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Wiederholungstäter: Die Deutsche Bahn Deutsche Bahn, Privat

Autor:  Jitsch
Es ist unglaublich, wie die das immer wieder schaffen:

Jedes Mal, wenn ich mit der Deutschen Bahn zu meinen Eltern fahre, ist irgendwas. Seien wir fair: Fast immer. Ich glaube, im April, bin ich sogar einmal problemlos hin und zurück gekommen.

Oder nein, wahrscheinlich liegt es einfach daran, dass ich es einfach nicht im Gedächtnis behalte, wenn denn wirklich mal alles Glatt läuft. Weil das ja auch eigentlich nicht der Rede wert sein sollte: "Ich bin mit der Bahn gefahren und sie war pünktlich". Andererseits reden wir von der Deutschen Bahn. Ich sollte mir angewöhnen, auch mal Weblogeinträge darüber zu schreiben, wenn doch was geklappt hat.

Die krasseste Geschichte war ja die Sache im letzten Juni mit dem Buschbrand. Dachte ich mal.

Na gut, irgendwann musste ich noch mal eine Stunde in Osnabrück warten, weil jemand (scheinbar in Holland, wo der Zug herkommt) Schienen-Suizid begangen hatte. Als ich dann, schon geübt, mal eben eine Erstattung von der Bahn einsacken wollte, hieß es dann aber sofort: "Nee, wir können da ja auch nichts für."
Okay, kann man anerkennen. Interessanterweise habe ich dann aber doch noch ne Erstattung bekommen, als ich mein Ticket und das Erstattungsformular ausgefüllt an das Servicecenter der Bahn geschickt habe. Entweder waren die zu doof, um den Grund für die Verspätung in ihrer Datenbank nochmal zu recherchieren oder nett, weil ich immerhin 55 cent auf den Brief verwendet habe.

Aber meine Heimfahrt zu Weihnachten weiß das tatsächlich noch zu toppen. Was einen natürlich nicht wundert, denn unerwartet extreme Witterungsbedingungen (sowas wie Schnee im Winter und Hitze im Sommer) sind ja irgendwie der Todfeind der Bahn. Also: Winter.

Der Zug sollte irgendwann Mittags fahren. Im Folgenden eine Darstellung der Ereignisse, die halbwegs den realen Geschehnissen entspricht, auch wenn die Uhrzeiten so nicht exakt stimmen. 

11:40 Skyrider und ich erreichen den Bahnsteig. Eine Regionalbahn, die dort kommen soll, ist schon viel zu spät dran. Auch auf den anderen Gleisen immer wieder Durchsagen über Verspätungen.
11:59 Der Zug wird auf der Tafel angezeigt. Von einer Verspätung ist dort keine Rede. Ich mache mir Hoffnungen.
12:00 >Der Zug verspätet sich um ca. 10 Minuten<
Denke: "Na, wenigstens nicht so spät wie der 2 Stunden verspätete Zug aus Russland.
12:10 Kein Zug in Sicht. Stattdessen: >Der Zug verspätet sich um ca. 25 Minuten<
12:20 Die Regionalbahn kommt auf meinem Gleis etwa 40 Minuten nach der planmäßigen Abfahrtszeit an.
12:25 >Der Zug verspätet sich um ca. 40 Minuten<
12:30 Auf dem anderen Gleis an unserem Bahnsteig fährt ein Zug nur 5 Minuten verspätet wieder ab. 
12:35 Mir ist kalt. Skyrider wärmt mich und wir holen uns Kaffee resp. Tee, die von einem Bahnmitarbeiter kostenlos verteilt werden.
12:40 >Der Zug verspätet sich um ca. 60 Minuten< Hatte ich eh schon mit gerechnet. Dabei fährt der eine ICE-Station vorher, in Ostbahnhof, los...
12:50 Langsam wird mir wirklich kalt. Bekomme Angst, dass meine Füße erfrieren (okay, das Schuhwerk ist nicht 100% Winterfest - aber ich dachte ja auch, ich verbringe den Tag in einem halbwegs geheizten Zug und nich auf dem luftigen Bahnsteig oben am Berliner Hauptbahnhof).
13:05 Der Zug fährt ein. Na endlich.

Die restliche Fahrt lief dann übrigens, soweit ich mich erinnern kann, ohne nennenswerte Probleme. Ich glaube, mein Anschlusszug kam sogar pünktlich.

Nett wurde es dann erst wieder auf der Rückfahrt. Hatte zur Abwechslung (weil's günstiger war) einen Zug über Bremen und Hamburg gebucht. Hätte eigentlich schon vom letzten Mal (siehe alter Weblog-Eintrag) wissen sollen, dass das nicht so gut ist.


Kam pünktlich in Bremen an. War zuversichtlich, da ich bis dahin eigentlich nie auf Hin- und Rückfahrt Verspätungen hatte. Habe mir noch zwei neue Manga geleistet, die es am Bahnhof gab. Mein Zug stand schon als eine Halbe Stunde verspätet dran, also habe ich erstmal unten im Gang und nicht auf dem Bahnsteig gewartet. Irgendwann bin ich dann doch hoch. Ich weiß nicht mehr genau, wie viel zu spät mein Zug letzen Endes kam, aber 40 Minuten werden's wohl gewesen sein.
Ich kam dann also verspätet irgendwie so um halb zehn  Uhr abends in Hamburg-Hauptbahnhof an. Mein Anschlusszug, der ICE von Hamburg nach Berlin, war knappe 10 Minuten vorher schon gefahren, aber kein Problem, nehme ich halt den Nächsten. Dachte ich.
Auf zum nächsten Service-Center der Bahn. Das wurde gerade geschlossen, aber eines teilten mir die Mitarbeiter noch eben mit: Dass der letzte Zug Hamburg-Berlin schon weg war. Ich dachte, ich höre nicht richtig. Von Hannover kann man auch noch um 23 Uhr nach Berlin fahren (ja, musste ich auch schonmal, siehe letzter Weblog) und in Hamburg fährt um halb Zehn der letzte Zug?
Ich also Skyrider schonmal mitgeteilt, dass ich voraussichtlich in Hamburg werde übernachten müssen. Das kam dann aber doch anders.
Mit mir standen noch ein paar andere Leute am zweiten (noch geöffneten) Service-Schalter, die nach Berlin wollten, und immer wieder hörte ich das Wort "Taxi". Habe es nicht auf mich bezogen, bis ich an der Reihe war und zu hören kriegte: "Ja, wir suchen gerade noch andere Leute, die nach Berlin wollen und bestellen dann Taxis".
Wir waren ungefähr 8 Personen, die das wollten, einer davon wollte dann doch lieber in Hamburg übernachten. Der Rest wurde, nachdem etwa 30 Minuten rumtelefoniert worden war, in zwei relativ große Taxis geschmissen und dann ging die Reise auch schon los.
Und das bei Minusgraden und immer noch herrschender Straßenglätte. Ich hatte wirklich ein bisschen Angst. Gerade, weil man von Taxifahrern immer erwartet, dass sie, da sie ja so erfahren sind, ein bisschen weniger vorsichtig fahren. Dass ich diesen Weblog schreibe, zeigt, dass es doch nicht so schlimm war.
Wie ich erfahren habe, ist Hamburg so in etwa die einzige Stadt, die diesen Service anbietet: Wer in Hamburg strandet und seinen Anschlusszug nicht mehr gekriegt hat, wird halt mit dem Taxi gefahren. Nach Flensburg, weiter in den Norden, aber eben auch nach Berlin. Na gut, vielleicht ist es wirklich billiger,
als die Leute im Hotel übernachten zu lassen, zumindest in den meisten Fällen, aber mit dem Taxi von Hamburg nach Berlin? Ich will gar nicht wissen, wie viel man da nach gängigen Tarifen bezahlen würde.

Letzten Endes waren wir dann glaube ich gegen 2 Uhr in Berlin (oder doch schon halb drei?). Jedenfalls später als meine geplante Ankunft (wäre so um 23 Uhr gewesen). Mit Schuld war auch noch ein Schwertransport, der auf der Autobahn ziemlich lange in Tempo 80 vor uns her fuhr und den man nicht überholen konnte / sollte.

Übrigens war ich danach fast eine Woche krank. Ich glaube nicht, dass das Zufall war.


Ja, und nun komme ich endlich zum eigentlichen Anlass für diesen Eintag: Das aktuelle Ereignis.
Wobei ich vorher aus Objektivitätsgründen noch einmal erwähne, dass ich im April ohne Probleme hin und zurück gekommen bin, außer dass ich in Osnabrück fast eine Stunde gewartet habe, weil ich zu blöd war, meine Fahrkarte zu lesen um meinem Vater zu sagen, wann mein Zug ankommt (stattdessen habe ich ihm die Zeit gegeben, zu der der Schienenersatzverkehr auch vom Bahnhof Osnabrück in unserer Richtung abfuhr).

Also, dieses Wochenende. Die Hinfahrt verlief planmäßig, allerdings etwas länger, da derzeit zwischen Berlin und Wolfsburg gebaut wird und mein üblicher Zug deshalb derzeit über Magdeburg fährt. Was noch nett und erwähnenswert war: Bei der Hinfahrt hatte ich einen Platz reserviert, musste also auf dem Wagenstandanzeiger nachgucken, wo ich hin sollte. Auf dem Anzeiger, den ich zuerst fand, waren alle Züge bis 12:50 aufgelistet. Meiner fuhr um 13:36. Der andere Anzeiger mit den restlichen Zügen stand am anderen Ende des Bahnsteigs. Bis ich den Hinweis darauf am unvollständigen Aushang gefunden hatte (ein ca. 10cm2 großes rotes Schildchen), verging auch genug Zeit.
Dafür hat mich die Bahn wieder überrascht, als sie während der Fahrt kostenlose Süßigkeiten (Joghurt-Knusper-Kissen) verteilten. Ich glaube, ich habe von der Deutschen Bahn noch nie was kostenlos gekriegt.

Aber da die Hinfahrt jetzt nicht so ereignisreich war, kommen wir zur Rückfahrt.
Wir haben ja schon auf dem Weg zu unserem Regionalbahnhof rumgescherzt, dass bestimmt ne Klimaanlage ausfällt. War ja doch ziemlich warm.
Dann kam erstmal der Regionalzug 10 Minuten zu spät. Na ja, um so besser, musste ich statt 40 Minuten halt nur 30 am Banhof Osnabrück auf den Anschlusszug warten.
Dort angekommen gleich gesehen: Na toll, der hat auch schon 20 Minuten Verspätung. Mir erstmal was zu Essen geholt. Dann kam eine Durchsage, dass mein Zug jetzt wegen eines Oberleitungsschadens in den Niederlanden (ja, genau, die Holländer warn's, die Bahn kann gar nichts dafür!) doch mindestens 50 Minuten zu spät kommt. Man solle doch bitte die nächste Westfahlenbahn nehmen und in Herford umsteigen.
Ich also lieber nochmal nachgefragt, ob ich das auch darf (die günstigen Tickets sind immer mit Zugbindung, man darf eigentlich nur genau mit dem Zug fahren, der da drauf steht). War in Ordnung und die Westfahlenbahn fuhr in drei Minuten. Ich mich also nicht lange aufgehalten und in den Bummelzug nach Minden gestiegen.
In Herford dachte ich, ich müsste einfach den nächsten Zug nach Berlin suchen. Gab's aber nicht. Also zum Bahncenter, was neben dem Service-Center auch noch normalen Ticketverkauf beinhaltete. Vor mir standen drei Jungs, die irgendwann nächsten Monat nach Berlin wollten, und zwar unbedingt zusammen zurück aber an drei verschiedenen Tagen hin und am besten noch getrennt bezahlen. Zog sich also etwas.
In der Zwischenzeit entdeckte ich einen auf den ersten Blick sehr verwirrenden Infozettel über Verbindungen Herford-Berlin, dem ich, nachdem ich das System verstanden hatte, entnehmen konnte, dass man um 12:31 Uhr ne Regionalbahn nach Braunschweig nehmen konnte und von da mit dem ICE nach Berlin weiter. Da war es bereits 12:32 Uhr.
Dann war ich nach 10 Minuten auch mal dran, weil mich die nette alte Dame vorgelassen hat, die nicht heute noch Bahn fahren sondern was für irgendwann später buchen wollte. Der Mann am Schalter hat mir aber auch nur gesagt, was ich dem Zettel mittlerweile auch schon entnommen hatte: Dass ich die nächste Bahn nach Bielefeld nehmen sollte, wo dann ein ICE nach Berlin gehen würde. Wobei er schön übersah, dass der nächste, der in Bielefeld hielt, schon um 12:50 fuhr, nicht um 12:59. Machte auch keinen Unterschied, da beide auf denselben Anschlusszug abzielten, es war also nur eine Frage dessen, ob man lieber in Herford oder in Bielefeld 10 Minuten länger auf dem Bahnsteig stehen wollte.

In Bielefeld war es gar kein Problem, das richtige Gleis zu finden, der Zug stand auch schon dran, geplante Abfahrtszeit: 13:29 Uhr.
Ihr ahnt es sicher bereits. Aus 13:29 Uhr wurde nichts. Der Zug käme 10 Minuten später hieß es, dann wurde die Verspätungszeit sukzessive auf 35 Minuten erhöht, in der Zwischenzeit fuhr noch ein (nur) 5 Minuten zu später Regionalzug, aber der anschließend angekündigte Zug hatte auch schon wieder 20 Minuten Verspätung dran stehen, als unserer dann tatsächlich um 14:05 Uhr endlich kam.
Ich saß nun also im Zug nach Berlin, nachdem ich noch einen freien Sitzplatz gefunden hatte, konnte mir eigentlich nichts mehr passieren. Dachte ich. Kurz hinter Hannover standen wir nochmal, weil wir einen entgegenkommenden ICE passieren lassen mussten. Dann gab es noch irgendwo eine Signalstörung. Kurz vor Wolfsburg hieß es dann "Irgendwo hinter Wolfsburg ist ein ICE liegengeblieben. Der muss jetzt erstmal bis nach Wolfsburg abgeschleppt weren, weil wegen Bauarbeiten nur ein Gleis in beide Richtungen zur Verfügung steht. Keine Ahnung, wie lange das dauert."
Man hörte dem Schaffner an, dass er auch nicht beigeistert war, das zu verkünden.
Aber immerhin - der Aufenthalt in Wolfsburg dauerte dann doch nur knapp 10 Minuten. Und sie haben sogar im Zug das Ergebnis des Frauen-WM-Spiels von Japan durchgesagt.

Am Ende war ich statt um 16:18 Uhr um 17:20 Uhr in Berlin. Ab 60 Minuten gibt es Erstattung. Was hatte ich für ein Glück, dass wir vor Wolfsburg liegengeblieben sind, sonst wären wir bestimmt schon um 17:15 in Berlin gewesen und für eine Verspätung von 57 Minuten gibt es, soweit ich weiß, keine Entschädigung.
Morgen gebe ich wohl das Formular ab, ich wollte das eigentlich noch heute und von dem Erstattungsgeld einkaufen, aber sowohl am Hauptbahnhof als auch am Zoo waren so lange Schlangen bei den Bahn-Servicezentren, dass es mir das nicht wert war. Nett war auch, als ich mir die Verspätung habe von den Leuten am Bahnschalter bestätigen lassen: Der Herr meinte, die Bahn könnte ja gar nichts dafür (wie gesagt, die Holländer sind schuld!) und seine Kollegin, doch doch, das würde auch auf die Bahn gehen. Werde ich ja dann sehen.


Ich bin ja wirklich mal gespannt, was bei meiner nächsten Reise in die Heimat passiert. Auf jeden Fall freue ich mich schon auf unseren Urlaub im Sommer in Japan. Da ist es zwar möglicherweise etwas verstrahlt, aber wenigstens werden unsere Züge da pünktlich fahren. Alle.


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