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Feuerberg

von

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Schon die halbe Nacht war Valerie jetzt in ihrem Zimmer auf und ab gelaufen.

Der heutige Tag war unerträglich gewesen. Ständig der Gedanke an den Drachenmensch und die Frage, ob es ihnen tatsächlich gelang, die Königin von ihrem Leiden zu befreien. Die beiden Jungs hatten ebenfalls wieder nach Ranas gefragt. Mehr als, dass er eben nicht mehr da sei, konnte sie ihnen jedoch auch heute wieder nicht sagen. Ihnen zu erzählen, dass er sich nicht weit von hier im Wald aufhielt, musste sie unbedingt für sich behalten. Wie schnell würden die beiden dorthin verschwinden und das war für die Knirpse viel zu gefährlich. Nicht auszudenken, wie sich ihre Mutter sorgen würde, wenn sie das erfahren würde.

Wo steckte er nur. Würde er womöglich noch einen Tag länger warten wollen?

Endlich leuchtete doch ein gelbes Auge zum Fenster herein. Valerie ließ einen der Flügel aufspringen und beugte sich ein Stück zu ihm hinaus.

„Da bist du ja endlich.“ Sie klang furchtbar besorgt.

Ranas nickte nur mit einem Lächeln. Er hatte nicht vor, hier zu sprechen. Seine Stimme würde man auch im Flüsterton noch ungemein weit hören. Erst recht, in der Nacht.

Valerie öffnete leise die Tür ihres Zimmers und lauschte in den Gang hinaus. Da sie kein Geräusch vernahm, verschwand sie schnellen Schrittes und ließ ihre Tür nur sehr leise zuspringen.

Ranas wartete noch. Er konnte es nicht riskieren, ihr jetzt bereits übereilt zu folgen. Der Drachenmensch lauschte. Außer den Geräuschen hin und wieder aus dem Drachenstall war nichts zu hören. In keinem Zimmer brannte noch eine Kerze. Selbst der Mond versteckte sich hinter dicken Wolken. Alles war mucksmäuschenstill.

Auf leisen Sohlen betrat Valerie das Zimmer ihrer Mutter. Ihr war klar, dass sich Ranas Zeit lassen würde, um das Schloss erneut zu umlaufen. Jetzt aufzufliegen, war viel zu gefährlich, erst Recht, wo Debora bereits etwas zu wittern schien. Valerie hatte gerade eines der Fenster geöffnet, als sie eine zitternde Stimme vernahm.

„Was machst du hier?“

Sie fuhr erschrocken zusammen. War ihre Mutter also doch noch wach. Warum hatte sie sich nicht vergewissert, dass sie auch wirklich schlief. Schnell kehrte sie zu Amalias Bett um und kniete sich vor sie.

„Warum bist du nicht in deinem Bett?“

Valerie strich ihr liebevoll über die Hand. „Ranas hat den Grund gefunden, warum es dir so lange schon schlecht geht“, gestand sie flüsternd und sah unruhig zum Fenster.

„Er hat was?“

Valerie versuchte ihre Mutter mit dem Finger an den Lippen zum schweigen zu bewegen.

„Es ist keine Krankheit, woran du leidest.“ Wieder schaute sie zum Fenster.

„Ist Ranas auch hier?“

Die Prinzessin nickte.

„Wenn es keine Krankheit ist, was soll es denn dann sein?“ Amalia wusste nicht so recht, was sie von den Worten ihrer Tochter halten sollte.

„Ein magischer Stein ist es, der dir die Kraft entzieht.“

Die Königin schüttelte den Kopf. „Ach Unsinn.“ Auch sie glaubte kein Wort. „Wie kann ein Stein derart mächtig sein?“

„Du hast doch den roten gesehen, welchen Ranas um den Hals trug?“

Amalias Augen wurden groß.

„Nur mit seiner Hilfe konnte er unsere Größe einnehmen. Debora hat ihm diesen weggenommen, um ihn loszuwerden. Vielleicht stellt ihr Ranas eine Gefahr dar.“

Etwas Großes verdunkelte zusätzlich das Zimmer. Der Drachenmensch war endlich herangetreten.

„Ich erkläre dir alles später, versprochen?!“

Die Königin nickte abermals und Valerie erhob sich wieder. Sie verharrte kurz in der Bewegung und lauschte. Dann erst, wand sie sich dem Blumentopf zu. Gerade, als sie ihn anheben wollte, wurde die Tür leise geöffnet. Valerie geriet in Panik. Wenn man sie jetzt erwischen würde, wäre alles vorbei.

Innerhalb eines kurzen Augenblickes war sie mehr unter das Bett gerutscht, als gekrochen. Von ihrer Position aus konnte sie genau sehen, dass es sich um Frauenfüße handeln musste, welche gerade eingetreten waren. Der Leuchter, den sie in der Hand hatte, machte das unverkennbar deutlich. Ranas hatte vor dem Fenster stehend sofort die Augen geschlossen und die Luft angehalten. Mittlerweile war es so dunkel, dass er auf diese Weise nicht auffallen würde. Auch Amalia hatte sich sofort wieder schlafendgestellt. Debora stellte den Kerzenhalter auf dem Boden ab und schloss das Fenster, ohne dass ihr Ranas auf irgend eine Weise auffiel. Valerie zitterte am ganzen Leib. Wie froh war sie, als Debora das Zimmer endlich wieder verließ und das Licht und ihre Schritte auf dem Gang wieder schwächer wurden bis sie ganz verschwanden. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sich die Prinzessin wieder beruhigt hatte.
 

Erst dann kroch Valerie, noch immer zitternd, wieder unter dem Bett hervor.

„Geht es dir gut Liebes?“, fragte Amalia besorgt und ihr Blick folgte ihrer Tochter, die sich erneut dem Tischchen näherte.

Ohne ein Geräusch stellte sie die Pflanze auf dem Boden ab. Mit dem Tisch in der Hand eilte sie nun zum Fenster. Nur ungern wollte sie erneut unterbrochen werden. Da dieser Tisch nicht sonderlich schwer war, war es für sie kein Problem, mit der anderen Hand bereits das Fenster erneut zu öffnen. Erst als Ranas das wiederholte Aufspringen hörte, schien er sich wieder, atmen zu getrauen. Valerie reichte ihm das Möbelstück hinaus.

Seine Augen wanderten schnell über den kunstvoll gearbeiteten Hocker. Die gedrehten Beine und die liebevoll gearbeitete Oberseite gefielen ihm ebenfalls sehr. Auch Ranas war sich sicher, dass es sich bei diesem Schemel nur um ein Einzelstück handeln konnte. Selbst wenn die Sicht dieser bewölkten Nacht nicht die beste war, konnte er den leuchtenden Stein unmöglich übersehen.

Valeries Blick hing abwechselnd an der Zimmertür und am Drachenmensch vor dem Fenster. Sie beugte sich ein Stück aus dem Fenster und sah unruhig zu ihm auf.

„Beeil dich doch bitte.“

Auch für Ranas war es nicht möglich, den leuchtenden Stein einfach nach oben herauszureißen, ohne das Tischchen gleich vollständig zu ruinieren. Das biegen der Weidenruten an der Unterseite der Platte, brachte einige von ihnen zum brechen. Dabei vielen mehrere der Steine heraus. Darunter war auch der violette Stein. Mit einer schnellen Bewegung fing Ranas ihn auf und verstaute ihn sicher in seiner Hand. Dank seiner Größe konnte dieser magische Stein ihm jetzt nicht das geringste anhaben. Seine Kraft war einfach nicht stark genug. Mit großer Vorsicht bog er einige der gebrochenen Ruten wieder etwas zurecht, um ein herausfallen weiterer Steine zu verhindern. Erst dann gab er der blonden Fee den Hocker zurück.

Das an diesem Tischchen etwas nicht stimmte, würde man jetzt jedoch erst sehen, wenn man den schweren Topf herunterheben würde. Das Gewicht dieses, sollte er dennoch Problemlos aushalten.

Valerie stellte alles an seinen alten Platz zurück erst dann wand sie sich wieder ihrer Mutter zu. Amalia hatte die ganze Zeit über kein Wort gesagt, jedoch alle Geschehnisse genau beobachtet.

„Und ihr denkt, dass funktioniert wirklich?“

Ranas nickte wortlos.

Valerie strich der Königin abermals über die Hand. „Wir werden sehen und das beste hoffen.“ Ihr Blick fiel unruhig zur Tür. „Fühlst du dich im Stande, das Fenster hinter mir zu schließen? Ich halte es für sicherer, jetzt nicht durch die Flure in mein Zimmer zurückzukehren.“

Bevor Amalia jedoch antworten konnte, hatte die Prinzessin bereits Bedenken.

„Ich hoffe nur, Debora war nicht in meinem Zimmer und hat dort bereits das Fenster wieder geschlossen…“

„Ich schlafe ohnehin nur sehr schlecht. Solltest du nicht hineingelangen, komm zurück an dieses Fenster und ich lasse dich herein.“ Sie küsste Valerie auf die Stirn. „Ich hoffe nur, dass ihr diese Eskapade nicht umsonst durchstehen musstet.“

Valerie verließ mit einem Lächeln das Zimmer und zog das Fenster so weit heran, wie ihr es von außen möglich war. Amalia würde noch einige Zeit brauchen, bis sie es endlich aus dem Bett herausgeschafft hatte. Eine Veränderung konnte sie jetzt noch nicht spüren und sie zweifelte auch jetzt noch stark daran, dass diese überhaupt eintreffen würde.
 

„Warte bitte noch“, flüsterte Valerie dem Drachenmensch ins Ohr, während sie kurz um seinen Kopf herumgeflogen war. „Ich will mich nur kurz vergewissern, dass mein Fenster auch ja noch offen ist. Sonst bin ich gezwungen doch durch das Schloss zu laufen. Womöglich laufe ich dann Debora doch noch über den Weg. Ich bin gleich wieder zurück.“

Ranas nickte, entfernte sich jedoch trotzdem einige große Schritte vom Schloss.

Wie er nun so in der Einsamkeit der wolkenverhangenen Nacht stand, fiel sein Blick erneut auf den violetten Stein. Warum hatte ihn Debora dort nur versteckt? Er war sich jetzt bereits ganz sicher, dass niemand anderes dafür in Frage kam. War sie vielleicht gierig auf den Thron? Er hatte ja mitbekommen, wie sie sich ihm gegenüber verhalten hatte. Warum sollte sie also nicht auch so eine Absicht haben.
 

Ein surren an seinem Kopf brachte seine Gedanken zurück.

„Da bin ich wieder.“ Valerie flog ganz nah an seine Augen heran. Der bedeckte Himmel machte ihr die Sicht sehr schwer. „Ich weiß gar nicht, wie ich mich bei dir jetzt bedanken soll.“

Ranas strich ihr mit dem Finger liebevoll über den kleinen Kopf. Sie vor sich zu sehen, war ihm schon Freude genug.

„Treffen wir uns Morgen?“, flüsterte er angespannt, nachdem er noch einen kurzen Blick zum Schloss geworfen hatte, um auch weit genug davon weg zu sein.

„Aber ja“, gab Valerie ihm Prompt zur Antwort.

Der Drachemensch kratzte sich verlegen am Ohr. Sollte er es wirklich wagen? Er entschloss sich dafür. Ohne das die Prinzessin jetzt damit gerechnet hatte, gab er ihr einen Kuss auf die Stirn, welcher jedoch mehr ein Kuss auf ihr ganzes Gesicht war. Erblasst davon wich er mit dem Kopf ein Stück zurück.

„Entschuldige bitte…“

Valerie jedoch lächelte. Sie flog erneut auf den großen Kerl zu und gab ihm ebenfalls einen Kuss auf die Nase.

„Ich sollte jetzt langsam zurück.“

Ranas strich ihr nocheinmal vorsichtig über den Kopf. Dann setzte er seinen Weg, in den Wald zurück, fort. Weil man das schlagen seiner Schwingen ganz bestimmt noch weiter hören würde, wie seine Schritte, lief er lieber die Strecke. Er hatte ja Zeit. Im Wald erwartete ihn jetzt niemand. Also setzte er behutsam einen Fuß vor den anderen. Den Stein würde er im Wald irgendwo vergraben, dass auch niemand auf die Idee kam, irgendwem damit erneut Sorgen zu bereiten.
 

Valerie hatte den Rest der Nacht kaum geschlafen. Ständig musste wie wieder an Ranas denken. Auch jetzt wieder, beim gemeinsamen Frühstück mit der Familie. Erst recht nach ihrem Erlebnis von gestern Abend. Traurig starrte sie auf den leeren Hocker neben sich. Was würde er jetzt wohl gerade tun? Ihr unglücklicher Blick fiel auf Ravel und Serys. Auch sie machten heute Morgen einen eher gelangweilten Eindruck auf sie. Die Beiden sahen sich zwar hin und wieder an und zu ihrem Vater auf, doch zu fragen, ob der Drachenmensch wiederkommen würde, wagte sie sich schon längst nicht mehr. Selbst Daron machte heut einen noch ruhigeren Eindruck wie sonst. Nicht ein einziges Mal, sah er zu seiner Verlobten hinüber. Unmöglich konnte er immer noch böse auf sie sein.

Urplötzlich fiel Valerie ihre Mutter wieder ein. Hatte das gestrige Unternehmen etwas bewirkt? So schnell wie möglich musste sie die Königin sprechen. Wie sehr hoffte sie, dass dieses Erlebnis, wenigstens mit etwas Erfolg gekrönt war.
 

Sofort nach dem Frühstück, sah sie nach Amalia. Einer der Bediensteten brachte ihr soeben das Essen, doch auch wie am Tag zuvor, wirkte die Königin sehr müde und schwach. Mit halboffenen Augen schaute sie dem Angestellten nach, bis er das Zimmer verlassen hatte, dann wanderte ihr Blick mutlos zu Valerie.

„Würdest du bitte die Tür schließen, mein Kind.“ Kraftlos gelang es ihr, die Stimme zu erheben.

Valerie tat, wie ihr geheißen, doch als sie sich erneut ihrer Mutter zuwandte, saß diese aufrecht in ihrem Bett und hatte ein überglückliches Lächeln im Gesicht.

„Ranas hatte recht“, sagte sie sofort, ohne ihre Tochter unnötig lange auf die Folter zu spannen. „Bereits am gestrigen Abend hatte ich gespürt, wie die Kräfte langsam zurückkehrten.“

Valerie lief sofort auf sie zu und drückte ihre Mutter fest an sich.

„Ohne ihn würde ich jetzt noch hier herumsiechen. Wo ist er jetzt?“

Die Prinzessin sah Amalia traurig an. „Debora hat ihm die Kette abgenommen und ihn davongejagt. Er hat sich in den Wald, nicht weit hinter dem Schloss, zurückgezogen. Ohne diese Kette ist es ihm nicht möglich, sich auf unsere Größe zu verkleinern.“ Sie schniefte traurig.

Amalia gab ihr einen dicken Kuss auf die Stirn.

„Wann wirst du deine Genesung offenbaren?“ So schnell wie möglich wollte Valerie ihre Mutter wieder an ihrer Seite haben.

„Ich denke, ich werde noch auf den richtigen Augenblick warten“, gab diese jedoch zurück. „Ich will die Person, welche mich so lange Zeit leiden lies, auf frischer Tat ertappen.“ Sie strich ihrer Tochter liebevoll über das blonde Haar.

„Du darfst niemanden verraten, dass es mir besser geht, auch nicht deinem Vater – außer Ranas natürlich. Ich denke doch, dass du ihn dennoch triffst. So gut kenne ich dich.“

Die beiden Frauen warfen sich lächelnde Blicke zu.

„Nimm am besten das Tablett gleich wieder mit, bevor ich doch noch Appetit bekomme. Wenn ich jetzt alles wegputze, falle ich ganz sicher auf.“

Valerie drückte ihre Mutter noch einmal an sich.

„Ich werde dir bei Gelegenheit etwas zustecken“

Sie zwinkerte der Königin zu und verschwand mit dem Tablett wieder aus dem Zimmer.

Amalia legte die Hände hinter den Kopf. Jetzt hatte sie erst einmal genug Zeit, um über eine gerechte Strafe für diese Person nachzudenken.
 

Seit Ranas nicht mehr im Schloss weilte, setzte sich auch Daron nicht mehr auf der Wiese zu Valerie. Wie gerne würde sie jetzt sofort in den Wald fliegen, doch sie konnte nicht schon wieder wegbleiben. Damit würde sie ihren Verlobten nur noch mehr erzürnen. Und dennoch sah sie ihn noch weniger als sonst.

Leise weinend erhob sich die Prinzessin wieder. Sie ließ die Blumen fallen, die sie ihn ihrer Wut achtlos von der Wiese gerissen hatte und flog auf die Ställe zu. Valerie würde sich jetzt erst einmal mit ihrem Drachen beschäftigen. Vielleicht gelang es Wölkchen, sie etwas aufzumuntern.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-08-24T11:31:40+00:00 24.08.2009 13:31
eine geglückte Rettungsmission *ggg*
bitte weiter!

Wobei ich da auch den ein oder anderen Fehler entdeckt habe, auch Satzbau- und Fallfehlerchen.
Vielleichts magst Du noch mal drüberlesen :D

oder wenn Du magst schau ich mir die bisher komplette Geschichte nochmal durch und schicks Dir per email?
Weiss nicht meine eigene Fehler seh ich nach dem 2-3mal lesen oft gar nicht mehr.

Also wenn du magst kann ich mal drüber korrigieren, aber nur wenn du magst ;)


liebe Grüsse


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