Januar
Liebes Tagebuch! 2. Januar
Wir haben heute Tourauftakt und in zwei Stunden geben wir das erste Konzert in diesem Jahr. Wie toll!
Bin gespannt, was mich diesmal erwartet. Ich glaube, die Fans haben da so ein festes Ritual. Fängt damit an, dass sie bereits zwei Wochen vor unserem Auftritt vor der Konzerthalle campieren.
Wirklich unterhaltsam wird es aber erst beim Einlass. Dann mobilisieren sie ihre letzten Kräfte und rennen sich gegenseitig über den Haufen.
Bei der letzten Japantournee habe ich einen unserer Security Männer damit beauftragt die Einlass-Szenen in sämtlichen Städten mit der Kamera aufzuzeichnen. Das Band schaue ich mir jeden Tag an!
Naja sobald die Spotlights angehen, brechen die ersten drei Reihen ohnmächtig zusammen und es wird nachgerückt! Aber das interessiert mich nicht wirklich, ich sehe es sowieso nur schemenhaft. Wenn dir 80 Scheinwerfer fast das Gesicht weg brennen, bist du praktisch blind. Ist vielleicht auch besser so!
Liebes Tagebuch! 5. Januar
Seit geraumer Zeit habe ich einen Tennisarm.
Liegt daran, dass ich es ständig tun muss und mich nicht dagegen wehren kann. Aber Seiya und Taiki meinen, dass wir so was ab und zu mal brauchen. Die Beiden stehen da irgendwie drauf (besonders Seiya), aber ich kann dem nun mal nichts abgewinnen - Ich hasse Autogrammstunden!
Liebes Tagebuch! 7.Januar
Heute waren wir zu dritt in einem Jazzclub. Taiki hat darauf bestanden, dass wir dort hin gehen. Er ist der Meinung, dass Seiya und ich ein wenig Kultur nötig hätten. Aber was nützt einem diese Scheißkultur, wenn das Essen miserabel ist? Jedenfalls sah es aus, als wäre es schon mal gegessen worden. Ansonsten wurden meine Ohren abwechselnd von Katzengejammer oder Fahrstuhlmusik strapaziert. Taiki fand's toll. Er schwafelte irgendwas von ''qualitativ hochwertigen Musikgenuss''. Ahja! So viel zur Kultur!
Fazit: In Zukunft interessiert mich nur noch die Kultur meines Joghurts!
Liebes Tagebuch! 10. Januar Seiya, Taiki und ich mussten heute unsere Öffentlichkeitsarbeit in den Zoo verlegen, weil wir Paten für ein bescheuertes Tierbaby werden sollen. Ich bin vor Langweile fast eingeschlafen, daher habe ich nicht mitbekommen, um was für ein Tier es sich da eigentlich handelt. Aber da Seiya total für unser flauschiges Patenkind geschwärmt hat, tippe ich mal auf ein Gorillababy. Ich glaube mit Gorillas kann er sich am meisten identifizieren.
Liebes Tagebuch! 15.Januar
Nachträglich zum Tourauftakt hat die Presse uns wieder mal mit allerhand Schlagzeilen versorgt. Das mit den Medien und uns ThreeLights ist so eine Art innovatives 'Geben und Nehmen'. Wir GEBEN denen keinen Anlass und sie NEHMEN sich dann das Recht ihre Geschichten über uns zu spinnen.
Diesmal hat es mich und Seiya erwischt. Taiki haben sie verschont, weil die Artikel um sein angebliches Borderline-Syndrom noch ganz gut im Gespräch sind. Mich haben sie diesmal mit Homosexualität bedacht. Unser Manager hält das für eine Negativschlagzeile. Ich persönlich denke da ganz anders drüber. Ich bin schwul? Perfekt!
Der Anteil meiner potentiellen Groupies verringert sich somit um 97, 4 Prozent. Einen Nachteil hat die Sache allerdings schon: George Michael quält meinen Anrufbeantworter seit geschlagenen fünf Stunden!
Ich werde morgen mal in der Presseabteilung anrufen und fragen, ob man aus dem homosexuell eventuell noch ein asexuell stricken könnte.
Bei Seiya haben sie allerdings dieses Mal den Vogel abgeschossen.
Er ist eigentlich ziemlich hart im Nehmen, fast so ne Art Vollprofi. Du kannst ihm Impotenz oder ne Strichervergangenheit anhängen - Er nimmt es mit Humor!
Aber dass sie jetzt behaupten, seine Haare seien unecht, hat ihn ziemlich hart getroffen. Er sitzt seit drei Tagen völlig deprimiert in seinem Zimmer und heult sich die Seele aus dem Leib.
Die Tournee haben wir vorerst abgebrochen, aber sein Therapeut meint, er wird eines Tages darüber hinweg kommen.
Liebes tagebuch! 21.Januar
Unser Manager hat uns aufgefordert an unserem Image zu arbeiten. Mir hat er nahe gelegt, die fröhliche Seite aus mir raus zu kehren.
Leichter gesagt als getan! Natürlich könnte ich meine Gesichtshaut hinter den Ohren fest tackern, aber ich will Seiya echt nicht die Show stehlen!
Da saß ich also still grübelnd in meiner Lieblingsbar und versuchte möglichst fröhlich auszusehen, als mich der Typ neben mir fragte, warum ich denn so deprimiert sei. So ein Imagewechsel kann ganz schön frustrierend sein!
Da ich meinen redseligen Tag hatte, verklickerte ich dem Typ mein Problem. Ich hatte kaum zu Ende gesprochen, da hielt er mir eine kleine Plastiktüte mit bunten Pillen unter die Nase. Er fügte noch hinzu, dass es wahre Glücklichmacher seien. Das Design sprach für sich: Die Dinger hatten wirklich niedliche Gesichter!
Ich tat das, was jeder normale Jungstar mit gesundem Menschenverstand getan hätte und so wechselten Pillen und Geldschein unauffällig ihren Besitzer. Ich zog mich auf die hauseigene Männertoilette zurück und schluckte feierlich mein neues Ich, das fröhliche Image hinunter.
Ladies and Gentlemen! A new star is born!
...
Das Letzte woran ich mich erinnern konnte, war Taiki in einem Ballettröckchen, der auf einem Pandabär an mir vorbeiritt.
Als ich die Augen aufschlug, musterten mich ein halbes Dutzend kopfschüttelnder Ärzte. Man sagte mir, dass ich dem Tod gerade noch so von der Schippe gesprungen sei. Auch gut!
Damit das nicht nochmal passiert, entschied unser Manager, dass ich irgendwie doch ein ganz fröhlicher Typ sei.
Selbst die Presse zeigte Einsicht. Für sie bin ich nicht mehr Yaten, der Schwule. Ich bin nun viel mehr Yaten, der drogensüchtige Schwule.
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