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Wing-Cage

wenn dir Flügel wachsen
von

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Irrungen und Wirrungen

Kapitel 4 -Irrungen und Wirrungen
 

Ihr wurde mulmig. Etwas Sonderbares regte sich in ihrem Magen.

Schon fast glich es einem Kribbeln.

Schon fast war sie aufgeregt, wenn sie ihn so sah, in seiner Uniform. Er gab den perfekten, gut aussehenden Prinzen ab, der die Prinzessin aus dem Schlaf küsst oder den Turm erklimmt und den Drachen besiegt.

"Samael...?"

Er hatte sie damals gerettet. Bei einer Zeremonie, da stand sie einer Kugel im Weg, die eigentlich dem hohen Rat gegolten hatte. Er hatte sich heldenhaft in die Bahn der Kugel geworfen und sie somit gerettet. Damals hatte er ihr gestanden, dass er Sari schon lange mit besonderen Augen angesehen hatte. Er war ein Offizier der Garde, stammte eigentlich aus Bern, wurde allerdings zum Wehrdienst nach Jade geholt und stieg so immer weiter hinauf. Schließlich wurde er, dank Saris Gefahr, zum Offizier ernannt. Nachdem sich beide öfters getroffen hatten, hatte er um ihre Hand angehalten.

Sari war zu dieser Zeit nun völlig von seiner heldenhaften Form eingenebelt gewesen und hatte diesem zugestimmt. Bisher war es noch nicht zu einer Hochzeit gekommen, doch langsam wurde Sari bewusst, dass sie sich nicht mehr davor drücken konnte.

Verliebt oder vernarrt, dass war sie schon lange nicht mehr in Samael, dazu war er zu stumpf geworden, so wie alle hier in Jade. Jetzt fand sie ihn schrecklich eingebildet, etwas stolz und weniger heldenhaft. Halt all das, was sie nun gar nicht bei einen Ehemann bevorzugen würde.

Hier in Jade spielten Gefühle eine mindere Wichtigkeit. Es galt nur das heilige Blut zu befruchten, und die Früchte zu erziehen. Der Rat achtete streng darauf, dass jede Heilige einen Ehemann und Kinder ab einem bestimmten Alter zugewiesen bekam. Und wenn man keine Kinder bekam, dann konnte dies auch gut als Hinrichtung geahnt werden.

Samael schob seine Arme um ihren zierlichen Körper und drücke sie an sich. Ihr Kopf ruhte schließlich auf seiner Brust. Die Aufregung, auch wenn sie nur ganz klein war, war wie weggeblasen.

"Ich ... freue mich so, Sariel. Endlich wirst du dein Versprechen einlösen!"

"Ja aber...", Sari drückte ihn von sich und versuchte soeben ihre Sicht der Dinge zu schildern, als er ein weiteres Mal auf sie zukam, ihren Kopf in seine Hände nahm und zu sich hinaufzog.

"Wir werden heiraten. Wir werden Kinder haben. Wie sehr habe ich mich danach gesehnt!"

Er fasste sich kurz, dann drückte er ihre Lippen auf seine und umschloss sie abermals.

Jetzt riss Sari endgültig der Faden.

Sie gab ihm einen Tritt auf den Fuß und er musste unweigerlich seine tiefste Zuneigung unterbrechen und aufschreien.

Sari holte Luft.

"Ich… ich bin noch nicht soweit, Samael. Ich wollte dich noch nicht heiraten aber die heilige Mutter hat es so beschlossen, wie kommst du dazu, mich hier einfach so zu überfallen!"

Er zog eine Schnute, wirkte etwas überfahren und stammelte.

"Ja aber ich... und du… wir...!"

Er griff ihre Hand und wollte ihr abermals seine Gefühle ins Ohr brabbeln, aber sie fing an ihn mit ihrer freien Hand zu schlagen.

"NEIN, VERDAMMT!"

"Sariel, hört mir zu. Wenn wir erstmal verheiratet sind, dann wird sich alles regeln. Ich verstehe deine Angst und Zweifel!"

Sie schüttelte heftig mit dem Kopf und langsam stiegen ihr die Tränen in die Augen.

Sie wollte nicht mit ihm, nicht mit diesem Einfallspinsel. Sie wollte einen lieben, einen aufrichtigen Mann, der ein Held war, ein starker Mann und ein führsorglicher Vater für ihre Kinder. Das alles würde kaum in das Konzept von Samael hineinpassen. Er hatte sicherlich Spaß und große Freude an den wollüstigen Annehmlichkeiten einer Ehe, aber sicherlich nicht an der umgänglichen Pflege seiner Frau und Kindern. In Jade waren Ehefrauen auf sich selbst gestellt, lebten allein und wurden höchstens einmal in der Woche von ihren Ehemännern zum Liebesakt überredet, damit der heilige Rat seine maximale Anzahl an heiligen Kindern bekam.

Gern sehen waren Jungen, denn die konnten in die Ausbildung und dann in den heiligen Rat und für mehr Hierarchie sorgen.

"Ich will nicht wie meine Schwester enden"! Schrie Sari schließlich und kniff ihre Augen zusammen, die schließlich etwas Wasser über ihre Wangen rinnen ließen.

"Lass sie ihn Ruhe, Kumpel!"

Sari spürte einen kurzen Schlag, dann wurde ihre Hand von Samael freigegeben und eine andere umschloss sie.

Als sie aufblickte, sah sie Ragu zwischen ihr und Samael stehen. Er lächelte sie besänftigend an.

"Was soll das?" Samael wurde deutlich aggressiver. Kein männlicher Engel durfte Sari anfassen. Und schon gar nicht ein fremder.

"Du siehst doch, dass sie nicht von dir angegrapscht werden will!" Raguel drehte sich zu dem jungen Offizier und schon in kurzen Sekunden flogen ordentlich die Funken zwischen den beiden jungen, gut aussehenden Engeln.

"Sie ist meine Frau. Ich lasse es nicht zu, dass du sie anfasst. Und überhaupt, was geht dich das an? Wer bist du?"
 

Ragu spürte Sari, die sich an seinen Rücken klammerte und vorsichtig neben seiner rechten Schulter hinüber zu Samael blickte.

"Geht es dir gut Sari? Hat er dir wehgetan?"

"Ragu? Ich will hier weg!"

"WER DU BIST HABE ICH GEFRAGT!"

Sari zuckte erschrocken zusammen.

Samael vor ihm schien langsam die Geduld zu verlieren. Er hatte seine Hand auf den Schwertgriff an seinem Gürtel gelegt, und seine Körperhaltung ließ auf nichts anderes schließen, als auf dass er diese Waffe in wenigen Sekunden benutzten wollte.

"Sariel! Stopp die Beiden!" Saris Schwester stand etwas abseits der drei und schien ebenso fürchterlich sauer zu sein.

Doch ehe Sari ihren Mund zu einem schlichtenden Ton öffnen konnte, gingen die Beiden schon aufeinander los.
 

Ragu musste kurz nach Luft schnappen. "Scheiße, hätte nicht gedacht dass du Playboy so schnell bist." Er hielt Samael seinen Dolch unter das Kinn. Ragu keuchte schwer, er spürte wieder diesen stechenden Schmerz. Dieses Mal war er noch heftiger. Allein der Gedanke, dieser Macho würde Sari zu etwas zwingen, ließ ihn vor Erregung zittern. Und dieses Pochen in seinem Rücken verstärkte sich, als er Saris stimme von der Seite hörte.

"Ragu! Hör auf! Du hast keine Chance gegen ihn. Er ist ein Offizier der Garde! Er darf dich töten, hörst du!"

"Wie kannst du dir so sicher sein, dass er mich töten wird? Kannst du dich mal entscheiden für wen du bist?"

Ragu grinste seinem Gegenüber an und bewegte den Dolch etwas hin und her.

"Wie sieht es aus, Playboy?“

Samael schnalzte verschmitzt mit den Lippen und führ eine Hand hinauf zu Ragus Dolch. Seine Finger strichen über die Spitze Klinge des Erbstückes und plötzlich zuckte Ragu zusammen.

"Netter Versuch, Kleiner!“

Ragu blickte an sich hinunter und im selben Augenblick hörte er Ariel laut aufschreien.

Samaels Schwert steckte in seinem Unterleib. Das war ein Ablenkungsmanöver gewesen. Wie plump.

Ariel eilte schließlich zu den Beiden und stieß Samael beiseite.

Ragu ließ sich langsam auf den Rücken fallen und dabei wurde das Schwert in Samaels Händen langsam aus deinem Unterleib gezogen.

Ein leichter, angenehmer und warmer Hauch streifte seinen Arm und als er seinen Kopf zur Seite rollte sah er Sari erschrocken dastehen, wie sie glühte. Sie konnte sich nicht regen, wohingegen ihre Schwester an seinem Körper herumhantierte.
 

Ragu!

Ragu!

So viel Blut. Es war sein Blut. Es war sein Blut, das wegen ihr floss.

"Ragu!"

Ariel kniete sich neben ihn und hielt seine Hand. Ihr Körper fing langsam an zu glühen. Sie wollte ihn heilen. Ein paar Tränen rannten ihre Wangen entlang.

"Ich werde dich heilen Raguel! Bleib ganz ruhig."

Von weitem sah sie Samael auf sich zukommen, doch sie ignorierte den Gedanken, ihn schon wieder in ihrer Nähe zu haben. Ihre Aufmerksamkeit galt nur ihm, dem verletzten Engel auf dem Boden.

Ariel berührte zaghaft seinen Unterleib und Ragu musste unweigerlich anfangen zu stöhnen. Er hatte Schmerzen, Sari spürte es deutlich in ihrer Brust.

"Sariel, wir werden jetzt gehen!"

Samael hatte ihre Hand ergriffen.

Ariel lehnte sich zu Ragu und legte ihre Lippen auf seine.

Für einen kurzen Moment war alles um Sari herum still.

Dieses Bild tat noch mehr in ihrem Herzen weh, als die Gewissheit, dass Ragu schwer verletzt war.

Ragu erwiderte ihren Kuss, er streckte seinen Arm zu ihr hinauf und umschloss ihren Nacken damit.

Er erwiderte ihn.

Ihr wurde bewusst, was dies hieß.

Diese Begrüßung vor einigen Minuten, Ariels Zorn, die beiden... sie liebten einander.

An ihrem Arm wurde gezogen, sie spürte seine Schulter, dann setzte sie sich in Bewegung. Ohne ein Murren, nur die Augen auf das Paar am Boden gerichtet.

Sari wurde übel. Plötzlich erlosch ihre Aura und sie schloss ihre Augen.
 

"Seine Blutung lässt sich nicht stoppen." Anael schloss das Kleid an Saris Rücken. Sie bekam kaum Luft. Aber das musste wohl so sein.

Ein Prestigeobjekt. Ein Aushängeschild. Sari fehlte nur noch ein Halsband und ein Käfig, in dem sie sitzen konnte um von jedem angegafft zu werden. Anael zurrte weiter an ihrem schmalen Körper.

"Du bist sehr dünn Sariel, iss ein wenig mehr, wie sollst du ein Kind in deinem Bauch ernähren, wenn du selbst so hager ausschaust".

Sari blickte zu ihrer Schwester und lächelte.

"Ich weiß, dass du dir nichts sehnlicher wünschst als ein Kind. Wenn ich die Möglichkeit hätte dir eines zu schenken, ich würde es tun. Du leidest sehr, nicht war?"

Anael ließ die Schnüre an ihrem Rücken locker und band sie zu einer Schleife.

"Du wirst es sehr schwer haben, Sariel. Wir alle haben eine Aufgabe zu erfüllen. Tu dein bestes zum diese zu meistern."

"Ob es in den Genen von uns Schwestern liegt, keine Kinder bekommen zu können?"

Sari drehte sich zu ihrer Schwester und sah sie an. Anael fuhr ihr durch das blonde, kurze Haar und öffnete ihre drei kleinen, geflochtenen Zöpfe. "Der Arzt meinte es wäre körperlich, ein Entwicklungsfehler. Sie haben dich doch schon untersucht, und keine Anomalien festgestellt. Du solltest lediglich mehr essen!"

Sari blickte zu Boden. Wenn sie daran dachte mit diesem Kerl verheiratet zu sein, kam ihr das längst verdaute trockene Brot wieder hoch.

Ob sie wohl in ein paar Jahren, verheiratet mit Samael, auch so leblos und traurig durch die Gegend staksen würde wie ihre Schwester Anael?

"Ich bin nicht leblos, Sariel.", murmelte Anael und lächelte verschmitzt.

Sari mochte es nicht, wenn sie ihre Gedanken las.

"Wir drei haben wohl immer Pech mit den Männern.", murmelte Anael schließlich und nahm ihre Hand.

"Denk nicht so oft an ihn, Sariel. Du weißt, dass es jetzt keinen Sinn mehr macht ihm nachzutrauern."

Was sollte das bitte heißen? Wem sollte Sari schon nachtrauern. Sich selbst vielleicht?

"Ich wüsste nicht, auf wen diese Beschreibung treffen könnte.", knurrte Sari.

"Es wir Zeit, wir müssen zum Empfang!"
 

Nachtrauern? Wieso nachtrauern?! Es war vielleicht nur ein kleiner Schock, als Sari die beiden zusammen gesehen, wie Ariel heilige Flüssigkeit in Ragus Körper geknutscht hatte.

Aber nachtrauern? Sie hatte jetzt größere Sorgen.

Dieser dumme Empfang, dieses lästige, enge Kleid und dieser bekloppte und lästige Verlobte, das waren ihre Probleme.

Ohne zu wissen, wo ihre Beine sie hinführten, stolzierte sie die weißen, langen Gänge entlang.

Jetzt musste sie auch noch so tun, als ob sie wahnsinnig glücklich wäre.

Einen Scheiß war sie. Wenn ihr wenigstens irgendwo ein Balkon wäre, dann gäbe es für Sari wenigstens noch eine gute Alternative.

Sie blieb stehen.

Eine ihr bekannte Aura umwickelte ihren Körper. Sie schloss ihre Augen und legte eine Hand auf ihr Herz.

"Dir geht es wirklich nicht gut.", murmelte sie und öffnete schließlich wieder ihre Augen und blickte neben sich zu einem Türschild.

"Die Krankenstation." Mist, alles leugnen half da nichts. Sie war unweigerlich zu Ragu stolziert.

Ihr Herz zog sich förmlich zusammen, sie spürte einen tiefen Schmerz in ihrem Unterleib. Es mussten Ragus Schmerzen sein, wieso um Himmelswillen spürte sie seine Schmerzen und Empfindungen bloß so intensiv?

Noch einmal fluchte sie, dann legte sich langsam ihre Hand auf die Türklinke und sie schritt in einen dunklen Gang. Von dort aus sah man ein paar Türen, die zu den Patientenzimmern führten. Die letzte Tür im Gang ließ nur einen seichten Lichtschein in den dunklen Flur fallen. Sari stolzierte voran und blickte schließlich in das letzte Krankenzimmer, zu einem weißen Bett, in dem der verletzte Engel lang, der förmlich mit Schmerzen um sich warf.

"Ich habe dich gespürt, schon Minuten vorher!"

Er grinste.

Sari hielt sich am Türrahmen fest.

"Wieso... können sie deine Blutung nicht stoppen?" Sari war von deinem Gesicht erschrocken. Er sah blass aus, er hatte weiße Lippen und dunkle Augenränder.

"Keine Ahnung, es hat wohl mit meinem Blut zutun. Es ist anders als das von normalen Engeln. Die Regeneration lässt sich nicht anregen. Meine Blutkörperchen reagieren nicht auf die heilige Kraft, oder so... scheiß Medizin Gelaber!"

"Ragu..."

Sie spürte dieses heulige Gefühl in ihr hinaufschwemmen.

"Komm schon, hör auf damit! Wieso hast du dich so aufgebretzelt? Gehst du zu einer Party?"

"Ja."

"Und wieso heulst du dann"?

"Darum!"

"Komm her!" Ragu streckte seinen Arm nach ihr aus und Sari trat nur zögerlich an sein Bett.

"Du wirst doch nicht sterben?" Murmelte sie und setzte sich auf einen Stuhl an sein Bett.

"Keine Panik. Mich macht so leicht keiner klein und schon gar nicht dein Playboy. Er bekommt von mir noch ordentlich eins hinter die Ohren."

Sari nickte und wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln.

"Sari, damals, als wir uns in Achad zum ersten Mal begegnet sind, da habe ich dich mit mir genommen und dir einen Handel vorgeschlagen, erinnerst du dich noch?"

Sari nickte und legte ihre Hand auf seine. Im selben Moment atmete Ragu tief durch.

"Wow... das tut gut", lächelte er verschmitzt.

"Ich habe die Bedingung gestellt, dass ich dir helfen würde, und ich dafür allerdings noch eine Sache bei dir gut hätte. Eine Bitte."

Sari nickte wieder.

Er zog sie mit seiner Hand weiter zu sich heran.

"Jetzt ist der Augenblick gekommen, dich um etwas zu bitten."

Ihr Herz pulsierte immer schneller. Ragu schloss seine Augen und richtete sich zu ihr hinauf.

Seine Lippen streiften ihre Wange und schließlich ihre Oberlippe.

Ihre Hand legte sich leicht auf seinen Unterleib.

"Du willst mich bitten, dich zu heilen?" Flüsterte sie und ihre Augen wurden immer schwerer, weil sie diesem Kibbeln in ihrem Bauch einfach nicht mehr standhielt und sich fallen lassen wollte.

"So ist es!"

Er berührte erneut ihre Lippen mit seinen und er spürte diesen mächtigen Puls, der in seinen Körper überging. Schließlich drückte er ihre Lippen fest an sich.

Die Schmerzen in seinem Unterleib wurden von Sekunde zu Sekunde immer Schwächer und ein schaurig schönes Gefühl zog sich über seinen Rücken hinauf in seinen Kopf.

Ihre Lippen trennten und vereinten sich abermals und er versuchte das Gefühl zu unterdrücken, sie ganz auf das Bett zu zerren. Ihre Hände fuhren durch sein Haar und schließlich war Sari es, die ihn noch intensiver zu küssen begann. Er spürte ihre Zunge an seinen Lippen und schließlich gab er sich selbst nach und zog sie zu sich aufs Bett hinauf.

Doch plötzlich hielten Beide inne.

Sari öffnete ihre Augen und erschrak plötzlich.

"Blut!"

Ragu wusste zunächst nicht ganz worauf sie hinauswollte, als die beiden sich allerdings voneinander gelöst hatten und her unter sich sah, saß er doch tatsächlich in einer großen Lache Blut.

"Ragu... geht’s dir gut?"

Ja, keinen Zweifel, topfit.

Sari sah an sich hinunter und bemerkt ebenfalls ein paar Blutflecken an ihrem weißen Kleid.

Als Ragu schließlich aus dem Bett krabbelte und sich das Bett in seinem ganzen blutigen Ausmaß betrachtete, sprang ihr schließlich der triftige Grund ins Auge.

"Du... du hast zwei Flügel!"

Ragu drehte sich blitzartig zu ihr um.

"Was?!“

Sari machte eine Handbewegung zu seinem Rücken und Ragu beäugte sich kurz. Ja, näher über seine eigene Schulter geschaut, sah er einen kleinen, winzigen Stummel.

"Tatsache... ich hab nen Flügel mehr..."

"Eigenartig!" Sari wurde schwindelig. Und das hatte er selbst noch nicht einmal bemerkt.

"Der muss durch die Narben auf deinem Rücken gebrochen sein. Und er wächst!"

Sari berührte den kleinen Flügel und die Federn von diesem spreizten sich automatisch auseinander.

"Mir wächst ein neuer Flügel... ich habe zwei Flügel...MEIN GOTT...! WIE COOL!!!“

Im nächsten Moment vollzog Ragu einen Freudentanz und suchte vergebens nach einem Spiegel, um vor diesem mit seinen zweiten neunen Flügel zu posen.

Er hielt inne. "Das warst du!!! Sari, das warst du!"

Diese wich ihm ein Stück zur Seite. "Wieso ich?"

"Du hast mich geheilt und du hast etwas mit meinem Körper angestellt. Nur du kannst ihn heilen. Wir beide... du... du und ich wir sind wie der Schlüssel und das Schloss... du kannst mich nicht von diesen Schmerzattacken heilen, du kontrollierst sie! Du regst in mir Gefühle, auf die mein Körper reagiert!! Küss mich noch mal!"

Er packte sie am Arm, riss sie an sich und drückte ihre Lippen ein weiteres Mal auf seine. Im nächsten Moment glühte seine Wange.

Ihr roter Schimmer auf den Wangen kam teils von ihrer Wut, teils aus Verlegenheit.

"Du tickst wohl nicht mehr ganz! Ich küsse doch nicht aus Spaß, sondern nur aus Liebe!"

Ragu blickte sie lange an, und schließlich, nach einer längeren Überlegung, färbten sich auch seine Wangen rot.

"Du küsst aus Liebe? Wieso hast du mich dann geküsst?" Er rieb sich den Kopf.

"Du hast doch damit angefangen.", pustete sie peinlich berührt, schon fast ertappt.

Sari zog an ihrem weißen, zipfligen Kleid und wollte raunend davon schweben, als Ragu ihr hinterher hechtete und das Verlassen des Raumes durch einen gezielten Griff an ihre Hand verhinderte.

"Es...ich wollte... ich meine!"

"Was? Ist schon gut Ragu! Ich meine, ich werde heute meine Verlobung feiern. Ich erwarte nicht mehr viel vom Leben. Auch wenn ich in deinen Augen nur eine ultimative Heilungsmaschine bin. Wieso sollte ich schon einen anderen Zweck erfüllen!“

Sie rüttelte an ihrer Hand, doch Ragu ließ sie nicht los.

Als sie ihn schließlich anbrüllte, sah man auf ihren Wangen goldene Tränen entlang rinnen.
 

In seinem Herzen schnürte ein dünner Faden sein Gewissen zusammen. Sie sah schrecklich verletzt und enttäuscht aus.

"Sari..." Sein Brustkorb hob sich schwer. Etwas ließ ihn fürchterlich erzittern. Es war Saris Leid, sie wirkte so zerbrechlich und hilflos. Er hatte sie ausgenutzt.

Sie wehrte sich noch immer, zog wild an seinem Arm herum, doch er griff nach ihrer Schulter und zog sie in seine Arme. Ihre Füße gaben nach und Ragu glitt mit ihr langsam zu Boden. Auf ihren weissblonden Haare legte er seinen Kopf nieder und drückte sie fest an sich. Selbst er litt unter ihrem Schmerz so sehr, dass ihm die Beine ebenfalls weich wurden und er schließlich seine Gefühle mit ihr zu teilen begann.

"Ich will das nicht. Nicht... niemals. Ich will nicht so enden wie meine Schwester. Sie ist so unglücklich, sie ist traurig und einsam. Wir heiligen Engel müssen unsere Aufgabe um jeden Preis erfüllen, das haben sie uns von Anfang an gepredigt. Aber... wir sind nichts weiter als Geburtsmaschinen für den Erhalt der Regierung, der Chöre und der Führer. Das ist kein Leben!"

"Bist du deshalb aus dem Fenster gesprungen und in Achat gelandet?" Flüsterte er leise.

"Ja, ich wollte nicht dieses Leben führen, wie ein Vogel in einem engen Käfig. Jetzt habe ich dich auch noch da mitreingezogen!" Sie schluchzte und blickte schließlich mit vielen Tränen in den Augen und nassen Wangen zu ihm hinauf. Ragus Miene blieb unverändert.

"Was hast du?" Fragte sie verunsichert, denn Ragu schien irgendwie etwas zu verbergen, etwas Offensichtliches.

"Nichts... es ist nichts. Ich kann dir leider auch nicht helfen! Wie sollte ich dich aus Jade schleusen, wenn ich selbst so etwas wie ein Gefangener bin?"

Sie nickte und schluckte ihre Tränen hinunter. Sari blickte schließlich lange und vielleicht auch etwas erwartend in seine Augen.

Er verstand nicht recht. Als sie schließlich immer näher zu seinem Gesicht heranrückte, und ihre Hände auf seine Brust legte, begriff er allmählich, worauf sie hinauswollte. Ihre Augen, die schon etwas rot unterlaufen waren, schlossen sich langsam, und ihr warmer, angenehmer Atem hauchte über seine Lippen. Dieser Geruch, wie die süße eine Frucht, schwappte über hin.

"Sari...warte!"

Er hielt sie zurück und seine Hände schoben sich am ihre Wangen entlang. Er wischte ihr mit den Fingern die Tränen von den Wangen und atmete langsam durch.

Er musste sich zügeln, dieses Verlangen war ungemein stark... es erregte ihn, es verwirrte ihn, es war wie eine Droge, aber es war falsch.

"Ich... wir... sollten es nicht noch schlimmer machen."

Sie nickte, aber in ihren Augen zeigte sich deutlich, wie gekränkt sie war.

"Ich weiß, entschuldige!"

Ehe er ihr weiter erklären konnte, war sie aufgesprungen, und durch die Tür aus dem Zimmer geeilt.
 

Kapitel 4/ ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  capricious
2007-01-17T06:46:04+00:00 17.01.2007 07:46
uiuiui sehr sehr schön ;)
bevor ich näher drauf eingehe ein paar Verbesserungsvorschläge *g*
1. einfach nochmal durchlesen, sind noch ein paar kleine Fehler drin aber nichts schlimmes ;)
2. "Gern sehen waren Jungen, denn die konnten in die Ausbildung und dann in den heiligen Rat und für mehr Hierarchie sorgen." Was meinst du mit mehr Hierarchie? Der Begriff steht doch nur für die Reihenfolge, bzw. Über- und Unterordnung?!?

Und sonst??? Sonst war es wie immer perfekt, außer dass es zu kurz war ;)
Also schnell weiterschreiben
mir zieht es ja auch das Herz zusammen das ansehen zu müssen.... ist ja schrecklich man merkt doch total, dass die zusammen gehören!
Schloss und Schlüssel, Arsch und Eimer, Topf und Deckel ;)
Von:  Ayne
2006-12-18T15:58:38+00:00 18.12.2006 16:58
Jaah... jaaaah... jaaah! Weiter! >__<
Hab dir ja schon in der ENS geschrieben, dass ich das Kapitel sehr toll fand :) Vor allem die Knutschszene... hihi. Deine Geschichten sind immer so toll romantisch, da wird's sicherlich bald noch richtig zur Sache gehen, so wie ich dich kenne ;D
Määähr!

Ayne


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