch Run plötzlich in Flammen gehüllt war.

 

„Hör auf, Hao! Bitte! Hör auf!“

 

Sie lief auf den Schamanen zu und schlug mit ihren Fäusten immer wieder gegen seine Brust, was ihm nichts auszumachen schien.

 

„Was soll ich tun, damit du aufhörst? Bitte sag mir was du von mir verlangst. Ich tue alles nur bitte… tu ihnen nicht mehr weh“

 

Er sah sie keine Sekunde an. Es schien als würde er sie nicht einmal beachten und sie wusste ganz genau was er wollte. Er musste es nicht extra noch sagen. Sie nahm sein Gesicht in beide Hände damit er seinen Blick von seinen Opfern abwandte. Einen momentlang sah sie ihm einfach nur in die Augen ehe sie ihm ihre Lippen auf die seinen legte. Als ihr Lippen sich schließlich berührten kniff sie ihre Augen feste zusammen in der Hoffnung sich weit weg wünschen zu können. Sie spürte seine Lippen, wie sie sich gegen die ihren bewegten, wie seine Zunge sanft um Einlass bat und immer wieder musste sie sich ins Gewissen rufen, das sie dies für einen guten Zweck tat. Sie konnte ihre Freunde nur auf diese Weise retten. Es gab keine andere Möglichkeit. Es war vorbei.

Seine Hände wanderten an ihre Hüften damit auch die letzte Distanz zwischen ihnen verschwand. Er presste sie eng an sich. So eng, dass Anna zu zittern begann aufgrund der erneut aufkommenden Erinnerungen. Sie unterdrückte die Bilder mit großer Mühe. Sie durfte sich nicht ihrer Angst hingeben. Nicht in diesem Moment. Sie musste durchhalten, wenigstens bis ihre Freunde in Sicherheit waren.

Nach einiger Zeit lösten sie sich wieder voneinander und die Finger der Blondhaarige krallten sich in den Stoff, der seine Brust bedeckte. Schluchzend vergrub sie ihr Gesicht darin und flüsterte leise:

 

„Ich werde alles tun… Ich gehöre dir“
 

Ein Versprechen. Sie hatte sich an ihn verkauft, hatte ihre Entscheidung getroffen. Ihre Entscheidung, dessen ausmaß sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht überblicken konnte.
 

„Bitte, lass sie am Leben“

 

Das Feuer, das ihre Freunde zu verbrennen schien, erlosch augenblicklich und die Schmerzensschreie verstummten. Annas Finger krallten sich fester in den Poncho Haos. Sie wagte sich nicht ihre Freunde anzusehen. Sie würde es nicht ertragen die Brandverletzungen auf deren Körpern zu sehen.

 

Hao der genau wusste, was sie dachte, packte sie an den Schultern und drehte sie um, damit sie auf die Verletzten sehen musste. Sofort kniff sie ihre Augen zusammen. Sie spürte, wie er sie von hinten Umarmte und sie erneut an seinen Körper drückte.

 

„Öffne deine Augen, mein Engel“

 

, zischte er leise in ihr Ohr. Nur langsam, um noch etwas Zeit zu schinden, öffnete sie ihre Augen ohne Wiederrede und sah auf das grausame Bild, das sich vor ihr erstreckte.

Ren und Yoh lagen keuchend am Boden und rangen nach Luft. Run war bewusstlos geworden, doch sie lebte noch. Ihre Freunde schienen keine schwerwiegenden Verletzungen davongetragen zu haben. Sie konnte feine Blutrinnsale sehen, die aus kleinen Wunden flossen, sie hatten jedoch keine Brandverletzungen oder ähnliches, wie sie es erwartet hätte.

 

„Sie werden keine bleibenden Schäden davontragen“, hörte sie Haos Stimme erneut nahe an ihrem Ohr „Ich habe mein Versprechen gehalten also halte auch deines“

 

Sie nickte leicht ohne ihren Blick von ihren Freunden abzuwenden. Sie würde ihr Versprechen halten. Das war sie ihnen schuldig. Hao hatte mehr als nur deutlich gezeigt, zu was er fähig war. Es war ihre Schuld, dass es soweit hatte kommen müssen. Es war ihre Schuld, dass Hao derartige Maßnahmen gegen ihre Freunde ergriffen hatte und sie wollte auf keinen Fall, dass ihretwegen erneut irgendeiner von ihnen leiden musste. Niemand sollte mehr verletzt werden, niemand sollte mehr Opfer bringen müssen nur um sie zu beschützen.

Tränen rannen noch immer ihre Wangen hinab als Hao ihre Haare nach hinten strich und ihr leichte Küsse auf den Nacken hauchte.

 

„Nimm abschied, von deinem alten Leben, Anna“

 

Mit aller Kraft unterdrückte sie ein Schluchzen als ihre Augen auf die ihres Verlobten trafen, der genauso wie Ren noch immer nach Luft ringend am Boden lag und mit ansehen musste, wie Hao ihr grinsend über die Wunden an ihrem Hals leckte.

 

„Ich hab doch gesagt, dass sie mir gehört, Bruderherz“, hörte sie Hao hinter sich an ihren Verlobten gewandt sagen ehe er sie zu sich herumdrehte um ihr einen Kuss aufzudrücken, den sie weder erwiderte noch unterbrach. Es dauerte einige Sekunden bis Hao sich wieder von ihr löste und dennoch schien es Anna als wenn es Stunden in Anspruch nahm. Dieser Kuss, wie kurz er auch gewesen sein mag, schien Anna jeglichen Sauerstoff zu entziehen denn sie wusste genau, was dieser Kuss, vor den Augen ihres Verobten, vor den Augen ihres Freundes zu bedeuten hatte. Dieser Kuss besiegelte den Pakt, den sie mit dem Teufel geschlossen hatte. Mit diesem Kuss verkaufte sie sich endgültig an ihn. Ab diesem Zeitpunkt würde sie tun müssen, was er von ihr verlangte, wenn sie nicht wollte, dass er ihr alles nahm. Wenn sie nicht wollte, das er zu ende brachte, was er vor langer Zeit begonnen hatte. Den Krieg gegen seinen eigenen Bruder, aus dem Hao ganz klar als Sieger herausgehen würde.

 

„Wir sollten gehen“

 

Erneut nickte sie nur leicht als plötzlich Spirit of Fire wie aus dem nichts hinter ihnen erschien. Hao wandte sich sofort zu seinem Schutzgeist um doch Anna blieb noch einen Moment stehen. Sie konnte ihre Freunde nicht einfach so liegen lassen.

 

„Bitte nicht… Anna…“, erklang das leise keuchen und sie wandte ihrem Verlobten ihren Blick zu. Er hatte eine Hand nach ihr ausgestreckt und versuchte sich aufzurichten.

Anna wandte sich kurz an Hao, der in ihren Augen zu lesen schien, was sie vorhatte. Er nickte lediglich leicht und wandte sich dann erneut ab um auf die Hand seines Schutzgeistes zu steigen während Anna langsam auf ihren Verlobten zu trat und sich vor ihm angekommen hinkniete. Sanft legte sie ihm eine Hand auf seine Wange.
 

„Anna... nicht...“, keuchte er erneut „Ich... beschütze dich...“
 

Trotz der Tränen auf ihren Wangen schüttelte sie ihren Kopf mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
 

„Dazu bist du nicht in der Lage, Yoh“, flüsterte sie leise, so leise, dass selbst Yoh Schwierigkeiten haben musste um sie überhaupt zu verstehen „Keiner von euch ist dazu in der Lage“
 

Sowohl Anna als auch Yoh war bewusst, dass Annas Worte der Wahrheit entsprachen. Niemand von ihnen war in der Lage- und wie es aussah würde auch niemals jemand in der Lage sein Hao aufzuhalten.
 

„Anna-“, begann Yoh doch die Blonhaarige schnitt ihm das Wort ab indem sie ihm einen Finger auf die Lippen legte und erneut leicht den Kopf schüttelte.
 

„Hör zu, Yoh...“, flüsterte sie genauso leise wie zuvor „Es ist vorbei...“
 

Diese Worte schienen Yoh das Herz aus der Brust zu reißen und Anna konnte es genau sehen. Diesen Schmerz in seinen Augen.
 

„Es ist vorbei...“, wiederholte sie erneut. Nicht um es ihm klar zu machen, sonder auch um es sich selbst klar zu machen. Diese Worte, die sie niemals über die Lippen hatte bringen wollen, verließen nun ihren Mund und es klang so verdammt falsch. Es klang, wie ein riesiger Fehler, ein riesiges Opfer, dass sie bringen musste.
 

„Bitte...“, schluchzte sie leise, rang um Haltung. Sie versuchte es hinter sich zu bringen, versuchte es so schnell wie möglich zu beenden.
 

„Bitte... halte dich von mir fern... Ihr alle...“
 

Annas Schmerz schien ein neues Stadium zu erreichen als nun auch über Yohs Wangen Tränen rannen. Leicht schüttelte sie ihren Kopf. Er sollte ihretwegen nicht weinen.
 

"...ich bin es nicht wert"
 

Ihr war vollkommen bewusst wie sehr es Hao wohl verärgern würde und dennoch nahm sie das Gesicht ihres Verlobten in beide Hände, schloss ihre Augen und gab ihm einen letzten Kuss, in den sie all ihre Liebe für ihn steckte. Yoh erwiderte den Kuss, hob trotz seiner Schmerzen eine seiner Hände und legte sie ihr in den Nacken um sie enger an sich heranzuziehen. Beide wussten, dass dies wohl ihr letzter Kuss sein musste. Wahrscheinlich sogar das letzte Mal an dem sie sich sehen würden und dieser eine Moment würde es sein, den sie beide in ihren Herzen würden behalten müssen. Dieser Moment in dem sie das letzte Mal die Liebe des anderen spüren durften. Das letzte mal an dem Anna noch das Mädchen war, dass Yoh liebte. Das letzte mal, bevor Hao sie gänzlich zerstören würde. Das letzte Mal bevor sie ihre Liebe endgültig aufgeben mussten.

Nur langsam, widerwillig lösten sie sich voneinander. Anna schloss sofort ihre Augen, wandte ihren Blick ab. Sie wollte dies alles so schnell wie möglich hinter sich bringen. Sie wollte es so schnell wie möglich beenden. Sie musste.
 

„Anna...“, keuchte Yoh erneut doch Anna ließ sich davon nicht aufhalten. Sie erhob sich langsam, sah ihn nicht eine Sekunde lang an „Ich liebe dich, Anna“
 

Sie erwiderte nichts. Schüttelte lediglich leicht den Kopf und wandte sich nun gänzlich von ihm ab. Die Tränen auf ihren Wangen schienen kein Ende mehr nehmen zu wollen als sie langsam auf Hao zuging. Bei ihm angekommen, nahm sie die von Hao dargebotene Hand ohne weitere Worte an und ließ sich von ihm auf die Hand seines Schutzgeistes ziehen. Kaum stand sie mit Hao zusammen auf der Hand des Spirit of Fire, schon erhob er sich mit ihnen zusammen in die Lüfte.

Anna zwang sich nicht auf dieses Schlachtfeld des Grauens zu blicken, das gesäumt war von den verletzen Körpern ihrer Freunde. Sie zwang sich stark zu bleiben obgleich sie ihr Herz in ihrer Brust brechen spürte. Sie wollte zurück. Zurück zu Run, Ren, zurück zu Yoh. Sie wollte nicht ohne sie leben und zu sehen, wie sie sich nun langsam von ihnen entfernte, machte ihr immer mehr klar, dass es vorbei war. Ihre Liebe hatte keine Zukunft mehr. Nicht, wenn sie nun mit Hao mitgehen würde. Trotz dieser Gewissheit drehte sie sich nicht mehr um.

Langsam schloss sie ihre Augen aus denen noch immer unaufhörlich die Tränen kamen, als Hao eine Hand um ihre Talje legte und sie leicht an sich zog. Sie fühlte sich wie im Rausch. Unfähig sich gegen seine Berührungen zu wehren.

 

„Du hast die richtige Entscheidung getroffen“

 

Die Stimme ihres Verlobten erklang leise in ihrem Kopf und übertönte die Stimme Haos vollkommen.

 

°…Ich liebe dich, Anna…°

 

Sie spürte, wie ihr Herz brach doch zeigte sie es nicht. Es zerriss sie doch sie durfte Hao nichts von sich offenbaren. Das war nun einmal der Preis, den sie zahlen musste und nun wusste sie auch was es bedeute, sich vollkommen aufzugeben…



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Yinyin24
2018-07-23T19:53:03+00:00 23.07.2018 21:53
Hammer Hart echt ey ohne Worte 😧🙊
Von:  Shaundy
2012-11-23T20:03:01+00:00 23.11.2012 21:03
Servus!
Ach Göttchen ich weiß echt nicht wie ich beginnen soll! *sich anerkennend verbeug*
Du hast ja keine Ahnung wie schön es ist zur Abwechlung auch mal zu sehen wie das *Böse* gewinnt!
Hao der Psychopath! ich bin begeistert!!!
Das Anna so ne Heulsusse is daran musste ich mich erst mal gewöhnen aber im großen und ganzen fand ich es doch passend
Yoh is cool und sein Lieblingssänger is Bob(marley ;)) und so weiter aber Hao war seit seinem ersten erscheinen (im Anime wie auch im Manga) mein absoluter Liebling! Stark (zu annfang) geheimnisvoll und unbeugsam!!!
*sich wieder anerkennend verbeug*
setzt mich sofort an deine Fortsetztung!
und bin unheimlich gespannt ob Hao (hoffendlich)weiterhin die oberhand behählt! :)
MFG
Shaundy
Von:  Anna_Asakura
2012-06-26T13:02:22+00:00 26.06.2012 15:02
Jaaaaa,also ich habe jetzt den ersten Teil der FF gelesen,und ich muss sagen,dass ich deine Idee wirklich mag :)
Du kannst die Gefühle der anderen wirklich gut darstellen und es hat mich auch echt immer gepackt auf die nächste Seite zu blättern und weiterzulesen ^^
Und glaub mir,das hab ich leider nicht alzu oft :/
Bisschen gewöhnungsbedürftig fand ich das Anna sich vom Wesen natürlich ziehmlich anders verhalten tut ... aber damit konnte man sich letztendlich auch anfreunden :D
Das einzigste was mir (negativ) aufgefallen ist sind natürlich(wie die meisten hier schon meinten ^^) deine Rechtschreibfehler,die mich aber nicht wirklich beim lesen gestört haben,man sollte aber (vielleicht) doch wenigstens bisschen drauf achten xD

LG
Anna_Asakura
Von:  MarySae
2011-07-31T23:35:43+00:00 01.08.2011 01:35
Hey ^^
Bin gerade zufällig über deine FF gestolpert und musste sie gleich lesen *_*
Die Idee an sich gefällt mir ziemlich gut!
Da macht es auch nichts, dass Anna doch ziemlich OOC geworden ist ^^'

Aber es ist echt heftig, was Hao mit der armen Anna macht >_<
Ich kann den Typen sowieso nicht leiden...
Ich kann verstehen, warum Anna mit ihm gegangen ist, aber das ist nicht richtig >_< Sie hätte mit Yoh und den anderen reden sollen und nicht alles in sich hineinfressen!
Torzdem hast du ihre Gefühle echt gut dagestellt! Hatte teilweise eine richtige Gänsehaut... *schauder*

Einziges Manko ist, dass mir einige (schwerere) Rechtschreibfehler aufgefallen sind. (nähmen -> nehmen, Talje -> Taille)
Das hat den Lesefluss doch etwas gestört.
Aber das ist nichts, was die Geschichte nicht rotzdem lesenswert macht ^^

Werde mir gerne auch noch Teil 2 durchlesen ^^
LG, Linami
Von:  Karo-chan92
2010-05-08T20:24:08+00:00 08.05.2010 22:24
das ende ist echt cool bitte schreib weiter würde mich
total freuen also schön weiter machen ^^
Von:  Sonni
2010-05-07T21:43:42+00:00 07.05.2010 23:43
drama baby yeah more drama
hihi
also ich find das kappi suuuuuuuuuuuupa
die gedanken und gefühle von anna wow
er lässt ihr echt keine andere wahl sie wird zu all dem gezwungen und kann es nicht ändern
ich mag solche drama geschichten sehr vom schreiben hat es mir auch diesmal wieder gefallen
ich muss IanZarewitsch recht geben es sind ein paar groß und klein schreibfehlen im text aber keine gravierende les es dir einfach nochmal in ruhe durch dann merkst du die selber
mach auf jedenfall weiter so
hdgdl
Sonni
ens immer erwünscht

Von:  kayla_casterville
2010-04-27T18:25:42+00:00 27.04.2010 20:25
ich ... bin immer noch voll hin und weg ..
du bist genial ..
das muss ich sagen, Anna's Gefühle perfekt dargestellt
und .. hao is .. wow.
einfach toll
Ich wünsche mir eine ENS wenn es weiter geht!

Bis dahin
lg
kayla
Von:  IanZarewitsch
2010-04-27T12:29:40+00:00 27.04.2010 14:29
Huhu *wink*
Schön, das das Kapitel on ist, ich habe es mit Vergnügen gelesen, wirklich sehr schön.
Aber ich möchte dir wieder ein paar verbesserungsvorschläge machen, bitte nimm es nicht persönlich♥~
1.Du hast eins zwei Wörter klein geschrieben, die in diesem Fall eigentlich groß geschrieben werden müssten.
2."Wenn Hao ihre Freunde wirklich tötet…" Tötete klingt in diesem Fall besser.

Und noch ein paar andere Kleingkeiten.
was jedoch positiv ist, ist die Tatsache, dass du Annas Gefühlswelt unglaublich genau beschreiben kannst. Man merkt, dass sie Hao hasst und das sie auch keine Wahl hat!

ich bin gespannt wie das auch zwischen anna und yoh weitergeht!
Ob er sie retten wird etc.

weiß du schon, ob die Geschichte schlecht enden soll?




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