Einsam sitze ich hier, höre Musik, schweige, sehe stumm aus dem Fenster. Wie so oft sitze ich hier und weiß nicht, was ich soll, was meine Existenz soll, wenn ich Dich doch nicht haben kann. Ich schlucke schwer, als mein Lieblingslied in meinen Ohren erklingt. Eigentlich mag ich das Lied gar nicht, es ist nicht mein Stil, doch ich höre es, immer und immer wieder, bis ich vor Sehnsucht fast vergehe, weil es das Lied ist, das Du so sehr liebst, weil Du es immer hörst, weil Du mir gesagt hast, dass Du es magst. Es ist ruhig, zu ruhig, schon fast melancholisch, es heitert mich nicht im geringsten auf, im Gegenteil, ich weine fast jedes Mal, wenn ich es höre und doch kann ich es nicht wegschalten, löschen, aus meinem Leben verbannen.
Stur starre ich nach draußen, ignoriere alles um mich herum, was soll's, ich bin ohnehin alleine.
Vater spricht mich an, sagt etwas, doch ich verstehe es nicht, will es nicht verstehen, ist ohnehin bedeutungslos für mich. Alles ist bedeutungslos, außer Dir, nach dem ich mich so sehne, den ich nicht haben kann.
Vater geht wieder. Es macht keinen Unterschied. Ich bin allein, ob er da ist oder nicht. Oft höre ich von Dir, dass ich nicht sagen soll, ich sei alleine, schließlich seist Du ja da.
Und wieder ertönt Dein Lied in meinen Ohren, wieder und wieder. Ich höre nur noch dieses eine Lied, dass ich es auswendig kann und es ja eigentlich nicht mag, ist mir egal. Das alles hat für mich keine Bedeutung mehr. Nichts hat mehr eine Bedeutung. Nicht mal meine Existenz. Was soll sie auch schon?
Ich liebe dich.....
Einst hörte ich diese Worte aus Deinem Munde, einst flüstertest Du sie mir zärtlich zu und ich gab mich Dir hin, lauschte Deinen Worten, wollte sie glauben, glaubte sie und Du....
Du....
Jetzt ertönt Deine lieblingsstelle, der Refrain des Liedes. Immer wieder hast Du von diesem Lied erzählt, das Dich so berührte, fortriss, ja schon fast in Extase versetzte. Ich habe das nie verstanden und tue es auch heute noch nicht, aber es macht mir nichts, solange ich dieses Lied, Dein Lied habe.
Stumm starre ich aus dem Fenster, starr, richte meinen Blick auf den Hof, die Strasse, die dort vorbei läuft. Ich sehe Deine Freunde, wie sie lachen, Dich umringen. Deine Freude, die...
Vater spricht mich schon wieder an. Er mache sich Sorgen, hörst Du? Er macht sich Sorgen um mich, um uns, weil wir nicht mehr reden. Hizumi , sagt er, Hizumi ich sorge mich.
Wie wunderbar für ihn. Vater sorgt sich, weil sein Sohn nicht mehr mit seinem besten Freund spricht, weil er absolut nichts mehr spricht, weil er schweigt, keine Gemütsregung zeigt, bei nichts, niemandem, keinem.
Weil er nicht mal reagiert, als er sieht, wie das Auto näher kommt.
Weil er sich nicht mal regt, als er sieht, wie das schwarze Auto Gas gibt, weiter fährt, obwohl Du da stehst.
Weil er nicht mal versucht Dich zu warnen, seinen besten Freund, den er geliebt hat.
Weil es ihm egal ist, dass das Auto schnell, zu schnell näher kommt, weil es ihm egal ist, zu sehen, wie es auf Dich zuhält, den er geliebt hatte, es immernoch tut und dennoch von Dir verschmät wird.
Weil er weiss, dass Du ihn geliebt hast, und das nicht nur einmal, und weil er weiss, dass es Dir nichts bedeutet hat, weil Du nur jemanden gebraucht hast, um deine Durststrecke zu überbrücken, weil ihm dein Name Karyu egal ist, weil er dich hasst, aus ganzem Herzen und weil er dennoch hier sitzt, schweigend, dein Lied hörend zu dir starrt und nicht einmal eine Regung zeigt, als das Auto auf dich zuhält.
Weil er nicht mal daran denkt, zu dir zu laufen und zu sehen, was mit dir geschehen ist.
Das kann er auch von hier oben sehen.
Das Blut spricht für sich.