Loki: Versklavt! von uk ================================================================================ Kapitel 8: Das Geheimnis von Lokis Zepter ----------------------------------------- Loki zuckte zusammen, als Stark so unverhofft vor ihm stand, und als er ihn aufforderte, in einem der Stühle Platz zu nehmen, verengten sich seine Augen misstrauisch. Was sollte das? Stand Iron Man etwa schon wieder der Sinn nach einem kleinen Spielchen? Doch er folgte der Aufforderung, ohne etwas zu erwidern. Wenn Stark mit ihm spielen wollte, hatte er sowieso keine andere Wahl, als mitzumachen. Aber als der Mann ihn dann fragte, woher eigentlich das Zepter stammte, das er damals beim Angriff auf New York besessen hatte, begann Loki doch innerlich zu zittern. War das Starks Art, den Auftakt zu einer neuen kleinen Foltersitzung zu gestalten? Vorsichtig antwortete er: «Ich dachte, das wüssten sie bereits. Ich habe es von den Chitauri bekommen...» Den Namen dessen, der es ihm eigentlich gegeben hatte, klammerte er bewusst aus. «Ja, ja, natürlich.» Tonys leicht zerstreut klingende Antwort machte Loki klar, dass dies nicht der eigentliche Punkt gewesen war. Sein Zittern verstärkte sich, und er hoffte inständig, dass es nicht sichtbar wurde. Verflucht, er war wirklich zu einem erbärmlichen Wrack geworden! «Dieses Zepter... besitzt besondere Kräfte, oder?» fuhr Stark fort. Seltsamerweise vermied er es, Loki anzuschauen. Dessen Brauen hoben sich überrascht. «Das wissen sie doch ebenfalls.» Fast hätte er gelacht – hielt Stark ihn für blöd oder was? «Äh... ja, klar.» Tony räusperte sich. Mist, er musste sich jetzt gefälligst zusammen reissen, sonst würde er Loki gar kein Geheimnis entlocken können. «Ich frage mich nur, ob das Ding noch andere... Kräfte als die uns bekannten birgt.» Loki musterte ihn nachdenklich. Schon als Stark hereingekommen war, war ihm aufgefallen, dass er ziemlich nervös wirkte. Doch er hatte es darauf geschoben, dass er ein neues gemeines Spielchen plante... und als ziemlich ungeübter 'Veranstalter' solcher Grausamkeiten etwas aufgeregt war. Doch nun fragte er sich langsam, ob Tony Starks Nervosität nicht andere Gründe haben mochte. «Was wollen sie genau wissen, Stark?» frage er daher rundheraus und hoffte, dass er sich nicht irrte... Denn wenn er den Mann schon wieder falsch einschätzte, würde er den Preis dafür bezahlen müssen. Doch diesmal lag er richtig, wie ihm gleich klar wurde. Iron Man fuhr zusammen und erwiderte seinen Blick das erste Mal direkt. Er neigte sich ein wenig nach vorn und sagte: «Laut deinem Bru... laut Thor birgt das Zepter ein Geheimnis.» Loki versteifte sich. «Und warum kommen sie damit zu mir? Thor wird ihnen doch bestimmt alles erzählt haben...» Er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme leicht zitterte, als er Thors Namen aussprach. Tony entschloss sich zur Offenheit. «Das wollte er. Aber er musste nach Asgard zurück, ehe er uns erzählen konnte, was es mit diesem Geheimnis auf sich hat. Das einzige, was wir wissen, ist, dass es gefährlich ist.» «Und nun wollen sie die Antwort von mir hören?» Loki war ehrlich verblüfft – zum einen darüber, dass Stark einigermassen anständig fragte, und zum anderen, dass er offenbar damit rechnete, auch eine Antwort - noch dazu eine ehrliche - zu bekommen. «Warum?» Tony blinzelte überrascht. «Warum was?» «Warum wollen sie etwas über das Zepter erfahren? Sie haben es doch nicht mehr in ihrem Besitz...» Loki zögerte kurz, ehe er seinen ganzen Mut zusammennahm und hinzufügte: «...sondern es sich von Hydra wegschnappen lassen.» Das sass! Tony richtete sich kerzengerade im Stuhl auf und starrte Loki an. Woher wusste der Kerl von Hydra? Als man ihn gefangen hatte, hatte er lediglich mitbekommen, dass das Zepter SHIELD übergeben worden war. Dass es sich dabei um versteckte Hydra-Agenten gehandelt hatte, konnte Loki nicht wissen. Oder? Stark wagte kaum zu fragen, und erst später am Abend sollte ihm auffallen, dass er sich deshalb vor der Antwort gefürchtet hatte, weil er sie tief in sich drin bereits gekannt hatte... Loki presste flüchtig die Lippen aufeinander, ehe er antwortete. Seine Stimme klang dabei ruhig und gleichzeitig sehr müde – und auf eine seltsame Weise traurig, wie Tony irritiert feststellte. «Ich kann... ein bischen mehr, als ich es bisher gezeigt habe.» Ein flüchtiges, ironisches Lächeln. «Besser gesagt: ich konnte ein wenig mehr... Es dürfte unwichtig sein, was das im Detail bedeutet, aber nur soviel: unter anderem war ich... früher in der Lage, in das Bewusstsein denkender Wesen einzudringen. Und darum war mir sehr schnell klar geworden, dass die tolle Geheimorganisation namens SHIELD von einer zweiten, noch geheimeren Organisation namens Hydra unterwandert wurde. Und auch, wer unter den Agenten an Bord des Helicarriers zu denen gehörte.» «Sie können Gedanken lesen..?» entfuhr es Stark entsetzt. «Sie..?» Loki stiess ein kurzes, freudloses Lachen aus. «Bis grade eben war’s doch noch ‘du’..?» Als Starks Gesicht sich verzog, hob er abwehrend die Hände und setzte rasch hinzu: «Schon gut. Aber es war...» Er betonte das ‘war’, «...eigentlich kein Gedankenlesen. Eher ein komplettes Erfassen einer Person.» Tony klappte die Kinnlade runter, doch Loki liess ihm gar keine Zeit zum Nachdenken. Diesmal war er es, der sich nach vorn neigte und Stark intensiv musterte. «Aber nochmal: warum wollen sie auf einmal alles über das Zepter wissen?» «Weil wir herausgefunden haben wo Hydra es versteckt hält.» entfuhr es Iron Man, ehe er die Worte zurücknehmen konnte. Er erstarrte, wurde zuerst vor Schreck ganz blass – und fühlte dann Wut in sich aufsteigen. Verflixt und zugenäht: der Bastard war auch ohne seine magischen Kräfte gefährlich manipulativ! Allerdings sollte er es besser nicht zu weit treiben, sonst würde er ihm erneut zeigen, wie wenig Spass er im Moment verstand. Doch zu Tonys grosser Verblüffung wurde auch Loki jetzt ziemlich blass. Entweder hatte er soeben begriffen, dass er zu weit gegangen war... Oder es gab noch einen anderen Grund dafür. Stark straffte sich innerlich und erhob sich. Er hoffte, dass er so hart und fordernd aussah, wie er es wollte, als er auf Loki hinunterblickte und sagte: «Ich will jetzt alles über dieses Zepter wissen, klar. Und keine Lügen, ich warne dich. Du würdest es bereuen.» Loki schluckte leer, dann schloss er flüchtig die Augen und wies auf den Stuhl. «Sie sollten sich wieder setzen,» erwiderte er tonlos. «Das wird ein Weilchen dauern.» Und ohne dass Tony ein weiteres Mal drohen musste, enthüllte Loki ihm nicht nur das Geheimnis des Zepters sondern auch das des Tesserakts. Beides besondere Artefakte, die, wie Iron Man jetzt fassungslos erfuhr, zwei der insgesamt sechs Infinity-Steine bargen. Jene mächtigen magischen Steine, in denen sich die sechs Singularitäten in jeweils einem Aspekt des Universums manifestierten. «Das Gefährliche daran,» schloss Loki seinen Bericht, «ist, dass die Steine nicht nur grosse Macht verleihen, sondern ihre Träger auch zerstören können. Dies gilt vor allem für niedriger entwickelte Wesen...» Er zögerte, holte tief Luft und fuhr fort, «...wie zum Beispiel euch Menschen. Soll keine Beleidigung sein, Stark. Ich nenne nur eine Tatsache. Ein Mensch kann einen Infinity-Stein nicht anfassen, ohne dabei zu sterben. Das Zepter – wie auch der Tesserakt – bilden zwar eine Art Schutzhülle um die Steine herum, doch wenn diese entfernt würden, wären die Kräfte, die dadurch freigesetzt würden, unkontrollierbar. Aus diesem Grund müssen sie unbedingt dafür sorgen dass das Zepter, wenn sie es denn in ihren Besitz gebracht haben, nach Asgard gelangt.» «Genau das hat Thor auch gesagt.» brachte Tony stotternd hervor und erhob sich dann wieder, begann im Raum hin und her zu tigern. In seinem Kopf schwirrte es. «Sie müssen es sich unbedingt beschaffen,» sagte Loki nach einigen Minuten leise. «Bei Hydra ist es definitv in den falschen Händen.» «In weniger falschen als bei dir!» fauchte Tony wütend zurück. Seine Nerven vibrierten. Loki senkte den Kopf und stützte ihn in die rechte Hand. «Ja, natürlich.» Er schwieg einen Moment, ehe er tonlos, aber fest hinzufügte: «Trotzdem sind es die falschen Hände.» Starks Mund klaffte auf – dann fuhr ein Ruck durch seine Gestalt, und mit dem letzten Rest an gespielter Selbstsicherheit, den er noch aufbringen konnte, versetzte er scharf: «Danke, das war alles. Du kannst gehen und dich wieder anderweitig nützlich machen!» Er sah zu, wie Loki sich müde aus dem Stuhl zog und verfolgte ihn mit seinen Blicken, bis er draussen war. Dann hastete er zur Bar hinüber und goss sich einen Drink ein. ‘Du liebe Güte... wenn das so weiter geht, werde ich noch zum Säufer!’ schoss es ihm durch den Kopf, ehe er Jarvis sagen hörte: «Glauben sie ihm, Sir?» Erst da fiel Tony auf, dass er genau das tat. Dass er kein einziges Wort von Loki anzweifelte. Aber noch etwas fiel ihm erst jetzt auf: dass nämlich Loki bei diesem Gespräch die Oberhand gehabt hatte, und nicht er... Tony stöhnte und goss sich noch ein Glas ein. Er musste sich in Acht nehmen, sonst wäre er bald nicht mehr der Herr, sondern der Sklave! Für den Rest des Tages vermied er es bewusst, Loki nochmals zu begegnen. Allerdings nahm er erfreut zur Kenntnis, dass dieser weiterhin tat, was ihm - durch Jarvis - befohlen wurde, und das ohne zu murren oder auch nur zu zögern. Es verschaffte Tony erneut ein Gefühl tiefster Befriedigung, auch wenn er sich darüber im Klaren war, dass Lokis resignierte Gefügigkeit nicht sein Verdienst war. Sei's drum: Hauptsache, er tat, was ihm befohlen wurde. Doch als Stark sich an diesem Abend zur Ruhe begab, fiel ihm wieder ein, was Loki über seine Fähigkeiten gesagt hatte. Und wie er, Tony, die Antwort bereits geahnt hatte... Wie ihm eine innere Stimme nicht nur heute, sondern, wenn er ehrlich sein wollte, schon damals, bei Lokis Angriff auf New York, gesagt hatte, dass der Kerl nicht alles gab. Und jetzt hatte er den Beweis für diesen Gedanken, den er damals noch als unsinnig abgetan hatte. Lokis Fähigkeiten waren weitaus grösser, als bisher angenommen. Oder zumindest gewesen. Auf einmal schwindelte Tony, und er richtete sich kerzengerade im Bett auf. Das würde ja bedeuten, dass... 'Halt!' rief er sich innerlich zur Ordnung. 'Das muss warten, genauso wie die Antwort auf die Frage, wie gross Lokis Fähigkeiten denn tatsächlich gewesen sind. Jetzt, im Moment, musst du gefälligst schlafen - sonst wirst du morgen niemandem eine Hilfe sein.' Aber während er langsam in den Schlaf sank, verfolgte ihn der Gedanke, den er nicht zu Ende hatte denken wollen, bis in seine Träume hinein. Der Gedanke, dass Loki nicht besiegt worden war... Sondern sich hatte besiegen lassen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)