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Camp Seafire

von

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Helfen und Quälen

Ich glaube, es wird Zeit sich zu entschuldigen. Es tut mir wirklich leid. Ich werde aufrichtig versuchen mich zu verbessern. Dennoch viel Spaß beim Lesen an meine treuen Leser.

Darc Angel
 

7. Helfen und Quälen

Harry betrachtete Hermine beim Unterrichten der Sechser. Sie hatte ihre Haare zu einem Zopf hochgesteckt, wie sooft in letzter Zeit. Er konnte sich vorstellen, dass es praktischer war hier in der Wildnis, doch er mochte ihr leicht lockiges Haar lieber offen, wenn der Wind mit ihm spielte. Wie gerne würde er spüren wie es glatt und seidig durch seine Finger glitt. Er schüttelte den Kopf. Solche Vorstellungen führten zu nichts und ließen sich in nächster Zeit ganz gewiss nicht realisieren. So wandte er sich wieder seinem eigenen Unterricht zu. Die Siebtklässler waren in ihr Kursbuch vertieft. Eigentlich hielt Harry nicht viel davon „Verteidigung gegen die Dunklen Künsten“ als Lesestunde zu gestalten, doch erst im Sommer hatte er dieses Meisterwerk entdeckt. Böse Zungen lästerten, dass er seine Memoiren als Schulbuch nehmen würde. Doch er dachte nicht daran, eine Biographie zu schreiben, und wenn würde er sie nie als Unterrichtsmaterial benutzen. Er hieß schließlich nicht Gilderoy Lockart. Dieses Buch beinhaltete nicht einfach nur die Vorgehensweise eines Kampfes gegen dunkle Geschöpfe. Es beinhaltete kleine Filme zur Veranschaulichung, es berichtete von Geschichten, erklärte den Ursprung des Zaubers, was Harry für sehr wichtig hielt. Nur wenn man einen Zauber richtig verstand, konnte man ihn ausführen. Er hatte das Gefühl, dass die Schüler so schneller die Zaubersprüche beherrschten, denn gleich würde er sie mit ihnen ausprobieren. Doch vorerst wandte er sich erneut Hermine zu, die sich gerade vor ihren Schülern in eine braune Eule verwandelte und in den Himmel flog. Wieder einmal stellte er fest, was für eine exzellente Hexe sie doch war. Schon nach wenigen Sekunden hatten die ersten Schüler sie aus den Augen verloren. Gut eine Minute später stand sie hinter ihnen und erschreckt fuhren sie herum. Er beobachtete, wie sie ihnen half, die Handbewegung vormachte und alle Geduld der Welt zu haben schien.

„Professor Potter.“, holte Nicole Shawn ihn aus den Gedanken. Er blickte sie überrascht an. „Wenn Sie fertig sind, können Sie schon mit den 15 Liegestützen anfangen.“, erklärte er noch immer nicht ganz bei der Sache. Doch sie nickte und startete die sportliche Einheit. Für die Wildnis hatten die Schüler sich eigens neue Uniformen kaufen müssen, da Röcke für die Mädchen doch äußerst unpraktisch waren. So bereitete es der Brünette keine Probleme in ihrer Stoffhose die Übung zu absolvieren. Neben dem Buch hatte Harry eingeführt, dass nach jedem gelesenen Kapitel Sport getrieben wurde, zumindest hier im Camp. Denn durch den Sport wurde der Kopf wieder frei für die Praxis und die Schüler verinnerlichten sich die Sprüche besser, ganz davon abgesehen, dass ihre Fitness davon profitierte.
 

Da es ein schön warmer Oktobertag war, entschieden Harry und Hermine, dass die Schüler am Nachmittag einen Schwimmparcours schwimmen sollten. Harry verfolgte den Wettkampf aus der Luft auf seinem Besen, während Hermine es vorgezogen hatte an Land zu bleiben. Ganz davon abgesehen, dass sie keinen Besen besaß, hatte die Brünette noch nie viel aufs Fliegen gegeben. Der Schwarzhaarige hätte sich gefreut, wenn sie zu ihm auf den Besen gestiegen wäre, doch diesen Traum hatte er erst gar nicht existieren lassen, er war absurd. Immer mal wieder warf er Hermine einen Blick zu, den sie niemals erwiderte. Traurig konzentrierte er sich anschließend wieder auf die Schwimmer unter ihm. Das Überlebenstraining zeigte seine Früchte. Mit Zauberstäben ausgerüstet schafften sie jedes Hindernis, wobei ihnen nur erlaubt war Magie zu benutzen, wenn sie glaubten, dass ihre eigene Kraft nicht zur Bewältigung reichen würde.

Plötzlich paddelte eine kleine Sechstklässlerin heftig mit den Armen, ihren Zauberstab entdeckte Harry nirgends. Ein Sturzflug, einem Sucher würdig, legte er zur Freude seiner Schüler hin, während er ganz auf das Mädchen unter ihm konzentriert war. Doch noch bevor er sie erreicht hatte, war sie untergetaucht. Reflexartig zauberte er sich eine Luftblase um den Kopf und sprang einen Delfinsprung von seinem Besen ins Wasser, direkt dort, wo ihr Kopf noch wenige Sekunden zuvor gewesen war. Einige Meter unter sich entdeckte er sie, in den Fängen einer Schlingpflanze. Problemlos tauchte er hinter ihr her, bis er ihren bewusstlosen Körper erreicht hatte. Mit einem simplen Spruch zerschnitt er den Arm der Pflanze, welche sich geschlagen zurückzog, und strampelte sich mit Antoinette im Arm an die Oberfläche. Plötzlich kam ihm ein Bild von seiner eigenen Schulzeit in den Kopf, als er während dem Trimagischen Turnier im See gewesen war und Hermine und Rons Körper dort bewusstlos festgebunden waren. Er schüttelte die Gedanken ab und konzentrierte sich auf das Treten. Mit einem Platschen durchbrachen sie die Wasseroberfläche und Harry atmete frische Herbstluft ein. Er schüttelte die Wassertropfen aus seinem Gesicht, bevor er das Mädchen Richtung Ufer abschleppte.

„Was ist passiert?“, begrüßte Hermine ihn käsebleich am Ufer. Er hob die Schülerin hoch und trug sie auf die Wiese. Hermine zauberte eine Decke herbei und hielt mehrere Tücher bereit. „Eine Schlingpflanze,“, erklärte er kurz, „sie muss ihren Zauberstab verloren haben.“ In dem Moment, als Harry sie ablegte, begann Antoinette zu husten. Die beiden Lehrer blickten sie beunruhigt an, während sämtliche Schüler sich um sie versammelt hatten. „Weicht ein bisschen zurück.“, bat Harry sie mitdenkend, „damit sie sich nicht bedrängt fühlt.“ Antoinette spuckte ein paar Mal Wasser aus, bevor sie ihre braunen Augen aufschlug. „Wie fühlst du dich?“, fragte Hermine mit sanfter Stimme und kniete sich neben das Mädchen aus Hufflepuff. „Mir ist kalt.“, sagte diese zitternd. Hermine wickelte sie in Handtücher ein und Harry legte einen Wärmezauber über sie. „Ich bringe dich ins Sanitätszelt.“, entschied er und hob sie erneut hoch. Schweigend ließ sie es über sich ergehen. Hermine schickte eine Freundin zu ihr, nachdem Harry ihr einen Tee bereitet hatte.

„Willst du weiter machen?“, fragte Hermine ihn ungläubig, als er erneut den See ansteuerte. „Vertrau mir.“, sagte er schwerfällig, noch immer stand ihm die Sorge ins Gesicht geschrieben. „Wer von euch glaubt von sich selber, dass er ebenfalls in der Lage gewesen wäre, Antoinette zu retten?“, richtete er die Frage an seine Schüler, die in Handtücher gewickelt am Ufer warteten. Weniger als die Hälfte trat vor. Daraufhin entkleidete Harry sich zur Überraschung aller und hängte die nassen Sachen über einen Baum in der Nähe. Nur in Boxershorts bekleidet, watete er in das Wasser. Erst jetzt fiel ihm auf, wie kalt der See war, dennoch konnte die Tatsache ihn nicht aufhalten. Als er bis zur Brust im Wasser stand, richtete er sich an die Hervorgetretenen. „Kommt nach einander ins Wasser und schleppt mich 100 Meter ab.“, forderte er sie auf. Überrascht starrten sie ihn an, ohne dass jemand sich bewegte. „Ich dachte, ihr hättet Antoinette retten können?“, provozierte er sie absichtlich, „was würdet ihr machen, wenn ich nun wirklich in Gefahr wäre und Professor Granger nicht anwesend wäre?“ Harry warf ihr einen kurzen Blick zu. Sie stand abseits der Gruppe und beobachtete seinen Unterricht interessiert. Innerlich lächelte er, immerhin hatte er es geschafft, dass sie ihn beachtete. „Hättet Ihr mich ertrinken lassen?“, verlangte er zu wissen.

Sie verneinten die Frage einstimmig. „Worauf wartet Ihr dann noch?“ Ginny trat aus der Gruppe hervor, reichte ihr Badetuch Luna und kam auf ihn zu. Harry lächelte ansatzweise. „Ich hatte nichts anderes von dir erwartet.“, sagte er so leise, dass nur sie es hören konnte. „Du weißt, ich mag es nicht, wenn ich immer...“, begann sie. Doch als er verständnisvoll nickte, verstummte sie lächelnd. „Wir werden jetzt raus schwimmen und Miss Weasley wird mich bis zum Ufer bringen. Beobachtet genau, wie sie es machen wird.“, ertönte seine Stimme nun wieder lauter zu den Schülern.

Gemeinsam schwammen sie hinaus, in Einklang schweigend. „Bist du soweit?“, fragte er schließlich und verweilte auf der gleichen Stelle. „Ja, bin ich.“, antwortete sie konzentriert. Augenblicklich sank Harry absichtlich. Erschrocken zögerte Ginny eine Sekunde lang, bevor sie untertauchte und ihn innerhalb weniger Sekunden wieder an der Wasseroberfläche hatte. „Du kannst das noch schneller.“, sagte Harry mit geschlossenen Augen immer noch leise. Sie erwiderte nichts, sondern legte sich auf den Rücken und schlang einen Arm um seine Brust. Mit kräftigen Zügen schwamm sie Richtung Ufer. Ihr Atem ging schnell und ihr Herz schlug unregelmäßig. Ihre Hände waren kalt. Sie schwamm sicher und doch hatte Harry unterbewusst das Gefühl, dass sie alles andere als sicher war. Er konnte nicht genau sagen, woran es lag, doch irgendwas war seltsam. Innerhalb weniger Minuten hatte Ginny ihn ins flache Wasser gebracht und die jungen Männer trugen ihn an Land. „Das haben Sie gut gemacht, Miss Weasley.“, er betrachtete sie eingehend, doch sie wich seinem Blick aus, indem sie sich das Gesicht trocknete mit ihrem Tuch. „Wer möchte als nächster?“
 

‚Egal, wie sehr du dich anstrengst. Ich werde dich immer finden. Du kannst nicht vor mir fliehen. Versuch es ruhig. Die Vorteile, die ich dir gegenüber habe, wirst du nie überschreiten können, da kannst du noch so gut und viel lernen. Meine Erfahrung bekommst du trotzdem nicht so schnell. Irgendwann wirst du akzeptieren, dass ich die überlegen bin. Ich bekomme immer, was ich will, das wirst du schon noch merken. Ich finde dich, welchen Weg du auch nimmst. Ja, sei ruhig leise. Ich werde dich dennoch hören und sehen. Dieser Wald ist mein Verbündeter. Du wirst kein Versteck finden, das ich nicht kenne.’, er lachte leise.

Um ihn herum war alles schwarz, dunkel wie die Nacht, seine Lieblingszeit. Die Sonne hatte sich endlich verzogen und Wolken verdeckten jegliches Licht. Doch seine klaren Augen beobachteten die Umgebung wie die Augen eines Tieres und er sah ebenso gut. Der Wind heulte leicht und hier und da knackte es kaum merklich unter den Füßen von kleinen Krabbeltieren. Sein Blick war gen Süden gewandt, während er neben einem großen, alten Baum verharrte. Seine dunkle Kleidung tarnte ihn vorzüglich, dennoch zog er es vor einen Bogen um Harry zu ziehen. Seine Schüler konnte er hinters Licht führen, aber er wagte es nicht den Mann zu unterschätzen. Er brauchte sich nicht zu bewegen, er wusste, dass sie nur diesen Weg nehmen würde und er hatte Zeit, er würde warten und sein Ziel erreichen.
 

Hallo Harry.

Es freut mich, dass du mir zustimmst. Ich wusste, du würdest es eines Tages verstehen. Schließlich bist du Lilys Sohn, das soll heißen, dass du nicht nur ihr großes Herz, sondern auch ihren Verstand geerbt hast. Du erinnerst mich jeden Tag mehr an sie. Deswegen weiß ich, dass du die Kraft hast dein Leben in den Griff zu kriegen. Ginny ist doch der erste sichere Beweis dafür. Sie war verletzt und enttäuscht von dir, doch eure Freundschaft scheint neu zu entstehen. Schöpfe Kraft aus ihr, dann wird es dir auch gelingen Ron und Hermine wieder zu gewinnen. Wie würde es mich freuen, wenn ihr drei auf Tonks und meiner Hochzeit wieder vereint wärt. Aber lass dich nicht unter Druck setzen, das war nur ein dummer Gedanke. Tonks würde sich sehr freuen, wenn du uns an einem Wochenende nach dem Camp mal besuchen würdest. Sie will dann persönlich für dich kochen. Unter uns gesagt, sei nicht böse, wenn wir nachher eine Pizza von der Pizzeria in der nächsten Stadt holen. Tonks ist nicht die beste Köchin, aber du wirst sie mögen.

Ich würde dir ja gerne Tipps geben, um Hermine zu erreichen. Doch ich befürchte, dafür bin ich nicht geeignet. Tonks ist mir einfach in die Arme gefallen, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe keinerlei Erfahrung in so etwas. Sirius und James wären dir da eine größere Hilfe, die hatten in der Schule ständig ein Date – dein Vater wohl bemerkt nur bis er deiner Mutter das Herz geschenkt hat. Doch so wie ich Dave kennen gelernt habe, berät er dich stattdessen tatkräftig. Wichtig ist, dass es von Herzen kommt, so viel kann ich dir sagen. Halt den Kopf hoch.
 

Remus
 

Harry, der gerade unten am Ufer saß, während die Schüler ihre Pause größtenteils liegend auf dem Zeltplatz verbrachten, entschied, dass er Remus gleich zurück schreiben würde. Er öffnete sein Tintenglas und tunkte seine schwarz-blaue Feder leicht hinein, welche er zuvor aus seinem Zelt mitgebracht hatte.
 

Hallo Remus.

Ich sitze hier am See, fast berühren die sanften Wogen meine Füße. Ich glaube, meiner Mutter hätte dieser Platz gefallen, wenn ich dir auch nicht sagen kann, woher ich das weiß, es ist ein Gefühl. Du musst mir bei unserem Treffen unbedingt von ihr erzählen. Ich nehme Tonks Einladung in diesem Sinne gerne an, es würde mich freuen, sie kennen zu lernen. Danke, aber ich esse auch gerne eine Pizza, die werd ich hier wochenlang nicht zwischen die Zähne bekommen. Das Kriegsende erscheint mir plötzlich viel mehr als der Verdienst meiner Eltern, nicht als meiner, wie es die Zauberwelt hinstellt. Du hattest Recht, ich war zu blind das Geschenk anzunehmen.

Ginny ist nur eben nicht Hermine. Ihre Freundschaft erfüllt mich, tagsüber ist sie mir eine wertvolle Stütze, doch nachts wenn ich allein in meinem Zelt liege... Das hört sich kindisch an, aber dann bricht wieder alles zusammen. Du hast richtig vermutet, Dave versucht mich zu beraten. Doch er kennt Hermine nicht, was seine Tipps nicht sehr viel hilfreicher macht. Ich verbringe viel Zeit mit Nachdenken, doch mir ist noch keine überwältigende Idee gekommen. Eine ist doofer als die andere. Dabei will ich Die Idee haben, wenn du verstehst, was ich meine. Sie soll brillant, umwerfend und wunderschön sein.

Mir ist es immer noch nicht ganz geheuer, dass wir auf Malfoys Grundstück campen. Ich kann mich nie wirklich entspannen. In anderer Umgebung fällt mir dies nach dem Krieg schon schwer, doch hier ist es nahezu unmöglich. Ich weiß, ich sollte Malfoy nicht in die Form seines Vaters drücken. Doch ich kann durch meine eigenen Erfahrungen mit ihm, was er seiner damaligen Freundin Blaise angetan hat, einfach nicht anderes. Kannst du das verstehen?
 

Harry
 

Harry verweilte noch einige Zeit lang am Ufer des Sees, das leise Rauschen des Wassers vermochte ihn zu beruhigen. Die Schritte hinter ihm nahm er kaum wahr, bis Hermine sich neben ihn ins Gras setzte. Überrascht blickte er von der Seite an. ‚Ist das ein Traum?’ Sie erwiderte seinen Blick aus ihren haselnussbraunen Augen. „Es ist Zeit, dass du ihnen beibringst, welche Wurzeln, Pilze und Beeren sie im Wald überleben lassen.“, sagte sie, bevor sie den Blick abwandte und das Glitzern des Sees begutachtete. Er nickte, wartete jedoch, ob sie noch etwas hinzufügen wollte. Als sie dies nach einigen Minuten nicht getan hatte, stand er enttäuscht auf und ging auf die Schüler zu. Verwirrung beherrschte ihn. Er konnte sich nicht entscheiden, ob er es nun als gut empfinden sollte, dass sie von alleine zu ihm gekommen war, oder ob es keine Verbesserung war, weil sie ihn schließlich weg geschickt hatte und den schönen Platz nun alleine für sich hatte.
 

Es tropfte leicht, als Harry sich an diesem Abend auf dem Baumstamm am Westufer setzte und auf Ginny wartete. Die letzten kleinen Mücken verschwanden über dem Wasser, während die Dämmerung ihr Spiegelbild bald mitnahm. Der Wind spielte mit den Ästen über ihm und die kleinen Tropfen ließen Kreise auf der Wasseroberfläche erscheinen. Es roch nach Regen, wenn auch nicht mehr nach dem leichten Sommerregen, sondern nach Herbst. Harry zog seinen Umhang dichter um sich. Er würde bald abends ein kleines Feuer hier entzünden müssen und damit ihren Platz verraten. Das wollte er eigentlich auch nicht, vielleicht fiel ihm ja noch etwas anderes ein. Die Zeit verging, doch Ginny erschien nicht. Langsam wurde er unruhig.

Gerade als er aufstehen und nach ihr suchen wollte, kam sie aus dem Wald. Beide blieben stehen und starrten den anderen an, als hätten sie sich gegenseitig in einer peinlichen Situation erschreckt. Der Schwarzhaarige hatte ein ungutes Gefühl. Zwar schlich sich in dem Augenblick ein Lächeln auf ihr Gesicht, doch ein frischer Riss zierte ihre Wange und trotz der einbrechenden Dunkelheit konnte er ein kleines Ästchen in ihren Haaren ausmachen. „Entschuldige, ich bin gerade erst wach geworden.“, sagte sie und kam auf ihn zu. Er musterte sie irritiert. Sie war nicht der Typ, der durch das wildeste Gebüsch kletterte, aber vielleicht war sie einfach nur müde gewesen und hatte sich deswegen irgendwo verletzt.

„Lass mich deine Wunde sehen.“, bat Harry sie, „lumos.“ Der junge Mann hob seinen Zauberstab und erschrak, als der Schein des Lichtes ihr blasses Gesicht traf. Ihre Pupillen waren geweitet, ihr Haar nicht gekämmt und der Schnitt in ihrer Wange war zwar nicht tief, aber sauber. Vorsichtig berührte er mit seinem Zeigefinger die Wunde. „Es geht mir gut.“, wich Ginny seinem Blick aus und setzte einen Schritt zurück. „Bist du dir sicher, Ginny?“, fragte er und blickte sie eindringlich an. Sie nickte, ging um ihn herum und setzte sich auf den Baumstamm. Harry murmelte: „Nox“, bevor er einen Wärmezauber über sie legte.

Ihr Aussehen erinnerte wirklich etwas daran, wie Menschen nach dem Schlafen aussahen. Dennoch der Riss in ihrer Wange irritierte ihn. Er war zu gerade, zu perfekt um von einem Ast zu kommen. Viel eher wirkte er wie ein Fluch. Doch wenn Ginny sagte, dass alles in Ordnung war, dann würde er ihr das glauben. Die Unruhe tief in seinem Inneren würde das allerdings nicht stillen. ‚Vielleicht reagiere ich immer noch über, wegen dem Krieg.’, überlegte er, während Ginny seine Künste als Lehrer lobte, ‚das muss ich mir abgewöhnen. Ich kann nicht überall Feinde sehen.’

„Danke“, lächelte er sie schließlich an, „es freut mich, wenn du meinen Unterricht magst. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er wirklich so gut ist. Also lass uns lieber das Thema wechseln, von meinem Unterricht kriegst du morgen nur wieder genug.“ Sie grinste. „Erzähl mir, wie es deiner Familie geht.“, bat er sie schließlich. Ginny sah ihn nicht an, sie saß einfach nur da. Der Schwarzhaarige musterte sie, während sie ihm scheinbar gleichgültig erzählte, wie ihre Mutter es genoss Ron zu umsorgen, der wiederum dieses einfache Leben auskostete. Andererseits schien es ihm auch nicht sonderlich gut zu gehen, Ginny vertiefte das Thema nicht weiter, sondern berichtete von den Zwillingen und ihrem erfolgreichen Geschäft. Harry wollte nicht glauben, dass ihr all das gleichgültig war, doch ihr Tonfall und ihre Haltung kamen ihm seltsam vor. 'Das kann doch nicht nur an ihrer Müdigkeit liegen. Ihre Augen leuchten nicht, sie scheint mit ihren Gedanken ganz woanders. Sie scheint unglücklich zu sein.' Doch wenn sie sagte, dass es ihr gut ginge, dann sollte er ihr das glauben. Entweder ihre Freundschaft war noch nicht wieder so weit, dass sie ihm alles anvertrauen konnte, oder sie brauchte einfach nur noch etwas Zeit, oder aber er machte sich lediglich zu viele Sorgen um die Freundin, wo er sie doch gerade erst wiedergewonnen hatte.

„Du scheinst müde zu sein, lass uns zurück gehen.“, schlug er darum recht bald vor. Er geleitete sie bis zum Waldrand, bevor er sie aus Sicherheitsgründen vorschickte. Noch immer scheute er das Risiko Gerüchte entstehen zu lassen. Es war auch zu ihrem Besten. Seine Augen, die sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, beobachten wie sie sich ihrem Zelt näherte und je näher sie ihm kam, desto schneller schien sie zu werden. 'Sie scheint nur noch ins Bett zu wollen. Wer will es ihr verübeln. Ich bin selber so müde, dass mich nicht einmal das Kampfgeschrei eines Wikingers aus dem Schlaf holen würde.' Er wählte eine Stelle ein paar Meter weiter um den Wald zu verlassen und lag kurz darauf tief schlafend in seinem Bett.
 

Harry erwachte mit einem seltsamen Geschmack im Mund, noch dazu juckte seine Haut. Er fuhr sich mit den Fingern über den Arm und stellte erleichtert fest, dass er Haut unter seinen Fingerkuppen spürte und kein Tierfell, denn er fühlte sich pelzig, wenn er auch nicht sagen konnte, woher er das wusste. Vermutlich lag es an dem Traum. Deutlich sah er eine kleine braune Katze vor sich mit leicht gewelltem Fell und haselnussbraunen Augen, welche ihm immer näher kam. Plötzlich kam auch die Erinnerung zurück an jenen Tag, als sie sich in McGonagalls Unterricht in Katzen verwandeln mussten und er Hermine vor einem fauchenden Kater beschützt hatte. Ein weiteres Bild erschien vor seinen Augen, ein roter buschiger Kater mit kleinem, Stummelschwanz. Er öffnete die Augen und verdrängte die Erinnerungen, dafür hatte er nun eine Idee, wenn es auch eine verrückte war, aber er hatte es satt nichts zu tun. Also stand er auf, trank einen Schluck und verließ in aller Frühe seinen warmen Schlafsack.
 

Hermine lag wach in ihrem Schlafsack, als sie Miauen vor ihrem Zelt hörte. Sie musste augenblicklich an Krummbein denken. In Hogwarts hatte sie ihn zurücklassen müssen, es ging ihm nicht so gut, er wurde mittlerweile alt. Niemand hatte ihr sagen können wie alt ihr Kater genau war, doch er hinkte stärker denn je. Von einem inneren Drang getrieben stand sie auf, auch wenn sie sich über eine Katze hier draußen in der Wildnis wunderte. Sie zog den Reißverschluss ihres Zeltes auf und entdeckte eine kleine schwarze Katze, die sie unschlüssig aus hellgrünen Augen anblickte. Aufmuntert lächelte Hermine die Katze an und fuhr ihr sanft über das seidige Fell. Das Tier schnurrte erfreut und schmiegte sich an ihre Hand. „Na, du Kleiner, du hast doch sicher Hunger.“, vermutete die junge Frau und ließ die Katze in ihr Zelt. Sie verschloss den Eingang und reichte ihm eine Tasse, welche sie mit Milch füllte und sie auf den Boden stellte. Neugierig betrachtete das Tier die Schale und schleckte vorsichtig Milch.

Die Brünette hatte sich auf ihren Schlafsack gesetzt und beobachtete den Vorgang. „Hast du deinen Unterricht für heute schon geplant, dass du für solche Spielchen Zeit hast?“, fragte sie den Kater nach ein paar Minuten des Schweigens. Erstaunt hob er den Kopf und blickte sie aus seinen hellgrünen Augen erschrocken an. „Selbst wenn ich dich nicht schon einmal als Katze gesehen hätte, würde ich dich erkennen, Harry.“, erklärte sie ungerührt, „dein Fell und deine Augen sind schon ausschlaggebend, doch die Blitz förmige Blässe auf deiner Stirn würde wohl jeder Magier identifizieren können.“ Harry grinste erwischt und fuhr sich dabei mit der Vordertatze über die Stirn, doch er konnte die Narbe nicht spüren. „Hier hast du einen Spiegel, in dem kannst du dich den Morgen lang betrachten.“, sie legte ihm das genannte Objekt auf den Boden und stand auf. „Sie lieb.“, ermahnte sie ihn, „ich werde nach Antoinette gucken gehen und dann unterrichten.“ Dann verließ sie das Zelt und verschloss es hinter sich. Harry verzog eine Grimasse. Dann versuchte er sich zurück zu verwandeln, doch es klappte nicht. Er probierte es noch weiter Male ohne Erfolg. Hermine musste einen Bann über ihr Zelt gelegt haben, der Zaubern nicht ermöglichte und da er kein Animagus war, konnte er sich so nicht wieder in einen Menschen verwandeln. Böse fauchte er verärgert. Schließlich wandte er sich dem Zeltausgang zu. Irgendwie musste er es schaffen, die Tür trotzdem aufzubekommen. Doch sie hatte den Reißverschluss nach oben gezogen, sodass er gut einen Meter über Harrys Katzenkopf hing. Er versuchte sich mit Hilfe der Zeltwand aufzurichten, doch er war nicht groß genug, außerdem rutschte er ständig ab. Er trank ein paar weitere Schlücke Milch, während er überlegte, wie er aus diesem Gefängnis wieder herauskam.

Mitleidig Miauen kam überhaupt nicht in Frage, ganz davon abgesehen, dass ihm sowieso niemand außer Hermine freilassen konnte, könnte es seien, dass sie einen weiteren Bann über das Zelt gelegt hatte, sodass ihn niemand hören konnte, und noch dazu würde er Hermine nicht den Gefallen tun sie anzuflehen, soweit war er noch nicht bereit zu gehen und erst recht nicht in dieser Situation. Es musste noch einen anderen Weg geben. Er musste es mit Springen versuchen. Katzen sollten doch eine große Sprungkraft besitzen. Er nahm Anlauf in dem kleinen Zelt und sprang am anderen Ende hoch. Mit dem Maul versuchte er den Reißverschluss zu erreichen, doch er knallte geben die elastische Zeltwand und wurde zurückgeschleudert. Immerhin landete er auf allen Vieren, dennoch war ihm etwas schwindelig, doch noch würde er nicht aufgeben. Was fiel ihr überhaupt ein, ihn hier einzusperren?
 

Als Hermine in der Mittagspause wieder in ihr Zelt kam, war der Eingang mit Kratzspuren versehen, doch sonst schien alles in Ordnung zu sein. Harry lag auf dem Boden und blickte sie aus blitzenden Augen an. Die Milchschale neben ihm war leer und den Spiegel musst er weggestoßen haben. Schnell schloss die Brünette wieder das Zelt und setzte sich auf ihren Schlafsack. Sie griff nach einer Flasche Saft und genoss das Gefühl, als die Flüssigkeit ihre Zunge benetzte.

„Sieh mich nicht so vorwurfsvoll an.“, sagte Hermine ruhig, aber mit Kälte in der Stimme, „das war nichts im Vergleich zu dem, was du mir angetan hast.“ Harry duckte sich. Er hatte sich selber in diese Lage gebracht, nun war er ihr hilflos ausgeliefert und hatte keine Möglichkeit sich zu verteidigen, ihr sein Handeln zu erklären, und am wichtigsten sich zu entschuldigen.
 

Fortsetzung folgt



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2008-09-17T17:30:13+00:00 17.09.2008 19:30
Hi,
Juhu es geht weiter!
Tolles Kapitel, du schreibst immer so schön find ich. =)
Jetzt würde ich am liebsten direkt weiterlesen...
Also, beeil dich. ;)
Glg
Von:  xSandy
2008-09-11T09:49:21+00:00 11.09.2008 11:49
Hey du
hab grad das kapitel gelesen.
freu mich das es endlich weiter geht.

ein sehr schönes chap!!
die ideen von dir gefallen mir immer mehr!
die Übung mit dem "ertrinken" von harry war wirklich ne super idee und das ginny ihm als erste geholfen hat,fand ich auch super!

aber irgendwas ist mit Ginny los..bestimmt nen fluch oder so..

hehe oh man das war ja genial von hermine..naja nen bissl hat er mir ja schon leid getan..
bin ja mal gespannt wie es jetzt weiter geht..vorallem mit den beiden.
Ich hoffe das wir diesmal nicht sooo lange warten müssen!


lg,Sandy
Von: abgemeldet
2008-09-08T19:04:29+00:00 08.09.2008 21:04
Bin ich froh, dass es weitergeht. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben und auch dass ich unzählige Male nachgesehen habe, ob diesesmal vielleicht keine ENS dafür gesorgt hat, dass wir über ein neues Kapitel informiert werden, war wenig hilfreich.

Ein schönes Kapitel, hat aber in keiner Weise dazu beigetragen, Harry (und mir) Hoffnung zu machen. Hermine ist wohl doch zu sehr verletzt. Sie muss aufpassen, dass sie Harry nicht in seiner Hoffnungslosigkeit vertreibt. Da hat er sich aber ein ganz schönes Ei gelegt mit seiner Katzenverwandlung. Jetzt bin ich sehr gespannt, was Hermine ihm auftischt. Das dürfte unangenehm werden. Wenn sie ihm wenigstens einmal zuhören würde.

Bei dem nächtlichen Beobachter dachte ich immer, dass es sich um Draco handelt. Das scheint nach diesem Kapitel nicht so zu sein. Da kommt ganz schön was auf sie zu.

Bitte lass uns nicht wieder so lange warten. Das ist ja regelrecht grausam.

LG Barry P.


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