„This is a story that I’ve never told“. So lauten die ersten Zeilen des Songs „Warrior“ von Demi Lovato, der mich auch ein wenig dazu inspiriert hat, die Story hinter L.O.V.E. genauer zu beleuchten.
Vor wenigen Tagen habe ich Kapitel 39 hochgeladen und konnte schon die ersten Reaktionen dazu lesen, die wirklich sehr unterschiedlich waren.
Eine Leserin fand sich sehr von den Geschehnissen erschlagen, während eine andere die dramatischsten Szenen mit Momenten aus der Serie Pretty Little Lairs verglich. (Autor Note: Ich liebe diese Serie *-*)
Ich persönlich fühlte mich, als ich dieses Kapitel geschrieben habe, von der Vergangenheit eingeholt.
Ich finde meine Inspiration meistens bei schrecklichen Dingen, die hauptsächlich mir wiederfahren sind. Ich weiß nicht warum, aber das Gefühl von schönen Momenten, hält bei mir so lange an, wie das Leben einer Eintagsfliege.
Vielleicht stimmt etwas mit mir nicht. Vielleicht ist meine Seele auch so schwarz, wie Kaffeesatz oder ich habe ausversehen einen Vertrag mit dem Teufel unterschrieben, der mich meinen glücklichen Momenten einfach so schnell wieder beraubt, dass ich sie einfach nicht genießen kann.
Okay, Spaß beiseite.
Ich möchte heute einfach ein wenig erzählen, welche Geschichte hinter L.O.V.E. steckt.
Genaugenommen reden wir über Inspirationsquellen, die mich dazu beflügelt haben, so ein krasses Ende zu wählen. Diese sogenannte Quelle beinhaltet eine Geschichte, die ich von Tag zu Tag mehr versuche zu verstehen und zu verarbeiten.
Und es ist keine Geschichte mit dem typischen Happy End.
Sie ist geprägt von Trauer, Unverständnis, Hass, aber auch Liebe.
Als mir mehrere Leser geschrieben hatten, dass sie sich von dem Kapitelinhalt erschlagen fühlten, musste ich unbewusst grinsen und dachte mir „Wow genau das, was ich wollte“.
Mit Kapitel 39 wollte ich genaugenommen die Funktion einer Dampfwalze übernehmen. Trauer und Glück, ganz nah beieinander, fast schon untrennbar. Doch die Trauer und die Wut über das Geschehene überrollen einen. Ohne Vorwarnung. Unkontrolliert.
Und leider auch Realität.
Es gibt einen Moment, der plötzlich alles verändert und einem zeigt, dass es nie wieder so sein wird, wie es mal war.
Ich hatte viele solcher Momente. Auch einen dieser bekannten Dampfwalzenmomente.
Es war Mitte Januar. Knapp einen Monat vor meinem 18. Geburtstag, auf den ich mich freute.
Achtzehn zu werden ist ja auch etwas ganz besonders. Volljährigkeit. Autofahren. Trinken was man will. Um nur einige Kleinigkeiten aufzuzählen, die ab dann auf einen warteten.
Ich erinnere mich noch sehr gut an diesen Moment, der alles veränderte.
Ich hatte geduscht. Meine Haare waren noch nass und ein Handtuch lag über meinen Schultern.
Plötzlich klingelte das Telefon und mein Vater hob ab. Ich dachte mir nichts dabei, kurz zuvor hatten wir uns noch ganz normal unterhalten, also wartete ich darauf bis er wieder auflegte.
Doch als er auflegte, war etwas anders. Sein Gesicht sagte viel, aber ich konnte seinen Blick nicht deuten.
Auf einmal sagte er zu mir, dass mein Onkel gestorben sei. Dann brach er in Tränen aus, fing sich aber innerhalb weniger Minuten wieder, da er „funktionieren“ musste.
In meinem Kopf bildete sich ein Chaos. Er hatte uns noch vor wenigen Tagen besucht. Er war nicht krank, dachte ich zu allererst. Hatte er vielleicht einen Unfall?
Ich war verwirrt.
Ich hatte plötzlich dieses Leeregefühl in meinem Kopf. Ich konnte noch nicht mal richtig weinen, besonders nicht nachdem mein Vater mir erzählte, woran er gestorben war.
Ich konnte es nicht fassen. Aber es war wahr.
Er hatte sich dazu entschieden, zu gehen. Er wollte sterben und ist gestorben.
Ich erinnerte mich automatisch an einen Moment, den ich plötzlich sehr bereute.
Es war meine letzte Begegnung mit ihm.
Er hatte uns kurz vor seinem Tod besucht und machte einen glücklichen und zufriedenen Eindruck, obwohl er sich vor kurzem von seiner Lebensgefährtin getrennt hatte.
Er schmiedete sogar neue Pläne. Wollte sich sogar neue Vögel anschaffen und in die Nähe von seiner Tochter ziehen.
Ich habe die Gespräche nur beiläufig verfolgt, da es Sonntag war und ich eigentlich meine Ruhe haben wollte.
Ich war also fast den ganzen Tag in meinem Zimmer gewesen. Gesehen hatte ich ihn nur kurz.
Doch besonders sein Abschied blieb mir im Gedächtnis. Er kam nochmal extra in mein Zimmer um sich zu verabschieden.
Ich bin auf dem Bett liegen geblieben, statt aufzustehen. Ich war zu müde gewesen und verabschiedete mich daher nur sehr halbherzig von ihm.
Danach war er gegangen. Für immer.
Doch ich dachte mir damals nichts dabei. Ich dachte, beim nächsten Mal wird er wieder in unserer Küche sitzen und einen Kaffee trinken. Doch ein nächstes Mal gab es nicht.
Er war gegangen. Und würde nie wieder kommen.
Und dies war der Moment, den ich wohl für immer bereuen würde und mich wie eine Dampfwalze überrollte.
Ich glaube, dass niemand so eine Situation verstehen kann. Ich habe sie bis heute nicht verstanden.
Das einzige, was ich musste, war es akzeptieren zu lernen.
Doch die Frage, nach dem WARUM blieb bis heute unbeantwortet. Und ich denke, die gleiche Frage, haben sich viele meiner Leser gestellt. Warum schreibt sie sowas? Wieso bringt sie gegen Ende ausgerechnet einen Hauptcharakter um? WARUM?
Weil das Leben, dir wenn es dir am besten geht, einfach knallhart ins Gesicht spukt und dir zeigt, woran du bist. Oder das Schicksal lebt nach der Devise „Schlimmer geht’s immer“.
Verstehen, kann man es nicht. Und es hat auch nichts mit Logik zu tun…es ist einfach wie es ist.
Nicht änderbar. Hart und teilweise auch ganz schön grausam.
„Die Sache mit dem Schmerz ist, dass er verlangt, gespürt zu werden“, um es mal mit den Worten von John Green auszudrücken.
Ich glaube, ich habe mir mit dieser Geschichte viel Schmerz zugeführt, der mich aber auch geheilt hat. Ich konnte Dinge erkennen, die ich vorher nicht erkennen wollte.
Der Tod gehört nun mal zu Leben dazu. Egal, ob man entscheidet freiwillig zu gehen, einen Unfall oder eine Krankheit hat, die einen dazu zwingt.
Es ist der Tod, was danach kommt, weiß keiner. Vielleicht gibt es ja sowas wie ein Paradise. Vielleicht gibt es auch eine Hölle. Vielleicht sitzen auch alle Verstorbenen auf Wolken und beobachten uns.
Wie wir leiden, lieben, Fehler machen und auch glücklich werden.
Ich für mich habe gelernt, dass ich mit vielen Dingen besser klar komme, wenn ich darüber schreibe.
Vielleicht sind deswegen meine Geschichten auch so dramatisch.
Manchmal wünschte ich mir wirklich, ich hätte in meiner Jugend wirklich andere Sachen erlebt, die nur „Schön“ sind, wie die erste Liebe, weggehen mit Freunden oder das erste Mal mit einem Auto gegen den Bordstein zu knallen.
Aber das Leben hat meistens einen eigenen Plan, der mich öfters aus der Bahn geworfen hat, als mir eigentlich lieb war.
Doch ich habe gelernt entgegenzuwirken. Mit ganzer Kraft. So als würde man gegen die unendliche Stille anschreien.
Ich habe begonnen meine Seele festzuhalten, was nicht unbedingt immer eine gute Idee ist, da man sich dadurch sehr leicht angreifbar macht.
Doch es hat mir auch gezeigt, dass es einem dadurch besser geht, wenn man es zulässt.
Es ist wie Magie. Kraftvoll und ganz und gar nicht rational.
Und ich finde es wirklich krass, wie viele diese Geschichte aufmerksam verfolgt haben, ohne diesen Hintergrund zu kennen. Natürlich könnte ich sämtliche Geschichten hier auspackten und darüber sprechen, wie sehr sie mich beeinflusst haben. Aber ich denke man erkennt schnell, wenn man meine Geschichten kennt, welche Themen ich fokussiert anspreche und welche nicht.
Viele haben schon gefragt, ob ich es irgendwie mit Schwangerschaften hätte. Und ja, ich finde das Thema genauso interessant, wie ich es schwierig finde, besonders wenn man so eine Entscheidung wie Mimi in meiner Geschichte treffen musste.
Und da mir solche ethischen Fragen, nicht nur in meinem jetzigen Studium immer wieder begegnet sind, sondern auch schon in meiner Schulzeit, habe ich mich vermehrt damit auseinandergesetzt.
Natürlich ist das sehr prägend, besonders wenn man eine Lehrerin hatte, die in der Schwangerschaftsberatung gearbeitet hat und auch persönliche Erfahrungen, die ich hier nicht, sondern bei „Die Zeit deines Lebens“ nochmal thematisieren will, spielen auch eine entscheidende Rolle. (Autor Note: Keine Sorge ich war noch nicht in irgendwelche Schwangerschaften verwickelt, aber es gibt ein Ereignis, dass mich sehr geprägt hat).
Vielleicht ist das meine Zukunft, Menschen zu helfen, die keinen Ausweg mehr wissen.
Denn ist gibt einen, auch wenn er nicht ganz offensichtlich ist.
Und diesen Weg will ich durch meine Geschichten gehen. Solange mich meine Inspiration nicht verlässt.
Ich glaube, wenn meine Geschichten nicht mehr dramatisch wären, dann wären sie nicht meine.
Und ich bereue meine Entscheidung und Erfahrungen, die ich sammeln durfte, nicht im Geringsten.
Eine Entscheidung, die ich nach dem Selbstmord meines Onkels getroffen hatte, könnt ihr im obigen Foto sehen.
Es ist Tattoo, dass ich mir kurz danach stechen gelassen habe. Es ist eine Taube, die für mich vieles symbolisiert, unter anderem auch Freiheit.
Aber vor allem erinnert sie mich daran, dass egal wie schlimm eine Situation auch ist, sie nie ausweglos sein wird. Es gibt immer eine Lösung und diese Lösung muss nicht der Tod sein.
Das Leben ist zu kostbar, um es einfach aufzugeben, auch wenn ich meinen Onkel nicht verurteilen will. Ich akzeptierte seine Entscheidung, die mir nur gezeigt hat, dass man als Familie, alles durchstehen kann. Egal wie schwer es auch ist. Liebe kann Berge versetzten.
Man muss es nur zulassen.
Ich weiß, dass ich jetzt wirklich viel geschwallt habe. Aber ich finde, dass ein Happy End immer relativ ist. Natürlich möchte ich nicht zu viel verraten, da der Epilog noch folgt.
Natürlich ist ein Verlust immer schwer, aber er kann auch eine Kettenreaktion auslösen, die wiederrum Wunder auslöst. Einfach ist es nicht, das stimmt schon.
Das Leben läuft nicht gradlinig. Und es gibt natürlich Menschen, die mehr Scheiße erleben müssen, als andere. Doch nur so lernt man, das zu schätzen, was man hat.
Dass, auch kleine Dinge zählen, wie ein einfaches Kompliment oder einen Blick in den rotgefärbten Himmel am Morgen.
Ich habe viele Leute in der Vergangenheit kennengelernt, die missgünstig waren, obwohl sie wirklich alles hatten, was sie haben wollten. Doch die kleinen Dinge im Leben waren unwichtig geworden.
Und vielleicht ist es daher ganz gut, einen kleinen oder auch riesengroßen Dämpfer zu bekommen.
Es zeigt, dass wir eben nur zu Gast auf dieser Welt sind und jeden Augenblick, ob er nun traurig oder wundervoll ist, genießen sollten. Und vielleicht entsteht daraus etwas ganz besonders.
Ich möchte mich nun an dieser Stelle, ganz lieb bei allen Lesern und Kommentarschreibern für ihre Geduld und auch ihre lieben Worte danken.
Diese Geschichte war wirklich eine Achterbahnfahrt und ich bin froh, dass ich einige Menschen damit erreichen konnte.
Und vielen Dank für alle lieben Ratschläge, aufmunternden Worte und konstruktive Kritik!
Es hat mir wirklich sehr viel Freude bereitet und ich hoffe natürlich, dass wir uns bei der einen oder anderen Geschichte wiedersehen werden.
Liebe Grüße
dattelpalme11