Zum Inhalt der Seite

Wie aus dem Nichts

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 7

Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt. Wahrlich treffend. Besser konnte man seine Situation gewiss nicht beschreiben. Er warf einen Seitenblick auf den Typen, der neben ihm lief. Seit sie sich von den Schaulustigen entfernt hatten, hatten sie noch kein Wort miteinander gewechselt.
 

„Ich kann mich gleich in das nächste Loch stürzen“, brummte Jim.
 

Eine Hand folgte, die ihm neckisch einmal quer über den Rücken strich, nur um sich im nächsten Moment in seinem Shirt zu verkrallen. „Wer hat dich denn dermaßen verstimmt?“, blies ihm der andere ins Ohr.
 

Alles kribbelte, aber ihm war grad nicht nach solch einer betörenden Nähe. Die hatte ihm das ja eben eingehandelt. Schon komisch. Immer war dieser Kerl Schuld.
 

„Lass mich los!“
 

„Gerade konntest du nicht genug davon kriegen. Weißt du eigentlich, was du willst?“ Da war er wieder. Der züngelnde Sarkasmus.
 

„Du kannst mich mal!“
 

„Aber gerne doch“, säuselte der andere und vergrub seine Finger in Jims dichtem Haar, leckte mit seiner Zunge über dessen Wange.
 

Jim schlug mit beiden Armen um sich. „Kannst du das mal lassen? Weißt du eigentlich, was du mir damit gerade angetan hast?“
 

„Ich hätte dir `nen Orgasmus beschert, wenn du mich hättest weiter machen lassen.“ Er schenkte Jim ein lüsternes Grinsen. „Nein, sag’ schon!“
 

„Mein Prof hat das gesehen! Lass dir das mal auf der Zunge zergehen: mein Prof, bei dem ich in ein paar Tagen eine Diplomprüfung ablege!“
 

„Halb so wild.“
 

„Hä? Sonst geht’s dir bestens, ja?“
 

„Der war sicher nur neidisch.“
 

„Ja klar. Und schau da hoch: die Sonne ist grün. Haha, sehr witzig. Und bevor du weiter solche hirnlosen Sprüche klopfst, verrate mir mal, was du eigentlich von mir willst.“
 

„Dich.“
 

„Grrr, manchmal möchtest du mich einfach nicht verstehen, oder?“ Jim boxte ihm unliebsam in die Seite.
 

„Ich kann mich da an einen Tag erinnern, an dem du mich stundenlang nicht aus den Augen ließt.“
 

Er blieb stehen. „Das hast du gemerkt?“
 

„Nur weil ich `ne Klausur schrieb, hieß das nicht, nicht mal die Augen nach vorne zu richten. Und egal, wann ich das tat, schautest du in meine Richtung. Okay, meist an mir vorbei, doch für mich war das eindeutig.“
 

„Ach! Das möchtest du daran erkannt haben, dass ich an dir vorbei blickte?“
 

„Ich behielt doch Recht, also was fährst du mich jetzt so an?“
 

„Weil wir gesehen wurden, verdammt noch mal!“
 

„Ach, das ist auch nur ein Mensch mit Trieben.“
 

„Hach, was bin ich dann für dich? Ein Objekt, an dem du deine Lust ausleben kannst?“
 

Jim blinzelte. Was faselte er denn da? Das hörte sich wie von einem Mädchen an. Kaum vernascht und schon die ersten Klammerversuche. Gott, es war an der Zeit, nach Hause zu gehen, die Tür hinter sich zu schließen und nie wieder zu öffnen!
 

„Das auch“, wurde ihm schulterzuckend entgegengebracht.
 

Bevor er wieder etwas total verweichlichtes, vor Emotionen triefendes von sich gab, legte er ungestüm seine Hände um den Nacken seines Gegenübers und verwickelte diesen in einen Kuss, der vor Begierde nur so sprudelte. Ihre Münder trafen sich hart und seine Zunge stieß zügellos in dessen Höhle. Nach einer schieren Ewigkeit löste er sich wieder und sah ihn fest an.
 

„Und nun sag’ mir endlich mal deinen Namen.“
 

Endlich war es mal an dem anderen, ein wenig pikiert dreinzuschauen. Irgendwie stellte Jim das ein klein wenig zufrieden. „Ray.“
 

Na ging doch. War er nun zuguterletzt doch mal dabei, wieder Hand an das Zepter zu legen? Er wollte IHN dirigieren und fertig! Das erleichterte vieles. Und dass ihm nun eine Prüfung bevorstand, zu der ihn keine zehn Pferde bringen würden, malträtierte seine Sinne, konnte aber ein wenig durch das kleine Hochgefühl abgeschwächt werden, das sich gerade in seinen Körper stahl. Den anderen, Ray, in abwartender Haltung zu sehen, war schon was Feines. Es gab ihm das Gefühl der Macht. Der Überlegenheit, wenn auch etwaigen nur von kurzer Dauer. Egal. So etwas musste man auskosten. Und mit jeder Faser genießen!
 

„Und jetzt lass mich allein.“
 

Wie kam er denn nun zu solch einem blöden Verlangen. Gänzlich unnachvollziehbar. Idiotisch. Er spürte doch noch das Vibrieren seiner Glieder, ALL seiner Glieder. Und doch setzte er erneut an: „Geh!“
 

Hörte er sich eigentlich selbst zu?
 

Ray schüttelte nur mit dem Kopf, hob verständnislos die Arme an. „Wenn du den Schock verdaut hast, bin ich schneller wieder da als du schauen kannst.“
 

Und dann ging er. Jim sah ihm nach.
 

Was war das denn jetzt? Er könnte sich dafür unablässig selbst verprügeln. Vielleicht sollte er das ja mal probieren? Eine Hand fuhr ihm bereits ins Gesicht. Die andere folgte sogleich.

Nach dreimaliger Wiederholung starrte er immer noch auf die Stelle, an der der andere sein Blickfeld verlassen hatte.

Er war tatsächlich noch bescheuerter als vor dem… Ähem, ja, gut, dass das passé war. Da, hinter der Lichtung ist es verschwunden!

Sein Kopf sackte auf seine Brust.
 

Er hatte tatsächlich eine Art Vorspiel vor seinem Professor gehabt. Peinlicher geht’s ja echt nicht mehr.
 

Vor dessen Augen konnte er nicht mehr treten.
 

Wo blieb eigentlich die Gerechtigkeit? Gut, er stand vor keinem Gericht und HATTE sich schuldig gemacht, dennoch plädierte er auf ’nicht schuldig’. Schließlich wurde er ja verführt, oder nicht? Ray hatte doch mit allem angefangen. Also konnte Jim doch gar nichts dafür. Er war nur ein Opfer seiner Hormone, die in der Tat schwer zu kontrollieren waren. Sich eigentlich überhaupt nicht steuern ließen. Ha, er war unzurechnungsfähig ob der Tatsache, dass sein Körper auf den anderen reagierte! Geistig nicht bei Sinnen!

So gut sich das auch anhören mochte, damit konnte er bei seinem Professor nicht aufwarten. Der würde ihm gleich ins Gesicht sagen, dass er durchgefallen war. Naja, war er das nicht eh schon?
 

Wenn nicht das, dann würden ihm Fragen von einem anderen Kaliber gestellt werden. Fragen, deren Antworten man als kleiner Student gar nicht wissen konnte. Also egal, wie man es drehte und wendete, die Prüfung war gegessen. Aus. Vorbei. Fini.
 

„Und wie kannst du dich überhaupt noch regen?“, maulte er gen seine Männlichkeit. Er spürte noch immer das Kribbeln, das ihn wohl gar nicht mehr verlassen wollte.

Eine kalte Dusche hatte vor ein paar Tagen nichts gebracht, also warum sollte sie das jetzt tun. Toll. Echt toll. Wie war das? Nach einem Hoch kam immer das Tief. Klar, dass sich das dann noch tiefer anfühlte, schließlich fiel man endlos weit hinab.

Miesepetrig lief er erst einmal zurück zur Bib, schnappte sich seine Sachen, ignorierte gekonnt alle Blicke, die ihm zugeworfen wurden, zumindest glaubte er, von allen Seiten her angestarrt zu werden, und trottete dann nach Hause. Er wollte niemanden mehr sehen, keinen mehr hören und erst recht keinem mehr begegnen. Von unliebsamen Begegnungen hatte er wahrlich genug. Und jetzt schoss ihm erst Recht das Bild von seinem Prof durch den Kopf. Verdammt, warum musste der gerade dort lang laufen!?
 

Jim knallte hinter sich die Tür zu und schmiss seinen Rucksack in die erstbeste Ecke. Und alsbald lag er mal wieder gequält in seinem Bett und starrte die weiße Decke an, die ihm höhnisch entgegen strahlte. War er an diesem Punkt nicht vor Kurzem schon einmal angelangt? Und dann sollte noch mal wer behaupten, das Leben würde irgendwann besser werden. Ha ha! Heute nicht, morgen nicht, vermutlich nicht mal in zehn Jahren.

Gefrustet stöhnte er in sein Kissen, in das er nun sein Gesicht vergrub. Die Welt konnte sich ruhig munter weiter drehen, aber ohne ihn! Er hatte keinen Bock mehr…
 

… Wenn ihm da nicht Ray durch den Kopf gegeistert wäre. Boah, der Typ machte ihn heiß. Ja und das begriff auch sofort eine gewisse Stelle seines Körpers.
 

„Jetzt nicht!“, murmelte er.
 

Doch die Gedanken an Ray verstärkten sich damit nur. Prima. Sollte er gleich aus voller Kehle seinen Namen schreien? – Dazu bedarf es doch eigentlich ein wenig mehr, oder nicht?

Ja tat es! So!
 

Naja, vielleicht doch eine kalte Dusche?
 

Mit einem Augenverdreher raffte er sich hoch und verlor, während er ins Bad schlurfte, seine Kleidung. Der Hahn ließ sich mal wieder nicht weit genug nach rechts drehen, so dass er keine andere Wahl sah als selbst Hand anzulegen. Und kurz bevor er kam, seufzte er laut auf und warf seinen Kopf in den Nacken. Schwor sich indessen, dass das beim nächsten Mal ein anderer tat! Oh, und wie der dann nach mehr winseln würde!

Ein verträumtes, aber süffisantes Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus. Ja, allein der Gedanke daran, den anderen zu seinem Höhepunkt zu treiben und von ihm getrieben zu werden, ließ ihn lächeln. Erde an Jim! - Hatte er ihn nicht gerade verjagt? – Ach, der würde wieder kommen und irgendwie war er sich dessen wirklich mehr als sicher. Also warum sollte er dann nicht über alle Maßen grinsen? Er hatte dazu doch kaum eine Angelegenheit, somit musste er das hier und jetzt auskosten. Und Punkt. Und schon das bisschen Fantasie war lüstern…
 

… Tja, aber es gab immer noch dieses eine kleine, große und vor allem markante Problem: Die Prüfung!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  inulin
2007-03-19T13:48:04+00:00 19.03.2007 14:48
Nun... es hat gedauert, aber jetzt ist es on. ^^
Dieses Kapitel ließ sich wieder super lesen.
Jetzt weiß Jim also endlich den Namen des Kerls, der ihn in den Wahnsinn treibt. ^^
Ich bin ja echt überrascht, dass der so ein Hin und Her mitmacht. XD
Aber ich finde, dass macht die Sache spannend. ^^
Ich bin auf den nächsten Teil gespannt.


Zurück