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Darkness Spring

Die Quelle des Bösen / überarbeitete Version
von

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"Sie"

Wie auf Kommando erzitterte alles um uns herum ein weiteres Mal. Und dann... dann wurde es still. Nervenzerreißende Stille legte sich über uns, nichts gab einen Ton von sich, nicht das leiseste Geräusch war zu hören. Es war solch eine bedrückende, Angst einflößende Stille, dass ich am liebsten laut los geschrieen hätte um dem ein Ende zu setzen. Aber ich wusste, dass es nichts gebracht hätte.

Oz sah sich verwirrt und leicht hektisch um. Trotzdem erkannte ich keinerlei Angst in seinen Augen. Wenn er wüsste was uns noch erwartete, würde er sicherlich ganz anders Handeln. Ich wusste es, ich hatte es schon einige Male erlebt, schon oft hatten "Sie" mir nach dem Leben getrachtet, hatten mich gequält, mich zur Verzweiflung gebracht, doch jedes Mal war ich ihnen entkommen. Bis jetzt...

Diese Stadt hatte mich irgendwie nur von einem Problem ins andere taumeln lassen und wie es aussah würde es wohl noch eine ganze Weile so weiter gehen.

Aufmerksam sah ich mich um während ich nach Oz' Hand griff und ihn mit mir langsam Richtung Wand zog.

Abermals erzitterte das Treppenhaus und wieder fiel der Putz und die Spinnenweben nur so von den Wänden. Ich wollte gar nicht wissen, wie viel davon und vor allem wie viele Spinnen mir nun auf den Haaren landeten, aber um an so etwas zu denken, hatte ich jetzt gar keinen Nerv. Oz sah wieder nur verwirrt und fragend zu mir, sagte aber nichts.

Ich glaube ich hätte ihm auch gar keine Antwort geben können, nicht jetzt. Aber sonst wohl auch nicht...

Das regelmäßige Zittern, in welches das Treppenhaus verfiel wurde immer heftiger, so dass ich nur noch die Augen zusammenkniff und hoffte, dass es dies Mal nicht allzu schlimm werden würde.

Aber was konnten "Sie" schon machen... Im Gegensatz zu früher war ich weit weg. Sehr weit weg, die Distanz gab mir Sicherheit. Jedenfalls ein wenig... Denn dieses Städtchen machte sie mit Sicherheit schneller wieder zunichte als mir lieb war. Nach all dem.

Abrupt hörte das Zittern schließlich auf. Langsam öffnete ich die Augen und sah mich um. Na ein Glück, langsam hatte ich befürchtet, dass uns das Treppenhaus auf den Kopf fallen würden, so marode wie hier alles erschien.

Oz drehte den Kopf nun langsam in meine Richtung und ich sah wie sich sein Mund öffnete um seine Lippen die Frage formen zu lassen, die ihn wohl quälte. Aber ich wusste, dass ich nichts hören würde, dass kein Ton den Weg aus seinem Mund finden würde, dass einfach alles so stumm bleiben würde wie es war. Und so schüttelte ich nur mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck den Kopf.
 

Ich konnte eben noch schnell tief durchatmen, ehe ein schriller Ton, fast einem bestialischen Schrei ähnlich durch das Treppenhaus zog. Er kam von Oben und zog wie ein Windzug die Treppen herab. Ruckartig schnellte mein Blick dorthin, während ich mir noch beide Hände auf die Ohren presste. So oft ich es miterlebt hatte, ich wusste immer noch nicht wie ich dem entkommen konnte. Das Einzige was ich immer hatte machen können war... Laufen...

Ehe der "Schrei" ein zweites Mal ertönt war, war ich losgeprescht und zerrte einen verwirrten Oz hinter mir her. In meinem Kopf pochte ein Schmerz, ein Schmerz, der sich anfühlte als würde mir mein Trommelfell in Fetzen gerissen, als würden tausend Presslufthammer darauf einschlagen. Und dennoch lief ich. Ich lief und lief und wusste eigentlich, dass ich nichts anderes tun konnte als zu laufen, in der Hoffnung, dass es diesmal wieder gut gehen würde.

Ich rannte neben Oz her, einen langen Gang entlang, alles um uns herum erschien nur noch dunkel und farblos, seltsam verzerrt, wie in einem bösen Alptraum. Und das war es wohl auch... Nichts anderes, ein bitterer, realer Alptraum...

Mein Blick fiel wieder zu Oz, der verwirrt und voller Fragen im Kopf neben mir herpreschte. Sein verwirrter Blick löcherte mich einen Augenblick lang, vielleicht einen Augenblick zu lange.

Ich konnte mich nur noch beherzt mit Oz auf den Boden werfen, ehe der dunkle Schatten mit einem Schrei über uns hinwegfegte. Ich stürzte und schlitterte noch etwas über den Boden, kam recht unglücklich auf meinem Bein auf, so dass mich der Schmerz nur so durchzuckte. Die ganze Zeit hatte ich das pochende, schmerzende Gefühl in meinem Schienbein ignoriert, was nunmehr unmöglich war.

Ein schneller Blick herab zeigte mir, dass die Wunde wieder aufgeplatzt war und das Pflaster nun durchtränkt von dem Blut war, welches mir das Bein herab rann und auf den Boden tropfte. Ein dunkles, farbloses Blut, farblos wie alles um uns herum, farblos wie der Schatten, der sich nun wieder geräuschlos auf uns zu schlich.

Ich zwang mich das schmerzende Gefühl auszuschließen und sah mich um. Oz war schon aufgesprungen und hielt mir seine Hand hin. In seinem Gesicht erkannte ich nunmehr kein Anzeichen mehr von Angst, eher Trotz und Kampfgeist, aber in den wenigen Sekunden konnte ich das auch nicht so genau deuten.

Ich ließ mich schnell von ihm auf die Beine ziehen, zuckte leicht zusammen, als mein Gewicht auf mein verletztes Bein fiel. Aber wenn ich eins wusste, dann war es dass ich das jetzt ganz schnell vergessen musste.

Nun war es Oz, der mich wieder zurück durch dieses farblose Szenario zog.

So war es immer... Erst ein Beben, dann diese erdrückende Stille, weitere Beben, ein schriller Schrei, der Schatten und dann... Dann war man nicht mehr da wo man gewesen ist. Na ja sicher war man es, nur es war anders... Grau, farblos, so als wäre man in einen schwarz-weiß Stummfilm gezogen worden. Alles farblos und düster, unheimlich.

Und jedes Mal blieb mir einfach nichts anderes übrig als zu flüchten, zu hoffen, dass es einfach wieder aufhören würde. Bis jetzt hatte es immer wieder aufgehört. Irgendwann... Doch bis jetzt, war ich auch immer allein gewesen und an einem anderen Ort, dort wo alles angefangen hatte...
 

Ich hatte schon längst den Überblick verloren, wusste längst nicht mehr wo meine Füße mich hintrugen, aber es war auch Oz, der mich hinter sich herzog. Immer noch pochte der Schmerz nur so in meinem Bein und in meinem Kopf, machte mich verrückt...

Das war immer das Schlimmste gewesen, dieser Schmerz in meinem Kopf, der so unerträglich war, dass ich am liebsten einfach aufgehört hätte zu rennen, mich einfach fallen gelassen hätte, einfach am liebsten aufgegeben hätte...

Aber meine Beine trugen mich immer weiter und weiter, bis Oz schließlich in einen Gang abbog - Sackgasse!

Ich wollte schreien, bis ich bemerkte, dass es nicht ging, dass keine Silbe über meine Lippen kam. Ich zerrte an meinem Arm, an dem Oz mich festhielt, wollte wieder zurück, weiter flüchten. Bis ich wieder diesen Schrei hörte, direkt hinter uns, fast schon zum fassen nah.

Es war vorbei.
 

Doch ehe ich mich schon mit dem Gedanken abgefunden hatte, dass diese eine Flucht meine letzte gewesen war, zerrte mich Oz weiter, zum letzten Winkel des Gangs. Er beugte sich flink herab, drückte eine der Holzbretter mit denen der Boden verkleidet war ein und ehe ich mich versah öffnete sich so etwas wie eine Falltür im Boden.

Ich wurde näher gezerrt und Oz gestikulierte zu dem nun entstandenen Loch im Boden. Ich sah herab, erblickte nur tiefes Schwarz, nichts, ein Loch im Boden, das in die unbestimmte Tiefe führte.

Er wollte doch nicht etwa, dass ich da rein springe?? Doch anscheinend wollte er das. Ich zögerte weiter. Aber was war besser? Von diesem Schatten eingeholt zu werden, oder wie Alice im Wunderland in ein Loch zu fallen, ohne zu wissen was einen erwartet?

Doch ehe ich mir noch weiter Gedanken darüber machen konnte, was wohl schlimmer wäre, ertönte ein weiter Schrei, diesmal direkt hinter uns, fast schon in meinem Nacken. Ich konnte den Windzug schon spüren und meine Nackenhaare stellten sich zu einer Gänsehaut auf.

Bevor ich handeln konnte, stürzte Oz sich einfach mit mir in das schwarze Nichts, in die Tiefe, gerade noch rechtzeitig, ehe der Schatten das Loch erreichte und einen weiteren schrillen Schrei ausstieß.

Als die Luke sich einfach so schloss, wurde auch noch der letzte Funken Licht genommen und wir stürzten einfach so in die Dunkelheit ...
 

Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal so viel Angst gehabt hatte. Nun ja, sehr lange her kann es jedenfalls nicht gewesen sein...

Mir kam es vor, als würde ich ewig in die Finsternis fallen, tatsächlich waren es vielleicht wenige Sekunden.

Ich landete weich auf etwas, das sich anfühlte wie alte Matratzen, was es tatsächlich war konnte ich allerdings nicht erkennen, da es nach wie vor stockfinster war.

Langsam und vorsichtig tastete ich mit meinen zitternden Händen die nähere Umgebung ab, spürte nur etwas stoffartiges unter mir. Mein Schienbein tat nun umso mehr weh und erst jetzt registrierte ich wie intensiv der Schmerz geworden war.

Oz saß neben mir, ich konnte seine Wärme spüren. Er schien nach etwas zu kramen. Kurz darauf erschien ein kleiner Lichtkegel und bewegte sich zu meinem Gesicht, so dass ich wegen der plötzlichen Helligkeit die Augen zusammenkneifen musste.

"Alles in Ordnung?"

"Ähm... Ja mehr oder weniger. Aber könntest du bitte aufhören mich anzuleuchten?"

"Oh sorry..."

Oz schwenkte den Lichtstrahl der Taschenlampe so, dass ich nicht mehr direkt angestrahlt wurde und mich nun ein wenig umsehen konnte.

Wir saßen tatsächlich auf alten Matratzen, in so etwas wie einem kleinen Raum, nicht größer als eine Abstellkammer. In eine Richtung führte ein gewölbter Gang, der nicht sehr hoch war und an diese alten Kellergewölbe aus dem Mittelalter erinnerte. Viel mehr sah ich nicht.

Mein Blick fiel zu meinem Bein. Es war recht dreckig und blutverschmiert. Das Pflaster schimmerte im Licht der Taschenlampe dunkelrot. Wir waren also entkommen...

"Wo... wo sind wir?", quetschte ich hervor, während ich immer noch dabei war meinen Blutdruck wieder dem eines normalen Menschen anzugleichen und nicht einer durchdrehenden Dampflok.

"In Sicherheit würde ich sagen.", murmelte Oz nur vor sich hin und rappelte sich dann auf.

Sein Blick fiel zu mir.

"Na komm, lass uns hier raus, ich glaube das ist nicht unbedingt der beste Platz um ein Schwätzchen zu halten..."

Ja, da hatte er wohl recht. Und ehe ich noch Platzangst bekommen würde, rappelte ich mich unter einiger Anstrengung auf. Ich war noch immer erschöpft von der ganzen Rennerei und mein Bein schmerzte wie in der einen Nacht... Aber ich wollte mir nichts anmerken lassen, biss die Zähne zusammen und sah zu Oz. Dieser nickte nur kurz und drehte sich zu dem Gang um. Ich versuchte irgendetwas in dem Strahl der Taschenlampe zu erkennen, die Oz hielt, allerdings sah ich nichts außer den Wänden des Tunnels, Spinnenweben und einer Menge Dreck und Staub.

Wie lange der Tunnel wohl war und wohin er führte? Es machte zwar keinen Sinn sich Gedanken darüber zu machen, aber so konnte ich mich wenigstens von dem eben Geschehenen ein wenig ablenken.

Oz tat einen Schritt in den Gang. Er konnte gerade so stehen, ohne sich den Kopf zu stoßen, für mich würde also ebenso genug Platz sein, da ich etwa genauso groß wie Oz war.

Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und folgte ihm in den Tunnel. Es hingen mehr Spinnenweben von der Decke als ich auf den ersten Blick gesehen hatte und so musste ich überall aufpassen, dass ich nicht in eine hineinlief. Ich hatte schon wirklich genug Spinnenweben an diesem Tag gesehen.

Oz bewegte sich flink durch die Dunkelheit, so als ob er diesen alten, niedrigen und verzweigten Tunnel schon viele Male entlanggegangen wäre. Ich fragte mich ob er das denn wirklich war und woher er diesen Weg kannte. War es so eine Art Geheimgang?

Wir gingen so eine Weile lang stumm durch den Tunnel. Ab und an kamen wir an einigen Abzweigungen vorbei. Mittlerweile fragte ich mich wirklich schon, ob wir uns nicht vielleicht verirrt hatten und nun hier noch ewig rumirren würden, aber Oz ging zielstrebig weiter.

Allmählich begann mein Bein immer mehr zu schmerzen und ich konnte mich kaum noch darauf halten, so dass ich mich immer wieder mal an den alten, kalten Wänden des Tunnels abstützen musste. Kalter Schweiß rann mir die Stirn herab und ich begann zu frösteln.

Oz schien all das hier, kaum etwas ausgemacht zu haben und langsam wurde der Abstand zwischen uns immer größer, da ich nicht mehr wirklich mit meinem verletzten Bein mithalten konnte. Ich spürte schon, wie das Blut wieder meine Wade herab rann und ein stechender und pochender Schmerz machte sich bei jedem Schritt breit. Am liebsten hätte ich mich einfach auf den Boden sinken lassen, aber dann wäre ich wohl hier nie wieder raus gekommen. Zudem war die einzige Lichtquelle Oz' Taschenlampe und ich wollte wirklich nicht dran denken, was nun wäre, wenn plötzlich die Batterien leer wären...

"Oz?"

Ich wollte gerade total erschöpft kundgeben, dass ich wohl keinen einzigen Schritt mehr gehen könne, weil ich sonst wohl auf der Stelle umkippen würde, aber in dem Moment blieb Oz stehen.

Der Gang war zu Ende.

Na super, hatten wir uns doch verlaufen? Würden wir hier nun herumirren, bis wir elendig verdursten oder verhungern würden? In der Dunkelheit...

Doch wieder hatte ich falsch gedacht, denn Oz ließ sich einmal kräftig gegen die Wand fallen und plötzlich gab diese mit einem Knarren nach und schwenkte zur Seite.

In der Dunkelheit hatte ich gar nicht gesehen, dass wir nicht in einer Sackgasse, sondern vor einer alten, halbmaroden Holztür gestanden hatten, die Oz soeben geöffnet hatte.

Wieder ging er ohne ein Wort zu sagen vor, durch die Tür hindurch und einen kurzen, jedoch höheren Gang entlang. Ich folgte ihm ohne einen Pieps zu sagen. Mittlerweile war ich nur umso verwirrter. Wie viele dieser "Überraschungen" würden mich denn noch erwarten? So langsam kam mir das ganze wirklich, immer eigenartiger vor.

In diesem großen Gang, war es nicht mehr so finster, von irgendwo dran Licht und ich meinte auch irgendetwas zu hören, aber sicher war ich mir da sowieso nicht mehr.

Wenige Schritte später, waren wir an einem finsteren, wahrscheinlich recht großem Raum angelangt. So gut konnte ich das jedoch nicht festmachen, da das Licht kaum ausreichte um sehr viel zu sehen. Außerdem versperrten mir einige hochgestapelte Kisten und Regale die Sicht. Von weitem her Drang ein schummriges Licht, aber ich hörte nichts mehr.

Was das wohl war? Eine Art Versteck? Oder Unterschlupf für irgendwen... Vielleicht auch ein alter Bunker? Aber woher kam dann das Licht? Und woher kannte Oz den Weg hierhin? Fragen über Fragen stürmten nur so in meinen und ich wusste gar nicht welche ich zuerst stellen sollte.

"Ich hoffe wirklich ihr habt eine verdammt gute Erklärung dafür, was ihr hier wollt...!"



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