Loki: Versklavt! von uk ================================================================================ Kapitel 9: Warten ----------------- Stark war weg, und Loki blieb in seinem Gefängnis. Offensichtlich traute ihm Iron Man zu, dass er ansonsten irgendwas anstellen – oder zu fliehen versuchen - könnte... Loki hätte beinahe gelacht bei dem Gedanken, denn was um alles in der Welt sollte er wohl anstellen? Und fliehen..? Keine Chance, denn das würden die Asgardianer mitbekommen und dann wäre es aus mit ihm... Eigentlich müsste er ja dankbar sein, in Ruhe gelassen zu werden, anstatt weiter schuften zu müssen. Wenn nicht die Stille und Leere seiner Unterkunft an seinen Nerven gezehrt hätte. Es gab nichts in dem kleinen Raum ausser einem schmalen Bett und einer alten, nur durch eine halbe Wand verdeckte Toilette – die Loki zum Glück nicht brauchte, denn Asgardianer wie Jotunnen kannten keine Körperausscheidungen. Zum Glück – ansonsten wäre das bei zwei Tagen an einem Pranger zu allem Elend auch noch ziemlich peinlich geworden... Bei dem zynischen Gedanken huschte nun doch ein flüchtiges Lächeln über Lokis Gesicht. Dann aber schwang er sich wieder vom Bett auf – etwa zum hundertsten Mal seit Stark weg war – und tigerte im kleinen Raum hin und her. Es gab kein Fenster, und somit hatte Loki keinen blassen Schimmer, welche Tageszeit es war. Ob es überhaupt noch Tag war... Irgendwann hörte er plötzlich Geräusche vor seiner Tür, und eine kleine Luke ganz unten am Boden schwang sich auf. Loki hatte sie noch nicht einmal bemerkt. Einer von Starks rollenden Dummies schob ein Tablett in sein Zimmer. «Ihr Essen,» erklang Jarvis Stimme aus dem Hintergrund. Loki zuckte zusammen. Wie nett: Stark liess ihn also nicht hungern! Nicht, dass er es unbedingt nötig gehabt hätte zu essen: er konnte wie alle seiner Art wochen-, ja im Notfall sogar monatelang ohne Nahrung und Flüssigkeit auskommen. Aber da sich Hunger und Durst jeweils doch recht schnell bemerkbar machten, war er dankbar, dass Iron Man offenbar doch an seine Verpflegung gedacht hatte. Während er ass, grübelte er über Tony Stark nach – und über die Mission, auf der er sich gerade befand. Ob sie es schaffen würden? Er ging eigentlich mit Sicherheit davon aus, denn schliesslich waren sie die Avengers. Und da die ja schon mit ihm und den Chitauri fertig geworden waren, würden ein paar Hydra-Agenten wohl nicht wirklich ein ernstes Hindernis für sie darstellen... Trotzdem: ihm wurde auf einmal bewusst, dass Stark bei der Mission gut und gerne draufgehen konnte. Nicht besonders wahrscheinlich – aber auch nicht unmöglich. Und er fragte sich, was das dann wohl für ihn bedeuten würde... Stark hatte vermutlich niemandem von ihm erzählt, denn wäre es anders gewesen, hätte er ihn gestern sicher demjenigen Avenger, der hier gewesen war, präsentiert. Oder gleich allen zusammen. Aber das war nicht geschehen, womit Loki davon ausgehen konnte, dass keiner von ihnen wusste, dass er sich hier befand. Mit anderen Worten: wenn Stark wider Erwarten die Mission nicht überleben sollte, würde er, Loki, wohl hier in diesem Loch verrotten. Du meine Gute: er hätte nie im Leben gedacht, dass er mal hoffen würde, dass Tony Stark kein Unglück widerfuhr! «Wünschen sie vielleicht etwas zu lesen?» Jarvis freundlich aber monoton klingende Stimme riss ihn aus seinen Überlegungen. Beinahe wäre er vom Bett gefallen. Etwas zu lesen? So aufmerksam gegenüber einem nichtswürdigen Sklaven..? Im ersten Moment wollte Loki stolz ablehnen, aber dann sagte er sich, dass eine solche Reaktion schlicht lächerlich wäre: ihm war stinklangweilig, seine Gedanken drehten sich im Kreis, und weil es keinerlei Ablenkung gab, spürte er auch die immer noch in ihm tobenden Schmerzen nur allzu sehr. Lesestoff – egal welcher Art – wäre daher höchst willkommen. Ausserdem besass er sowas wie Stolz ja eh nicht mehr! «Gerne,» hörte er sich darum sagen und war selbst überrascht, dass seine Antwort beinahe schüchtern klang. Wenige Minuten später öffnete sich die Luke am Grund der Tür wieder, und mehrere Zeitungen wurden hineingeschoben. Loki schnappte sich das Bündel und hockte sich im Schneidersitz aufs Bett. Das war ja hervorragend: Tageszeitungen! Da er nun mal auf dieser Welt feststeckte, war es sicher nicht schlecht, sich eingehend über das aktuelle Geschehen zu informieren. Er war derart vertieft in seine Lektüre, dass er gar nicht merkte, wie die Zeit verging. Als Jarvis sich wieder vernehmen liess, schrak er darum überrascht hoch. «Ihr Abendessen ist bereit, Sir.» Sir? Beinahe hätte Loki aufgelacht. Dann dämmerte ihm, was Jarvis gesagt hatte: Abendessen. Mit anderen Worten: der Tag war um. Er kämpfte mit sich, während er zur Tür ging und das Tablett an sich nahm, aber dann siegte seine Neugier: «Hast du irgendwas von Stark gehört?» Hoffentlich klang es so beiläufig, wie es sollte. «Natürlich. Ich begleite ihn auf dieser Mission.» Logisch, das war ja klar gewesen! Loki spürte Ungeduld in sich aufsteigen. «Und..?» «Ich bin nicht befugt, ihnen diesbezüglich irgendwelche Auskünfte zu geben.» «Natürlich.» Loki hatte auch nicht damit gerechnet, etwas über den aktuellen Stand zu vernehmen. Das einzige, was er wissen wollte, war, ob Stark noch unter den Lebenden weilte. Und davon durfte er jetzt wohl ausgehen... Andernfalls wäre Jarvis Antwort sicher anders ausgefallen. Ihn direkt zu fragen – dazu konnte er sich aber beim besten Willen nicht überwinden. Wäre ja noch schöner, wenn Stark davon Wind bekäme, dass er sich seinetwegen Sorgen machte! Okay – eigentlich nur Sorgen um sich selbst, aber trotzdem... «Wünschen sie sonst noch etwas, Sir?» fragte Jarvis. Lokis Mund klaffte auf. Wünschen..? Er konnte nicht anders, er musste einfach lachen. «Klar, Jarvis: ich hätte gerne meine Freiheit, wenn’s geht!» «Ich fürchte, darüber zu entscheiden steht ausserhalb meines Kompetenzbereiches.» Loki seufzte und schüttelte den Kopf. «War ein Witz gewesen, mein Guter.» Er winkte ab. «Nein danke, ich habe keine weiteren Wünsche. Jedenfalls keine, die du erfüllen könntest.» «Dann gute Nacht, Sir.» Loki lehnte sich gegen die Wand und schloss die Augen. Ja... gute Nacht. Die er nicht haben würde, wenn ihn die gleichen Bilder wie in der letzten und vorletzten Nacht verfolgen würden... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)