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Valentinstag

von

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Ich hasse den Valentinstag!

Das wollte ich nur mal so gesagt haben. Dieser graue Vormittag (nun gut, eigentlich war er nicht wirklich grau, es herrschte genauer gesagt strahlender Sonnenschein, aber er schien mir aus folgenden Gründen berechtigterweise grau) trug das Datum Mittwoch den siebten Februar, was bedeutete, dass genau heute in einer Woche Valentinstag sein würde. Was weiterhin bedeutete, dass ich schnellst möglich einkaufen und Vorräte sammeln musste, damit ich ja nicht mehr aus dem Haus musste. Doch um mir das noch schmerzlicher zu verdeutlichen, war, wohin ich auch blickte, alles auf den Valentinstag ausgerichtet. Rosa und Herzchen, Herzchen und Rosa und als Abwechslung rosa Herzchen - und man kam ums Verrecken nicht aus! Es gab Herzchen in allen nur erdenklichen Formern, Größen und Mustern. Da waren zum Beispiel große Herzchen in Rot. Man konnte sie als kuschlige Version fürs Bett oder als dekorative Version fürs Sofa haben. Manche waren mit Mäuschen verziert, die sich etwas schenkten, die sich umarmten oder weiß der Geier was taten. Wahlweise konnte man sie mit Liebesgrüßen erstehen, als da wären "Ich liebe Dich", "Hab Dich lieb!", "Du bist meine Valentina", oder als männliche Version: "Du bist mein Valentino", und mit etlichem Gesülze mehr erstehen. Und um nicht zu vergessen, da gab es ja auch noch die kleineren Herzen, die es in gleichen und ähnlichen Versionen wie eben beschriebene gab. Natürlich gab es auch noch Zwischengrößen und was weiß ich denn noch. Und auf die zweier-nicht-Single-Packungen Herzchentassen geh ich jetzt gar nicht erst ein, schließlich gab es da ja auch noch last, but least die Single-Vallentiens-Geschenke. Herzen (wer hätte es gedacht?!) in Blau ohne "Ich liebe Dich" Grüße. Das war doch alles nur lächerlich plumpe Geldmacherei! Ich hatte noch nie einen Partner am Valentinstag, hab noch nie etwas dazu geschenkt bekommen und mir selbst noch nie etwas dazu gekauft. Ich ging nicht auf diesen Konsum-Rummel ein. Ich nicht.

Ich wandte meinen Blick nach rechts und entdeckte etwas unvorstellbar grauenhaftes: Eine Herzchen Spieluhr! Und noch etwas schlimmeres: Ein Witz von einem Jungen hatte diese groteske Spieluhr auch noch geöffnet. Sie spielt die Melodie von "Still in Love with you!" von den No Angels! Das gab’s doch nicht! Die waren seit Jahren getrennt, verdammt, was sollte da diese beschissene Spieluhr?! Entsetzt wandte ich mich ab und entdeckte ich noch etwas: Sheepworld. Wer zum Teufel hatte sich denn "Sheepworld" ausgedacht?! Was für Zeug warf dieser Kerl denn bitte ein?! Direkt daneben stand noch etwas. Diddel. Diddelmäuse. Knutschende Diddelmäuse. Ich dachte doch immer, das wäre Kinderfreundlich! Herrgott, was denn noch alles?! Knutschende Toggolino-Stars?! Die Kuh trieb es mit der Maus oder was?! "Weißt du, wie lieb ich dich habe?" oder "Ohne dich ist alles doof!" Sprüche von beknackten Schafen fand ich allerdings nicht wirklich romantisch, mal abgesehen davon, dass ich allgemein nicht besonders romantisch veranlagt war, aber ich glaube, dass das bereits aus meiner Erzählung hervor gegangen ist... Nur ein paar Schritte weiter stand noch etwas. Irgendwie bekam ich das Gefühl, als ob diese blöden Vallentinsfuzzis mich verfolgten. Vor mir bauten sich Ständer auf, in denen sich Wärmflaschen befanden. Das an sich war ja nicht so tragisch, aber der Hammer kommt ja erst: "So heiß ist meine Liebe zu dir!", stand da drauf. Einen Moment lang war ich versucht, mir das Ding zu kaufen und Eiswürfel reinzufüllen, aber ich ließ es dann doch. Ich entging dem Konsum Trubel! Das war meine Lebensaufgabe und die ließ ich mir nicht nehmen! Aber es kam noch schlimmer. Abermals ein paar Schritte weiter lagen vor mir im Regal mit den Backwaren Kochbücher in Herzchenform. Und als gratis Beigabe gab es Herzchen-Backformen in unterschiedlichen Größen. Diesmal kommentierte ich das nicht, sondern beließ es einfach dabei. Ich schloss meine Augen halb und hoffte, ab jetzt verschont zu werden. Pustekuchen. Ich betrat die Abteilung mit der Electronic. Gleich im Eingangsbereich sprangen sie mir entgegen: KUSCHELROCK CDS! Und zwar massenhaft! Alle Rosa und in Herzchenform! Und darüber prangte, als wäre es noch nicht auffällig genug, ein fettes rotes Herzchen-Schild mit der Aufschrift: "Diese Woche im Sonderangebot! Kuschelrock CDs! Für sie und Ihren Liebsten!"

"ICH HAB ABER KEINEN LIEBSTEN!!!!!", schrie ich so laut, dass mich alle anstarrten. Wutentbrannt stapfte ich davon. Ich konnte mich grade noch so beherrschen und trat nicht gegen die ganzen Sau dummen CDs. Ich begab mich in die Buchabteilung und nicht mal hier wurde ich verschont. Aber das, was ich da vor mir sah, schlug dem Fass die Krone ins Gesicht: Ein Buch mit der Aufschrift: "Der perfekte Liebhaber". Entgeistert starrte ich auf das Buch und entdeckte etwas nicht minder schreckliches. Kondome. In rot und mit Herzchen bedruckt. Ich atmete tief ein und aus. Jetzt nur nicht unterkriegen lassen. Wer kaufte denn sowas? !. Du musst ruhig bleiben. Die ganzen Kerle von der Werbung sind doch nur darauf aus, dass du klein beigibst, redete ich mir ein. Resigniert, aber immer noch wütend, schlich ich zu den Zeitungen. Ich brauchte noch eine Zeitung mit TV-Programm für die nächste Woche. Und was fiel mir als erstens in mein Blickfeld?! "Brigitte: Das Vallentiens-Spezial!" Mit zitterndem Kopf wandte ich meinen Blick ab. Er fiel auf die Zeitschrift Für Sie."Das Vallentiensspezial!" stand da in großen, freundlichen Buchstaben. Lautstark meinen Unmut kundtuend sah ich mich um und entdeckte, was ich begehrte: Die TV Movie. Allerdings wehrte die Freude nicht lange. Als Leitartikel hatte sie nämlich das Thema: Valentienstag - das Spezial! Wütend griff ich nach der einzigen Zeitung, die kein Valentinsspezial, Valentins-Spezial oder Valentinstag - das Spezial enthielt: Den Spiegel. Ohne zu wissen, wohin ich lief, stapfte ich quer durch den Laden und knurrte vor mich hin. Das war doch zum Verrücktwerden! Sie alle hatten sich gegen mich verschworen, so viel stand fest. Sie alle hatten das Motto: "Guck, da kommt Hizumi! Schnell, beklebt alles mit Herzchen und Valentinsspezialen!" Als ich das nächste Mal bewusst um mich blickte, stand ich wieder am Eingang des Ladens. "Nicht noch maaaaal!!", stieß ich gequält und übertrieben laut hervor.

Wie gesagt, ich hasste den Valentinstag und aus diesem Grund versuchte ich es tunlichst, das ganze grauenhafte Trara drumherum zu vermeiden. So schnell, wie nur irgend möglich begann ich, meine Einkäufe noch Mal zu erledigen (dieses Mal aber vernünftiger!), die für mehr als eine Woche reichen mussten. Und dieses Mal trug ich Scheuklappen gegen die Umwelt, und das meine ich nicht als Metapher, sondern wörtlich. Und dieser Tatsache war es auch zu verdanken, dass ich nicht sofort reagierte, als ich von der Seite angesprochen wurde.

"Hizumi, was hast du da an den Augen?"

"Kochtöpfe, sieht man doch", knurrte ich. Ich wollte so schnell wie möglich nach Hause und dem grässlichen Rummel entgehen, und nicht hier stehen bleiben und ein Schwätzchen halten. Doch die Person neben mir kannte keine Gnade. Wie ich feststellen musste, stand neben mir Karyu, mein engster Freund. Ich erkannte das, weil er mir seine Hand unters Kinn legte und meinen Kopf zu sich drehte. Mit zusammengekniffenen Augen fragte ich, was er wollte.

"Nun ja...", meinte er nachdenklich, "... eigentlich wollte ich nur spatzieren gehen, aber ich hab dich im Schaufenster des Ladens gesehen und dachte, ich frag mal, was du da an den Augen hast."

"So, und nachdem du jetzt gesehen hast, dass es Scheuklappen sind, willst du sicher wieder weiter gehen und mich fertig einkaufen lassen, NICHT WAHR?!", sagte ich herrisch. Ich wollte nach Hause, verdammt! Ich wollte dem Valentinstag entgehen, aber wenn der da noch lange vor mir herumstand, würde ich am Ende noch versehentlich auf die verfluchten Herzchen sehen.

"Nö, jetzt würde mich noch interessieren, warum du die Dinger trägst.", meinte Karyu ruhig und sah mich aufmerksam an.

"Ich hasse den Valentinstag!", kreischte ich und zerquetschte versehentlich die Tomate, die ich gerade in der Hand hielt. Ich ignorierte die Tatsache, dass mir nun Tomatenpampe die Hand herunter lief.

Karyu schien nicht ganz zu verstehen, was der Valentinstag mit meinen Scheuklappen zu tun hatte. Nachdenklich sah er mich an.

"Würdest du mich nun bitte weiter machen lassen?!", fragte ich zwischen zusammengepressten Zähnen. Ohne auf die Antwort zu warten, machte ich mich los, schnappte mir eine neue Tomate und stapfte davon.

Erst als ich den Laden verließ, bemerkte ich, dass ich von Karyu verfolgt wurde. Gekonnt ignorierte ich ihn und seine Fragen nach dem Warum der Scheuklappen.

Bei mir vor der Haustüre wurde es mir dann aber doch zu bunt. Ich stellte die Einkaufstüten in den Flur und drehte mich abrupt um. Giftig starrte ich Karyu an und fragte: "Was?!"

"Kann ich mit rein?", fragte dieser unschuldig. Und das Mieseste an dieser Unschuld war, dass er gar nicht abwartete, was ich sagte, sondern sich einfach an mir vorbei drängte, sich meine Einkäufe schnappte und sie in der Küche deponierte. Fassungslos ging ich ihm hinterher. Was sollte das schon wieder?! Mein Freund begann sogleich fröhlich, meine Einkäufe zu analysieren. "Single Schmorbraten für die Mikrowelle! Ein-Teller-Suppe! Singleportion Eintopf! Reis aufgeteilt in fünf Singleportionen!", las er laut vor. Hätte er sich meinetwegen sparen können. Ich wusste, was ich eingekauft hatte. Doch Karyu schien das nicht wirklich zu rühren. Im Gegenteil, er las munter weiter vor, was ich alles für Singleversionen eingekauft hatte. Als er fertig war, sagte er tadelnd: "Willst du dir dieses Jahr zum Valentinstag nicht doch was schönes gönnen?"

Aha. Er hatte inzwischen kapiert, was mein Problem war.

"Nein!", antwortet ich bestimmt. Ich wollte mit diesem vermaledeitem Tag nichts zu tun haben. Absolut überhaupt gar null nichts. Das war immer so und das würde auch immer so sein. Da war ich mir sicher.

"Aber wenn du so weiter machst, vereinsamst du! Willst du dir nicht statt dessen was schönes anlachen? Sonst vereinsamst du!", riss Karyus verzweifelte Stimme mich aus meinen Gedanken.

"Du wiederholst dich", sagte ich nur kurz angebunden.

Karyu stutze kurz, schüttelte dann den Kopf und kam auf mich zu. Dicht vor mir blieb er stehen. "Aber Hizumi! Wenn du dir nichts anlachen willst, verpasst du vielleicht was!"

"Was denn schon", knurrte ich und versuchte, Löcher in den Boden zu starren. Ich mochte Karyu wirklich, doch manchmal ging er mir mit seien rührseligen, liebevollen und besorgten Art mächtig auf dem Wecker. Außerdem konnte ich körperliche Nähe an diesem frustrierendem Tag wahrlich nicht gebrauchen. Doch Karyu machte mir einen Strich durch die Rechnung. Er legte seine Hand wieder unter mein Kinn und bewegte meinen Kopf so, dass ich ihn ansehen musste, was ich aber nur unter Protest und mit zusammengekniffenen Augen tat.

"Aber vielleicht gibt es ja jemanden, dem der Valentinstag und deine Einstellung dazu nicht egal ist", meinte er dann mit einem seltsamen Leuchten in seinen Augen. Einen Augenblick nur verharrten wir beide in dieser Position, ich an die Wand gelehnt und mit verschränkten Armen, Karyu mit einem Arm an der Wand abgestützt, seine Hand unter meinem Kinn und diesen seltsamen Blick aufgesetzt. Als ich realisiere, wie das aussehen musste, schlüpfte ich mit den Worten: "Whow, whow, whow, whow! Momentchen mal!" unter seinem Arm hervor und ging dann rückwärts von ihm weg. "Junge, ich mag dich echt, aber nicht so!", murmelte ich dabei. Es war aber nur so laut, dass ich es hörte. Karyu konnte, sollte es nicht hören.

Beschwichtigend hob er die Arme. "Schon klar! Alter Muffel!", witzelte er dann. "Dann lass uns mal deine Single-Menus kochen!", fügte er noch hinzu.

Wie bitte?! Er wollte bei mir bleiben?! Das musste ich verhindern! Der wäre im Stande und zerrte mich nach draußen, zu all den knutschenden Pärchen, die ich nicht sehen wollte. Also sagte ich bestimmt: "Ich habe nicht vor, meine Single-Portionen zu zweit zu essen! Das wäre nicht im Sinne des Erfinders!"

"Jaja", meinte Karyu ungerührt und zog einen Kochtopf aus meinem Schrank hervor.

"Hast du gehört, was ich gesagt habe, Karyu?", hakte ich nach.

"Jaja", antwortete dieser unbekümmert.

Ich war noch nie der Mensch, der gerne Diskussionen führte und dann auch noch gewann, also fügte ich mich in mein Schicksal und stellte mich zu ihm, um ihm zur Hand zu gehen.
 

Die restliche Woche über belästigte mich niemand mehr. In weiser Voraussicht hatte ich mein Handy abgeschaltet, dem Fernseher den Strom geraubt (ich hatte ja ohnehin kein TV Programm, ergo vermisste ich auch nichts), meine Rollos vor den Fenstern herunter gelassen und die Türe nicht geöffnet, als es geläutet hatte.

Nach einiger Zeit meiner Sozialquarantäne, in der ich die ganze Zeit las, und zwar ausschließlich Stephen King, der mit 100%iger Sicherheit keine Valentinstag Geschichten schrieb, hatte ich mein Zeitgefühl völlig verloren, und da ich nicht mal meinen Kalender benutzt, sprich die Tage abgestrichen, hatte, wusste ich absolut nicht, welches Datum wir hatten. Jedenfalls klingelte es und ich öffnete ohne viel nachzudenken die Haustüre. Dort stand Karyu. Er grinste und sagte fröhlich: "Nachdem du den Valentinstag nun endlich prima überstanden hast, wollen wir das doch gebührend feiern, nicht?!" Enthusiastisch lächelte er mich an.

"Wollen wir das wirklich?", fragte ich misstrauisch nach. Irgendwas war da faul... Oder wieso war Karyu plötzlich so fröhlich?

"Ja, wollen wir!", sagte er mit Nachdruck und nachdem er mich überredet hatte, mich anzuziehen, fand ich mich doch tatsächlich auf der Straße vor meinem Haus wieder. Leicht angesäuert knurrte ich, fügte mich aber in mein Schicksal.

Karyu zog mich voller Begeisterung dann gleich los und direkt in eine Eisdiele hinein. Die Sonne schien, es lag kein Schnee und es war warm genug, Eis zu essen, also ließ ich Karyu machen. Interessanter Weise sassen um uns herum ausschließlich Pärchen und junge Familien, aber weit und breit war kein einziger Single zu sehen. Waren die am Valentinstag vielleicht wie ich in Sozialquarantäne versickert..?

Der Kellner stellte vor mich einen riesigen Eisbecher, den ich unter gar keinen Umständen allein schaffen konnte. Auf meinen fragenden Blick hin grinste er nur und Karyu hielt mir einen Löffel vor die Nase. Sehr zu meinem Erstaunen stellte ich fest, dass Karyu ebenfalls einen Löffel hatte und begann, aus diesem Monster von Eisbecher zu löffeln. War das etwa das, wofür ich es hielt? Einen Pärchenbecher?!

Doch Karyu genehmigte mir keinen Protest, sondern steckte mir einfach einen Löffel voll Eis in den Mund. Und, wer hätt`s gedacht?!, ich fügte mich erneut in mein Schicksal.

Nach dem Eis essen rannte Karyu sogleich weiter. Er schleppte mich doch allen Ernstes auf den Rummel! Aber war der nicht extra wegen dem Valentinstag aufgebaut worden und sollte nach dem 14. Februar wieder verschwinden..?

Misstrauisch fragte ich Karyu nach meinem Verdacht.

"Naaaaaain! Der ist nur zufällig die Woche während des Valentinstags da!", versicherte Karyu mir.

"Bist du sicher?", hakte ich nach.

Karyu schüttelte heftigst den Kopf und ließ mich dann gar nicht mehr zu Wort kommen. Nun gut, wenn Karyu das sagt... Aber ich behielt mein Misstrauen im Hinterkopf.

"Ich weiß schon, wo wir rein wollen! Soll aber ne Überraschung sein, also schummel ja nicht!", wies Karyu mich an. War ja sehr schön für ihn, dass er so genau wusste, wo ich hin wollte, aber fragen hätte er mich trotzdem können. Fröhlich verband Karyu mir die Augen mit einem hervorgezaubertem Schal und zog mich dann irgendwohin. Nach kurzer Zeit sass ich in irgendeinem Wägelchen, das sich sofort ruckelnd in Bewegung setzte. Nachdem wir den ersten Eingang passiert hatten, nahm Karyu mir den Schal ab, was ich sofort als Gelegenheit nutzte, mir die Haare zu richten. Schließlich hatte der Schal sie ja vollkommen durcheinander gebracht!

Dann sah ich mich um. Wir befanden uns auf einem künstlichem Fluss. Also, was die Kerle vom Rummel sich dieses Jahr den Aufbau haben kosten lassen... ! Ich staunte nicht schlecht, als ich mir die Konstruktion genauer ansah. Um den Fluss herum befanden sich lauter kitschige Pflanzen und kleine, niedliche Tierchen, die fröhlich umher hüpften. Sie waren aus Plastik. Ich sah mit einer bösen Vorahnung auf das Gefährt, in dem ich sass. Es war ein Schwan! Sofort riss ich meinen Blick zu Karyu herum, der mich anlächelte.

"Karyu! Wo hast du mich hingeschleppt?!"

"Stell dich nicht so an und geniess die Fahrt", wies Karyu mich an und legte mir seinen Arm um die Schulter.

Eine kaum wahrnehmbare Röte schlich sich auf meine Wangen, als Karyu mich dann auch noch näher zu sich zog, so dass ich nun an ihn geschmiegt in diesem skurrilen Schwan sass. Die Plastiklandschaft flog nur so an mir vorbei. Ich nahm sie kaum mehr wahr, war viel zu sehr mit meinen Gedanken bei Karyu. Was machte er da?! Unauffällig blickte ich zu ihm hoch. Leider waren seine Haarsträhnen im Weg, so dass ich nicht in seinem Blick lesen konnte. Aber wieso schleppte er mich in einen Liebestunnel?! Ich verstand nun gar nichts mehr. Inzwischen spielte leise Musik um uns herum. War irgendein romantisches Gedudel. Eigentlich wollte ich all das gar nicht wissen und damit waren wir auch schon wieder bei der Frage, was Karyu mit diesem Liebestunnel bezweckte. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen. Mein Ermessensspielraum war einfach nicht groß genug. Und so sass ich den Rest der Fahrt nachdenklich, überrascht und unfähig mich zu bewegen in dem Schwan, der auf dem Wasser sanft hin und her wog.

Als wir den Ausgang erreichten, nahm Karyu seinen Arm von meinen Schultern und half mir aus dem Gefährt heraus. Der Mann am Eingang grinste uns nur vielsagend an, aber leider war ich immer noch nicht fähig, irgendetwas zu tun, sonst hätte ich ihm mit Sicherheit irgendwelche Flüche an den Kopf geworfen.

Die nächste Station auf Karyus Torturtour war der Stadtpark. Er wollte einfach nur ein bisschen spatzieren gehen. Mein Misstrauen erwachte zu neuer Blüte. Einfach nur durch den Park rennen? Das war doch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht alles! Er hatte doch 100%ig wieder irgendeinen miesen Anschlag auf mich geplant! Ich sah doch das dämonische Glitzern bereits in seinen Augen! DA! Da war es ganz deutlich!

Karyu hatte mich an der Hand genommen und zog mich hinter sich her. Ich hatte nicht vor, ihm vorzuheucheln, dass ich etwa scharf drauf wäre mit ihm hier rumzukaspern. Doch Karyu schien das nicht zu rühren. Zufrieden grinsend ging er einfach weiter. Kurzerhand entzog ich mich des Hinteherschleifens, indem ich meine Hand aus der seinen zog. Entschlossen blieb ich stehen und verschränkte die Arme.

"Was hast du denn?", fragte Karyu verwirrt und blieb ebenfalls stehen.

"Ich will wissen, was du hier tust!", sagte ich.

"Eigentlich wollte ich nur mit dir deinen verschlafenen Valentinstag feiern."

"Ja, sicher! Wer hat mir denn immer vorgebetet, dass ich vereinsame, wenn ich nichts am Valentinstag unternehme?! Und jetzt willst ausgerechnet DU das mit mir feiern?!"

"Öh... Ja?", sagte er ansatzweise.

Misstrauisch schielte ich ihn an. Ich erkannte natürlich, dass er log, aber ich konnte mir noch immer keinen Reim drauf machen.

"Jetzt sei doch nicht so und komm weiter mit!", meinte mein Freund plötzlich fröhlich und zog mich wieder hinter sich her. Also, langsam sollte ich wirklich was dagegen unternehmen, dass er ständig mit mir machte, was er wollte.

Den restlichen Tag verbrachten wir mit diversen Aktivitäten mehr, in deren Verlauf mein Misstrauen immer mehr verdorrte und langsam begann ich, Gefallen an der mit Karyu verbrachten Zeit zu finden. So war ich dann doch leicht enttäuscht, als es begann zu dämmern. Im Februar wurde es einfach viel zu schnell dunkel!

Wir sassen gerade in einer Bar, um uns herum waren ausschließlich Pärchen, als Karyu sich räusperte und mich ansah. Auf meinen fragenden Blick hin sagte er: "Wir haben heute den ganzen Tag miteinander verbracht, und da er sich langsam dem Ende neigt, möchte ich, dass er gebührend ausklingt." Er zog ein kleines Päckchen hinter dem Tresen hervor und überreichte es mir feierlich. Wieso bitte durfte er etwas hinter dem Tresen hervorholen und mir in die Hand drücken? ! In mir erwachte der Verdacht, dass Karyu den Tag von Anfang an bis hierher geplant hatte. Aber warum, um Gotteswillen? ! ?

Es war ungefähr 20 auf 15cm groß, quadratisch und sehr leicht. Karyu hatte es in schwarzes Papier eingewickelt. Nun gut, das sprach immerhin für ihn und das Ding in meinen Händen. Vorsichtig öffnete ich das Päckchen. Und was kam zum Vorschein?!

"Ein Kuschel Herz?!", rief ich entgeistert. Was sollte das denn nun?!

"Schönen Valentinstag...", sagte Karyu kleinlaut.

Mir ging ein Mordsdrum von Kronleuchter auf. "Der Pärcheneisbecher... Der Liebestunnel... Die Pärchen und Familien, die überall rum hocken...", murmelte ich. "Heute ist der 14. Februar?"

Karyu nickte nur bestätigend.

"Und du bist... in mich verknallt?", fragte ich leise.

Karyus Blick wandte sich gen Boden, seine Wangen färbten sich leicht Rosa und er nickte abermals.

Ich betrachtete das Herz in meiner Hand ein weiteres Mal. Es war in Rosa Korton verpackt. Auf dem Herz und auf der Schachtel stand "Ich liebe Dich!".

Mit seinem Handeln überraschte Karyu mich total. Er sprang von seinem Hocker auf, legte mir einen Arm um die Taille, die freie Hand unter mein Kinn und legte sanft seine Lippen auf die meinen. Ich war so verdutzt, dass ich weder reagieren noch ihn weg schuppsen konnte. Als Karyu unseren Kuss beendete, applaudierte der ganze Raum. Einige der Leute pfiffen und riefen "YEAH!" oder ähnlich intelligente Worte.

"Du hast das die ganze Woche über geplant, hab ich recht?", fragte ich leise.

Karyu grinste und antwortete: "Ja, sicher. Ich wusste ja, was du veranstalten würdest und war mir deshalb fast 100%ig sicher, dass du auf meinen Trick mit dem Valentinstag-überstanden-also-feiern reinfallen würdest."
 

Am nächsten Tag klingelte ich verklemmt an Karyus Haustür. Hinter meinem Rücken hielt ich ein kleines Präsent.

Als Karyu mir öffnete, schob ich mich sofort ungefragt an ihm vorbei und schlüpfte in sein Wohnzimmer. Mein Freund kam mir verwirrt hinterher.

"Was machst du denn hier?", fragte er erfreut.

"Darf man denn nicht mal seinen Freund besuchen, ohne dass man eine ganze technische Abhandlung darüber verfassen muss? ! Darf man denn nicht mal einfach so und absolut ohne Grund hier anklopfen? ! Warum muss die Welt immer nur aus trockenen Gründen und Warum?s bestehen? ! Kann denn nichts mal absolut einfach so und ohne Grund sein? !", rief ich theatralisch und versuchte, meine Beschämtheit dadurch zu überspielen. Aufgeregt begann ich, mit den Armen in der Luft rumzufuchteln. Dabei übersah ich leider, dass ich das Päckchen noch immer in der Hand hielt und nun ebenfalls mit ihm herumfuchtelte. Karyu zeigte irritiert auf ebendieses und fragte: "Ist das vielleicht meins?"

"Ja und? ! Darf man nicht mal einfach so jemandem ein kleines Präsent mitbringen? ! Einfach so? ! Ohne Grund? ! Warum muss man immer den Grund hinter dem Grund erläutern? ! ", verkündete ich, während ich ihm das Päckchen zuwarf. Erstaunt fing er es und begann, es zu öffnen. Ich derweil knetete meine Hände. Herrgott, war ich nervös!

Freudig erstaunt betrachtete er, was er zu Tage befördert hatte. Er hielt eine Kuschelrock CD in der Hand und auf der Karte, die ich zugefügt hatte, stand in leicht verzitterter Schrift: "Froher Valentinstag!"



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  Tricksy
2007-10-24T15:38:23+00:00 24.10.2007 17:38
Hallooo *wink* xDD

Also, ein dickes Lob, ich find die FF total klasse XDD
An manchen Stellen konnte ich echt nicht mehr vor Lachen

So, wollt ich nur mal gesagt haben O.o XD

*wieder wegroll*
Von:  Kanoe
2007-05-29T17:13:19+00:00 29.05.2007 19:13
sie ist wirklcih einfach niedlich.... *G* karyus ideen sind klasse *G*
Von: abgemeldet
2007-05-17T17:51:25+00:00 17.05.2007 19:51
Karyu ist in der FF echt mal genial XD
Und Hizumi mit seiner Valentinstag-phobie ist auch echt spitze^^
Wirklich ne tolle Story! Kompliment von meiner Seite ^^
Von: abgemeldet
2007-03-31T08:25:05+00:00 31.03.2007 10:25
*kihihi*
die war ja süss...
und die idee karyu`s war genial^^
Von:  yukken
2007-02-22T20:07:34+00:00 22.02.2007 21:07
+yeah++strike+ valentinstag is nur konsum v^__^v.. endlich mal einer meiner meinung XD..
ne aber die geschichte is echt niedlich XD.. und yeah.. dat hizu is drauf reingefallen.. aber der gedanke, dass stephen king mal romantische schnulzen schreiben könnte.. faszinierend XD.. genial.. sollte man ihm vlt mal vorschlagen, wenn ihm die ideen ausgehen XD..
jedenfalls wirklich sehr schnuffig ^.^ gefällt mir gut ^^
Von:  Reian
2007-02-21T20:25:51+00:00 21.02.2007 21:25
Die Idee ist mal echt genial und die Umsetzung ist auch sehr, sehr gelungen! Und wie du diesen ganzen Valentinstagstroubel beschreibst, ist sowieso klasse! Also "Daumen hoch!" und ich hoffe doch, du schreibst noch öffter was.
Von: abgemeldet
2007-02-19T15:35:07+00:00 19.02.2007 16:35
*in beschlag nehm*
Also...bin zwar eigentlich kein D'espairs Ray fan...
Aber die Geschichte is geil *_* *will fortsetzung*
"Sozialquarantäne" und "Torturtour" muss ich mir merken...
geile Wörter XD

fein macht *pat pat*
Von: abgemeldet
2007-02-18T18:35:19+00:00 18.02.2007 19:35
woah marik das is ja soooo kawaiiiiiii *kreisch*
*knuddel* ich will noch mehr fanfics von dir xDDD
hab dich lieb *flauschbussiknuddelknuff*
Von:  -Kaipin_Lover-
2007-02-18T10:52:01+00:00 18.02.2007 11:52
muha is das süüüüß +__+
das war toll :DDD
dieser verbitterte hizumi lol mit scheuklappen vor den augen, das war lustich xDD und dann der böse karyu, der ihn leicht verarscht hat hehe grah das war toll :))) fein fein^^
Von:  Keii-chan
2007-02-17T20:35:37+00:00 17.02.2007 21:35
aaaaah, wie süß is das denn???
*__*
echt geil wie du hizu als valentins-muffel beschrieben hast....xD ich hab so gelacht....*kicher*
hm...=3 und dann sweet karyu dazu...*_* echt waii, was er alles für hizu auf die beine gestellt hat^^
der schluss is echt toll^^
sehr feine story, dein schreibstil geäfllt mir auch ganz sehr!!*_*
weiter so^^ vllt mal ne fortsetzung von dem oneshot?=P
*gg*
bai, des Keii-chan^^


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