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Der Bass

von

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Ich hab die Geschichte vor ein paar Jahren in der Schülerzeitung veröffentlicht. Als Anstoß zur Veröffentlichung diente ein Buch, das ich letztlich gelesen habe. Viel Spaß beim Lesen. Über Kommentare würde ich mich freuen. ^-^
 

Der Bass
 

Ihre überkinnlangen rötlichen Haare fielen leicht strähnig und glänzten im Licht der Diskostrahler in den Facetten des jeweiligen Scheines. Das Licht wechselte im Takt mit dem Bass, der die Tanzfläche zum Beben brachte und das Zittern des Stoffes ihrer weiten Baggy Pants verursachte. Tiefer als nur auf ihren Hüften hielt der Gürtel sie an ihrem Leib. Rutschten sie nur ein wenig tiefer... Das pechschwarze Top schmiegte sich enganliegend um den restlichen schlanken Körper, ließ jedoch den unteren Teil des Bauches und ein gutes Stück Ausschnitt frei um den Einblick fremder Augen zu gewähren.

Wie eine Katze sprang sie die letzten Stufen der Treppe empor. Der Bass der lauten Musik umfing sie wie ein Orkan. Ihr leichter roter Schmollmund war geöffnet und ihre Lippen zitterten vor Erwartung. Die Augen der jungen Frau hatten ein Ziel auf der Tanzfläche fixiert.

Sie drängte sich durch die Menschenmenge auf den pulsierenden Mittelpunkt der Diskothek zu. Am Ziel angelangt schloss sie die Augen, atmete ein und atmete aus. Die Musik um sie herum war ohrenbetäubend und die Menschen drängten und schubsten von allen Seiten auf sie ein.

Langsam spürte sie, wie der Takt der Musik sie gefangen nahm, ihre Füße und Beine hinaufkroch, sich in ihrem ganzen Körper ausbreitete und ihn zum Schwingen brachte. Wie von selbst begann sie sich zu bewegen. Der Bass wummerte in ihrem Kopf.

Immer weiter arbeitete sie sich durch die Tanzfläche auf ihr Ziel zu. Ihr Opfer für diese Nacht. Sie durfte nicht versagen. Um ihrer Selbst willen nicht. Von dieser Nacht hing alles weitere ab.
 

Endlich war sie am Ziel. Sie musste es schaffen, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Der Schwung ihrer Hüften wurde stärker und ihre Bewegungen zum Bass aufreizender. Sie durfte es nicht vermasseln. Die Musik drang tief in ihren Geist ein und ergriff totalen Besitz von ihren Sinnen. Berauscht vom Bass und den Tönen schaltete sie völlig ab. Das einzige Rauschmittel, dass sie sich erlauben durfte. Die Blicke, die sie nun auf sich zog, waren ihr durchaus bewusst. Der Bass berauschte sie und brachte ihren Körper zum Vibrieren.

Sie spürte, wie auch er, ihr Opfer, seine Augen an ihrem Körper hinab wandern ließ. Seine Blicke verweilten am Bund ihrer zu tief sitzenden Hose, auf den sich leicht abzeichnenden Bauchmuskeln und ihren Hüftknochen, die sich dann und wann zeigten, bevor sie weiter nach oben wanderten und für eine kurze Weile in ihrem Ausschnitt verweilten.

Fast hatte sie es geschafft. Gleich gehörte er ihr. Dann gab es keine Entkommen mehr für ihn. Sie spürte, wie ihre Haare an ihrem Gesicht entlang strichen und die Haarspitzen ihre Halsbeuge und ihren Nacken kitzelten, durch die Bewegungen ihres Kopfes verursacht.

Gleich hatte sie ihn. Sobald er seine Augen von ihrem Ausschnitt wegreißen konnte. Um den Vorgang zu beschleunigen strich sie mit beiden Händen, scheinbar total auf das Tanzen konzentriert, ihren Bauch hinauf, fuhr mit den Fingerspitzen ihre Rundungen nach und ließ ihre Hände im Haar wieder verschwinden. Die Aktion verfehlte ihre Wirkung nicht. Seine Aufmerksamkeit galt nun ihrem Gesicht.

Noch hielt sie die Augen geschlossen. Zunächst sollte er sie für diejenige halten, die sich selbst vergessend auf der Tanzfläche bewegte. Mit sanften Bewegungen ihrer vollen Lippen formte sie den Text des Liedes nach, aber kein Ton kam über ihren Mund. Sie befeuchtete ihre trockenen Lippen.

Dann schlug sie ihre Augen auf. Die von einem dichten Wimpernkranz umgebenen Lider hoben sich und stießen ihre Augen nun aus ihrem Versteck. Das grelle Licht der Diskostrahler blendete sie fürchterlich und brannte in ihren Pupillen, die sich sofort zusammenzogen.
 

Zunächst erkannte sie nichts, nur eine Silhouette vor sich, die sich gegen das Licht abzeichnete. Instinktiv blickte sie dorthin, wo sie seinen Kopf und sein Gesicht vermutete. Und als der Diskostrahler weiterzog und sich ihre Augen an das Licht gewöhnt hatten, hatte sie endlich die Gewissheit. Er war ihr Besitz. Ihr Herz begann zu rasen und ihr Puls beschleunigte sich.

Mit einem frechen Schlenker stieß sie mit ihren Hüften gegen seine, die sich der Bewegung anpassten und sofort im Takt mitschaukelten. Sie fühlte seinen Körper nah an ihrem, roch sein Aftershave und seinen Schweiß. Die Musik wurde schneller und schien noch ein paar Dezibel lauter zu werden. Die Temperatur und die Spannung zwischen ihren Körpern erhöhte sich immer weiter.

Seine Hand legte sich auf ihre Taille und drückte ihren Unterkörper gegen seinen. Ihr Arme schlangen sich um seinen Nacken, während sie sich ihm nun vollends zuwandte. Noch immer hielten ihre Augen seinen Blick wie mit Fesseln gefangen. Seine zweite Hand gesellte sich zu der anderen hinzu und ahmten das Schaukeln ihrer Hüften nach.

Inzwischen tanzten sie so eng, dass sie eines seiner Knie zwischen ihren Schenkeln spürte. Der Bass wummerte.

Jetzt war es Zeit. Er hatte endgültig die Kontrolle verloren. Mit beiden Händen fuhr sie sich durch die Haare und strich sie sich aus dem Gesicht. Danach wanderten ihre Hände ihren Körper hinab und legten sich auf seine Finger. Ihrer beiden Finger umschlangen einander.

Sie beendete den Blickkontakt und ging um ihn herum. Dann schob sie ihn sanft aber bestimmend in Richtung Ausgang. Ihre Arme umfassten seinen schlanken Oberkörper von hinten und sie dachte nicht im Traum daran, seine Hände loszulassen. Zuviel hing davon ab.

Mit einem leichten Grinsen bemerkte sie, dass seine Nackenhaare sich wie elektrisiert aufrichteten, als sie ihr Gesicht in seinem Nacken verbarg.
 

Die kalte Nachtluft und Stille umfingen sie, als die Flügeltüren sich hinter ihnen schlossen.

Geschafft. Schoss es ihr durch den Kopf. Ihr heißer Atem stieg in kleinen Dampfwölkchen vor ihr in den Himmel auf und löste sich dann auf. Sie torkelten noch immer engumschlungen um eine Ecke der Diskothek. Ihre Ohren sausten von der lauten Musik. Selbst wenn einer von beiden ein Wort gesprochen hätte, hätte der andere es wohl nur schwer verstanden. Ganz leise und wie von weit weg wummerte der Bass.

Sanft drückte sie ihn gegen die Hauswand und ließ zu, dass er sich zu ihr umdrehte. Im schummerigen Licht kam sie nun endlich dazu, ihn einmal näher anzusehen. Seine dichten braunen Haare wurden nur mit Mühe von dem Gel zu einer Frisur gebändigt, die sich aber um jeden Preis der ihr angedachten Form zu widersetzen schien. Seine Augen, die sie nun musterten waren blaugrau und aufmerksam. Mit der rechten Hand zeichnete sie seine Wangenknochen nach, über die sich weiche Haut spannte. Da hatte sie ja ein Prachtexemplar entdeckt. Ein Lächeln umspielte ihren Mund. Sie ließ es geschehen, dass er sie nah zu sich zog. Doch als er zu sprechen beginnen wollte, wurde ihr Blick eisig und durchdringend. Er hatte zu schweigen.

Sie reckte den Kopf und bedeckte sein Gesicht mit kleinen Küssen. Der Druck seiner Hände verstärkte sich. Sie schmunzelte. Er hatte verloren. Er würde alles tun. Sie nestelte an ihrer Hose und zog ein kleines Fläschchen heraus. Als sie es geöffnet hatte und ihm an die Lippen setzte, ließ er sich widerstandslos den Trank einflößen. Er würde die allzu schnelle Gerinnung seines Blutes verhindern.

Ihre Lippen wanderten weiter und liebkosten die Sehnen seines Halses. Sie war durstig, hungrig. Heute würde sie kriegen, wonach sie sich verzehrte. Sie spürte, dass sein Puls sich beschleunigte und sein Herz das Blut mit erhöhter Geschwindigkeit durch seine von der Hitze geweiteten Adern pumpte. Es machte sie ganz aufgeregt. Sie war ihrem Ziel ganz nahe. Unter ihren Lippen spürte sie das pulsierende Leben. Sie hatte die richtige Stelle gefunden. Seine Halsschlagader. Wie der Bass der Diskomusik, regelmäßig und gleichmäßig stark.
 

Er ahnte nichts. Überhaupt nichts. Und er würde auch nichts merken. Dazu war er viel zu berauscht von ihr, der Musik und dem Alkohol, den er mit Sicherheit vorher konsumiert hatte. Langsam begann sie, ihn zu beißen. Zuerst sanft, sodass er nur ein leises Keuchen von sich gab, dann aber immer fester.

Dann senkte sie schließlich ihre spitzen Zähne durch Haut und Fleisch hindurch in die Arterie hinein. Das Gift ihrer Zähne erstickte seinen Aufschrei und er sackte ohnmächtig über ihr zusammen. Langsam ließ sie ihn an der Hauswand hinabgleiten und beugte sich über ihn.

Vorsichtig zog sie ihre Zähne aus der Wunde. Sofort spritzte warmes Blut in ihre Mundhöhle und troff ihren Mundwinkel entlang hinab. Die Wärme, die von dem roten Saft ausging, der sich langsam an ihrer Kehle hinabwand und in ihren Ausschnitt hinein ein kleines Rinnsal bildete, bemerkte sie kaum. Gierig schluckte sie die Mengen, die in ihrem Mund waren. Sein Blut schmeckte süßlich, metallisch und schwer. Ein negativer Rhesusfaktor... Blutgruppe 0... Eine seltene Köstlichkeit auf ihrem Speiseplan. Schade nur, dass diese Delikatesse durch den Alkoholgehalt etwas verunstaltet wurde.

Noch einmal biss sie hemmungslos in seine Kehle hinein um die beiden kleinen Bisswunden zu vergrößern. Sie spürte unter ihren Händen den Herzschlag des jungen Mannes, der noch immer relativ stark ging. Es würde ihr Arbeit ersparen. Weiterhin schwoll sein Blut über die Verletzungen in ihren Mund hinein. Langsam beruhigte sich ihr aufgewühlter Geist. Mit jedem Tropfen, der ihren Hunger und Durst stillte kehrte die Stille in ihren Körper zurück. Ihre Angst zu verhungern verflog.

Sie begann ihre Umgebung wieder wahrzunehmen. Was vorher durch Angst, Hunger, Durst und Gier nur verschwommen und verschleiert gewirkt hatte, nahm nun klare und scharfe Linien an. Der Bass hinter den Mauern der Disko wummerte regelmäßig.

Im Gegensatz dazu wurde sein Atem unregelmäßiger, der Herzschlag schwächer, sein Blut floss langsamer und er begann kalt zu werden. Sie wusste, dass auch seine Gesichtsfarbe inzwischen bleich sein musste. Schließlich saugte sie ihm ja sämtlichen Farbstoff aus den Adern. Er begann zu zittern. Krämpfe durchzuckten seinen Körper. Das war das Gift, welches von ihr ausging. Doch er bekam davon ohnehin schon nichts mehr mit. Schließlich war er ja seit geraumer Zeit nicht mehr Herr seiner Sinne.

Langsam begann sie nun jetzt wirklich an ihm zu saugen, damit auch der letzte Rest seines überlebenswichtigen Blutes aus ihm herausging. Sein Fleisch erkaltete immer weiter. Das, im Vergleich zu ihrem, ohnehin kümmerlich kurzes Leben, welches ihm innewohnte würde bald ein vorzeitiges Ende nehmen. Sie musste sich beeilen, wenn sie noch mehr wollte.

Schließlich kam kein Tropfen mehr aus den beiden Bisswunden an seinem Hals. Das Herz hatte aufgehört zu schlagen und Blut zu den beiden Löchern zu befördern. Auch durch ihr verstärktes Saugen konnte sie dem leeren, aufgebrauchten Körper unter ihr nichts mehr entziehen. Langsam hob sie ihren Kopf. Ein zufriedener Ausdruck überzog ihr Gesicht. Mit der rechten Hand wischte sie die Blutreste aus ihren Mundwinkeln.
 

Dann stand sie auf. Den Körper, der regungslos am Boden lag würdigte sie keines Blickes mehr. Was war er schon? Eine aufgebrauchte Konserve, zu nichts mehr nütze. Sonst nichts. Abfall. Wertlos.

Der Bass in der Diskothek wummerte noch immer, als die Dunkelheit der Nacht sie verschluckte.



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