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Die letzten Jahre

von

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Freundschaft

*Kopf auf die Tischplatte fallen lässt*
 

Ich hab's endlich geschafft xD In diesem Kapitel kommt ein wenig mehr Action vor - und es ist mir teilweise sehr schwer vorgekommen, die Handlung halbwegs gut zu beschreiben. Nija *Schulter zuckt*
 

Viel Spaß!
 

Kapitel X : Freundschaft
 

Einerseits war er natürlich froh, dass Jakob auf seine Bitte eingegangen war, doch genau da war auch der springende Punkt: Hatte er ihm damit wirklich einen Gefallen tun wollen oder wollte er ihn nur auf seinen Platz verweisen? So oder so wusste er, dass es nicht einfach werden würde.
 

Bisher hatte er noch keine Gelegenheit bekommen, mit ihm über Hedwig beziehungsweise über den Brief, den sie überbracht hatte, zu sprechen.
 

Jakob war gerade kurz unterwegs, um etwas zu erledigen; danach, so hatte er gesagt, wollte er mit ihm anfangen. Langeweile hatte ihn inzwischen ergriffen und so zog er den zerknitterten Zettel aus seiner Hosentasche, entfaltete und strich ihn glatt, bevor er ihn erneut las.
 

“Sehr geehrter Mr Potter …” murmelte Alexis und fragte sich zum wiederholten Mal, wieso er noch so förmlich angesprochen wurde, nicht nur wegen dem, was passiert war, sondern auch wegen dem Inhalt des Briefes, welcher ihn doch überrascht hatte. “Wir müssen offen zugeben, dass wir nicht die geringste Ahnung haben, wo Sie sich zur Zeit aufhalten könnten. Wie Ihnen ja bekannt sein dürfte, haben Tonks und Kingsley Sie vor einiger Zeit in der Nockturngasse entdeckt, wo Sie ihnen jedoch leider entwischt sind. Wir alle beten zu Merlin, dass Sie sich inzwischen nicht mehr dort aufhalten.” Er seufzte bei diesem Gedanken. “Wenn dem so ist, hoffen wir, dass Sie bald zur Besinnung kommen und zu uns zurückkehren. Der Orden braucht Sie; und ihre Freunde auch. Falls Sie dennoch noch in der Nockturngasse sein sollten, so seien Sie sich gewiss, dass wir Sie dort finden werden.” Ob viele Auroren draußen herumliefen, hatte er sich beim ersten Durchlesen gefragt. “Die meisten Zauberer dort - wenn nicht sogar alle! - sind schwarzmagische Gestalten, mit denen Sie sich besser nicht einlassen sollten. Wir hoffen, Sie bald wieder zu sehen.”
 

Der Brief war mit McGonagalls Namen unterschrieben worden, ebenso wie mit dem von Hermine, Ron und vielen anderen. Es sah wie eine Unterschriftensammlung aus. Die Fülle an Namen, niedergeschrieben mit schwarzer Tinte, hätte ihn beim ersten Anblick beinahe dazu gebracht, alles über den Haufen zu werfen und wirklich nach Hogwarts zurückzukehren. Nur gut, so dachte er, dass genau in diesem Moment John in sein Zimmer gekommen war und ihm von Jakob ausgerichtet hatte, dass er gefälligst am nächsten Morgen früh auszustehen hatte, damit sie zeitig beginnen konnten.
 

Und jetzt ließ er ihn warten, fiel ihm auf.
 

Missmutig stopfte er den Brief zurück, gerade noch so sorgfältig, dass er nicht allzu sehr unter der groben Behandlung litt und stand auf. Ruhig sitzen bleiben konnte er nicht, also fischte er seinen Zauberstab aus der anderen Hosentasche, begutachtete ihn. Er fand einen Fleck, nahm seinen Pullover und fing aus purer Langeweile an ihn zu polieren.
 

“Dadurch wird er garantiert auch nicht schöner.” Alexis erschreckte sich so sehr, dass er seinen Zauberstab in die Staubschicht auf dem Boden fallen ließ. “Siehst du?” Lachen.
 

Grummelnd, aber nicht wirklich wütend, sah er auf und erspähte Jakob im Halbdunkel zwischen Tür und Angel stehend; die seltsamen Augen starr auf ihn gerichtet, obwohl er grinste.
 

“Mir war nur langweilig.” verteidigte Alexis sich und hob den Stab wieder auf, strich den Staub mit kurzen Bewegungen herunter.
 

“Langeweile, so?” Jakob hob eine seiner Augenbrauen, sein Grinsen verschwand, während er sich umdrehte. “Die wird dir gleich vergehen. - Gehen wir.” sagte er und fügte hinzu, als er sah, wie Alexis ihm einfach so folgen wollte: “Und nimm deinen Besen mit. Ich will etwas herausfinden.”
 

~~~~~*~~~~~
 

Jakob apparierte sie auf ein weitläufiges Feld, das Alexis seltsamerweise bekannt vorkam. Er blinzelte in die aufgehende Sonne, die hinter den Bäumen des Waldes, der am Ende des Feldes zu sehen war, hervorkam und erblickte weiter hinten ein kleines Dorf.
 

“Hey …” sagte er schließlich. “Kann es sein, dass-”
 

“Ja” wurde er unterbrochen. “Das ist dasselbe Feld wie das letzte Mal.”
 

“Dachte ich mir.” murmelte er nur, doch Jakob ignorierte ihn und ging einige Schritte über den gefrorenen Boden des Ackers.
 

“Hör zu!” befahl er ihm nach einiger Zeit und drehte sich wieder um. “Ich habe nachgedacht.” rief er über das Feld. “Es wird keinen Sinn haben, wenn ich versuche, dich langsam an alles zu gewöhnen. Deswegen werde ich dich nach der Hau-Drauf-Methode unterrichten. - Klar soweit?”
 

Alexis nickte. Die ‘Hau-Drauf-Methode’ also? Natürlich hatte er diesen Begriff noch nie gehört, doch er konnte sich schon bestens vorstellen, was er darunter zu verstehen hatte. Spaßig würde das mit Sicherheit nicht werden.
 

Er stieg auf seinen Besen und ließ sich nach oben schweben, als er sah, wie Jakob zustimmend nickte. Rasch flog er immer höher, bis Jakob schließlich nur noch als kleiner Punkt auf der Erde zu sehen war. Er spürte, wie seine Laune stieg, einfach, weil er mal wieder in der Luft sein konnte, in seinem Element, doch er bemerkte auch, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, was er nun tun sollte.
 

Diese Frage erübrigte sich, als er plötzlich einen Strahl hellen Lichts von unten auf sich zuzischen sah. Jakob griff ihn einfach so aus heiterem Himmel an - das meinte er also mit ‘Hau-Drauf-Methode’, stellte er fest und schmunzelte leicht, während er geschickt auswich. Diese Übung war eine leichte für ihn, immerhin war er Sucher gewesen, was sowohl Schnelligkeit als auch gute Reflexe erforderte.
 

Dennoch gab Jakob nicht so schnell auf; er schien ein riesiges Repertoire an den verschiedensten Sprüchen und Flüchen zu haben, die er einen nach dem anderen auf ihn abfeuerte, ohne müde zu werden oder ihm auch nur eine einzige Pause zu gönnen.
 

Trotz seines Könnens merkte Alexis nach einer Weile, wie er außer Atem kam. Seine Ausweichmanöver wurden immer gewagter, immer knapper und einmal streifte ein Fluch ihm am Oberarm und schlitzte seinen Umhang auf. Das Hemd darunter fing an zu kokeln und sein Arm juckte und schmerzte.
 

Alexis war ratlos, er konnte den Sinn nicht erkennen, wusste nicht, was Jakob damit bezweckte. Er spürte, wie seine Kraft immer weiter nachließ. Wenn er nicht jetzt, jetzt sofort etwas unternahm, würde das hier kein gutes Ende nehmen.
 

Er nahm all seinen Mut zusammen und riss den Stiel seines Besens mit einem scharfen Ruck nach unten, raste im Sturzflug gen Erde. Der Wind war scharf und kalt und riss seine Haare nach hinten, doch er hatte Jakob fixiert und wandte den Blick nicht mehr von ihm ab, während er nach links und rechts den Flüchen auswich.
 

Den Zauberstab in einer, den Besen in der anderen Hand suchte er hastig einen geeigneten Zauberspruch, der ihm in dieser Situation weiterhelfen können würde. Doch ihm fiel keiner ein, jedenfalls keiner, der Jakob nicht verletzen würde, wenn er ihn traf. Blieb nur noch eines übrig:
 

“Stupor!” rief er, als er nah genug an ihm dran war.
 

Er hatte gut gezielt, das wusste er.
 

Dennoch traf er nicht. Jakob sprang zur Seite und der Fluch schlug in die harte Erde ein, wo er noch nicht einmal einen Riss hinterließ. Alexis riss den Besen wieder nach oben, um sich in Sicherheit zu bringen, doch er hörte Jakob nur noch etwas rufen, bevor ihn etwas Heißes im Rücken traf und er das Gleichgewicht verlor. Es kam ihm wie in Zeitlupe vor, als sich seine Hand von dem geschliffenen Holz seines Feuerblitzes löste und er nach hinten fiel, nach unten.
 

Die Luft wich ihm mit einem Schlag aus den Lungen, als er mit dem Rücken voran aufkam. Er keuchte auf und blieb regungslos liegen.
 

Seine Augen waren geschlossen, doch dafür konnte er gut hören, wie sich ihm knirschende Schritte näherten und schließlich vor ihm stoppten. Jakob seufzte genervt.
 

“Wenn ich ein Feind gewesen wäre, wärst du jetzt tot.” sagte er trocken.
 

“Bist du aber zum Glück nicht.” antwortete Alexis schwach.
 

Jakob schwieg. Eine ganze Weile. Schließlich öffnete Alexis die Augen, damit er wenigstens sehen konnte, welchen Gesichtsausdruck er trug, um somit sein Schweigen deuten zu können.
 

Jakob hatte das ernsteste Gesicht, das man sich vorstellen konnte.
 

“Wieso”, zischte er, “hast du verdammt noch mal so einen Fluch benutzt?” fauchte er ihn an. “Wolltest du mich zu Tode kitzeln oder was?”
 

“Entschuldige, wenn ich dir nicht wehtun wollte!” Alexis wurde wütend. Wurde er etwa gerade deswegen angeschrieen, dass er ihn nicht verletzen wollte?
 

“Nicht wehtun?” Jakob knirschte unheilvoll mit den Zähnen. “Und wenn du auf einen Todesser triffst? Willst du denen dann auch ‘nicht wehtun‘?”
 

“Du bist aber kein Todesser! Außerdem reicht es ja wohl, jemanden außer Gefecht zu setzen!”
 

Jakob antwortete nicht; sein Atem ging schnell und heftig.
 

“Du Trottel!” Er packte ihn am Kragen und hob ihn hoch, sodass ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren und funkelte ihn an. “Selbst wenn du hundert Leute damit ‘außer Gefecht’ setzt, wenn du auch nur einmal stirbst, löst sich dein gottverdammter Fluch auf und alles war für die Katz!” schrie er Alexis an.
 

Dieser zog eingeschüchtert den Kopf zwischen den Schultern ein. Er musste zugeben, was er sagte, machte Sinn, dennoch konnte er sich mit diese Gedanken einfach nicht abfinden.
 

“Jakob … ich-” versuchte er anzusetzen, doch Jakob legte ihm bestimmt die Hand auf die Schulter, die Hand an seinem Kragen lockerte sich.
 

“Hör zu, Alexis.” sagte er. “Ich weiß, dass du damit Probleme hast. Aber so kann’s nicht weitergehen - ich denke, du willst was erreichen!” Alexis sah auf, als er den traurigen Ton aus seiner Stimme heraushören konnte. Jakob sah nicht länger mehr wütend aus, sein Gesicht war schmerzverzerrt. Seine Augen verschmälerten sich. “Was war das …” fragte er. Fragend zog Alexis die Augenbrauen zusammen, unterbrach ihn jedoch nicht. “Das … damals - du hattest mich töten wollen.”
 

Auch wenn er es nicht zeigte - jedenfalls versuchte er es zu unterdrücken - zuckte er innerlich zusammen, als er ihn an den Tag erinnerte, an dem er so unnachgiebig gegen ihn gekämpft hatte. Jakob hatte damals Verständnis für ihn gezeigt, doch hatte er ihn auch davor gewarnt, diesem Gefühl allzu sehr nachzugeben.
 

Wo war seine Mordlust geblieben?
 

Alexis glaubte, Jakob kurz lächeln zu sehen; doch wenn dies der Fall war, so verschwand dieser Ausdruck so schnell von seinem Gesicht, wie er gekommen war.
 

“Vielleicht liegt es daran, dass wir uns jetzt besser kennen.” überlegte er.
 

“Vielleicht” stimmte Alexis leise zu.
 

Jakob ließ sich nun vollends auf dem eingefrorenen Boden nieder, direkt neben Alexis, der, nachdem er endlich losgelassen wurde, leicht zusammengesunken dasaß. Schweigend saßen sie da und sahen über das Feld hinweg zu dem Dorf in der Ferne.
 

“Sorry” Dieses einzelne Wort riss Alexis wieder aus seinen Gedanken und ließ ihn sich zu Jakob umschauen, der jedoch noch immer in eine andere Richtung starrte.
 

“Wofür?” wagte er es schließlich vorsichtig nachzufragen.
 

“Dass ich mich so angestellt habe … wegen meiner Ehre. Du konntest es nicht wissen.” fügte er versöhnlich hinzu.
 

“Na ja”, ging der andere darauf ein, “immerhin hab ich jetzt was gelernt, nicht?”
 

Jakob antwortete nicht, doch auf seinem Gesicht war wieder dieser Ausdruck erschienen, den Alexis so an ihm mochte: Er lächelte nicht, doch seine Züge waren völlig entspannt, sein Blick ein wenig nach innen gerichtet, doch noch weit davon entfernt, als dass man es ‘abwesend’ nennen konnte.
 

“Lass uns weiterüben.” schlug er schließlich vor und stand auf. Zu Alexis’ Verwunderung bot er ihm eine Hand an, um ihm aufzuhelfen. Er nahm sie und ging dann zu seinem Besen, der einige Meter entfernt im Feld lag. Der Stiel war ein wenig feucht und eiskalt von der Kälte, sodass es ihm beinahe widerstrebte, ihn anzufassen.
 

Er schwang sich mit einem Bein darüber und hob ab.
 

“Dieses Mal wird es nicht so leicht für dich!” rief er Jakob über die Schulter hinweg zu, während er sich rasch von ihm entfernte, jedoch nicht so weit wie das letzte Mal.
 

Als er sich schließlich vollends umgewandt hatte, sah er wie Jakob breitbeinig die Fersen in den Boden bohrte und seinen Zauberstab auf ihn richtete. Er hatte keine Zeit mehr, sein Handeln weiter zu beobachten, denn plötzlich schoss ein Blitz aus blauem Licht auf ihn zu - ohne dass er gesehen hatte, wann Jakob den Spruch gesprochen hatte.
 

Im letzten Moment wich er aus und geriet ein wenig ins Schwanken, fing sich jedoch sofort wieder.
 

Er biss die Zähne zusammen und verengte die Augen zu Schlitzen. Auch wenn er in dieser Form keine Brille brauchte, trieb ihm die eisige Luft Tränen in die Augen, die es ihm erschwerten, die Angriffe früh genug zu erkennen.
 

Alexis fiel auf die Schnelle nur ein Spruch ein, den Jakob wohl akzeptieren würde. Ein zweites Mal raste er mit einer Geschwindigkeit gen Boden, die jeden Besucher eines Quidditchspiels den Atem stocken gelassen hätte.
 

“Sectrumsempra!”
 

Für eine Sekunde, in der er gespannt den Weg des Fluches verfolgte, hatte er Angst, dass Jakob dem Fluch nicht ausweichen konnte. Auch wenn dieser damit einverstanden gewesen wäre verletzt zu werden, wie er bereits gesagt hatte, so hatte Alexis dies immer noch nicht vor. Er wusste, dass das ein Fehler war.
 

Und natürlich wich Jakob aus.
 

Doch Alexis hatte plötzlich eine Idee; er riss den Besen herum und flog in den Wald. Zwischen einigen Bäumen versteckte er sich, hinter einem Ast schwebend und beobachtete Jakob, der verwirrt in seinen Angriffen inne gehalten hatte und zu dem Wald starrte, etwa auf die Stelle, wo er sich verborgen hielt. Er grinste vor Vorfreude, denn er wusste oder ahnte zumindest, dass Jakob mit so etwas nicht gerechnet hatte. Hatte er selbst ja auch nicht.
 

Er hielt den Zauberstab in der Hand. Sobald Jakob in Reichweite kam, würde er ihn angreifen - von seinem Standort konnte er Alexis nicht sehen und musste seinen Kopf ständig nach oben gerichtet halten.
 

Und tatsächlich, Alexis’ Plan schien aufzugehen, wie er feststellte, als Jakob einige Minuten später den Wald erreichte und suchend in die Baumwipfel sah, die Augen zusammengekniffen.
 

“Stupor” flüsterte Alexis ein zweites Mal; auch wenn Jakob ihm eben noch diesen Fluch untersagt hatte.
 

Jakob zuckte zusammen, als er den Fluch so plötzlich aus dem Geäst hervorschielen sah, er spannte seine Muskeln an, um zur Seite zu springen, doch es war schon zu spät: Er wurde mitten in der Brust getroffen und kippte, bewegungsunfähig wie er war, seitwärts zu Boden.
 

Grinsend ließ Alexis sich zu Boden sinken und rutschte von seinem Besen herunter.

“Erwischt” sagte er gut gelaunt. “Finite Incantatem.”
 

Der Zauber löste sich auf und Jakob biss augenblicklich die Zähne zusammen, etwas, wozu er eben keine Zeit mehr gehabt hatte. Er rieb sich die schmerzenden Glieder und stand dann mit einem Seitenblick zu Alexis umständlich auf.
 

“Okay”, sagte er, “du hast es tatsächlich geschafft.” Alexis’ Grinsen wurde breiter. “Aber”, fügte er dann ernst dazu und gleichzeitig sanken Alexis’ Mundwinkel wieder, “wieso hast du schon wieder den Lähmungsfluch benutzt?” Alexis sah verlegen zur Seite.
 

“Na ja …” begann er. “Ich war mir sicher, dass ich dich dieses Mal treffen würde … und ich wollte dich nicht unnötig verletzen - aber in einem echten Kampf würde ich natürlich einen anderen nehmen!” beteuerte er. Jakob lächelte, als bezweifelte er dies.
 

“Merk dir eines”, sagte er seufzend, “jeder Feind wird dich töten wollen. Also verteidige dich mit ihrem Leben.” Doch man sah ihm an, dass er froh war, keinen schwerwiegenderen Fluch abbekommen zu haben.
 

~~~~~*~~~~~
 

Als sie spät in der Nacht wieder in der Nische ankamen, fühlte sich jeder Knochen von Alexis so an, als wäre er aus Gummi. Nachdem er Jakob einmal in die Falle gelockt hatte, war dieser aufmerksamer geworden und hatte sich nicht mehr so leicht übers Ohr hauen lassen. Und schließlich musste er doch wieder über dem Feld fliegen, denn Jakob hatte sich seine eigene Methode angeeignet, sich im Gebüsch versteckt und ihn von dort aus angegriffen.
 

Alexis hätte nie gedacht, dass Jakob solch große Kraftreserven besaß.
 

Der Anführer lehnte nämlich momentan an der Wand und trank in aller Seelenruhe ein Glas von irgendeinem Getränk, das - dem Geruch nach zu urteilen - wohl stark alkoholisch sein musste. Nichts für Alexis.
 

“Verträgst du das überhaupt?” fragte er skeptisch. Jakob blickte auf, sah dann wieder auf sein beinahe geleertes Glas zurück und schaute ihn dann wieder mit hochgezogener Augenbraue an.
 

“Klar” behauptete er und schüttete sich den Rest mit einem Schluck in die Kehle.

“Klar” wiederholte Alexis sprachlos. Zögerlich ging er auf ihn zu und lehnte sich neben ihn. “Bekomm ich auch was?”
 

“Nein” folgte sofort die Antwort. Jakob drehte das leere Glas in seinen Händen, dann stellte er es auf dem Tisch ab und wandte sich zum Gehen.
 

“Wieso nicht?” fragte Alexis, bevor er einfach so verschwinden konnte.
 

“Dafür bist du noch zu jung.”
 

“Ich bin volljährig!” verteidigte er sich.
 

Schweigen. In Jakobs Kopf arbeitete es, bis er eine Idee hatte.
 

“Okay” sagte er. “Aber nur unter einer Bedingung: Du bekommst was, wenn du mich zum ersten Mal besiegt hast.”
 

“A-Aber das habe ich-”
 

“Hast du nicht.” unterbrach Jakob ihn. “Ich meine einen richtigen Sieg. Nicht einen, den du mit einem so feigen Trick errungen hast.”
 

Dann ging er und ließ Alexis allein in der Küche zurück, allein mit seinen Gedanken. Einen richtigen Sieg wollte Jakob, dachte er sich, also sollte er ihn auch bekommen.
 

Er dachte nicht daran, dass er die Chance verpasste, sich heimlich ein wenig von dem Getränk zu nehmen.
 

~~~~~*~~~~~
 

Er atmete noch ein Mal tief durch, ehe er anklopfte und eintrat, ohne eine Antwort abgewartet zu haben. Er war noch nie zuvor in Jakobs Zimmer gewesen - er hatte auch noch nie einen Grund gehabt, doch er hatte sich vorgenommen, endlich wegen Hedwig mit ihm zu sprechen.
 

In dem Zimmer herrschte das pure Chaos.
 

Bücher lagen kreuz und quer, Bücher in den verschiedensten Formaten und Farben, dann Papiere, Federn, Zaubertrankzutaten und einige undefinierbare Dinge, von denen Alexis lieber nicht wissen wollte, wozu sie da waren.
 

Jakob saß auf einem altersschwachen Stuhl, den Kopf auf die Arme gebettet und die Augen geschlossen. Er schlief.
 

Alexis blieb eine Weile zwischen den Bücherstapeln stehen, unschlüssig, ob er wieder gehen und später zurückkehren oder ihn einfach aufwecken sollte. Von Ron wusste er, dass manche Menschen extrem schlecht gelaunt waren, wenn sie aus ihrem Schlaf gerissen wurden. Doch wenn er ihn jetzt nicht endlich darauf ansprach, würde er sich nie dazu aufraffen können. Außerdem wäre Jakob sicher wütend auf ihn, wenn er wüsste, dass er ihm solch wichtige Informationen vorenthielt.
 

Also schritt er langsam auf den schlafenden Werwolf zu und streckte seine Hand aus.
 

Doch bevor er ihn auch nur mit den Fingerspitzen berühren konnte, beschleunigte sich plötzlich Jakobs Atem, er zuckte zusammen und fuhr hoch, die Augen weit geöffnet.
 

“Alexis!” rief er erschrocken aus. “Bist du wahnsinnig, dich so an mich ran zu schleichen?”
 

“Ich - äh …” stammelte der Angesprochene und nahm dann all seinen Mut zusammen, um einen ordentlichen Satz zustande zu bringen, so eingeschüchtert war er. Jakob schien ebenso wie Ron zu der Gruppe der Morgenmuffel zu gehören. “Ich wollte mit dir reden.”
 

Jakob seufzte, als er dies hörte und fuhr sich müde durch die Haare.
 

“Dann klopf das nächste Mal an.”
 

“Hab ich doch!” Jakob starrte ihn an, als wollte er ihm sagen, dass er das bezweifelte.
 

“Also?” fragte er, nachdem er es sich wieder auf seinem Stuhl bequem gemacht hatte. Alexis sah sich kurz nach einer weiteren Sitzgelegenheit um, gab es jedoch beim Anblick des Gerümpels bald auf. Selbst das schmale Bett war mit allem Möglichen beladen; und wenn er ehrlich war, wollte er es sich nicht unbedingt auf Jakobs Bett gemütlich machen. Das würde dann doch zu weit gehen.
 

“Ich habe einen Brief bekommen, gestern.” Er hielt ihn ihm unter die Nase.

“Aha” meinte Jakob augenscheinlich desinteressiert, doch wenn man ihn genau betrachtete, konnte man erkennen, dass das Gegenteil der Fall war.
 

“Er ist vom Orden.”
 

Jakob zuckte zusammen und kippte beinahe vom Stuhl, als er das hörte, und klammerte sich an der Tischkante fest.
 

“W-Wie? - Was steht drin?”
 

Wortlos reichte er ihm die Pergamentrolle, Jakob entfaltete und las sie ebenso stumm. Schließlich sah er wieder zu ihm auf.
 

“Auroren in der Nockturngasse?” fragte er. “Das ist nicht gut.” Er stockte. “Du hättest schon gestern damit zu mir kommen sollen!” warf er ihm vor.
 

“Ja … ich weiß, aber es kam mir irgendwie immer was dazwischen …” murmelte Alexis. Er wusste, dass diese Ausrede schwach war.
 

“Und?” Alexis blinzelte, als er merkte, dass Jakob ihn immer noch mit intensivem Blick anstarrte.
 

“Was ‘und’?” hakte er nach.
 

“Na, willst du wieder zurück?”
 

“Natürlich nicht!” brauste Alexis auf.
 

“Nur die Ruhe, Mann.” beschwichtigte Jakob ihn mit erhobenen Armen. “So meinte ich das nicht - du könntest sie doch für uns ausspionieren.”
 

Alexis dachte eine Weile darüber nach. Dennoch musste er zugeben, dass ihm die Rolle, die Jakob ihm vorschlug, nicht gefiel.
 

“Ich wäre sicher nur im Weg … und Remus ist ja schon dort.” sagte er schließlich. “Außerdem hat Moody schon Verdacht geschöpft.”
 

Jakobs Mundwinkel zuckten.
 

“Du hast Recht.”
 

Danach verfielen sie in Schweigen. Jakob hatte den Kopf gesenkt, um sich den kurzen Brief immer und immer wieder durchzulesen.
 

Alexis war indes etwas eingefallen. Er erinnerte sich an den Tag, an dem er aus Hogwarts geflohen war. Damals war er schnurstracks in die Winkelgasse und zu der Gringottsbank gegangen, um sein Konto auflösen zu lassen. Und er war einem jungen Kobold über den Weg gelaufen, der an seinen Zielen gar nicht mal so uninteressiert war, der Abenteuer erleben wollte.
 

Alexis hatte gesagt, dass er sich in den nächsten Tagen bei ihm melden wollte. Per Eule.
 

Weder war Hedwig zu diesem Zeitpunkt bei ihm gewesen, noch hatte er ihm auf eine andere Weise eine Nachricht zugeschickt. Und das war schon über zwei Monate her.

“Scheiße …” zischte er leise, damit Jakob es nicht hörte.
 

Er tat es trotzdem.
 

“Was ist?” fragte er überrascht und rollte das Pergament wieder zusammen.
 

“N-Nichts!” stotterte Alexis und sah zur Seite. “Doch …” Jakob schmunzelte.
 

“Kannst dich wohl nicht entscheiden, hm? - Also?”
 

Immer noch traute Alexis sich nicht, ihn anzusehen. Es war ihm peinlich, weil er den Kobold vergessen hatte. Doch er war sich auch bewusst, dass dieser eine wichtige Funktion in ihrer Gruppe haben könnte.
 

“Also … es ist so … bevor ich zu euch kam, da bin ich nach Gringotts gegangen.” sagte er langsam. Jakob regte sich nicht. “Ich hab mein Konto aufgelöst und … traf einen Kobold.” Er schluckte. “Wir haben uns unterhalten und er sagte mir, er wollte Abenteuer erleben. Da hab ich-”
 

“Lass mich raten.” unterbrach Jakob ihn. “Du hast ihm von deinen Plänen erzählt.” Alexis nickte. “Ziemlich leichtsinnig von dir. Aber das bin ich ja schon gewohnt, wenn ich bedenke, wie du das bei uns angestellt hast.” Alexis spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss.
 

“Wie hätte ich es sonst anstellen können?” fragte er leise.
 

“Nun ja, das Problem war ja nicht das Wie.” gab Jakob zu. “Der springende Punkt ist nur, dass du uns gar nicht kanntest. Du hättest dich mal ein wenig erkundigen sollen.” Er seufzte laut auf. “Nun ja, mehr Glück als Verstand.”
 

“Idiot” nuschelte Alexis, doch er meinte es nicht so. “Und wieso hast du mich dann überhaupt aufgenommen?” Jakob grinste fies, als er das gefragt wurde.
 

“Da hattest du wieder mehr Glück als Verstand!” sagte er. “Oder auch Glück im Unglück, wenn wir schon bei Redewendungen sind.” Alexis ließ ihn reden und erwähnte nicht, dass nur er die ganze Zeit Redewendungen gebrauchte. “Wenn du nicht gerade in diesem Moment einen deiner … Anfälle bekommen hättest, hätte ich dich nie aufgenommen.”
 

Alexis bemühte sich, sich nicht allzu schlecht zu fühlen. Er hatte anscheinend wirklich Glück gehabt, dass er die Truppe nicht nur zufällig getroffen hatte, sondern auch, dass sie ihn so einfach akzeptiert hatten. Obwohl ‘akzeptieren’ nicht unbedingt das richtige Wort dafür war - aber er war auf dem richtigen Weg dorthin, da war er sich sicher.
 

“Also hattest du Mitleid mit mir?” fragte er dennoch leicht verletzt nach.
 

“Könnte man so ausdrücken.” Jakob runzelte die Stirn, er wusste, dass es Alexis nicht gefiel, was er ihm gesagt hatte. “Aber …” Alexis sah ihn mit ungewohnt ernstem Gesichtsausdruck an. “Aber ich denke, du bist mir inzwischen nicht nur ein Verbündeter, sondern auch ein Freund geworden.” meinte der, der ihm vor kurzem noch gesagt hatte, dass Freunde dort fehl am Platze wären.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-11-27T16:26:59+00:00 27.11.2007 17:26
hihihi..alex scheint jakob ja auch im gewissen sinne zu beeinflussen, was?
tolles kap
hab leider keine zeit mehr zu schreiben
lg


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