Loki: Versklavt! von uk ================================================================================ Kapitel 34: Ende gut... ----------------------- Loki hätte nicht genau zu sagen gewusst, warum er noch in Asgard blieb. Er erwartete nicht im Mindesten, dass irgendjemand nach ihm suchen würde – oder wenn, dann garantiert nicht, um ihm für seine Hilfe zu danken! So gesehen war es also schlicht verrückt, hier zu bleiben. Trotzdem konnte er sich nicht dazu überwinden, das Reich zu verlassen. Wenigstens wollte er noch ein paar Tage warten. Sollten ihn bis dahin alle in Ruhe gelassen haben, würde er das als Zeichen werten, dass man nichts dagegen einzuwenden hatte, wenn er sich vom Acker machte. Aus diesem Grund unternahm er auch nichts dagegen, dass Heimdall ihn sehen konnte. Wenn Thor ihn mit Gewalt zurückholen wollte, sollte er sein Vergnügen haben... Er würde ihm ja auf Dauer eh nicht entwischen können! Es war kühl in den Bergen, in die er sich zurück gezogen hatte. Aber da Kälte Loki noch nie etwas ausgemacht hatte, war die Temperatur für ihn genau richtig. Ausserdem sorgte die Schönheit der Bergwelt um ihn herum dafür, dass er wieder ein wenig zur Ruhe kam. Er bemerkte die beiden Gestalten, die an diesem Morgen auf ihn zuflogen, sofort: ein wehend roter Umhang und ein Mann, von Kopf bis Fuss in Eisen gehüllt. Thor und Iron Man. Loki konnte nicht verhindern, dass ihm nun doch etwas mulmig wurde. Kam sein Bruder her, um ihn als Gefangenen vor Odins Thron zu schleppen? Er atmete tief durch, versuchte ruhig zu bleiben und wartete ab. Als die beiden gelandet waren, sprach Tony Stark als erster. Wie es seiner Art entsprach, versuchte er es zunächst mit einem lockeren Spruch: «Du meine Güte, Loki... Hätten sie sich nicht ein wärmeres Plätzchen aussuchen können?» «Ist doch hübsch hier!» gab der Angesprochene mit einem feinen Lächeln zurück. Es verschwand jedoch gleich wieder, als er zu Thor hinübersah. «Warum sind sie einfach abgehauen?» frage Stark weiter – hauptsächlich deshalb, um die Anspannung in sich los zu werden. Lokis Grinsen kehrte zurück. «Ich war mir sicher, dass ihr bei der Siegesfeier auf meine Anwesenheit verzichten könnt.» «Es gab... noch keine Siegesfeier.» liess sich Thor erstmals vernehmen. Seine Stimme klang seltsam rau. Nach einem Räuspern fuhr er fort: «Loki, wir sind hier, um dich...» Er brach ab, weil er nicht wusste, wie er das jetzt so formulieren sollte, dass sein Bruder ihm auch abkaufte, dass er es ernst meinte. «...in Ketten zurückzubringen?» half ihm der Magier weiter. Das ironische Lächeln auf seinem Gesicht strafte den ernsten, traurigen Blick aus seinen Augen jedoch Lügen. «Wie bitte?» Thor glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Sein Mund klaffte auf, und er starrte Loki an, als hätte dieser den Verstand verloren. Stark hingegen war sichtlich betroffen. «Loki, um Himmels Willen... Sie haben ganz Asgard gerettet! Wie können sie da glauben, dass wir hier sind, um sie gefangen zu nehmen?» Der Magier zuckte scheinbar gleichgültig die Schultern. «So aus reiner Gewohnheit, würde ich sagen.» «Bruder!» Thor fand endlich seine Sprache wieder. Auf einmal begriff er – begriff er alles. Und ihm war, als würde sich sein Magen verknoten. Loki hatte sie alle vor dem sicheren Tod bewahrt, und trotzdem war er der Ansicht, dass dies nicht zählte. Nicht bei ihm. Und so sehr der Donnergott ihn im ersten Moment auch am liebsten kräftig durchgeschüttelt hätte... Er wusste auf einmal ganz genau, warum Loki so dachte. Ja, gar nicht anders denken konnte. «Wir sind hier, weil wir dich bitten wollen, bei der Siegesfeier, die du vorhin angesprochen hast, dabei zu sein. Als Ehrengast. Als unser aller Retter! Ich bitte dich darum, uns zu begleiten. Unser Vater bittet dich darum.» Thor sprach schnell und abgehakt. «Er... hat mir ans Herz gelegt, dich inständig zu ersuchen, an unserer Seite an dieser Feier teilzunehmen. Er... er würde sich sehr darüber freuen... sich geehrt fühlen...» «Odin soll das gesagt haben?» Loki konnte nicht anders – er musste einfach lachen. «Thor, du warst schon immer ein lausiger Lügner.» Thor erstarrte. Sein Herz begann zu brennen, weil er genau wusste, warum Loki ihm nicht glaubte. Zuerst wollte er heftig widersprechen - doch dann tat er etwas ganz anderes. Ganz entgegen seiner aufbrausenden Natur versetzte er leise: «Es tut mir leid, Bruder.» Seine Stimme klang plötzlich heiser. «Ich weiss, ich habe kein Recht, dich darum zu bitten... aber ich hoffe, du kannst mir eines Tages verzeihen.» Loki trat einen Schritt zurück und musterte Thor ehrlich verwirrt. «Wovon redest du?» Dass er es nicht einmal wusste, sagte dem Blonden bereits wieder mehr als genug. «Von der Art und Weise, wie ich dich behandelt habe. Ich war im Unrecht, Loki. Und widersprich mir nicht – ich weiss, dass es so ist. Das hat mir Tony übrigens auch gesagt! Und er hat absolut Recht damit. Ich habe dich wie Dreck behandelt. Dabei bist du mein Bruder.» «Du weisst, dass das nicht stimmt.» «Hör auf damit! Du warst immer mein Bruder und wirst es immer sein. Ob adoptiert oder nicht, spielt für mich keine Rolle. Aber...» Thors Stimme wurde sehr leise. «...ich verstehe, wenn du mich nicht mehr als das sehen kannst. Und ich verstehe auch, dass du mir – und Vater – nicht glauben kannst, dass wir es ernst meinen. Aber wir tun es, Loki!» Loki musterte ihn lange. Schliesslich erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht – nicht spöttisch, sondern eher sanft. «Du wirst jetzt ein bischen sentimental, mein Guter. Ich würde vorschlagen, wir lassen das. Und wenn du wirklich alles ernst meinst, was du da so von dir gibst, wirst du mir hoffentlich gestatten, dein... Angebot abzulehnen. Ich habe keine Lust auf Siegesfeiern. Schon gar nicht auf eine in Asgard.» Er sagte es völlig ruhig, ohne Bissigkeit. «War das dann alles?» «Nein, da gäbe es noch etwas.» Thor hatte im ersten Moment widersprechen wollen, doch dann gestand er sich ein, dass er nicht wirklich ernsthaft damit gerechnet hatte, dass Loki ihn begleiten würde. Irgendwie hatte er geahnt, dass sein Bruder das nicht konnte. Aber er war ja schliesslich noch aus einem anderen Grund hier! Er trat dicht vor Loki hin und griff nach seinem linken Handgelenk. Eine rasche Bewegung mit seinem Hammer – und das magische Armband fiel zu Boden. Sein Bruder starrte ihn überrascht an. «Was tust du denn da..? Weiss Odin davon?» «Natürlich.» antwortete Stark anstelle des Donnergottes. «Als Thor ihn darüber informiert hat, was er zu tun beabsichtigte, hat Odin geantwortet, dass er ihn selbst darum gebeten hätte, wenn er nicht von alleine auf die Idee gekommen wäre. Ach ja, und da wir schon dabei sind...» Er nahm den nun für ihn wertlos gewordenen Stab und schleuderte ihn weit weg. «Ich mochte das Ding noch nie leiden!» Loki grinste ihm zu. «Dann sind wir ja schon zwei.» «Und was haben sie jetzt vor?» wollte Tony wissen. Er hoffte auf eine bestimmte Antwort... und bekam sie auch! «Keine Ahnung.» Stark grinste übers ganze Gesicht. «Wenn das so ist – wie wäre es, wenn sie wieder mit zur Erde kommen?» «Wie bitte?» Der Magier schaute ihn an, als hätte er den verrücktesten Vorschlag der Welt gemacht. Aber Iron Man hatte sich die Sache gründlich überlegt. Loki war ihnen eine grosse Hilfe gewesen. Ihm ganz persönlich sogar noch mehr als anderen... Und ausserdem – er gestand es sich offen ein – hatte er sich an ihn gewöhnt. Die Arbeit ging ihm leichter und komplikationsloser von der Hand, seit Loki da war. Und die Erde konnte ein wenig ‘göttliche’ Unterstützung gut gebrauchen! Schliesslich wusste man nie, wer in Zukunft noch so alles auf die Idee kam, den Planeten erobern zu wollen. «Bitte Loki, ich würde mich sehr freuen, wenn sie mich begleiten würden. Sie waren eine unschätzbare Hilfe in den letzten Wochen.» Stark blickte ihn beinahe treuherzig an. «Sie wollen wirklich, dass ich wieder mit ihnen nach Midgard komme?» Loki grinste jetzt. «Sagen sie, Stark, haben sie was getrunken?» Tony erwiderte das Grinsen. «Nein, Thor hat mir noch keinen einzigen Drink angeboten, seid ich hier bin.» Schlagartig wurde er wieder ernst. «Ich meine, was ich sage, Loki. Bitte überlegen sie es sich. Allerdings...» Auf einmal wurde ihm noch etwas bewusst – seltsam, dass er so lange gebraucht hatte, um es zu realisieren, «...allerdings hätte ich da eine Bedingung: wenn sie mitkommen, dann nur als mein Freund.» Loki riss die Augen so weit auf, dass Stark sich ein neues Lächeln nicht verkneifen konnte. Er streckte ihm die Hand hin. «Schlagen sie ein?» Der Magier ergriff sie benommen. «Aber nur, weil ich im Moment keine bessere Idee habe.» «Natürlich.» Stark strahlte übers ganze Gesicht. «Natürlich!» Loki versetzte ihm einen Stoss in die Seite und schüttelte dann lachend den Kopf. «Sie sind eine Nervensäge, das wissen sie, oder?» «Das weiss jeder, Bruder!» meinte Thor an Tonys Stelle. Stark trat zur Seite und liess die zwei Brüder alleine. Sie sprachen lange miteinander, sehr lange. Schliesslich nahm Iron Man erfreut zur Kenntnis, dass sie sich zum Abschied die Hände schüttelten. Immerhin – das war wenigstens ein Anfang. Sobald Thor wieder davon geflogen war, kam Loki wieder zu Stark und meinte: «Bereit für einen etwas phantasievolleren Weg zurück zur Erde?» «Aber immer doch!» Zwei Stunden später landeten sie im Stark Tower. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)