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Dark Age of Camelot

Licht und Schatten
von

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Kein Alptraum. Willkommen in Midgard

Blut, Schreie, Schweiß und Tränen.

Der Krieg frisst seine Opfer oder fügt ihnen schreckliche Verletzungen zu, um sie dann leiden zu lassen. So war es schon immer und so wird es immer bleiben.

Die Luft vibrierte vor Magie, das Klirren von Stahl auf Stahl wob einen eigenen Klangteppich und spielte das grimmige Lied des Verderbens.

In der aufgewühlten, durstigen Erde versickerte das Blut verfeindeter Reiche. Ihr war es egal, woher Diejenigen stammten, die nun mit blicklosen Augen ins Nirgendwo starrten oder ihre letzten Atemzüge aushauchten.

Auch der Mond stand voll und rund am Himmel. Wie ein kaltes, silbernes Auge überblickte er das Schlachtfeld. Heute schien das Volk des Nordens zu triumphieren. Die Hibernianer, die ausgezogen waren, um Midgards Relikte zu rauben, mussten nun voller Entsetzen feststellen, dass ihre Feinde zu zahlreich waren, und das, wo sich alle, auch die Königin, sicher gewesen waren, dass rein gar nichts schief gehen durfte und konnte.

Zweihundert Jahre ungetrübter Hass und viele Grausamkeiten, die in erster Linie die Unschuldigen getroffen hatten, gaben jetzt beiden Seiten den Mut der Verzweiflung. Und doch konnte niemand ewig kämpfen. Die Konzentration ebbte ab, die Zauber verloren an Macht. Schwertarme wurden müde, die Klingen dazu stumpf. Würde sich die Streitmacht Albions nun in das Geschehen einmischen, stünde der Sieger schon fest, vorausgesetzt, dass es bei den Morden dieser Nacht einen Sieger geben konnte, dachte der in aller Heimlichkeit mitgereiste junge Champion namens Madran und wischte sich zitternd über die schweißnasse Stirn.

Plötzlich gellte ein Schrei durch das Tal von Emain Macha: "Llancheu ist gefallen!"

Unruhe erfasste die Hibernianer, dann Entsetzen. Ihr Kriegsmeister, der fähigste Befehlshaber des Reiches, lag mit blutüberströmtem Gesicht neben dem Nordmann, der ihn erschlagen hatte und den er noch in den Tod mitgenommen hatte. Das gab den Ausschlag. Mit einem nur papierdünnen Mantel der Selbstbeherrschung und der stillen Gewissheit, dieses Gefecht nicht mehr gewinnen zu können, verwandelten sich die kläglichen verbliebenen Truppen in einen aufgelösten Haufen flüchtender Männer und Frauen, die heute einfach noch nicht sterben wollten.

Ein Elf, eigentlich viel zu jung für dieses Schlachtfeld, gehörte zu den Wenigen, die ihre Waffen noch nicht weggeworfen hatten. Cheres' rotblondes Haar war blutverkrustet, eine hässliche Platzwunde verunzierte seine linke Schläfe. Über die dazugehörige Wange verlief ein breiter Schnitt bis zum Kinn und ein abgebrochener Pfeil steckte kurz oberhalb seiner rechten Hüfte in der zerschrammten, blut- und dreckverschmierten Rüstung. Aus dem Augenwinkel sah er eine Bewegung und riss automatisch die Klingen empor, doch er wusste, diese Reaktion würde viel zu spät kommen. Der breite Steinhammer des Trolls musste ihn treffen und ihm das Gesicht zerschmettern und beinahe ergeben schloss Cheres die Augen, um es nicht zu sehen.

Nichts geschah und zögerlich öffneten sich die Lider des Elfen. Der Troll war erstarrt, ein Zauber, gewirkt von einem hibernianischen Magier, musste ihn getroffen haben. Cheres wusste, dass diese Wirkung nicht sehr lange anhalten konnte. Stolpernd hechtete er hinter den Midgarder und rammte ihm mit aller Kraft die Klingen in die Kniekehlen. Es gab eindeutig zu wenige Stellen, an denen die dickhäutigen Hünen verwundbar waren. Der Zauber verlor seine Kraft und ein tiefes, schnaubendes Grollen kam dem Troll über die farblosen Lippen, ehe er mit einem dumpfen Laut nach vorne stürzte. Erschöpft sah sich Cheres nach seinem Retter um und spürte, wie ihm der letzte Rest Farbe aus den blutverschmierten Wangen wich. Gerade eben schleuderte Alazais einem heranstürmenden Kobold einen Schwall Sonnenenergie entgegen und wirkte den Erstarrungszauber auf einen Zwergenkrieger, der schon ausholte, um einer keltischen Animistin den Schädel einzuschlagen. Alazais war sichtbar müde und wob die Zauber nur noch mit großer Anstrengung. Ein dünner Blutfaden rann von seinem linken Spitzohr und dann und wann presste er eine Hand auf den unteren Rippenbogen. Hinter ihm tauchten neue Midgarder hinter der Hügelwölbung auf.

Cheres fluchte heiser und stürmte los, wobei er im Laufen einem Nordmann beinahe ungeduldig das Rapier in die Kehle stieß- röchelnd brach der Midgarder zusammen. "Achtung, hinter dir!" schrie er noch, und Alazais wirbelte tatsächlich herum, nur kam diese Bewegung zu langsam. Schwer traf ihn die Breitseite eines blutverschmierten Schwertes am Kopf und ließ den Elfen in die Knie brechen. "Nein!" brüllte Cheres, da spürte er zwei harte Schläge im Rücken. Stolpernd stürzte er nach vorne und tastete unsicher hinter seinen Rücken. Als er die Hand zurück zog, waren seine Fingerspitzen rot. Albionische Armbrustbolzen. Hilflosigkeit und Zorn erfüllten den Schwertmeister. Er wollte aufstehen, und wieder riss ihn ein Bolzen zu Boden. "Nein...," murmelte er abermals, dann versank die Welt in grellrote Bewusstlosigkeit.
 

Alazais hatte niemandem gesagt, dass er doch noch am Reliktfeldzug teilnehmen würde.

Jetzt wünschte er sich sehr, es doch getan zu haben. Seine Eltern würden ihn wohl niemals wieder sehen, die Gewissheit durchzuckte ihn in dem Moment, als ihn die schwere Klinge eines Midgarders traf und zu Boden schleuderte. Die Welt machte einen trägen, langsamen Purzelbaum und alles um ihn herum verschwamm. Der Elf war beinahe selbst überrascht, was er in diesen wenigen Sekunden alles empfinden konnte- Furcht vor dem nahenden Tod, Wut auf Cheres, der der Grund war, weshalb er sich doch noch still und heimlich unter die Armee gemischt hatte, Schuldgefühle gegenüber seiner Familie und beinahe so etwas wie Erleichterung- vielleicht würde all das hier ganz schnell gehen und ihm ein rasches Ende ohne Feuerträume bescheren. Er sah noch undeutlich, wie Cheres getroffen zu Boden ging, wollte schreien und stieß stattdessen einen tiefen Seufzer aus, als ihn die Bewusstlosigkeit wie eine ungezügelte Meereswelle übermannte.

Das Nächste, was der junge Mentalist spürte, war Kälte.

Klirrende Kälte.

Wieviel Zeit war wohl vergangen? Minuten? Stunden? gar Tage?

Die Welt bewegte sich sanft auf und ab und Alazais blinzelte einige Male, ehe er mühsam die Augen aufschlug. Um ihn herum war es weiß. Schnee und schneeverkrustete Nordlandtannen, soweit seine Augen reichten. Auf der linken Gesichtshälfte des Hibernianers war das Blut zu einem breiten Streifen getrocknet. Jeder Atemzug stach in seinen Lungen, die Rippen schmerzten erbärmlich. Offenbar hatte ihn zwischendurch tatsächlich der Hammer eines wütenden Donnerkriegers getroffen. Alazais stöhnte ganz leise. Wie ein nasser Sack hing er quer über den Rücken eines Pferdes, mit zusammengebundenen Händen und schlimmen Kopfschmerzen. Und er war nicht allein. Der junge Elf wurde blass, schluckte leise und wagte es nicht, den Kopf gänzlich anzuheben. Die vermummten, mit Pelzmäntel bekleideten Gestalten um ihn herum waren ausnahmslos Midgarder.
 

"He Björn, ich glaube, er wird wach!" der großgewachsene rothaarige Nordmann, sein Name lautete Leif Ragnarsson, zügelte sein Pferd und deutete mit dem Daumen über die Schulter. Tatsächlich regte sich ihr Gefangener sachte und hatte die Augen geöffnet. Der Angesprochene hob die Hand und gab das Zeichen zum Anhalten. Björn, Befehlshaber des eher kleinen Dorfes Vasudheim, maß beinahe zwei Meter, hatte eine breite Narbe im Gesicht und war auf dem linken Auge erblindet, das andere blickte noch klar und scharf wie das eines Raubvogels. "Scheint wohl so," erwiderte er kurz angebunden. "Stellan, du wolltest ihn mitnehmen, also wirst du dich um ihn kümmern." Sein Tonfall machte klar, dass er dem Elfen auf dem Schlachtfeld viel lieber den Kopf abgeschlagen hätte, statt ihn gefangen zu nehmen. Aber Stellan hatte ihn gebeten, diesen Bengel und vielleicht noch ein paar andere junge Hibernianer als Kriegsgeiseln mitzunehmen. Eventuell hatten sie wichtige geheime Informationen, die den nicht enden wollenden Krieg endlich in eine bessere Richtung manövrieren würden, vielleicht waren sie ein hohes Lösegeld wert- und ansonsten würde sich schon irgend etwas mit ihnen anfangen lassen. Da Stellan einer seiner fähigsten und tapfersten Kämpfer war, hatte er ihm seine Bitte nicht abgeschlagen. Der blonde Berserker hatte sich bereits umgedreht und maß ihren Gefangenen mit seinen eiskalten, wasserblauen Augen. "Das werde ich," nickte er und Leif, einer seiner besten Freunde und Kampfgefährten, ließ ein maliziöses Grinsen aufblitzen. "Was immer du darunter verstehst, du alter Hurenbock." Die Umstehenden lachten leise, nur Björn grunzte unwillig. "Bring ihn zum Reden, wenn du kannst. Spätestens in Vasudheim will ich wissen, wer er ist. Dieser Frischling hat doch in Emain nichts zu suchen. Vielleicht sollte das eine Falle sein." Er sah Stellan forschend an. "Bringst du noch andere Gefangene, Jarl?" Stellan riss den Blick von der Gestalt des Elfen los und strich sich über seinen blonden Bart. "Der Trupp unter Ole und Annika hat noch ein paar eingesammelt. Sie sind etwa eine Stunde von uns entfernt, ich hielt's für klüger, wenn wir nicht alle auf einem großen Haufen in Emain herumstehen. Die Albioner sind uns natürlich in den Rücken gefallen." Björn nickte. "Das war abzusehen. In jedem Fall war es eine kluge Entscheidung von dir. Wir machen zehn Minuten Rast," rief er dann den übrigen Midgardern zu, "danach geht es nach Vasudheim. Ich will das Dorf vor Anbruch der Dunkelheit erreichen!"

Während die Milesier -so nannten sich zumindst die menschlichen Bewohner des Nordens- von ihren Pferden abstiegen, sich streckten und Schnee aus den Haaren schüttelten, stapfte Stellan zu dem Gaul hinüber, welcher den Elfen trug. Das Pferd schnaubte leise und scheute und harsch packte der blonde Nordmann die Zügel, wobei er seinen Gefangenen eindringlich musterte. Der Hibernianer war in grau und schwarz gekleidet, teure Stoffe und für einen Kämpfer gänzlich ungeeignet. Seine selbst für einen Elfen zierliche Statur ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er wohl ein Magier war, oder zumindest einmal einer werden wollte. Lange spitze Ohren stachen durch die hüftlangen blonden Haare und ein Paar tiefbrauner Mandelaugen erwiderte Stellans Blick ausdruckslos. Flüchtig spürte der Nordmann leisen Ärger in sich aufsteigen. Optisch schätzte er sein Gegenüber auf fünfzehn, höchstens sechzehn Jahre. Ein Grünschnabel, völlig deplatziert im Grenzgebiet, ein Kind, und doch arrogant genug, ihn anzustarren, als wäre er ein besonders interessantes, aber nicht eben hübsch anzusehendes neues Insekt. Ehe er sich noch beherrschen konnte, packte er die silbergraue Tunika des Elfen und riss diesen mit einer kurzen Bewegung vom Pferd, um ihn grob in den Schnee zu stoßen.
 

Alazais verstand kein Wort von dem, was die Midgarder miteinander besprachen, doch die Blicke, die sie ihm zuwarfen, waren alles andere als angenehm. Er versteifte sich unmerklich, als einer von ihnen in seine Richtung stapfte. Der Mann, für menschliche Verhältnise wohl Ende zwanzig, war groß und muskulös und für einen Bewohner des kalten, schneereichen Midgards erstaunlich dunkelhäutig. Es waren seine Augen, die in Alazais leise Nervosität säten. Wie kalte blaue Murmeln, berechnend und mit einem Hauch kaum verdeckten Wahnsinns. Jetzt stand der Fremde vor ihm und starrte ihn wortlos an, wobei seine leicht verrückten Augen zu blitzen schienen. Der Mentalist schluckte und sah ratlos zurück, unschlüssig, was in dieser Situation angebracht war. Ein Lächeln? sicher nicht, der Midgarder könnte es als höhnische Provokation deuten. Sollte er etwas sagen? das würde kaum etwas bringen, immerhin sprachen sie verschiedene Sprachen. Während der Elf noch überlegte, schien im Gesicht seines Gegenübers etwas zu zerbrechen und eine große Hand schnellte vor, um ihn warnungslos vom Pferd zu reißen. Darauf war Alazais nicht gefasst gewesen und als seine gemarterten Rippen auf den Boden trafen, konnte er nur mit Mühe einen leisen Aufschrei unterdrücken.
 

Stellan knurrte leise und sah auf den Hibernianer herunter. Dessen Gesicht schien noch immer Arroganz wiederzuspiegeln, selbst jetzt, wo er verstohlen nach seinem Brustkorb tastete und eine Spur schwerer atmete. "Damit wir uns gleich verstehen, Kleiner, du bist ganz sicher nicht in der Position für Frechheiten," raunte Stellan gefährlich leise, hob einen pelzgesäumten Stiefel und trat den Elfen mit kaum gebremster Kraft in die Rippen. Ein leises Knacken verriet, dass der Tritt Wirkung gezeigt hatte. Der Junge keuchte vor Schmerz. Leif schlenderte an die Seite seines Gefährten. "Was für ein blasses Püppchen," sagte er mit einer Verachtung, die nicht ganz echt klang. Interessiert starrte er auf den Elfen herunter. "Was willst du mit dem, Stellan? bestimmt ist er nur durch Zufall ins Heer geraten. Der ist doch mit der Ausbildung nicht einmal halb fertig." Stellan maß Leif mit einem gereizten Blick. "Vielleicht hat er uns dennoch etwas zu sagen. Ihr musstet diesen Befehlshaber ja unbedingt in Stücke schlagen. Er wäre unter Garantie ein wertvolles Pfand gewesen. Der da war lediglich der Erste, der mir in die Finger geraten ist." Leif grinste dünn. "Was für ein Zufall. Nun ja," lässig zuckte er mit den Achseln, "niedlich ist er ja. Zuhause wirst du ihn sicher schon, mh, zum Sprechen bringen." Der andere Nordmann brummte unverbindlich und im selben Moment rief Björn: "Genug getrödelt, wir reiten weiter!" Stellan beugte sich unverzüglich nach unten, packte den Elfen unter den Achseln und zerrte ihn unsanft auf die Füße. Mühelos hob er ihn hoch und hievte ihn wieder über das Pferd. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, wandte sich der Milesier mit einem Ruck ab und kehrte zu seinem eigenen Reittier zurück. Wenig später setze sich der kleine Tross in Bewegung.
 

Alazais biss sich auf die Lippen und schmeckte den Kupfergeschmack von Blut auf der Zunge. Seine linke Körperseite fühlte sich an, als würde sie in Flammen stehen. Doch er konnte jeden größeren Schmerzlaut herunter schlucken und resigniert die Augen schließen, als er wieder über den Pferderücken geworfen wurde. Für den Moment sah es nicht so aus, als würden die Midgarder ihn umbringen wollen. Das konnte sich in der Tat noch ändern, aber Alazais verstand nicht, wieso man ihn überhaupt mitgenommen hatte. Mutlos überließ er sich den wogenden Bewegungen des Pferdeleibes und harrte mit einem unguten Gefühl der Dinge, die da kommen mochten.



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