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Camp Seafire

von

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Die Wahl der Ballkönigin

Hi. Da ich gerade mitten in der Klausurphase stecke, nur ganz kurz. Danke für die Kommis und eure Ausdauer. Ich hoffe, ihr seid mit meiner Entscheidung zufrieden, aber lest selbst.

Darc Angel
 

16. Die Wahl der Ballkönigin

Gedankenverloren schlug sie die Seiten um. Leicht fühlte es sich an, wie die Seiten umfielen, schwer war ihr Gemüt dabei. Von vornerein hatte sie gewusst, dass es keine gute Idee sein würde, die Vergangenheit wieder herauf zu beschwören. Langsam blätterte sie weiter durch ihr Tagebuch und las ab und zu ein paar Zeilen. Die Erinnerungen kam längst von ganz alleine, die Bilder, die Gefühle, unglaubliche Angst, überwältigender Zorn, erschlagende, tiefste Trauer. Warum tat sie sich das an? Sie kannte die Antwort, ihr Verstand hatte es ihr nahezu befohlen und er hatte durchaus Grund dazu. Schwerfällig seufzte sie.

Am Abend, als ihre Schützlinge mit ihnen aus dem Camp wiedergekehrt waren, hatte es abends ein Festmahl in Hogwarts gegeben – dass ihnen das Essen so oder so wie ein Festmahl vorgekommen würde, auch wenn es ein normales Abendessen gewesen wäre, hatte Dumbledore nicht davon abgebracht, den angestellten Hauselfen den Auftrag einer besonderen Mahlzeit zu geben. Bevor das Essen eröffnet worden war, hatte ihr Schulleiter dann die Schreckensnachricht verkündet, die ihre gerade gewonnene Haltung zum Wackeln brachte. Die Professoren und jüngeren Schüler wussten längst und planten seit geraumer Zeit daran: am Samstag Abend sollte ein Ball stattfinden.

Mit feuchten Augen verfolgte Hermine ihre fein säuberlich geschriebenen Worte, schlüpfte in ihr jüngeres Ich, das unwillig doch auf dem Hogwartsball war. Damals hatte sie geglaubt, dass dies der schlimmste Tag in ihrem Leben gewesen sei. Sie hatte geglaubt, dass ihr Herz in tausend Teile zerbrochen, unheilbar auf der Tanzfläche zertrampelt wurde. Der Anblick, wie Parvati und Harry sich küssten, hatte sich bis heute in ihren Kopf gebrannt. Mit den Tränen versuchte sie auch ihn wegzublinzeln, vergeblich. Obwohl sie um den Trug des Liebestranks wusste, schmerzte das Bild noch immer. Doch der Hogwartsball war abgelöst worden, was den schlimmsten Tag ihres Lebens anging.

Dieser Ball würde anders werden, dessen war sie sich sicher, nicht nur weil Parvati nicht anwesend sein würde. Dennoch wusste sie nicht, ob sie auf den Ball wollte - dass sie keine andere Möglichkeit hatte, als Lehrerin, verdrängte sie gekonnt. Sie seufzte erneut und ließ sich auf ihr Bett zurückfallen. Sie starrte auf ihren Baldachin. ‚Was erhofft er sich nur? Ich kann das nicht. Ich weiß nicht mal, ob ich das will.‘, dachte die Brünette und schloss verzweifelt die Augen. Ihr Verstand hatte sie dazu gezwungen sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen, weil ihr Herz versucht war nachzugeben. Es klopfte zaghaft in ihrer Brust. Ein Lebenszeichen, das in ihrem Kopf Alarmstufe rot ausgelöst hatte. Das Gefühlschaos hatte sie wieder einmal gefangen genommen.

Die Uhr an ihrer Wand zeigte bereits Samstag Nachmittag 16.30 Uhr an, in nur zwei ein halb Stunden würde der Ball eröffnet werden. Im Gegensatz zu den Schülern lag sie unentschlossen auf ihrem Bett. Ihr Schrank in Hogwarts enthielt weder ein Kleid, noch hatte sie sich Gedanken um Schuhe, Frisur oder ähnliches gemacht. Ihre Gedanken galten allein Harry. Sie schniefte. Doch sie wollte jetzt nicht weinen, für den Fall, dass sie zum Ball gehen würde, konnte sie keine verheulten Augen gebrauchen.

Was würde sie dafür geben noch einmal ein Stundenglas zu besitzen und die Zeit zurückdrehen zu können. Über so vieles musste sie nachdenken, für sich Entscheidungen treffen. Sie atmete tief ein, versuchte sich zu beruhigen, bevor sie sich aufsetzte und das Tagebuch zuschlug. ‚Was ist nur mit mir los? Ich bin doch sonst nicht so.‘ Entschlossen verstaute sie das Buch wieder. Dann ließ sie sich dennoch dazu hinreißen sich ans Fenster zu stellen und hinaus in die Dunkelheit zu blicken.
 

Im Camp war es um diese Uhrzeit noch nicht dunkel gewesen, Hogwarts lag deutlich weiter nördlich. Der Wind wehte durch das offene Fenster hinein und fuhr durch sein langes Haar. Ihre Absage fühlte sich an wie ein Schlag in den Magen und tatsächlich schmerzte sein Bauch. ‚War es zu früh? Aber ich musste es tun.‘, dachte der Schwarzhaarige und fuhr sich mit seiner Hand durchs Haar. Erst dann fröstelte er, als er aus seiner Starre erwachte und so schloss er schleunigst das Fenster. Anschließend legte er Feuerholz in seinen Kamin und wärmte sich zumindest äußerlich etwas auf.

‚Wie ist Dumbledore nur auf die Idee gekommen einen Ball zu veranstalten.‘, dachte er Kopf schüttelnd. Vielleicht wollte er das Alltagsleben in der alten Zauberschule etwas kultivieren und den Schülern den Eindruck vermitteln, dass die Normalität eingekehrt war nach Ende des Krieges.

Bei ihrer Nachbesprechung über das Camp mit Dumbledore hatte Hermine diesem geradezu an den Kopf geworfen, dass er ihnen seine Idee einen Ball zu schmeißen auch eher hätte mitteilen können. Harry schmunzelte, sie war schon ganz schön aus der Bahn geglitten. Als Albus von einer Überraschung sprach, wäre sie wohl am liebsten wütend davon gestampft, zumindest hatte sie so ausgesehen. Für ihn war es auch eine Überraschung gewesen, doch eigentlich hatte er sich dann darauf gefreut, im Gegensatz zu Hermine.

Ansonsten war das Gespräch gut verlaufen, sie hatten Dumbledore noch mal eine genaue Zusammenfassung der Erlebnisse gegeben. Außerdem hatte er von ihnen verlangt, aus ihren Erlebnissen Schlussfolgerungen zu ziehen. Irgendwie ahnte Harry, dass der weise Mann dabei nicht nur die Konsequenzen, was die Unterrichtsänderung anging, gemeint hatte, als viel mehr auch persönliche. Zudem hatte Dumbledore sich mit ihrem Vorschlag, Sportunterricht einzuführen, einverstanden erklärt und wollte es in der nächsten Lehrerkonferenz den anderen Professoren mitteilen. Auf besagter Konferenz würden Hermine und er ihren Aufenthalt im Camp noch einmal vorstellen.

Er blickte auf die Uhr. Noch zwei Stunden bis zur Eröffnung des Balls. Irgendwie musste er sich die Zeit vertreiben. Sein Anzug hing schon an seinem Schrank, seine Schuhe standen poliert davor. Es gab nichts zu tun. So entschied er die Bibliothek aufzusuchen und die Zeit in der Verbotenen Abteilung zu verbringen. ‚Vielleicht ist Hermine sogar dort, sie möchte schließlich nicht zum Ball.‘, doch ihm war bewusst, dass das recht absurd war, trotz ihrer Liebe zu diesem Ort.
 

Dumbledore hatte sich einen Stuhl an sein Denkarium gestellt, seiner Lieblingsbeschäftigung, im Zimmer auf und ab zu laufen, kam er auch längst nicht mehr so oft nach wie früher, das viele Gehen in dieser großen Schule fiel ihm zugegebenermaßen langsam schwerer. Wen wunderte es, wenn man an sein hohes Alter dachte. Doch zumindest einen Tanz wollte er sich heute Abend gönnen, einen Tanz um den Frieden zu feiern. Vielleicht gab es ja auch noch weiteres zu feiern.

Sein Blick wanderte hinüber zum Kamin, wo die Flammen hoch loderten und Wärme ausstrahlen. Irgendwo dort glühten die Reste des Zettels, den er vor einiger Zeit entschieden hineingeworfen hatte. Auf dem Zettel war seine Strichliste über Harry und Hermine gewesen. Doch dieser Zeitvertreib war in letzter Zeit überflüssig geworden – ganz davon abgesehen, dass sie ohnehin mit enormem Abstand vorne gelegen hatte.

Seine klaren Augen beobachteten das ungewöhnliche, sich bewegende Licht in seinen Gemächern, das tanzende Licht des Feuers wurde durchdrungen von dem leicht blauen Schimmern der Flüssigkeit seines Denkariums. Mit dem Zauberstab rührte er in letzterem. Wie oft hatte er sich seine Gedanken zu Gemüte geführt um ein Problem mit Hilfe der Vergangenheit zu lösen. Nun in Zeiten des Friedens tat er dies nur noch selten. Er verfolgte seine Leben nicht gerne zurück, denn er war nicht stolz darauf, was er getan hatte. Und so waren es auch nicht Erinnerungen an sein Leben, die er sich heute Abend angeschaut hatte, sondern viel mehr die seines erwachsen gewordenen Schützlings. Lange Zeit hatte er sich Sorgen um den jungen Mann gemacht, sein Zustand war angsteinflößend gewesen. Umso mehr freute es ihn, dass er unter den Schülern scheinbar wieder aufgelebt war. Doch konnte er der Veränderung trauen? Wie stabil war sein Zustand? Alles hing an einem Faden, wenn auch einem dicken Seil, doch dessen Ende lag in Hermines Hand. Er fragte sich, ob die junge Frau sich dieser Tatsache bewusst war. Womöglich blendete sie ihr eigener Schmerz noch immer. Zu gerne würde er den beiden helfen, doch sein Bruder hatte Recht, er hatte bereits genug an den Fäden gezogen.

Sein Blick wanderte zufällig aus dem Fenster. Dunkelheit erfüllt das Land, wenn auch eine ruhige Stille und nicht die erstickende Finsternis der Furcht und des Krieges. Bewegte sich dort nicht ein Schatten über das Gelände? Jemand rannte Richtung Tor. Verwundert zog Dumbledore eine Augenbraue hoch, denn die schemenhafte Gestalt hatte es erstaunlich eilig. Wer mochte das gewesen sein? Zum Ball in weniger als zwei Stunden würde die Person wieder im Schloss sein müssen. Die Zeit reichte sicher für einen Besuch in Hogsmeade. Doch die Eile irritierte den Schulleiter.
 

Harry saß am Professorentisch und beobachtete aus dem Augenwinkel die große Tür, durch die nun mehr und mehr Schüler strömten. Nur sehr wenige hatten vor Jahren am Ball des Trimagischen Turnieres teilgenommen und so musterten alle nun die im glänzenden Licht erstrahlende Halle. Harry, der aus Neugierde schon gut eine Stunde in der großen Halle weilte, hatte so ihre Umgestaltung miterlebt, etwas das den Schülern untersagt blieb. Zauber, die er in seinem Leben noch nicht gehört hatte, waren gesprochen worden, um die Halle noch mehr zu verzaubern. Kleine glühwürmchenartige Lichter schwebten durch die Halle, einzelne kleine Pavillons standen auf erhöhten Plateaus und in der Mitte der Halle lag glänzend und glasklar wie das Wasser des Sees die Tanzfläche. Der Ballsaal war natürlich gehalten, an den Pavillons kletterten Ranken hinunter, das Zirpen von Insekten und das Gezwitscher von Vögeln erfüllte die Pausen des klassischen Orchesters und hier und da guckte eine Blume aus der Umgebung. Ein leicht blumiger Duft lag in der Halle, der einem einen lauen Frühlingstag vorspielte.

Seine Augen wanderten zurück zum Tisch der Professoren. Bis auf Professor Smith und Hermine saßen bereits alle auf ihren Plätzen. Mit einem Ohr lauschte der Schwarzhaarige Flitwicks Ausführungen über einen besonders aufwendigen Schwebezauber der Seerosenblüten, die während der Tanzeröffnung über der Tanzfläche schweben würden. „Zum Glück habe ich einen Zauber gefunden, der für kurze Zeit diese Blüten heraufbeschwören kann,“, erklärte er Harry und der durchaus interessierteren Vanessa Vektor, „denn um diese Jahreszeit Seerosen zu finden, wäre in Großbritannien schier unmöglich gewesen. Nur in einem Zoologischen Garten hätte Professor Sprout sie besorgen können – sie selbst in den wenigen Monaten zu züchten, stand leider außer Frage -, doch die Muggel ließen leider nicht mit sich reden. Sie wissen ja, Albus möchte nicht, dass wir den Muggeln gegenüber…“

‚Wo bleibt nur Hermine? Ob sie ihre Drohung wirklich wahr macht und nicht erscheint? Ihre Absage mit mir zum Ball zu gehen, muss sie doch nicht daran hindern zu erscheinen.‘ Albus lächelte Harry über Hermines leeren Platz an seiner Seite hinweg an und prostete ihm gut gelaunt zu. Der junge Lehrer versuchte sich an einem Lächeln, als er ebenfalls seinen Becher hob. Minervas Gesichtsausdruck nach muss es aber mehr eine Grimasse gewesen sein, die er zustande gebracht hatte, doch Dumbledore ließ sich nichts anmerken und vertiefte sich in ein Gespräch mit Snape, dem Harry nicht folgen konnte, da sie außer Hörweite saßen.

Wieder ertappte er sich dabei, wie er die Schüler in der Halle beobachtete. Pärchenweise betraten die meisten die Große Halle und nicht wenige Paare erröteten beim Eintreten bis zum Dekolleté. Luna tanzte an der Seite eines Sechstklässlers in die Halle, mit ihrem kurzen mintgrünen Kleid und den Radieschenohringen schien sie in diese Umgebung zu gehören. Das Lächeln auf ihrem Gesicht zeigte, dass sie sich rundum wohl fühlte. Zu Harrys Freude erwies sich ihr Begleiter als ein Seelenverwandter Lunas, sein brauner Anzug war zwar nicht außergewöhnlich, doch sein Verhalten ihr gegenüber – er drehte sie gerade wie im Tanz um die eigene Achse und lachte dabei mit ihr – ließ eindeutig auf gegenseitiges Verständnis und Zuneigung schließen. Im Camp war ihm das junge Paar gar nicht aufgefallen, obwohl er Frederik nun kannte. Einige der Schüler, die er im Camp näher kennen gelernt hatte, gingen plötzlich schüchtern miteinander um. Wie süß Verliebt sein schmeckte, konnte er nur noch schwach aus seiner Erinnerung rufen.

In dem Augenblick kam Ginny geführt von einem Ravenclawer ihres Jahrgangs hinein und fing seinen Blick auf. Sie lächelte ihn an. In ihrem hautengen schwarzen Kleid sah sie bezaubernd aus. Ihr rotes Haar fiel ihr glänzend über die Schultern und ihre helle Haut schimmerte wie Elfenbein. „Gibt es eigentlich auch wieder eine Krönung der Ballkönigin?“, hörte er sich Minerva fragen. Seine ehemalige Hauslehrerin blickte ihn freundlich aus ihren kleinen Augen an. „Aber natürlich, Harry.“ „Und wer bildet die Juri?“ „Albus, Severus und ich.“ Snapes Blick nach wusste er diese Aufgabe nicht zu schätzen, denn er wandte mit finsterem Gesicht den Kopf ab. Harry nahm das nickend zur Kenntnis.

Nur noch wenige Minuten bis der Ball von Dumbledore eröffnet wurde. Professor Smith hatte sich mittlerweile gestylt auf ihren Platz gesetzt und unterhielt sich mit Professor Trelawney und Professor Vektor über ihren ersten Besuch eines Balls. Ein Thema, das Harry nicht gerne vertiefen wollte, denn sein erster Ball war mit vielen unschönen Erinnerungen verknüpft. Wieder sah er auf die Uhr. Noch eine Minute. Albus schenkte dem Stuhl neben sich immer noch keine Beachtung. Was stimmte ihn nur so optimistisch?

Gerade als der Schulleiter sich erhob, um zum von Kerzen frankierten Rednerpult zu gehen, erschien Hermine im Eingang der Professoren. Dumbledore nickte ihr lächelnd zu, als wenn er nur auf ihre Ankunft gewartet hatte und ließ sich Zeit auf seinem Weg. So huschte Hermine, nicht unbemerkt, zu ihrem Platz an der Tafel, während in der Großen Halle gespannte Stille eintrat.

„Meine Schülerinnen und Schüler, Hogwarts ist eine Schule für Hexerei und Zauberei, wie ihr alle wisst, die ihr hier sitzt. Doch während eurer Zeit in diesen Mauern, sollt ihr nicht nur lernen, wie man sich in fremde Dinge verwandelt, Pflanzen züchtet und kleine Liebestränke braut, nein, ihr sollt auch Freundschaften fürs Leben schließen und erwachsen werden. Zum Erwachsenwerden gehört unserer Meinung nach auch ein Ball. Um zu zeigen, wie erwachsen Sie bereits sind, bitte ich die Jahrgangsstufe sieben auf die Tanzfläche, angeführt von unseren Schulsprechern. Für alle anderen, die sich noch lieber etwas Mut antrinken möchten, um die Frau ihrer Träume zum Tanzen aufzufordern, oder die Frauen, die noch auf die Aufforderungen warten, ist das Buffet dort unter den Fenstern eröffnet. Ich wünsche uns allen einen herrlichen Abend.“

Schallender Applaus ertönte, während die ersten Siebtklässler sich erhoben und langsam zur Tanzfläche gingen. Sie hatten nur wenige Tage Zeit gehabt, sich Tanzschritte einzuprägen und Partner zu finden, und bei vielen fehlte die Sicherheit der Schritte.

Dumbledore drehte sich zu den Lehrern um und entschied sich spontan dafür, die große Lehrertafel aufzulösen. Der große Tisch wanderte in die Ecke und wurde prompt mit Moos bezogen und kleine Blüten sprossen, während der Schulleiter aus den Ecken kleine, runde weiße Gartentische herüber schweben ließ, an denen die Professoren anschließend wieder Platz nahmen. „Möchtest du mit zum Buffet kommen, Minerva?“, Dumbledore konnte es nicht lassen. Die Verwandlungslehrerin willigte ein und ließ Harry und Hermine alleine an dem kleinen Tisch zurück. „Dumbledore wird nie aufgeben.“, sagte Hermine unschlüssig und verfolgte die beiden Professoren mit den Augen, während sie an einer Haarsträhne spielte, die sie als Umrandung ihres Gesichtes aus ihrer Frisur gelassen hatte. „Würdest du dann ihm und mir die Freude machen mit mir zu tanzen?“, fragte Harry direkt und blickte sie so hoffnungsvoll an, dass sie schmunzeln musste. „Ich denke, ich habe letztens im Camp genug Erfahrung im Tanzen gesammelt, damit mir nicht schlecht wird, wenn du mich durch den Saal wirbelst.“, erwiderte sie leicht lächelnd und erhob sich elegant. Etwas perplex folgte der Schwarzhaarige ihr die Stufen hinunter zur Tanzfläche.

„Wenn du nach dem Essen noch mal mit mir tanzen würdest, würde ich auch Rücksicht auf deinen vollen Magen nehmen und dich weniger durch die Gegend wirbeln.“, ging Harry schließlich doch auf das von ihr angeschnittene Thema ein und versuchte es sogleich in seine Richtung zu lenken. „Das überlege ich mir, wenn wir diesen Tanz beendet haben.“, Harry drehte sie ein paar Mal um die eigene Achse, bevor er sie auffing und elegant in seinen Arm legte, bis sie fast horizontal ihren Körper bog, nur auf einem Bein stehend. Ihre Augen funkelten gefährlich wie die Augen einer Raubkatze, doch er lächelte charmant als Antwort, hielt sie sicher und hob sie gekonnt wieder in die Senkrechte. „Wag das nicht noch einmal, Harry Potter.“, ihre Stimme war zum Schneiden scharf. „Du brauchst keine Angst haben, ich werde dich nicht fallen lassen.“ Ihr Gesicht nahm wieder diese Maske an, die er doch gar nicht sehen wollte, aber aus ihren Augen blickte noch immer die Wildkatze, zum Absprung bereit. Er bewegte sich auf dünnem Eis, das war ihm bewusst, doch zu seinem Ziel führte nur ein schmaler gefährlicher Pfad.

Eine Zeit lang tanzten sie schweigend und Harry verzichtete darauf Hermine zu drehen, zu seiner eigenen Sicherheit sollte sie sich etwas abkühlen. Als der Song schließlich ohne Pause in eine langsame Melodie überging, hielt Harry Hermines Hand fest und bat sie mit seinen Augen weiter mit ihm zu tanzen. Abschätzend sah sie ihn an, bevor sie einwilligte. „Du siehst gut aus, Hermine.“, versuchte er sie charmant milde zu stimmen. „Danke.“, der Hauch eines Lächelns erschien auf ihrem Gesicht, doch ihre Augen blitzten immer noch gefährlich. „Wie komme ich zu der Ehre, dass du doch auf diesen Ball gehst?“ „Fühl dich mal nicht zu sehr geschmeichelt. Dumbledore hatte mich gebeten, den Platz neben ihm doch nicht leer zu lassen.“ „Nur blöd, dass er die Tafel dann einfach aufgelöst hat.“ Sie wandte den Blick ab und guckte an ihm vorbei, eine durchaus übliche Tanzhaltung.

„Ich glaube, ich leiste Albus und Minerva etwas Gesellschaft.“, meinte Hermine entschieden, nachdem der Song geendet hatte und ließ ihn stehen. Harry verkniff sich jegliche Bemerkung und ging in die andere Richtung davon.
 

Mit Ginny tanzen war etwas komplett anderes als mit Hermine zu tanzen. Trotz all ihrer Erfahrungen war Ginny lebensfroh und lachte ihm fröhlich ins Gesicht, während er sie ununterbrochen um sich herum drehte, wobei er sich selber auch auf der Stelle drehen musste. Schließlich entschied er, das es genug für sie beide wäre, signalisierte ihr durch einen kurzen Handdruck, dass die nächste Drehung in die entgegen gesetzte Richtung stattfinden würde und drehte sie so dann in seine Arme zurück. Sie schwankte minimal, lachte aber darüber und fing sich gleich wieder. Flott tanzten sie ihren Discofox weiter, das Leben erschien ihm so unbeschwert und nur ein Blick zu Hermine ließ seine Laune wieder sinken.

„Was ist denn los?“, fragte Ginny, die seine Veränderung im Tanz gespürt hatte. „Schwierig zu beschreiben.“, druckste der Schwarzhaarige herum. „Aber du hast doch eben mit ihr getanzt?“, bemerkte die Rothaarige trocken. „Ja und nein.“, versuchte Harry seine Lage zu beschreiben ohne ihre Stimmlage zu bemerken, „also wir reden mit einander, aber alles ist so schwer und ungewohnt und sie ist so abweisend.“ Erschöpft ließ er ihre Handhaltung etwas sinken. Ginny tiekte ihn in die Seite und zog seine Hand wieder höher. Sie grinste, als er in ihr Gesicht blickte.

„Komm, denk ein bisschen an etwas anderes und lass uns noch etwas ausgelassen tanzen.“, schlug sie vor. Der junge Professor nickte und lächelte sie an.

Ihre Haare wehten wie Feuer um ihren Kopf und ihre Wangen setzten sich lebendig rot von ihrer hellen Haut ab. Sie sah glücklich aus beim Tanzen. „Stört es deine Begleitung nicht, wenn du so lange mit mir tanzt?“, fragte Harry während des vierten Tanzes in Folge. Verwundert blickte sie ihn an, als wenn sie daran noch gar nicht gedacht hatte. Sie zuckte die Schultern. „Ich habe ihm den ersten Tanz versprochen, nicht mehr.“, meinte sie leichthin, „aber wenn es dich beruhigt, werde ich gleich mit ihm weiter tanzen.“ Fragend sah sie ihn aus ihren braunen Augen an. Er nickte ansatzweise. Es war nicht gut, wenn er den ganzen Abend mit Ginny tanzte. Betrübt senkte diese den Blick, sie hatte auf eine andere Reaktion gehofft.
 

Schließlich wandte Harry sich mit einem gefüllten Teller vom Buffet ab, nachdem er dort bereits mehrere Minuten redend mit Colin verbracht hatte. Es führten alle Wege zurück zu Hermine. Es hätte sich zwar auch an einen Schülertisch setzen können, doch Ginny und Luna waren nicht zu sehen und sonst wollte er sich zu niemandem setzen. So ging er langsam durch den Saal und beobachtete sie. Sie unterhielt sich mit Minerva, während sie langsam ihren Salat aß. Anmutig saß sie auf dem weißen Gartenstuhl, in ihrem Haar glänzten Punkte, als wenn sich welche der künstlichen Glühwürmchen dort niedergelassen hatten und sie erstrahlen ließen. Sie wirkte locker und entspannt. Ob das so blieb, wenn er sich dazusetzte? Oft hatte er das Gefühl, dass sie sich anspannte, sobald er in ihrer Nähe war. Er wünschte, er würde es sich einbilden.

Mit einem bemühten Lächeln setzte er sich zu den beiden Frauen. Dumbledore hatte sich zu Professor Bones begeben, wie Harry bedauernd feststellte.
 

„Wollen wir etwas draußen spazieren gehen?“, überrascht blickte der Schwarzhaarige Hermine an. Ginny hatte ihm durch Zeichen vor wenigen Minuten dieselbe Frage gestellt, nur dass sie noch auf der Tanzfläche war. Er nickte zustimmend, während er grübelte, was die beiden draußen von ihm wollten. Zumindest mussten sie nicht die ganze Halle durchqueren, um diese verlassen zu können, wofür gab es schließlich die Tür der Professoren, dennoch schaffte er es Ginnys Blick kurz einzufangen und ihr zu signalisieren, dass er sie später treffen würde.

Gemeinsam schritten Hermine und er durch den stillen Gang und nur ihre Schritte hallten wider, doch es störte Harry nicht. Wie er verwundert feststellte, hatte er tatsächlich angefangen sich in Hogwarts wieder Zuhause zu fühlen. Das war ein schönes Gefühl, so schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen.

Hermine musterte ihn neugierig. „An was denkst du, du wirkst so zufrieden?“ „Mir ist nur aufgefallen, dass Hogwarts wieder mein Zuhause geworden ist.“, er lächelte sie an und griff spontan nach ihren Händen, „und das liegt vor allem an dir.“ Ihre Wangen röteten sich und sie senkte den Blick. Schließlich entzog sie ihm auch ihre Hände und sie gingen schweigend weiter. Erst in der Eingangshalle trafen sie wieder auf Schüler, die zum Teil auch nach draußen wollten.

Wie ein Gentleman hielt Harry ihr die große Tür auf und geleitete sie heraus. Die Nacht war kalt, aber klar, sodass sich Sterne am Himmel zeigten und im See wiederspiegelten. „Wenn ich diesen See bei Nacht sehe, werde ich von nun an immer an den Mythos des Sees Seafire denken.“, gestand Harry leise, während er sie von den Schülern über die Wiesen wegführte. Sie nickte lächelnd, auch ihre Augen waren auf das dunkle Wasser gerichtet.

Nach einiger Zeit blieben sie an einer abgeschiedenen Stelle stehen und blickten gemeinsam auf das ruhige Wasser. Hermine erschauderte, als der Wind ihr über ihre nackten Arme strich. „Darf ich?“, fragte er und bereitete einladend seine Arme aus. Eine Sekunde lang stand sie da und starrte ihn einfach nur an. Eine Sekunde, die ihm schon zu lang war. Warum zögerte sie bei einer Geste, die ihrer Freundschaft entsprach? Doch dann schien sie ihre Ängste zu überwinden und stellte sich vorsichtig in die Mitte seiner Arme. Sanft bereitete er seinen Festmantel um sie beide aus und ließ ihr genug Platz in der Umarmung. Zu gerne hätte er sie an sich gedrückt, doch er befürchtete sie nur mehr zu verschüchtern. Er musste ihre Grenze jedes Mal neu entdecken.

„Was erhoffst du dir davon, Harry?“, ihre Stimme klang leise und unsicher, ihre Wimpern verbargen ihre Augen und die Dunkelheit verschleierte geschickt ihren Gesichtsausdruck. „Wovon denn, Hermine?“, fragte er verwirrt und versuchte ihre Augen mit seinen zu fangen, doch sie hielt ihre Lider gesenkt. „Von all dem. Fangen wir mit dieser Umarmung an?“ Stille. Er hörte in der Entfernung Jugendliche lachen, der Wind spielte mit den letzten Blättern der Bäume, manche segelten verlassen und tot zu Boden. Ganz laut hingegen vernahm er ihren Atem, doch dieser ging normal, nicht schnell. Da war wieder so ein Moment, in dem er aus ihren Reaktionen einfach nicht schlau wurde. Als er nicht antwortete, hob sie ihr Gesicht und blickte ihn aus dunklen Augen an. „Ich verstehe dich nicht, Hermine.“, gestand er offen ein und trat einen Schritt zurück, um sie besser ansehen zu können, „worauf willst du hinaus?“ „Warum willst du mich umarmen?“, antwortete sie direkt mit einer Gegenfrage. Er zog die Augenbraue hoch, entschied sich aber zu antworten, vielleicht würde sie das dem Sinn dieser Fragen näher bringen und somit ihrem Verhalten. „Du hast gefroren, deswegen wollte ich dich umarmen, dich wärmen.“ Sie nickte, als akzeptierte sie diese Antwort. „Ich weiß nicht, ob ich das kann, Harry.“ „Umarmt zu werden?“, er blickte sie völlig verwirrt an. Fast hätte sie gelacht, doch stattdessen wandte sie traurig den Blick ab. „Du wünscht dir doch mehr als eine freundschaftliche Umarmung.“, ihre Worte waren kaum mehr als ein Flüstern und umwehten ihn sachte wie der Wind. Darauf wollte sie also hinaus. Langsam trat er wieder auf sie zu und schloss sie diesmal richtig in den Arm. Durch ihr dünnes Kleid spürte er ihre Körperwärme und ihren Herzschlag, der nun doch schneller war, wie er erleichtert feststellte. Zuerst spannte sich ihr Körper an, aber als er begann ihr sanft über das Haar zu streicheln, entspannte sie sich und legte ihr Gesicht in seine Halsmulde.

Sie roch unheimlich gut und ihre Nähe war ihm bewusster als die Luft in seinen Lungen, wie lange hatte er niemanden mehr so nah gespürt. Doch er bemühte sich das alles in den Hintergrund zu schieben. Er musste vorsichtig erkunden, was sie fühlte und was sie wollte. „Wir müssen das nicht jetzt klären.“, sagte er mit möglichst ruhiger Stimme und schlang erneut den Mantel um ihren Körper, um ihn in ihrem Rücken mit einer Hand zusammen zu halten. „Wir können es nicht ewig vor uns herschieben.“, sie schien den Tränen nahe zu sein, stellte Harry besorgt fest. Er drückte sie leicht an sich und strich ihr vorsichtig über ihren nackten Rücken unter seinem Mantel, der wie ein Zelt um sie beide gewickelt war. „Ich weiß nicht, was ich für die Person empfinde, die vor mir steht. Zum Teil bist du Harry und zum anderen Teil ein Fremder. Und selbst wenn du nur Harry wärst, wüsste ich nicht, ob ich noch einmal fähig bin mehr als nur Freundschaft zuzulassen.“ Ihr Atem streifte seinen Nacken und sie hielt ihr Gesicht dich an seinem Hals versteckt. Noch immer spürte er, wie sie zitterte. Ob es nur an der Kälte lag? „Wenn du möchtest können wir zusammen den neuen Part von mir kennen lernen.“, schlug er leise vor. Sie schniefte, anders konnte er es nicht beschreiben. „Hey, bitte nicht weinen.“, sanfte schob er sie zurück, ohne den Mantel zu öffnen, um ihr Gesicht zu betrachten. In ihren Augen glitzern die Tränen, was selbst in dem schwachen Glanz der Sterne zu sehen war. Sachte wischte er eine aus ihrem Augenwinkel. „Ich weiß nur, dass beide Harrys dich nicht aufgeben wollen.“ Sie blickte ihn traurig an und schüttelte den Kopf. „Ich weiß es einfach nicht.“ Die Tatsache schien auch sie traurig zu stimmen. Zärtlich strich er ihr über die Wange. „Von nun an, werde ich immer für dich da sein. Ich werde versuchen meine Fehler vergessen zu machen, oder zumindest in den Hintergrund rutschen zu lassen. Oh es tut mir so leid, Hermine.“, er sackte auf die Knie, unbedacht des schlammigen Bodens, und nun glitzerte es auch in seinen Augen. „Ich weiß, dass du nie vergessen kannst, was ich dir angetan habe, aber glaub mir, nie wieder werde ich dich so verletzen, denn es hat auch mir unsagbar weh getan.“ Sie nahm seinen Kopf in ihre Hände und drückte ihn sacht gegen ihren flachen Bauch. So verharrten sie in dieser Umarmung.
 

Unbewusst steuerte Harry erneut auf das Buffet zu, dies wurde ihm allerdings erst bewusst, als er bereits einen sauberen Glasteller in der Hand hielt und die kleinen Blättermuster darauf mit dem Finger nachfuhr, während sein Blick suchend über die Essensauswahl wanderte. Über sich selber grinsend schüttelte er den Kopf. Ob wohl doch etwas an dem Sprichwort war, dass Liebe durch den Magen ging? „Professor Potter.“, ein kleiner Junge riss ihn aus der Erstarrung, und so drehte er sich mit immer noch leerem Teller um und blickte freundlich zu ihm herunter. „Was kann ich für dich tun?“, fragte er das Kind, dessen Gesicht ihm zwar bekannt vorkam, dem er aber noch keinen Namen zuordnen konnte, er hatte die jüngeren Klassen noch nicht lange genug unterrichtet, als dass er bereits alle Namen konnte. „Stimmt es, dass Sie fliegende Wesen aus dem Nichts zaubern können?“, der Erstklässler blickte ihn aus großen Augen an. Bevor Harry sich aus seiner Verwirrung gelöst hatte und antworten konnte, flogen bereits ein paar wunderschöne, zarte Schmetterlinge zwischen ihm und dem Schüler her und umkreisten ihn. Begeistert drehte der Schüler den Kopf in die Richtung, aus der diese Wesen kamen. „Das lernst du auch noch.“, lächelte die rothaarige Schülerin des Abschlussjahrgangs ihn an. „Kann man auch andere Wesen heraufbeschwören? Ich meine, vielleicht größeres als Schmetterlinge?“ „Ja, durchaus, nur je größer sie sind, desto mehr Magie benötigt man.“, klärte Harry ihn auf, der mittlerweile seine Fassung komplett unter Kontrolle hatte, „aber du darfst nicht vergessen, dass diese Wesen nur Bilder der Realität sind, Täuschungen, die nie lange leben.“ Er streckte die Hand aus und ein kleiner giftgrüner Falter setzte sich auf seine Haut. „Oh,“ formte der Mund des jungen Schülers, als das kleine Tier sich ohne irgendein Geräusch in Luft auflöste. Der Junge bedankte sich, bevor er die beiden alleine ließ.

„Möchtest du etwas essen, oder gehst du nun mit mir an die frische Luft?“, Ginny blickte ihn fragend aus ihren braunen Augen an. Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern, stellte den unbenutzten Teller wieder auf den Stapel und wandte sich der Rothaarigen zu. „Lass uns gehen.“, er lächelte sie an und bot ihr seinen Arm an. Sie legte ihre Hand vorsichtig auf seinen Arm, auf der Tanzfläche ließ sie sich einmal von ihm drehen und schließlich hatte die gute Laune, die er an den Tag legte, auch sie angesteckt. Denn sie zeigte sich nicht nur in seinem Umgang mit ihr, sondern auch in seinen Bewegungen, verspielt lief er die Stufen runter und störte sich nicht an den umstehenden Luft schnappenden Mädchen, sondern sprang leichtfüßig auf die Mauer. Der Wind wehte ihm ins Gesicht und Ginny lachte. Lächelnd kehrte er zu ihr zurück und fragte: „Wo möchtest du hingehen?“ „Lass uns etwas über die Ländereien, Richtung Hagrids Hütte gehen.“ Nickend stimmte er zu.

„Und was denken deine Mitschüler über das Camp?“, wollte er wissen, während er das Gesicht dem Wind entgegen streckte und ihn mit seinen Haaren spielen ließ. „Meine Freunde sind begeistert.“, lächelte sie, „niemand hat je so etwas mitgemacht. Michael spricht von neuen Möglichkeiten. Luna läuft noch mehr als sonst durch die Natur und erzählt von unbekannten Früchten und Pflanzen. Selbst die Zweifler habt ihr mit der Zeit überzeugt.“ „Das freut mich zu hören.“, gab er zu, „und wie hat es dir gefallen?“ „Ich finde, die Idee genial, sie zeigt auch die Nähe der Magie zur Natur, zu unserer Erde.“, sagte sie und deutete mit einer schweifenden Bewegung auf die Landschaft um sie herum. „Ja, es gibt Sachen über die Magie, die man in Hogwarts eigentlich nicht lernt, und damit meine ich jetzt nicht die schwarze Seite. Während meiner Zeit in der Natur habe ich gelernt viel zu verstehen.“ Ginny nahm aufmunternd seine Hand und drückte sie. Er lächelte sie dankend an,

„es war nicht alles schlecht. Lass uns heute Abend aber nicht davon reden. Sag mir lieber, was dir am Camp am besten gefallen hat?“, bat er sie, „du bist mir eine große Hilfe, weißt du das eigentlich? Nächsten Monat ist Konferenz der Professoren und einen solchen Einblick in die Schüler hat sonst wohl keiner.“ Sie ließ seine Hand los und starrte in die Ferne. „Am schönsten fand ich die Abende mit dir.“, gestand sie leise, „du hast mir gefehlt. Und ich hoffe, ich habe es gerade falsch verstanden, dass du nur die Schülersicht an mir schätzt.“, ihre Stimme klang unsicher, ihr Blick war abgewandt. „Ginny.“, Harry blieb abrupt stehen und packte sie an beiden Schultern, „du weißt, dass ich das nicht denken würde?! Du bist mir sehr wichtig, ich dachte, das wäre dir bewusst?“ Langsam hob sie ihren Kopf und schaute ihn aus unendlich tiefen Augen an. „Manchmal weiß ich nicht, was du denkst, du bist nicht mehr derselbe. Aber manchmal weiß ich auch nicht, was ich denke. Oh, Harry.“, sie blickte wieder zu Boden und schloss die Augen. „Mit der Zeit wird es einfacher.“ Irritiert starrte sie ihn an, blinzelte verwirrt. „Wie meinst du das?“, fragte sie leise. „Wir werden uns wieder besser kennen lernen, ich will das nicht wieder verlieren, was wir haben.“, diesmal griff er nach ihren Händen. Kurze Zeit verharrten sie so, dann zog Ginny sie wieder fort. Sie schüttelte langsam den Kopf, „Harry, ich weiß nicht, was ich denken soll, weil meine Gefühle mich verwirren.“ Jetzt blinzelte der Schwarzhaarige verwirrt.

„Vermutlich weißt du, dass ich dich schon vor meinem ersten Jahr in Hogwarts unheimlich toll fand.“ Harry erinnerte sich an das schüchterne Mädchen, das bei seinem Anblick errötete und hinter ihrer Flut an feuerrotem Haar verschwand. Er lächelte und ermunterte sie fortzufahren. „Meine Gefühle für dich haben sich über die Jahre hinweg verändert. Als du mich im zweiten Jahr gerettet hast, warst du fast wie ein Engel für mich. Ich fühlte mich schlecht, schwach und böse und da kamst du, so mutig, stark und mit durch und durch gutem Herzen. Doch ich kannte dich, lernte dich jeden Sommer besser kennen – du warst zum Greifen nah, nicht der Star der Zaubererwelt, nein, der echte Harry Potter und doch warst du unerreichbar für mich. Ich dachte, ich könnte dich vergessen. Ich habe es so sehr versucht. Nachdem du gegangen warst… fast war ich mir sicher, dass ich es geschafft hatte. Der Harry, der uns alle so verletzt hatte, den kannte ich nicht, für den konnte ich nur Mitleid und Wut empfinden.

Als du dann wiederkamst, war ich neugierig. Nach all den Jahren wollte ich nicht glauben, dass das letzte Bild, das ich von dir hatte, dass das wirklich du warst. Ich hatte Recht. Du hast dich zwar verändert, aber dein Herz ist ebenso rein wie früher. Je besser ich dich wiederentdeckte, Harry, dich auch neuentdeckte, desto stärker kamen meine Gefühle zurück. Ich war im Irrglauben, dich vergessen zu haben.“ Endlich hob sie ihren Blick und sah ihn wieder mit diesen tiefen, braunen Augen an. Erst jetzt erkannte er die Liebe, die in diesem Blick lag, die sie ihm entgegenbrachte, nach all dem, was er getan hatte. Seine Knie drohten erneut sein Gewicht nicht mehr tragen zu können, doch er blieb standhaft und hielt sich aufrecht. Tränen stiegen ihm in die Augen, doch er blinzelte sie weg, bevor sie sichtbar werden konnten. „Wie soll ich anfangen?“ Ihre Mundwinkel begannen zu zittern. „Ginny, du bist mir unsagbar wichtig, wie ich bereits sagte. Ich liebe dich, aber.“

„Jetzt sag bitte nicht, dass du mich wie eine Schwester liebst?!“, ihre Stimme zitterte und sie trat wankend einen Schritt zurück. „Nein, das wollte ich nicht.“, er schüttelte entschlossen den Kopf, griff nach ihren Händen, um sie bei sich zu halten, sie waren eiskalt. Sie versuchte ihm zum dritten Mal ihre Hände zu entziehen, doch diesmal hielt er sie fest umschlossen. „Was denn dann?“, ihre Unterlippe bebte, sie versuchte vergebens ihre Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten, doch sie wurde innerlich geschüttelt. „Ich wollte sagen, dass du mir wieder Sinn in meinem Leben gezeigt hast, dass du mir so viel Freude bringst. Ich wüsste nicht, wie ich die letzten Wochen, wie ich die Zukunft ohne dich überstehen soll. Also bitte, hör mich an.“, versuchte er sie zum Bleiben zu bringen, während sie sich weiterhin wand. Sie schluckte, nickte aber schließlich zustimmend. Vorsichtig ließ er ihre Hände los und sah sie an. Ihre Augen glänzten, gefüllt mit Tränen. „Aber ich kann dich nicht glücklich machen, so sehr ich es mir wünsche.“, fügte er hinzu.

Zweifelnd sah sie ihn an. „Wenn es etwas mit deiner Zeit nach Voldemort zu tun hat.“, fing sie an, doch er schüttelte abwehrend den Kopf. „Das ist es nicht.“ „Dann sag mir, was so stark ist, dass du glaubst, mich nicht glücklich machen zu können, wo ich jede Sekunde mit dir Glück empfinde.“ Nun lief ihr doch eine Träne über die Wange. Harrys Herz klopfte. Er schloss die Augen. Wie konnte er ihr diesen Schmerz ersparen? Sie zu verlieren wäre das schlimmste, was ihm im Moment passieren könnte. „Ich liebe dich, aber ich kann nicht mir dir zusammen sein, weil…“, er brach erneut ab. „Ist es wegen ihr, wegen Hermine?“, ihre Stimme hörte sich kratzig an, aber sie hatte die Worte ausgesprochen, die er nicht über die Lippen gebracht hatte. Er nickte und blickte sie um Verzeihung flehend an. „Vor wenigen Minuten warst du mit ihr draußen. Sag mir nicht, dass ich einfach nur zu spät bin?“, Verzweiflung und leichter Zorn schwangen in ihrer Stimme mit. „Nein, sie ist nicht mit mir zusammen.“ Ihre Schultern entspannten sich etwas. „Dann bist du ihr zu nichts verpflichtet.“, meinte Ginny und klammerte sich mit aller Kraft an diesen letzten Hoffnungsschimmer. Harry schloss verzweifelt die Augen und sackte doch zu Boden. Seine Hände gruben sich in die Erde, seine Kleidung musste voller Erde sein, seine Schuhe, seine Knie, nun auch seine Ärmel. „Ginny, ich liebe sie mehr als dich.“, Tränen rannen ihm über sein Gesicht und tropften zu Boden, „ich kann es nicht ändern… Auch wenn sie mir nicht versprechen konnte, mir noch eine Chance zu geben, so kann ich diese Hoffnung doch nicht aufgeben. Wie lange sie überlegen wird, kann ich nicht sagen, doch ich werde warten. Ich muss es einfach. Bitte, versteh mich.“

Schweigen legte sich über die beiden. Kühl wie der Schleier der Nacht. „Wenn sie dir irgendwann eine Absage gibt, würdest du… könntest du…“, ihr Flüstern erstarb. Harry hob den Blick, er sah die Tränen nicht, doch die verlaufene Wimperntusche zeigte ihre Spuren auf ihrem feinen Gesicht. Selbst mit diesen schwarzen Linien auf ihrer Elfenbeinhaut sah sie wunderschön und zerbrechlich aus. „Ich glaube nicht, dass das dir gegenüber fair wäre. Ich will, dass du glücklich bist, Ginny.“ Sie unterbrach ihn energisch. „Sag mir nur, ob ich Hoffnung haben darf? Ob es Sinn hat zu warten?“ „Solange ich dich liebe, darfst du hoffen, doch ich weiß nicht, wie hoffnungsvoll diese Liebe ist.“ Doch sie hatte nur ihre Antwort abgewartet und war dann trotz ihrer Absätze davon gestürzt. Alleine blieb er zurück.

‚Es wäre so viel leichter nur diese Frau zu lieben. Ich weiß, dass wir glücklich sein würden, ich weiß es einfach.‘ Eine letzte Träne lief ihm die Wange runter. Dann verweilte er noch einige Minuten ungesehen im Schatten kniend. Schließlich stand er auf und kehrte dem Schloss den Rücken zu. Die Schulbälle erwiesen sich als Überraschungsgeladen und Richtung gebend für sein Leben. Ob das allerdings immer positiv war? Mit sicheren Schritten suchte er den Wald auf, er brauchte etwas Höhenluft. Der Turm ermöglichte sich ihm nicht, da er ungesehen bleiben wollte und so suchte er seinen Lieblingsbaum auf. In dem Gipfel würde er seinen Kopf frei bekommen und die Nacht verbringen, geborgen in der Natur und abseits menschlicher Konflikte.

Wer an diesem Abend zu Ballkönig und Ballkönigin gewählt wurden, bekamen weder Hermine, die in ihr Zimmer zurückgekehrt war, noch Ginny oder Harry mit.
 

Fortsetzung folgt



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  -Lika-
2010-04-19T17:27:28+00:00 19.04.2010 19:27
hey =)
ich knapp 2 tagen habe ich die drei ff's zu harry potter, eben dieser gesammten story gelesen und bin mehr als nur begeistert >.<
also bitte! schreib hier weiter und nicht einfach aufhören =(
diese story ist einfach der hamma!
ich stell mir das schon so real vor, als ob es der nächste film nach harry potter und der halbblutprinz ist.
die gefühle von hermine und all den anderen o.o BOAH!
alles soo toll!
aber das ende mit ginny find ich ein bisschen blöd wenn ich ehrlich bin xD zwar weiß ich das sie in den richtigen filmen mit harry zusammen ist? (ist sie oder nicht? O.O) ich mags nicht..das gefühl harry könnte sich in sie verlieben und von hermine ablassen ._.
es wär so viel leichter wenn ginny sich nicht in harry verliebt hätte.
aber ohne drama ist es keine richtige geschichte :P
bin jetzt total gespannt wie es weiter geht.
würd mich auf eine kleine ens freuen, um zu wissen wie es hier weiter geht und den nächsten pitel nicht zu verpassen =)
lg

Von:  lord_m
2010-04-10T01:32:38+00:00 10.04.2010 03:32
Ich hab mir jetzt innerhalb von zwei tagen alle drei teile der ff durchgelesen und komme dann mal hier zu meiner abschließenden bewertung:
Diese ff ist ein meisterwerk. Sie nicht weiter zu schreiben wäre eine beleidigung für alle die sie gelesen haben und lesen. Und deshalb freue ich mich auch schon auf den nächsten teil. Von den prozentzahlen geh ich mal davon aus, es wird der letzte teil. Viel spaß dabei und lasse ihn so gut werden wie alle teile bisher!
Grüße lord
*auf harry+hermine hoff!*
Von:  Runenherr
2010-03-08T17:23:56+00:00 08.03.2010 18:23
yay yay yay ein neues kapi!!! ... und schon isses wieder vorbei :(
also ich fand des kapi nicht nur gut ich fand es echt toll und ich kann mir denken warum es dir soviel spaß gemacht hat ;)
im moment muss ich sagen bin ich geteilter meinung über das final paring ... harry und hermine wären großartig ... aber ginny und harry das hat was ... sie bringt ihm so viel entgegen ... sie wagt den schritt will ihn wieder besser kennenlernen und erfüllt ihn ... irgendwie tut sie mir leid.
hermine find ich im moment einfach nur überzogen distanziert ... für mich ergeben ihre gedanken gänge keinen sinn und ihre reaktion noch viel weniger... sie macht ihm hoffnung und weiß das nur um ihn dann zu sagen "hmm tjoar kien plan obs überhaupt klappt aber hoff mal schön ma sehen was draus wird"
find ich nich so toll imo
aber gut das macht es spannend ;)

freu mich schon riesig auf die fortsetzung

liebe grüße aus dem schönen köln
runenherr
Von:  xSandy
2010-03-08T11:38:11+00:00 08.03.2010 12:38
Hey du ;)

Endlich wieder ein Kapitel.
Ich find das kapitel eigendlich ganz gut...
Natürlich hoffe ich ganz doll das Hermine und Harry zusammen kommen und es nicht mehr lange dauert...Aber es wäre ja auch langweilig wenn alles so glatt und gut laufen würde... aber hmmm Ginny...ich will nich das harry sie liebt xD.. Ginny müsste eigendlich wissen das Harry nur Hermine will...

naja ich bin mal gespannt wie es weiter geht... ich hoffe du lässt uns trotz stress nicht all zulange warten.

Liebe grüße,Sandy


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