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Feuerberg

von

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Zunächst ging die Reise eher senkrecht nach oben, als in eine bestimmte Richtung. Der König war auch sich jetzt noch nicht sicher, in welche Richtung sie fliegen mussten. Er nahm die Hände über die Augen, um besser zu sehen.

"Genau unter uns ist jetzt die Stelle, wo ich Euch gefunden habe."

Der Blick des Monarchen fiel zwischen Ranas Fingern hindurch auf den Boden herab.

"Hm...", sagte er jedoch überlegend. "Ist es vielleicht möglich, dass du diesen Wirbelsturm gesehen hast?"

Er schaute zu Ranas hinauf.

"Ich bin mir nicht sicher Euere Majestät."

"Da vorne", erklang einer der Stimmen von Ranas Kopf. "Ich bin mir sicher, dass das die richtige Richtung ist. Diese Felsformation kommt mir irgendwie bekannt vor."

Angestrengt blickte der König in die gezeigte Richtung

"Na schön. Versuchen wir es."

Er sah wieder zu Ranas hinauf.

"Sollten wir in dieser Richtung ergebnislos suchen ist es dann möglich, dass wir erneut zu deiner Höhle zurückkehren?"

Der Drachenmensch spürte ein kribbeln im Bauch.

"Aber natürlich. Ich bin mir aber sicher, dass wir weitaus mehr absuchen können, wie nur diesen einen Weg."

Auch wenn das heißen sollte, dass er die liebliche Valerie am heutigen Tag bereits das letzte Mal sehen würde...

Er warf einen sehr traurigen Blick auf sie hinab. Sie jedoch wirkte abgelenkt. Sicherlich war sie mit den Gedanken längst wieder zu Hause.
 

Der Drachenmensch war eine ganze Weile geflogen, als die felsige Landschaft unter ihnen allmählich flacher und mehr in sandigen Untergrund überging. Hier wurde es erneut unerträglich schwül, doch zum Pausemachen war keine Zeit. Ranas legte sich in die wenigen angenehm kühlen Windböen und ließ sich gleiten.

Der Sandige Untergrund wandelte sich unmerklich in eine Steppe. Nach und nach waren es mehr Grasbüschel, welche zwischen den Dünen hervorschauten. Traurigkeit mache sich in Ranas breit. Sicherlich hatten sie das Zuhause der Feen bald erreicht und für ihn hieße das Abschied nehmen. Valerie hatte zwar gesagt, er könnte bei ihnen bleiben, doch daran glauben konnte er nicht.

"Da vorne", rief erneut eine Stimme von seinem Kopf und riss ihn aus den trübsinnigen Gedanken.

Die Spur, welche der Wirbelsturm hinterlassen hatte, war jetzt besonders gut auf dem Erdboden zu erkennen. Dieser Furche jetzt zu folgen, war für Ranas ein leichtes.

Es dauerte auch nicht sonderlich lange, da konnte der Drachenmensch die Zinnen eines Schlosses zwischen den stetig höhergewordenen Grashalmen hindurch schimmern sehen. Dieses perlmutfarbene glänzen machte ihn unsagbar unruhig.

"Wir sind zurück", entfuhr es dem König erfreut.

Die breite Trasse des Wirbelsturmes hatte das Schloss erfreulicherweise verschont.

Ranas setzte zum Landeanflug an. Seine weit ausgebreiteten Flügel warfen einen beängstigenden Schatten. Nur wenige Augenblicke und unzählige Feen kamen dem Drachenmenschen entgegengeflogen. Ranas landete auf dem frischen Grün.

Zu seinem Erstaunen waren die heranfliegenden Feen uniformiert und trugen Waffen. Zweidutzend Wachen flogen nahe an den König heran. Eine weitere Gruppe baute sich mit ihren Bogen in einer Reihe dahinter auf.

Ranas ging in die Hocke und Valerie und die drei von seinem Kopf hüpften ab.

"Keine Sorge", beruhigte der König sein Volk. "Diesem Jungen verdanken wir unser überleben und unsere heile Ankunft."

Ranas ging mit den Händen flach über den Boden. Eine der Wachen flog ihm dabei fast auf die Nase.

"Diesem Jungen? Für sein Alter scheint er mir etwas zu groß geraten."

Ranas war ihm einen bösen Blick zu. Er hätte sich lägst wieder auf kleine Größe gebracht, doch er konnte den König unmöglich hier einfach auf dem Boden absetzen.

"Er ist ein Drachenmensch", hatte der König jedoch entgegenzuhalten. "Diese Größe ist für ihn nicht ungewöhnlich."

"Was ist mit Euerem Bein passiert?", versuchte der Soldat schleunigst abzulenken.

"Ich brach es mir bedauerlicherweise, als der Wirbelsturm uns am Feuerberg herausschleuderte. Die Anderen, welche ebenfalls hineingezogen und mitgerissen worden, sind soweit unverletzt. Meiner Tochter geht es ebenfalls gut."

Endlich traten noch weitere Feen auf den Platz. Sie kamen mit einer Art Trage und kümmerten sich sofort um ihren Monarchen. Genau das war für Ranas der Zeitpunkt, sich erneut zu verkleinern. Mit erstaunten Gesichtern sahen die Feen ihn an. Wie hatte er das jetzt gemacht?... Valerie flog sofort auf ihn zu und landete neben ihm auf dem Boden. Ihr in dieser Größe jetzt in die Augen zu sehen, hatte für ihn etwas ungeheuer sicheres.

Ohne ein Wort fasste sie nach Ranas Hand und zog ihn durch die umstehenden Feen immer weiter in Richtung Palast mit sich. Ranas verspürte Angst.

"Ich sollte wirklich nicht hier bleiben."

"Mach dir doch bitte keine Sorgen", sagte die blonde Fee und lächelte ihn beruhigend an.

"Du hast meinem Vater und mir das Leben gerettet. Denkst du wirklich der Rat würde dich einfach so wieder wegschicken?"

Der Drachenmensch schwieg jedoch nur mit gesenktem Blick.

"Ach komm schon."

Sie hielt ihn mit einem Ruck an und sah im dabei tief in die Augen.

"Ich lasse nicht zu, dass sie dich von hier wegschicken."

Endlich machte sich in seinem Gesicht etwas breit, was man vielleicht schon als Lächeln bezeichnen konnte.

Auf dem Weg zum Thronsaal hatte sich Ranas Befinden wieder etwas gebessert.

"Wo ist eigentlich deine Mutter?", fiel ihm auf.

Valerie schniefte traurig. "Sie ist in ihrem Bett. Mutter ist sehr Krank."

Ranas sah bedauernd zu ihr hinüber. "Was fehlt ihr denn?", wollte er sogleich wissen.

Valerie zuckte mit den Achseln. "Wir wissen es nicht. Keiner weiß, woran sie leidet."

War in dem Leben dieser Fee doch nicht alles so perfekt wie er Anfangs der Meinung gewesen war.

Die beiden hatten den Thronsaal noch nicht erreicht, da kam ihnen auf dem Gang ein dunkelhaariger Feenmann entgegen. Valerie ließ sofort Ranas Hand los und stürmte auf ihn zu.

"Daron", entwich es ihr leidenschaftlich und sie sank in seine Arme.

Fest drückte er sie an sich. Ranas blieb wie angewurzelt stehen. Mit einem überglücklichen Lächeln wand sich Valerie wieder zu ihm um.

"Darf ich dir meinen Verlobten Daron vorstellen."

"Das hier ist Ranas." Machte sie ihn bekannt. "Ohne ihn hätten wir niemals überlebt, geschweige denn hier her zurück gefunden."

Ranas senkte den Blick. Ihr Verlobter also... Die Sache mit dieser unglaublich hübschen Fee musste doch einen Haken haben.

Der dunkelhaarige Kerl sah ihn skeptisch an.

"Ich bin dir sehr zur Dank verpflichtet, dass du meine Prinzessin heil zurückgebracht hast", sagte er auf eine unangenehm demütigende Art.

Keine Regung war jedoch bei diesen Worten in seinem Gesicht zu sehen. Auch jetzt drückte er Valerie an sich. In Ranas stieg ungehindert Wut auf. Was fiel diesem Kerl nur ein.

"Darf ich erfahren, was du eigentlich für einer bist?", fragte er mit der selben Gleichgültigkeit weiter.

Ranas antwortete nicht. Stattdessen sah er weiterhin zu Boden und ballte die Hände zur Faust.

"Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen?"

"Ranas ist ein Drachenmensch. Er ist in Wirklichweit viel größer", sprach Valerie für den Fremden.

Urplötzlich schien dieser Daron doch Interesse zu zeigen. Er ging einige Schritte auf ihn zu.

"Drachenmensch?" Er kratzte sich nachdenklich am Kinn. "Sind diese nicht von den Menschen längst ausgerottet?"

Valerie stemmte die Arme in die Hüfte. Diese Worte waren sogar für sie jetzt etwas heftig gewesen.

"Noch nicht ganz", brachte Ranas mit unheimlicher Stimme hervor und ließ Daron bei diesen Worten den Blick seiner gelben Augen genau spüren.

"Hört doch auf." Valerie wollte keineswegs, dass sich die beiden stritten. "Wie geht es Mutter?", fragte sie stattdessen, um die beiden auseinander zubringen.

"Unverändert", sagte Daron den Blick immer noch Ranas zugewandt.

"Ich werde jetzt zu ihr gehen", sprach die blonde Fee weiter. "Begleitet ihr mich?"

Erst bei diesen Worten wand sich Daron zu ihr um.

"Ich habe noch etwas zu erledigen", bekam sie jedoch von ihm zu hören.

Er nickte ihr kurz zu und verschwand mit einem inhaltslosen Blick, mit welchem er Ranas strafte. Fassungslos sah ihm der Drachenmensch hinterher. Seine zarten Flügel waren nicht halb so schön, wie die von Valerie, dachte er sich. Eines konnte Ranas jetzt bereits mit Sicherheit sagen: Dieser Mann war ihm nicht im geringsten sympathisch.

"Kommst du?", vernahm er ihr zartes Stimmchen.

Ranas nickte und lief sofort auf sie zu.

"Du darfst nicht böse auf ihn sein", nahm sie Daron sogleich in Schutz. "Er hat es auch nicht gerade immer leicht."

Valerie wollte nach Ranas Hand fassen, doch er zog diese sofort zurück, bevor sich auch nur die Möglichkeit dazu hatte.

"Du bist verlobt?"

Traurig und dennoch mit gewisser Strenge sag er zu ihr hinüber. Valerie senkte den Blick.

"Ich hoffte, dass das für dich keine Rolle spielen würde. Ich war der Meinung, du würdest nicht hier bleiben wollen, wenn du es bereits vorher gewusst hättest..."

Mit langsamen Schritten lief sie voraus.

"Mit dieser Annahme hast du vollkommen Recht."

Valerie blieb sofort wieder stehen.

"Ich bitte dich. Das ist doch Albern."

"Führt sich dieser Daron Fremden gegenüber immer so auf? Dieses Verhalten ist einfach... ich weiß nicht was ich sagen soll."

Valerie zog wiederum unruhig an ihrem Kleidchen herum.

"Es tut mir leid, Ranas...", flüsterte sie kleinlaut und kratzte mit dem Fuß auf dem Steinboden unter sich.

Beim Anblick diese hübschen Geschöpfes verflog sein Ärger blitzartig. Sie wirkte jetzt so hilflos auf ihn, dass es ihm bereits wieder leid tat, dieses Thema überhaupt angesprochen zu haben.

"Du solltest jetzt besser zu deiner Mutter gehen. Sie wird heilfroh sein, dass du gesund wieder zurück bist."

Valerie sah ihn schüchtern an und nickte zustimmend. Die Königin sollte nicht noch länger Angst um sie haben müssen.
 

Im knappem Abstand war der Drachenmensch den blonden Fee gefolgt. Ihm gefiel dieses Schloss sehr. Es war so hell - wirkte so freundlich. Nicht wie die Felsen und die umherfliegenden Steine vom Feuerberg.

Der weitere Weg führte eine breite Wendeltreppe hinauf. Das königliche Schlafgemach war ziemlich am Ende des Ganges.

Valerie klopfte kurz an und trat ein.

"Mutter?", fragte sie mit gewisser Unruhe. "Vater und ich sind wieder zurück."

Jemand versuchte sich mit Mühe im Bett aufzurichten. Eilig lief Valerie auf sie zu.

"Mein liebes Kind", hauchte eine überaus schwache Stimme.

Die Prinzessin kniete sich sogleich neben das Bett ihrer Mutter und hielt ihre Hand.

"Ich bin so froh, dass euch nichts geschehen ist", sprach die zitternde Stimme weiter.

"Vater brach sich bedauerlicherweise das Bein, doch es geht ihm gut."

Unruhig sah sie zur Tür. Ranas war noch nicht eingetreten.

"Ohne ihn hätten wir jedoch nicht wieder zurückgefunden."

Wieder blickte sie zur Tür, doch der Drachenmensch war nicht zu sehen.

"Ohne wen?", fragte die Königin unruhig.

Auch sie schaute zur Tür, doch sie sah ebenfalls niemanden. Fragend fiel ihr Blick zu ihrer Tochter hinüber. Erst jetzt wagte sich Ranas in die Tür. Valerie winkte ihn sofort herein. Die Augen der Königin wurden groß.

"Ein Drachenmensch", hauchte sie überrascht und beobachtete jede seiner Bewegungen genau.

"Ganz recht, Euere Majestät." Ranas versuchte zu lächeln.

"Wenn er nicht gewesen wäre, hätten uns die herumfliegenden Steine aus dem Feuerberg mit Sicherheit erschlagen."

Ranas kniete sich ebenfalls neben das Bett.

Valeries Mutter fasste sofort nach seiner Hand.

"Ich weiß nicht, wie ich mich bei dir bedanken soll", flüsterte sie schwerverständlich leise. "Ich stehe tief in deiner Schuld..."

"Erlaube ihm, hier zubleiben", schlug Valerie sogleich vor.

Der glasige Blick der Königin ging unruhig zwischen den beiden hin und her.

"Liebes Kind. Du weist schon das dieser Drachenmensch in Wirklichkeit viel größer ist und..."

"Aber ja, liebe Mutter", unterbrach sie diese. "In seiner wahren Größe hat er uns doch auch von dem Steinregen gerettet. Mit dieser Halskette ist es ihm möglich, unsere Größe einzunehmen. Schicke ihn bitte nicht weg. Er ist doch der letzte Drachenmensch..."

Valerie schmiegte sich betrübt an die Hand ihrer Mutter.

"Der Letzte?" Die Königin sah ihm mit ungläubigen Augen an. "Wie lautet dein Name, mein Junge."

"Ranas", gab er zurück, ohne sie warten zu lassen.

Ihr Blick ging wenige Augenblicke ins Leere. Es schien, als würde sie jetzt krampfhaft nachdenken. Endlich kehrte ihr Blick wieder in diese Welt zurück.

"Ich bin mir sicher, diesen Namen bereits einmal gehört zu haben..."

Der Drachenmensch sah Valerie ratlos an. Warum wusste er dann nicht bereits von diesen Leuten.
 

Im selben Moment tauchte einer der Soldaten in der Tür auf.

"Der König verlangt nach Euch Prinzessin Valerie." Sobald er die Worten beendet hatte, senkte er den Blick.

"Jawohl", gab sie ihm zur Antwort und sprang sogleich auf. "Kommst du mit?"

Mit dieser Frage wand sie sich an ihren Gast. Die Königin fasste jedoch nach Ranas Hand.

"Warte noch", hauchte sie kraftlos.

Auch als er sich bereits erhoben hatte, ließ sie diese nicht los.

"Ich werde nachkommen", versprach ihr der Drachenmensch. "Ich bin mir sicher, dass ich dich in euerem Schloss schon finden werde."

Lächelnd sah er ihr nach als Valerie und die Wache gingen.

Die Königin sah ihrer Tochter nach, bis dieser verschwunden war, erst dann fiel ihr Blick wieder auf den Drachenmenschen, der neben ihr stand und dessen Hand sie immer noch hielt. Gab es vielleicht etwas, was Valerie nicht erfahren sollte?

Ranas kniete sich erneut neben das Lager der Herrscherin.

"Welche finstere Macht raubt Euch derart die Kräfte?", fragte er ungeniert.

Die Königin strich ihm sachte über die Wange.

"Ich weiß es nicht, mein Junge..." Sie hielt in ihren Worten kurz inne. "Ich kenne dieses Gesicht. Ich bin mir ganz sicher."

Wieder sah sie ihm tief in die Augen. Ranas lächelte.

"Deine Mutter", sprach die Feenkönigin plötzlich weiter. "War ihr Name Esmeralda?"

Ranas Augen weiteten sich und seine Hand begann zu zittern. Diesen Namen hatte er hier nicht erwähnt und doch hatte die Königin Recht.

"Ihr kanntet sie?", stotterte er aufgelöst. Nur noch fester begann er jetzt ihre Hand zu halten.

"Sie war eine so stolze Frau. Du hast ihre Augen."

Der Drachenmensch senkte den Blick.

"Was ist passiert?"

"Die Menschen... Sie fielen irgendwann ein und haben alles und jeden zerstört. Ich war noch so jung..."

Seine Augen wurden nass.

"Ich überlebte, indem ich mich zu den Leichnamen legte und mich tot stellte..."

Die Königin richtete sich schwerfällig auf und hielt abermals sein Gesicht.

"Mein lieber Ranas", äußerte sie schwach und strich im dabei über den Kopf. "Unser Volk hat mit den Drachenmenschen nie in Feindschaft gelebt. Aus diesem Grunde bin ich es deiner Mutter schuldig, dich nicht wieder zurückzuschicken, wenn du noch bleiben möchtest. Wir waren uns recht eng vertraut und ich denke, dass wäre in ihrem Sinne."

Ranas wusste nicht, was er jetzt dazu sagen sollte. Er war dieser Fee so dankbar für ihre Worte. Bevor er ihr jedoch in die Augen sah, rieb er sich diese trocken. Ehe er ihr Antworten konnte, nahm sie die Finger an ihre Lippen.

"Denke noch einmal über meine Worte nach. Ich weiß doch wie sehr ein Drachenmensch an seiner Freiheit hängt. Ich habe keineswegs vor, dich hier festzuhalten", fügte sie noch mit einem Lächeln hinzu.

Ranas erhob sich und ging zur Tür.

"Du solltest den König von meinen Worten dennoch in Kenntnis setzen", rief sie ihm noch nach.
 

Ranas folgte dem Gang zurück, den die beiden gekommen waren. Der Wendeltreppe lief er ebenfalls hinab. Als er unten angekommen war, hörte er bereits ein wild durcheinander diskutierendes Stimmengewirr. Von hier aus führte der Gang in für ihn noch unbekannte Richtung. Nicht lange und er hatte den Thronsaal erreicht. Der König saß auf seinem angestammten Platz und lächelte Ranas bereits entgegen. Seine Bediensteten hatten das gebrochene Bein gut geschient und es mit sämtlichen Kissen fast in die wagerechte gebracht. Zu seinen beiden Seiten standen noch einige weitere Feen, welche sich angeregt unterhielten. Erst bei Ranas betreten der Halle verstummten diese. Der Drachenmensch verbeugte sich knapp und kam noch einige Schritte näher. Valerie stand etwas abseits. Sie sah irgendwie traurig aus. Aus diesem Grund blieb er lieber gleich stehen. Er wollte ihr ganz sicher nicht im beisein ihres Vaters zu nahe kommen.

"Ich soll Euch ausrichten, dass die Königin damit einverstanden ist, wenn ich blieben würde", brachte Ranas es gleich auf den Punkt.

Das wilde Gemurmel setzte wieder ein. Valerie sah kurz zu ihm hinüber.

"Leute, Bitte...", versuchte der Monarch sein Volk mit erhobenen Armen zu beruhigen.

"Ihm verdanken wir, dass wir überhaupt überlebt haben. Ihr habt keine Vorstellung davon, welche lebensbedrohlichen Voraussetzungen der Feuerberg für eine Fee hat."

Die umstehenden schwiegen.

"Ich bin auch dafür, dass er bleibt. Wenn er sich hier wohlfühlt, dann auch länger."

"Aber König Magnus", versuchte ihn einer der Herren umzustimmen.

"Debora wird mit dieser Entscheidung nicht im geringsten einverstanden sein. Ihr wisst doch wie..."

Magnus hob die Hand, und brachte ihn damit zum schweigen.

"Immer höre ich nur Debora. Wo steckt sie überhaupt schon wieder? Ich finde, dass es in dieser Angelegenheit nicht von Nöten ist, ihre Meinung zu kennen. Schließlich geht es dabei um den Sachverhalt, des Überlebens meiner Tochter und mir. Sie hat damit nicht das geringste zu tun. Und warum sollte er nicht hier bleiben?"

Den umstehenden Feen waren die Argumente endlich ausgegangen. Einer nach dem anderen verließ ohne ein weiteres Wort die Halle. Ranas sah ihnen eine Weile nach, bis Magnus erneut die Stimme erhob. Er rief Ranas beim Namen. Sofort sah er auf.

"Komm doch näher."

Mit eindeutigen Bewegungen winkte er ihn heran. Unsicher sah der Drachenmensch jedoch zu Valerie. Die Traurickehit war ihrem Blick gewichen. Endlich sah er in ihren Augen wieder dieses bekannte leuchten. Sie folgte ihm sogleich. Der König reichte seinem Gast die Hand.

"Sei herzlich willkommen hier in unserem Reich", sagte er lächelnd und drückte Ranas fest die Hand. "Bleib solange du willst und du dich hier wohlfühlt."
 

Ranas Herz schlug wie wild. Es schien in seiner Brust zu hüpfen. Er fühlte sich so gut, wie seit langem nicht mehr. Valerie sah keck zu ihm hinüber. Hatte sie also ihr Wort gehalten, dachte er sich. Sollte sich sein Leben doch endlich zum Guten ändern?



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