Zum Inhalt der Seite

What Friends Are For

Tenimyu-FF, "SmilySpiky-Special"
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Was ist Was?-Liste:
 

"Oi!" - entspricht dem deutschen "Hey!"
 

Ouran - "Ouran High School Host Club", Anime über einen Hostclub voller schnuckliger Jungs an einer Eliteschule für die Reichen und Schönen, Miyano Mamoru spricht Suou Tamaki, den selbsternannten "King of Host Club"
 

Eyeshield 21 - Sportanime, dass sich mit American Football befasst, Miyano Mamoru spricht Sakuraba Haruto, den Publikumsliebling/Receiver der "Oujou White Knights"
 

*pnish* - Vierköpfige Performance-Group bestehend aus Tsuchiya "Tuti" Yuuichi (Oishi aus den Original Tenimyucast), Moriyama Eiji (Momo aus dem Original Tenimyucast und auch Synchronsprecher von Ibu Shinji), Daiki Sano und Washio Noboru
 

Shibuya - Distrikt von Tokio, bekannt für seine Einkaufsmöglichkeiten und ausschweifendes Nachtleben
 

"Jan-Ken-Pon" - japanische Version von "Schere-Stein-Papier"
 

"Tokyo Thunders" - fiktives japanisches Profi-Footballteam
 

Seiyuu - japanischer Synchronsprecher
 

"Oujou White Knights" - eins der Footballteams aus "Eyeshield 21"
 

"(Deimon) Devil Bats" - Footballteam, um das sich das Anime "Eyeshield 21" dreht
 

Yamaguchi Kappei - sehr gefragter japanischer Seiyuu, der u. a. Usopp aus One Piece und Inu Yasha seine Stimme geliehen hat, spricht in "Eyeshield 21" Raimon "Monta" Tarou, den Receiver der "Deimon Devil Bats"
 

"Baka" - zu gut deutsch "Idiot"
 

"Wendy's" - amerikanische Fastfood-Kette und beliebter Treffpunkt der SmilySpiky-Clique
 


 

What Friends are for
 

Die Sonne schien in das Schlafzimmer des kleinen Zweizimmerappartements und kitzelte Takagi Shun frech an der Nase. Stöhnend drehte sich dieser um und warf einen kurzen Blick auf den Radiowecker, der auf dem Nachttisch neben seinem Bett stand.

Halb neun.. Und dabei hatte er heute frei. Aber wer konnte bei der Hitze auch ordentlich schlafen? Und der verdammte Ventilator hatte auch mal wieder den Geist aufgegeben.

Nachdem er sich noch eine Viertelstunde in seinem eigenen Schweiß hin- und hergewälzt hatte, gab er auf und stieg aus dem Bett. Seine Mutter wäre stolz auf ihn.

„Junge, du kannst doch nicht den halben Tag verschlafen! Was für eine Verschwendung!!“

Solche und andere Weisheiten hatte er sich zu Hause des Öfteren anhören müssen. Doch wie sollte er die nicht verschlafene Zeit jetzt füllen? Duschen war auf jeden Fall schon mal eine sehr verlockende Option.

Ein bisschen länger rumgetrödelt als sonst, Frühstück zubereitet, schnell noch ein Foto von der vollen Reisschale für sein Blog geschossen und Zeitung gelesen. Ein erneuter Blick auf die Uhr verriet Shun, dass es trotzdem erst halb elf war. Manchmal war Zeit wirklich ein unbarmherziges Monster, das es anscheinend liebte ihn zu foltern.

Okay, er brauchte dringend einen Plan für heute! Das Tanzstudio, in dem er sonst einen Großteil seiner Zeit verbrachte, machte wegen Umbauten erst Freitag wieder auf. Ein Trip zu seinen Eltern lohnte sich allein wegen der Entfernung nicht für einen Tag.

Shun griff zu seinem Handy und wählte die Nummer, die ihm als ersten in den Sinn kam. Es klingelte eine ganze Weile und Shun befürchtete bereits, dass er mal wieder mit der Mailbox abgespeist werden würde, als schließlich doch jemand abnahm.

„Ja?“

Die Stimme am anderen Ende klang abgehetzt.

„Oi Mamo!“

„Shunri? Hey, wie geht’s dir denn?“

„Bestens. Hör mal, ich..“

Im Hintergrund ertönte eine aufgeregt klingende Frauenstimme und brachte Shun aus dem Konzept. Dann war Miyano Mamoru wieder am Hörer.

„Bist du noch dran? Tut mir echt leid, aber ich muss jetzt los, sonst verpass ich meinen Zug.“

Shun stutzte.

„Zug? Wo..?“

Doch wieder kam er nicht dazu seinen Satz zu beenden.

„Ich ruf dich später zurück, okay? Bye bye, Shun-chan!“

Dann knackte es in der Leitung und Mamo war weg. Shun lauschte noch einen Moment dem Tuten im Hörer und ließ dann seufzend sein Handy sinken.

Was hatte der Typ bloß schon wieder vor? In den letzten Wochen hatten sie sich so gut wie gar nicht gesehen und Schuld daran war meistens Mamorus voller Terminkalender. Hier Aufnahmen für den neuen Ouran-Soundtrack, da ein Fototermin für irgendeine Zeitschrift. Sein Kumpel schien im Moment ständig auf Achse zu sein und Shun fragte sich manchmal ernsthaft wann er überhaupt Zeit zum Schlafen fand. Außerdem vermisste er ihn mittlerweile richtig. Seine Hyperaktivität, sein ansteckendes Lachen aus dem viel zu großen Mund, ihr gemeinsames Rumgealber. Ohne Mamo war das Leben irgendwie nur noch halb so lustig wie sonst.

Aber wenn er ihm nicht selber erzählte, was er für heute geplant hatte, musste Shun das eben anders herausbekommen. Und er hatte auch schon eine Idee wie..

Zielstrebig schlappte er ins Schlafzimmer und schaltete den PC ein. Nachdem er noch schnell das Frühstücksbild hochgeladen und ein paar Eindrücke dazu gepostet hatte, klickte er auf den Link, der ihn zu Mamorus Blog weiterleitete.

So so, das Eyeshield 21-Event stand also an.

Irgendwie traurig, dass er mittlerweile schon auf diese Weise herausfinden musste, was sein bester Freund so trieb. Doch dieser trübe Gedanke wurde schnell durch einen anderen vertrieben, der Shuns Augen zum Funkeln brachte. So eine geniale Idee konnte auch nur ihm kommen. Aber alleine war das Ganze auch nicht wirklich spaßig. Er brauchte jemand, der ihn begleitete.

Kurzerhand ging er im Kopf die Mitgliederliste der SmilySpiky-Family durch.

Hotta schied schon mal aus. Der hatte im Moment genug mit den Proben für das neue *pnish*-Stück zu tun, in dem er als Gast auftrat.

Auch YOH konnte er streichen. Schließlich war heute Mittwoch und da legte er meistens in irgendeinem Club in Shibuya auf.

Selbst Katou war total eingespannt, seit er für das neue Rokkaku-Musical gecastet worden war.

So schrumpfte Shuns Auswahl gewaltig zusammen und ließ ihn mit dem unguten Gefühl zurück, dass er selber wohl irgendwas falsch machte und deswegen soviel Zeit zum Totschlagen hatte.

Eine Möglichkeit hatte er allerdings noch. Und wieder tippte er mit flinken Fingern auf der Tastatur seines Handys herum. Auch hier dauerte es einige Momente bis der gewünschte Gesprächsteilnehmer abnahm und anscheinend war auch die Verbindung nicht besonders, jedenfalls hörte Shun nur ein undeutliches Murmeln auf der anderen Seite.

„Fukkii, kannst du mich hören? Oi Fukkii!!“, rief er in den Hörer.

„Shun, bist du das? Was schreist du denn bloß so?“, brummte Fujiwara Yuki und räusperte sich erstmal ausgiebig um wieder einigermaßen Herr seiner Stimme zu werden.

„Oh je, hab ich dich geweckt? Tut mir leid.“, erwiderte Shun und hob entschuldigend die Hände, obwohl der Andere das durch den Hörer wahrscheinlich nicht so gut sehen konnte.

„Na ja, ich war gestern Abend noch mit ’n paar Leuten was trinken und da ist es etwas später geworden. Was gibt’s denn?“

Ein Grinsen breitete sich auf Shuns Gesicht aus.

„Hast du heute schon was vor?..“
 

Kurze Zeit später war Fukkii in den Plan eingeweiht, Shun packte schnell noch ein bisschen Proviant ein und düste dann mit seiner kleinen Rennsemmel rüber zu Fujiwaras Wohnung.

Als dieser neben ihm auf dem Beifahrersitz Platz nahm, griff Shun hinter sich auf die Rückbank und plötzlich hatte Fukkii ein paar fransige, blau-weiße Puschel vorm Gesicht hängen.

„Shunri, was zum Teufel..?“

„Was denn? Ein echtes Footballspiel braucht schließlich Cheerleader! Und echte Cheerleader haben nun mal Pompons.“

Sein Kumpel sah ihn einen Moment entgeistert an, aber der spikige Part von „SmilySpiky“ kicherte nur vergnügt und dann konnte auch Fujiwara ein Prusten nicht mehr unterdrücken.

„Ihr beiden seid echt das perfekte Team. Beide total bescheuert!“, war Fukkiis äußerst treffender Kommentar, doch Shun war sich ziemlich sicher, dass er trotzdem bei der Aktion mitmachen würde.
 

Und so machten sich die beiden, transportiert in einer mickrigen, roten Blechkiste, die sich überheblicherweise „Auto“ schimpfte, auf den Weg zu dem kleinen Stadion, in dem laut Internetrecherche das Event stattfinden sollte und welches sich ein ganzes Stück außerhalb der Stadt befand.

„Warum hast du eigentlich keine Klimaanlage hier drin?“, stöhnte Fujiwara nach einer halben Stunde und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Das Teil hat doch nicht mal ein Radio. Ich bin froh, wenn die Kiste nicht zwischendurch absäuft. Da kostet ja das Abschleppen mehr als das Ding überhaupt noch wert ist.“, gab Shun zurück und wischte sich die nassen Hände an seinen Shorts ab.

Ständig lagen ihm alle damit in den Ohren, er solle sich doch endlich ein neues Auto zulegen, aber Shun war bei solchen größeren Investitionen immer etwas vorsichtig und außerdem hatte er die olle Schrottkiste mit der Zeit doch irgendwie lieb gewonnen.

Trotzdem machte natürlich auch ihm die Hitze zu schaffen. Wenn man nicht gerade im Norden wohnte, war diese Jahreszeit in Japan manchmal wirklich unangenehm. Die Luftfeuchtigkeit war extrem hoch und man musste nicht mal vor die Tür gehen um schon nach Minuten seine Kleider am Leib kleben zu haben. Wer kam nur auf die hirnrissige Idee bei dem Wetter ein Footballspiel zu veranstalten??

„Erinner mich daran dich später für diese Schnapsidee zu schlagen.“, brummte sein Sitznachbar und riss Shun damit aus seinen Gedanken.
 

Irgendwie schafften sie es dann doch noch ohne Hitzschlag oder Fahrzeugtod das Stadiongelände zu erreichen. Bepackt mit Picknickkorb und den restlichen Requisiten machten sich die beiden auf den Weg über den großen Parkplatz zum Eingang und stellten überrascht fest, dass sie keinesfalls die Einzigen waren, die der Affenhitze getrotzt hatten um hierher zu kommen.

Im Stadion selbst herrschte eine Atmosphäre wie in einem überdimensionalen Bienenstock. Überall hatten sich größere und kleinerer Grüppchen niedergelassen, Fahnen wurden geschwenkt, Hot Dogs verputzt und überall summte und brummte es.

Die SmilySpiky-Fraktion suchte sich einen Platz nahe der Absperrung und bezog dort Position. Bis zum Startschuss dauerte es noch eine Weile und so vertrieben sich die beiden die Zeit mit essen und einer gepflegten Partie „Jan-Ken-Pon“. Shun, der gegen den manchmal etwas grobmotorischen Mamo eigentlich immer recht gute Karten hatte, verlor haushoch und gab irgendwann entnervt auf.

„Ha! Gegen meinen Rhythmus hat eben keiner ’ne Chance!“, prahlte Fukkii gutgelaunt.

„Ach, halt die Klappe, Kamio-kun!“, maulte Shun und erntete damit immerhin ein aufmunterndes Schulterklopfen seines Gegners.

Plötzlich ertönte ein blechernes Knacken aus den Lautsprechern über ihnen.

„Hallo Fans! Danke, dass ihr an diesem wunderschönen Sommertag so zahlreich erschienen seid. Jetzt wollen wir euch nicht länger warten lassen. Hier sind die beiden Mannschaften, die heute gegeneinander antreten werden. Zuerst das Team der „Tokyo Thunders“!“

Unter aufbrausendem Applaus stürmte das Team der Profispieler, das zum Großteil aus schrankartigen Kolossen in goldfarbenen Trikots bestand, das Feld und stellte sich nach einer kleinen Ehrenrunde brav in Reih und Glied an der Seitenlinie auf.

„Und jetzt! Die Herausforderer! Die Underdogs! Die Davids in diesem Spiel gegen die übermächtigen Goliats! Hier ist die Mannschaft der Eyeshield-Seiyuuuuus!“

Die Stimme des Ansagers überschlug sich fast und auch die Menge flippte total aus als das andere Team, ganz in rot-weiß gekleidet und im Schnitt einen ganzen Kopf kleiner als die Gegner, das Spielfeld betrat.

„Hey, das ist doch die falsche Farbe! Ich dachte die „Oujou White Knights“ spielen in weiß-blau.“, kommentierte Fujiwara das Geschehen und stellte damit sein Fachwissen zur Schau.

„Na ja, es sind ja auch nicht alle Sprecher aus dem selben Team dabei. Da musste man sich wohl für ein Trikot entscheiden. Und die „Devil Bats“ sind schließlich das Hauptteam der Serie.“, gab Shun zu bedenken, doch dann lenkte etwas anderes seinen Blick auf sich.

„Hey, da ist er! Mamo läuft gerade aufs Feld!“, rief er aufgeregt und deutete auf die große, trotz Schutzmontur immer noch ziemlich schlaksig wirkende Figur, die in diesem Moment wild um sich winkend auf den Platz gesprintet kam.

„Also los geht’s! Mission Cheerleader wird gestartet!“, gab Shun das Kommando und die beiden Freunde griffen zu ihren Pompons.

„Müssen wir auch aufstehen?“, fragte Fukkii etwas zögerlich.

„Was denkst du denn? Hast du schon mal sitzende Cheerleader gesehen? Wir sind hier doch nicht bei den Paralympics!“, antwortet Shun entrüstet und zog den Anderen mit sich hoch.

„Mach mir einfach alles nach!“, rief er, stellte sich mit gestreckten Armen in Position und begann dann einen spontanen Anfeuerungstanz aufzuführen, den er mit lauten „Saku! Saku! Sakura-chan!“-Rufen untermalte. Nach einigem Zögern und einen Hieb in die Rippen stimmte auch Fujiwara mit ein und beide zogen mit ihrem Gejohle die Aufmerksamkeit der gesamten vorderen Reihen auf sich. Und nicht nur denen war ihre Aktion aufgefallen..

Als Mamoru den Namen seines Animecharakters vernahm, drehte er verwundert den Kopf und blickte rüber Richtung Tribüne. Zuerst sah er nur zwei durchgeknallte und zudem noch männliche Fans, die wohl so eine Art Ententanz zu seinen Ehren aufführten, doch bei genauerem Hinsehen erkannte er seine beiden Freunde und ihm blieb der Mund offen stehen.

„Das gibt’s nicht..“, murmelte er und starrte weiterhin zu den beiden Schreihälsen hinüber.

„Freunde von dir, Miyano-kun?“, fragte ihn einer seiner Teamkollegen und kratzte sich fragend am Kinn.

Mamo musste merklich schlucken und wischte sich verstohlen über die Augen.

„Die besten, die man sich wünschen kann..“

Dann hatte er sich wieder einigermaßen im Griff und strahlte übers ganze Gesicht.

„Hallo Leute! Ihr seid super!! Danke!“, brüllte er übers Feld und hüpfte dabei wie ein Flummi auf und ab.

„Ich glaub er hat uns erkannt..“, bemerkte Fujiwara grinsend und versuchte mit seinen zwei Puscheln zu jonglieren, was ihm aber nicht so recht gelingen wollte.

Jetzt stellte sich auch die Mannschaft der Synchronsprecher in einer Reihe auf und im direkten Vergleich konnte man erkennen, dass sie proportionsmäßig wohl etwas den Kürzeren gezogen hatten.

„Hoffentlich geht das gut..“, raunte Shun ein wenig beunruhigt und schaute gespannt zu wie das Spiel angepfiffen wurde.
 

Es ging tatsächlich ziemlich zur Sache auch wenn man deutlich erkennen konnte, dass die Profis sich absichtlich etwas zurücknahmen um ihre Gegner nicht zu sehr zu überfordern. Allerdings gingen in den Reihen der Seiyuus trotzdem ein paar Leute zu Boden und allein die brütende Hitze tat ihr übriges um allen Spielern den Schweiß auf die Stirn und auch an andere Körperregionen zu treiben. Doch es gab auch positives zu vermelden, denn dank Mamos Größe und seinem guten Zusammenspiel mit Yamaguchi Kappei, der flink wie ein Wiesel auf Speed über den Rasen flitzte, gelang dem unterlegenen Team sogar der ein oder andere Touchdown. Natürlich konnten auch die nicht verhindern, dass der Endstand mit 25 – 66 doch ziemlich eindeutig ausfiel. Aber die Trauer über die Niederlage hielt nicht lange an und das Publikum feierte frenetisch die Sieger der Herzen, die allerdings nach der ganzen Anstrengung nicht mehr wirklich dazu in der Lage waren sich gebührend bei ihren Fans zu bedanken.

Auch Shun und Fujiwara waren ziemlich nass geschwitzt und ihre Stimmen waren durch das viele Anfeuern deutlich in Mitleidenschaft gezogen worden.

„Ich geh mal schnell zu ihm. Passt du kurz auf unsere Sachen auf?“, krächzte Shun und ohne eine Antwort abzuwarten drückte er Fujiwara seine Pompons in die Hand und sprang über die Absperrung aufs Feld. Im Vorbeilaufen schnappte er sich noch eine der herumliegenden Wasserflaschen und steuerte direkt auf Mamoru zu, der weiter hinten auf dem Rasen lag. Hätte er noch Arme und Beine in die Luft gestreckt, hätte er wie ein toter Marienkäfer ausgesehen, aber sein sich schnell hebender und senkender Brustkorb ließ eher auf Frühstadien des Hyperventilierens schließen.

„Wasser gefällig?“

Mamo spürte den angenehmen Schatten über sich, der sein Gesicht von der grellen Sonne abschirmte und klappte ein Auge auf.

„Bist du ein Engel?“, flüsterte er und leckte sich über die trockenen Lippen. Da ihm dafür allerdings die Spucke fehlte, hatte die ganze Aktion wenig Sinn.

„Na ja, Cheerleader.. Engel.. Wer kennt da schon den Unterschied..“, feixte Shun und kniete sich neben seinen völlig ausgepowerten Kumpel.

Nachdem er es geschafft hatte den schlappen Körper mit sanfter Gewalt in eine ausreichend aufrechte Position zu bringen, reichte er seinem Gegenüber die Trinkflasche, deren Inhalt ohne Umschweife in den tiefen Abgründen von Mamos Futterluke verschwand. Wäre der selbsternannte Cup-Emperor nicht so fertig gewesen, hätte er wahrscheinlich auch noch versucht den Flüssigkeitsbehälter gleich mit in den Mund zu stecken, doch dafür fehlte ihm gerade definitiv der nötige Antrieb.

Allerdings wurde seine Gier sofort bestraft, denn er verschluckte sich an der Überdosis H2O und bekam einen mittelschweren Hustenanfall. Shun klopfte ihm den Rücken und hielt ihn solange an der Schulter fest bis sich der Husten wieder gelegt hatte.

„Ruhig Brauner.. Wir wollen doch nicht, dass du auf dem Spielfeld krepierst. Man, du siehst echt aus als wenn dir gleich der Schädel platzt.“, sagte Shun kopfschüttelnd.

„So fühl ich mich auch..“, antwortete Mamo und lehnte sich erschöpft gegen seinen Kumpel, den er damit fast zu Fall brachte.

„Dann bringen wir dich am besten gleich nach Hause und du schläfst dich mal richtig aus.“, schlug der Schwarzhaarige vor und half seinem Freund sich im Schneckentempo vom Feld zu schleppen.
 

Mit Fujiwaras Hilfe schafften sie Mamo und den Rest des Gepäcks über den Parkplatz zum Auto, wobei der erschöpfte Krieger fortwährend nach einer Dusche verlangte.

„Das kannst du doch auch zu Hause machen.“

“Kann ich ni-hiiicht! Bin müüüüdeee!“

„Dann mach’s eben morgen.“

„Neeeiiin, ich fühl mich dreeeckiiig!!“

Mit der Zeit klang Mamoru immer mehr wie ein Kleinkind, das im Supermarkt nicht seinen Willen bekommt.

Fujiwara öffnete entnervt die Wagentür und klappte den Sitz zurück.

„Undankbarer Bengel! Auf den Rücksitz und Ruhe im Karton!“

„Shunriiii! Fukkii ist bööööseee!!“, jaulte Mamo, ließ sich aber trotzdem auf die Rückbank verfrachten und streckte dort gleich alle Glieder von sich.

„Hoffentlich schläft er bald ein..“, brummte Fukkii und schnallte sich an.

Er hatte seinen Satz kaum zu Ende gesprochen, da ertönte schon ein leises Schnarchen aus dem hinteren Teil des Wagens und Fahrer und Beifahrer brachen in heiseres Gelächter aus.

Die Rückfahrt verlief ziemlich ereignislos und Shun musste sich arg zusammenreißen um nicht selber am Steuer wegzupennen. Sein immer wieder eindösender Sitznachbar war dabei auch keine große Hilfe.

Nach einer Stunde waren sie endlich wieder im Stadtzentrum und Fukkii wurde vor seiner Wohnung abgesetzt.

„Darf ich die Puschel behalten?“, fragte er bevor Shun den Wagen wieder startete und dieser warf ihm die Fusselteile durchs offene Beifahrerfenster zu.

„Viel Spaß damit. Wir telefonieren, okay?“

„Japp, ich ruf dich an. Und pass auf das Kind auf.“, erwiderte Fujiwara und deutete mit den Pompons in der Hand auf den Rücksitz.

„Ehrensache. Bis dann..“

Shun hupte zum Abschied und schon war die kleine Schrottmühle wieder unterwegs. Glücklicherweise lag auch Mamorus Wohnung nicht weit entfernt und schon ein paar Minuten später hielt der Wagen erneut.

„Hey, wir sind da.“, rief er nach hinten gewandt.

Keinerlei Reaktion.

Erneuter Versuch. Diesmal etwas lauter.

Sein Kumpel lag da wie ausgerollt und zuckte noch nicht mal mit der Wimper als Shun ihm zu Ehren ein kleines Hupkonzert veranstaltete.

„Du willst mich wohl verarschen. Soll ich dich jetzt auch noch nach oben in die Wohnung tragen??“, brummte er, stieg dann aber seufzend aus und tat seine Pflicht als führsorglicher bester Freund.

Es dauerte Ewigkeiten bis Shun endlich den Haustürschlüssel aus Mamorus Jackentasche gefriemelt hatte und es half auch nicht, dass sein Körper, aus dem mittlerweile anscheinend jegliche Kraft gewichen war, ständig auf den Boden zu sacken drohte.

Schweißgebadet stieß Shun die Tür auf und bugsierte den nassen Sack schnurstracks rüber ins Schlafzimmer, wobei er beinah über Mamos Playstation stolperte.

„Vorsicht Riku..“, murmelte der Jüngere fast wie in Trance ohne dabei die Augen zu öffnen.

„Ach, ich brech mir den Hals, aber Hauptsache dein Spielstand wird nicht gelöscht, oder was? Baka..“

Mit einem letzten Stöhnen ließ der jetzt nicht mehr ganz so eifrige Helfer Mamo nach hinten aufs Bett fallen und setzte sich dann schwer atmend daneben.

„Einmal und nie wieder! Jedenfalls hab ich heute Nacht bestimmt keine Probleme beim Einschlafen..“, brummte Shun mehr zu sich selbst als an den anderen Bettinsassen gerichtet, der verschwitzt und dreckig aber mit einem friedlichen Lächeln auf den Lippen neben ihm lag.

„Es ist echt unfair, dass du selbst so noch besser aussiehst als ich..“

Da er wieder keinerlei Reaktion bekam, erhob er sich mit schmerzenden Knochen vom Bett und klopfte sich den Staub von der Hose.

„Nacht, du Held..“

Shun war schon fast zur Tür raus, als er hinter sich ein leises Stöhnen vernahm. Er drehte sich um und entdeckte Mamo, der sich unter einigen Anstrengungen auf den Ellenbogen stützte und ihn mit müden Augen ansah.

„Shun-chan..?“

„Was denn? Und wieso bist du jetzt wach??“

Shuns rechte Augenbraue zuckte.

„Ich.. hab mich noch nicht bedankt.“

Er sah fast ein bisschen verlegen aus, aber vielleicht war die Röte von der vorherigen Anstrengung auch einfach noch nicht komplett aus seinem Gesicht gewichen.

„Ach, schon gut..“

Mamoru schüttelt energisch den Kopf, oder jedenfalls so energisch wie man in seinem derzeitigen Zustand noch sein konnte.

„Nein, nicht gut.. Danke.. Dass ihr heute da ward.. das hat mir wirklich viel bedeutet.. und danke, dass du’s immer mit mir aushältst, obwohl ich manchmal ein Idiot bin..“

„Manchmal?“

„Klappe..“

Mit so einem großen Mundwerk wirkte Schmollen gleich viel eindrucksvoller.

„Und.. danke, dass du mein bester Freund bist..“

Auf soviel Dankbarkeit auf einmal war Shun gar nicht gefasst gewesen und so wusste er im ersten Moment gar nicht was er sagen sollte. Aber die Wärme, die in seinem Bauch aufstieg fühlte sich trotzdem ziemlich gut an.

„Also.. gern geschehen.. ich meine.. geht mir doch genauso.. Wir sind schließlich ein Team, oder?“

Mamoru grinste ein müdes Grinsen und ließ sich wieder zurück aufs Kissen fallen.

„Dann hätten wir das ja auch geklärt. Ich ruf dich morgen an wenn ich wieder fit bin, okay? Dann können wir noch zusammen zu „Wendy’s“ gehen und ein paar Burger futtern. Ich lad dich ein.“

„Hast du denn Zeit?“, fragte Shun skeptisch.

„Ich nehm mir welche.. Wozu sind Freunde schließlich da?“



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SabakunoYoru
2006-08-13T13:12:22+00:00 13.08.2006 15:12
Toll. (Hat zwar kleinen Schimmer, aber toll.) ^^ Echt witzig. Die Charaktere sind mir noch nicht bei den Musicals begegnet, aber ich werd mal sehn wann ich sie zu Gesicht bekomme. ^.~ Trotzdem: klasse!

Gruß SabakunoYoru^^


Zurück