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Endgültiges Ende

von

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Er sagt, dass er ein Auge auf mich werfen würde. Ja, sollte er doch. Mir nutzte das nichts. Das, was ich vorhatte, war unvermeidbar.

Denn was nutzte mir seine ganze Zuneigung, wenn ich es nicht ertrug, was er sich ansonsten nahm? Was nutzte es mir, wenn ich seine Eskapaden nicht ertrug?

Ja, er liebte mich, das wusste ich. Dennoch.... Zwischen psychisch lieben und physisch lieben lag ein Unterschied. Ich wusste, dass seine Liebe zu mir aufrichtig war, sie war auf psychischer Ebene, doch ich konnte es nicht sehen, wenn er sich seine physische Liebe woanders holte. Immer wieder tat er es. Ich ertrug es einfach nicht.
 

Was nutzte es mir, wenn er doch so sehr auf mich achtete, aber nicht sah, wenn es mir schlecht ging? So, wie in diesem Moment. Ich lachte, doch mein Lachen war aufgesetzt. Wie so oft in letzter Zeit. Und er sah es nicht. Er hatte nur kurz gefragt, ob etwas mit mir nicht stimme. Ich hatte abgewunken, mit der leisen Hoffnung in der Seele, dass er nachfragen, nicht aufgeben würde. Doch nichts dergleichen war geschehen. Er hatte gelächelt und gemeint, er freue sich darüber.

Meinen darauffolgenden Seufzer nahm er nicht wahr, auch nicht, dass mein Blick sich für den Bruchteil einer Sekunde senkte und dass ich ihm jetzt am liebsten weinend um den Hals gefallen wäre, spürte er nicht.

Doch wenn es ihm dagegen schlecht ging - das merkte ich sofort. Und dann durfte ich mich solange um ihn kümmern, bis er wieder lächelte. Denn ich merkte, wenn sein Lächeln nur aufgesetzt war.

Vielleicht war ich auch ungerecht. Ich konnte ja nicht beurteilen, wie gut meine Kunst war, meine Gefühle zu verbergen. Oder meine Menschenkenntnis. Vielleicht war sie auch einfach zu ausgeprägt. Das alles konnte ich nicht sagen, ich war voreingenommen ob des einfachen Grunds, dass ich ich selbst war und nicht irgendein Zuschauer.

Und doch. Es schmerzte mich, wenn ich merkte, dass wir uns zwar gegenseitig liebten, es jedoch auf unterschiedliche Weise taten. Ich konnte es nicht mit ansehen, wenn er sich wieder eine Geliebte oder bisweilen auch einen Geliebten geholt hatte. Doch meine Kränkung ob der Schmach erkannte er nicht. Oder wollte sie nicht erkennen.
 

Nach diesem gemeinsamen auswärtigen Abendessen, an dem ich ihm zum hundertsten Male vorgespielt hatte, dass es mir gut ging, waren wir auf dem Nachhauseweg. Mir war es den ganzen Abend über schrecklich ergangen, vor allem, als dieser Kerl auf uns zugerannt kam, meinem Karyu um den Hals gefallen war und ihm einen Kuss aufgedrückt hatte. Der Blick meines Freundes war mir sehr wohl aufgefallen; er hatte Unbehagen bedeutet. Doch was nutzte es mir, wenn er seine verschiedenen Arten zu lieben auseinander halten wollte? Konnte er sich nicht einfach auf mich konzentrieren? Der andere hatte gefragt, wer ich denn bitteschön sei. Karyu hatte ihm daraufhin lächelnd erklärt, dass ich sein Partner war. Das Wort, die Bezeichnung für mich, hatte mich verletzt. Ich ließ mir nichts anmerken. Betrog man seinen Partner etwa am laufenden Band? Mit dessen Wissen? Trotz dessen unendlichen Schmerzes?

Der junge Mann war dann schimpfend gegangen und Karyu hatte mich in den Arm genommen. Er hatte sich entschuldigt. Ich hatte dem anderen noch lange nachgesehen. Er war jung; jünger als ich. Um ein vieles. War ich Karyu etwa zu alt? War das der Grund?

Der andere schien außerdem Europäer zu sein. War Karyu etwa ein Japaner, wie er selbst einer war, nicht gut genug? Wollte er etwas 'exotisches'?

Das hörte sich alles so lächerlich an. Da sass ich nun in den Armen meines Partners und machte mir Gedanken über dessen Befriedigung. Ich hätte mich ohrfeigen können, war das doch unser letzter gemeinsamer Abend, den ich genießen wollte. Doch er war mit dem Auftauchen des Mannes zerstört worden.

Daheim angekommen liebten Karyu und ich uns. Doch ich war nicht wie sonst. Ständig dachte ich darüber nach, ob Karyu den Namen seiner physischen Lieben ebenfalls so stöhnte, wie er es mit meinem tat. Ob er die anderen auch 'seinen Schatz' nannte. Doch erneut bemerkte Karyu nichts.

Die Erkenntnis danach, dass das nun unser letztes gemeinsames Mal gewesen sein sollte und dass ich es nicht genossen hatte, wie ich es mir vorgenommen hatte, schmerzte mich mehr als ich es erwartet hatte. Friedlich lag Karyu neben mir und schlief. Er hatte sich an meine Brust gekuschelt. Sanft, fast schon melancholisch strich ich über seinen Kopf. "Takara...", flüsterte ich, "Takara, wirst du mich, deinen Partner, deinen Engel, deinen Hizumi so sehr vermissen, wie du es mir immer sagst?" Karyus Antwort war Schweigen. "Warum kannst du dich dann nicht von den anderen trennen und nur mich lieben?"

Wehmütig glitt mein Blick über sein schlafendes Gesicht. Wie friedlich es aussah. Wie viele andere hatten ihn so schon sehen dürfen?

Ich ertrug es nicht.

Zitternd schälte ich mich aus seiner Umarmung. Ich wollte es so. Ich ertrug es nicht mehr. Nur weg, weg von ihm, von diesem Leben, weg von allem.

Langsam hob ich meine Kleidung auf und strich sie mir flüchtig über. Mir war es egal, wie ich aussah.

Ich verließ unser gemeinsames Schlafzimmer, schlich langsam zu dem Fenster in unserer Küche. Ich öffnete es, sah hinunter auf die Hauptstrassen, die sogar um diese Uhrzeit noch belebt war. Viele Autos fuhren unter mir vorbei.

Wie weit mochte es wohl in die Tiefe gehen? Zehn Meter? Zwanzig? Dreißig?

Ich konnte es nicht sagen. Tränen hatten meinen Blick verschleiert. Ich hockte mich auf das Fensterbrett, die Beine ließ ich im Nichts baumeln. Mit zittrigen Fingern hielt ich mich am Fensterrahmen fest. Ich sah nach unten. Eine Hand an das Brett gelegt schob ich mich Millimeter um Millimeter voran. Doch ich zögerte.

War das tatsächlich das, was ich wollte?

Ich schluckte. Einige Tränen fielen nach unten auf die Straße. Hinter mir klickte etwas.

War das die Türe gewesen? War Karyu in die Küche gekommen? Würde er mich abhalten von dem, was ich vorhatte, oder war es ihm egal?

Würde er meinen Schmerz sehen?



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2007-05-31T06:11:00+00:00 31.05.2007 08:11
*heul*
Schon wieder son Depri-Teil....TT^TT
So ne Zwischenfrage rein aus Neugierde:
Warum is eigentlich immer der Schatz das Arschloch?

Aber echt gut geschrieben. ^^
Von:  devilvenus
2007-05-25T04:53:55+00:00 25.05.2007 06:53
konichi wa^^
sorry, dat ich net schon gestern ein kommi hinterlassen hab, aba ich habe bei um 11 noch hausaufgaben gemacht...
na ya egal...
nun zu deiner story:
sie ist dir super toll gelungen die trauer und die verzweiflung wieder zugeben...und erst das offene ende, das macht es um ein großes stück spannender, als es bis dahin schon war...es is schön, den leser im ungewissen zu lassen, vor allem, da er sich dann mehr gedanken darüber macht, was er eigentlich gelesen hat, somit kann sich auch jeder seinen eigenen schluss ausmalen...
ich glaub ich laber wieda i-welchen schwachsinn vor mich hin...aba deine story is wirklich klasse =3
mata ne
devil-san *küsschen send*

p.s. kannst du mia bidde bescheid sagen, wenn du wieda ne neue story veröffentlichst...ich bin nämlich süchtig nach denen *fettes grinsen im gesicht hat*

p.p.s. ich guck mir heut nach der schule die anderen storys auch ma an^^
Von:  _Cross_
2007-05-24T14:17:49+00:00 24.05.2007 16:17
Eine unheimlich schöne und traurige Geschichte und ein unheimlich spannendes Ende.Wirklich gelungen.
Von: abgemeldet
2007-05-23T13:02:20+00:00 23.05.2007 15:02
Wie traurig ;_;
Der arme Hizumi..... *heul*
Eigentlich hasse ich Depristorys ja aber deine sind echt gut ;)
Wie immer ein Meisterwerk^^


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