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Theodizee Gut & Böse, Religion

Autor:  ChaoticMiwa
Theodizee beschreibt die Gottes Rechtfertigung für das Unheil auf der Welt.

Wenn Gott allmächtig und gütig ist, wieso lässt er Unheil auf der Erde dann zu?
Mit Karma oder Lehren kann man es nicht erklären, da offensichtlich guten Menschen oft böses wiederfährt wie auch bösen Mensche guten wiederfährt. Was Gut und Böse ist oder ob es überhaupt existiert stellen wir mal in den Hintergrund.

Erklärende Ansätze wären folgende:

-Gott ist gutmütig, aber nicht allmächtig. Womit man ihn aber nicht mehr Gott nennen kann.
-Gott ist allmächtig, aber nicht gutmütig. Dafür passiert meiner Meinung noch zu wenig böses auf der Welt.
-Gott ist weder allmächtig noch gutmütig. Womit er ebenfalls kein Gott wäre.
-Es gibt Gott nicht.

-Oder, Gott hat einen verdammt guten Grund, Dinge geschehen zu lassen, die wir als Unheil sehen.


Irgendwie sagt mir aber keiner dieser Ansätze wirklich zu.
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Datum: 20.11.2012 23:02
Da ich gerade zufällig vorbeikomme :)
Dazu empfehle ich einschlägige Einführungen in die Gnosis. Ebenfalls: Der Aufsatz 'Unsterblichkeit und heutige Existenz' von Hans Jonas, genauso ders.: 'Der Gottesbegriff nach Auschwitz'
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Datum: 20.11.2012 23:22
-Gott ist allmächtig, aber nicht gutmütig. Dafür passiert meiner Meinung noch zu wenig böses auf der Welt.
Nur weil jemand nicht gutmütig ist heißt das noch nicht, dass er zwingend bösartig sein muss. Er könnte ja auch neutral sein. Oder eine andere Definition von 'gutmütig' besitzen als wir. ;)



Aber ehrlicherweise - neben der Tatsache, dass ich die Theodizee-Frage an sich ziemlich unsinnig finde - denke ich darüber folgendermaßen:

"Gott hat den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen", sprich: Der Mensch ist mit einem eigenen Verstand, mit Selbsterkenntnis und vor allem Eigenverantwortlichkeit gesegnet.

Gott ist ja bekanntlich unser Vater, und seinerzeit haben wir beschlossen, ihm gleich zu werden, indem wir uns bewusst dafür entschieden haben, eine seiner Anweisungen zu missachten (auch bekannt als der Sündenfall); das ist ein ganz normaler Vorgang im Erwachsenwerden:
Kinder werden zu Jugendlichen und fangen an zu rebellieren. Man möchte selbst über sein Leben entscheiden, und vergisst dabei nur all zu oft, dass das auch Verantwortung mit sich bringt, und auch die Gefahr, dass man mit seinen Problemen selbst fertig werden muss.

Deine Eltern können dich trösten, wenn dein Auto von einem herabstürzenden Baum zerquetscht wird, aber letzten Endes ist es deine Verantwortung, das zu tragen und dich darum zu kümmern, dass der Schaden behoben wird und alles mit den Versicherungen geklärt wird.
Wenn deine Eltern sich weigern, das für dich zu tun, dann scheint es im ersten Moment auch unfair und ungerecht, aber das gehört nun mal zur Eigenverantwortlichkeit dazu - dass man auch mit Dingen konfrontiert wird, die eben weh tun. Aber daran wächst man.


Oder auch, meine Gedanken zur Theodizee-Frage, die viellicht auch ein paar gute Anregungen haben:

Wie kann Gott das zulassen?

- Gott hat uns Eigenverantwortlichkeit über unser Leben gegeben, und traut uns zu, dass wir selbst mit unserer Wirklichkeit fertig werden. "Papa" möchte, dass wir erwachsen werden.

- Man braucht Unglück und das Schlechte, damit man das Gute zu Schätzen weiß. Wäre alles immer nur toll und glücklich, würde es bald sehr langweilig werden und man käme zu einem absoluten Stillstand der Dinge.

- Gott hat besseres zu tun als jedes Steinchen aus unserem Schuh zu entfernen. Wir sind nicht so wichtig, wie wir gerne wären; auf diesem Planeten sind wir nicht die erste und sicherlich nicht die letzte Rasse, die es zur Dominanz gebracht hat. Deswegen hat Gott uns trotzdem alle lieb, aber wir sind nicht das A und O in seiner Existenz.

- Gott möchte unter Umständen ja weniger uns vor der Natur, sondern vielmehr die Natur vor uns schützen. Die ganze Welt ist Gottes Schöpfung, er muss zusehen, dass es zumindest soetwas ähnliches wie ein Gleichgewicht gibt. Gott ist nicht da, um uns alleine durch alles durchzuboxenund dafür zu sorgen, dass es alleine den Menschen gut geht, sondern muss sich um vieles mehr kümmern. Wir haben kein Anrecht auf permanenten Schutz, auch wenn wir vielleicht gerne so wichtig im Universum wären.

- Gott hat ein System der Existenz geschaffen, das, einmal angestoßen, sich entwickelt und läuft. Eine weitere Einmischung seinerseits ist daher nicht notwendig. (Vielleicht hat er auch aus vergangenen Erfahrungen gelernt und eingesehen, dass bei uns hopfen und Malz verloren ist.)

- Gott hat keine Lust mehr sich um uns zu kümmern und hat sich eine neue Welt gesucht, an der er momentan mehr Interesse hat.

- Im Grunde ist die Theodizee einfach nur eine Schuldzuweisung, weil es ja nicht sein kann, dass etwas passiert, ohne dass irgendeine bösartige Kreatur daran Schuld ist. Sei es, dass der letzte Keks aus der Keksdose gegessen wurde, dass es heute regnet oder dass im Pazifik ein Vulkan ausbricht. Da muss doch wer dran Schuld sein! Aber wir sind's ja nicht gewesen; aber wer dann? Nachdem wir ja das wichtigste auf diesem Planeten sind kann es nicht angehen, dass irgendetwas außer uns mächtig genug wäre, etwas derartiges zu bewirken.
Also, wer bleibt dann noch?
Ach ja, Gott! Und da der sich nicht dazu äußert ist es ganz bequem, ihm das alles in die Schuhe zu schieben, ihn anzuklagen und uns selbst in wohliger Unschuld zu baden.




Generell sehe ich das Problem so: Wir Menschen halten uns generell für unglaublich wichtig, und deshalb haben wir das Gefühl, wir müssten irgendwie bevorzugt vor allem behandelt werden. Da wir uns aber mit der bitteren Wahrheit - wir sind genau so (und)wichtig wie alles andere auf diesem Planeten auch - nicht abfinden wollen suchen wir immer wieder nach Erklärungen, warum es eben nicht so sein kann und schimpfen und klagen dabei vor, auf und über Gott.





Ich möchte mit diesem Kommentar übrigens niemanden beleidigen, kränken oder in irgendeiner Weise sagen, dass es nicht schrecklich ist, was an Naturkatastrophen oder persönlichen Schicksal Tag für Tag die Menschen plagt.
Nur ich habe eine persönliche Abneigung gegen die Theodizee-Frage, und daher fühlte ich mich motiviert, meine eigene, persönliche Meinung hier auszudrücken, die nicht allgemeingültig ist und bestimmt vielem zuwiderläuft.
Aber nachdem der Blog doch schien, als wäre er offen für andere Ansätze, wollte ich gerne etwas beisteuern. =)
Take me to a world where the moon is still shining
And I'll catch its light for you...


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