Lokis Strafe von uk ================================================================================ Kapitel 6: Wieder gefangen! --------------------------- Die Läufe von fünf Pistolen waren auf ihn gerichtet, doch Loki nahm das gar nicht wahr. Er stand noch immer wie gelähmt an der Wand der kleinen Hütte und starrte Coulson reglos an. Seine linke Hand hatte sich wieder gesenkt, doch die rechte streckte er noch immer aus, als wolle er das Bild vor sich abwehren. Die Agenten hatten sich im Gegensatz zu ihm wieder gefasst. Selbst Coulson, der zwar mindestens ebenso blass war wie Loki, sich aber wieder rühren konnte und langsam näher kam. «Wir werden sie jetzt festnehmen,» sagte er gefährlich leise. «Eine falsche Bewegung, und wir schiessen.» Loki gab keine Antwort, bewegte sich noch immer nicht. Sein Blick war vollkommen starr. Coulson schien etwas verwirrt. Seine Augen wanderten kurz zu den Kollegen, die sich Loki ebenfalls vorsichtig näherten, die Waffen im Anschlag. Der Agent wusste zwar, dass die Pistolen nicht viel ausrichten würden, sollte der Asgardianer sich tatsächlich zur Wehr setzen, aber da die Schusskraft inzwischen verstärkt werden konnte, hoffte er, dass es den Feind zumindest ein wenig aufhalten würde. Im Idealfall sogar – wenigstens kurzfristig – ausser Gefecht setzen. Und Lokis starre Haltung gab ihm die Hoffnung, dass er damit vielleicht sogar richtig liegen könnte. Trotzdem verunsicherte ihn der Blick des Mannes ein wenig. Er sah aus, als schaue er durch ihn hindurch... oder vielmehr: in ihn hinein. «Loki?» sagte er fragend, wobei er sich zwingen musste, einigermassen ruhig zu bleiben. «Haben sie mich verstanden?» Noch immer keine Antwort. «Hey!» Das war der grossgewachsene, schwarze Agent hinter Coulson. Alphonso Mackenzie, von allen nur Mack genannt, war fast genauso gross wie Loki und mindestens so muskelbepackt wie Thor. Seine Stimme hatte laut und scharf geklungen. «Der Director hat dich was gefragt, Asgardianer.» «W... was..?» Loki blinzelte und schien aus einer Art Trance zu erwachen. Sein Gesicht, auf dem sich eben noch keine Reaktion abgezeichnet hatte, wandelte sich innert Sekunden. Müdigkeit und etwas, das Coulson bei jedem anderen als Resignation gedeutet hätte, überschattete die gutgeschnittenen, bleichen Züge auf einmal. Und dann kam die leise Antwort: «Ja, ich habe verstanden. Und keine Angst: ich werde mich nicht zur Wehr setzen.» Coulson glaubte, sich verhört zu haben, doch als Mack und Melinda May, eine der weiblichen Agenten, zu Loki traten und seine Hände in Handschellen legten, liess er es widerstandslos zu. Dabei blieben seine Augen unverwandt auf Coulson haften, und diesem schien es, als würde Loki in seine tiefste Seele blicken. Womit er auch absolut Recht hatte! Als Coulson so unvermittelt vor ihm stand – der Mann, den er damals, während seines Angriffs auf die Erde, mit dem Zepter erdolcht hatte – waren innert Sekunden unzählige Bilder auf Loki eingestürzt. Ohne es zu wollen oder sich gar bewusst in Phil Coulsons Gedanken einzuschleusen, hatte er alles erfahren, was passiert war. Und was da an Wissen auf ihn eingestürmt war, hatte nacktes Entsetzen in ihm ausgelöst. Er hatte nicht vorgehabt, sich diesen Menschen zu ergeben. Aber Phil Coulson... Nein, bei ihm war es Loki unmöglich, auch nur an Gegenwehr zu denken. Schon gar nicht jetzt, da er alles, aber auch wirklich alles, was mit ihm passiert war, wusste. Die laute Stimme des grossgewachsenen Schwarzen holte Loki zurück in die Gegenwart. Er fühlte, wie die Schwäche, die ihn im letzten halben Jahr beherrscht hatte, zurückkehrte. Eine Schwäche, die nichts mit äusseren Umständen zu tun hatte, sondern ihre Ursache nur in einem fand: der grenzenlosen Schuld, die er auf sich geladen hatte. Was würden sie wohl mit ihm anstellen? Er sah, dass sie selbst noch nicht wirklich eine Ahnung hatten, verbot sich dann aber sofort, weiter in den Köpfen dieser Leute herumzugeistern. Das war das Mindeste an Respekt, das er ihnen schuldete. Ausserdem war er sich nicht sicher, ob er überhaupt wissen wollte, was sie tun würden, wenn es ihnen denn selbst mal klar geworden sein würde. Als er hinter den Agenten aus der Hütte stolperte, kam er sich genauso vor wie damals, als man ihn in Asgard zum Foltergerüst geschleppt hatte. Nur die jubelnde Menge ringsum fehlte... Aber die würde vielleicht noch kommen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)