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Heilloser Romantiker

von

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Kapitel 31

Kapitel 31
 

„Was ist das?“
 

„Wonach schaut es denn aus?“
 

„Haha, sehr witzig. Ein Brief natürlich. Die Frage galt eher der Herkunft.“
 

Rick wedelte mit einem cremefarbenen Umschlag in der Hand vor Joes Augen herum. Dieser zog eine unschuldige Miene und zuckte mit den Schultern. Plötzlich schweigend ließ der Größere seinen Freund stehen und setzte sich auf die Bettkante. Von dort aus fokussierte er den Dunkelhaarigen, dessen blaue Tiefen zornig funkelten.
 

„Mache ihn auf, dann beantworten sich all deine Fragen von alleine.“
 

„Und was ist, wenn ich das nicht möchte?“
 

„Dann kann ich dir auch nicht mehr helfen.“
 

„Du hast mir versprochen, nichts mehr über sie zu verlieren.“
 

„Und ich habe mein Versprechen nicht gebrochen.“
 

„Grr und was halte ich dann in meinen Händen?“
 

„Jetzt beruhige dich doch mal und hör’ auf, mich zu beschuldigen. Ich habe dir mein Wort gegeben, dass ich über alles, was meinen Besuch bei deinen Eltern angeht, schweige. Und? Habe ich dein Vertrauen etwa missbraucht?“
 

„Ja!“, schrie Rick und verstummte im selben Moment wieder. Schockiert sah er seinen Freund an, denn er begriff sogleich, dass er ihm Unrecht tat. „Es tut mir leid“, fügte er kleinlaut hinzu und schalt sich innerlich für seine unberechtigte Wut ihm gegenüber. Kraftlos sank er auf die Knie und hielt den Brief krampfhaft zwischen seinen Fingern. Seine Augen füllten sich mit kleinen heißen Perlen, nahmen ihm die klare Sicht und hätten ihm halb den Verstand vernebelt, wenn dies nicht schon eine andere Sache getan hätte. Er hatte kein Recht dazu, Joe dermaßen anzufahren und doch schnürte sich sein Herz zusammen, wenn er daran dachte, dass er einfach zu ihnen gefahren war. Wie hatte er nur so etwas tun können; ganz ohne sein Einverständnis?
 

„Atme tief durch.“
 

Die Stimme, die nun zu ihm durchdrang, war ruhig und bedachte ihn mit keinem Vorwurf oder dergleichen. Sanft strich eine Hand durch sein Haar und schenkte ihm Zärtlichkeiten, die er nicht verdient hatte.
 

„Lass das“, presste der Kleinere hervor. Mit einer Faust stieß er Joe weg.
 

/All deine Fürsorge lässt mich noch undankbarer erscheinen und rückt mich in ein Licht, das finsterer und düsterer nicht sein könnte… Ich bin es nicht wert, von dir geliebt zu werden. Verstehst du denn nicht, dass du mir zuwider gehandelt hast? Anstatt dir dafür zu danken, verstoße ich dich… Was bin ich nur für ein Mensch…/
 

Seufzend legte sich Joe rücklings aufs Bett und ließ Rick allein auf dem kalten Boden verweilen. Noch ein Annäherungsversuch würde keine Besserung bringen, zu gut und lange kannte er die Eigenheiten des Kleineren. Er wusste, dass sich Rick nichts sehnlicher wünschte, als Nähe und Geborgenheit zu bekommen, doch aufgrund seines eigens errichteten Selbstschutzes ließ er sie nicht zu. Viel zu streng war er mit sich selbst, aber er vermochte nichts dagegen zu tun. Unbeholfen musste er dabei zusehen, wie der Kleinere sich fertig machte für nichts und wieder nichts.
 

/Man kann die Vergangenheit nicht vergessen, aber man sollte versuchen, sie ruhen zu lassen. Vielleicht ist verzeihen manchmal der bessere Weg, um sein Glück zu finden… Rick, begreife doch, dass du zugrunde gehst, wenn du deinen Eltern niemals vergibst!/
 

Mit zusammengekniffenen Augen kauerte der Dunkelhaarige auf dem Boden und unterdrückte gewaltsam die Tränen, die sich ans Tageslicht schleichen wollten. Warum hatte Joe nicht warten können? Vor wenigen Stunden war alles so schön gewesen und er hatte gedacht, dass ihn nun nichts mehr auf dieser Welt entzwei reißen könnte. Von wegen!... Seine unermessliche Freude, die ihm durch Joes Berührungen widerfahren war, hatte ihn verletzlich gemacht, empfänglich für Gefühle jedweder Art. Und nun durfte er sie erneut spüren: diese Wut, diesen Zorn, hervorgerufen durch sein eigen Fleisch und Blut, geschaffen durch die Menschen, die ihm einst so viel bedeutet hatten.
 

/Einst waren wir eine Familie, die zusammenhielt und eins war. Ich kann mich kaum noch an die Harmonie erinnern, die bei uns herrschte. Ihr habt alles zerstört! Ihr seid schuld daran, dass unsere gemeinsame Zukunft zerstört wurde! Ihr! Nur ihr! Und warum? - Weil ich einen Mann liebe!/
 

„Ha, und das soll ein Grund sein?“, rief Rick in die Stille des Raumes hinein und riss die Augen dabei weit auf. „Warum könnt ihr mich nie in Frieden lassen?“
 

Erschrocken fuhr Joe auf und sah auf das Bündel, das elendig zitterte. Nach einer Decke greifend stand er auf und legte sie um Rick, der mit in Nacken gelegtem Kopf und bebendem Leib dakniete. Als er seinen Freund wohlig wusste, schlang er seine Arme um ihn und drückte ihn vorsichtig an sich.
 

„Lies den Brief, vielleicht kannst du ihnen dann dein Herz wieder ein Stück öffnen“, hauchte er leise in sein Ohr und spürte dabei leider, wie sich der Körper des Kleineren immer mehr verhärtete.
 

„Hast du einmal darüber nachgedacht, ob ich das möchte?“
 

Stille trat ein und brach sich alsbald stumm an den Wänden.
 

„Bald zwei Jahre habe ich dich leiden sehen und ich will, dass du glücklich bist. Nur deshalb habe ich in Kauf genommen, dass du nun all deinen Hass auf mich projizierst.“
 

„Ich… könnte dich nie hassen“, erwiderte Rick erstickt.
 

/Und doch spüre ich nichts als Erbitterung in mir. Wo ist das angenehme Gefühl geblieben, das mich durchjagte, als ich dich endlich wieder in meinen Armen halten durfte?/
 

„Wie kommt es, dass du mir trotz all meiner Worte so nah bist?“
 

„Weil ich dich liebe, Rick. Ich habe zwar lange gebraucht, um dem gewahr zu werden, aber nun gibt es für mich kein Zurück mehr. Mit all meiner Kraft möchte ich dich beschützen, doch ich kann dies nur, wenn du deinen inneren Frieden wieder findest.“
 

/Innerer Frieden? Brauche ich dazu die Erlösung durch meine Eltern? Dass ich nicht lache!... Und doch ist Unbedarftheit keineswegs das, was deine Worte in sich tragen. Halte mich fest, halte mich ganz sehr fest…!/
 

Voller Liebreiz strich der Blonde seinem Freund über die feuchten Wangen, wischte damit ein paar Perlen weg, die Ricks Zustand allzu deutlich widerspiegelten.
 

„Du bist ganz kalt.“
 

Einen Arm ließ er unter Ricks Hintern gleiten, den anderen legte er in dessen Nacken. Mit einem Ruck hob er ihn hoch und bettete ihn auf die weiche Matratze, deckte ihn sogleich mit der Federdecke zu.
 

„Damit du dich nicht erkältest“, dachte der Blonde laut und legte sich neben den Dunkelhaarigen, der aus halbgeöffneten Augen seinen Blick suchte.
 

„Ich liebe dich, ich liebe dich, ich-“
 

„Sshhh, ich weiß mein kleiner Romantiker; ich dich auch. Ruh’ dich ein wenig aus und denke darüber nach, ob du ihnen und damit vor allem dir eine Chance geben möchtest.“
 

Joes Finger auf seinem Mund spürend nickte Rick und kuschelte sich dann an die Brust seines Freundes, hielt sich mit einer Hand an dem Stoff seiner Kleidung fest, in der Hoffnung, auf diese Weise könne der Blonde niemals mehr entschwinden.
 

/Immer wieder verfalle ich vor deinen Augen den Tränen und immer von Neuem trocknest du sie. Selbst bei der schlimmsten Trauer lässt du mich nicht im Stich und nun gestehst du mir sogar deine Liebe… Du bist das Einzige, was ich in meinem Leben brauche…/
 

Unentwegt sah der Blonde das Bündel Mensch in seinen Armen an, sog den Duft seines Haares tief in sich ein und wagte es kaum auszuatmen. Tief saß die Trauer in seinem Freund und er vermochte sie immer noch nicht zu nehmen. Als er ihn nach seiner Heimkehr erblickt hatte, hatte ihn ein Blitz durchzuckt, der ihn gänzlich erzittern gelassen hatte. Es hatte sich um das Zeichen der innigsten Zuneigung gehandelt, dessen war er sich mittlerweile sicher. Alles in ihm wollte Rick beherbergen, vor den lauernden Gefahren der grausamen Welt beschützen und ihn nie mehr der Realität preisgeben, die ihn zu vernichten drohte. Alles in ihm wollte ihn berühren, das warme Fleisch unter seinen Fingern spüren, ihn mit Haut und Haaren verschlingen… er genoss die Schwere, die Ricks Körper auf seiner Brust mit sich brachte. All die Monate fernab vom früheren Leben hatte er ihn getröstet, war ihm nah gewesen und erst jetzt wusste er, dass der Mann in seinen Armen das war, was ihm immer bestimmt gewesen war. Liebe war mehr als nur Schmetterlinge im Bauch zu fühlen, sie bedeutete, sich gänzlich einem Wesen zu verschreiben, Mann hin oder her. Es war doch völlig gleichgültig, welches Geschlecht sie verkörperte, viel wichtiger war doch, dass es sie gab und bei ihm war.
 

„Dein Körper wird immer heißer.“
 

Ricks dumpfe Stimme riss Joe aus seinen Gedanken. Ein wenig verlegen schluckte er, ließ sich davon aber nicht allzu sehr irritieren und fuhr mit den Streicheleinheiten fort, die er seinem Freund schenkte.
 

„Mhh, das kommt ganz allein durch dich.“
 

„Es ist angenehm.“
 

„Hast du’s dir überlegt?“, fragte der Blonde bestimmt, achtete aber darauf, dass er sanft genug klang, um den Kleineren nicht zu verprellen.
 

„Eigentlich haben sie alles zunichte gemacht…“
 

„Heißt dieses ’eigentlich’, dass du den Brief liest?“
 

„Gib mir noch ein wenig Zeit.“
 

„Warte aber nicht zu lange.“
 

„Allmählich fängst du an wie ein Mädchen zu klingen.“
 

Joe verschluckte sich und seine Brust wog in schnellen Zügen auf und ab.
 

„Das sollte…“, fuhr Rick fort und hob dabei seinen Kopf an, um den Blonden ansehen zu können. „… nicht negativ klingen. Du sorgst dich um mich, du bist für mich da, selbst wenn ich mich aufführe wie ein Idiot; selbst wenn ich dir egoistisch gegenübertrete.“
 

„Egoistisch?“
 

Resigniert bestätigte dies Rick mit einem Nicken. „Ich habe dich immerzu in Anspruch genommen ohne darüber nachzudenken, wie du dich dabei fühlst. Ich habe dich unerwidert geliebt und dir die Frauen missgönnt ohne darauf Rücksicht zu nehmen, was du möchtest. Das macht mich zum Egoisten, der…“
 

/… deine Liebe nicht verdient hat…/
 

„Hör’ auf damit, dich selbst nieder zu machen. Du bist die reinste Seele, die mir je im Leben begegnet ist. Selbst wenn du dich eigens als selbstsüchtig betrachtest, für mich bist du es nicht. Was habe ich dir schon geben können als eine flüchtige Hand, die durch dein Haar streicht, als Worte, die nichts weiter waren als eine leere Hülle? Stets hast du für mich gekocht und warst mir ein Freund. Aus deinem Mund möchte ich nicht hören, dass du egoistisch seiest, denn es entspricht nicht der Wahrheit. Freundschaft ist ein Geben und ein Nehmen und du gibst mehr als du dir eingestehen kannst.“
 

Als er zuende gesprochen hatte, zog er den Dunkelhaarigen sogleich hinunter und küsste ihn. Mit seiner Zunge bat er um Einlass und spürte voller Wonne die warme Höhle, die nun für immer sein werden wollte. Intensivst erwiderte Rick den Kuss; er wollte mit Joe verschmelzen und die Zuflucht, die er ihm gewährte, einfach nicht mehr preisgeben. Doch nachdem seine Lunge irgendwann nach Luft schrie, musste er sich von den weichen Lippen lösen, die er am liebsten bis an sein Ende unablässig gefühlt hätte.
 

„Schön, dann lass es mich hinter mich bringen“, meinte Rick nicht gerade froh darüber und begab sich ans Ende des Bettes, von wo aus er nach dem Brief, der leicht zerknittert am Boden lag, greifen konnte. Ohne irgendwelche besondere Rücksicht öffnete er ihn und zog ein pastell-violettes Papier heraus. Seine Augen schweiften eilig über die geschriebenen Zeilen.
 

„Rick?“ Joe beobachtete, wie sein Freund gänzlich erstarrte. „Hey, Rick.“ Über dessen Schulter lugend las er die mit größter Sorgfalt geschriebenen Worte.
 

’Rick,
 

was soll ich dir groß schreiben. Dein Vater und ich haben in den letzten Monaten Männer gesehen, wie sie andere Männer küssten. Es kam uns immer noch befremdend vor. Etwaigen können wir uns an die Tatsache gewöhnen, dass du keine Frau heiraten wirst, mit der du uns Enkelkinder bescherst.
 

Mom’
 

Nicht nur einmal schluckte Joe schwer, sondern unzählige Male. Der Brief widersprach völlig der Reue und dem Wehmut, mittels denen Dea ihm gegenüber gestikuliert hatte. Immer wieder hatte sie betont, dass es ihr leid tue, wie alles verlaufen war, dass sie nie Kontakt zu ihrem Sohn aufgenommen hatte, dass… Sein Herz begann wie wild zu schlagen und Wut keimte in ihm auf. Unbewusst formten sich seine Hände zu Fäusten, mit denen er nun eigentlich Rick hätte trösten sollen.
 

„Wie kann sie sich erdreisten, dermaßen gefühllos zu klingen?“, würgte der Blonde hervor und bemerkte nicht, wie Rick unter seinen Worten zusammenzuckte. „Sie hat ganz anders geredet, als ich bei ihr war. ’Göttin’ bedeutet ihr Name und das ist einzig und allein eine Schande! Nicht einmal rot wurde sie während ihrer Lügen und ihrer Heuchlerei!“
 

Erzürnt erhob sich der Größere vom Bett und lief im Zimmer auf und ab, fixierte einen kleinen dunklen Punkt vor seinen Augen, den er feurig anfunkelte. „Solch ein Verhalten hätte ich ihr niemals zugetraut. Als Kind und auch vor zwei Tagen wirkte sie auf mich ehrlich, verlässlich, ja redlich. Ich fass’ es nicht! So eine Unverschämtheit! Diese widerwärtige, elendige-“
 

„JOE!!!!“, schrie Rick ihn an, visierte ihn mit einem Blick, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Rede nicht so über sie. Hast du es denn nicht gesehen?“
 

Verdutzt sah Joe ihn an und verstand nicht, warum Rick Dea nun verteidigte.
 

„Sie hat mit ’Mom’ unterschrieben, mit ’Mom’…!“ Fest drückte Rick den Brief an seine Brust und ein kleines Lächeln zierte seine Lippen. „Mit MOM!“ Er blickte erneut auf zu seinem Freund.
 

Irgendwie war der Größere aller Worte verlegen und schämte sich ob seines Ausbruches. Wankend näherte er sich seinem Freund und legte seine Hände auf dessen Schultern. Was sollte er sagen? Sollte er überhaupt noch etwas von sich geben?
 

„Sie war sehr bekümmert aufgrund ihrer Ignoranz, die sie dir zuteil werden ließ“, begann er dann doch leise. „Mehrere Male entschuldigte sie sich, sprach eher zu dir als zu mir, bis ihr bewusst wurde, dass ich vor ihr stand und nicht du.“
 

„Ich vermisse sie wirklich schrecklich… und wollte das nie wahrhaben, da sie mich nicht mehr wollten…“
 

Trotz der brüchigen Stimme behielt sich Rick das leichte Lächeln, das als Zeichen für seine Freude diente. Joe sah ihn fest an und verliebte sich in diesem Moment ein weiteres Mal in seinen Freund. Dass ein einzelner Mensch dermaßen reagieren konnte, wo er sich sicherlich mehr von dem Brief erhofft hatte, beeindruckte ihn völlig; er war erstaunt und insbesondere stolz auf Rick.
 

„Sag’ mir, Joe, vermissen sie mich auch?“
 

„Ja, das tun sie“, erwiderte der Blonde und grinste dabei voller Liebe.
 

Rick senkte den Blick und strich behutsam mit dem rechten Zeigefinger über das letzte Wort, das in feinen schwarzen Linien auf dem zartvioletten Papier geschrieben stand.
 

„Ich gehe duschen“, meinte Joe und wollte seinen Freund damit einen Augenblick allein mit seinen Gefühlen lassen. Er wollte ihm Zeit geben, über alles Weitere nachdenken zu können; wollte ihn in keinster Weise beeinflussen. Ein letztes Mal wuschelte er ihm durchs Haar und verließ dann das Schlafzimmer.
 

/Eine Ewigkeit haben sie mich leiden lassen ohne auch nur mit der Wimper zu zucken… dachte ich zumindest immer oder habe es mir felsenfest eingeredet… und habe damit den Schmerz in mir nur verstärkt… Hätte ich etwa den ersten Schritt tun sollen, auf sie zugehen sollen,… sie zur Rede stellen sollen? Ihnen noch einmal gegenübertreten sollen?... Hätten sie damals ihren Rausschmiss rückgängig gemacht?/
 

Mit dem Brief in der Hand ging Rick zum Fenster und sah hinaus. Er nahm nicht wahr, wie die Sonne auf den Dächern funkelte oder wie die Menschen unten auf der Straße voller Vitalität zu sein schienen. Das Wetter hatte sich über Nacht beruhigt und lockte immer mehr Seelen aus ihren Häusern heraus.
 

/Ich möchte die Vergangenheit endlich ablegen können…/
 

Wie in Trance schritt er gen Badezimmer und hörte das Wasser stetig lauter rauschen. Erst legte er sein rechtes Ohr an das Holz der Tür und horchte auf das gleichmäßige Plätschern, dann drückte er aber die Klinke und trat dem feinen Nebel entgegen, der sich bereits im ganzen Raum verbreitete. Die Duschwand war verschleiert, so dass er Joes Gestalt lediglich schemenhaft sehen konnte, doch schon allein dieser Anblick ließ ihn nach ihr greifen. Langsam öffnete er sie und stieg mitsamt Kleidung hinein unter Beobachtung eines verwirrten, aber nicht abgeneigten blonden jungen Mannes. Wohlig schmiegte sich Rick an seinen nassen, nackten Freund und genoss sowohl das heiße Wasser, das von oben auf ihn herabströmte, als auch die starken Hände, die sich nicht zurückhalten konnten, sich unter seine Hose auf seinen Hintern zu stehlen.
 

„Deine Mutter hat mich für den ersten Advent eingeladen“, murmelte Rick nach einer Weile.
 

Während Joe inzwischen dabei war, das Hemd von Rick zu öffnen und dabei seine Finger ab und an zärtlich über die Haut fahren zu lassen, küsste er ihn auf die Stirn.
 

„Möchtest du die Einladung annehmen?“, fragte er ihn voller Hoffnung.
 

„Es ist an der Zeit, in unsere Heimat zurückzukehren.“
 

Das Hemd fiel achtlos zu Boden ins schaumige Nass. Mit begehrenden Lippen streichelte Joe Ricks Hals.
 

„Du wirst nicht enttäuscht werden, mein kleiner Romantiker“, hauchte er auf die wohlriechende Haut seines Freundes.
 

Rick erwiderte die Berührungen nicht, sondern stand einfach nur da und genoss jede einzelne Zärtlichkeit, die ihm der Größere zukommen ließ. Joe war immer für ihn da gewesen so wie jetzt… nur mit dem kleinen Unterschied, dass er ihm nicht mehr nur durchs Haar wuschelte, sondern jedes Detail seines Körpers berührte. Jeder Kuss, jede Liebkosung brachte ihn zum Beben.
 

/Wie sehr ich dich immer wollte…/
 

Irgendwann hörten die Küsse auf seiner Haut auf und wichen einer Tortur aus federleichter Nähe und kaum wahrnehmbaren Händen auf seinem Rücken.
 

/Schwebend verliere ich mich unter deinen Fingern, auch wenn sie lediglich regungslos auf mir ruhen…/
 

„Während du weg warst, habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, wie ich es wieder gut machen kann, dass ich dir alles verschwiegen habe.“
 

„Als ich das Haus deiner Eltern betrat, ist mir klar geworden, weshalb du mir nie etwas sagtest. Du wolltest nicht auf Ablehnung stoßen, denn das hätte dich noch mehr geschmerzt als mit einer ungewissen Liebe zu leben.“
 

„Ich hatte Angst davor, dich als meinen besten Freund zu verlieren. Die Befürchtung war groß, dass du dich von mir in jedweder Hinsicht loslöst. Unsere Gespräche, deine Anwesenheit, dein freches Grinsen hätten mir gefehlt.“
 

Von beiden unbeachtet floss das Wasser weiterhin über ihre Körper und sammelte sich in der Wanne, um bald in den Tiefen der unterirdischen Rohre zu verschwinden.
 

„Vielleicht wäre ich tatsächlich zurückgewichen“, entgegnete Joe, „obgleich du mir schon immer sehr wichtig warst. Aber ich bin heilfroh, dass wir das niemals erfahren werden, denn mein Herz bebt, wenn ich dich nur sehe, allein wenn ich an dich denke.“
 

„Dass du jemals meine Gefühle erwidern würdest, habe ich nicht für möglich gehalten. Ich wollte es immer und doch warst du für mich nicht greifbar,… unnahbar.“
 

„Während ich von dir wegfuhr und die Distanz zwischen uns wuchs, schnürte sich mein Herz immer weiter zusammen. Jede Faser meines Körpers wünschte sich zu dir zurück und doch konnte mein Verstand nicht gehorchen. Er brauchte Klarheit… Als dann meine Hand unseren Baum berührte, tat sich ein Bild auf, das mich nicht mehr losließ. Selbst jetzt kann ich es noch sehen…“
 


 


 

„Mein Knie war blutübersät… Die Verletzung hatte ich mir bei einer Prügelei zugetragen…“
 

Nach einer weiteren langen Pause erhob Rick die Stimme, die fast im dumpfen Rauschen des Wassers unterging: „Du hattest den seltsamen Baumschnitt meiner Eltern verteidigt. Selbst wenn wir beide über die kuriose Gestalt, die mein Vater aus dem Apfelbaum gemacht hatte, lachten, konntest du das verächtliche Gerede der anderen Kinder nicht ertragen.“
 

„Die beiden haben sich nie wieder getraut, auch nur ein Wort gegen deine Eltern und deren dubiosem Zeitvertreib zu richten.“
 

„Auch sonst keiner, als sie sahen, wie du die beiden zugerichtet hattest.“
 

„Selbst wirkte ich wohl ebenfalls derart abschreckend, meine Kleidung war total zerrissen und sowohl mit meinem Blut als auch mit dem der anderen durchtränkt. Als Strafe bekam ich eine Woche Hausarrest, doch das war es mir wert.“
 

„Und ich bekam eine Ausnahmeregelung von deiner Mom.“
 

„Sie vergöttert dich. Schon als du das erste Mal bei mir warst, war sie völlig entzückt von dir und bettelte mich an, dich öfter einzuladen.“
 

Leise begann Rick zu lachen. „Das hast du mir immer unter die Nase reiben müssen. Aber immerhin durfte ich dich während deines Arrestes besuchen.“
 

„Als ich zerschlissen heimkehrte, fragte mich meine Mutter, wer mein Bein verarztet hätte. Nachdem ich ihr erklärt hatte, dass du meinen Retter in der Not gemimt hattest, adoptierte sie dich insgeheim als zweiten Sohn… Ja, ich glaube, dass sie dich wirklich als diesen ansieht.“
 

„Ich kann es kaum erwarten, Veronica wiederzusehen… Aber wie wird sie darauf reagieren, dass wir…“
 

„… zusammen sind? Das wolltest du doch sagen, hoffe ich!“
 

Ricks Herz sprang hoch,… sehr hoch.
 

„Ja…“
 

„Nun, die Geschichte mit dir und deinen Eltern ging auch an ihr nicht spurlos vorüber. Sie meinte irgendwann einmal, dass sie jede Person, die ich ihr als meine Freundin oder meinen Freund vorstellen würde, akzeptieren würde.“
 

„Aber da standest du ausschließlich auf Frauen!“
 

„Wir werden ja sehen, wie sie auf uns reagiert.“ Ein keckes Grinsen umspielte Joes Lippen. Auf das Gesicht seiner Mutter war er wirklich gespannt, denn als sie ihm damals ihre Akzeptanz zusicherte, hatte sie sicherlich niemals daran geglaubt, dass er wirklich mal mit einem Freund heimkehren würde.
 

/Oh ihr Himmelsbewohner, lasst sie sich an das erinnern, was sie einst zu ihrem Sohn sprach…!/
 

„Und nun zu dem, was ich mir für dich überlegt habe.“ Plötzlich voller Energie drehte Rick den Duschhahn ab und legte anschließend seine Hände auf die Wangen seines Freundes. Nach einem leidenschaftlichen Kuss zog er den perplexen jungen Mann aus der Dusche und drückte ihm ein Handtuch an die Brust.
 

„Trockne dich gut ab und zieh dich warm an.“
 

Mit glitzernden Augen nahm sich der Dunkelhaarige selbst ein Frotteetuch und schlüpfte aus dem Badezimmer.
 

Vollkommen benommen stand Joe erst einmal da und starrte auf die halb offene Türe, durch die ein kalter Hauch drang und ihn frösteln ließ. Eben hatten sie sich noch in der wohlig warmen Dusche befunden, waren in einem Gespräch aus ihren Kindheitserinnerungen versunken, und plötzlich war er aus der angenehmen, vertrauten Atmosphäre herausgerissen worden. Mit leicht geöffnetem Mund sah er auf die Maserungen der Tür, die gerade nicht von Handtüchern verdeckt war, nahm sie aber nicht alle wahr, sondern erkannte nur die kleinen dunkelbraunen Linien, die sich vertikal am Türgriff entlang wanden. Die Gänsehaut, die sein Körper bedeckte, ließ ihn das Handtuch in seinen Händen um sich schlingen und allmählich kehrte das Leben in seine Glieder zurück. Die Frage, was Rick mit ihm vorhatte, löste all die anderen Gedanken in seinem Verstand ab und wirbelte freudig herum, da sie unbedingt beantwortet werden wollte. Mit einem Zipfel des Handtuchs wischte er über den Spiegel zu seiner Rechten und betrachtete kurz sein Gesicht. Seine Wangen waren rot, seine Augen strahlten über alle Maßen – Waren das die Zeichen des Verliebtseins?
 

/Wohin wir gleich auch gehen mögen, ich folge dir, selbst wenn wir dabei von der Erde fallen…/
 

Rick steckte den Kopf zur Tür herein und schenkte seinem Freund ein bald schon unverschämtes Lächeln. „Muss ich mich zukünftig daran gewöhnen, dass du im Bad so lange wie eine Frau brauchst?“
 

Der Dunkelhaarige zog schnell die Tür hinter sich zu, als er ein großes, weißes Handtuch auf sich zufliegen kommen sah. Es hinterließ lediglich ein schleifendes Geräusch, als es das Holz traf, an dem es herabglitt, und nicht ihn, für den es bestimmt gewesen war. Immer noch verschmitzt grinste Rick und zog sich seine Schuhe an. Mit starken Armen, die sich um seine Hüfte schlangen, hatte er dabei nicht gerechnet und fiel rücklings auf seinen Freund, der ihm leicht ins Ohr biss. „Noch solch ein Satz und du avancierst zu meinem persönlichen Sklaven.“
 

„Ich bekoche dich doch eh schon“, erwiderte der Kleinere mit klopfendem Herzen. Mit dieser Attacke hatte er wirklich nicht gerechnet.
 

„Mein werter Herr Magenfüller, es gibt noch so vieles mehr, was mich glücklich machen würde.“ Theatralisch hob Joe die Arme von sich und baute sich vor Rick auf. „Spontan fiele mir da Wäsche waschen und putzen ein. Ach, du könntest mir auch das Essen hinterher tragen oder mir die Füße küssen.“
 

„Denk’ nicht mal im Traum daran.“
 

Mit Schmollmund griff Joe nach seiner Jacke. „Würde mir aber gefallen, wenn du nackt all deine Pflichten als mein Hausjunge erledigen würdest.“
 

„Komm, mein Träumer, wir haben noch was vor.“ Rick hielt die Tür auf und winkte seinen Freund hindurch.
 

Während Joe an ihm vorbeiging, hauchte er ihm einen leichten Kuss auf die Lippen. „Es wäre wirklich erregend, wenn du mir hüllenlos das Essen bringen würdest.“
 

„Deine Fantasie grenzt an Absurdheit.“
 

Flink legte Joe eine Hand um Ricks Kinn und sah ihn fest an. „Probieren wir es doch mal aus, vielleicht hältst du sie dann nicht mehr für grotesk.“
 

Anstatt noch mal etwas zu erwidern, schob er mit einem Augenverdrehen den Größeren von sich weg und schloss die Tür hinter sich. „Du fängst an“, meinte er anzüglich, als er Joe vor der Wohnung stehen ließ und die ersten Stufen der Treppe hinabstieg.
 

„Abgemacht“, entgegnete der Blonde, als er seinen Freund eingeholt hatte, „aber wehe, du wirst dann nicht heiß auf mich.“
 

„Zum Glück sind wir gleich an der frischen Luft, du brauchst unbedingt eine Abkühlung.“ Joe wusste genau, dass Rick das nicht ernst meinte; nicht nur, weil er dessen gieriges Funkeln in den meerblauen Tiefen sah…
 

Eine kalte Prise umspielte sogleich ihre Gesichter, als sie das Haus verließen. Der Tag erstreckte sich in vollen Zügen; die Bäume rankten zwar kahl, aber erhaben gen Himmel, lächelnde Passanten streiften an ihnen vorüber und der Himmel ergötzte sich an einem Blau, das klarer und reiner nicht sein konnte.
 

„Wirkt sie bereits?“, fragte Rick und drehte seinen Kopf in Richtung seines Freundes.
 

„Ich weiß nicht, wovon du redest.“ Unnatürlich weit legte Joe sein Haupt in den Nacken und zuckte dabei mit den Schultern.
 

/Gut so/, dachte Rick und blies verräterisch in Joes Ohr hinein, wodurch dieser zusammenzuckte. Als sich der Blonde wieder bei Sinnen wusste, schürzte er kurz die Lippen. „Sollen wir gleich wieder hineingehen und es austesten?“, lachte er schließlich.
 

„Lass mich überlegen: Nein!“ Rick schüttelte den Kopf. „Wir haben was Besseres vor.“
 

„Und du verrätst mir nicht was, habe ich Recht?“
 

„Wie kommst du darauf?“
 

„Na, sonst hättest du schon lange damit rausgerückt.“
 

„Wer sagt das?“ Herausfordernd suchte Rick den Blick des anderen. „Du siehst süß aus, wenn du verwirrt bist.“
 

„DIESES Wort passt nicht zu mir“, presste Joe zwischen seinen Lippen hervor.
 

„Jaja, das kränkt deine Ehre als Mann, ich weiß. Hey, rück mir nicht gleich so auf die Pelle.“ Joes Mund traf seine Wange. „Nun zu Teil Nummer Eins - aber wenn du lieber mein Kinn mit deiner Zunge abtasten möchtest, dann bitte, ich stehe dir zur Verfügung. Komme mir dann aber nicht, du möchtest wissen, was-“ Weiche Lippen brachten ihn zum Schweigen. Erst als er halb zu ersticken drohte, ließen sie wieder von ihm ab. Keuchend setzte Rick seinen Satz fort: „es gewesen wäre.“
 

Ergebend seufzte Joe und nahm eine von Ricks Händen in seine. „Jetzt schwinge hier keine ausschweifenden Reden, sondern leite mich hinein in die Sphären meines Glückes.“
 

„Öhm“, entkam es Ricks Kehle. „Du hast dir Teil Eins eben selbst erfüllt.“
 

Bevor Joe ihn überhaupt auch nur fragend anblicken konnte, drückte Rick Joes Hand ein paar Mal kurz hintereinander. „Ich wollte mit dir händchenhaltend durch die Stadt laufen, eben wie ein Pärchen, wenn du verstehst.“
 

„Okay, mit Eins wäre ich schon mal einverstanden, was ist die Zwei?“
 

/Obwohl uns einige Menschen verachtende Blicke zuwerfen, löst sich deine Hand kein bisschen von meiner. Vielmehr graben sich deine Finger in meine Haut hinein, ganz als ob du ihnen damit zeigen möchtest, dass sie ihre Intoleranz sonst wo heraushängen lassen können nur nicht uns gegenüber. Dass dich die Engstirnigkeit anderer dermaßen in deinem Handeln bestärkt, sehe ich als eine begnadigte Eigenschaft an, der ich mich auch öfter gern erfreuen würde. Wie in meinen kühnsten Träumen laufen wir gemeinsam durch die Straßen, nicht nur als beste Freunde, sondern als ein Paar. Ein paar Frauen begutachten uns sogar neidisch, in den Augen der ein oder anderen meine ich tatsächlich ein williges Funkeln zu erkennen. Aber kein weibliches Wesen wird mehr Hand an dich legen, denn nun darf ich die Person sein, die die intimsten Stellen deines Körpers erkundet und dich zum Stöhnen bringt. Einzig ich darf dich zukünftig zum Wallen bringen, wie selbstsüchtig das auch klingen mag; ich gebe dich nicht mehr her!/
 

„… in sich zu tragen?“

„Was? Entschuldige, bitte?“

„Scheinen deine Gedanken möglicherweise Erotik in sich zu tragen?“, wiederholte Joe und bedachte den Kleineren mit einem frechen Grinsen. „Kein Grund, noch mehr Blut in deine Wangen schießen zu lassen. Ich finde das keineswegs abstoßend, ich würde nur zu gern an ihnen teilhaben.“
 

Ein Räuspern drang aus Ricks Kehle. „Keine Ahnung, was du schon wieder denkst, aber ich hege keine erotischen Gedanken.“
 

„D-a-r-u-m zittert deine Stimme so, verstehe.“
 

„Tut sie gar nicht.“
 

„Da! Das Schaufenster dort bebte sogar mit.“
 

Verdutzt folgte Rick dem Finger seines Freundes und murrte anschließend. „Ich dachte nur, dass ich der einzige sein will, der dich zum Stöhnen bringt! Zufrieden?“, entgegnete Rick wohl ein wenig zu laut, denn eine Frau ganz in seiner Nähe piepste plötzlich auf und sah in seine Richtung. Verlegen und nun in der Tat ziemlich rot senkte Rick den Kopf und wünschte sich, ein wenig leiser gesprochen zu haben.
 

„Das kannst du haben, wenn wir wieder zuhause sind“, flüsterte Joe ihm ins Ohr und ließ seine freie Hand kurz, aber energisch über seinen Hintern gleiten.
 

In einem Zustand zwischen Dahinschmelzen und Scham verharrte Rick auf seinem verlorenen Posten. Bis Joe ihn an eine kalte Wand drückte, rührte er sich wirklich nicht, doch dann riss er mit einem Mal die Augen weit auf. „Doch nicht hier!“, äußerte er entrüstet.
 

„Da haben wir es. Du denkst an nichts anderes mehr, dabei wollte ich nur den zweien dort aus dem Weg gehen.“ Joe deutete auf zwei Männer, die sich wild gestikulierend von ihnen entfernten. „Dabei warst du doch immer der Anständigere von uns beiden.“
 

Als er Joes Worte Revue passieren ließ, musste er zugeben, dass er mit allem Recht hatte, aber schon allein ein Gedanke an die schaulustige Öffentlichkeit reichte, um der Hitze in seinem Körper ein wenig Einhalt zu gebieten. „Ja.. also… gehen wir weiter!“, bestimmte Rick und unterdrückte das wilde Klopfen seines Herzens.
 

Gehorsam trabte der Blonde neben seinem Freund her, der keine Anstalten machte, wieder einen gesunden Teint anzunehmen. „Bevor du mir hier noch platzt, kannst du mir gerne verraten, was Nummer Zwei ist.“
 

„Hast du Hunger?“
 

„Das fragst du MICH?“
 

Rick grinste. „Um unser beider Willen gehen wir aber nicht zum kleinen Italiener.“ Geflissentlich überging er die plötzliche Feuchtigkeit, die sich zwischen ihren Händen bildete. „Für dich habe ich mir ein ganz besonderes Restaurant ausgesucht.“
 

„Kennen wir nicht schon alle?“
 

„Erstens wünsche ich mir ein wenig mehr Begeisterung von dir und zweitens nein, dieses Auserwählte kennst du bestimmt nicht.“
 

„Du lockst mich nun aber in keine Bar, wo nur Männer sind, oder so?“
 

„Und die Romantik ward dahin. Gelobet feierlich, ihr holden Herren, dass mein Geliebter seine Worte ungeschehen macht“, Rick knuffte ihm in die Seite, „oder sich die Zunge abbeißt!“, fügte er laut hinzu.
 

„Da mein Blut nicht so gut schmeckt im Zusammensein mit Eurer begehrlichen Haut, ziehe ich dann doch eine Rücknahme meiner Worte vor, mein werter Herr.“
 

„Gepriesen sei dein Antlitz, das sich bei Weitem über deine Taten erhebt. Lerne, deine Zunge zu zügeln.“
 

„Dann gebt mir preis, wohin es uns verschlagen wird.“
 

Ehe Rick wieder ansetzen konnte, übermannte es den Blonden und er zog seinen Freund hinter die nächste Straßenecke, um sich einen Kuss zu stehlen. „Wenn du weiterhin ein auf ehrwürdig machst, stelle ich auf offener Straße noch ganz andere Sachen mit dir an.“ Leidenschaftlich blickte er Rick an, der noch nach Luft rang.

„Gingst du bei deinen Frauen auch so ran?“, fragte der Kleinere mit belegter Stimme.

„Dieses Feuer in mir hast erst du entfacht, mein kleiner Romantiker“, säuselte der Gefragte und holte sich einen weiteren innigen Kuss ein.

„Und nun bekommst du was Ordentliches zu essen, damit du nicht weiter an mir herumknabberst.“

„Von Luft und Liebe kann man wirklich nicht ewig leben, mein Magen grummelt in der Tat vor sich hin.“

„Wenn du nicht endlich von meinem Ohr ablässt, lass ich dich verhungern.“

„Erregt das dich denn gar nicht?“, hauchte Joe ihm in das momentan leicht gerötete Organ hinein.
 

/Natürlich!!! Alles in mir kribbelt und ich würde dich am liebsten sofort zu Boden drücken und d-i-r den Verstand rauben…!/
 

Langsam tastete Joes Hand Ricks Brust ab, schlich sich heimlich weiter hinunter als ihr auf offener Straße gestattet war.
 

„I-ich w-will erst mal was ess-ssen.“ Sichtlich hatte der Dunkelhaarige Mühe, gelassen zu klingen.

„Das hier“, die Hand des Blonden fühlte sich wie ein Gebirge an, das ihn unter sich begraben wollte, obwohl sie nur leicht zwischen seinen Beinen ruhte,
 

/Wohin sie hier gewiss nicht gehört!!! Und doch bin ich dein…/
 

„verrät dich, mein kleiner Romantiker.“

„Willst du, dass ich in einer Gasse deinen Namen schreie?“, presste Rick gequält hervor.

Die Hand wich endlich von ihm und er spürte plötzliche Kälte überall dort, wo Joe eben noch verweilt hatte.

„Du schwörst wirklich noch irgendwann einen Polizeiauflauf herauf“, meinte der Größere mit einem Seufzen und lief in Richtung des wilden Treibens, das die Fußgängerzone gewöhnlicherweise mit sich brachte.
 

/Hätte ich geahnt, dass du mich allein mit deiner Hand fast zum Überkochen bringst, hätte ich niemals auf dich verzichten können. Vielleicht kann ich von Glück reden, dass ich solch eine Intensität, solch ein prickelndes Ausmaß nicht für möglich gehalten hatte… /



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  smily
2007-02-15T14:12:57+00:00 15.02.2007 15:12
Das ist wieder ein super Kappi!
Will Joe eigentlich auf dem Polizeirevier landen?
Ach, noch eine Frage nebenbei, was ist aus Rick's E-Mail Freundin geworden? Taucht sie noch irgendwann später in der Story auf?
Ich schlieé mich inulin an, Rick´s und Joe´s Art mit einander zu reden ist wirklich klasse!
Also dann bis zum nächsten Kappi
ciao, ciao
smily
Von:  inulin
2007-02-15T12:48:51+00:00 15.02.2007 13:48
Das gehört sowas von verboten. -_-°
Ich kann dir doch nicht immer sagen, dass das Kapitel wirklich toll war. *seufz* Das wird doch langweilig... Aber ich weiß nicht wie ich es anders ausdrücken soll. ._.
Ich find es immer wieder total lustig zu lesen, wenn du die beiden so hochgestochen reden lässt. Das zeigt so richtig die Harmonie zwischen den beiden und wie gut sie sich verstehen und ergänzen.
Ich war überrascht, das Joe von dem Besuch bei Ricks Eltern einen Brief mitgebracht hatte. Aber schön, dass Rick ihn gelesen hat.
Die Szene in der Dusche hatte mir auch super gefallen. Wie schnell kann die Tatsache, dass unablässig Wasser auf einen prasselt und dich durchnässt, zur Nebensache werden?
Ich freu mich auf den nächsten Teil, denn ich frag mich wo Rich Joe hin entführt. ^^


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