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Loki: Versklavt!

von

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Das Urteil

Als Loki seinem Adoptivvater erneut vor die Füsse geworfen wurde, nahm er, anders als beim ersten Mal vor zwei Tagen, diese Demütigung kaum noch wahr. Dafür waren die Schmerzen viel zu grauenhaft und unerträglich. Und das, obwohl die letzten Hiebe schon vor Stunden verebbt waren… Doch noch immer schien jede einzelne Faser seines Körpers zu brennen, und hätte er noch die Kraft zum Schreien gehabt, hätte er es wohl nach wie vor getan.
 

Doch diese Kraft besass er nicht mehr. Genauso wenig wie die Kraft, seinen Kopf auch nur um wenige Millimeter heben zu können.
 

Loki wusste, das würde nicht lange so bleiben. Die Schmerzen schon – die würden ihn noch wochenlang begleiten – aber seine Kraft würde bald zurückkommen. Die perfekte Strafe: man würde ihm nichts anmerken, und somit konnte der, dem man ihn überlassen würde, gut und gerne behaupten, er simuliere nur. Oder, was wahrscheinlicher war: glauben, dass er es tat. Denn schliesslich gab es keinen Hinweis auf die Hölle, die hinter ihm lag. Unzählige Male war die magische Peitsche auf seinen Rücken geklatscht, hatte sich durch den Stoff seiner Kleider gebrannt und ihn Qualen verspüren lassen, die jenseits aller Vorstellungskraft lagen. Doch äusserlich sah man ihm nichts davon an: nicht einmal seine Kleider hatten auch nur den leisesten Kratzer davongetragen. Und ohne es überprüfen zu müssen wusste Loki, dass auch auf seiner Haut keine Spur der Peitsche zu finden war.
 

Wer also wollte, konnte problemlos behaupten, Loki sei ein elender Simulant und Lügner. Und Sklaven, die es wagten, ihre Herren zu belügen, wurden bestraft…
 

Odins Worte drangen wie von weiter Ferne an sein Ohr, genauso wie das zustimmende Gemurmel der Umstehenden oder die teilweise laut geäusserten Worte der Genugtuung. Frigga war nicht hier, genauso wenig wie Thor. Beide hatten auch bei seiner Bestrafung durch Abwesenheit geglänzt. Loki glaubte zu wissen weshalb: ihre Verachtung für ihn war wohl derart grenzenlos, dass es unter ihrer Würde war, sich noch länger mit ihm zu befassen. Auch nicht wenn es darum ging, seinen endgültigen Fall mitzuerleben.
 

Nein – seine Mutter und sein Bruder hatten seiner Bestrafung nicht beigewohnt…
 

…dafür wohl so ziemlich alle anderen Bürgerinnen und Bürger Asgards!
 

«Asgards Strafe hast du nun erhalten, Loki Laufeyson,» sagte Odin mit lauter Stimme. Sein Tonfall war schneidend scharf, und er betonte den Namen ‘Laufeyson’ mit eisiger Kälte. «Die Strafe Midgards wird folgen. Gleich morgen früh wirst du deinem neuen Herrn übergeben werden und sein Sklave sein, solange ich es wünsche – was mit grösster Wahrscheinlichkeit bedeutet: bis zu deinem Tod! Es wird einer der Avengers sein. Welcher, das erfährst du allerdings erst morgen.»
 

Loki biss sich in die Hand, um das laute Stöhnen zu unterdrücken, das ihm entfahren wollte. Minutenlang brandete frenetischer Jubel auf: die Asgardianer hatten genauso wie er zwar gewusst, dass ihm das Schicksal eines Sklaven auf Midgard drohte – aber dass er einem Avenger übergeben würde, war neu. Für sie wie für ihn.
 

Hätten nicht solche Höllenqualen in Loki getobt, wäre der Schock wohl kaum zu ertragen gewesen. Aber so war die Aussicht auf ein Dasein als Sklave eines Avengers im Moment kaum mehr als ein weiterer Dolchstoss in seine geschundene Seele…
 

Er hätte sich den Kopf darüber zerbrechen können, bei wem er wohl landen würde, aber in dieser schrecklichen Nacht in der düsteren, kalten Zelle war ihm das vollkommen egal. Alles war egal. Das einzige, was er wahrnahm, waren diese Schmerzen…

Ausserdem gab es wohl eh nur zwei Möglichkeiten: Tony Stark oder Clint Barton. Natasha Romanoff war eine Frau und als solche in Odins Augen mit zu viel Mitgefühl behaftet (wenngleich Loki jede Wette eingegangen wäre, dass dies in seinem Fall nicht zutraf), Bruce Banner als Mensch viel zu ausgeglichen und in seiner Gestalt als Hulk für ihn ohne seine Magie zu gefährlich und Steve Rogers eine zu gute Seele, um Loki angemessen zu behandeln. Und was Odin unter ‘angemessen’ verstand, war klar: möglichst grausam, im Minimum mit unerbittlicher Härte.
 

Tony und Clint versprachen beides. Clint wohl noch mehr als Tony. Obschon… bei Barton könnte das ungewollterweise vielleicht rasch zu einer Verkürzung von Lokis Strafe führen, denn es war denkbar, dass der Agent bei der erstbesten Gelegenheit die Nerven verlor und ihn kurzerhand einen Kopf kürzer machte. Verbot zum Töten hin oder her…
 

Stark hingegen war genau der Typ, der so etwas richtig handhaben konnte: mit der gewünschten Mischung an Genuss und Härte.
 

Loki erschauerte und vergrub den schmerzenden Kopf in den Armen. Dunkle Verzweiflung beherrschte ihn, genauso dunkel wie die Schwärze des Kerkers, in dem er lag. ‘Sterben’, dachte er und musste alle Kraft, die er noch hatte, aufbieten, um die Tränen zurückzuhalten, ‘lasst mich doch einfach sterben…’
 

Ein blödsinniger Gedanke, er wusste es. Als ob er sowas Nettes wie den Tod verdient hätte! Nein, das Monster, das er war, musste richtig bestraft werden… Für den Rest seines elend langen Lebens.
 

Loki hatte geahnt, dass ihn dieses Mal sein Glück verlassen hatte, als er nach Asgard gebracht wurde. Er hatte es schon Thor angemerkt, der ihn auf eine Weise angeschaut hatte, wie er es in all den Jahrhunderten zuvor noch nie getan hatte. Und das, obwohl Loki ihm mehr als einmal Grund genug zum Zorn gegeben hatte… Aber einen derart wütenden, grimmigen Blick voller Vergeltungswillen hatte er aus Thors Augen noch nie geerntet.
 

Als man ihn dann in Ketten in den Thronsaal geschleift und wie einen Sack Odin vor die Füsse geworfen hatte, war ihm definitiv klar geworden, dass ihn diesmal nicht einmal seine Silberzunge retten würde. Dennoch: er hatte einfach damit gerechnet, dass man kurzen Prozess mit ihm machen würde. Eine Hinrichtung… Vielleicht sogar eine nicht allzu nette, aber dennoch… Tod. Ende. Aus. Kurz und schmerzlos oder langsamer und qualvoller – doch wie auch immer: weg mit dem Monster!
 

Was er aber dann zu hören bekommen hatte, hatte ihm das Blut in den Adern gefrieren lassen…
 

Und nun war er hier. Wie richtig vermutet, bei Tony Stark gelandet. Die Schmerzen umnebelten noch immer sein Gehirn, aber nicht mehr genug, dass er nicht mitbekam, was vor sich ging. Und auch nicht mehr genug, um nicht stehen oder gehen zu können. Naja, so einigermassen zumindest…
 

Obwohl: so ganz stimmte das nicht. Wenn er ehrlich war, spürte er noch fast die gleiche Qual wie gestern. Nur seine Kraft war insofern zurückgekehrt, dass er seine Rolle ausfüllen konnte – auch das genau seinen Vermutungen gemäss.
 

Eisige Kälte hatte Lokis Herz umfangen, als sie Tony Starks Wohnhaus betreten hatten. Ja, er hatte es geahnt, gewusst eigentlich, aber die brutale Wirklichkeit zu erleben war nochmal etwas anderes… Für einen Moment überrollte ihn die Schmach wie eine Meereswoge, doch sie wich sofort einer dumpfen, endlos tiefen Resignation – gepaart mit Verzweiflung und Müdigkeit. Grenzenloser Müdigkeit, die nichts mit einem Mangel an Schlaf zu tun hatte…
 

Loki hörte die grausamen Worte, die der Asgardianer sprach, und hätte er nur ein bischen weniger Schmerzen gehabt, hätte ihn allein diese Demütigung wohl schon fast um den Verstand gebracht. So aber war die Pein, die nach wie vor jede Zelle seines Körpers ausfüllte, schon fast ein Segen: was konnte einen schon noch gross treffen, wenn man am liebsten nur schreien würde..? Schreien und schreien, bis man keine Stimme mehr hatte..?
 

Sollte Stark mit ihm machen, was er wollte. Er würde es schon irgendwie überstehen. Schliesslich hatte er keine andere Wahl…

Und wer weiss, vielleicht hatte er ja Glück, und Iron Man verlor seine Beherrschung doch auch – so sehr, dass es reichte, seinen Sklaven zu töten. Ja, vielleicht – aber nur vielleicht – hatte er so viel Glück.
 

Wahrscheinlicher aber war, dass ihm unendlich viele Tage voller Demütigungen, pausenloser Arbeit und immer wiederkehrender Schmerzen bevorstanden…
 

Soviel zum Thema ‘Weltherrschaft’!



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