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Heilloser Romantiker

von

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Kapitel 2

Kapitel 2:
 

„Missfällt es dir so?“

Verwundert sah Rick auf und gab seine meerblauen Augen preis. „Nein überhaupt nicht.“

„Von was kommt dann deine plötzliche Traurigkeit?“

Der Braunhaarige biss sich auf die Unterlippe.
 

/Ich hatte gar nicht registriert, dass mich die Sehnsucht nach dir dermaßen traurig stimmte…/
 

Zwanghaft rang sich Rick ein Lächeln ab, winkte mit einer Hand ab. „Mir geht´s gut, du musst dich getäuscht haben. Sag mal…“, er deutete auf den Notizzettel, „wie kommst du eigentlich darauf, dass ich gerne viel kuscheln würde?“

Zuerst fiel Joe die Kinnlade herunter, doch dann begann er leise zu lachen. „Ich kenne dich lange genug, mein kleiner Romantiker. Zudem, warum würde ich dich sonst so nennen!?“

Mit dem Zeigefinger seiner Rechten tippte er dem Kleineren an die Stirn.

„Wenn du keine Zärtlichkeiten bekommst, wirst du nämlich unerträglich“, fügte er hinzu.

Rick zog einen Schmollmund einerseits aus gespieltem Trotz, andererseits weil er sich um diese seine Eigenart nur allzu sehr bewusst war.
 

/Und doch kennst du nur den Rick, der dich als guten Freund ansieht und behandelt… ich würde dir so gerne sagen, was ich für dich empfinde… doch wenn ich das tue, dann verliere ich dich…/
 

„Soll ich die Annonce wirklich aufgeben?“, begann der Dunkelhaarige zweifelnd. „Denn eigentlich kann doch dabei nichts Gutes herauskommen. Wenn auf die Anzeige keiner reagiert, dann stärkt mich das in meinem Selbstbewusstsein nicht gerade. Oder wenn nur verspottende Antworten kommen, Aussagen, die mich verletzen...“ Rick hielt nun drei Finger hoch. „Oder wenn-“

„Hey, hey sachte. Sei nicht schon wieder so pessimistisch. Genau deshalb solltest du sie ja einreichen. Du wirst sehen, dass sicherlich ein paar nette Jungs dabei sein werden, und wer weiß, vielleicht ist ja einer darunter, der sich heimlich in dein Herz schleicht.“
 

/In meinem Herzen ist nur einer… und das bist du!/
 

„Mhhhh“, seufzte Rick und nickte. „Okay, dir zuliebe.“

Kaum hatte er seine Zustimmung gegeben, schon sprang sein bester Freund auf und wedelte mit dem losen Zettel in der Hand. „Komm, wir tippen das gleich ab und schicken das an die Partnerbörse.“

Resigniert, aber dennoch irgendwie aufgeregt, folgte Rick Joe ins Nebenzimmer. Sein Adrenalin stieg und stieg, doch er wusste nicht, ob es davon kam, dass er tatsächlich im Begriff war, diese Annonce aufzugeben, oder, weil er so dicht neben Joe saß, dass er dessen Duft bei jedem Atemzug in sich aufsog. Immer wieder atmete er tief ein und aus und verlor sich allmählich in dem Dunst von Aftershave und dem Eigengeruch seines Freundes.

„Du glühst ja richtig.“

Rick schnellte mit dem Kopf zurück und fühlte sich vollkommen ertappt.
 

/Ahnt er, dass…?/
 

„Ich hätte nicht gedacht, dass dich das so nervös werden lässt.“
 

/W-was?/
 

„Hehe, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dir den Vorschlag mit der Anzeige schon eher unterbreitet.“

„Ach so das“, entwich es dem Kleineren beruhigt. Als er den irritierten Blick von Joe sah, wurde Rick ganz mulmig, denn da registrierte er erst, dass er das eben laut ausgesprochen hatte. „Äh, klar macht das einen ein wenig fahrig.“

„’Ein wenig’!“

Rick knuffte Joe in die Seite und deutete ihm, dass er wieder auf den Monitor schauen und weiter schreiben solle.

„Und nun kannst du es wohl nicht eilig genug haben.“ Kichernd ließ Joe seine Finger über die Tastatur fliegen.
 

/Ohweh, da hatte ich noch mal Glück. Ich sollte meine Gefühle schleunigst wieder unter Kontrolle bringen, nicht dass… er noch merkt, was er für mich bedeutet…/
 

„Fertig! Rick?“ Liebevoll sah er dem Kleineren in die Augen, die glänzten wie wenn der Ozean das Licht des Mondes widerspiegelt. „Auf ‚Senden’ musst du drücken, das kann ich dir nicht abnehmen, denn es muss allein deine Entscheidung sein.“

Rick sah zurück auf den Monitor und starrte lange den entsprechenden Button an, auf dem der Mauszeiger bewegungslos ruhte. Zögernd legte er seine Rechte auf die Maus und streifte mit dem Zeigefinger über die linke Taste. In Gedanken focht er einen Zwiespalt aus, der ihn erzittern ließ.
 

/Wenn ich sende, dann wird der Abstand zwischen ihm und mir, der sowieso schon unüberwindbar ist, nur noch größer… wenn ich es nicht mache, dann wird er von mir enttäuscht sein und von mir denken, ich sei nicht um mein eigenes Glück bedacht… doch falls ich diese Annonce abschicke und mir jemand darauf antwortet, dann wird er mich überreden, einem Treffen einzuwilligen… er wird mich in die Arme eines anderen drängen…/
 

Unbemerkt schielte er zu dem Blonden, der sich vom Computer abgewendet hatte, um seinem Freund die Zeit zu geben, die er für solch eine wichtige Entscheidung brauchte. In Rick schnürte sich etwas zu, das ihm den Atem raubte und ihm die Blässe ins Gesicht treten ließ.
 

/Du bist so fern…/
 

Mit zusammengekniffenen Augen, um den aufsteigenden Tränen nicht den Weg nach außen zu gewähren, drückte er. Ja, er tat es wirklich. Dann tauchten die Worte
 

‚Ihre Mail wurde gesendet!’
 

auf dem Bildschirm auf.



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