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東京幻想

Tokyo Illusions (Kapitel 1 - 8 korrigiert)
von

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Das Fettnäpfchen

Naomi warf seufzend ihre Tasche in die Ecke, als sie die Wohnungstür hinter sich zukickte. Sie war froh, wieder zu Hause zu sein.

Ihre Freundin schaute sie verwirrt an. "Du musst ja nicht kochen… also, wieso seufzt du?"

"Huh?" Die Brünette ging in die Küche und ließ sich auf einen Stuhl fallen. "Ryô nervt."

Die Dunkelhaarige stellte ihre Einkäufe auf den Bistrotisch. "Wieso diesmal?"

Naomi verdrehte die Augen. "Hast du heute schon was vor? Kann ich dich heute mal besuchen kommen? Komm, ich hab dir auch meine Notizen gegeben!", äffte sie ihren Kommilitonen mit einer übertrieben piepsigen Stimme nach. "Jetzt mal ehrlich… sehe ich so aus, als würde ich jeden direkt zu mir nach Hause einladen, nur weil ich mich in der Uni mit ihm unterhalte?" Frustriert fuhr sie sich mit beiden Händen durch die Haare.

"Nö… außerdem kannst du ihm ja sagen, dass du nicht alleine wohnst", entgegnete Luca amüsiert und packte die Einkäufe aus.

"Habe ich… ich habe ihm auch gesagt, dass wir heute bereits Besuch erwarten… aber er lässt mich einfach nicht in Ruhe."

"Dann lass mich das klären", grinste Luca fies.

Naomi zog eine Augenbraue hoch. "Und wie?"

"Ich habe so meine Tricks", sagte die Dunkelhaarige unschuldig. "Aber wenn wir schon beim Besuch sind... wann kommen denn die beiden Geschenke an die Frauenwelt?"

"Welche Geschenke?", wollte die Brünette verwundert wissen. "Du meinst Kohta und Kirito?"

Luca begutachtete das Fleisch, das sie gekauft hatten. "Klar, wen sonst?"

"Hm." Naomi betrachtete die Einkäufe eingehend. "Sie wollten gegen sieben hier sein."

"Und wie spät ist es jetzt?"

Die junge Musikstudentin sah auf die Uhr. "Halb drei."

"Hmm… könnte knapp werden", entgegnete Luca und starrte auf die Lebensmittel. "Dann sollten wir lieber anfangen."

Naomi nickte und stand auf. "Was soll ich tun?"

"Hmm… als erstes wäschst du den Lauch, Chinakohl und die Möhren, bitte. Ich fange mit dem Fisch und dem Hummerzeugs an."

"Okay." Nachdem die Brünette das Gemüse gewaschen hatte, wischte sie sich ein paar vereinzelte Haare aus der Stirn. "Soll ich das auch noch schneiden?"

Luca war gerade mit dem letzten Fischfilet fertig und stellte die beiden Schüsseln zur Seite. "Lass mich überlegen... schneidest du bitte den Lauch in kleine Ovale? Und dann bitte die Möhren in dünne Streifen, den Chinakohl längs, so dass wir aus den Blättern so eine Rolle machen können." Sie reichte ihrer Freundin ein Messer. "Und bitte nicht die Finger mit abschneiden... Blut passt nicht so besonders zum Geschmack, würde ich sagen."

"Glaub mir, meine Finger würde ich gern noch behalten", entgegnete Naomi grummelnd.

Als die beiden Frauen fertig waren, war es gerade halb sieben. Nachdenklich starrte Luca auf die Arbeitsfläche. Alles war sauber und das Essen dampfte vor sich hin. 'Wer soll das bloß alles essen?', fragte sich die Studentin. Da sie sich nicht hatte entscheiden können, hatte sie eine ganze Menge gemacht. Sie wusste ja auch nicht wirklich, was die beiden Musiker mochten. Sie ging die Gerichte noch einmal durch: Zwei Suppen – eine normale Misosuppe und Ochazuke. Dann Aal Tokioter Art, Yosenabe, Sukiyaki, Hühnchen Fukuoka Art und natürlich Desserts… Eis, Awayuki und normales, schön angerichtetes Obst. Sie schüttelte den Kopf. "Schatz, davon können wir drei Monate leben."

"Bist du sicher?", lachte Naomi. "Du kennst mich doch."

"Okay... zwei Wochen", korrigierte Luca grinsend. "Wir sollten uns langsam fertig machen", erklärte sie angespannt. "Wir haben nicht mal mehr eine halbe Stunde."

Naomi sah auf die Uhr. "Stimmt", meinte sie stirnrunzelnd. Schnell ging sie ins Schlafzimmer. "Was zieh ich nur an?", fiepte sie panisch.

Die Dunkelhaarige folgte ihrer Freundin. Sie schnappte sich eine zerrissene Jeans, ein Hello Kitty T-Shirt und quietschbunte, aber passende Socken. "Ich bin fertig", erklärte sie schulterzuckend und band sich das Haar zu einem Knäuel.

Die Musikstudentin blinzelte sie an, dann hob sie die Schultern. "Okay, Alltagskleidung wird wohl gehen", murmelte sie, holte eine dunkelblaue Trompetenjeans und ein eng anliegendes schwarzes T-Shirt aus dem Schrank.

"Rauchen wir noch eine?", fragte Luca nervös.

"Okay", kam die leise Antwort. Naomi war ebenfalls nicht gerade ruhig. Irgendwie hatte sie ein bisschen Angst, Kirito nach gestern wieder zu sehen. Schnell zog sie sich an und ging dann ins Wohnzimmer.

Luca legte ihrer Freundin den Arm um die Schultern. "Wird schon schief gehen!"

Die junge Brünette kräuselte die Nase. "Genau das befürchte ich ja." Sie lächelte unsicher.

"Ah was." Luca reichte ihr eine Zigarette und Feuer. "So besonders sind die beiden ja auch nicht..."

"Danke", murmelte Naomi und ließ sich im Schneidersitz auf den flauschigen Teppich fallen. "Hoffentlich kommen sie auch..."

"Wenn nicht, dann laden wir Dai zum Essen ein", sagte die Dunkelhaarige gleichgültig und nahm einen tiefen Zug.

"Und den Rest von Dir en grey… allein schon, um Kyô zu ärgern."

"Joa… kleines süßes Vieh, dieser Kyô", grinste die Designstudentin.

"Ich hab es dir ja vorher gesagt", erwiderte Naomi und zuckte zusammen, als es an der Tür klingelte. "Gehst du?", wisperte sie mit großen Augen.

Die Dunkelhaarige sah sie verwirrt an, stand jedoch auf und ging zur Tür. Zitternd machte sie die Tür auf und zeigte ihr schönstes Lächeln. Vor ihr stand ein schmächtiger, dunkelhaariger Typ. Sie konnte sich nicht daran erinnern, ihn schon einmal gesehen zu haben.

"Eh...", blinzelte er sie verwirrt an. "Ich dachte, Naomi wohnt hier..."

"Wer?", fragte sie verärgert. Sie betete, dass Naomi im Wohnzimmer bleiben würde.

Der Kerl holte tief Luft. "Naomi", wiederholte er. "Naomi Crescent."

"Nie gehört!" Sie schlug ihm die Tür vor der Nase zu.

"Was war los?", rief ihr Naomi vom Wohnzimmer aus zu. Keine fünf Sekunden später klingelte es erneut.

Luca ballte die Hände zu Fäusten und schaute durch den Türspion. Sie zuckte zusammen. "Naomi, du hältst mal eben den Schnabel, du bist nicht hier, okay?", flüsterte sie.

Die Brünette sah verwundert und nervös um die Ecke. "Warum?", fragte sie so leise wie möglich.

"Weil Ryô vor der Tür steht… jedenfalls nehme ich an, dass er es ist."

Naomi blinzelte, sagte aber nichts weiter dazu, sondern verschwand leise im Schlafzimmer. Irgendwie hatte sie befürchtet, dass irgendetwas schief gehen musste.

Die Designstudentin öffnete erneut die Tür und lächelte diesmal ziemlich erleichtert. "Hey, ihr", begrüßte sie die beiden Musiker lächelnd und ignorierte Ryô komplett.

"Hey, Süßes", grinste Kohta sie breit an und drückte ihr zur Begrüßung einen Kuss auf die Lippen. Dann sah er Ryô an und zog eine Augenbraue hoch. "Hast du noch einen heimlichen Verehrer eingeladen, oder so?"

Ryô hingegen sah die beiden Neuankömmlinge irritiert an. Irgendwie kamen sie ihm bekannt vor. Er wusste nur nicht, wo er sie schon einmal gesehen hatte.

Kirito sah den Jungen kurz an, dann wandte er sich an Luca, um sie zu begrüßen. "Alles in Ordnung?", meinte er dann.

Sie lief leicht rosa an und schaute Kohta verlegen an. "Klar", grinste sie dem Sänger zu und ignorierte den Dritten weiterhin. "Lasst uns reingehen und essen."

Die beiden Brüder sahen sie für einen kurzen Moment verwirrt an, doch dann folgten sie ihrer Aufforderung und gingen hinein.

Die Dunkelhaarige schloss die Tür hinter sich und den Musikern, als ob niemand mehr dort wäre.

Kohta und Kirito zogen ihre Schuhe aus und gingen ins Wohnzimmer. "Wer war das?", wollte der Bassist wissen. "Und was wollte er hier?"

"Ein heimlicher Verehrer von Naomi", erklärte Luca und knuffte ihn in die Seite.

In diesem Moment blinzelte Naomi durch einen Spalt in der nicht ganz geschlossenen Schlafzimmertür. "Kann ich jetzt wieder rauskommen?", wisperte sie.

Kirito sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. "Warum versteckst du dich? So schlimm kannst du doch gar nicht aussehen", meinte er grinsend und ging dann auf sie zu.

Die brünette Studentin winselte leise, als der Sänger die Tür aufmachte und ins Schlafzimmer hineinsah. "Ich wollte nur Ryô aus dem Weg gehen", flüsterte sie. "Ist er noch da?"

"Wer? Dieser Möchtegern-Hippie? Keine Ahnung, Luca hat ihn nicht rein gelassen."

Naomi atmete erleichtert auf. "Dann ist ja gut." Sie kam aus dem Schlafzimmer und begrüßte die beiden Musiker erst einmal.

Kohta legte der Musikstudentin einen Arm um die Schultern. "Sollen wir uns für dich um diesen Typen kümmern?", fragte er.

"Wer ist das überhaupt?", wollte Kirito von Naomi wissen.

Die Brünette verzog das Gesicht. "Er ist bei uns auf der Uni, wir haben zusammen Philosophie und Japanisch."

"Und warum steht er dann bei dir vor der Tür?"

Naomi seufzte. "Weil er schon seit einer Weile was von mir will und mich heute mal wieder genervt hat, ob ich was vorhabe und er mich besuchen könnte."

"Und sie hat nein gesagt", warf Luca ein.

Der Sänger nickte. "Hätte sie ihn eingeladen, dann hätte sie sich sicher nicht vor ihm versteckt", meinte er ernst.

"Ich wusste gar nicht, dass Japaner so unhöflich sein können", bemerkte die Dunkelhaarige und begann, den kleinen Tisch im Wohnzimmer zu decken.

"Schwarze Schafe gibt es überall", entgegnete Kohta und drehte sich zu Luca um. "Soll ich dir helfen?"

"Das wäre lieb", lächelte sie ihm zu. "Bist ein Schatz."

Der Bassist grinste. "Ich weiß."

Luca reichte ihm das Essgeschirr, sowie Stäbchen und Löffel. "Was weißt du denn noch so?", fragte sie keck und stellte Teebecher auf den Tisch. Dann drehte sie sich um und ging zur Tür, um durch den Spion zu sehen.

Naomi tapste leise in ihre Richtung. "Und? Ist er noch da?", flüsterte sie leise.

"Wenn ja, dann kann er mich mal kennen lernen", brummte Kirito hinter ihr und sorgte damit dafür, dass sie erschrocken zusammenzuckte.

Luca grummelte. "Naomi, geh in die Stube und nimm die Jungs mit. Der kann was erleben." Sie drehte sich genervt zu den beiden und wartete, bis sie weggingen.

Der blonde Sänger legte der Musikstudentin einen Arm um die Schultern und schob sie ins Wohnzimmer, wo er sie auf die Couch und sich selbst neben sie setzte.

Luca riss die Tür auf, ging raus und warf sie hinter sich zu. "Was willst du noch hier?", fragte sie kalt und recht respekteinflößend.

Ryô wich ein paar Schritte zurück. "Ich wollte zu Naomi, ich weiß, dass sie hier ist, ich habe sie gehört. Sie wohnt hier."

"Ist das so?" Sie kniff die Augen zusammen.

"Ja", erwiderte er. "So ist es."

Sie ging einen Schritt auf ihn zu. "Es ist ziemlich mutig von dir, uns zu belästigen."

"Ich belästige niemanden, ich will Naomi besuchen, das ist alles."

"Bist du eingeladen?" Sie ging noch einen Schritt weiter.

Ryô zog eine Augenbraue hoch und nickte dann.

"Das ist eine Lüge", sagte sie eiskalt. "Weißt du… ich mag keine Lügner…" Sie ging weiter.

"Ich lüge nicht", antwortete Ryô trotzig.

"Doch, das tust du." Sie knackte mit den Nackenwirbeln. "Und weißt du auch, woher ich das weiß?!"

"Woher willst du das denn wissen?"

"Weil wir heute Gäste haben..." Sie ging noch einen Schritt weiter. "Und du bist einfach zu unwichtig." Sie schlug mit der Faust gegen einen Holzbalken, der ein kleines Vordach stützte und schaute Ryô angriffslustig an. Der Balken bekam einen tiefen Riss und ein Splitter flog ihm ins Gesicht, in die Nähe seiner Augen. "Deswegen... lüg mich nicht an... ich werde dann sehr gereizt."

Ryô griff reflexartig nach seinem Auge und gab einen Schmerzenslaut von sich. "Sag mal, spinnst du?!", brummte er. "Dafür wirst du büßen!" Damit drehte er sich um und ging, wobei er sein Handy aus der Tasche holte, um einen Notarzt anzurufen.

Luca drehte sich um, schloss die Tür auf und ging wieder rein.

Im Wohnzimmer saß Kohta auf dem Sessel, Kirito hielt Naomi in beiden Armen. Der Bassist sah auf, als Luca wieder hereinkam. "Und?"

"Der ist weg", sagte sie grinsend. "Ich komme gleich wieder." Die Dunkelhaarige verschwand im Badezimmer und hielt ihre Hand unter kaltes Wasser. "Toll, das waren zwei Fingernägel", grummelte sie leise.

Die Musikstudentin hob ihren Kopf von Kiritos Brust und wollte gerade etwas sagen, überlegte es sich aber anders. Sie stand auf und ging zum Bad. "Alles okay bei dir?", fragte sie leise.

Luca zuckte kurz zusammen und machte ein unschuldiges Gesicht. "Klar, wieso auch nicht?"

"Weil du wütend genug warst, um ihn auseinanderzupflücken", antwortete die Brünette, ging auf ihre Freundin zu und nahm sie in den Arm. "Danke", murmelte sie.

"Für dich doch immer", gab Luca zurück und drehte den Wasserhahn zu.

Als die beiden wieder ins Wohnzimmer kamen sah Kohta auf. "Wie bist du ihn eigentlich losgeworden?", wollte er wissen.

Die Dunkelhaarige lächelte sanft. "Ich habe gesagt, er soll gehen, weil es unhöflich ist."

Kirito bedeutete Naomi, dass sie sich wieder neben ihn setzen sollte.

Die junge Frau sah ihn seltsam an, kam dieser Aufforderung jedoch nach.

"Wollen wir anfangen zu essen?", fragte Luca, als ob sie das Thema wechseln wollte.

Naomi nickte eifrig und zuckte zusammen, als Kohta und Kirito anfingen zu lachen.

Der Sänger legte ihr einen Arm um die Schultern. "Du hattest Recht", meinte er zu Luca. "Sie braucht wirklich viel zu essen." Er grinste breit.

Luca schaute ihn irritiert an, nickte nach einer Weile jedoch zustimmend. "Naomi, hilfst du mir in der Küche mit dem Essen? Ihr könnt es euch ja schon mal bequem machen." Sie deutete auf die Kissen am Boden.

Die Brünette stand wieder auf und folgte Luca in die Küche, während sich die beiden Musiker auf zwei der Kissen setzten.

"Ist das zu viel?", fragte die Dunkelhaarige verwirrt und stellte das portionierte Essen auf ein Tablett.

"Für wen?", fragte Naomi und nahm das Tablett von der Arbeitsplatte. "Für mich sicher nicht", grinste sie.

Luca lachte und schnappte sich das zweite Tablett. "Na, dann hoffen wir mal, dass es ihnen auch schmeckt."

"Tut es bestimmt", antwortete die Musikstudentin. "Dein Essen schmeckt immer."

Sie folgte ihrer brünetten Freundin ins Wohnzimmer, kniete sich an den Tisch und servierte das Essen. Erst den Männern, dann Naomi und sich selbst zuletzt.

Diesmal benahm sich Naomi um einiges manierlicher als beim letzten Mal, sie fiel nicht so hemmungslos über das Essen her.

Nach einem fröhlichen allgemeinen "Itadakimasu~" sag Luca erst kurz die anderen an, bevor sie sich selbst ans Essen machte.

"Ich hoffe, es schmeckt euch", sagte die Dunkelhaarige und füllte die Schüsseln der beiden Jungs auf. "Ich wusste nicht wirklich, was ich kochen sollte."

"Ah, und deswegen hast du gleich einfach alles gemacht", gab Kohta amüsiert zurück.

"Ja...", antwortete sie leicht errötend. "Obwohl das nicht alles ist, was ich vorhatte."

"Ging dir das Geld oder die Zeit aus?", fragte Kirito mit hochgezogener Augenbraue. "Ich nehme an, Letzteres."

"Die Zeit", sagte Luca ernst. "Das eine Dessert hab ich schon letzte Nacht angefangen." Sie wollte ihnen gerade Bier einschenken, als sie zusammenzuckte. "Ah, Jungs... kann ich euch überhaupt Bier geben? Ihr müsst doch fahren, oder?"

"Onii trinkt, ich fahre", antwortete Kohta ernst und sah seinen Bruder an, doch der schüttelte den Kopf. "Das ist mein Auto, ich fahre."

"Ähm…" Luca lief leicht rosa an. "Habt ihr morgen Termine?"

Der blonde Sänger überlegte kurz. "Eigentlich hätten wir morgen Termine, aber die sind auf übermorgen verschoben worden. Warum?"

"Sonst könntet ihr auch hier übernachten... wir haben Gästefutons." Sie schenkte Naomi Bier ein.

Kohta sah sie an, als hätte er gerade im Lotto gewonnen oder sein Geburtstag wäre vorverlegt worden. "Das wäre cool!", meinte er breit grinsend.

Kirito warf seinem Bruder einen strafenden Blick zu. "Wenn auch Naomi damit einverstanden ist, gern."

"Huh?" Die Brünette sah von einem zum anderen. "Ich?"

Der Sänger nickte. "Im Notfall können wir auch immer noch ein Taxi nehmen."

Die Musikstudentin schüttelte heftig den Kopf. "Nein, das geht nicht!", protestierte sie. "Ich habe nichts dagegen, wenn ihr hier bleibt", setzte sie leise nach.

"Dann ist ja gut." Luca nahm die Bierflasche und schenkte den beiden Musikern und sich ein. "Kanpai!", prostete sie allen zu.

"Kanpai!", echoten die drei.

Die Dunkelhaarige trank das Bier auf Ex und seufzte glücklich.

Nachdem sie gegessen hatte, lehnte sich Kohta zufrieden zurück. "Das war gut", lobte er.

Kirito nickte. "Er hat ausnahmsweise Recht, das war wirklich gut."

"Hmph", schnaubte Naomi. "Natürlich! Lucas Essen ist immer gut!"

"Naomi…" Luca winkte mit der Hand ab. "Ich werde noch ganz rot!"

"Was denn?", gab die Brünette zurück. "Ich sage nur die Wahrheit." Sie grinste. "Stell dir nur mal vor, wenn ich versucht hätte zu kochen. Das wäre eine Katastrophe gewesen!"

"Das stimmt…" Die Designstudentin schaute ängstlich in Richtung Küche. "Meine arme Küche wäre hin und du wahrscheinlich verblutet."

Naomi trank noch einen Schluck Bier. "Das ist sogar ziemlich sicher", meinte sie kichernd.

"So schlimm?", fragte Kohta ungläubig. "Obwohl du eine Frau bist?"

Die Musikstudentin lachte. "Ja... ich weiß nicht, aber irgendwie habe ich wohl zu viele männliche Gene abbekommen." Sie grinste breit.

Luca lachte, dann stand sie rasch auf. "Ich hätte fast das Wichtigste vergessen..." Sie eilte in die Küche. Naomi folgte ihr, um ihr zu helfen. "Jungs, wollt ihr Eis, Früchte, Awayuki oder alles zusammen?", rief Luca den Musikern zu. "Ah ja... Kaffee oder Tee?"

"Oh Gott", japste Kohta. "Noch mehr Essen?"

"Du hättest damit rechnen müssen, dass es Nachtisch geben wird, nach dem, was Luca alles gekocht hat... außerdem hat sie ja vorhin schon gesagt, dass sie Dessert gemacht hat." Kirito zog eine Augenbraue hoch. "Und Tee, bitte", setzte er in Richtung Küche nach.

"Also, einmal Tee für Kirito, welche Sorte?" Sie zählte etwa ein Dutzend auf.

"Grünen, für meinen Bruder auch", antwortete der Sänger. "Sollen wir irgendwie helfen?"

"Nein... ihr seid zu Gast und rührt keinen Finger. Und was soll es zum Nachtisch sein?"

"Bringt einfach alles mit, es wäre eine Schande, wenn irgendwas davon umkommt", antwortete nun Kohta.

Luca grinste ihrer Freundin zu. "Bleibt wohl wenig für dich übrig, Süße."

Naomi schob den Unterkiefer vor. "Ich denke, ich bekomme schon genug", meinte sie.

Die beiden Frauen kamen zurück in die Stube – beladen mit einem Tablett mit Eis, Awayuki und Obst.

Kirito blinzelte. "Warum hast du so viel gemacht? Hast du Angst, jemand könnte verhungern?"

"Nein, ich wusste ja nicht, was ihr mögt", antwortete Luca verlegen. "Und Curry schien mir zu einfach."

Der Sänger nickte, dann sah er Naomi grinsend an. "Wenn ich das so sehe, werde ich mich wohl anstrengen müssen, um dich später ernähren zu können", zwinkerte er ihr zu.

Der brünetten Studentin klappte der Unterkiefer runter. Sie wollte etwas darauf erwidern, fand aber keine Worte, also schloss sie den Mund wieder und sah ihn mit großen Augen an.

Luca kicherte. "Dann müsst ihr aber noch eine Menge Platten raus bringen." Sie hielt sich den Bauch. "Sonst frisst sie dir noch die Haare vom Kopf." Luca verlor vor lauter Lachen das Gleichgewicht und kippte nach hinten um.

Naomi verschränkte die Arme vor der Brust und sah Luca missbilligend an. "So schlimm bin ich nun auch wieder nicht...", protestierte sie.

"Nein... soll ich mal die Geschichte erzählen, als du die Zahnpasta gegessen hast?", fragte Luca grinsend.

"Zahnpasta?", fragte Kohta interessiert.

"Jaaa... Zahnpasta", zwinkerte ihm die Dunkelhaarige zu.

Naomi verbarg ihr Gesicht in den Händen. "Ich konnte doch nichts dafür", murmelte sie.

"Na, komm schon... ich glaub, wir hatten damals auch noch einen Apfel im Kühlschrank, oder so", erinnerte Luca sie.

"Wenn da einer gewesen wäre, hätte ich ihn mit Sicherheit bevorzugt", gab die Brünette pikiert zurück.

"Na, da bin ich mir nicht so sicher", grinste Luca ihr zu. "Aber vielleicht sollte ich diese Geschichte ein anderes Mal erzählen."

"Wieso? Erzähl sie ruhig jetzt", meinte Kirito und lehnte sich zurück. Der Sänger sah Luca gespannt an. "Wenn ich sie später füttern muss, wäre es gut, wenn ich so viel wie möglich über sie wüsste." Er grinste.

Naomi nahm die Hände wieder runter und sah ihn stirnrunzelnd an. "Da gibt es nicht viel zu erzählen...", erwiderte sie.

Luca sah besorgt zu ihrer Freundin. "Nein… die erzähle ich dir ein anderes Mal. Wie war euer Tag?"

Kirito seufzte. "Na gut... aber ich will das auf jeden Fall irgendwann hören."

Der Bassist sah Luca seltsam an. Er verstand nicht, warum sie es nun doch nicht erzählen wollte. "Unser Tag war okay...", antwortete er. "Wir haben es heute recht ruhig angehen lassen, nach den beiden letzten Tagen, die wir gemeinsam verbracht haben..." Er zog einen Mundwinkel nach oben.

Die brünette Studentin spielte mit ihren Fingern, dann sah sie auf den Tisch. "Soll das Eis schmelzen?", fragte sie die anderen.

"Höh?" Luca sah sie fragend an. "Natürlich nicht, Schatz. Hau nur rein."

Naomi verteilte Nachtisch an alle, bevor sie sich heißhungrig über ihr Eis und das Obst hermachte.

"Jetzt geht’s los", grinste Kohta.

Luca stellte ihre Portion zu Naomi. "Kannst du haben... ich ess nur die Awayuki." Sie lächelte mild. "Will ja nicht zunehmen... habe nicht so einen guten Stoffwechsel wie du."

Die brünette Studentin sah sie nur kurz an, dann nickte sie. Dass die beiden Musiker die ganze Zeit über sie kicherten, ignorierte sie völlig.

Nachdem alle aufgegessen hatten, stellte Luca das Geschirr auf ein Tablett und ging Richtung Küche. "Ich bring euch noch etwas Tee und spüle schnell ab, ja?" Sie steckte den Kopf durch die Tür zum Wohnzimmer. "Und ärgert ja meine Naomi nicht."

"Ich helfe dir", meinte Naomi und wollte schon aufstehen, aber Luca schüttelte den Kopf.

Die Dunkelhaarige kam mit drei Teebechern und etwas Knabberzeug zurück. Sie lächelte den dreien zu und verschwand wieder in der Küche.

"Was sind denn das für Termine, die ihr übermorgen habt?", wollte Naomi wissen.

Kirito überlegte kurz. "Ein Interview mit der Fool’s Mate und ein Photoshooting."

"Und in welcher Ausgabe erscheint das dann?"

"In der übernächsten. Glaube ich jedenfalls."

Die junge Frau grinste. "Na, dann bin ich ja mal gespannt." Sie deutete auf ein großes Regal im Wohnzimmer. "Ich habe so ziemlich alle Ausgaben der letzten zwei Jahre", meinte sie stolz.

Kohta sah sich das überfüllte Regal an. "Du sammelst ja so einiges, kann das sein?"

"Wann hast du angefangen, Japanisch zu lernen?", fragte Kirito interessiert.

Naomi nickte, dann sah sie Kirito überrascht an. "Ich weiß nicht genau… mit 14, glaub ich."

"Und was sagt deine Familie dazu, dass du nach Japan gezogen bist?", fragte er weiter.

Die brünette Studentin fuhr sich mit zitternden Fingern durch die Haare. "Gar nichts", murmelte sie. Sie atmete einmal tief durch, dann stand sie auf. "Entschuldigt mich kurz." Dann verschwand sie schnell im Badezimmer und schlug die Tür hinter sich zu.

Luca steckte vorsichtig den Kopf durch die Tür. "Ich hab doch gesagt, ihr sollt sie nicht ärgern…", schimpfte sie mit den beiden.

"Wir haben sie nicht geärgert", entgegnete Kohta irritiert. "Ich weiß auch nicht, was mit ihr los ist." Er sah seinen Bruder an, der mindestens genauso verwirrt war wie er. "Ich würde sagen, das war schon kein Fettnäpfchen mehr, sondern ein ganzer See." Er klopfte dem Sänger auf die Schulter. "Wenn, dann richtig, ne?"

"Was hast du denn zu ihr gesagt?", fragte Luca interessiert und trocknete sich die Hände an einem Geschirrtuch ab.

"Ich habe sie nur gefragt, was ihre Familie davon hält, dass sie jetzt in Japan lebt", antwortete Kirito indigniert. "Woher sollte ich denn wissen, dass sie so darauf reagiert? Hat sie etwa Streit mit ihren Eltern?"

Die dunkelhaarige Studentin starrte ihn mit einem vernichtenden Blick an, warf das Tuch achtlos auf den Boden und ging ins Badezimmer. "Schatz, alles okay?", fragte sie ihre Freundin vorsichtig. "Willst du noch Eis?"

Naomi saß zusammengekauert in einer Ecke, hatte die Beine angezogen und die Arme darum geschlungen, den Kopf auf die Knie gelegt. Sie hob eine Hand und winkte ab. Essen war im Moment das Letzte, woran sie dachte.

Luca setzte sich neben sie und legte ihr den Arm um die Schultern. "Hmmm… reden?"

"Worüber denn?", schniefte die Musikstudentin. "Du weißt doch eh schon alles."

"Hey... nicht weinen, ja?" Sie wischte ihr einige Tränen weg. "Ich dachte auch eher daran, dass du mit Kirito redest..."

"Tut mir Leid...", murmelte Naomi. "Ich weiß, er kann nichts dafür... er konnte es ja nicht wissen..." Sie zuckte unsicher mit den Schultern. "Was soll ich ihm denn sagen?"

Luca küsste sie auf die Stirn. "Sag einfach alles, was du auf dem Herzen hast, Süße." Die Dunkelhaarige stand auf und ging ins Wohnzimmer zu Kirito. "Könntest du mal zu ihr gehen?", fragte sie ihn freundlich.

Er sah sie irritiert an, nickte dann aber und stand auf, um kurz darauf im Badezimmer zu verschwinden. Leise schloss er die Tür hinter sich.

"Was ist mit ihr?", wollte Kohta wissen. Irgendwie machte er sich schon ein wenig Sorgen um die junge Frau.

"Es ist wegen ihrer Familie...", antwortete Luca traurig und setzte sich aufs Sofa. "Ihr Bruder und ihre Eltern sind vor einem Jahr bei einem Autounfall ums Leben gekommen."

Der Bassist sah sie verwundert an, dann wurde sein Gesicht immer länger. "Oh...", murmelte er. "Das tut mir Leid."

Sie nickte, nahm sich ein Kissen und umarmte es fest.

Kohta setzte sich zu ihr und legte ihr einen Arm um die Schultern.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -Kyo_kun-
2006-08-23T16:52:37+00:00 23.08.2006 18:52
^_______________________^

Reicht das????

Nur das ende ;___; , ein bisschen!


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