Crawl von Silberstrich ================================================================================ Kapitel 3: Despair ------------------ Liam kauerte zitternd in einer Ecke. Inzwischen erleuchtete eine Gaslampe die nähere Umgebung, doch ohne seine Brille war alles verschwommen und es fiel ihm wahnsinnig schwer sich zu orientieren. Nur in T-Shirt und Shorts hockte er auf dem feuchten Boden und fror. Es roch unangenehm modrig und direkt hinter seinem Rücken spürte er Erde und Wurzeln. Er hatte schon versucht aufzustehen. Doch eine Kette am Fußgelenk, die bei dem kleinsten Druck in sein Fleisch schnitt hielt ihn zurück. Ziemlich lange hatte er nur so da gehockt und sich selbst zu geflüstert, dass es nur ein böser Traum war. Doch wenn das so war....dann wachte er einfach nicht wieder auf. "HILFE!!!", schrie er zum hundertsten Mal und war bereits heiser. Seine Glieder schmerzten und Blut und Dreck brannten unangenehm unter seinen Fingernägeln. Dann hörte er sie zum ersten Mal. Die Stimme. Er konnte nicht ausmachen wo sie her kam. "Sei still..." Liam lief es eiskalt den Rücken runter und er krabbelte wieder rückwärts zurück an die Wand, sodass sich wenigstens niemand von hinten nähern konnte. "Wo bin ich hier?" "Sei still...", wiederholte die raue Stimme. Liam gehorchte. Dann vernahm er dumpfe, schwere Schritte, die sich näherten. Vom Umriss her schien es ein Mann zu sein, auch die Stimme klang tief und männlich. Viel mehr konnte er noch nicht erkennen. So sehr er sich auch anstrengte das Licht war zu schummrig und seine Augen zu schlecht. Immer wieder verschwamm das Gesicht seines Entführers zu einem hautfarbenen und gräulichen Brei. Dann kniff er im ersten Moment die Augen zusammen, als der Mann ihm etwas leuchtendes vors Gesicht hielt. Es war ein Handy. Sein eigenes Handy. Der Fremde hockte direkt neben ihm und hielt es so, dass Liam auch ohne Brille mit etwas Mühe mitlesen konnte. "Bitte...Bitte nicht...", flüsterte er, "Bitte lassen sie mich gehen...bitte..." Der Mann ignorierte ihn und schickte die Nachricht schließlich ab. Tränen liefen über Liam's schmutziges Gesicht und er fühlte sich, als ob er sich jeden Moment übergeben müsste. Dean spürte wie sein Handy in seiner Hose vibrierte. Schnell zog er es raus und lächelte erleichtert als er sah, dass die Nachricht von Liam stammte. Es war also doch alles gut. Er hatte sich schon langsam Sorgen gemacht, als er ihn auch bei den Toiletten nicht gefunden hatte. Doch als er las was Liam schrieb stieg leichte Wut in ihm auf. Hey, ich habe einen alten Freund getroffen und wir haben einiges aufzuholen. Genießt ihr mal die Zeit und ich stoße bald wieder zu euch. "Was zum....", murmelte Dean. Das konnte Liam doch nicht einfach so machen! Und welcher Freund?! Doch nicht dieser Jay oder? Ging er ihm doch fremd? Wütend steckte er das Handy wieder weg ohne zu antworten. Dann sollte Liam doch bleiben wo der Pfeffer wächst. Lara kam fröhlich auf ihn zu geschlendert: "Hey Dean kommst du mit mir mit? Ich würde mir gern mal die Prospekte vorne am Eingang anschauen." "Klar...", brummelte er. "Alles okay?" "Ach ich müsste ja langsam an Liam's rücksichtslose spontane Aktionen gewöhnt sein..." "Was ist denn los?" Er erzählte es ihr auf dem Weg. Liam war lange nicht mehr eifnach so abgehauen. Wehe wenn da was lief. Und wehe wenn er zu lange weg blieb. Wieso lies er sich so von ihm behandeln? Dabei war es doch die letzten Monate so viel vertrauter und besser zwischen ihnen geworden. Er dachte wirklich dass sie derlei Spielchen hinter sich gelassen hätten. Aber dem war ja anscheinend nicht so. Verdammt es enttäuschte ihn mehr als er zugeben wollte. Aber er konnte sich da jetzt auch nicht so reinsteigern, vielleicht hatte Liam ja wenn er zurück kam auch eine gute Erklärung für das Ganze. "Huch wo sind denn plötzlich alle?", Caro sah suchend ins Zelt, nebens Zelt, hinters Zelt und dann den schmalen Sandweg rauf und runter. Da kam wenigstens Oliver um die Ecke: "Suchst du was?" "Ja die anderen. Sind nur wir hier?" Er zuckte mit den Schultern. Dann zog er sich zurück und lies Caro unsicher stehen. Sie wusste, dass er das nicht so meinte, fühlte sich aber dennoch verletzt. Wieso ging er lieber allein ins Zelt und spielte an seinem Handy rum anstatt mit ihr zu quatschen? War sie wirklich so unsichtbar für ihn? Wahrscheinlich war sie für Oliver einfach genau so ein Kumpel wie Dean oder wie Liam. Wahrscheinlich sogar noch weniger. Sie seufzte leise und war mehr als erleichtert als sie in einiger Entfernung Lara und Dean sah, die wieder zurück kamen. Gemeinsam mit Dean zog sie sich um und dann gingen die beiden etwas Sport machen. Lara hielt dagegen recht wenig von Sport im Urlaub und schlüpfte zu Olli ins Zelt "Hey hier versteckst du dich. Am Handy spielen kannst du doch auch zu Hause noch." Sofort legte er es zur Seite: "Ach das war nur um Caroline aus dem Weg zu gehen.." "Was? Wieso das denn??" "Wenn wir allein sind weiß ich einfach nich' was ich mit ihr reden soll." "Du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen.", sagte Lara verständnislos. Er fuhr sich verlegen mit einer Hand über den Nacken. Liam's Augen brannten. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und sein Kopf war angefühlt mit furchtbaren Gedanken. Vom vielen Weinen war er komplett erschöpft, nur Adrenalin und Angst hielten ihn aufrecht. Seine Nase lief und sein Fußgelenk schmerzte. Wieso war er hier. Wieso ausgerechnet er? Gab es einen Grund? Gab es keinen Grund? Was würde passieren? War das hier...sein Ende...hatte er einfach....den kürzesten Strohhalm gezogen?.. Fieberhaft begann er zu überlegen was er zuletzt zu Dean gesagt hatte und als ihm klar wurde, dass das vielleicht seine letzten Worte an ihn gewesen waren stiegen ihm wieder Tränen in die Augen. Und weil dieser Irre sein Handy benutzte würde nicht einmal jemand nach ihm suchen. Dean würde einfach denken, dass er ihn im Stich gelassen hatte....mal wieder....genau wie er es erwartet hatte. Liam umklammerte seine Beine mit den Armen und schaukelte nervös hin und her. Es war so still....so kalt....war er wieder allein? Er wusste nicht einmal das. Plötzlich spürte er einen Ruck an seinem Fußgelenk. Mit aller Kraft wehrte er sich dagegen dem Zug zu folgen, was dazu führte, dass schon wenige Sekunden später Blut über seinen Fuß und zwischen seine Zehen lief. Er war zu schwach. Schmerzerfüllt musste er sich durch den Dreck ziehen lassen bis zu den Füßen seines Entführers. "Zieh dich aus..", sagte die Stimme. Liam versuchte sein Gesicht zu erkennen. Wenn er doch wenigstens besser sehen könnte... War seine Brille überhaupt hier? Spielte es noch eine Rolle? Am ganzen Körper zitternd schüttelte er den Kopf: "N...nein...ich will nicht nein." Dann spürte er den kalten Lauf einer Pistole an seiner Stirn. "1...." "Bitte ich will nur nach Hause bitte..." "2...." "Ich habe doch nichts getan...", schluchzte er. "3...", der Fremde entsicherte die Waffe. Hastig begann Liam sich mit zittrigen Fingern auszuziehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)