Verzweifelte Suche
"Haldir es hat keinen Sinn mehr weiter zu reiten. Hier ist Niniel nicht. Und du hast schon seit einer Stunde keine Gedanken mehr von ihm empfangen."
Orophin hing müde im Sattel und Rumil drohten jeden Moment die Augen zu zu fallen.
Sie waren nun schon seit zwei vollen Tagen in der Ebene unterwegs auf der Suche nach den Menschen und nach Niniel. Vergebens.
Weder von den Menschen noch von dem jungen Elben war etwas zu finden gewesen, seit sie ihre Spur kurz nach der Grenze verloren hatten. Nun nagten die Müdigkeit und Erschöpfung an ihnen.
Haldir sah sich nach seinen Brüdern um. Auch er fühlte sich grauenvoll, doch er bezweifelte auch nur eine Minute Schlaf zu erhaschen, in der Gewissheit, dass Niniel da draußen war und möglicherweise gerade von den Menschen gequält und gefoltert wurde.
Doch auch er musste sich eingestehen, dass diese kopflose Jagd nach Hinweisen sie nicht weiter brachte.
Einsehend nickte der Älteste und lenkte sein Pferd auf einen Felsvorsprung zu unter dem sie in der Nacht Schutz finden konnten.
Kaum angekommen rutschte Rumil aus dem Sattel und lies sich auf den Boden gleiten.
Orophin war sofort an seiner Seite und half seinem Bruder auf die Beine.
Wankend blieb dieser stehen.
Haldir nahm den beiden Kleineren die Zügel ihrer Pferde ab und wies sie an: "Eßt etwas und legt euch hin. Ich kümmere mich um eure Tiere!"
Damit entfernte er sich etwas von seinen Brüdern und sattelte die drei Tiere ab, ehe er sie einfach frei laufen lies. Sie würden sich auf der Suche nach Futter und Wasser nicht weit von den Elben entfernen.
Als er sich wieder zu den beiden jungen Elben gesellte, hatte sich Rumil bereits tief in sein Lager aus Decken und seinem Umhang eingekuschelt und schlief tief und fest mit geschlossenen Augen.
Orophin hatte ein Feuer entfacht und bereits sein und auch Haldirs Lager vorbereitet.
Haldir lächelte ihn dankbar an und lies sich auf seiner Decke nahe dem Feuer nieder.
Orophin reichte ihm ein Stück Lembas und begann dann an auch an seinem Stück zu knabbern.
"Was hast du jetzt vor, Bruder?" fragte der Jüngere nach einer Weile des Schweigens, blickte jedoch nicht vom Feuer auf.
Haldir sah seinen kleinsten Bruder eine Weile an bevor er antwortete. "Wir reiten morgen zurück nach Lorien. Dort werde ich einige meiner Männer sammeln und mich mit ihnen auf die Suche in die höheren Ebenen machen. Du bleibst daheim, sollte Niniel dort auftauchen während ich unterwegs bin. Rumil werde ich mit einem Trupp auf die Ebene von Gondor schicken. Wir werden ihn wieder finden..." dieser letzte Satz war schon beinahe geflüstert leise.
Wie als wollte sich Haldir Hoffnung zureden.
"Aber du solltest dich nun hinlegen. Für dich war der Ritt auch sehr anstrengend, ich sehe es an deinem Blick. Ich werde Wache halten."
Orophin war zu müde um diesen Plan jetzt noch mit seinem Bruder aus zu diskutieren. Ihm gefiel die Tatsache nicht, dass Rumil bei der Suche helfen durfte während er selbst Daheim bleiben sollte und zur Untätigkeit verdammt wurde.
Haldir betrachtete seine kleinen Brüder, die friedlich schlafend vor ihm im Schein des Feuers lagen. Wie oft schon hatte er dieses Bild gesehen und wie fremd doch erschien es ihm? Er war schon öfter bei Nacht mit den Beiden draußen gewesen. Schon als sie noch sehr jung waren.
Niniel. Haldir wollte nicht wahr haben das der Kleine weg war.
Bei den Menschen.
Warum hatten sie ihm seinen kleinen Sonnenschein, seine Freude, seine kleine Träne gestohlen?
Haldir hob den Blick gen Himmel. Die Nacht war klar und sie Sterne leuchtete hell. Wie sehr hoffte er Niniel könne in diesem Moment auch die Sterne sehen.
Und wie sehr wünschte er sich, dem Kleinen beistehen zu können. Ihm zu sagen, dass er nicht allein war. Dass er an ihn dachte, sich Sorgen um ihn machte.
Der Aufenthalt in Lorien war nur kurz gewesen. Haldir hatte sich mit einer kleinen Gruppe Soldaten auf den Weg in die Höheren Ebenen gemacht und Rumil war mit einer etwas größeren Gruppe in die Ebene von Gondor unterwegs.
Verzweiflung trieb den alten Lorien Elben an. Er hatte schon seit fast einer Woche nichts mehr von Niniel erfahren.
Doch nun hatten sie wieder eine Spur. In einem Bergdorf hatte man ihnen gesagt dass vor wenigen Tagen eine größere Gruppe Menschen hier durch gekommen sei und Richtung Felsen wieder verschwunden.
Nach den Beschreibungen zu urteilen waren es an die 15 Mann, verschiedenen Alters.
"Einer sah aus als wäre er dem Jungenalter noch nicht lange entwachsen. Er redete nicht. Ein seltsames Kerlchen." Hatte der Wirt gemeint.
Haldir vermutete sofort, dass es sich dabei um Niniel gehandelt haben musste und als er den Wirt noch nach ein paar Einzelheiten befragt hatte war er sich sicher.
Sofort war er mit seinen Mannen wieder aufgebrochen.
Die Wege waren steil, verschlungen und eng.
Bald waren die Elben gezwungen ihre Reittiere zurück zu lassen und zu Fuß weiter zu gehen. Haldir hatte ein scharfes Tempo angeschlagen. Seine Krieger schienen keine Probleme damit zu haben sie waren gut trainiert.
/HALDIR!/
Haldir zuckte zusammen.
Der Schrei hallte in seinem Kopf nach.
"Niniel..." hauchte der Elb erschrocken und blickte sich instinktiv nach allen Seiten um. Doch von dem Kleinen war weit und breit keine Spur zu sehen.
Er hatte so lange auf ein Zeichen von seinem Schützling gewartet und doch hatte er in diesem Moment nicht damit gerechnet.
All die Zweifel, wie es seinem Kleinen ging flammten auf und loderten zu brennender Wut auf.
Er lies seine Männer ausschwärmen und die Umgebung durchforsten. Sie waren schon weit oberhalb der Baumgrenze und Haldir konnte bis tief in die Ebene hineinblicken.
/Hab keine Angst, mein Kleiner. Ich bin auf der Suche nach dir und ich werde dich finden!/ Schwor sich Haldir und machte sich dann auf einem schmalen Pfad die Felsen zu umrunden, auf der Suche nach Höhlen oder ähnlichen Verstecken in die sich die Menschen verkrochen haben konnten.
TBC
