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Dragons 'n' Phenixs

Wenn Liebe gegen Schickal kämpft
von

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Erste Nacht in Tokyo I

Puh, hier ist sie also - meine erste Fanfic. Ich hoffe sie gefällt euch, leider muss ich aber sagen, das es nicht sehr schnell weitergehen wird, weil ich nicht so 'auf Befehl' schreiben kann. Zwar hab ich die Story schon komplett im Kopf, aber es wird noch ziemlich lange dauern, bis ich sie abgetippt habe. Ich wünsche euch trotzdem viel Spaß hiermit und hoffe euch wachsen die Charas genauso ans Herz wie mir.

Enjoy it!
 

Erste Nacht in Tokyo I
 

Die Dunkelheit lastete schwer auf der Stadt, auch wenn die Menschen in ihrer Angst vor der Nacht versucht hatten, sie mit Lichtern und Leuchtreklamen zu verbannen. Doch durch das prunkvolle Geglitzer der Lichter in den nobleren Vierteln schien es, als hätte sich die Finsternis nun in die dreckigen und zwielichtigen Gegenden verkrochen und wäre dort nur noch dichter geworden, so das sie selbst das wenige Licht der dreckigen Lampen aufzusaugen versuchte. Und genau in dieser Wolke aus Finsternis stand ich nun und der Gestank von modrigen Wänden und dem undefinierbarem Rinnsal mitten auf der Straße (ehrlich gesagt wollte ich gar nicht wissen, was genau da so roch) umwaberte mich. Zum Glück war mein Magen einiges gewohnt, sonst hätte sich zu der komischen Pampe am Straßenrand noch etwas anderes hinzugesellt. Nun ja, nun stand ich in der Stadt, die niemals schlief und wusste weder ein noch aus. Ich war ein blonder, schmächtiger junger Mann Anfang 20 und hatte mir lässig eine abgewetzte schwarze Ledertasche über die Schulter geworfen. Darauf befanden sich noch zwei längliche Gegenstände, die ich in schwarzes Baumwolltuch gewickelt hatte. Eigentlich war ich nach Tokio gekommen, um bei meiner neuen Arbeit anzufangen, aber als erstes wollte ich mir eine Unterkunft suchen. Doch nach endloser Suche hatte ich mich nun anscheinend in Rotlichtviertel der Hauptstadt verlaufen, wo an jeder Ecke zwielichtige Gestalten herumlungerten. Einige von ihnen hatten mich schon gefragt, wie viel eine Nacht mit mir denn kosten würde. Mein Gott, zum Glück hatte ich die Zeit, in der ich so etwas nötig hatte schon lange hinter mir. Nun rumorte auch noch mein Magen vernehmlich und die Hand, in der ich die schwere Tasche hielt, wurde langsam aufgrund von Blutmangel taub. Außerdem war es empfindlich kalt geworden, ich sollte mich wirklich nach einem Laden umsehen, in dem ich mich zumindest aufwärmen und etwas zu essen erstehen konnte. Doch ob es so was in dieser Ecke von Tokio auch gab? Als ich orientierungslos um die nächste Ecke ging und dem Typen, der mir von hinten an den Arsch greifen wollte einen gezielten Tritt verpasst hatte, sah ich erleichtert die, teilweise kaputte, Leuchtreklame eines kleinen Clubs. ‚Pink Lady’ prangte mir in grellem rosa von der verrotteten Fassade eines Hauses entgegen, das aussah, als würde es bei der nächsten Schlägerei in seinem Inneren wie ein Kartenhaus zusammenklappen. Doch dies verunsicherte mich doch etwas, denn der Name und die rosa Neonschrift deuteten eindeutig auf eine Schwulenbar hin. Nicht das ich was gegen Homos hätte, eigentlich gehörte ich ja selbst zu der Szene, aber ich war gerade nicht in der Stimmung, mich von irgendwelchen notgeilen Pseudorockern und Tunten angaffen und abtatschen zu lassen. Doch dann begann der Wolkenbruch und mir bleib nichts anderes übrig, als mich in die Bar zu retten.
 

Wow, der Vodka in diesem Laden war auch schon mal besser, wollte lieber nicht wissen, was der Wirt da schon wieder reingepanscht hatte. Die Nacht war wirklich wieder mal eine der langweiligsten des Jahres, keine neuen Gesichter in der ‚Pink Lady’ dabei war ich doch nur hergekommen, um mir noch kurzzeitig eine Wärmflasche für mein Bett zu besorgen. Doch die Kerle hier hatte ich entweder schon gehabt oder sie waren zum brechen hässlich. Ich saß hier also mit meinen 1,90, dem üblichem schwarzen Ledermantel und meinen verstrubbelten schwarzen Haaren und verdrehte genervt die dunkelblauen Augen, als mir schon wieder einer von hinten mit alkoholschwerem Atem: „Hey Großer, heute Nacht noch was vor?“ ins Ohr flüsterte. „Sorry, aber ich denke für dich Pickelgesicht bin ich eindeutig zu teuer!“ antwortete ich genervt. Nein, ich bin kein Stricher, aber das ist die beste Methode, solche Nervensägen loszuwerden. Und mal ganz ehrlich, ich konnte bestimmt was Besseres aufreißen als diese Hackfresse. Nicht das ich großartig auf mein Aussehen achten würde, aber ich hatte mit meinen zarten 21 Jahren noch nie einen Korb bekommen und man konnte nicht behaupten, das ich ein Spätzünder gewesen wäre.

In diesem Moment spürte ich einen kalten Luftzug von der Tür her, anscheinend regnete es draußen, denn ich hörte ein leises Plätschern. Normalerweise hätte mich das kalt gelassen, doch das Gemurmel, das bis gerade eben die Geräuschkulisse beherrscht hatte, verstummte plötzlich und wurde dann durch teilweise bewunderndes und teilweise erstauntes Getuschel ersetzt. Als ich mich dadurch verwirrt umdrehte, stockte mir der Atem und ich hatte das Gefühl, das die Zeit für einen kurzen Augenblick stillstand, genau in dem Moment, in dem sich unsere Blicke einen Herzschlag lang begegneten. Im Eingang stand ein junger Mann, fast wirkte er noch wie ein Kind, ich schätzte ihn höchstens auf 18. Seine hellblonden Haare hingen ihm nass und strähnig ins Gesicht und seine Kleidung, bestehend aus einer braunen Wildlederhose und einer Jeansjacke, klebte an seinem fast mädchenhaft anmutenden Körper. Besonders delikat wurde die ganze Situation dadurch, dass er unter besagter Jeansjacke nur ein weißes T-Shit trug, das durch den Regen völlig durchsichtig geworden war. Wie er da stand und einen leichten Hauch von Unsicherheit und kindlicher Unschuld ausstrahlte, und gleichzeitig doch heißer aussah, als jeder Mann, dem ich je begegnet war, weckte er etwas in mir, das ich geglaubt hatte, verloren zu haben: Einen unwahrscheinliches Verlangen, ihn zu besitzen, was auch immer mit ihm geschehen sollte. Ich kannte ihn nicht, hatte ihn noch nie gesehen, doch in diesem Moment beschloss ich etwas, das mein restliches Leben verändern sollte. Ich wollte zu seinem Schatten werden, über ihn wachen wie die dunkle Wolke des Schicksals, das über uns allen schwebt. Doch die Zeit, die ich anscheinend kraft meines Willens für Sekunden festgehalten hatte, entglitt mir wieder und sein Blick riss sich von meinem los, wanderte hektisch durch den Raum, wie der eines verschreckten Rehs und nun wurde mir bewusste, das seine Augen grün waren wie ein sonnendurchfluteter Weiher. Einige der Kerle in dieser Bar begannen nun, auf ihn zuzugehen und erst jetzt erkannte ich die gefährliche Situation, derer er sich wahrscheinlich nicht bewusst war, aber die wie das berühmte Damoklesschwert direkt über seinem blonden Wuschelkopf hing. Doch da waren einige der gefährlichsten und notgeilsten Typen der Stadt bereits direkt vor ihm angekommen und begannen um seine Gunst zu buhlen. Verdammt, es wurde echt gefährlich, die ganze Bar war in Bewegung geraten, und hier traf sich alles vom angesehenen Mafiaboss bis zum feigen Hinterhofkiller. Und jeder, wirklich jeder hatte ein Auge auf den Fremden geworfen. Ich war viel zu entsetzt, um irgendwie einzugreifen, als dieser naive Jüngling sich kurz mit leicht genervtem Blick die Ganoven anhörte und sich dann mitten im Satz einfach umdrehte und an ihnen vorbeiging. Entweder er war sehr mutig oder sehr dumm, und doch konnte ich mir ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. Wieder trafen sich unsere Blicke und er warf mit einer Geste, die entweder arrogant oder cool wirken sollte, ihn in meinen Augen aber nur noch süßer machte, den Kopf zurück, um sich die Haare aus dem Gesicht zu schleudern. Die schwarze Tasche lässig über der Schulter und mit einem wachem Funkeln in den Augen meinte ich kurz ein fast zynisches Lächeln zu sehn, vielleicht eine Antwort auf mein Grinsen, doch ob als Erwiderung oder Ablehnung zu sehen, war mir nicht klar. Da griff plötzlich die erste Hand nach seiner Schulter, eine zweite legte sich an seine Talje und weitere schlossen sich um die schlanken Arme, bis sich schließlich die letzte mit einem metallischen Aufblitzen an seinem Hals wieder fand. Er hielt sofort inne und seine Mimik erstarrte, dann schloss er die Augen. Eigentlich hatte ich vorgehabt, dieses Schauspiel noch eine Weile zu betrachten, doch das Messer missfiel mir, und so wollte ich schon aufstehen um ihm beizustehen, als er plötzlich zum ersten Mal seine wohlklingende Stimme erhob. „Wessen Hand auch immer das ist, er sollte es besser nicht wagen, seine Absicht zu Ende zu bringen!“ „Oh, magst du mein kleines Messer nicht! Na ja, Pech, aber ich denke damit werde ich deine weiße Haut vielleicht noch ein bisschen verzieren. Ich mach nämlich die besten Tattos in der Stadt, weißt du, ich hinterlasse gern mein Zeichen an Dingen, die mir gehören!“ „Schade dass das niemand hören wollte! Ich meinte eigentlich diese Hand!“ Und mit diesen Worten grub er die Fingernägel seiner freien Hand in den Handrücken einer Extremität, die sich zu weit in seinen Schritt vorgewagt hatte. Einer aus dem Haufen schrie auf und die Hand verschwand, worauf die anderen laut aufjohlten und dann noch näher rückten. Erstaunlich, dass ihn das Messer nicht zu stören schien. „Hey, ihr wollt doch so einem kleinen, unschuldigen Jungen wie mir nicht etwas wehtun, oder?!“ meinte er mit einem goldigem Augenaufschlag und die Kerle griffen wie zu erwarten daraufhin nur noch fester zu. „Unschuldig, habt ihr das gehört? Also Leute, wer kriegt ihn zuerst?!“ Mir wurde fast übel, als ich den Sprecher näher in Augenschein nahm. Er war mindestens 60 und strich mit seinen mit goldenen Ringen besteckten Gichtgriffeln am Milchweißem Hals des Jungen entlang. Jetzt reichte es mir endgültig, ich konnte doch nicht zusehen, wie diese Perverslinge dem ahnungslosem Kind Gewalt antaten. Mit einem Zug trank ich mein Glas aus und knallte es dann auf den Tresen. Sofort verstummten sie alle, keiner würde es wagen, meine Autorität hier, in meiner Bar, dem einzigem Gebiet, das ich in dieser Stadt beanspruchte, in Frage zu stellen. Der Junge nutze dies erstaunlicherweise aus. Mit einer schnellen Bewegung entledigte er sich des scharfen Butterfly-Messers, schleuderte dann die Tasche mit beiden Händen um sich und warf dabei einige, die sich nicht schnell genug außer Reichweite brachten, um. Dann warf er wieder mit einer Kopfbewegung die Haare zurück und ging auf mich zu, während er graziös über einige Bewusstlose schritt. Ich musste ihn vollkommen perplex angestarrt haben, denn er fragte mit einem arroganten und selbstbewussten Blick: „Noch nie jemanden gesehen, der sich gegen ein paar Idioten verteidigt?!“ Ich lachte laut auf, er gefiel mir immer besser. „Falls es dir nicht aufgefallen ist, eigentlich wollte ich dir gerade helfen!“ „Da wärst du der erste.“ Murmelte er und setzte sich an den Tresen. In dem Moment bemerkte ich aus den Augenwinkeln, wie ein Handlanger eines am Boden liegenden Mafiabosses nach seiner Kanone griff. Doch als er sie auf den Kleinen anlegt, griff ich reflexartig nach meinem Glas und schleuderte es ihm mit aller Kraft gegen den Kopf, woraufhin er ohnmächtig umkippte. „Ja, schaut wohl so aus!“ meinte ich lässig und bestellte mit einer Handbewegung zwei Gin. Verblüfft drehte er sich um und murmelte daraufhin etwas von: „... hätte ich merken müssen!“ Dann sah er mich an und ich schob ihm das zweite Schnapsglas zu. „Ich heiße Jack und du siehst aus als könntest du das gebrauchen.“ Widerwillig nahm er es an, trank es dann aber zu meinem Erstaunen mit einem Zug aus. „Ich heiße Chris.“ Mehr schien er mir als Antwort nicht gönnen zu wollen, denn er drehte sich mit fast gelangweiltem Blick von mir weg. Wie hypnotisiert fuhr ich mit meinem Blick an seinem schneeweißen Hals entlang, beobachtete sein markantes Profil, das er mir nun zuwandte. Neben dem Barhocker hatte er die Tasche abgestellt, seine Beine waren lässig übereinander geschlagen und er wrang sich gerade das Shirt aus. Was hatte jemand wie er, ein so vollkommener kleiner Engel in der übelsten Schwulenkneipe der Stadt verloren?! „So, Chris...“ sein Name rollte langsam aus meinem Mund, noch nie hatte ich einen schöneren gehört, langsam hob ich meine linke Hand und diese schien sich wie von selbst aus seinen sexy Arsch zu zu bewegen. Nur noch ein paar Zentimeter... „...ich denke dann schuldest du mir noch was.“ Doch kaum hatte ich das ausgesprochen, hatte ich plötzlich eine kalte Stahlklinge am Hals. Verblüfft folgte ich ihr, möglichst ohne Bewegung, mit den Augen und stellte fest, dass es ein langes japanisches Schwert, ein ‚Katana’ war und in Chris Hand endete. Da war der Kleine wohl doch nicht so wehrlos und leicht zu haben, wie ich dachte. „Sorry Großer, aber ich denke so viel schulde ich dir nicht.“ meinte er, drückte mit dem Schwert noch etwas fester zu und angelte nach meinem Gin. Verflixt, na ja, dann war die Jagt wohl eröffnet. Seufzend zog ich meine Hand zurück und sah ihm zu, wie er auch noch meinen Schnaps wie Wasser herunterschüttete. Wie lange war es her, dass ich nicht sofort das bekam, was ich wollte? Zu lange! Ein Tiger liebt seine Beute, doch am meisten liebt er die Jagt, und nun, da ich den perfekten Happen Fleisch vor mir hatte, kam es mir vor als hätte ich mich schon viel zu lange nur mit Aas zufrieden gegeben. Er zog das blanke Schwert zurück und schob es wieder in das schwarze Tuch. Sah ich da noch ein zweites davon? Mein Kätzchen schien scharfe Krallen zu haben. Aber ich hatte schon ganz andere Raubtiere gezähmt.

In diesem Moment erzitterte sein süßer Körper, er musste furchtbar frieren, so wie das Wasser aus seiner Kleidung tropfte. „Na, was suchst du hier in der Stadt, Chris? Du scheinst ja hier neu zu sein.“ Ein eiskalter Blick traf mich. „Woher willst du das wissen? Und außerdem, selbst wenn, würde es dich nichts angehen!“ „Na ja, ich sehe das so Kleiner...“ oh oh, der Ausdruck gefiel ihm gar nicht, so wie sich da das Gewitter auf seinem Gesicht zusammenbraute. Dennoch warf ich einen bedeutungsschwangeren Blick auf seine Tasche. „...entweder deine Frau/Freundin hat dich rausgeschmissen, was ich aber nicht glaube, oder du hast dich hier verlaufen, weil du neu in der Stadt bist. Na, bin ich gut oder was?!“ Wieder ein strafender Blick, oh Gott, wenn das so weitergeht, dann fall ich demnächst doch noch tot um.
 

Was war denn das für ein eingebildeter Depp. Ok, er sah echt lecker aus und war sich dessen wohl auch voll bewusst, so wie er sich hier aufführte. Auch schien er wohl eine bedeutende Persönlichkeit in dieser Stadt zu sein, da sich, seit er so offensichtliches Interesse an mir bekundet hat, keiner der anderen Perversen mir mehr als auf 3 Meter genähert hatte. Er schien also gefährlich zu sein, das war schließlich, wie ich sehr deutlich gesehen hatte, eine Gangsterkneipe, besser gesagt die Unterwelt der Homosexuellen. Und sie achteten ihn. Dabei sah er gar nicht soo stark aus, na ja, unter dem dunkelblauem Muskelshirt sah man beeindruckende Bauchmuskel und auch in der engen Lederhose, farblich perfekt zu dem nachtfarbenen Mantel passend, zeichneten sich kräftige Schenkel ab. Aber eher natürlich, wie bei einem Sportler und nicht bodybuildermäßig. Und die minimal gegeelten schwarzen Haare und unglaublich blaue Augen... ob er käuflich war? Ich denke er würde sicher einen guten Preis erzielen. Andererseits..... würde man einem Callboy so viel Respekt entgegenbringen und vor allem, hätte er es nötig, mit mir zu flirten? Nein, er war wohl eher ein Aufreißer, vielleicht der Bandenchef von ein paar pickligen kleinen Rambos, die sich toll fühlten, wenn sie zu fünft kleine Jungs vermöbelten. Oh Gott, jemanden mit so einem Riesen-Ego konnte ich jetzt gerade echt nicht gebrauchen. Genervt drehte ich mich weg, sollte er doch machen, was er wolle. Wenn es hier drin bloß nicht so verflucht kalt wäre, aber wenn ich jetzt die nasse Jacke auszog, würden mir die Typen hier wahrscheinlich sofort an die Wäsche wollen. Verflixt, manchmal hasste ich mich dafür, dass ich so gut aussah.
 

Ah, seine neue Taktik war also, mich zu ignorieren. Na ja, aber ich wusste schon, wie ich mir wieder seine Aufmerksamkeit sichern konnte. „Sag mal, bist du schon irgendwo untergekommen? Ich meine, hast du schon ein Zimmer in einem Hotel?“ Mit einem resignierenden Seufzer dreht er sich um. „Du legst es echt drauf an, heute noch von mir kastriert zu werden, oder?!“ Wow, jetzt fuhr er die Krallen aus, er verstand meinen Gesprächsanfang wohl als unsittlichen Antrag. „Hey, ganz langsam, du verstehst das falsch!“ begann ich lachend, doch dann wurde ich ernst und legte eine Hand unter sein Kinn. „Glaub mir Süßer, ich kriege alles was ich will, aber das was du denkst, ist mir momentan egal. Ich will dir nur helfen. Hast du schon ein Zimmer?“ Er biss sich auf die Lippe, offensichtlich unsicher, wie weit er mir trauen konnte. Doch dann schüttelte er leicht den Kopf. Wie süß, er dachte bestimmt, dass ich seine inneren Gefühle nicht mitverfolgen konnte, dabei standen sie ihm doch nur zu deutlich ins Gesicht geschrieben.
 

Hmm, meine schauspielerischen Fähigkeiten schienen nicht eingerostet zu sein, die Maske des unschuldigen, verlorenen Jünglings saß immer noch perfekt. Er kaufte mir tatsächlich ab, dass ich versuchte meine Gefühle vor ihm zu verbergen. Eine Doppelte Maske, die Gefühle vorspielte und diese wieder unterdrückte, perfekt angepasst an meinen viel zu jung wirkenden Körper. Bis jetzt war noch jeder darauf hereingefallen, und auch dieser Vorstadtganove schien nicht klüger zu sein. Immer noch lag seine Hand unter meinem Kopf und irgendwie war es mir nicht einmal unangenehm, ihm so direkt und tief in die emotionslosen sanftblauen Augen zu sehen. „Wenn du willst, kann ich dir ein billiges Zimmer besorgen. Und hey...“ er ließ los und lehnte sich zurück „... du brauchst vor mir keine Angst zu haben, ich habe wirklich nicht vor dir etwas anzutun, auch wenn du mir das jetzt vielleicht noch nicht glaubst. So einer bin ich nicht.“ Na ja, das glaubte ich ihm sicher noch nicht, aber so wies aussah, hatte ich hier soeben jemanden gefunden, der sich hier auskannte. Wenn ich jetzt mein Spiel noch ein wenig weiter trieb...
 

Ich glaube ich zerschmelze, er ist so goldig. Jetzt senkt er verlegen den Blick, denkt anscheinend über seine Optionen nach. Lachend halte ich ihm meine rechte Hand hin. „Deal?“ Unsicher sah er auf, betrachtete meine Hand wie etwas gefährliches, doch dann schlägt er scheu lächelnd ein. „Deal!“ Ich behalte seine Hand gleich und ziehe ihn mit mir, nehme seine Tasche im vorbeigehen noch mit. Vollkommen erschöpft lässt er sich mitziehen, schließlich schließt er sogar seine Hand fester um meine. Er ist anders, so ganz anders als die anderen Kerle, die ich vor ihm hatte. Jeden anderen würde ich jetzt mit nach hause nehmen, würde erst nett zu ihm sein, um ihn dann später langsam zu verführen. Würde ihm meine Maske zeigen und er würde es nicht merken. Und letztendlich würde ich die Maske abnehmen und ihn eiskalt abweisen. Stets endet mein Spiel so, stets schicke ich sie weg. Genieße einen Moment die Wärme einer zwischenmenschlichen Beziehung, doch breche ab, bevor sie das Eis um mich zu schmelzen beginnt. Denn ich weiß nicht, nein, habe sogar Angst vor dem, was unter dem Eis zum Vorschein kommen könnte. Er ist anders. Bei ihm werde ich mir Zeit lassen, denn er ist so zart, dass er unter meinen üblichen Spielregeln zerbrechen könnte. Diesmal wird es anders sein.
 

Ich folgte dem Fremden hinaus, er führte mich immer weiter, durch dunkle Gassen und über verdreckte Straßen, ließ dabei meiner Hand keine Sekunde los. Zwielichtige Gestalten kamen manchmal auf uns zu und verschwanden wieder, sobald sie ihm gewahr wurden. ‚Wer ist er, der Pate von Tokio?! So italienisch sieht er eigentlich nicht aus’ dachte ich mir grinsend. Vor einem verfallenen Gebäude blieben wir stehen und er zog mich neben sich. Wie war gleich sein Name? Ich glaube er sagte Jack. Sein freundliches Lachen war nur Fassade, das wusste ich genau, trotzdem erwiderte ich es, um nicht aus meiner Rolle zu fallen. Sollte er ruhig denken, dass ich auf ihn hereinfiel, das würde es mir nur leichter machen, ihn wieder loszuwerden. Ich sah ihn verunsichert an, tat zumindest so. „Wo sind wir? Was willst du denn hier?“ „Hier...“ und er breitete die Arme aus, als läge vor uns das Paradies „... siehst du die einzige Pension um Umkreis von 2 km, in der du nicht im Schlaf abgestochen und ausgeraubt wirst.“ Lachend trat er ein und sofort kam ihm eine rundliche Schwarze entgegen, die ihn mit einem schrillen ‚JACKIE’ fest an sich quetschte. Ich grinste hämisch, als er sich mit gequältem Gesichtsausdruck von ihr losmachte. „Mum, ich habe einen Gast mitgebracht!“ sagte er tadelnd und sah auf die fröhlich lachende Frau hinab, die ihm gerade bis zum Kinn reichte. Verwirrt zog ich eine Augenbraue hoch. Mum?! Er hatte zwar sonnengebräunte Haut, aber schien weder wie ein Mischling noch wie ein ganz Schwarzer zu sein. ‚Adoptiert vielleicht.’ Fiel mir ein und ich beneidete ihn. Mich hatte nie jemand mitnehmen wollen.



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