Loki: Versklavt! von uk ================================================================================ Kapitel 12: Phil Coulson ------------------------ Loki hatte keine Ahnung, wie lange er nun schon wieder in seinem Gefängnis sass. In den letzten Tagen war er manchmal bis in die späten Abendstunden hinein beschäftigt gewesen, manchmal aber auch schon mitten am Nachmittag zurückgebracht worden. Als er nun die sich nahenden Schritte hörte, zuckte er zusammen. Es waren kräftige, schwere Schritte, die seiner Tür immer näher kamen. Sein Herz setzte einen Schlag aus: hatte er Bruce Banner etwa derart in Rage versetzt, dass er sich zum Hulk gewandelt hatte..? Er wusste, dass er zu weit gegangen war heute, dass er sich - mal wieder - hatte gehen lassen. Verflixt, es wurde langsam Zeit, dass er lernte, sich wie ein Sklave zu benehmen! Ohne dass er es verhindern konnte, begann Loki zu zittern. Mit einem Anflug von Galgenhumor versuchte er sich zu sagen, dass er ja vielleicht ‘Glück’ hatte und es schlicht nur die Gesamtheit der übrigen Avengers war, die sich seiner Zelle näherte - schliesslich konnten die donnernden Schritte auch von mehreren Menschen stammen! Obwohl ihm nicht im Mindesten nach Scherzen zumute war... Er straffte sich und versuchte, sich für das Unvermeidliche zu wappnen. Doch als sich die Tür aufschwang und er sah, wer da eintrat, blieb ihm das Herz beinahe stehen. Denn der Mann, der jetzt an der Spitze von insgesamt fünf Leuten langsam auf ihn zutrat, war nicht der Hulk. Auch nicht in seiner Eigenschaft als Bruce Banner oder sonst einer der Avengers. Nein, wer da auf ihn zukam war ein mittelgrosser Mann um die Vierzig mit glattrasiertem Gesicht und gutgeschnittenem schwarzen Anzug. Philip Coulson! Der Mann, den Loki getötet hatte, damals, kurz vor dem Angriff auf New York, auf dem Helicarrier von SHIELD! Loki wurde leichenblass und versuchte unbewusst, zurückzuweichen. Seine Augen weiteten sich schreckensstarr, und ohne dass er sich dessen bewusst war, streckte er abwehrend die linke Hand aus. Sie zitterte. «Das ist... unmöglich.» stotterte er. «Sie sind... tot!» «Ich war es.» erwiderte Phil Coulson ruhig. «Aber wie sie sehen können, ist dem nicht mehr so.» Tony und Bruce, die beide im Hintergrund standen, warfen sich einen raschen Blick zu. Sie hatten nur ein kleines bischen damit gerechnet, dass Loki einen Schock kriegen würde – oder besser gesagt: sie hatten es gehofft. Wenn sie ehrlich waren, hatten sie es nicht wirklich angenommen. Denn beide waren, ohne dass sie es laut ausgesprochen hätten, davon überzeugt gewesen, dass der Asgardianer sich gar nicht mehr an Agent Coulson erinnern konnte. Ja, dass er vielleicht sogar vergessen hatte, den Mann auf dem Helicarrier mit seinem Zepter erdolcht zu haben. Schliesslich war Phil Coulson nichts weiter als ein unwichtiger Sterblicher... Aber offensichtlich – wundersamerweise – schien Loki noch genau zu wissen, wer Philip Coulson war. Und was er ihm angetan hatte. Tony und Bruce hatten sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. In den letzten drei Wochen, seit Loki sie davor bewahrt hatte, den grössten Fehler ihres Lebens zu begehen, hatten beide jedoch widerwillig so etwas wie Vertrauen zu ihm aufgebaut. Ein kleines, winziges bischen zumindest. Begonnen hatte es damit, dass Thor, der nur zwei Tage nachdem Loki sie davon überzeugt hatte, das Zepter sein zu lassen, gekommen war, um es abzuholen. Er war überraschend wortkarg gewesen und hatte auch keine Antwort gegeben, als ihn die beiden Avengers gefragt hatten, was denn in Asgard los gewesen war – weshalb er von seinen Leuten so schnell zurückbeordert worden war. Die Männer gewannen den Eindruck, dass die Sache noch immer nicht ausgestanden war. Aber sie drangen nicht weiter in ihn und erzählten ihm daher, als er fragte, alles über ihre Aktion ‘Zepter-Beschaffung’. Als Bruce, die ehrliche Haut, schliesslich auch gestanden hatte, welchen Fehler sie beinahe begangen hatten und dass Loki sie davor bewahrt hatte, war Thor sehr nachdenklich geworden. Er hatte zwar nicht viel gesagt, aber man hatte deutlich sehen können, wie es in ihm arbeitete. Zuletzt hatte er sich dazu durch gerungen, den beiden Männern zu versichern, dass es klug gewesen war, auf Loki zu hören. ¨ «Willst du ihn sehen?» hatte Tony vorsichtig gefragt. Thor war aufgesprungen und auf den Balkon hinaus gegangen, wo er eine Weile schweigend und reglos auf die Stadt hinunter gestarrt hatte. Schliesslich war er wieder hereingekommen, hatte das Zepter genommen und kalt gesagt: «Nein!» Dann war er wieder vom Bifröst erfasst worden und nach Asgard verschwunden. Bruce und Tony hatten kaum Zeit gefunden, sich über Thors merkwürdiges Verhalten zu wundern. Sie hatten alle Hände voll damit zu tun, die Reste von Ultrons Programm zu deaktivieren und gleichzeitig die bereits beschädigte Codierung in Tonys Robotern zu löschen – denn Tony, eifrig und überstürzt wie immer, hatte bereits damit begonnen gehabt, seine kleine Privatarmee umzurüsten. Loki war ihnen dabei zu einer wirklich grossen Hilfe geworden – und nicht nur dabei. Etwas, das sowohl Stark als auch Banner nur widerwillig zugaben. Doch als dann vor zwei Tagen ein Anruf von Director Fury von SHIELD gekommen war, hatten die beiden Männer sofort gewusst, dass es nur einen gab, der die drohende Gefahr, von der Fury gesprochen hatte, zumindest kennen – wenn nicht sogar abwenden – könnte. Die Sache mit Phil Coulson hatte sie dann genauso geschockt, allerdings natürlich im positiven Sinne. Und dann hatten sie in trauter Übereinstimmung beschlossen, Loki vorher nichts davon zu erzählen. Hauptsächlich deshalb, weil sie wirklich fast sicher angenommen hatten, dass der Halbgott den Mann nur fragend anschauen und nicht wieder erkennen würde. Aber auch weil Loki sie beide an diesem Tag - vor allem Banner - ziemlich herablassend behandelt hatte und sie sich ein wenig wie dumme Schuljungen vorgekommen waren. Tony war darum der Ansicht gewesen, dass Loki mal dringend wieder einen Dämpfer brauchte, und Bruce hatte dazu nur grimmig genickt. Loki nun derart entsetzt zu sehen, versetzte Stark das erste Mal seit langem wieder ein ziemlich grosses Gefühl von Genugtuung. Und Bruce erging es ähnlich - nicht nur ihretwegen! Schliesslich hatte der Asgardianer Coulson ohne mit der Wimper zu zucken umgebracht. Es tat daher sehr gut, ihn jetzt so fassungslos und erstarrt zu erleben. Mit Coulson waren noch vier weitere Agenten gekommen: ein Schwarzer namens Alphonso Mackenzie, der fast genauso gross wie Loki und beinahe ebenso muskelbepackt wie Thor war und den alle nur ‘Mack’ nannten, eine Asiatin namens Melinda May, eine weitere junge Frau namens Daisy Johnson – ein Inhuman, wie die beiden Avengers erfahren hatten – sowie ein junger Wissenschaftler namens Leopold Fitz. Daisy war dabei sicher die beste ‘Waffe’ im Team: als eine überaus mächtige Inhuman mit der Fähigkeit, Energiestösse von grosser Kraft auszulösen, konnte sie Loki, vor allem in seinem jetzigen Zustand, problemlos in Schach halten. Bei Inhumans handelte es sich um Menschen, deren DNA aufgrund diverser Versuche der ausserirdischen Kree, die vor Jahrhunderten auf der Erde stattgefunden hatten, verändert worden war. Die Veränderung verlieh ihnen besondere (und jeweils verschiedene) Fähigkeiten, wobei das entsprechende Gen allerdings erst durch die sogenannte Terrigenese, den Kontakt mit den Terrigen-Kristallen der Kree, aktiviert wurde. Diese Kristalle waren jahrhundertelang unter Verschluss und somit nur wenigen ‘Auserwählten’ zugänglich gewesen, doch inzwischen hatten es gewisse Subjekte in den Reihen von Hydra geschafft, sie innerhalb ihrer Organisation überall auf der Welt zu verbreiten. Aus diesem Grund tauchten auch immer mehr Inhumans auf – die meisten von ihnen verwirrt und verunsichert über das, was mit ihnen geschehen war. Sie waren diejenigen, die SHIELD am ehesten für sich gewinnen konnte. Auch Daisy gehörte dazu. Die vier Agenten, die Loki noch nie persönlich begegnet waren (auch wenn sie alle dutzende Bilder von ihm im Internet gesehen hatten), musterten den Asgardianer intensiv und scharf. Die beiden Frauen stellten dabei widerwillig fest, dass er sehr gut aussah. Auf den Bildern, wo er immer den Helm getragen hatte, war ein Grossteil seines Gesichts gar nicht richtig erkennbar gewesen. Aber jetzt, wo sie ihn direkt vor sich sahen, mussten sie zugeben, dass er ein äusserst faszinierendes Exemplar von Mann darstellte. Was dazu führte, dass sie ihn nur noch mehr verabscheuten. Der Kerl hatte Coulson getötet, den Mann, der für Daisy mehr wie ein Vater als ein Vorgesetzter und für Melinda ein sehr, sehr guter Freund war. Er hatte ihn einfach abgestochen, ohne dass es unbedingt notwendig gewesen wäre – denn natürlich hätte er ihn genauso gut einfach nur bewusstlos schlagen können. Aber nein, an einen unbedeutenden Sterblichen verwendete jemand wie Loki aus Asgard natürlich keinen Gedanken! Darum waren Melinda und Daisy – und auch die beiden männlichen Kollegen – genauso überrascht wie Bruce und Tony, dass Loki überhaupt wusste, wer da vor ihm stand. Sogar Coulson spürte Verblüffung in sich aufsteigen. Sie wurde jedoch sofort abgelöst von einem anderen, weitaus intensiveren Gefühl: einer tiefen Genugtuung. Er hatte, auch wenn er sich nicht eingestehen wollte, Angst davor gehabt, Loki wieder zu sehen. Gefangener (das Wort Sklave vermied er sogar in Gedanken!) hin oder her. Der Kerl war gefährlich, und Coulson glaubte keine Sekunde daran, dass er völlig besiegt war. Das tat er zwar auch jetzt noch nicht – doch die absolute Fassungslosigkeit des Asgardianers bei seinem Anblick liess ihn ahnen, dass Loki, zumindest im Moment, wohl wirklich ziemlich machtlos war. Denn andernfalls hätte ihn das Wiedersehen mit einem Totgeglaubten kaum dermassen aus der Ruhe gebracht. Mit einer totgeglaubten ‘Ameise’ schon gar nicht! Coulsons Worte lösten – verständlicherweise – auf Lokis Gesicht höchste Verwirrung aus. ‘Ich war tot, aber wie sie sehen können, ist dem nicht mehr so’… das klang ja auch ziemlich unwahrscheinlich. Sogar für jemanden wie Loki, der in seinem langen Leben sicher schon so einiges gehört und erlebt hatte. Aber Menschen blieben in der Regel tot, wenn sie es denn mal waren. In der Regel! Bei Phil Coulson war diese Regel jedoch ausser Kraft gesetzt worden. Loki starrte ihn immer noch völlig fassungslos an und fragte tonlos: «Wie..?» Er schien gar nicht zu merken, dass er die Frage stellte, klang sie doch derart geistesabwesend und beinahe mehr an sich selbst gerichtet. Coulson hatte eigentlich nicht vorgehabt, Loki zu erzählen, wie es kam, dass er wieder unter den Lebenden weilte. Er war lediglich hier, weil er, Tony Stark zufolge, Lokis Hilfe brauchen konnte. Und so sehr sich auch alles in ihm dagegen sträubte: was Stark ihm über den Asgardianer erzählt hatte, hatte ihn letztlich doch davon überzeugt, ihm wenigstens von der drohenden Katastrophe zu berichten. Wenn er helfen konnte, umso besser – dann tat der Kerl zur Abwechslung mal was Nützliches! Doch über sich selbst wollte Coulson eigentlich nichts erzählen… Aber gerade, als er sich noch die passende Antwort überlegte, geschah es: er spürte auf einmal, wie etwas von ihm auf Loki überging. Ein Teil seines Bewusstseins, um es genau zu sagen… Oder, um es noch genauer zu formulieren: sein gesamtes Bewusstsein! Coulson keuchte auf und wollte zurückweichen, doch er stand wie festgewurzelt da. Was tat der Asgardianer mit ihm? Stark hatte ihm doch versichert, dass Loki seine magischen Fähigkeiten eingebüsst hatte! Als er nun jedoch einen Blick auf Loki warf, sah er, dass dieser genauso überrascht war wie er selbst. Wenn nicht sogar noch weitaus mehr: Lokis Augen, vorhin schon gross, wurden beinahe riesig, und sein Atem ging so rasch und stossweise wie bei einem verwundeten Tier. Er versuchte, noch mehr zurückzuweichen, doch da er bereits an der Wand stand, hatte er keine Chance. Dennoch sah er aus, als ob er am liebsten im kalten Stein in seinem Rücken verschwinden würde. Ein Flimmern entstand auf einmal zwischen den beiden Männern, eine Art wirbelnde Aura, und das war der Moment, wo die Umstehenden definitiv begriffen, dass etwas nicht stimmte. Daisy trat einen Schritt vor und wollte Coulson am Arm greifen. «Sir…» sagte sie, doch weiter kam sie nicht. Sie wurde von einer unsichtbaren Kraft zurückgeschleudert und war nicht in der Lage, den Mann zu berühren. Mack und Fitz hoben ihre Waffen, die sie ohnehin schon griffbereit in den Händen gehalten hatten. «Hören sie sofort damit auf!» schrien sie Loki an und richteten die Läufe ihrer Pistolen auf den Punkt zwischen seinen Augen. «Was immer sie da tun: stoppen sie es, oder wir schiessen.» Loki wollte antworten, doch er konnte nicht. Sein Mund öffnete sich zwar, doch kein Ton kam heraus. Dafür geschah etwas anderes: die Verbindung, die sich mit Coulson aufgebaut hatte, wurde intensiver. Das bisher nur schwach wahrgenommene Bewusstsein des Mannes nahm konkrete Formen an und wurde klar und deutlich. Und dann keuchte Loki auf einmal genauso heftig auf wie Coulson wenige Sekunden vor ihm, denn nun bekam er zu sehen, was mit dem Agenten geschehen war. Was passiert war, nachdem er durch ihn getötet worden war. Iron Man, der instinktiv spürte, dass Loki an der momentanen Situation keine Schuld trug, legte den beiden Agenten beschwichtigend die Hände auf die Arme und drückte sie sanft nieder. «Nicht.» sagte er beschwörend. «Was immer da gerade geschieht… Es ist nicht Lokis Werk. Er besitzt keine magischen Kräfte mehr.» «Was macht sie da so sicher?» fragte Mack, immer noch heftig und vor Wut zitternd. Stark lachte kurz und zynisch auf. «Glauben sie mir, ich weiss das genau!» erwiderte er trocken. Und ja, natürlich wusste er es genau, denn hätte Loki auch nur ein Minimum seiner Macht noch in sich getragen, wäre von ihm, Tony Stark, wohl inzwischen nicht mehr allzu viel übrig gewesen… Zumindest hätte Loki nie und nimmer auch nur einen einzigen seiner Befehle befolgt. Coulson und Loki standen immer noch reglos da, Coulson sichtlich nicht begreifend, was da gerade vor sich ging. Loki hingegen schien nicht nur zu verstehen - er schien sogar weitaus mehr zu wissen, als ihm lieb war. Oder es zumindest Schritt für Schritt zu erfahren… …denn in seine Augen trat nun so etwas, das man als reines Entsetzen beschreiben konnte, und sein Gesicht verlor auch noch den letzten Rest von Farbe. Die Pupillen seiner Augen weiteten sich und wurden starr, und er blinzelte nicht einmal mehr. Er wirkte wie in Trance – weitaus mehr als Coulson, der sich zwar ebenso wenig rühren konnte, der aber noch so aussah, als wäre er Herr über seine Sinne. Bei Loki schien dem nicht mehr so zu sein. Er sah aus, als wäre er ausserhalb seiner selbst im Moment, als wäre er ganz woanders. In jemand anderem drin zu sein wäre die perfekte Beschreibung gewesen, doch das wusste ausser Coulson im Moment noch keiner der Anwesenden. Sie konnten nur hilflos dastehen und den unheimlichen Vorgang beobachten. Coulson hingegen wusste, was Loki gerade zu sehen bekam, und je mehr sich dem Asgardianer von seinem tiefsten Inneren offenbarte, umso mehr begann er zu zittern. Loki wusste es – er wusste alles! Alles, was mit ihm, Coulson, nach seinem Tod geschehen war. All das Grauen, all die Schmerzen… er hatte es gesehen. Der Agent hatte keine Ahnung wie und warum, aber es bestand kein Zweifel daran. Er irrte sich nicht. Er starrte auf Loki und fühlte das Band zwischen ihnen. Ein Stöhnen entrang sich seiner Kehle, und wenn ihn nicht eine unbekannte Macht festgehalten hätte, wäre er zusammen gebrochen. Der Bastard kannte seine schlimmsten Alpträume, seine fürchterlichsten Momente. Alle. Jeden einzelnen von ihnen. Und sicher bereitete es ihm höllisches Vergnügen, dieses Wissen! Coulson wand sich innerlich wie im Krampf. Loki war jedoch weit davon entfernt, so etwa wie Vergnügen zu empfinden. Nein, alles, was in ihm tobte, war nacktes Grauen. Ausserdem fragte er sich, wie es möglich war, dass er – ohne seine magischen Fähigkeiten – in Coulsons Bewusstsein eindringen konnte. Es musste irgendeine Verbindung zwischen ihm und dem Mann geben. Anders konnte sich Loki das Ganze nicht erklären. Doch je intensiver die Bilder wurden, die jetzt auf ihn eindrangen, desto mehr trat diese Frage in den Hintergrund… Er befand sich wieder auf dem Helicarrier von SHIELD, kurze Zeit vor seinem Angriff auf New York, und sah, wie Coulson am Boden lag - Sekunden nachdem er ihn mit dem Zepter niedergestreckt hatte. Sich selbst sah er nicht, dafür fühlte er auf einmal einen brennenden, stechenden Schmerz in der Herzgegend. Das Atmen fiel ihm immer schwerer, und er realisierte, wie das Leben gnadenlos aus ihm herausfloss. Loki wollte die Verbindung kappen, die Bilder stoppen… Doch es gelang ihm nicht. Es ging gnadenlos weiter: jetzt lag er ihm Sterben… und dann war er auch schon wirklich tot. Nein, nicht er war es, der da leblos am Boden lag, sondern Coulson. Doch in diesem Augenblick verschmolz er mit dem Agenten. So sehr, dass ihn auf einmal die kalte Finsternis des Todes umfing. Bis zu jenem Moment, wo er anfing zu betteln. Darum, endlich sterben zu dürfen… Er lag auf einem Operationstisch und litt. Er litt solche Schmerzen, dass er um den Tod bettelte. Immer und immer wieder. Doch sie hörten nicht auf ihn. Man hatte ihm etwas injiziert, eine ausserirdische Substanz, welche die Regeneration seines geschädigten Herzens bewirkte. Langsam und schmerzhaft, aber effizient. Gleichzeitig lag sein halber Schädel offen, und mehrere Apparaturen machten sich an seinem Gehirn zu schaffen, setzten die Synapsen neu zusammen und programmierten eine Realität da hinein, die so nie wirklich stattgefunden hatte. Auch das schmerzte unsäglich, und er hörte sich – Phil! – wieder um den Tod betteln… Und dann war es endlich vorbei. Phil Coulson glitt in einen gnädigen Traum hinab, wachte auf einer wunderschönen Insel mit kristallblauem Meer auf und lief barfuss den herrlich weissen Sandstrand entlang. Tahiti – er war auf Tahiti gelandet. Verbrachte nach den für ihn traumatischen Ereignissen in New York einen wohlverdienten, längeren Urlaub dort. Zumindest war es das, was Coulson hatte glauben sollen... Loki tauchte aus der Trance auf. Der Schock war so gewaltig, dass er nach Luft schnappte wie ein Ertrinkender. Phil Coulson war nie auf Tahiti gewesen – das war nur eine falsche Erinnerung, die sie ihm implantiert hatten. Genauso wie die Behauptung, er wäre nur ein paar Sekunden lang tot gewesen, und man habe ihn mehr oder weniger sofort reanimieren können… In Wahrheit war Phil Coulson mehrere Tage lang tot gewesen. Und das Serum, das man ihm injiziert hatte, um eine komplette Erneuerung der Zellen, aus denen sein Herz bestand, anzuregen, war nicht einfach irgendeine ausserirdische Substanz gewesen, sondern Blut. Sein – Lokis – Blut! Daher diese Verbindung. Jetzt war für den Magier alles klar. Sein Blut, das nicht nur Bestandteile eines Frostriesen, sondern durch die jahrhundertelange ‘Verwandlung’ in einen Asgardianer und durch den damit verbundenen Einsatz konstanter Magie inzwischen auch Anteile von deren DNA beinhaltete, hatte etwas bewirkt, was wohl keine andere Zusammensetzung geschafft hätte. Denn die enorme Selbstheilung, die Asgardianern und Frostriesen eigen war, liess sich nicht auf andere Lebensformen übertragen. Die Kombination von beiden genetischen Eigenschaften aber offensichtlich schon. Nur wussten das weder Coulson noch diejenigen, die ihm das Blut injiziert hatten. Coulson, der inzwischen herausgefunden hatte, was wirklich mit ihm geschehen war, glaubte genauso wie seine Ärzte, dass die ausserirdische DNA von den Kree stammte. Loki konnte sich darüber nur verwundern, denn woher um alles in der Welt hätten sie denn plötzlich Kree-Blut herhaben wollen? Ihm war klar, dass zumindest ein Mensch die Wahrheit kennen musste – und das dürfte wohl Fury sein. Der Director von SHIELD, der wohl dafür gesorgt hatte, dass von dem Blut, das Loki im Stark Tower vergossen hatte, genügend Proben eingesammelt wurden, um damit den wahnwitzigen Versuch zu unternehmen, seinen besten Agenten zu retten. Denn Loki war der einzige Ausserirdische gewesen, dessen Blut überhaupt zur Verfügung gestanden hatte. Die Chitauri besassen nämlich kein Blut. Und Thor, sein Bruder, hatte keines vergossen. Blieb nur noch er selbst. Und er hatte schon ziemlich geblutet, nachdem der Hulk mit ihm fertig gewesen war… Aber das war im Grunde genommen völlig nebensächlich, denn er hatte bestimmt nicht vor, Coulson das zu erzählen. Was der Mann durchmachen musste, war auch so schon schlimm genug. Und als Coulson schliesslich die Wahrheit herausgefunden hatte, hatte ihn das beinahe um den Verstand gebracht. Dass die Regeneration seines Zellgewebes im Herzen durch Lokis Blut bewirkt worden war, dürfte also so ziemlich das Letzte sein, was der Agent hören wollte. Langsam ebbten die Bilder definitiv ab, und Loki merkte, dass er sich langsam wieder bewegen konnte. Er zitterte am ganzen Körper und sah auf den Mann vor ihm… Du meine Güte, er hatte ja bereits gewusst, dass es für Phil Coulson eine Menge Gründe gab, ihn zu hassen. Doch wie viele Gründe er dafür tatsächlich hatte, wusste er erst jetzt! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)