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Germanga oder Nihon Manga - Raterunde DManga, Manga, Rätsel, Verlosung

Autor:  roterKater

[edit 18.11.]

So, die Gewinnrunde ist vorbei! Preise werden heute im Laufe des Abends verteilt (die Gewinner sind unten schon eingetragen) und die Lösungen an alle Teilnehmer verschickt!

Ihr könnt natürlich trotzdem noch mitraten, auch wenn es nichts mehr zu gewinnen gibt! Einfach wie unten angegeben eure Lösungen per ENS schicken und ich sag euch, wieviel richtig war und geb euch auch die Auflösung, wer was ist!


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Es hält sich ja weiterhin hartnäckig die Ansicht, dass deutsche (oder allgemein westliche) Mangazeichner prinzipiell nie so zeichnen können wie die Vorbilder aus Japan, ganz egal wie sehr sie sich auch anstrengen. So bekommen einfach das "typisch Japanische" nicht hin, wie man letztens wieder in einer albernen Diskussion auf mangaka.de nachlesen konnte. Oder um es mit Thilo Sarrazin zu sagen: ihnen fehlt einfach das Manga-Gen. Dass diverse Leute aus der "deutsche Manga sind alls Mist"-Fraktion selbst gerne Manga-Zeichner werden würden, macht die Sache nur noch absurder.

Um dem Vorurteil mal etwas auf den Zahn zu fühlen, hab ich mal ein kleines Rästel zusammengestellt, wo jeder einmal für sich selbst erforschen kann, inwieweit man die Herkunft denn nun tatsächlich direkt am Zeichenstil ablesen kann.

Nachstehend findet ihr vier Spoilerblöcke. In jedem sind jeweils 10 Doppelseiten aus deutschen und japanischen Manga, die ich ausmeinem Schrank gegriffen hab. Ich hab dabei die Texte weitestgehend rausgenommen, damit man sich wirklich auf den Zeichenstil konzentrieren kann. Ihr dürft jetzt selbst einmal raten, welche der 40 Doppelseiten denn nun aus japanischen und welche aus deutschen Manga stammen! ^^

Eure Lösungsvorschläge könnt ihr mir gerne per ENS zuschicken und ich sag euch dann, wieviel Prozent ihr richtig hattet!

Unter allen Teilnehmern verlose ich:

- 3x 25KT -
KikoroabgemeldetCliffRacer
- 3x 10KT - AnMokachamari-mari
- 3x das Item "Entoman" - SalamandraTomoaki-chanabgemeldet


Die Preise gehen nicht an die besten Rater (man kann ja einiges nachrecherchieren und das wäre dann nicht Sinn der Sache), sondern werden zufällig unter allen Teilnehmern ausgelost. (Losfee wird dheny spielen, ob er will oder nicht!)
Also versucht einmal mal, rein nach Gefühl zu raten!

70% sollte in der Regel jeder schaffen, da man ja schon durch blindes Raten im Schnitt 50% schafft und zudem einige Zeichner und Stile wohl auch erkennen kann.

Teilnehmen kann man bis zum 15. November 2010. Danach werden die Preise verlost und die Lösungen veröffentlicht.

[edit] Bevor es noch mehr Verwirrungen gibt: nicht alle Einträge pro Block sind aus dem selben Land! Die Blöcke dienen nur zur Strukturierung!

Eine Lösung könnte zu Beispiel so aussehen:

Spoiler [ Anzeigen]



Ihr könnt natürlich auch gerne dazuschreiben, wenn ihr direkt was erkannt habt!


Hier die Rateblöcke:


BLOCK 1


Spoiler [ Anzeigen]




BLOCK 2


Spoiler [ Anzeigen]




BLOCK 3


Spoiler [ Anzeigen]





BLOCK 4


Spoiler [ Anzeigen]



Viel Spaß beim Raten! ^^

P.S.
Ich hoffe, ja, unabhängig davon, wieviel man hier letztendlich richtig erraten kann - die Auflistung zeigt denke ich eines recht gut:
Manga ist sowohl in Japan als auch in Deutschland eine extrem vielseitige Angelegenheit, die die unterschiedlichsten Zeichenstile und Ausprägungen annehmen kann. Es ist schon schwer genug, sich auf etwas zu einigen, was typisch Manga sein soll, unabhängig von der Herkunft. Und was das "typisch Japanische" angeht - naja, vielleicht findet es ja einer von euch! ;)

Teilnehmer:



Spoiler [ Anzeigen]


Review: "Ein Lied für Elise" DManga, Natalia Batista, Review, tokyopop

Autor:  roterKater



Ein bisschen verfänglich ist es ja schon, das Review unter "Germanga" zu taggen. Natalia kommt ja bekanntlich aus Schweden und hat das Projekt zuerst als Selbstveröffentlichung auf Englisch unter die Leute gebracht. Tokyopop legt jetzt eine neu überarbeitete und natürlich auf Deutsch übersetzte Fassung vor, die damit also irgendwie auch wieder eine deutsche Eigenproduktion ist. Besonders prekär wird die Sache aber dadurch, dass sich der ein oder Fan der deutschen Manga-Zeichner fragt, wozu man denn nun eigentlich extra Zeichner aus Schweden ankarren muss, wenn mittlerweile auch die fähigsten heimischen Zeichner bei den Verlagen eine Absage nach der anderen kassieren. Hauptsache Boyslove?

Ich halte mich hier mal mit vorschnellen Statements zu der Problematik zurück, da kann sich jeder selbst seinen Teil zu denken. Letztendlich steht bei allem Lokalpatriotismus die Qualität der Veröffentlichung an erster Stelle. "Ein Lied für Elise" bringt das allerdings in eine äußerst schwierige Ausgangssituation: Natalia muss sich nicht nur gegen die japanischen Veröffentlichungen behaupten, sondern auch gegen die deutschen Zeichner und deren Fans, die jetzt mit Argusaugen auf den besetzten Slot im Release-Kalender schielen. Der Band muss hier also schon einiges bieten, um ihren Platz im TP-Programm behaupten zu können. Und tut er das?

Mitnichten. "Ein Lied für Elise" ist zwar bei Weitem kein schlechtes Werk, aber eben auch kein besonders gutes. Den Kern der Handlung bildet die problematische Dreiecksbeziehung der Schulfreunde Andi, Markus und der unter Borderline leidenden Elise. Beide tun trotz ihrer Karrieren als Sänger und Kunststudent ihr Möglichstes, um für die psychisch schwer belastete Elise da zu sein. Nur ihre Liebe können sie ihr nicht bieten. Denn Andi liebt Markus...

Natalia verortet ihre Geschichte weniger in den üblichen von Klischees durchtränkten Boyslove-Fantasien, sondern legt sie etwas bodenständiger und realistischer an. Trotz der Borderline-Thematik wird die Story aber nie wirklich galubwürdig, da sie stark an der Oberfläche der Charaktere bleibt und trotz einiger geschickt eingebundener Rückblenden nicht den nötigen Platz findet, ihnen Tiefe zu verleihen. Und es wäre verkürzt, das auf das Einzelbandformat zu schieben. Natalia panelt wie viele westliche Mangaka extrem großzügig, um mit den Zeichnungen schnell voranzukommen. Der Band ist in gut zwanzig Minuten durchgelesen. Auf 200+ Seiten hätte man wesentlich mehr Handlung unterbringen können, wenn man denn gewollt hätte.

Ein bisschen frag ich mich aber, ob das überhaupt beabsichtigt war. Nach den dramatischen ersten zwei Kapiteln wischt das dritte und letzte Kapitel nämlich alle Schicksalsschläge beiseite und stürzt sich in eine feucht-fröhliche Yaoi-Orgie, die mit den ersten beiden Kapiteln überhaupt nicht zu vereinbaren ist. Es wird sicher viele freuen, dass die Sexszenen sehr explizit und ausführlich geraten sind (man sieht tatsächlich deutlich mehr als in den japanischen Gegenstücken), aber letztendlich hängt "Ein Lied für Elise" etwas orientierungslos zwischen den Stühlen. Die Leser, die sich auf eine ernsthafte und realistische BL-Romanze mit Tiefgang gefreut haben, werden sich etwas verschaukelt fühlen, wenn das ganze Drama der ersten zwei Akte am Ende nur dazu diente, einen Aufhänger für explizite Sexszenen zu liefern. Und diejenigen, denen es eh nur um den Sex ging, werden mit dem langen Anlauf zu kämpfen haben. Anscheinend wollte man es wieder zu vielen Leuten Recht machen und hat dabei den roten Faden etwas aus den Augen verloren.

Zeichnerisch weißt "Ein Lied für Elise" dieselben Ökonomisierungs-Probleme auf, wie man sie auch von einigen deutschen Zeichnern kennt: großzügiges Paneling, extrem sparsame bis gar nicht vorhandene Hintergründe, dafür exzessiver PC-Rasterfolieneinsatz, um die Seiten irgendwie voll zu kriegen. Ich wünschte wirklich, man würde einige Zeichner dazu zwingen, ihre Seiten komplett per Hand zu rastern, so dass sie angesichts der anfallenden Rasterfolienkosten das Stilmittel mal etwas überlegter einsetzten. Trotz der kräftigen Überrasterung liegen Natalias Zeichnungen aber gut im Auge. Wenn man sich mit dem deutlich westlich geprägten Stil anfreunden kann, bekommt man hübsch geinkte und gelayoutete Seiten vorgesetzt. Insbesondere das sehr dynamische Paneling kann sich wirklich sehen lassen. Und wenn's ans Eingemachte geht, darf man auch Natalias, öhm, umfassende Anatomiekenntnisse bestaunen, mit denen Boyslove-Fans sicherlich mehr als glücklich werden.

Zusammenfassend kann man sagen, dass "Ein Lied für Elise" etwas unentschieden zwischen zwischen Sex und Drama hängt. Die ersten zwei Kapitel bieten ordentliches Storytelling mit geschickt eingeflochtenen Rückblenden und Mut zum Drama. Das dritte Kapitel bietet glücksseligen und alles andere als zurückhaltenden BL-Sex für alle stilistisch etwas weltoffeneren Yaoi-Fans. Beides hat irgendwie etwas miteinander zu tun. Das eine als Rechtfertigung für das andere anzusehen fiel mir zumindest etwas schwer. Zeichnerisch bietet der Band nicht mehr, als man es auch von hiesigen Zeichnern kennt. Ob ihm das die Rechtfertigung abspricht, hierzulande veröffentlicht zu werden, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Für Boyslove-Fans, die es gerne auch mal etwas realistischer mögen und eher westlich geprägte Stile nicht scheuen, aber definitiv einen Blick wert!

Ach ja, falls sich noch jemand fragt, was das Ganze jetzt mit Beethoven zu tun hat: genau gar nichts! ^^

Germanga-Review-Woche! Karotaler zu verdienen! amazon, DManga, KT-Schleuder, Review

Autor:  roterKater

Huhu!

Ich hab mal wieder ein paar Karotaler zu vergeben, aber diese sollen der deutschen Manga-Szene zu Gute kommen. Daher eine kleine Aufgabe für euch:

Schreibt Reviews zu Manga-Veröffentlichungen deutschsprachiger Mangazeichner und veröffentlicht sie auf amazon.de!

Zu verdienen gibt es:
- pro 25 Wörter des Reviews gibt es 1 KT. Maximal sind für ein Review 10 KT zu holen (ab 250 Wörtern).

Regeln:
- Reviews müssen frühestens heute, den, 14.10., veröffentlicht werden. Einsendeschluss ist Freitag, 23.10. 24 Uhr.
- Pro User maximal 3 Reviews! Also maximal kann jeder für drei lange Reviews insgesamt 30 KT verdienen.
- Ob ihr euch in de Reviews positiv oder negativ über die Manga äußert, bleibt euch überlassen, aber man muss dem Review anmerken, dass ihr den entsprechenden Titel auch wirklich gelesen habt.
- Falls ihr kritisieren möchtet, bleibt bitte sachlich! Ich behalte mir vor, unsachliche, verleumderische oder beleidigende Reviews im Extremfall auszuschließen.
- Die Reviews müssen natürlich selbst verfasst sein. Abtippen oder kopieren zählt nicht!
- Verlinkt eure Reviews dann einfach hier im Weblog!

Jedes den Bedingungen entsprechende Review erhält die versprochenen KT, ganz egel wieviele es werden! Meint ihr, ihr bekommt mich pleite? Versucht's doch! ^^

Dann ran an die Tastaturen!

Bisher eingereicht:

Sil-Coke:
- Götterboten (51 Wörter) - 2 KT
- Grablicht (49 Wörter)
- Daftball (53 Wörter) - 2 KT
- Personal Paradise (88 Wörter) - 3 KT

Regenecho
- Summer Rain (255 Wörter) - 10 KT
- Dämonenjunge Lain (261 Wörter) - 10 KT

Kikoro
- Summer Rain (325 Wörter) - 10 KT
- Dämonenjunge Lain (261 Wörter) - 10 KT
- In the End (261 Wörter) - 10 KT


P.S. Wer diese oder vergleichbare spätere Aktionen unterstützen möchte, darf gerne Karotaler oder auch Items spenden und wird dann hier in eine Spenderliste eingetragen.

Spenden:
demoniacalchild - 100 KT
Horrorkissen - 50 KT
Rosa_Maus - 100 KT

P.P.S. Ich glaub die KT reichen erstmal! ^^
Dankeschön!

"Götterboten" - Review Comicstars, DManga, Götterboten, Lisa Santrau

Autor:  roterKater




Lisa Santrau – "Götterboten"
 
Comicstars/New Ground Publishing/Knaur; Einzelband; 6,99€
 
Pünktlich zur Connichi erschien nun die dritte Druckveröffentlichung unter dem neuen Comicstars-Label. Und – korrigiert mich, wenn ich mich irre, aber wir erleben hier gerade wirklich eine Premiere: "Götterboten" ist meines bescheidenen Wissens der erste waschechte Magical-Girl-Manga aus Deutschland! Obwohl das populäre Genre insbesondere durch "Sailor Moon" die deutsche Szene nachhaltig geprägt hat wie kaum ein anderes, blieb es bisher bei den heimischen Zeichnern doch nur bei ein paar spielerischen Kurzgeschichten zu dem Thema. Aber jetzt gibt es ja Lisa Santrau, die mit ihrem Debut einen munteren Shôjo-Manga präsentiert, bei dem sich Magical-Girl-Fans sicherlich gleich heimlisch fühlen werden!
 
"Götterboten" bedient sich für seine Figuren in der antiken griechischen Mythologie, was dem Manga einen originellen Aufhänger gibt. Der jugendlich aussehende Götterbote Hermes verliert durch einen Zwischenfall die Hälfte seiner göttlichen Macht an die Schülerin Chidori und muss nun gegen seinen Willen mit ihr zusammen gegen das Böse kämpfen. Weil die zwei sich nun nicht mehr trennen können, zieht er kurzerhand mit seinem Assistenten, einem fliegenden Kuglfisch, bei ihr ein, und da der grummelige Hermes und die aufbrausende Chidori sich ungefähr so gut verstehen wie Feuer und Wasser, ist für reichlich Beziehungschaos gesorgt. Damit nicht genug, haben es auch noch drei Erinyen, Rachegöttinnen aus der Unterwelt, auf das Chaos-Duo abgesehen... Das Set-Up ist also perfekt für eine schwungvolle Magical-Girl-Story einschließlich bunter Verwandlungsszenen, wenn die zwei zum Kampf gegen das Böse schreiten müssen.
 
Was zuerst auffällt, ist das sehr gelungene Chara-Design. Die Figuren sind toll gezeichnet, phantasievoll entwurfen und sympathisch umgesetzt. Von den Kostümen bis zu den Frisuren und Gesichtsausdrücken gibt's an der Charaktergestaltung absolut nichts zu meckern, was ich für ein Taschenbuch-Debut-Werk schon hervorhebenswert finde, und mit dem fliegenden Kuglfisch ist Lisa ein schräger Sidekick gelungen, der geradezu nach Plüschi-Merchandise schreit. Auch kann der erste Blick aufs Buch sofort überzeugen: das Cover und die Farbseiten sind traumhaft schön. Lisas traditionelle Kolorationskünste können wirklich überzeugen. In der wie üblich tadellosen Großformatausgabe aus der Comicstars-Reihe kommen diese Vorzüge auch sehr gut zur Geltung.
 
Die eigentlichen Kapitel können das Niveau leider nicht ganz halten. Zwar sind die Seiten durchweg klar und übersichtlich strukturiert, aber das Paneling ist doch teilweise sehr großzügig ausgefallen. Es gibt viele Seiten mit sehr wenigen Panels, und ganzseitige Zeichnungen verwendet Lisa teils recht gehäuft. Weil sie auch mit den Hintergründen recht sparsam umgeht, entstehen viele leere Flächen, die dann mit sich teils recht oft wiederholenden Rasterstrukturen ausgefüllt werden. Zwar sehen die meisten Seiten trotzdem sehr ansehnlich aus, was dem tadellosen und sauberen Inking mitzuverdanken ist, aber gerade durch das große Seitenformat fällt die zeichnerische Ökonomisierung doch ein wenig ins Auge. Die wie erwähnt tollen Chara-Zeichnungen fangen das zu einem großen Teil auf. Dennoch würde man sich wünschen, dass Lisa in Zukunft etwas mehr in ihre Seiten investiert. Denn ihre Zeichnungen haben wirklich immenses Potential.
 
Insgesamt liest sich "Götterboten" äußerst flott und unterhaltsam. Besonders die witzigen Dialoge können sich wirklich sehen lassen. Wenn sich Hermes und Chidori mal wieder wegen irgendwas in die Wolle kriegen, bleibt so schnell kein Auge trocken. Die Dialoge fügen sich natlos in die hohe Qualität der Chara-Designs ein und machen einfach Spaß. Die Geschichte selbst kann leider noch nicht so ganz überzeugen. Das originelle Set-Up gefällt, aber den Figuren fehlt es ein bisschen an Motivation und Hintergrund für ihr Handeln. Über Hermes' Aufgabe auf der Erde wird kaum ein Wort verloren. Was es mit seinem Zauberbuch auf sich hat, bleibt weitestgehend im Dunkeln.
 
Das Problem mit der Motivation betrifft aber insbesondere die Antagonisten, von denen man sich die ganze Zeit fragt, was sie eigentlich von Hermes und Chidori wollen. Die – naja – Erklärung, die Lisa dafür im letzten Kapitel schuldbewusst nachreicht, ist leider doch eher ein schlechter Scherz und macht den Abschluss des Bandes etwas enttäuschend. Wieder einmal zeigt sich, dass deutsche Zeichner häufig die Dramatik im Storytelling scheuen. Das sieht man auch in den Kampfszenen: nach sorgfältigem Aufbau und tollen Verwandlungsszenen sind die eigentlichen Kämpfe doch ziemlich unspektakulär und eigentlich schneller vorbei als sie begonnen haben. Sie richtig mitfiebern kann man mit unseren Helden leider nicht. Trotz hohem Chibi- und Zuckeranteil bleibt der Manga aber dafür auch weitestgehend Kitsch-frei, was wir besonders dem schlagfertigen Protagonistenpaar zu verdanken haben.
 
Insgesamt sollten sich Magical-Girl- und Fantasy-Fans angesichts der tollen Chara-Designs und der extrem witzigen und lebendigen Dialoge aber gut unterhalten fühlen. Ein durchaus vielversprechendes Debut, das Lust auf mehr macht!

Young IFA und TV Spielfilm - Manga präsentiert sich DManga, IFA, Marie Sann, TV Spielfilm

Autor:  roterKater

Der ein oder andere hat's vielleicht mitbekommen, vor ein paar Wochen war die Internationale FunkAusstellung in Berlin, in deren Sektion "Young IFA" es dieses Jahr auch erstmalig einen Manga-Schwerpunkt gab. Jetzt kann man natürlich lange darüber debattieren, was Manga jetzt mit 3D-Fernsehern und Kücheneinrichtung zu tun hat und warum die IFA jetzt als einzige zwei Repräsentanten für gegenwärtige Jugendkultur Manga und BMX herausgepickt hat. Aber konzentrieren wir uns doch einfach auf die positiven Askepte: die deutsche Mangaszene präsentierte sich eine knappe Woche lang auf einer der größten nationalen Messen einem Publikum, dessen direkter Kontakt mit dem Sujet bisher sehr eingeschränkt gewesen sein dürfte. Und dann berichtete auch noch die TV Spielfilm im Vorfeld im Zuge eine IFA-Spezials darüber, wodurch sich wohl zum ersten Mal deutsche Manga-Zeichner in das Magazin mit hoher sechsstelliger Auflage schmuggelten.

Aber erstmal zur IFA selbst: die Young IFA hatte ihre eigene, leider insgesamt etwas düstere Halle auf der Messe. Die BMX'ler mussten ihre Rampe leider draußen aufbauen, deswegen gab's in dem Bereich fast auch nur den Manga-Teil zu besehen. Bestückt hat den Bereich die Mega Manga Convention Berlin und der Comic Culture Verlag. Organisiert wurde unter anderem ein Zeichenwettbewerb, bei dem Yeo tatsächlich nicht gewonnen hat, ein sicherlich etwas spontan organisierter Cosplay-Wettbewerb, kleine Zeichenkurse mit Marie Sann sowie Signierstunden mit Marie, Guido Neukamm, Nashi, demoniacalchild und kaorie. Bei Nadja Enis konnte man zudem die Wacom Graphic Tablets austesten. Zudem gab's Interviews und Diskussionspanels, die auch im Alex, dem offenen Kanal Berlin, übertragen wurden.

Kurzfristig hat die AniMaCo mit der DCM zusammen noch eine Cosplay-Modenschau auf die Beine gestellt, die wohl im Bereich der World Cyber Games stattfand. Da hatte ich leider keine Zeit hinzugehen, also wie das lief kann ich euch leider nicht sagen. Etwas schade ist, dass die DCM nicht gleich zusammen mit der MMC die Cosplay-Wettbewerb ausgetragen hat. Da hat man sich durch die üblichen szeneinternen Zickereien wo wieder mal selbst ein Bein gestellt. Der Cosplay-Wettbewerb hätte durchaus von etwas Fachpersonal profitieren können, genau wie die DCM wohl von einer geschlossenen Präsentation innerhalb der Young-IFA-Halle profitiert hätte.

Der Manga-Schwerpunkt soll auch nächstes Jahr wieder bei der Young IFA stattfinden. Für eine Probedurchlauf war das schon ganz interessant, aber die Sache ist auf jeden Fall noch ausbaufähig. Etwas mehr Szenezusammenhalt wäre da wümnschenswert. Vielleicht können sich ja auch die großen Verlage mit an der Sache beteiligen, besonders was die Präsentation ihrer hauseigenen deutshcen Zeichner angeht. Denn so wie ich das beurteilen kann, kamen die Zeichner beim IFA-Publikum sehr gut an. Hier besteht also eine Chance, sich großflächig in der Öffentlichkeit zu präsentieren, auch mal Kundschaft außerhalb der Szene anzusprechen und dadurch sowohl das Interesse an als auch das Verständnis für die Manga-Kultur zu verstärken. Zur Illustration dazu noch kurz die Ausschnitte aus der TV Spielfilm 18/10, in der auf drei Seiten auf das Manga-Thema verwiesen wurde:







So, ich denke es fällt auf den ersten Blick auf, dass Marie hier etwas überrepräsentiert ist, und wer die TVS kennt, kann sich auch denken, woran das liegt. Den werten Redakteuren ist beim Anblick von Maries Promofotos anscheinend mal wieder das Hirn in die Hose gerutscht (wenn es nicht eh dort residiert), weswegen sie sich auch nicht frivole Zoten wie den Miss-IFA-Spruch verkneifen konnten. Das ist jetzt zwar einserseits mal wieder ganz schön dämlich, andererseits verschafft es dem Thema doch reichlich Platz und Aufmerksamkeit. Ja ja, die moderne Medienlandschaft... Man kann aber festhalten, dass man es auch als Kleinverlag ohne Kostenaufwand und nur durch das richtige Engagement in eine Zeitschrift mit hoch sechsstelliger Auflage schafft.

Ich halte das für den richtigen Weg und würde mir wünschen, dass sich auch die Großen mal etwas mehr außerhalb der Szene engagieren würden. Anike Hages Adaption von "Die Wolke" war da ja auch eine gute Sache, nur ging das ja ursprünglich von Ravensburger aus und Tokyopop grast jetzt nur die Zweitverwertung mit ab. Aber selbst das brachte noch einmal ein wenig Aufmerksamkeit von Seiten des grünen Mob mit sich. Also: es gibt hier noch viel ungenutzte Möglichkeiten, liebe Verlage und werte Mangaszene! Also bitte kein weiteres deprimierendes Gesäusel, wie dreckig es doch der Szene geht! Von nichts kommt nichts!

Cheerio, Chihiro! Chihiros Reise ins Zauberland, Ghibli, Provinzkino, Tippfehler

Autor:  roterKater
Gerade in einem sehr alten Ordner auf meinem Rechner drüber gestolpert:



Und hier die passende Zeitungsanzeige:



Das nenn ich doch mal echte Tippfehler-Solidarität! Ist ja aber auch'n verdammt schwerer Name, dieses Chiori... Chorio... Chirohi... ach, Verdammnis!

Nachruf auf Satoshi Kon Satoshi Kon

Autor:  roterKater
Während ich das tippe, kann ich es noch gar nicht fassen: Satoshi Kon, einer der angesehendsten und kreativsten Anime-Regisseure unserer Zeit, starb am 23. August im Alter von nur 46 Jahren völlig unerwartet an Krebs. Kon war mit Werken wie "Perfect Blue", "Millennium Actress", "Tokyo Godfathers" und "Paprika" nicht nur ein maßgebender Modernisierer in der Anime-Industrie. Seine anspruchsvollen, komplexen und trotzdem mitreißenden Filme fanden immer wieder den Weg auf große internationale Filmfestivals und haben sich für die weltweite Anerkennung von Anime als ernstzunehmende Kunstform verdient gemacht.

Mit Satoshi Kon geht uns nicht nur ein großartiger Filmemacher, sondern ein Aushängeschild für das kreative und künstlerische Potential von Anime verloren. Sein Tod trifft das Anime-Studio Madhouse, für das Kon alle seine Projekte realisierte, sicherlich ähnlich schwer wie der Verlust von Yoshifumi Kondo, der lange Zeit als Hayao Miyazakis Nachfolger gehandelt wurde, damals Studio Ghibli traf. Was aus seinem aktuellen Projekt "The Dreaming Machine" wird, steht derzeit noch nicht fest. Hoffentlich ist der Film schon weit genug fortgeschritten, dass Madhouse ihn auch ohne Kons kreative Führung fertigstellen kann. Es wäre wenigstens ein schönes Abschiedsgeschenk.

Wieder einmal ist ein großer Hoffnungsträger für die Zukunft des Anime von uns gegangen. Wir werden ihn vermissen. Man kann gar nicht in Worten ausdrücken, wie sehr.


Satoshi Kon (1963-2010)

Storytelling-Workshop #2 – Die äußere Gestaltung des Protagonisten Manga, Protagonist, Storytelling, Workshop

Autor:  roterKater
Eine der wichtigsten Weisheiten, die Studenten an den Manga-Fachschulen in Japan beigebracht bekommen, ist: Wenn die Leser die nächste Episode einer Serie erwarten, dann müssen sie nicht wissen wollen, wie die Handlung weitergeht, sondern sie müssen den Protagonisten wiedertreffen wollen. Im Serien-Manga steht die Schaffung eines interessanten und vor allem faszinierenden Protagonisten an erster Stelle, noch vor der eigentlichen Story. Das kann man natürlich eigentlich so nicht sagen, denn erst durch die Handlung stellt sich ein Protagonist ja dar, aber es zeigt, wie immens wichtig eine gut herausgearbeitete handlungstragende Figur ist, damit ein Manga erfolgreich sein kann.
 
Ob "One Piece", "Naruto", "Sailor Moon", Detective Conan", "Inu Yasha" oder "Kuroshitsuji" – sie alle haben besondere Hauptfiguren, die einfach wiederzuerkennen sind und Fans faszinieren. Das glit natürlich nicht nur für Manga, sondern auch für US-Comics ("Batman" und Superhelden allgemein), Literatur ("Harry Potter"), Kino ("Mad Max") oder Fernsehen ("Dr. House"). In vielen Fällen wird der Protagonist sogar gleich zum Träger des Titels.
 
Über die Wichtigkeit des Protagonisten für die Dramaturgie der Handlung hatte ich schon geschrieben. Diesmal soll es hauptsächlich darum gehen, wie man einen solchen Protagonisten gestalten kann. Dafür sind verschiedene Punkte der äußeren und der inneren Gestaltung zu beachten.

 
Die äußere Gestaltung des Protagonisten
 
Das Aussehen des Helden ist natürlich besonders wichtig, gerade in einem visuell geprägten Medium wie dem Comic und dem ganzen Manga- und Anime-Korpus im Allgemeinen, in dem  sehr viel Wert auf Oberflächen und visuelle Gestaltung gelegt wird. Für die äußere Gestaltung halte ich zwei Punkte für besonders wichtig: Attraktivität und Ikonografie.
 
Attraktivität:
 
Machen wir uns nichts vor – ein gut aussehender Held hat es leichter beim Leser. Um den Protagonisten wirklich in jedem Kapitel wiedertreffen zu wollen, hilft es, wenn wir ihn rein äußerlich ansprechend finden. Das ist hier nicht nur im sexuellen Sinn zu verstehen, sonst würden Jungs ja keine Battle Manga mehr lesen. Aber wenn allein das Äußere fasziniert (oder wir es cool oder einfach nur interessant finden), ist damit meist schon der erste Schritt getan, dass wir uns für eine Figur besonders interessieren. Finden wir eine Figur auf den ersten Blick abstoßend oder langweilig, hat sie es schwerer, sich unsere Sympathie zu erkämpfen. In der Psychologie nennt sich das "Primacy Effect". Das bedeutet, dass er erste Eindruck von etwas meist haften bleibt und die spätere Beziehung vorprägt, weil alles Spätere erst einmal gegen diesen ersten Eindruck abgemessen wird. Das ist im echten Leben so und gilt auch fürs Storytelling.
 
In der japanischen Mangaindustrie ist der Erfolg oft schon vom ersten Magazinkapitel abhängig. Deswegen ist der erste Eindruck so besonders wichtig. Zudem verkaufen sich Manga eben zu einem großen Teil auch über das Cover, welches zumindest bei Band 1 vom Protagonisten geziert werden sollte und die Leser erst auf ein Werk aufmerksam macht. Die Auseinandersetzung mit Schönheitsidealen hat also eine wichtige Funktion, aber auf die Geschichte betrachtet beschränkt sich die Attraktivität nicht nur auf die äußere Erscheinung, sondern auch auf Charaktereigenschaften und Handlungen (bestes Beispiel: "Dr. House"). Darüber aber mehr, wenn es um die innere Gestaltung geht.
 
Ikonografie:
 
Attraktivität allein macht einen Protagonisten noch nicht zu etwas Besonderem. Im Manga sind fast alle Protagonisten attraktiv, alle Schönheitsideale schon tausendfach vorhanden. Dadurch allein wird also noch kein Manga zum Erfolg. Deswegen ist die ikonografische Gestaltung des Protagonisten immens wichtig. Man könnte vereinfacht sagen: der Wiedererkennungswert. Ein Protagonist muss, um aus der Masse herauszuragen, etwas Besonderes, Einzigartiges und Unverbrauchtes an seinem Äußeren haben. Er braucht bestimmte äußerliche Merkmale – Kleidung, Haarfarbe, Tattoos etc., aber auch Zeichenstil gehört dazu– die sich dem Leser sofort als besondere Erscheinungsform dieser Figur einprägen.
 
Bestes Beispiel sind sicherlich die Kostümdesigns amerikanischer Superhelden. In Farbe, Muster und besonderen Accessoires (Maske, Fledermausohren, Cape etc.) ist jeder Superheld auf den ersten Blick sofort erkennbar. Bei Dr. House sind es Gehstock und Dreitagebart. Im Manga sind neben einem unverwechselbaren Zeichenstil des individuellen Zeichners häufig besondere Frisuren (Son Goku, Naruto, Sailor Moon). Ichigo aus "Bleach" ist allein deshalb so einfach wiedererkennbar, weil Orange eine bis dato erstaunlich unverbrauchte Haarfarbe für Manga-Protagonisten war. Bestimmte Details wie die Striche auf Narutos Wangen erleichtern ebenso den Wiedererkennungswert. Ungewöhnliche Kleidung, besondere Waffen, bestimmte Piercings  - alles, was zu einem Trademark eures Protagonisten taugen kann, ist wichtig für seine Ikonografie.
 
Dabei ist eine gewahrte visuelle Einfachheit sehr wichtig. Je weniger Details der Betrachter auf einen Blick wahrnehmen muss, um die Ikonografie zu erfassen, umso besser. Radikalstes Beispiel: Mickey Mouse. Ein kleiner und zwei große Kreise reichen völlig aus, um Disneys berühmtestes Geschöpf mit all seinen kulturellen Bezügen ins Gedächtnis zu rufen. Bei den Simpsons hat allein die Hautfarbe schon zur Berühmtheit gelangt. Auch einen Naruto könnte wahrscheinlich der talentloseste Zeichner trotzdem eindeutig erkennbar wiedergeben: gelbe Stachelfrisur, Stirnband, rundes Gesicht, drei Striche unter jedes Auge. Bei Ruffy reicht Strohhut, ständig optimistisches Grinsen, dürre Gestalt und Odas unverwechselbarer Zeichenstil. Manga-Zeichner mit Visual-Kei-Bezug neigen hingegen oft dazu, ihre Figuren mit unzähligen Details zu überladen. Das macht es aber schwer für den Betrachter, aus den ganzen Details das Besondere der Figur herauszufiltern. Und ganz nebenbei macht ihr dadurch euch oder eurem Zeichner das Leben zu Hölle! ;)
 
Warum ist der Wiedererkennungswert so wichtig?
 
- Zum einen brennen sich Figuren dadurch dem Betrachter besser ins Gedächtnis ein. An eine Figur, die besondere Merkmale hat, erinnert man sich leichter. Die ganze Story bleibt dadurch besser im Gedächtnis und lässt die Leser mehr vom dem Thema verlangen.
 
- Zum zweiten hebt es sie aus der Masse der anderen Protagonisten ab. Eine gute Ikonografie fällt auf und macht mehr Leser auf eine Story aufmerksam, gerade wenn man Figuren überall wiedersieht, wie zum Beispiel bei Naruto. Die Story ist dadurch auch besser zu bewerben, weil der Protagonist zum Trademark wird.
 
- Weiterhin hilft es, aus dem Kreis derAttraktivität auszubrechen. Ein Protagonist muss nicht mehr unbedingt toll aussehen, um faszinierend zu wirken. Man denke zum Beispiel an den jungen Son Goku, Detective Conan oder Shin-chan. US-Serien sind hier besonders eindrückliche Beispiele (Die Simpsons, South Park, Family Guy...).
 
- Und nicht zuletzt spornt die Ikonografie auch die Fan-Kultur an, bei Manga insbesondere Cosplay und Fanart. Cosplayer brauchen nicht nur das attraktive Aussehen der Figuren, sondern ihre besondere, unverwechselbare und einfach zu erkennende Erscheinung, damit sie für sie interessant werden.
 
Wenn ihr euren Protagonisten designt, stellt euch also am besten folgende Fragen:

- Warum sollte sich der Leser, allein vom Äußeren her, auf den ersten Blick für ihn interessieren?
- Was macht seine Attraktivität aus?
- Was macht ihn optisch zu etwas Besonderem und?
- Ist das Design einfach und herausstechend genug, um sofort wiedererkannt zu werden?
 

Das letztendliche Design kann euch natürlich keiner abnehmen. Für Anregungen dazu kann ich nur auf einschlägige Zeichenkursbücher, eure Mangasammlung und letztendlich eure Phantasie verweisen. Für einen gut designten Protagonisten gibt es keine Formel. Aber mit diesen Punkten könnt ihr abgleichen, wie gut euer Protagonist auf den ersten Blick bestehen würde und was ihm (oder natürlich ihr) vielleicht optisch noch fehlt (oder zuviel ist), damit ihr Figuren schaffen könnt, die den Betrachter auf den ersten Blick faszinieren.
 
Ach ja, diese Gestaltungspunkte gelten natürlich nicht nur für eure Protagonisten, sondern auch für alle anderen handlungstragenden Figuren. Nicht selten sind ja die Nebenfiguren mitverantwortlich für den Erfolg einer Serie, und eine ganze Reihe unverwechselbarer Gestalten zu schaffen ist noch beteutend schwieriger. Schaut euch mal an, mit welchen Tricks Masashi Kishimoto jeder der sicher weit über 100 in Naruto auftauchenden Figuren ein besonderes Äußeres gibt. Gerade bei so großen Figurengruppen ist es wichtig, nicht nur Haarfarbe und Frisur zu variieren, sondern auch besondere Gesichter zu schaffen (Kishimoto erreicht extem viel über die Gestaltung der Augen).
 
Der Protagonist bleibt aber der Schlüssel zum Erfolg, weil sein Aussehen das Trademark für die ganze Story stellt. Er muss immer klar und eindeutig aus dem Figurenpulk herauszuerkennen sein. Wenn der Protagonist nicht mehr heraussticht und man die Figuren ständig verwechselt, weil der Zeichner immer nur dasselbe Gesicht mit leicht variierenden Frisuren zeichnet, wird es schwierig für den Leser, sich mit dem Protagonisten anzufreunden. Das war zum Beispiel eine der wenigen Problemzonen im ansonsten wirklich tollen "Gothic Sports".
 
Also, immer dran denken: Macht eure Figuren zu etwas Besonderem!
 
Nächstes Mal: Die innere Gestaltung des Protagonisten – Sympathie und Empathie

Storytelling-Workshop #1 – Der Protagonist Manga, Protagonist, Storytelling, Workshop

Autor:  roterKater
Auftakt zu einer Reihe mit kleinen Aufsätzen zum Storytelling mit besonderem Hinblick auf Manga. Hoffe, sie sind bei der Konzeption von euren Stories eine kleine Hilfe!
 
Heute: Der Protagonist
 
Dramaturgische Funktion:
 
Der Protagonist die die Hauptfigur eurer Geschichte. Um ihm entfaltet sich die Handlung und er ist die aktive, treibende kraft der Erzählung. Eine klassische Erzählung hat viele handelnde Figuren, meist auch gleich eine ganze Reihe zentraler Figuren, aber nur einen Protagonisten. Die Geschichte des Protagonisten ist dabei der Hauptplot der Erzählung, das heißt die Geschichte fängt mit ihm an (oder führt ihn sehr früh ein) und hört mit ihm auf, wobei der zentrale Konflikt der Erzählung am Ende des Hauptplots steht und eine aktive Entscheidung des Protagonisten an den Höhepunkt der ganzen Erzählung setzt. So zumindest bei in sich geschlossenen Stories. Bei Episodengeschichten erfolgt eine Reihe mehr oder weniger in sich geschlossener Handlungsabschnitte, die alle nach diesem Prinzip aufgebaut sind.
 
Ein Protagonist hat ein übergeordnetes Handlungsziel. Er will irgendetwas erreichen, aber dabei stehen ihm Hindernisse ihm Weg, die er überwinden muss, wodurch sich das Konfliktpotential der Erzählung ergibt . Dieser Grundkonflikt ist der Motor jeder Story. Die Hauptfigur will irgendetwas erreichen, zahlreiche Dinge stehen ihr im Weg, und erst ganz zum Schluss der dieser Konflikt gelöst und das Ziel erreicht (oder auch nicht). Der Protagonist muss dabei aktiv sein. Er muss aus eigenem Antrieb auf sein Ziel hinarbeiten und dabei wichtige Entscheidungen treffen. Er kann nicht nur auf Situationen reagieren, sondern er muss selbst aktiv den Fortgang der Story im Hinblick auf sein Handlungsziel prägen.
 
In einer klassischen Romance-Geschichte zum Beispiel dreht sich der Hauptplot in der Regel um die Frage, ob sie ihn kriegt (oder er ihn bei BL). Die Protagonistin hat also das übergeordnete Handlungsziel, mit jemand bestimmten zusammenzukommen. Dabei stellen sich ihr zahlreiche Hindernisse in den Weg: die Schulzicke, die es auf sie abgesehen hat, Konkurrentinnen mit dem selben Ziel, die eigene Tollpatschigkeit, Verwechslungen und Missverständnisse... ihr kennt das ja alles. Jetzt darf sie sich aber, um eine echte Protagonistin zu sein, nicht mit der schwierigen Lage abfinden, sondern muss sich selbst am Riemen reißen und diese ganzen Hindernisse nacheinander überwinden, wobei diese Konflikte im Fortgang der Story immer dramatischer und schwieriger zu überwinden werden. So wird aus einem Handlungsablauf eine richtige und vor allem spannende Story.
 
Oder nehmen wir mal die großen Shônen-Manga, wo man das auch sehr deutlich erkennen kann. Zum Beispiel "One Piece". Protagonist: Ruffy. Übergeordnetes Handlungsziel: Piratenkönig werden. Hindernisse: keine Crew, kein Schiff, kann nicht schwimmen, andere Piraten, Soldaten, Seeungeheuer, Freunde in Not... daraus leiten sich dann untergeordnete Handlungsziele ab: ein Schiff finden, eine Crew anheuern, denen bei ihrem jeweiligen Problemen aus der Patsche helfen, damit sie sich ihm anschließen, die zahlreichen Gegner besiegen, die Gand Line besegeln und so weiter. Ein solches  Vorgehen ist für Fortsetzungsgeschichten besonders günstig, da man gewisse einzelne Unterziele, die alle Teil eines größeren Ziels sind, hintereinander abhaken kann und so mehrere auf sich folgende Spannungsbögen aneinanderreihen kann. Die nacheinander angeheuerten Crewmitglieder bekommen so alle ihre eigenen Subplots, wodurch sich die Handlung sehr gut strecken lässt, ohne an Spannung zu verlieren. Das große übergeordnete Handlungsziel des Protagonisten bleibt aber die ganze Zeit präsent. Zum Thema Haupt- und Subplot in einem späteren Beitrag mehr.
 
Oder "Naruto", ist im Wesentlichen genau das gleiche. Protagonist: Naruto. Übergeordnetes Handlungsziel: Will der stärkste aller Ninja und nächster Hokage werden. Untergeordnete Handlungsziele und Hindernisse: Muss die einzelnen Prüfstationen in der Ninja-Ausbildung überstehen. Im Weg steht ihm dabei meist die eigene Dummheit. Muss in Aufträgen und Prüfungen gefährliche Gegner besiegen. Diese sind meist auf den ersten Blick stärker als er. Er kann sie nur besiegen, wenn er Verbündete gewinnt. Diese muss er sich aber auch erst erkämpfen. Und so weiter... Auch bei "Naruto" erkennt man sehr gut den stufenweisen Fortschritt im Hinblick auf ein übergeordnetes Handlungsziel (zum Beispiel die einzelnen Prüfungen). Das ist die Grundessenz aller Battle-Manga.
 
Das übergeordnete Handlungsziel eines Protagonisten kann sich im Verlauf einer Erzählung auch ändern, oder besser: eine tiefere, bedeutsamere Schicht an den Tag legen. Mal ein Beispiel aus dem Kino: "Avatar". Jake Scully, der im Rollstuhl sitzt, hat als erstes Handlungsziel, seine Beine wiederzugewinnen. Dafür muss er für seinen Kommandanten das Vertrauen der Na'vi gewinnen und sie ausspionieren. Im Laufe der Zeit entdeckt er jedoch ein neues, bedeutsameres übergeordnetes Handlungsziel: die Na'vi zu beschützen. (Ja, ich weiß, ich hätte hier auch "Pocahontas" anführen können, aber es geht ja nur ums Grundprinzip...) Der Protagonist macht eine innere Reifung, einen Veränderungsprozess durch, durch den er innerlich wächst und ein bedeutsameres Handlungsziel erreicht. Dafür muss er auch bereit sein, Opfer zu bringen, ein Dilemma zu überwinden und sich für die "richtige" Sache entscheiden. Er kann nicht seine Beine zurückgewinnen UND die Na'vi schützen, also opfert er seine Beine – nur um sie nach Hollywoods Happy-End-Logik am Ende doch zu bekommen, wenn auch in neuer Form: durch seine Wiedergeburt als Na'vi. Man könnte sagen, das klassische Happy End ist die Belohnung des Protagonisten dafür, dass er an anderer Stelle etwas geopfert hat (in Action-Plots in der Regel seine Sicherheit, wenn er sich in Lebensgefahr begibt). Ein starker Protagonist entwickelt sich also auch weiter, nicht nur, indem er immer stärker wird, sondern auch indem er moralisch reift. Das trifft auf "Avatar" genauso zu wie auf "Naruto" oder "Harry Potter", sowie auf tausende andere Erzählungen.
 
Wenn ihr eure Story plant, stellt euch also am besten folgende Fragen:
 
- Wer ist der Protagonist? Um wen geht es in der Geschichte hauptsächlich?
- Was ist das übergeordnete Handlungsziel des Protagonisten? Was will er unbedingt erreichen?
- Was steht ihm dabei im Weg? Welche Hindernisse muss er überwinden, um sein Ziel zu erreichen?
- Wie verändert und entwickelt er sich durch seine Handlungen?
 
Wenn ihr diese Fragen alle beantworten könnt, habt ihr den Hauptplot eurer Stroy und damit das Rückrat eurer Dramaturgie schon zusammen, und das ist tatsächlich das wichtigste! Diesen Hauptplot solltet ihr dann bei der Ausgestaltung immer im Auge haben niemals aus dem Blick verlieren.  Dann kann bei eurer Erzählung eigentlich schon gar nicht mehr viel schieflaufen!
 
Demnächst in diesem Blog:
- Die Gestaltung des Protagonisten
- Doppel- und Mehrfachprotagonisten
- Die Sache mit dem Konflikt
- Haupt- und Subplot
- ...

Bis zum nächsten Mal!