Loki: Versklavt! von uk ================================================================================ Kapitel 18: Keine andere Wahl ----------------------------- Loki war zwar nicht wirklich überrascht, als Stark so unvermittelt vor ihm auftauchte, doch als er ihn fragte, ob er früher, als er noch seine Magie besessen hatte, in der Lage gewesen wäre, einen Shrike zu töten, der jemanden befallen hatte – ohne dabei auch den entsprechenden Menschen umzubringen – konnte er ihn nur verdattert anschauen. «Ja... schon.» erwiderte er verwirrt. Da gab Tony ohne ein weiteres Wort dem Magier neben sich ein Zeichen, und Strange führte ihn zusammen mit Loki durch das Portal zurück zum Quinjet. Als Strange und Tony wie erwartet mit Loki zurückkamen, wichen die Agenten vor der noch immer völlig ruhig und starr am Boden liegenden Pepper zurück. Aller Augen hefteten sich auf die Ankömmlinge, vor allem auf Tony, der in der einen Hand einen langen, zur Spitze hin gedrehten Stab und in der anderen ein kleines, kunstvoll verziertes Kästchen hielt. Loki kümmerte sich weder um die Agenten noch um die beiden Männer, die ihn hergebracht hatten. Er sah die Frau am Boden und begriff sofort. «Ich brauche meine Magie, wenn ich sie retten soll.» sagte er ruhig. Die Agenten keuchten auf – ausser Coulson, der mit nichts anderem gerechnet hatte. Niemand sagte etwas aber was alle dachten, war offensichtlich... «Habe ich ihr Wort, dass sie ihr helfen werden?» fragte Tony mit heftig zitternder Stimme. «Ja.» Loki warf ihm einen flüchtigen Blick zu. «Aber da das kaum viel nützen wird...» Er deutete auf den Stab in Tonys Hand. «Das da wird sicher die weitaus grössere Sicherheit für sie darstellen.» «Tony!» Strange drehte Iron Man zu sich herum. «Sobald sie seine Magie freigesetzt haben, wird er ihnen den Stab garantiert entreissen.» Tony zuckte zusammen. Daran hatte er in seiner Aufregung noch gar nicht gedacht! Doch bevor er etwas sagen konnte, hörte er Lokis noch immer ruhige Stimme: «Das kann ich nicht.» «Wie bitte?» Tony blinzelte verwirrt. «Der Stab.» Nichts an Lokis Gesicht liess seine Gedanken erahnen. «Ich kann ihn nicht anfassen. Hatten meine Wächter vergessen zu erwähnen, ich weiss.» «Und das sollen wir ihnen glauben?» Stephen Strange hätte beinahe gelacht. «Sie wollen doch bloss erreichen, dass Tony ihnen ihre Kräfte zurückgibt.» «Genau!» Coulson, der sich bis jetzt meisterhaft beherrscht hatte, trat neben Stephen. «Warum sollten wir ihnen glauben, dass sie der Frau wirklich helfen wollen?» Loki beachtete die anderen mit keinem Blick. Seine Augen ruhten noch immer unverwandt auf Tony Stark. «Wenn sie es nicht tun,» erwiderte er fest, «ist Pepper Potts verloren.» Tony biss sich auf die Lippen, stöhnte, lief ein paar Schritte im Kreis, stöhnte erneut... ...und öffnete dann das Kästchen. «Nein!» schrien die Agenten und Strange im Chor, doch es war zu spät. Grüne Energie schoss aus der geöffneten Box auf Loki zu und hüllte ihn ein, liess ihn in einer glänzend grünen Aura aus reiner Magie verschwinden. Sein ganzer Körper wurde durchgeschüttelt, und dann hoben ihn die ungeheuren Kräfte hoch und liessen ihn sekundenlang einige Zentimeter über dem Boden schweben. Strange, der die geballte Macht spürte und der etwas Vergleichbares noch nie wahrgenommen hatte, riss die Augen auf. Dann drang Lokis freigesetzte Magie vollends durch seine Poren wieder in sein Inneres hinein, und das Flimmern im Raum erstarb langsam. Einen Moment noch leuchteten Lokis grün-blaue Augen in übernatürlichem Licht auf, dann war es vorbei. Iron Man hielt den Atem an. Die Hand mit dem Stab zitterte, doch er war unfähig, sich zu rühren. Was würde Loki jetzt tun? Eine Frage, die nicht nur er sich stellte... ---------------------------------------------- Wieder einmal sass Loki in seinem Gefängnis fest und wartete. Und wie immer zehrte es an seinen Nerven, umso mehr, als dass sich dieses Mal kein Jarvis meldete. Weder, um ihm was zu Lesen zu bringen noch etwas zwischen die Zähne. Letzteres war ihm egal, er hätte eh nichts essen können. Und auf Lesestoff hätte er sich wohl auch kaum zu konzentrieren vermocht. Dennoch wäre es nett gewesen, wenigstens zwischendurch mal kurz Jarvis Stimme zu hören – und sei es nur, um zu erfahren, dass es ausser ihm noch Leben auf diesem Planeten gab. Naja, wenn man Jarvis denn mit dem Begriff ‘Leben’ umschreiben konnte… Loki fragte sich, ob Stark einsichtig genug sein würde, um zu erkennen, dass er ihn brauchte. Und zwar im Vollbesitz seiner Kräfte. Im Grunde genommen zweifelte er nicht wirklich daran, war sogar absolut sicher, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis Iron Man hier auftauchte, um ihn zu holen. Trotzdem: die Möglichkeit, dass Tony Stark zu verbockt war, blieb. Genauso wie die Möglichkeit, dass er zu spät merkte, was Sache war… Doch als sich dann plötzlich ein Portal öffnete und Strange mit Iron Man daraus hervortrat, konnte Loki sich nur mit grösster Mühe ein triumphierendes Lächeln verkneifen. Na also: er hatte sich mal wieder nicht geirrt! Allerdings brachte ihn Starks Frage völlig aus dem Konzept. Einen Shrike töten, der jemanden befallen hatte..? Ohne die betreffende Person dabei auch umzubringen..? Ernsthaft: waren das jetzt etwa Iron Mans einzige Sorgen? Doch dann wurde Loki schlagartig klar, dass die besagte Person jemand sein musste, der dem Mann am Herzen lag. Sehr sogar. Denn dass die Frage nicht nur rhetorisch gemeint gewesen war, wusste Loki sofort. Genauso, wie ihm augenblicklich klar wurde, um wen es wohl dabei ging… So war er nicht wirklich überrascht, Pepper am Boden vorzufinden, als sie auf dem Quinjet eintrafen. Und ebenso wenig verblüffte es ihn, dass er nicht viele Worte brauchte, um Stark zu überzeugen. Wenn es um Pepper Potts ging, vergass Iron Man alles, sogar sein tief verwurzeltes Misstrauen ihm gegenüber. Als die Magie wieder durch seinen Körper floss, schien es Loki, als wäre er von den Toten auferstanden. Jede Faser seines Seins wurde mit der übernatürlichen Kraft erfüllt und liess ihn erzittern. Er spürte, wie die Macht ihn vom Boden hob und somit von allen Seiten umgab – bevor sie vollends in ihn eindrang und ihn komplett ausfüllte. Jede Pore, jede Nervenzelle seines Körpers saugte die Magie auf wie ein Ertrinkender das lebensspendende Wasser. Als der Vorgang abgeschlossen war, stürzten die Gedanken der Umliegenden auf ihn ein. Ihre Zweifel, ihre Ängste, ihr Hass… Er wusste, dass Tony Stark innerlich wie Espenlaub zitterte und im Moment unfähig war, sich zu rühren. Und er brauchte ihn nicht anzusehen, um zu wissen, dass ihm die Augen hinter der Maske beinahe aus den Höhlen traten. ‘Er wird es nicht tun!’ dachten Coulson und die Agenten im Gleichklang. ‘Er hat gelogen: er kann gar nicht helfen.’ hörte er Stranges Bewusstsein sprechen. ‘Loki… bitte…’ flehte Iron Man lautlos. Der Asgardianer überhörte jeden dieser Impulse, auch wenn ihm Starks Betteln zu jedem anderen Zeitpunkt sicher grosses Vergnügen bereitet hätte. Doch es gab zwei Gründe, warum Loki ohne eine Sekunde zu verlieren neben Pepper auf die Knie sank: der eine war, dass er nicht vergessen hatte, dass Stark den Stab in seiner Hand nach wie vor einsetzen konnte. Das war der kleinere, eigentlich nahezu unwichtige Grund. Der eigentliche Grund – derjenige, der wirklich zählte – war, dass Loki die Bilder nicht vergessen hatte, von denen er in seinen Alpträumen verfolgt worden war. Die Bilder der Menschen, die er getötet, verletzt, verstümmelt hatte… Er konnte nichts davon wieder gut machen. Aber er konnte wenigstens jetzt, wenigstens einmal, das Richtige tun! Darum sank er ohne Zögern neben Pepper auf die Knie und streckte die Hände über ihrem Leib aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)