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It's your love story

~The Suicide Book~
von

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04 ~ a night's struggle

author's note: an dieser Stelle habe ich fast zwei Jahre Pause gemacht, weil mir nichts mehr eingefallen ist und ich auch irgendwie keine rechte Lust verspürte, weiter zu schreiben... aber heute bei der Suche nach einem Uniordner sind mir die Zettel mit den Charaworks von Kamijo und Mayu in die Hände gefallen und ich habe sie noch noch einmal gelesen und festgestellt, dass ich sie immer noch sehr gut finde...

ich hoffe, man merkt den zeitlichen Bruch nicht zu sehr...

und bitte um Kommentare, da ich nicht weiß ob das so schlüssig ist...
 

Nachtrag: die Idee zu diesem Kapitel kam mir diese Woche im Hauptseminar über Heinrich von Kleist, als meine Dozentin auf die Frage, warum in Kleists Werken ausnahmlos kaputte Familien portraitiert werden, antwortete, dass er im Leid seiner Figuren eine gewisse Art von Erfüllung fand und dass er schließlich seit seinem dreizehnten Lebensjahr auf der Suche nach jemandem war, der mit ihm zusammen in den Tod geht...

und diese Einstellung zum Leben hat mich tief beeindruckt, wenn ich sie auch nicht verstehen kann... ihr werdet noch erfahren, was von Kleists Lebensziel auf diese Geschichte ausübt, aber keine Angst: ich lasse niemanden sterben...
 

proceeding to:
 

yon ~ 04

a night's struggle
 

Kamijo hatte seine Winterjacke ausgezogen und sie ausgeschüttelt. Dann hatte er sämtliche Taschen nach außen gekehrt, alle Zettel herausgenommen und auch in seinen Hosentaschen nachgesehen. Zwischendurch hatte er immer wieder in die Brusttasche gesehen, in welcher er seinen Schlüssel für gewöhnlich sicher verwahrte, aber war jedes Mal enttäuscht worden. Der Schlüssel war nicht wieder aufgetaucht; er war einfach verschwunden. Aber das konnte doch nicht wahr sein. Kamijo achtete immer so sorgsam darauf, dass er immer wusste, wo sein Schlüssel war, genau so wie seine Geldbörse und sein Handy. Er ging in Gedanken noch einmal alle Orte durch, an denen er an diesem Tag gewesen war, schritt im Geiste alle Wege ab, auf denen er heute unterwegs gewesen war, aber es wollte ihm einfach nichts besonderes einfallen. Vielleicht, dachte er, hatte er den Schlüssel so ungünstig in eine Tasche gesteckt, dass dieser in der Garderobe herausgefallen war. Ja, da musst es sein. Kamijo zog seine Jacke wieder an und klappte den Kragen hoch und lief zurück zum Studiogebäude...

Aber er wurde enttäuscht. In der Garderobe hatte man bereits schon ausgefegt und den Müll geleert und Kamijo konnte auch keinen Angestellten des Reinigungsteams entdecken, den er nach dem Verbleib eventueller Fundsachen hätte fragen können. Geknickt und zutiefst wütend auf sich selbst verließ er das Studiogebäude abermals und überlegte auf dem Weg von der Drehtür zu seinem Auto, was er nun machen sollte. Nach hause laufen schloss er von vorn herein aus; an seinem Autoschlüssel hing leider auch der für seine Haus- und Wohnungstür. Zwar hatte einer seiner Nachbarn einen Schlüssel aber Kamijo wusste, dass der für zwei tage auf Geschäftsreise war, denn er hatte den jungen Sänger gebeten, in seiner Abwesenheit ein Auge darauf zu werfen, ob denn der Hausmeister auch den Türknauf seiner Wohnung ölen würde, welcher doch allzu schrecklich quietschte. Was also tun...?

Sein Handy lag ebenfalls im Auto, also konnte er noch nicht einmal jemanden anrufen und auch seine Familie wohnte viel zu weit entfernt. Er durchsuchte seine Taschen nach Kleingeld, um wenigstens mit der Bahn zu Sanaka oder sonst wem fahren zu können, wobei ihm Kazumi‘s Zettel mit dessen neuer Handynummer in die Finger viel. Kamijo zählte sein Kleingeld: es würde für ein Telefonat reichen. Dann fiel ihm ein, dass er gar nicht wusste, wie er zu Sanaka kommen könnte; der Jüngere hatte ihn immer nur mit dem Auto mitgenommen oder Kamijo war selbst gefahren. Die genaue Adresse wusste er nicht und auch Sanaka‘s Handynummer konnte Kamijo nicht auswendig. Der junge Mann seufte und lief über die Straße zum nächsten Convenient Store, um von dortaus seinen Drummer anrufen zu können.

„Hallo Kazumi, tut mir leid, dass ich dich noch störe...“, meldete er sich als der andere den Hörer abgenommen hatte.

„Aber ich habe leider mein Schlüsselbund verlegt und komme nun nicht mehr in meine Wohnung und ich dachte... nunja, vielleicht kannst du mir helfen...“

„Oh...“, bekam er als Antwort.

„Das ist wirklich schlecht, Kamijo... Ich würde dir sehr gern helfen, aber ich befinde mich gerade mit Sachiko auf der Autobahn; wir sind auf dem Weg zu ihren Eltern in Yokohama und wollen dort die Nacht über bleiben... Morgen sind doch keine Aufnahmen mehr...“

Kamijo hatte während er Kazumi‘s Erklärung lauschte, zunehmend das Gesicht verzogen und starrte nun auf den Telefonkasten vor ihm. Doch gerade als er etwas sagen wollte, hob Kazumi erneut die Stimme.

„Warum rufst du nicht Emiru an...?

„Nein, ich glaube, das halten meine Nerven heute einfach nicht mehr aus, aber danke für deine Hilfe Kazumi...“, lehnte Kamijo den Vorschlag ab. Zu Emiru fahren war jetzt so ziemlich das letzte, was seine ohnehin schon arg geschundenen und überreizten Nerven ertragen konnten.

„Mmmmh... Dann bleibt dir wohl nur Mayu übrig... Hast du seine Nummer...?“

„Nein, mein Handy liegt ebenfalls im Auto...“

„Oh, du hast wirklich Pech heute, nicht...“, versuchte Kazumi ihn zu beruhigen und fügte daraufhin noch sanft und heiter hinzu:

„Ich gebe dir seine Nummer und du fährst einfach zu ihm... Das macht ihm sicherlich nichts aus und vielleicht findest du so heraus, was mit ihm los ist und ob er überhaupt irgendwas hat...“

Kamijo brummte ob dieser Vorstellung, beschloss jedoch nichts zu sagen. Es war schließlich nicht Kazumi‘s Schuld, dass er seinen Schlüssel verlegt und sein Handy im Auto liegen gelassen hatte. Er beschloss weiterhin, auf den Vorschlag seines Drummers einzugehen und es wenigstens bei Mayu zu versuchen, obwohl er von dieser Aussicht auch nicht sonderlich angetan war. Aber alles war besser als Emiru und dessen gerade hochkochende Katzensympathien.

Nachdem er sich Mayu‘s Handynummer aufgeschrieben und sich noch einmal bei Kazumi entschuldigt hatte, unterbrach der blonde Sänger das Gespräch um Mayu‘s Nummer zu wählen. Während seine Finger über die Wählscheibe tasteten, dachte er Nocheinmahl an seine letzte Begegnung mit dem Gitarristen zurück und daran, wie der ihn angepflaumt hatte. Nein, dachte Kamijo und schüttelte den Kopf, Mayu würde alles andere als nichts dagegen haben, wenn er ihm berichtete, was er vorhatte...
 

„Komm rein...“, murmelte Mayu und zog die Wohnungstür weiter auf. Kamijo warf ihm ein verlegenes Lächeln zu und trat in den kleinen Flur ein. Er beugte sich hinunter, um seine Schuhe aufzuknoten und hob an, Mayu noch einmal zu danken, dass er ihn für diese Nacht aufgrund seiner Schussligkeit beherbergte aber als er den Kopf hob, hatte Mayu den Flur bereits verlassen und Kamijo sah, wie die Schlafzimmertür zuschwang. Er verzog die Lippen und legte den Kopf schräg, so, wie er es immer tat, wenn er nachdachte oder ihm etwas seltsam vorkam. Dann jedoch stand er auf und reckte die Schultern. Er hatte sich diese Miesere selbst zuzuschreiben, also würde er sie nun auch ertragen müssen und vielleicht, Kamijo hoffte dies tief in seinem Inneren, obwohl ihm auf Anhieb genügend Zweifel kamen, behielt Kazumi recht und Kamijo könnte Mayu auf seinen derzeitigen Zustand ansprechen, ohne dass der Gitarrist ihn dabei anschrie.

Vorsichtig tastete sich der blonde Sänger durch den kleinen Flur, vorbei an einem Schuhschränkchen und der offenen Badezimmertür. Mayu‘s Wohnung war kleiner als er sie in Erinnerung hatte, allerdings war es nun auch schon beinahe ein Vierteljahr her, dass der Gitarrist ihn das letzte Mal zu sich eingeladen hatte. Früher, so ging es Kamijo durch den Kopf, hatte er das öfter getan und Kamijo selbst war öfter hier gewesen. Er erinnerte sich noch daran, wie Mayu in diese Wohnung eingezogen war und daran, dass sie Kamijo von Beginn an als sehr klein und nicht gerade zweckdienlich erschienen war aber Mayu hatte, als der Sänger dies erwähnte, nur gelacht und gemeint, dass er nun mal nicht so viele Sachen besäße wie Kamijo und dass er mit den anderthalb Zimmern dieser kleinen Hochhauswohnung schon zurecht kommen würde.

Mayu hatte gelacht, ging es Kamijo ebenfalls durch den Kopf und während er die Schlafzimmertür öffnete, fragte er sich, wann der andere dies das letzte Mal in seiner Gegenwart getan hatte...

Mayu‘s Schlafzimmer sah noch genauso aus, wie Kamijo es in Erinnerung hatte. Der große Futon, welchen der Gitarrist dereinst von seinen Eltern geschenkt bekommen hatte und auf welchem sich Bücher, lose Gitarrenseiten und Frühstücksteller stapelten, ließ erkennen, dass er immer noch Mayu‘s liebster Ort in der ganzen Wohnung zu sein schien. Auch war er der einzig unordentliche Platz in dem geräumigen Zimmer. Kamijo hatte sich immer gefragt, wo Mayu eigentlich schlief und ob er bei den ganzen Dingen in seinem Bett überhaupt noch selbst Platz fand, aber der Gitarrist hatte bei dieser Bemerkung ebenfalls gelacht und nur geantwortet, dass dies ja nun wirklich nicht Kamijo‘s Sorge sei...

Nachdem er sich an die schwachen Lichtverhältnisse gewöhnt hatte, fiel Kamijo auf, dass sich doch etwas verändert hatte. Den Sessel dort an der Wand unter dem Fenster kannte er noch nicht und auch die Blumen, die Mayu sonst auf dem Fensterbrett zu stehen hatte, waren verschwunden. Kamijo hätte sich sicherlich noch weiter umgeschaut, hätte Mayu ihn nicht in diesem Augenblick ganz unvermittelt angesprochen.

„Du kannst die Decke hier haben...“

Mit diesen Worten warf Mayu Kamijo eine Steppdecke zu und schickte sich an, sich hinzulegen. Kamijo stand noch immer an der Tür und beobachtete Mayu dabei, wie der sich nun auf dem Futon ausstreckte.

„Kann ich mal dein Bad benutzen...?“, fragte er und legte die Decke neben der Tür auf den Boden.

„Tu was du nicht lassen kannst...“, bekam er als Antwort zurück, bevor Mayu seine eigenen Decke über sich zog und das Nachttischlicht löschte...
 

Kamijo hatte sich seiner klammen Kleidung entledigt und diese auf einem Haufen in einer Ecke des Badezimmer liegen gelassen. Dann hatte er sich notdürftig gewaschen und sein Haar gekämmt, während er überlegte, ob es in Ordnung sei, in Shorts neben Mayu schlafen. Aber da der ihm nichts anderes angeboten hatte, hatte Kamijo im Grunde keine andere Wahl. Er ließ die Badezimmertür angelehnt und ging zurück ins Schlafzimmer. Durch den Schein der Lampe im Flur, die Mayu hatte brennen lassen, und der nun durch die Glastür ins Schlafzimmer fiel, geleitet, fand Kamijo den Weg durch das Zimmer mit der Steppdecke unter dem Arm, ohne irgendwo an einem Möbelstück oder der Wand anzustoßen und ließ sich neben Mayu auf dem Futon, welches der scheinbar abgeräumt hatte, nieder. Er deckte sich zu und zog sich den Stoff bis an die Ohren, weil ihm kalt war. Den ganzen Tag war ihm schon kalt gewesen und eigentlich hatte er gehofft, diesem Zustand wenigstens im Bett Abhilfe zu verschaffen; allerdings hatte er, als er diese Pläne hegte, nicht damit gerechnet, dass es nicht Ayako sein würde, die neben ihm lag sondern Mayu, welcher sich von ihm weggedreht und auf die Seite gelegt hatte und von dem Kamijo nur das braune Haar sehen konnte. Der Sänger schob diese Gedanken beiseite und ermahnte sich abermals zur Raison, wenn auch noch immer genau so freudlos, und rief sich ins Gedächtnis, dass er es war, der den Schlüssel verloren hatte und dass er wirklich froh darüber sein konnte, dass Mayu sich seiner erbarmt hatte und ihm Quartier gewährte, obwohl er ihn an diesem Nachmittag noch so kalt angefahren hatte. Überhaupt war dieser Tag so seltsam gewesen. Es schien dem jungen Mann, als sei alles, aber auch wirklich alles anders verlaufen, als er es eigentlich geplant hatte. Erst die Kälte beim Dreh und die Probleme mit der Technik, dann sein Husten und seine zunehmend schlechte Laune, der abrupte Abbruch ihrer Arbeit und die Besprechung mit den Management, welche Kamijo im Nachhinein immer sinnloser vorkam. Dann sein Versuch, mit Mayu zu sprechen, dessen schroffe Worte und dann zu allem Überfluss auch noch der verlegte Schlüssel, welcher das Platzen seiner Träume für einen gemütlichen, warmen Abend zuhause mit Ayako in seinem Bett nach sich zog. Noch nicht einmal Sanaka hatte er anrufen können; allerdings war er davon überzeugt, dass der Jüngere die Wohnung noch am Vormittag verlassen haben musste, so wie er es für gewöhnlich tat, wenn er bei Kamijo blieb un der am nächsten Tag ins Studio musste. Kamijo zog die Nase hoch und dachte daran, wie wundervoll geborgen er sich in der vorhergehenden Nacht gefühlt hatte. Es war ihm beinahe so vorgekommen, als habe Sanaka, als er ihn in die Arme geschlossen und geliebt hatte, auch einen Teil seines Schmerzes mit sich genommen, der Kamijo‘s Seele nun weniger belastete. Kamijo zog abermals die Nase hoch und kuschelte sich tiefer in die Bettdecke. Wie gern wäre er nun bei ihm gewesen, in Sanaka‘s Armen, behütet und beschützt, anstatt hier neben Mayu zu liegen und nicht zu wissen, was der andere dachte, nicht zu erahnen, womit der Gitarrist sich in seinen Träumen herumschlug...
 

„Könntest du bitte dieses Geschniefe lassen...?“, unterbrach Mayu seine Gedanken und Kamijo spürte, wie sich der andere auf den Rücken drehte.

„Das nervt...“, fügte Mayu hinzu und zog sich die Decke noch ein Stück weiter über den Kopf, dass Kamijo nun gar nichts mehr von ihm erkennen konnte.

Der blonde Sänger murmelte eine Entschuldigung und drehte sich ebenfalls auf seinen Rücken, da ihm das Atmen so um einiges leichter viel. Das Kissen hatte er bereits zusammengestaucht und er bettete nun seinen Kopf darauf, was ihm eine angenehm erhöhte Liegeposition ermöglichte. Ans Schlafen war jedoch erst einmal nicht zu denken und so lagen sie beide nun im matten Schein des Flurlichtes und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und sah seine eigenen Geister...
 

Mayu hatte, als Kamijo ihn an diesem Abend angerufen hatte, gerade sein Abendbrot in vollkommener Stille in seiner kleinen Küche hinter sich gebracht und wollte ins Bad um sich noch ein wenig ins heiße wasser seiner Wanne legen, um dort vergessen zu können. Es war still in seiner Wohnung gewesen und auch durch die verhältnismäßig dünnen Wände war kein Laut zu ihm herüber gedrungen; aber das war nichts wirklich bemerkenswertes für Mayu, immerhin war die Wohnung nebenan noch immer nicht wieder neu vermietet worden. Wahrscheinlich, so glaubte Mayu, war es für eventuelle Nachmieter ein böses Ohmen, dass der vorhergehende Bewohner auf so tragische Weise aus dem Leben geschieden war. Nein, die Stille war nicht neu für den Gitarristen, neu war nur, dass sie ihm ganz plötzlich etwas auszumachen schien. Er war es eigentlich gewohnt, wenn er zu hause war, weder Fernseher noch Radio angeschaltet zu haben, obwohl er über beides verfügte. Aber seit dem Tod seines Nachbarn hatte Mayu Alpträume, in denen er von körperlosen Stimmen gejagt wurde und egal wie schnell und weit er rannte, er hatte ihnen bisher nie entkommen können und war jede Nacht schweißgebadet aufgewacht. Er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal richtig durchgeschlafen, ja, angenehme träume gehabt hatte. Doch gerade als er vor dem Spiegel stand, sein Bild darin anblickte und feststellte, wie blass und müde er aussah und sich bei diesem Anblick der drückenden Stille um ihn herum bewusst wurde, hatte das Telefon geklingelt. Mayu hatte sich stumm angehört was Kamijo ihm zu sagen hatte und hatte dann mit kurzen Worten sein Einverständnis erteilt, den Blonden zu beherbergen. Dann hatte er aufgelegt und hatte mechanisch begonnen, sein Futon für zwei Schläfer vorzubereiten, die Teller in die Küche zu bringen und die Bücher in den Schrank zu stellen. Als Kamijo klingelte, hatte Mayu ihm geöffnet...

Und nun lag der andere neben ihm in seinem Bett und war sicherlich genau so wach wie er selbst...

„Mayu...“, erklang die Stimme des Sängers unvermittelt neben ihm.

„Darf ich dich etwas fragen...?“

Der Gitarrist brummte nur zur Antwort, sagte jedoch nichts. Durch die Bettdecke über seinem Kopf hörte er den anderen leicht gedämpft aber konnte dennoch sagen, dass Kamijo‘s Stimme ein wenig zurückhaltend klang.

„Ich...“

Der junge Sänger räusperte sich und schniefte kurz, dann spürte Mayu, wie er sich bewegte.

„Was ist los mit dir in letzter Zeit...?“, beendete Kamijo seinen Satz und fügte einen Augenblick später hinzu:

„Ich erkenne dich so gar nicht wieder, seit wann bist du so...?“

„Sei ruhig, wenn du nichts wichtiges zu sagen hast, Kamijo, mit mir ist alles in Ordnung...“, unterbrach Mayu ihn monoton und diesmal spürte Kamijo, wie der andere sich bewegte und, nachdem der Sänger Mayu das Gesicht zugewandt hatte, ihm nun den Rücken zeigte.

„Ja, aber...“, bemühte der Blonde sich zu intervenieren, wobei ihm der Gitarrist allerdings abermals zuvorkam.

„Du bildest dir mal wieder was ein... Und jetzt sei still, ich will schlafen...“

Mit diesen Worten rollte Mayu sich zu einem Ball zusammen und überließ Kamijo seinen eigenen Gedanken...
 

Kamijo wusste nicht, wie lange er geschlafen oder was ihn geweckt hatte, aber als er die Augen aufschlug, fühlte er sich kein bisschen wacher als zuvor. Im Zimmer war es nach wie vor dunkel, obwohl Mayu die Vorhänge nicht zugezogen hatte und diese Dunkel verriet dem Sänger, dass er nicht lange geschlafen haben konnte. Er lag auf der Seite, dem offenen Raum zugewandt und eben wollte er sich zusammenrollen um wieder einschlafen zu können, als er ein leises Keuchen vernahm. Zuerst glaube er, sich dies möglicherweise nur eingebildet zu haben und schrieb es seinen doch leicht überreizten Nerven zu, aber da ertönte das Geräusch erneut und Kamijo spürte, wie Mayu sich neben ihm bewegte und ihm im nächsten Augenblick in den Rücken trat. Der junge Mann keuchte ebenfalls auf und drehte sich zu seinem Gitarristen um, der abermals nach ihm trat.

„Mayu...“

Verwirrt blickte er auf den anderen hinab und stellte fest, dass der nicht, wie er kurz vermutet hatte, wach war, sondern mit geschlossenen Augen dalag. Ein Zittern ging durch seinen Körper und abermals ließ er ein Keuchen vernehmen. Die Bettdecke hatte er bereits von sich gestrampelt und lag nun schutzlos und mit ringenden Händen auf den Lacken. Kamijo beobachtete ihn genauer. Der Gitarrist schien einen Alptraum zu haben, doch gerade als Kamijo eine Hand nach ihm ausstreckte und seinen Namen rief, um ihn aufzuwecken, schreckte Mayu mit einem abgehackten Schrei aus dem Schlaf... und fiel dem Sänger um den Hals. Kamijo erschrak heftig und zuckte zusammen. Mayu kniete keuchend und zittern vor ihm und presste seinen Körper an den des Sängers, welcher ihm im nächsten Augenblick reflexartig die Arme um die Schultern legte.

„Mayu... Mayu-kun... Schschscht...“, redete er beruhigend auf ihn ein und strich mit der Hand über seinen Rücken. Der Gitarrist zitterte noch immer und Kamijo konnte seinen Atem stoßweise in seinem Nacken spüren. Seine Haut fühlte sich heiß und klebrig an und seine Arme zogen ihn heftig an Mayu‘s Oberkörper.

„Hey, hattest du einen Alptraum...?, versuchte der Sänger Mayu abermals zu beruhigen und zog ihn nun seinerseits enger an sich. Doch der andere antwortete ihm nicht und auch sein Zittern ließ nur ein wenig nach, als er sich plötzlich ein Stück von Kamijo löste und ihm in die Augen blickte. Schweigend und ohne Kamijo ganz aus seiner Umarmung zu entlassen, erwiderte er den Blick des anderen mit leeren und seltsam unfokussierten Augen, bevor ihn ein abermaliges Zittern durchfuhr und er zu schluchzen begann. Er senkte den Kopf und Kamijo war nun vollends verwirrt, doch bevor er auch nur ansetzen konnte, um etwas zu sagen, zog Mayu ihn wieder an sich und der junge Sänger wurde bestimmt aufs Bett zurückgedrückt, wobei Mayu wortlos über ihm zu liegen kam. Dann spürte Kamijo Mayu‘s Lippen an seinem Kinn und dessen heißen, stockenden Atem auf seiner Haut, welcher sich erst nach einigen Momenten beruhigte. Dann lag Mayu still. Er war wieder eingeschlafen oder, wie Kamijo nun verstand, gar nicht richtig wach gewesen. Seine Lippen lagen noch immer an Kamijo‘s Kinn wie bei einem beinahe endlosen Kuss und als der blonde Sänger seiner Verwirrung wieder Herr wurde, legte er seinerseits die Arme enger um seinen Gitarristen, strich sanft über dessen Rücken und schloss die Augen...
 

to be continued...
 

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stay tuned for the next crime...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Auris
2008-05-02T11:30:07+00:00 02.05.2008 13:30
irgendwie hat diese story einen leicht bitteren Nachgeschmack. Stilistisch gut erzählt, aber sie macht einem traurig..und mir ist gerade auch total kalt geworden ;_;
Ich denke auch, das Niveau deiner Fanfiction ist viel zu hoch für animexx, wenn ich das mal so sagen darf ;D
Wanna see more of your work, but please put in some warmth ~ <3
Von: abgemeldet
2008-04-27T20:37:23+00:00 27.04.2008 22:37
Eine tolle ff was aber mittlerweile keine überraschung ist bei dir^^ die story ist flüssig zum lesen und auch seeehr spannend. ich freu mich schon auf die fortsetzung. lass uns bitte nicht all zu lange warten.

glg


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