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Grief

von

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„So, Leute! Jetzt schließt ihr euch zu Gruppen zusammen und erfindet einen Tanz zu der Musik, die ich euch eben vorgespielt habe.“, sagte die wirklich verrückte Lehrerin. Niemand aus meiner Klasse mochte ihre Art zu unterrichten. Sie ließ uns ständig tanzen. Oder singen. Oder manchmal sogar beides.

„Wie viele sollen denn immer in eine Gruppe?“, fragte ein Junge aus meiner Klasse.

„Das überlasse ich euch.“, antwortete die Lehrerin.

Alle schlossen sich zu Gruppen zusammen. Alle verteilten sich in der Aula, um zu üben. Alle fingen an in ihren Gruppen zu besprechen, wie sie tanzen wollten. Alle außer mir. Wie konnte es auch anders sein? Sie taten alle so, als ob sie nichts gegen mich hatten, aber in solchen Situationen saß ich immer allein da. Ein nicht besonders beliebter Junge wurde in eine Gruppe aufgenommen. Und bei ihm hatte ich wirklich das Gefühl, dass ihn niemand mochte.

Wie fühlt man sich in so einer Situation? Was möchte man am liebsten machen?

Ich ging zur Lehrerin und sagte ihr, dass ich keine Gruppe hatte. Das Einzige, was sie mir sagen konnte, war, dass ich eine Gruppe fragen sollte, ob sie mich aufnehmen würden.

Drei Gruppen. Ich ging zur ersten. Zur zweiten. Zur dritten. Und jedes Mal bekam ich zu hören, dass sie schon alles aufgeteilt hatten und dass sie keinen mehr in der Gruppe haben wollten, weil sie so oder so schon zu siebt oder acht waren.

Was sollte ich denn machen? Ich konnte doch niemanden zwingen mich aufzunehmen. Ich setzte mich auf einen der zahlreichen Stühle. Wieso entsprach ich den Vorstellungen eines beliebten Jungen nicht? Ich unterschied mich nicht von den anderen Jungen aus meiner Klasse. Ich war Japaner. Ich war nicht besonders laut oder viel zu still. Ich war kein Langweiler. Ich war sportlich. Und trotzdem hatten meine Klassenkameraden etwas gegen mich.

Ich hatte versucht jemanden aus meiner Klasse nachzumachen, der beliebt war. In Sport versuchte ich alles, was er auch hinbekam. Doch nicht nur von ihm schaute ich mir Dinge ab. Ich versuchte herauszufinden, was „anders“ an mir war. Und ich konnte es nicht herausfinden. Ich machte Blödsinn… meistens mit den Leuten, die behaupteten, dass sie mich mochten. Und anschließend nahm ich die Schuld auf mich. Nur um mich beliebt zu machen.

Einige trafen sich nachmittags sogar mit mir. Aber wenn das Wort „Gruppenarbeit“ fiel, dann verschwanden meine so genannten Freunde.

Also saß ich auf dem Stuhl. Ich dachte irgendwie gar nicht nach. Mein Kopf war leer. Ich versuchte krampfhaft meine Tränen zurückzuhalten. Was würden die anderen Jungen denken, wenn ich plötzlich als 17-jähriger anfange zu heulen? Alle sagten immer, dass es ihnen egal sei, was andere von ihnen denken. Und doch fangen alle an zu rauchen, wenn es ein toller Typ macht. Alle ziehen Markenklamotten an, wenn es ein toller Typ macht. Und dann scheint es nicht mehr so, als sei es ihnen wirklich egal. War es dann so falsch von mir, dass ich sein wollte, wie jemand anderes? Ab und zu dachte ich mir, dass ich nicht gemocht wurde, weil ich keine Markenklamotten trug.

Egal wie sehr man versucht die Tränen zurückzuhalten… irgendwann rinnen sie sowieso über die Wangen. Ich sah den Boden an. Wer will schon beim Weinen gesehen werden? Ich konnte nur hoffen, dass mich alle ignorieren würden. Doch einer sah mich.

“Hey. Flennst du?“, fragte er und sofort drehte sich einer Gruppe nach der anderen zu mir um. Viele kamen zu mir und trösteten mich oder fragten, wieso ich weinen würde. Typisch! Kaum kann man einem Lehrer zeigen, dass man sozial ist und sich um seine Mitschüler kümmert, schon unterstützen mich alle. Sozialverhalten macht sich doch so gut im Zeugnis. Ich wusste nicht, ob ich sauer auf die Leute um mich herum sein sollte. Sie waren doch sowieso alle falsch. Niemanden kümmerte es wirklich, warum ich weinte. Ihnen war es bestimmt egal, dass sie der Auslöser waren.

Ich schüttelte einfach nur den Kopf. Nie hätte ich gedacht, dass ich wegen so einer Kleinigkeit heulen würde. Nie.

Plötzlich musste ich an eine Klassenfahrt mit dieser Klasse denken. Ich saß auf einer Bank. Zwei andere Jungs setzten sich neben mich und redeten mit mir. Das war ganz gut, besonders weil es meine „Freunde“ waren. Aber dann sagte einer von beiden „Negerlippe“ zu mir. Hatte ich das verdient? Wohl kaum. Und eigentlich stimmte es auch gar nicht. Und trotzdem war ich den Rest des Tages so herumgelaufen, dass man meine Lippen nicht sehen konnte. Einen Schal hatte ich mir umgebunden… Die Klassenfahrt fand im Sommer statt. Immer wieder sah ich nach unten, sodass mir niemand ins Gesicht sehen konnte.

Ich hatte eindeutig die schlimmste Klasse der Welt.

Eine der Gruppen bot mir an, bei ihnen mitzumachen. Gut. Ich beruhigte mich ein bisschen und machte mit. In der Gruppe wurde mir alles erklärt. Doch ich war zu spät in die Gruppe gekommen, um das schnell hinzubekommen. Deshalb setzte ich mich wieder auf einen Stuhl und sah den Anderen lieber zu.

Meinen Eltern sagte ich nie, dass ich mich in der Klasse nicht wohl fühlte. Ich sagte es niemandem. Ich hielt es geheim. Meine schulischen Leistungen sanken in den Keller. Ich konnte mich auf nichts konzentrieren. Immer wieder dachte ich nach, wie ich mich beliebt machen konnte. Immer wieder dachte ich nach, was die anderen Schüler gegen mich haben konnten.

Bis ich schließlich so miese Noten im Zeugnis hatte, dass ich die Schule wechseln musste. Ich war erleichtert darüber, dass ich nicht in dieser Klasse bleiben sollte und doch hatte ich Angst davor, wie mich meine neue Klasse aufnehmen würde. Würden sie genau so sein und etwas gegen mich haben? Würde ich mich dort auch wieder beschissen fühlen? Ich konnte nur hoffen, dass es nicht so sein würde. Hoffen und nicht beten. Das hatte ich schon lange aufgegeben. Denn den Glauben an einen Gott habe ich verloren, als ich nachts in meinem Bett lag und überlegt habe, wie der nächste Tag aussehen würde. Als ich betete, dass er besser sein würde, als der vorige. Und als sich dann doch nichts änderte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  motti
2007-03-26T20:04:40+00:00 26.03.2007 22:04
Ein schönes Ende. ^_^
Die Charaktere sind zwar ganz schön OOC, aber eigentlich sind für mich FF mit real existierenden Personen sowieso immer OOC.
Von: abgemeldet
2007-03-21T14:28:18+00:00 21.03.2007 15:28
wow mal was ganz anderes
aber super ^-^
freu mich wenns weiter geht
Von: abgemeldet
2007-02-17T14:31:09+00:00 17.02.2007 15:31
Find ich gut *-*
Aber das weißt du ja schon.. ^-^
Also: schreib weiter!! =P
Von:  _Cross_
2007-02-14T10:12:18+00:00 14.02.2007 11:12
Du sagtest doch,dass du kommigeil bist XP
Aber ich schreib nen richtigen,keine Sorge ^^
Schön,wenn es gut ist,und man weiß,es wird noch besser X3
Von: abgemeldet
2007-02-13T17:34:26+00:00 13.02.2007 18:34
Das ist wahnsinnig traurig ;__;
und das ganze kenne ich selbt irgendwie*seufz*
ich mag die ff auf jedenfall schon mal,bin gespannt auf das nächste kapi


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