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東京幻想

Tokyo Illusions (Kapitel 1 - 8 korrigiert)
von

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Onsen

Es war ungefähr zwölf Uhr mittags als Kirito langsam wach wurde. Er hatte keine Lust, die Augen zu öffnen, geschweige denn aufzustehen. Soweit er sich erinnerte, hatte er heute frei und da auch kein Wecker klingelte, würde das schon richtig so sein. Unbewusst rückte er näher an den warmen Körper neben sich heran. Er dachte gar nicht darüber nach, dass er zuvor alleine eingeschlafen war, noch war er nicht wirklich wach. Und im Prinzip war es ihm auch ziemlich egal. Es war angenehm, wach zu werden und jemanden neben sich liegen zu haben. Der Sänger murmelte leise etwas vor sich hin und zog die Person neben sich mit seinem Arm noch näher zu sich heran.

Naomi träumte von Dingen, die schon zwei Jahre zurück lagen, als sie noch mit ihrem Ex-Freund zusammen gewesen war. Allerdings verblasste der Traum, als sich ihr Bewusstsein langsam meldete und sie bemerkte, dass sie nicht allein war. Aufgrund ihres Traums dachte sie allerdings, dass es Ken war, daher dachte sie gar nicht weiter darüber nach. Die junge Frau brummte zufrieden und drehte sich mit noch geschlossenen Augen in den Armen des anderen um.

Als sie sich ihm zuwandte, öffnete Kirito vorsichtig ein Auge, um zu sehen, wer da überhaupt bei ihm lag. Im ersten Moment konnte er allerdings nicht wirklich viel sehen, da sie ihr Gesicht an seine Brust geschmiegt hatte und dadurch nur verwuschelte hellbraune Haare sichtbar waren.

Der Sänger kramte verschlafen in seiner Erinnerung, welches Mädchen er kannte, das hellbraune Haare hatte. Er blinzelte und öffnete nun beide Augen. Da war irgendwas. Er wollte sich ein wenig aufrichten, damit er sehen konnte, wer es war, doch in diesem Moment packte ihn die junge Frau und hielt ihn fest.

"Bleib doch noch ein bisschen liegen...", murmelte sie leise. Und in genau diesem Moment fiel bei ihm der Groschen. Kirito blinzelte verwirrt, öffnete den Mund um etwas zu sagen, jedoch fiel ihm nichts ein und er schloss ihn wieder.

Naomi verzog das Gesicht, als sie bemerkte, dass sie langsam Hunger bekam. Frühstück wäre wohl keine so schlechte Idee... Sie öffnete unwillig die Augen und blinzelte. Seit wann trug Ken einen Schlafkimono? Das hatte er doch noch nie getan… Vorsichtig hob sie den Kopf, nur um in ein Paar dunkelbraune Augen zu sehen, die ebenso verwirrt schauten wie sie war. Es dauerte einen Moment, bis sie sich wieder daran erinnerte, wo sie war und was sie gemacht hatten.

"Ohayou...", murmelte Kirito schmunzelnd und in diesem Moment traf sie die Erkenntnis, in wessen Armen sie lag, wie ein Blitz. Die junge Studentin quietschte erschrocken auf, rutschte reflexartig von ihm weg und setzte sich auf. "Was um alles in der Welt machst du in meinem Bett?", fiepte sie panisch.

Der Sänger setzte sich ebenfalls auf und rieb sich die Augen. "Ich würde eher sagen, was machst du auf meinem Futon?"

Luca schob langsam den Kopf unter ihrer Decke hervor. Sie hatte sich förmlich darin eingenäht, könnte man meinen, nur damit Kohta nicht auf irgendwelche dummen Ideen kam. Träge und verschlafen wuselte sie sich heraus und schaute in Kiritos und Naomis Richtung. "Müsst ihr so laut sein?", fragte sie müde. "Hier gibt es auch noch ein paar Menschen, die schlafen wollen, ihr Egoisten." Mit diesen Worten warf sie sich wieder auf ihr Kissen und schloss die Augen, während sie näher an Kohta heranrutschte.

Verwirrt sah Naomi zu Luca rüber, auch Kirito wandte den Kopf in ihre Richtung. Für einen Moment waren beide sprachlos, dann sah der Sänger genauer hin. "Kohta?", fragte er irritiert.

"Kohta? Wieso Kohta?", meinte die Musikstudentin verwundert. "Das ist Luca."

Der Sänger sah sie wieder an. "Aber mein Bruder liegt neben ihr."

"Was?!", zischte Naomi und stand auf, um sich das Ganze genauer anzusehen. Tatsächlich. Der Bassist lag friedlich schlafend neben ihrer besten Freundin. Die brünette Studentin deutete auf die beiden, bewegte ihre Lippen, allerdings kam kein Ton heraus. Sie sah Kirito mit großen Augen an, doch der hob nur die Schultern.

"Was hältst du davon, wenn wir erst einmal frühstücken?", fragte er leise, um Luca nicht wieder zu wecken und ihren Zorn auf sich zu ziehen.

"Es ist bereits zwölf", grummelte diese. "Und leise müsst ihr auch nicht mehr sein, ich bin nämlich schon wach." Sie setzte sich auf, versuchte ihr Haar zu glätten, kroch unter Kohtas Decke hervor und schälte sich aus ihrer eigenen, wobei sie Naomi um Hilfe bat.

Die Brünette starrte sie für einen kurzen Moment wortlos an, dann half sie ihr.

"Danke", nuschelte Luca und schaute den schlafenden Bassisten merkwürdig an. Auf einmal rümpfte sie ihre Nase. "Ich glaube, wir sollten alle mal ein Bad nehmen." Sie schaute sich in dem Tatamizimmer um. "Wir riechen nämlich alle nicht besonders gut."

"Gute Idee", murmelte Naomi zustimmend. "Und dann essen wir was."

"Ja, das auf jeden Fall. Ich verhungere."

Kirito stand auf, streckte sich und marschierte zu seinem Bruder rüber, der noch immer tief und fest schlief. "Oi, Schildkröte!", meinte er und rüttelte den Bassisten an der Schulter.

Luca schielte kurz zu ihrer Freundin rüber. Da sie langsam wach wurde, wollte sie unbedingt deren Gesichtsausdruck sehen, wegen dieser Sache, die Kohta 'verbrochen' hatte.

Naomi sah Kirito mit hochgezogener Augenbraue an und kaute auf ihrem Daumen herum.

'Gott sei Dank.' Sie seufzte fast unhörbar.

Die Musikstudentin nahm den Daumen wieder aus dem Mund und sah nun zu Luca. "Ist irgendwas?", wollte sie wissen.

"Nö", antwortete diese unschuldig und starrte Kiri an. "Denkst du, du bekommst ihn wach?", fragte sie zur Ablenkung.

Der Sänger sah zu ihr auf. "Ich hatte viele Jahre lang die Gelegenheit herauszufinden, wie man den wach bekommt", grinste er boshaft.

"Da bin ich aber mal gespannt", grinste sie zurück.

Kirito beugte sich über seinen Bruder, rupfte ihm ein paar Haare aus, dann sah er zu den Studentinnen rüber. "Hat eine von euch zufällig ein Feuerzeug zur Hand?"

Luca hechtete zu ihrer Handtasche. Sie war sehr gespannt auf das, was er vorhatte. Sie nahm ein Feuerzeug aus der Tasche, ging zu Kirito und reichte es ihm.

Er nahm es dankend an, dann entzündete er es und hielt die Flamme an die Haare, die er Kohta zuvor ausgerissen hatte. Sofort flutete der Geruch nach verbrannten Haaren durch den Raum.

Der Bassist bewegte sich und blinzelte seinen älteren Bruder an.

Der Sänger stand auf und gab Luca ihr Feuerzeug zurück. "Wenn du nicht sofort aufstehst, brennt gleich noch mehr", sagte er in einem unbeteiligten Tonfall und trat einige Schritte zurück.

Mit einem Satz sprang Kohta auf, wobei er sich in seiner Decke verfing und das Gleichgewicht verlor.

Luca prustete los und hielt sich den Kimono, damit er nicht verrutschte.

Naomi kicherte verhalten vor sich hin. Eigentlich wollte sie gar nicht lachen, aber irgendwie konnte sie nicht andres. "Können wir jetzt langsam baden gehen?" Sie hob ihren linken Arm und roch kurz. "Ich mag wieder menschlich riechen."

Luca tapste zu den Fusuma, die offenbar nach draußen führten, und öffnete sie. "Bisschen frische Luft würde dem Zimmer auch nicht schaden", stellte sie naserümpfend fest.

Kohta rappelte sich wieder auf und sah sich verwirrt um. "Hab ich irgendwas verpasst?", murmelte er.

"Morgen", grinste ihm die Dunkelhaarige zu. "Hat er?", fragte sie Naomi.

Das Gesicht der Musikstudentin verdüsterte sich ein wenig. "Nicht wirklich..."

"Was los, Süße?", fragte die Designstudentin ihre Freundin auf Deutsch. "Schlecht geschlafen?"

Naomi gestikulierte wild mit einem Arm. "Der da hat sich heimlich zu mir auf den Futon geschlichen!", antwortete sie ebenfalls auf Deutsch. "Kannst du dir vorstellen, was für einen Schrecken ich bekommen habe, als ich wach wurde?"

Luca unterdrückte verzweifelt ein Kichern und schaute ihre Freundin halbwegs ernst an. "Hat er?"

Die Brünette drehte sich grummelnd um. "Er hat!"

"Und wenn es nur Zufall war?", fragte sie ernst.

Kohta kratzte sich verwirrt am Hinterkopf und wunderte sich, was los war. Da die beiden nicht auf Japanisch miteinander sprachen, verstand er natürlich kein einziges Wort.

"Klar!" Naomi zog die Stirn kraus. "Er steht ganz zufällig auf und liegt dann später aus purem Zufall auf meinem Futon!" Die junge Frau knirschte leise mit den Zähnen. "Hältst du mich etwa für dumm?"

"Nein, nur für leicht verwirrt und tollpatschig", antwortete Luca.

Die Brünette schnaubte. "Und deswegen wacht er auf meinem Futon auf? Weil ich verwirrt und tollpatschig bin?"

"Vielleicht ist er nachts aufgestanden", überlegte Luca, "und hat sich einfach da hingelegt. Man, Naomi! Wie oft bin ich neben dir aufgewacht?"

Kirito lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen gegen eine Wand und sah die beiden interessiert an. Zwar verstand auch er nicht, was sie sagten, aber die Art, wie sie sich unterhielten, war schon interessant genug.

Naomi sah Luca ungläubig an, dann wandte sie sich an den Sänger. "Sag mal, bist du Schlafwandler?", fragte sie auf Japanisch.

Luca schlug sich die flache Hand vor die Stirn. "Baka", flüsterte sie ganz leise.

Noch bevor der blonde Sänger antworten konnte, schnellte Naomis Kopf wieder in Lucas Richtung. "Das habe ich gehört."

Kirito schmunzelte amüsiert und auf Kohtas Gesicht zeichnete sich langsam Erkenntnis ab. "Ah...", meinte er.

Luca hob abwehrend ihre Hände. "Okay..."

"Mein Bruder ist kein Schlafwandler", fuhr der Bassist fort. "Wie kommst du auf so was?" Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

Luca schüttelte den Kopf und hoffte, dass Naomi die Sache nicht allzu sehr aufbauschen würde.

Die brünette Studentin sah erst Kohta, dann Kirito und schließlich Luca düster an, dann drehte sie sich auf dem Absatz um. "Pah... macht euch ruhig über mich lustig...", murmelte sie. "Ich geh baden!" Mit diesen Worten verließ sie den Raum.

Luca starrte ihrer Freundin nach, sah dann zu den Musikern, zuckte lächelnd mit den Schultern und folgte ihr.

Die beiden Brüder sahen sich fragend an. "Was ist denn mit der los?", murmelte Kohta. "Bloß weil ihr... ich... Shit!" Bevor der Sänger etwas erwidern oder fragen konnte, lief auch er hinaus und ließ Kirito einfach dort stehen.

Luca lief hinter ihrer Freundin her. "Naomi, warte!" Sie verhedderte sich in ihren Puschen, die sie hier bekommen hatte, und fiel nach vorne über, direkt auf die brünette Studentin. Mit einem lauten Krachen landeten die beiden auf dem Fußboden.

"Autsch...", murmelte Naomi leise und versuchte aufzustehen, was gar nicht so einfach war, schließlich lag Luca noch auf ihr. "Sag mal, willst du mich umbringen?"

"Eigentlich nicht", japste die Dunkelhaarige und rutschte mehr oder minder von ihrer Freundin runter. "Wieso?"

"Weil du es gerade fast geschafft hättest..."

"Sag doch so was nicht!" Sie sah Naomi erschrocken an.

"So was?" Naomi drückte ein wenig auf ihren Rippen herum und grinste dann.

"Höh?" Nun war Luca vollends verwirrt.

"Vergiss es..." Zufrieden damit, dass alles noch heil zu sein schien, sah sie ihre beste Freundin an. "Was sollte dieser Überfall jetzt eigentlich?"

"Nichts... ich wollte nur auch baden gehen", erklärte die Dunkelhaarige und rappelte sich auf. "Was sollte die Flucht?"

Naomi zog eine Augenbraue hoch. "Ich bin nicht geflüchtet, ich kam mir nur ziemlich veräppelt vor und hatte keine Lust, mir das weiter anzuhören."

"Wieso veräppelt?" Sie zog Naomis Yukata zurecht.

"Weil Kirito nicht zufällig auf meinem Futon gelandet ist und ihr da mit Sicherheit mehr drüber wisst als ihr mir sagt."

"Okay..." Luca schaute ihre Freundin ernst an. "Versprich mir, nicht auszuflippen, ja?!"

"Wenn du mir die Wahrheit sagst", begann Naomi langsam, "werde ich nicht ausflippen."

"Gut... also... es war..." Sie biss sich auf die Unterlippe. "Na ja... ähm... es war Kohta." Sie ging einige Schritte zurück. "Aber er meinte es nicht böse", verteidigte sie den Blonden.

"Kohta?", fragte die Musikstudentin murmelnd. Dann klappte ihr der Kiefer runter. "Dieser Mistkerl!", schimpfte sie.

"Du wolltest nicht sauer sein", erklärte Luca mit zittriger Stimme. "Du hast es gesagt."

In diesem Moment kam besagter Bassist ihnen entgegen, immer wieder über die Schulter schauend, ob sein Bruder ihn auch nicht verfolgte. Dadurch sah er die beiden jungen Frauen zunächst gar nicht dort stehen und stieß mit ihnen zusammen.

Luca verlor das Gleichgewicht und schaffte es gerade noch, sich an etwas festzuhalten... es war aus Stoff. Sie fiel mit dem Gesicht nach unten und zog den Stofffetzen mit.

Naomi begann zu quietschen und versuchte verzweifelt, ihren Yukata aus Lucas Griff zu entwinden, war allerdings nicht sonderlich erfolgreich. Der Stoff rutschte ihr von den Schultern und bevor er kaputt gehen konnte, ging die Studentin in die Knie und folgte Luca auf den Boden.

Kirito schüttelte verwirrt den Kopf. Was war nur los? Dass Naomi etwas verwirrt war, weil sie neben ihm aufgewacht war, konnte er ja noch so einigermaßen verstehen. Dass sie sich so sehr darüber aufregte, wiederum nicht. Und was seinen Bruder betraf... Er sah Kohta im Flur stehen, der ein Knäuel auf dem Boden beobachtete. Der Sänger ging auf ihn zu. Als er die beiden Frauen auf dem Boden sah, legte er die Stirn in Falten. "Was ist hier los?"

"Kohta!", heulte Luca los, als ob dies Antwort genug war.

"Was hast du gemacht?", wollte er von dem Bassisten wissen.

"Lass los!", quietschte Naomi. "Hör auf mich auszuziehen!"

Luca ließ panisch den Yukata los und hielt sich ihre blutende Nase.

Der blonde Bassist sah seinen Bruder verwirrt an. "Ich weiß auch nicht so genau..."

"Chi!", fiepte die Musikstudentin panisch. "Chi!" Irgendwie fiel ihr nichts anderes ein. Hektisch griff sie nach ihrem Yukata und zog ihn wieder hoch, damit er sie wieder einigermaßen bedeckte.

"Hör auf, hier herumzu'chi'pen", fauchte Luca verheult und hielt sich die Hand an die Nase.

"Na, da hast du ja was angerichtet", brummte Kirito, holte aus und schlug seinem Bruder leicht mit der Faust vor die Schulter.

Als Luca den Schlag hörte, drehte sie sich um und riss den Mund auf. "Kirito... nicht..." Sie konnte nicht weiter sprechen und sah in diesem Moment aus wie ein Fisch, der nach Luft schnappte und Nasenbluten hatte.

Kohta sah seinen Bruder mit großen Augen an. "Onii...", murmelte er. "Aber... aber... ich..."

Luca rappelte sich langsam hoch und ging zu Kohta und Kirito rüber. Sie hielt sich mit der einen Hand die Nase und mit der anderen die Stirn.

"Sie dir an, was du da angerichtet hast", grummelte der Sänger, klopfte dem Bassisten auf die Schulter und ging dann zu Naomi.

Kohta war verwirrt. Der Bassist legte Luca einen Arm um die Schultern. "Tut mir Leid...", murmelte er. "Komm, wir versuchen, dein Nasenbluten zu stoppen."

Sie nickte ihm zu.

Kirito ging neben der Musikstudentin in die Hocke. "Bist du okay?", fragte er.

Die junge Frau hielt verzweifelt ihren Yukata fest, damit er nicht wieder herunterrutschte. Nachdem Luca ihn mehr oder weniger runter gerissen hatte, hielt er gerade nicht so wirklich. Sie sah ihn mit großen Augen an, dann nickte sie. "Ja... ich hab nur einen Schrecken bekommen, das ist alles."

"Tut es weh?", wollte Kohta von Luca wissen, wobei er besorgt einen Blick über die Schulter warf. Sie nickte leicht und hielt sich weiterhin die Nase. Der Bassist führte die junge Frau zu einem der Waschräume, nahm ein Tuch und befeuchtete es, bevor er es an Lucas Nase drückte. "Halt den Kopf zurück."

Sie setzte sich auf eine kleine Bank und lehnte den Kopf nach hinten. "Ich kann das auch alleine, Kohta", erklärte sie verlegen.

"Ich will dir nur helfen", erwiderte der Blonde. "Schließlich ist es meine Schuld."

"Es war ein Versehen", gab sie zurück. "Oder hast du es mit Absicht gemacht?"

Er legte die Stirn in Falten. "Natürlich nicht", meinte er. "Aber Schuld hab trotzdem ich."

"Baka... ich glaube, so tollpatschig, wie wir sind… bringen wir uns irgendwann gegenseitig um." Sie lächelte leicht und hielt sich das Tuch an die Nase.

Kohta grinste. "Das geht schon... vergiss nicht, dass ich mit Kirito aufgewachsen bin, der ist auch nicht ohne."

"Meinst du?" Sie wischte sich die Nase ab, ging an ein Waschbecken, wusch sich das Gesicht und schaute in den Spiegel. "Ich bin mir da nicht so sicher."

Nun war er verwirrt. "Klar bin ich mit ihm aufgewachsen."

Sie strich sich einige Strähnen aus dem Gesicht und machte einen Knoten in ihre Haare. "Ich meinte ja auch das mit dem 'das geht schon'."

"Klar meine ich das", grinste er sie an. "Wenn ich Kirito überlebt habe, dürfte alles andere kein Problem sein."

Sie lächelte ihm zu. Gott sei Dank verstand man ihre Anspielungen nur sehr selten. Somit konnte Kohta auch nicht wissen, was sie wirklich meinte. "Wir werden sehen", antwortete sie knapp und warf das Tuch weg.

Der Bassist nickte. "Hattet ihr nicht irgendwas von 'baden' gesagt?"

"Ähm... ja." Sie ging zu einem Regal, holte sich Handtücher und Waschzeug. "Wir sehen uns beim Essen."

"Okay, bis später."

Sie nickte und verschwand durch die Tür ins Frauenbad. Nachdem sie sich im Badezimmer abgeschrubbt hatte, nahm sie ein Handtuch, legte es auf ein kleines Regal und stieg ins Onsen.

Naomi sah auf, als sie hörte, wie jemand ins Wasser kam. "Geht es dir gut?", fragte sie Luca besorgt.

"Ja, mit mir ist alles okay, denke ich", antwortete diese und setzte sich neben ihre Freundin.

"Dann ist ja gut", seufzte die Musikstudentin. "Wie geht es Kohta?"

"Ich weiß nicht", antwortete Luca nachdenklich. "Er hat es mir nicht gesagt."

"Und du hast auch nicht gefragt."

Sie nickte stumm.

Naomi schüttelte den Kopf. "Sag mal...", begann sie auf Deutsch. "Wie kommt es, dass ihr zusammen geschlafen habt?"

Luca zuckte zusammen, als Naomi sie aus ihren Gedanken riss. "Ähm... wir schlafen ungern alleine...", antwortete sie ruhig, ohne ins Deutsche zu wechseln. Sie war eigentlich immer noch ganz woanders.

"Und das ist alles..." Die Brünette zog eine Augenbraue hoch und seufzte. "Läuft da was?"

"Wo?", fragte Luca verwirrt.

Die Musikstudentin schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. "Luca... du bist so verpeilt... zwischen dir und Kohta!"

"Oh, das..." Sie überlegte und starrte ins Wasser. "Ich weiß nicht... so genau..."

"Aber du hättest es gern?"

"Ich weiß nicht", sagte die Dunkelhaarige vorsichtig. "Irgendwie erscheint mir das gerade als keine gute Idee."

Naomi verzog das Gesicht. "Warum nicht? Wenn ihr euch beide mögt, dann sollte das doch kein Problem sein, oder?"

"Findest du? Ich stelle mir das recht kompliziert vor", erklärte Luca langsam. "Ich meine... sein Beruf?! Es wird nicht gut laufen..."

Die Brünette schnaubte. "Ach... so schlimm wird es sicher nicht... abgesehen davon willst du mich ja auch mit Kirito verkuppeln, was soll ich denn da sagen?"

"Du bist ja nicht so schlimm wie ich", antwortete ihre Freundin ernst. "Du bist doch eher ruhig... außer wenn du getrunken hast... Ich hab doch immer diese dummen Ideen." Sie schüttelte den Kopf. "Stell dir nur vor, dass gestern vielleicht... jemand da war... und..." Sie lehnte sich nach hinten und atmete tief ein. "Es wäre nicht gut."

"Wenn du immer davonläufst, ist es sicher auch nicht besser..." Die Musikstudentin stupste ihre Freundin leicht an. "Denkst du nicht, dass es auch Musiker ernst meinen können, wenn sie jemanden mögen?"

"So meinte ich das ja nicht. Vergiss es..." Luca lächelte gezwungen.

"Nein", antwortete Naomi bestimmt. "Erklär es mir."

"Ich glaube, es wäre nicht gut fürs Image", erklärte sie ernst. "Denk mal ganz rational darüber nach..."

Die Brünette blinzelte sie an. "Für... spinnst du? Was soll daran schlimm sein? Andere Musiker sind verheiratet, das schadet ihrem Image auch nicht... außerdem sind Gefühle immer irrational..."

"Egal..."

"Frag ihn doch einfach!"

"Was denn?" Die Dunkelhaarige blinzelte verwirrt.

"Was er darüber denkt!"

"Wieso?"

"Gott..." Naomi seufzte. "Damit du dir nicht irgendetwas einbildest!"

"Ich bilde mir nichts ein… ich überlege nur..."

"Und das tust du zu viel." Sie legte einen Arm um Lucas Schultern. "Meinst du nicht, dass du auch mal ein kleines Risiko eingehen könntest? Wenn es seinem Image schaden würde, dann würde er sich bestimmt nicht darauf einlassen, oder? Falls ihn das überhaupt interessiert."

Die Designstudentin zog eine Augenbraue hoch. "Gehen wir morgen einkaufen?"

Irritiert sah Naomi ihre Freundin an. "Und was hat das jetzt damit zu tun?"

"Nichts." Luca grinste. "Ich wollte nur vom Thema ablenken."

Naomi verdrehte die Augen. "Hat er gesagt, dass er dich mag?"

Verlegen schaute sie aufs Wasser. "Ja... denke schon."

"Dann solltest du dir da nicht allzu viele Gedanken drum machen", entgegnete die Brünette. Sie wusste genau, dass Lucas 'denke schon' das Nächste zu einem 'hat er' war, das sie bekommen würde. "Stell dir mal vor, wie schädlich es erst für Kiritos Image sein müsste, wenn ich etwas mit ihm anfangen würde! Wo er doch ständig behauptet, schwul zu sein." Sie grinste ihre Freundin breit an.

Luca kicherte. "Na ja... du siehst doch auch wie ein Junge aus... normalerweise. Würde somit nicht wirklich auffallen."

"Aber es gibt Dinge, die ich nicht verstecken kann", entgegnete Naomi und sah an sich herab.

"Was denn?", fragte Luca neugierig. "Ich seh nichts."

Die Brünette kicherte. "Schon mal 'nen schlanken Mann mit Brüsten gesehen?"

"Was für Brüste?" Sie legte ihre Hand auf Naomis Brust. "Das sind doch nur Brustwarzen!"

"Blöde Kuh", grummelte Naomi und von der anderen Seite der Abtrennung konnten sie vergeblich zu unterdrücken versuchtes Gekicher hören.

"Höh? Wieso... ist doch so..." Luca zwinkerte ihr zu. "Mach mit", flüsterte sie. "Ich meine... selbst zwischen den Beinen." Sie platschte mit der Hand auf das Wasser.

Die Musikstudentin quietschte überrascht auf. "Luca!", schimpfte sie. "Nimm die Hand da weg!"

"Stell dich nicht so an", erklärte die Dunkelhaarige. "Sonst findest du es auch okay."

Naomi grinste Luca an. "Sonst... hört uns ja auch niemand zu!"

"Hier doch auch nicht", erwiderte die Designstudentin verwirrt. "Naomi, deine Brustwarzen werden ja... wai..." Sie planschte etwas doller. Auf der anderen Seite wurde es plötzlich still.

"Wah... Luca!"

"Die Dusche tat dir ja richtig gut...", gurrte Luca. "Du schmeckst wieder so toll." Sie strampelte leicht mit den Füßen.

"Was um alles in der Welt macht ihr da?", hörten sie plötzlich Kohtas Stimme hinter sich.

Luca unterdrückte ein Kichern und schwamm hastig von Naomi weg. "Nichts", antwortete sie, als wäre sie bei etwas Verbotenem erwischt worden.

Naomi drehte sich um und zuckte erschrocken zusammen. "Kohta!", schimpfte sie und ließ sich etwas tiefer ins Wasser sinken. "Was fällt dir ein!"

Der Blonde grinste breit. "Es hörte sich recht interessant an, deswegen wollte ich wissen, ob es auch so interessant aussieht!", meinte er. Dann sah er nach unten. "Geht es noch?"

Luca hob eine Augenbraue und schaute den Bassisten an. Dann schnappte sie sich eine der Holzsandalen, stand auf und wedelte mit ihr herum. "Entweder gehst du freiwillig, oder..." Sie schaute zur Sandale.

Kohta riss entsetzt die Augen auf. "Lass mich runter!", zischte er.

Luca grinste und warf ihm die Sandale an den Kopf. "Baka~ Hentai~!!!" Dann kniete sie sich wieder ins Wasser und schwamm zu Naomi. "Ich hasse ihn."

Der Bassist schwankte gefährlich, Sekunden später war er nicht mehr zu sehen, dafür konnte man ein lautes Platschen und einige Schmerzensschreie hören.

"Selbst Schuld", hörte man schließlich Kiritos amüsierte Stimme.

"Als ob er sich das nicht eh schon bildlich vorgestellt hätte", meinte Luca auf Deutsch.

"Was ist, wenn er sich jetzt ernsthaft wehgetan hat?", wollte Naomi wissen.

"Dann hatte er immerhin einen tollen Hingucker", grinste die Dunkelhaarige.

"Mädels?", rief Kirito von der anderen Seite der Absperrung. "Wollt ihr vielleicht eure Holzsandale zurück haben?"

"Jaaaaa~", rief Luca. "Wirf sie rüber."

Als die Sandale auf ihre Seite geflogen kam, verfehlte sie nur knapp Lucas Kopf. "Hab ich irgendwas getroffen?", wollte der Sänger wissen.

Luca verzog den Mund und schmollte. "Ja, fast..."

"Alles in Ordnung, niemand verletzt!", rief Naomi.

"Dann ist ja gut", kam es zurück.

"Schade!", riefen Daisuke und Kohta wie aus einem Mund. Beide grummelten ein wenig vor sich hin. Der Sturz hatte ihnen definitiv nicht gefallen.

"Dai?" Luca riss die Augen auf. "Du hast da auch noch mitgemacht?", fragte sie hitzig und stand auf.

"Was meinst du, wie Kohta da hochgekommen ist?", entgegnete Kirito kichernd. "Natürlich hat er auf Dais Schultern gestanden."

Sie schaute entsetzt zu Naomi. "Das heißt, sie standen beide...", flüsterte sie ihr auf Deutsch zu. "Ecchi!"

"Männer eben", antwortete Naomi schulterzuckend.

"Gehen wir was essen?", fragte Luca. "Ich hab tierischen Kohldampf."

"Das fragst du mich!", gab die Brünette zurück, diesmal wieder auf Japanisch. "Natürlich!" Sie stieg aus dem Wasser und wickelte sich ein Handtuch um den Körper. "Komm."

"Jup." Luca hastete hinter ihr her, stieg in die Holzsandalen und schlang sich ebenfalls ein Handtuch um den Körper.

Naomi schlüpfte in ihre eigenen Sandalen und gemeinsam gingen sie hinein.

Kohta rieb sich den Hinterkopf. "Sag mal... sind die etwa gerade gegangen?"

Kirito lauschte kurz. "Scheint so."

Dai setzte sich auf und packte sich ein Tuch auf den Kopf. "Wieso habe ich mich nur dazu überreden lassen?", grummelte er.

"Weil du auch wissen wolltest, was die da veranstalten?", gab Kohta zurück.

Kirito beachtete die beiden gar nicht weiter, sondern stand einfach auf, nahm sich ein Handtuch und ging hinein.

"Und was ist jetzt mit dem?" Kohta verzog das Gesicht. "Kann das mal sein, dass die heute wieder alle komisch sind?"

"Wie kommst du denn darauf?", fragte Dai barsch und streckte die Beine aus.

"Ich weiß nicht...", antwortete der Bassist unbestimmt. "Kommt mir nur so vor."

"Ah..." Irgendwie gefiel es ihm nicht, mit Kohta zusammen hier zu sein. "Und? Wie läuft's?", fragte er beiläufig und tunkte das Tuch ins Wasser.

"Wie läuft was?", wollte der Blonde wissen.

"Stell dich nicht dumm", erklärte der Gitarrist.

"Tu ich nicht."

"Ich meine Luca, du Trottel", meinte er und wrang das nasse Tuch aus, bevor er es sich wieder auf den Kopf legte.

"Da läuft gar nichts", antwortete Kohta verwirrt.

"Aha... das sah aber heute Morgen ganz anders aus", grummelte Dai. "Ihr beide, zusammen unter einer Decke, umarmt, wie ein Liebespaar."

"Schon mal darüber nachgedacht, dass sie nur einfach nicht gern allein schläft?", gab Kohta giftig zurück, dann stand er auf. "Gott, du bist ja auch so doof!"

"Musst du grad sagen." Der Rothaarige stand ebenfalls auf und ging vor Kohta durch die Tür.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2006-08-22T18:08:51+00:00 22.08.2006 20:08
ich habs dir zwar schon ins GB getextet aber egal..-xD daaas kapitel ist einfach nur wai~~ und sie werden von mal zu mal waiiger..xD
vorallem die Szene wo Kota den Schuh an den Kopf bekommt.. *plög* Kohta tot..xD
naaa egaaal mach weiter so!!!
Alice
Von:  -Kyo_kun-
2006-08-22T14:46:01+00:00 22.08.2006 16:46
Jippie!!!!!!!!!!
Endlich ein neues Kapi!
Habs ma wieder tierisch gfreut!! Wie immer!!
Hatte schon Entzugserscheinungen!!~__^
War wieder voll waii das kapi!
Wann gehts weiter??????
^____^
Dat Camui


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