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Rot wie Blut

Die Legende der Shichinintai
von

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Was kann schöner sein als ein Söldnerschwein zu sein?

 
 

„Hört ihr Leut' und lasst euch sagen

Euer Stündlein hat geschlagen

Was kann schöner sein,

Als ein Söldnerschwein zu sein?“
 

Sieben Krüge Sake wurden laut klirrend aneinandergestoßen, begleitet von gröhlenden Liederfetzen, die davon zeugten, dass das nicht die ersten und auch nicht die letzten Krüge an diesem Abend waren, die geleert wurden. Die Siegesfeiern der Shichinintai – und davon gab es viele, denn sie verloren nie etwas – waren legendär, sowohl an den Mengen an Alkohol als auch an dem Verschleiß von Schankmaiden, Huren und Taverneninventar gemessen. Doch die Wirte beschwerten sich in der Regel nicht, denn das Trinkgeld, das die Shichinintai meist da ließen, war ebenso legendär wie ihre Saufgelage selbst.

„Auf den Sieg!“, brüllte Bankotsu mit einem deutlichen Lallen in der Stimme und trank einige Schlucke aus dem Krug, ehe er ihn schwappend auf den Tisch knallte, „Und aufs Leben!“

„Auf deinen schiefen Gesang!“, rief Jakotsu überdreht dazwischen.

„Auf die schönste aller Huren!“ kam es lüstern von Mukotsu, während er dem drallen Freudenmädchen, das auch schon leicht angetrunken auf seinem Schoß saß, schamlos in eine ihre Brüste biss, was das Mädchen sich giggelnd gefallen ließ und seine Kumpanen zum Lachen brachte.

„Auf die Daimyo, die sich jetzt in der Suppenküche anstellen dürfen!“, höhnte Suikotsu dazwischen.

„He, was hast du gegen meinen Gesang?!“, rief Bankotsu, woraufhin er Jakotsu in die Seite boxte – der zuckte zusammen „Nix, was hilft!“

Abermals füllte ein brüllendes Lachen den Raum.

 
 

„Hast du Geld und hast du Sorgen

Will ich dir mein Können borgen

Was kann schöner sein,

Als ein Söldnerschwein zu sein?“

„So stopf ihm doch jemand das Maul!“, kam es gespielt verzweifelt von Kyokotsu, der sich die Zeigefinger in die Ohren stopfte, woraufhin Bankotsu die nächste Liedzeile erstrecht besonders laut und schief in die Runde brüllte;
 

„Was kann schöner sein im Leben

Als zu Nehmen statt zu Geben

Was kann schöner sein,

Als ein Söldnerschwein zu sein?“

 

Woraufhin die anderen gröhlend in den Refrain mit einstimmten;

 
 

„Was kann schöner sein am Siegen

Als für's Töten Geld zu kriegen?

Was kann schöner sein,

Als ein Söldnerschwein zu sein?“

Während die anderen noch die Liedzeilen schmetterten, zog Jakotsu Bankotsu plötzlich am Kragen zu sich in einen hungrigen und verlangenden Kuss, ganz schamlos, ganz in aller Öffentlichkeit und dieser Kuss wurde gierig erwidert, dabei die gutmütig belustigten Pfiffe ihrer Kameraden ignorierend.

„Das hab ich mit Maulstopfen zwar nich gemeint, aber es hilft!“, lachte Kyokotsu donnernd und knallte seinen Krug so heftig auf den Tisch, dass alle anderen stehenden Krüge ein paar Zentimeter weiter rutschten. „He Schankmaid, der Sake wird alle!!!“
 

Als sich ihre Lippen trennten, beide leicht gerötet im Gesicht mehr vor Lust als vor Scham, raunte Bankotsu Jakotsu gegen die Lippen: „Na, wofür war das denn jetzt?“

„Hast ihn doch gehört“, erwiderte der androgyne Mann atemlos mit einem saloppen Kopfrucken in Richtung Kyokotsu, „das Maul wollt ich dir stopfen-“ weiter kam er nicht, da Bankotsu ihm zur Strafe in die Unterlippe biss und Jakotsu ließ sich das gefallen, er ließ sich alles gefallen, weil er diesem Mann vollkommen verfallen war mit Leib und Seele. War er schon immer gewesen. Und seit diesem einen Moment, in dem Bankotsu ihm sein tiefstes Vertrauen geschenkt hatte, sogar noch ein Stückchenmehr…
 

Die Tage ihrer Wanderschaft nachdem Bankotsu das Anwesen seiner Familie niedergebrannt hatte, war er still und in sich gekehrt, das war ihnen allen aufgefallen. Jakotsu nur machte sich wohl am meisten Sorgen von allen. Diese niedergeschlagene, fast schon schwermütige Stimmung, das passte nicht zu ihm. Allerdings wusste er auch, dass Bankotsu, wenn er bei so einer Laune war auf nichts ansprang, ihm gut zureden funktionierte meistens erst dann, wenn er mindestens angetrunken war und so zermarterte Jakotsu sich das Hirn, was er tun könnte.

Dass es schon seit sie aufgebrochen waren, regnete, macht es nicht besser und vor allem war die allgemeine Stimmung bei ihnen allen irgendwie schlecht. Nicht so, wie es sein sollte, wenn man ein altes Leben hinter sich und ein neues vor sich hatte. Außerdem hatte er den dunklen Verdacht, dass Bankotsu seine Brustverletzung noch mehr zu schaffen machte, als er zugeben wollte und das verschaffte wiederum Jakotsu schlechte Laune, weil er sich auch noch permanent Sorgen machen musste.
 

„Ban-chan“, raunte er irgendwann als er zu ihm aufgeholt hatte, „Lass uns doch in den nächsten Gasthof einkehren, das Wetter ist scheußlich und es geht dir nicht gut.“

„Wag es noch einmal, mich in der Öffentlichkeit ‚Ban-chan‘ zu nennen und du landest kopfüber in der nächsten und größten Schlammgrube, die ich auf diesem beschissenen, gottverfluchten Weg hier finden kann“, schnauzte Bankotsu und Jakotsu verzog das Gesicht. Bitte, dann eben kein neuer Kosename, passend zu den zärtlichen Gefühlen, die sie neuerdings teilten. Eigentlich. Manchmal war er sich bei Bankotsu da nicht so sicher. Aber er wollte nicht in so einem Moment mit ihm herum diskutieren, das würde vermutlich mit mehreren blauen Augen ausgehen.

„Bitte“, meinte er daher nur schulterzuckend und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie gekränkt er war, „aber lass uns trotzdem den nächsten Gasthof aufsuchen, wir sind alle durchgeweicht und die Nacht bricht bald herein.
 

Sie erreichten den nächsten Gasthof schließlich gerade noch rechtzeitig, bevor es völlig dunkel wurde und für ein paar Taler mehr bekamen sie abends ein reichliches Mal und heißes Badewasser – ein Luxus, den Bankotsu normalerweise für überflüssig hielt.
 

Bis zum Abendmahl gingen sie also nun alle getrennte Wege und das war auch bitter nötig, irgendwann ging man sich gegenseitig auf den Sack, wenn man zu viel Zeit miteinander verbrachte – was sie ja zwangsläufig taten. Jakotsu hatte erst gebadet und sich dann hingelegt um ein Schläfchen zu halten bis zum Abendmahl und als er erwachte fühlte er sich ein wenig frischer als noch wenige Stunden zuvor. Insgeheim hegte er die Hoffnung, dass auch Bankotsu bei etwas besserer Laune war – und wenn nicht, dann würden sich sicher Mittel und Wege finden lassen, ihm zu besserer Laune zu verhelfen, fügte er in Gedanken ein wenig lüstern hinzu und betrat wenig später recht gut gelaunt den Schankraum.

Die dunklen Augen glitten suchend durch den einigermaßen überschaubaren Raum, bis er seine Gefährten erspähte. Beim Näherkommen jedoch wurde seine Miene finsterer. Da war ein Weib an ihrem Tisch, um genau zu sagen an Bankotsu dran, den diese Aufdringlichkeit offensichtlich nicht zu stören schien. Unbewusst ballte Jakotsu eine Hand zur Faust und als er in Hörweite kam, hörte er nur ein glockenhelles, affektiertes Lachen und irgendwelche einschmeichelnden Worte, die zweifelsohne zwei Gründe hatten: Bankotsu hatte viel Geld und Bankotsu sah verdammt gut aus. Und das war noch nichtmal das schlimmste; Ganz offensichtlich hatte dieses Weib etwas geschafft, was er nicht geschafft hatte, nämlich Bankotsu irgendwie für den Moment aus der Schwermut herauszuholen.

Leicht säuerlich ließ er sich wenig später an den Tisch fallen und erdolchte sowohl Bankotsu als auch dessen Feinsliebchen dabei mit seinen Blicken. Bankotsu schien davon keine Notiz zu nehmen – er ignorierte ihn entweder oder merkte es schlicht und ergreifend nicht.

Und aus die Eifersucht in Jakotsu überschwappte, da machte er nicht, wie es seinem Wesen sonst wohl entsprochen hätte, eine Szene, nein. Er stand mit einem Ruck auf und entschwand sang- und klanglos aus dem Schankraum. Lediglich Renkotsu schien bemerkt zu haben, was hier gerade stillschweigend geschehen war.
 

Auf dem Zimmer angekommen, dass er sich auch noch mit Bankotsu teilte, war an Schlaf jedoch erstmal nicht zu denken. Er war viel zu wütend zum Schlafen. Es war noch gar nicht so lange her, da hatte er Bankotsu ganz offen seine Liebe gestanden, da hatten sie so innig miteinander geschlafen, wie nie zuvor und jetzt war das alles fortgewischt wegen einer Dirne? Er starrte aus dem Fenster, irgendetwas suchend, worauf er seinen Zorn lenken konnte, und merkte gar nicht, wie ihm die Tränen dabei in die Augen traten.

War er am Ende naiv gewesen, zu glauben, dass Bankotsu jetzt ihm gehörte? Nach allem, was siedurchgemacht hatten, vor allem in der letzten Zeit? Zorn wich Traurigkeit. Eifersucht tat weh. Ob Bankotsu sich so gefühlt haben musste, jedesmal, wenn er ihn mit Suikotsu gehört hatte?, schoss es ihm durch den Kopf. Nein, dachte er trotzig, das war etwas vollkommen anderes! Sollte Bankotsu heute Nacht jemals noch den Weg hier herauf finden, dann würde er ihm gehörig den Kopf zurecht rücken!
 

Jakotsu war eingedöst und schreckte hoch als sich die Schiebetüre bewegte..

„Jakotsu, warum bist du vorhin so schnell verschwunden?“, ereilte ihn auch gleich die leicht lallende Frage seines Anführers.

„Dreimal darfst du raten“, erwiderte er finster, ohne den Blick in die Richtung des anderen zu werfen. Verständnisloses Schweigen kam ihm entgegen und schließlich fauchte er: „Entschuldige, wenn ich es mir nicht mit ansehen wollte, wie sich mein Liebster mit einer Dirne vergnügt!“ Es schien einen Moment zu dauern, ehe Bankotsu ein Licht aufging.

„Jakotsu… das war doch keine Dirne, sondern die Dienerin einer Fürstin, die nach ein bisschen Sake ein paar nützliche Informationen preis gegeben hat… aber das war nicht das, was du hören wolltest“, schlussfolgerte er als ihm stures Schweigen entgegenschlug.

Einen Moment glaubte Jakotsu schon, dass Bankotsu es einfach, wie es sonst so seine Art war, wenn Jakotsu schmollte, auf sich beruhen ließ, doch stattdessen hörte er Schritte näher kommen und einen Augenblick später stieg ihm Bankotsus Duft in die Nase; Eine Mischung aus Badeöl, feuchter Waldwiese und Sake und dieser ganz speziellen Eigennote, die ihn immer schwach werden ließ. Doch wenn er sich jetzt gegen einen Streit wappnete, wurde er überrascht. Bankotsu legte die Hände auf seine Schultern um sanft darüber zu streichen und murmelte: „Ich habe dich gekränkt.“

„Schön, dass du das siehst“, entgegnete Jakotsu bitter, den diese Berührung bereits einknicken ließ.

„Das lag nicht in meiner Absicht“, räumte sein Anführer (und Geliebter) ein und im nächsten Moment spürte er wie sich Lippen verzeihungsheischend in seinen Nacken pressten.

Jakotsu atmete resigniert auf als diese Zärtlichkeit auch sein Inneres erreichte. Er konnte Bankotsu einfach nie lange böse sein, egal was er anstellte. Seine eigene Hand wanderte zu der Bankotsus, welche noch immer auf seiner Schulter ruhte.

„Als ich sagte, es geht dir nicht gut, da sagte ich das nicht, weil ich dich einer Schwäche bezichtigen wollte“, erklärte er dann, „ich sagte es, weil die letzten Tage viel waren – für uns alle viel waren, aber für dich noch ein Stückchen mehr, weil du deine Vergangenheit in den Flammen zurück gelassen hast. Ich will doch … ich wollte dir doch …“ Seine Stimme erstarb und ihm fehlte die Formulierung. Eine ganze Weile schwiegen sie in der Nähe des anderen. Dann senkten sich Bankotsus Lippen erneut in seinen Nacken und blieben dort einen Moment ruhen, er murmelte gegen die weiße Haut:

„Du bist viel feinfühliger als ich, warst du immer schon…“

Wieder ein Moment der Stille und Jakotsu hatte das Gefühl, dass Bankotsu gerade innerlich mit etwas rang, das von unheimlich großer Bedeutung war und das Herz schlug ihm bis zum Halse. Würde er ihm vielleicht endlich einmal sagen, dass er ihn liebte? Er hatte diese Worte nie von Bankotsu eingefordert, weil er wusste, wie schwer der sich mit sowas tat, aber… was Bankotsu sagte, war das schönste Liebesgeständnis, das er sich hätte erträumen können.
 

„Ich … also, wenn du … dann würde ich, also dann…“ Er brach ab und stöhnte hilflos auf und schien sich kurz zu sammeln. „Wenn du das möchtest, dann werde ich das nächste Mal … auf dem Rücken liegen…“
 

Jakotsu brauchte einen Moment, bis die Worte in seinem Gehirn ankamen und sein Herz begann in seiner Brust zu rasen, während er in Windeseile in Gedanken durchging, ob es noch eine andere Interpretationsmöglichkeit für Bankotsus Worte gab.

Bankotsu indes, den das seine gesamte Willensaufbringung gekostet zu haben schien, hatte sich von ihm gelöst und stattdessen neben ihn auf den gepolsterten Fenstersims gesetzt. Im schwachen Schein des Mondlichts erkannte Jakotsu die Röte, die sich auf das ebenmäßige Gesicht gelegt hatte und er musste arg blinzeln, damit ihm jetzt nicht die Tränen in die Augen stiegen vor Rührung. Nun rang er selbst mit den Worten.

„Takeshi…“, flüsterte er dann und rückte näher zu ihm hin, um ihn im nächsten Moment in einen liebevollen Kuss zu ziehen. Vergessen waren der Ärger und die Eifersucht und die Anstrengungen der letzten Tage. Der Kuss wurde erwidert, beinahe erleichtert darüber, dass Jakotsu keine großen Worte verlor, denn er war feinfühlig genug, um zu merken, welch große Überwindung das einen Mann wie Bankotsu gekostet haben musste, ihm solch einen Kontrollverlust anzubieten. Eine Sache, die viele Männer ablehnten weil sie glaubten, es sei weniger männlich als der Nehmende zu sein. Und da wurde ihm bewusst, wieviel er dem anderen eigentlich wirklich bedeuten musste. Der Kuss, der so unschuldig angefangen hatte, hielt sich und wurde mit der Weile intensiver, er spürte, wie Bankotsus Zunge sich in seinen Mund drängte und er nahm sie willkommen, erwiderte den Druck und das Spiel,bis er irgendwann allein vom Küssen spürte, wie Erregung in seinen Schoß rieselte.

Er spürte, wie Bankotsu ihn leicht zurück drängte, mehr aus Gewohnheit wohl und er lächelte in den Kuss hinein – anfangs wollte er ihm die Kontrolle noch lassen, doch nach und nach so geschickt entziehen, dass er gar nicht merkte, wie ihm geschah.

Irgendwie waren sie auf den breiten Futon gelangt, der nahe des Fensters ausgebreitet war.

Oh, wie erregend war dieser Gedanke plötzlich, Bankotsu nehmen zu dürfen; Jakotsu stöhnte leise in den Kuss hinein und fuhr mit der Hand in den dunklen Haaransatz. Dabei stahlen sich die Finger locker zwischen die Flechten des Zopfes, welcher auch schon bessere Zeiten erlebt hatte, um geschickt ein paar Strähnen heraus zu zuppeln – Bankotsu bekam daraufhin eine Gänsehaut und als sie wenig später den Kuss brachen, verband ihre rot geküssten Lippen ein Speichelfaden.

Nur ein kurzer Moment des Atemschöpfens und sie verschmolzen erneut in einem Kuss; Jakotsu spürte die Polsterung der Fensterbank in seinem Rücken und erschauerte als er die Hand seines Liebhabers an der nackten Haut des Oberschenkels spürte, wo sie sich verlangend und geschickt zwischen die Stofffalten seines Yukata geschoben hatte. Jakotsu ergriff seine Hand sanft, um sie sich zu den Lippen zu führen – er hauchte einen Kuss auf die Fingerspitzen und sie sahen sich in die Augen.

„Drehst du dich bitte um?“, flüsterte Jakotsu dann – wenn Bankotsu sich über diese Bitte wunderte, so äußerte er es nicht, und als er ihr schließlich nachgekommen war, begann er sanft den wirren Zopf zu lösen, ganz langsam, beinahe feierlich und ehrerbietig, denn er liebte sie so sehr, diese Haare. Er liebte die kräftige Struktur, ihren Glanz, der ihn an feuchtes Rabengefieder erinnerte, der Duft, der in ihnen haftete und wie es sich unten in sanften Wellen aushing. Als Jakotsu den Zopf schließlich gelöst hatte, begann er vorsichtig, mit den Fingern hindurch zu gleiten, um die Strähnen ein wenig aufzulockern. Zugegeben, wäre Jakotsu nicht, dann wäre Bankotsus Haar wohl längst nicht so wunderschön und gepflegt, weil der keinen Nutzen darin sah, sich stundenlang mit Körperpflege aufzuhalten, aber er hatte es aufgegeben, mit Jakotsu darüber zu diskutieren, weil er in Diskussionen dieser Art immer den Kürzeren zog.
 

Als die Strähnen irgendwann wie Wasser durch seine Finger glitten, hielt er inne und presste sein Gesicht in die geliebte Mähne, um den Duft zu inhalieren und erschauerte leicht.

Sein Haar noch immer zusammengefasst in Händen haltend, küsste er schließlich Bankotsus Nacken und ließ die Lippen einen Moment dort verharren, ehe er schmetterlingsgleiche Küsse auf die Reise schickte. Dabei wanden sich seine Arme still um Bankotsus Leib, den er, so kraftvoll und zierlich gleichermaßen, so liebte. Er wollte es langsam angehen, ganz langsam. Damit Bankotsu die Anspannung verlor und die Angst. Natürlich hätte sein Gefährte das niemals zugegeben, aber Jakotsu wusste auch so, dass Bankotsu Angst hatte, denn er kannte das nicht, die Kontrolle so fahren zu lassen, vor allem nicht bewusst. Er war ihr Anführer, er konnte, wollte sich keinen Kontrollverlust erlauben und dass er Jakotsu das nun schenkte … abermals überrollte ihn eine Welle von Rührung und Zuneigung und ein Keuchen löste ihn wieder ein wenig aus seinem süßen Gedankenhonig; Unbewusst hatte er sich an einer Stelle an Bankotsus Hals festgesaugt und malträtierte diese sanft. Knabbernd, beißend, leckend, saugend, küssend; Es war eine Schwachstelle, eine sehr große Schwachstelle, die er schon recht früh entdeckt hatte.

Jakotsu lächelte still gegen Bankotsus Haut, während seine Hände langsam in den Schoß seines Liebhabers glitten. Sanft griff er zu, noch über dem Stoff und spürte einen Anflug von Härte. Begann zu massieren, was er spürte, langsam und genießend, denn er liebte dieses Gefühl in seiner Hand und zu seiner Freude entspannte sich Bankotsu zusehends, er ließ sich mit dem Rücken leicht gegen ihn sinken, sodass Jakotsu ihn umfangen konnte.

Nach und nach spürte er die Härte in seiner Hand zunehmen und er hörte an Bankotsus tief gehenden Atemzügen, dass er sein Tun genoss.

Ich liebe ihn so sehr, dachte er dabei, so sehr dass es wehtut, so sehr, dass ich sterben würde für ihn und während er diesen Gedanken dachte, hatten seine Hände den Obi des anderen geöffnet und waren nun dabei, ihm das Kleidungsstück von den Schultern zu streifen.
 

Irgendwann löste er sich von Bankotsus Rückseite, so geschickt, dass der auf den Futon sank und er kam ihm nach und sie verschmolzen wieder in einem dieser atemraubenden Küsse. Und während sie sich so innig küssten, drängte Jakotsu ihn auf den Bauch, küsste seine Schulterblätter, während er ihm über die Seiten strich und stellte mit Freude fest, dass Bankotsu das eine Gänsehaut bescherte.

„Was wird das…?“, murmelte Bankotsu träge und Jakotsu lächelte gegen seine Haut.

„Wart es ab, mein Schöner…“

Er löste seine Lippen von der geliebten Haut, während die Hände geschickt begannen, die zum Teil verspannten Muskeln zu massieren und erntete dafür ein wohliges Brummen, was wohl gleichsam Entspannung, wie Zustimmung signalisierte..

„Makoto, lass dir die Hände vergolden…“, brachte Bankotsu irgendwann seufzend hervor, was diesemein erheitertes Lachen entlockte und er konnte nicht widerstehen und die Lippen pressten sich abermals auf die leicht gebräunte Haut, suchten sich eine Stelle, an der sie sich festsaugen konnten, während Jakotsus Hände ganz still und heimlich die Verschnürungen an seines Liebsten Beinkleidern löste, um diese langsam herab zu ziehen. Als er ihn davon befreit hatte, setzten sich seine Küsse fort, doch diesmal wanderten sie tiefer. Hinab zum Steiß und mit seinen feinen Sinnen bemerkte Jakotsu freudig, dass Bankotsus Atem flacher ging und zu gerne hätte er jetzt dessen Gesicht gesehen, auf das sich sicherlich wieder eine so niedliche Röte gelegt hatte, wie es zu dem starken Anführer gar nicht passen mochte.

Er küsste eine der festen Backen, lauschte auf das Rascheln des Lakens, das davon zeugte, dass Bankotsu seine Finger hineinkrallen musste, dass es ihn auch wenn er kaum ein Geräusch von sich gab erregte. Jakotsu konnte der Versuchung nicht widerstehen ihm spielerisch hineinzubeißen, woraufhin sein Liebhaber empfindlich zuckte. Er streichelte ihm leicht mit einer Hand über die Seite, während er auch dieser Stelle ein bleibendes Mal verpasste. Auch, wenn es ihn gereizt hätte, noch tiefer zu gehen, löste er sich und ließ die Lippen abermals hoch wandern zu seinem Nacken, wo er dann flüsterte: „Alles in Ordnung?“

Bankotsu gab nur irgendein gemurmeltes Geräusch von sich, das Jakotsu als Ja wertete und er staunte insgeheim über die passive Selbstbeherrschung, die er so von seinem Liebhaber nicht kannte. Dessen Hals und Nacken mit Küssen bedeckend raunte er: „Dreh dich um…“ und als der andere das getan hatte, fanden sie erneut zu einem Kuss, hungriger und sehnsüchtiger noch als zuvor, weil Jakotsu plötzlich wieder so eine Welle von Zuneigung überrollte und Bankotsu, so spürte er nun eindeutig, war erregt, sehr sogar und noch während sie sich küssten, fasste er zwischen ihre Körper, um dessen Männlichkeit zu umfassen und langsam und geschmeidig zu massieren, dabei ein unterdrücktes Keuchen erntend.

Als sich ihre Lippen trennten, verband sie noch ein Speichelfaden und einen Augenblick sahen sie sich tief in die Augen, ehe Jakotsu sich löste und wieder an diesem geliebten Körper herabglitt, sich spielerisch an den Knospen aufhaltend, bis sie sich hart entgegenreckten, Nabel und Lenden passierend, ehe er schließlich am Ziel anlangte. Er presste seine Lippen küssend an jene Stelle kurz über dem Ansatz des Schaftes, immer dabei lauschend auf die Atmung seines Liebhabers, knabberte schließlich zart seitlich an der Länge hinauf, hauchte einen Kuss auf die geschwollene Eichel, stülpte einen Moment spielerisch die Lippen darum und das Wimmern, das er daher erntete, ließ sich die kleinen Härchen in Jakotsus Nacken aufstellen. Abermals knabberte er sich denselben Weg zurück, küsste die zarte Haut am Ansatz, an den Hoden, leckte und saugte sanft daran und spürte mit Freude die Hand die sich in sein Haar verirrte, darin ruhelos herumgeisternd und dabei wohl mehr unbewusst seine Frisur lösend, die während des heutigen Tages ohnehin schon in Mitleidenschaft gezogen worden war.

Schließlich verschlang er die Erregung seines Liebhabers, die sich inzwischen steif und sehnsüchtig zuckend ihm entgegenreckte und Bankotsu kam einmal mehr in den Genuss dieser unglaublich geschickten Zunge und er konnte sich ein leises Aufstöhnen nicht mehr zurückhalten.
 

„Makoto…“, murmelte er ohne zu wissen, was er überhaupt sagen wollte, denn das was da gerade in ihm war, war so fremd und so ängstigend und wundervoll zugleich, dass er gar nicht so recht wusste, wie ihm geschah. Bildete sich ein, das was Makoto da tat und er tat es ja nicht zum ersten Mal für ihn, noch nie so intensiv wahrgenommen zu haben, wie in diesem Moment, so lehnte er leicht überfordert den Arm, der sich nicht in der seidigen Haarpracht des anderen vergraben hatte, über die Augen und atmete durch den Mund, weil er das Gefühl hatte, sonst nicht genügend Luft zu bekommen. Er genoss die Lust, die Jakotsu ihm schenkte und doch war er nervös. Er wollte auf keinen Fall einen Rückzieher machen, allerdings bescherte ihm der Gedanke an das was später noch kam, gewaltiges Herzrasen und er biss sich auf den Lippen herum, teils vor Nervosität, teils vor Lust und er spürte die Hitze in seinem Gesicht, seinem ganzen Körper … Jakotsus Zunge tänzelte tiefer, leckte, saugte an seinen Hoden, anders als zuvor jedoch stoppte sie nicht dort.

Bankotsu zuckte gewaltig zusammen, schrie unterdrückt heiser auf in untypisch hoher Tonlage.

„Jakotsu, n-nicht … hah…!“

Jakotsu hatte seine Schenkel gepackt und sie sanft nach oben gedrückt, um ihn lecken zu können, was beinahe schon wieder zu viel war für den jungen Anführer, der dort noch niemals auf solche Weise berührt worden war und die Gefühle drohten ihn zu überrollen. Er fühlte sich auf eine überwältigende Weise schmutzig, ausgeliefert und geil zugleich und die Laute, die er von sich gab, rieselten Jakotsu direkt in den Schritt und allein das gab ihm schon tiefe Befriedigung. Er ließ sich Zeit, seinen Liebsten auf diese Weise zu verwöhnen, so lange, bis der nicht mehr wusste, wo oben und unten war und sich unruhig losgelöst stöhnend auf dem Futon wand.

Jakotsu ließ nun von ihm ab und lächelte. Er griff nach Bankotsus Männlichkeit und fuhr ein paar Mal daran langsam auf und ab, verwischte ein wenig den ersten Lustsaft, der ausgetreten war und entlockte ihm abermals einen dieser wunderschönen Laute. Schließlich küsste er ihn und seineLippen wurden so hilflos-hungrig entgegengenommen, wie selten zuvor. Jakotsu stöhnte leise in den Kuss hinein, während es in seinen eigenen Lenden zuckte und löste sich nur widerwillig.

„Warte kurz…“, hauchte er gegen die leicht geschwollenen Lippen, ehe er sich löste, um das Fläschchen mit dem Öl zu holen, das er in seinem wenigen Gepäck aufbewahrte, das er mit sich führte. Bankotsu sah ihm nach mit verklärtem Blick, die Gedanken waren bereits dicker als Honig und ebenso zähfließend. Genausoweit hatte Jakotsu ihn haben wollen. Er befreite sich schließlich und endlich von der eigenen restlichen Kleidung, die er noch trug und kniete dann wieder bei seinem Liebsten nieder, versuchte dessen Blick zu fangen, doch der hatte momentan offensichtlich Mühe diesen zu fokussieren. Jakotsu lächelte verliebt, während er sich etwas von dem Öl auf die Hände gab. Dann rieb er die Hände etwas gegeneinander, damit das Öl sich nicht so kalt anfühlte und um Bankotsu nicht zu erschrecken berührte er erst wieder seine Männlichkeit, rieb einige Male daran auf und ab, bis er schließlich tiefer glitt.

Er drückte sanft mit zwei Fingern gegen den zuvor schon leicht gelockerten Muskelring, spielerisch, ohne einzudringen, auch wenn er gerade nichts lieber getan hätte, spürte ein reflexartiges Zusammenziehen und begann damit, ihn sanft dort zu massieren, ließ den Finger nur hin und wieder bis zum ersten Fingerglied in ihn eindringen, eine Berührung, so zart, die Bankotsu kaum bemerkte. Als Jakotsu das eine Weile lang getan hatte, ließ er einen Finger schließlich zur Gänze in ihn eindringen und erschauerte als diese Hitze ihn willkommen hieß; Stellte sich vor, wie es erst war, richtig in ihn einzudringen und musste unterdrückt aufstöhnen bei der Vorstellung. Jakotsus Blick war die ganze Zeit auf Bankotsus Gesicht gerichtet um auch ja jede Veränderung und Reaktion zu bemerken. Bankotsu hielt still, seine Atmung ging jedoch abgehackt.

Als Jakotsu schließlich einen zweiten Finger dazu nahm, verspannte sich der Muskel erneut und um ihn abzulenken legte er die freie Hand an die Männlichkeit seines Liebhabers um sie sanft zu massieren; Er wollte immerhin nicht, dass er zu früh kam. Und als er schließlich spürte, dass die Muskeln gelockert waren, da begann Jakotsu zu tasten. Nach diesem Punkt, diesem speziellen Punkt, der die härtesten und stärksten Männer vor Lust zum Schreien und Wimmern brachte.
 

Bankotsu hatte sich gerade an diese sonderbare Gefühl von Jakotsus tastenden Fingern in seinem Inneren gewöhnt als ihn plötzlich ein Stromschlag durchfuhr, der ihm einen Aufschrei entlockte von ungekannter Intensität, der ihn das Kreuz zuckend durchdrücken ließ.

„Gottverdammt, was tust du da, was ist das?“, brachte er japsend hervor und Jakotsu konnte das zufriedene Grinsen nicht von seinen Lippen wischen. Er glitt leicht an Bankotsus Seite, mit den Fingern immer noch die feine Erhebung massierend, die er ertastet hatte und streichelte mit der freien Hand beruhigend über die erhitzte Stirn, denn ihm war sehr wohl klar, wenn man all das, was sie hier taten zum ersten Mal empfand konnte es überfordernd sein, vor allem, wenn man es nie zuvor gewohnt war, die Zügel aus der Hand zu geben.

„Das ist Magie“, raunte er dann verspielt, worauf er ein gekeuchtes „Idiot“, erntete.

„Genieße es, mein Liebling“, wisperte Jakotsu mit vor Lust trunkenen Augen, während er einen dritten Finger dazu brachte um ihn weiter zu dehnen und er ging dabei so geduldig und sorgsam vor, dass Bankotsu kein einziges Mal auch nur ein unangenehmes Ziehen spürte. Da zahlte sich Jakotsus jahrelange Erfahrung aus.
 

Als Jakotsu ihn lange genug gedehnt hatte, zog er die Finger langsam zurück und griff erneut zu dem Öl und Bankotsus Puls begann zu rasen, denn er wusste was jetzt kam. Jakotsu rieb seine eigene Erregung ausgiebig mit Öl ein, stöhnte dabei leise, weil die bisher unbeachtet geblieben war und gab schließlich erneut etwas auf die Finger, um seinen Liebsten geschmeidig zu machen.

Dann kam er langsam über ihn und plötzlich war es Jakotsu, der nervös war. Er schluckte als er in das vor Erregung und Hilflosigkeit gerötete Gesicht sah, ein Anblick so fremd wie Schnee im Sommer.

Er küsste Bankotsu auf die bebenden Lippen, während er ihm über die Stirn strich, ihm ein wenig die Haare aus dem Gesicht wischte.

„Geht’s dir gut?“, wisperte er gegen die vom Küssen roten Lippen und lächelte als er ein schwaches Nicken zur Antwort erhielt. Dann platzierte er mit zitternden Fingern seine eigene Erregung an der Pforte seines Liebsten und drang ganz langsam in ihn ein, während er eine Hand an dessen Erregung legte, damit er sich auf das Gefühl der Befriedigung konzentrierte und nicht auf das etwas unangenehme erste Eindringen. Jakotsu biss sich dabei auf die Unterlippe und konnte ein Stöhnen nicht mehr zurückhalten; Das Gefühl, IN Bankotsu zu sein, dem Mann, den er so sehr liebte, mehr als alles auf der Welt, war überwältigend. Nichtsdestotrotz beachtete er jede Regung und mochte sie auch noch so fein sein. Bankotsus Atmung ging schneller, flatternd, er hatte die Augen zugekniffen und sich ebenfalls auf die Unterlippe gebissen; Die Größe war schon etwas anders als die Finger, die ihn wenig zuvor noch verwöhnt hatten und Jakotsu spürte leichte, reflexartige Muskelkontraktionen um seine Männlichkeit – jedoch keine Verkrampfungen, sonst hätte er sofort aufgehört.

Als er zur Gänze in ihm versunken war, hielt er inne, damit er sich an das ausgefüllte Gefühlgewöhnen konnte und Bankotsu rollte ein leicht hilfloses „Makoto…“, von den Lippen und einen Moment traf Jakotsu der Blick dieser wundervollen tiefblauen Augen und das Herz ging ihm auf, so sehr, dass ihm eine Träne die Wange heruntergekrochen kam.

„Schh, ist gleich vorbei“, flüsterte er beruhigend und küsste seinem Liebsten die Lippen, bedeckte, dann sein ganzes Gesicht mit schmetterlingsgleichen Küssen, „versuch dich zu entspannen…“

Jakotsu spürte wie sich die Hände des anderen um seinen Körper wanden um einen Halt zu finden und er spürte gerade jetzt beinahe körperlich, wie sehr Bankotsu ihm eigentlich vertrauen musste, um so weit gehen zu können. Das hier, das war etwas, das nur ihnen gehörte und Jakotsu wollte niemals wieder einem anderen Mann Bedeutung in seinem Leben geben.
 

Langsam, ganz langsam begann er sich zu bewegen als er keine Muskelkontraktionen mehr spürte; Bankotsus Finger krallten sich fester in seinen Rücken, als klammerte er sich an ihm fest, während seine Beine beinahe automatisch einen Weg um seine Hüften fanden. Während dieser ersten geschmeidigen Bewegungen, so zart wie sanfte Wellen, die an den Strand brandeten dauerten die Schmetterlingsküsse an, so lange, bis Bankotsu von sich aus seine Lippen suchte und abermals verschmolzen sie in einem Kuss, noch inniger, noch länger und atemraubender als zuvor und der Kuss dauerte an und Jakotsu spürte wie Bankotsu sich nach und nach entspannte. Dadurch ermutigt zog er das Tempo leicht an, unterdrückt in den Kuss dabei stöhnend, denn selbst ihm war das beinahe zu viel, diese innige, vertraute Nähe und als Bankotsu plötzlich zuckend den Kuss löste um seiner Stimme Klang zu geben, weil er wieder diesen magischen Punkt in ihm getroffen hatte, da bekam er eine Gänsehaut, ein ergriffenes Gefühl tief in seinem Herzen.

„Ich liebe dich so sehr“, flüsterte er gegen die bebenden Lippen, „So sehr, Takeshi…“

Der Rest seiner Worte ging in einem Stöhnen unter und langsam wurden seine Bewegungen etwas schneller; Der Körper unter ihm ging geschmeidig mit seinen Bewegungen mit, strahlte eine unglaubliche Hitze ab, die auf Jakotsu überging und er bemühte sich, diesen Punkt wieder und wieder zu treffen, bis Bankotsu, der sonst eher ein stiller Liebhaber war, stöhnend und wimmernd und völlig losgelöst von allem Irdenen unter ihm lag, bis ihm selbst bereits der Schweiß auf der Stirn stand, sich Hitze und ihrer beider Stimmen vermischten und sie für einen Augenblick zu einem Ganzen wurden. Irgendwann existierten nur noch sie beide, sie und die Empfindungen der wohlig-erschöpften Körper, die nun endlich auf ihren Höhepunkt zutrieben.

Jakotsu biss sich auf die Unterlippe, als er spürte, wie sich alles in ihm zusammenzog, während seine Hand den Weg zwischen ihre schwitzigen Körper fand und sich um die mittlerweile vor bereits ausgetretener Lust glitschige Erregung seines Liebhabers legte. Er brauchte gerade mal zehn Sekunden, bis Bankotsu kam; Mit einem losgelösten Schrei und den Rücken durchdrückend, presste er sich enger an ihn und Jakotsu spürte die feuchte Hitze zwischen ihren Körpern, während er durch die Muskelkontraktion eingekerkert wurde; Er brauchte gerade einmal zwei, drei Stöße noch, bis er selbst kam. Tief in dem geliebten Körper und dieser Orgasmus, der über ihn hereinbrach war so heftig, so intensiv, wie selten zuvor.
 

Jakotsu brach über Bankotsu zusammen, keuchend, vollkommen erledigt, aber so glücklich wie nie zuvor in seinem Leben. Das Herz hämmerte immer noch hart gegen den Brustkorb als er mit einem Seufzen ihre Verbindung löste und Bankotsu spürte den warmen Lustsaft aus seinem Körper quellen und noch nie zuvor in seinem Leben hatte er sich so verletzlich und gleichsam mit jemandem so verbunden gefühlt, nie zuvor hatte er jemandem so viel von sich offenbart, nie, niemals zuvor hatte er derart die Kontrolle verloren.

„Ban-chan…“, drang eine Stimme in seine verschwommenen Gedanken und als er nicht reagierte, zogen zwei Hände sein Gesicht in eine bestimmte Richtung. Jakotsus zarter Kuss erreichte seine Lippen und seine tröstende, leicht besorgte Stimme: „Takeshi, du zitterst ja…“

Bankotsu wollte antworten, doch er brachte kein Wort über die Lippen, spürte, wie Tränen um Freiheit kämpften und war nicht mehr im Stande, sie zurück zu halten.

Jakotsu umfing ihn wortlos, vergrub eine Hand in seinem Haar, während die andere seinen Leib umfasste und er gab ihm Halt und Wärme und Sicherheit und Nähe und er wusste so gut, was in Bankotsu nun vorgehen mochte. In allem, was Bankotsu bisher in seinem Leben getan hatte, hatte er die Kontrolle behalten. Das erste Mal hatte er sich wohl wirklich fallen lassen und jetzt … jetzt war er so überwältigt und überfordert von all diesen eigenen, neuen und fremden Empfindungen, dass er all dem Raum geben musste und Jakotsu hielt ihn einfach nur, küsste sein Gesicht hin- und wieder ganz sanft und streichelte ihm durch das wirre Haar und ließ die Lippen schließlich darin ruhen.

„Schh…“, wisperte er, „ist ja gut, ich bin hier … ich lass dich nicht allein …“
 

Eine ganze Weile hatten sie so verbracht, umschlungen in dem dunklen Zimmer und irgendwann, da hatte Bankotsu begonnen zu sprechen. Er hatte ihm von seiner Kindheit erzählt. Von seinem Trauma und dem Leben, das er hinter sich gelassen hatte. Endlich, endlich war der Damm gebrochen…
 

 

 
 

„Ich nehme gerne von den Armen

Kann mich Ihrer nicht erbarmen

Was kann schöner sein,

Als ein Söldnerschwein zu sein?“

 
 

 

Jakotsus Blick lag eine ganze Weile zärtlich auf seinem Geliebten, während dieser mittlerweile schon recht betrunken mit Suikotsu und Mukotsu gemeinsam um den Titel schlechtester Sänger Japans kämpfte. Diese eine Nacht, in der Bankotsu ihm alles offenbart hatte, hatte sich tief in sein Herz eingebrannt. Und deshalb würde er ihm immer folgen. Bis ans Ende der Welt und bis in den Tod.

 
 

„Ich habe weder Stolz noch Ehre

 
 

Nur nach Gold ich mich verzehre

 
 

Was kann schöner sein,

 
 

Als ein Söldnerschwein zu sein?“
 

Bankotsu drehte sich bereits alles, als er den nächsten Sakekrug orderte. Heute kannte er kein Maß, heute hatten sie allen Grund, zu feiern. Jakotsus Kuss kurz zuvor hatte ein herrliches Verlangen ausgelöst und er schwor sich, wenn er nicht zu besoffen war, würde er ihn nachher nochmal ordentlich rannehmen. Einen Moment lag sein Blick ein wenig glasig und verträumt auf dem femininen, jungen Mann, der nun schon seit beinahe drei Jahren an seiner Seite war. Der seiner Seele die Einsamkeit genommen hatte. Und ja… vielleicht liebte er ihn sogar, so genau hatte er darüber bisher nicht nachgedacht. Vielleicht … vielleicht sagte er es ihm irgendwann sogar. Irgendwann, nicht jetzt. Sie hatten ja schließlich Zeit. Bankotsu schloss einen kurzen Moment die Augen, weil ihm ein wenig schwindelig war vom Alkohol und dachte, dass er es doch eigentlich doch recht gut getroffen hatte. Ruhm, Geld, Kameraden, denen er sein Leben anvertrauen würde, jedem einzelnen von ihnen. Und Liebe. Etwas, zu dem er sich niemals im Stande geglaubt hatte, empfinden zu können.

 
 

„Rauben, Plündern, Weiber nehmen

Ich muss mich für gar nichts schämen

Was kann schöner sein,

Als ein Söldnerschwein zu sein?“
 

„Schließ deine Hand darum“, sagte Suikotsu ernst und legte ihm ein kleines Holzstäbchen auf die Handinnenfläche. Mit verkniffener Miene versuchte der junge Anführer diese einfache Bewegung auszuführen, aber seine Finger krümmten sich nur minimal nach oben, weiter wollten sie ihm nicht gehorchen. Er presste die Kiefer so fest aufeinander vor Anstrengung, dass sie ihm bereits schmerzten, doch nichts tat sich. Ein leises Gefühl der Panik stieg in ihm hoch. War seine Hand nun lahm, nur wegen…?

„Keine Sorge“, sagte Suikotsu ruhig, „Das wird vermutlich wieder. Du hast dir ein Band gerissen, sei froh, dass es nur das ist, das hätte wesentlich schlimmer ausgehen können. Du musst den Arm zwei Monate komplett ruhig halten. Und das meine ich buchstäblich. Keine Kämpfe, nicht einmal Banryu tragen – wenn du dich nicht daran hältst, wird dein Arm vielleicht lahm werden und das willst du doch nicht, oder?“

„Aber – aber ich kann doch nicht zwei Monate wie ein Krüppel mit so einem blöden Verband rumlaufen, wie sieht das denn aus…?“

„Geht das jetzt schon wieder los?“, warf Jakotsu, der vorhin bleich geworden war gereizt ein. „Du hast dich gerademal von deiner Verletzung aus dem Kampf mit Kyokotsu erholt, was, wenn ich dich daran erinnern darf, auch lange genug gedauert hat, weil ein gewisser Herr die Füße nicht still halten konnte! Willst du wirklich einen lahmen Arm riskieren nur aus Stolz? Verdammt, das Vieh hätte dich UMBRINGEN können, Suikotsu hat ganz Recht, wir sollten froh sein, dass es nur der Arm war!“

Bankotsu schnappte nach Luft um zu antworten, ließ es jedoch bleiben als er Jakotsus Miene bemerkte, kalt vor Zorn und bleich vor Sorge und er wollte ihm nicht noch mehr Kummer machen, also stieß er nur ein frustriertes Schnauben aus und ließ die Behandlung stillschweigend über sich ergehen. Wie schaffte er es eigentlich ständig, sich derart dumm zu verletzen, dass er sich damit selbst für Wochen außer Gefecht setzte? Was war er denn bitte für ein Anführer, wenn er nicht einmal auf sich selbst aufpassen konnte?
 

Dabei war der Auftrag auf den ersten Blick so einfach gewesen. Ein Daimyo hatte sie gerufen, weil ein Youkai oder etwas Derartiges die umliegenden Dörfer terrorisierte. Der Youkai hatte sich herausgestellt als ein ausgewachsener Vogel Ruck, ein menschenfressender Vogel von der Größe, dass er mühelos einen Elefanten packen und forttragen konnte. Und Bankotsu hatte den Fehlergemacht, dieses Vieh gewaltig zu unterschätzen und als er einmal so plötzlich hatte ausweichen müssen, dass er seine Schritte und Bewegungen für das Zehntel einer Sekunde nicht mehr koordinieren konnte, da war es geschehen; Er musste seinen Arm mit der schweren Banryu irgendwie falsch belastet haben, denn ein plötzlicher Schmerz war ihm durch den ganzen Arm geschossen und er hatte sie nicht länger halten können – das Vieh hatte daraufhin seine Chance genutzt und nach ihm geschnappt – damit es ihm oder Jakotsu, der in seiner unmittelbaren Nähe war in diesem Moment, mit dem scharfen Schnabel keine schlimmeren Verletzungen zufügte, hatte Bankotsu den Arm hochgerissen – der ja ohnehin nicht mehr zu gebrauchen gewesen war – und der Vogel hatte sich darin verkeilt. Beinahe hatte er schon seine Knochen knacken hören, doch dem gemeinsamen Einsatz von Ginkotsu und Kyokotsu war es zu verdanken, dass das nicht passiert war, dass er ihm am Ende den Arm nicht abgerissen hatte.

Auf seine Gefährten war Verlass, alle zusammen hatten sie es schließlich irgendwie geschafft, dieses Monster zu besiegen und zur Strecke zu bringen. Aber für Bankotsu hatte sich einmal mehr ganz deutlich gezeigt, dass auch er seine Grenzen hatte und dass es fatal war, sie nicht zu kennen.
 

Ganz untypisch für Bankotsu schwieg er und hielt vollkommen still, während Suikotsu seinen Arm so fest und geschickt verband, dass er an den Körper gepresst fixiert war, damit er nicht versehentlich irgendeine unbedachte Bewegung machte. Er war nie der Typ für Selbstzweifel gewesen, doch in der letzten Zeit, da klopften sie irgendwie immer öfter an die Tür. Er zweifelte an dem Weg, den er eingeschlagen hatte, zweifelte an seinen eigenen Fähigkeiten, zweifelte, ob er den anderen ein guter Anführer sein konnte, so wie er es geschworen hatte.

Jakotsu war feinfühlig genug, zu merken, dass Bankotsus Stimmung von Trotz in Resignation umschlug und das war besorgniserregend, da sein Anführer hin- und wieder im Stillen einen Hang zum Selbstmitleid hatte – er brauchte da nur an diesen Moment zu denken, als er ihn wieder hatte einsammeln müssen, weil er seine Kräfte überschätzt hatte, damals kurz nach dem Kampf gegen Kyokotsu. Er biss sich auf die Unterlippe. Er … nein, sie durften nicht zulassen, dass es wieder soweit kam. Glücklicherweise war der Daimyo, für den sie den Auftrag ausgeführt hatten, ihnen so dankbar und hatte auch noch wegen Bankotsus schwerer Verletzung solche Schuldgefühle, dass er sie in dem luxuriösesten Gasthaus einquartierte, das diese Gegend zu bieten hatte; Sie sollten ruhig bleiben, bis Bankotsu genesen war.

Nachdem Suikotsu ihm ein leichtes Schmerzmittel gegeben hatte, sagte er: „Du brauchst jetzt etwas Ruhe, du hast viel Blut verloren…“
 

Und so wurde er allein gelassen. Anstatt zu schlafen, setzte er sich mit finsterer Miene auf die gepolsterte Fensterbank und sah ein wenig dem Treiben unten auf dem Hof zu. Er war erschöpft, aber schlafen wollte er nicht. Wer wusste, ob er mit diesem dämlichen Verband überhaupt allein wieder hochkommen und diese Demütigung wollte er sich präventiv ersparen.

Nach einer Stunde etwa klopfte es leise und die Schiebetüre öffnete sich. Er sah nichtmal hin, er erkannte auch so an den Schritten, dass es Mukotsu war. Der setzte sich unaufgefordert ihm gegenüber und drückte ihm ein Sakeschälchen in die Hand, welches er kurz darauf mit dem Reisschnaps befüllte.

„Istn Geschenk von diesem geleckten Daimyo“, erklärte der Giftmischer dann, „soll der beste Sake der Region hier sein. Dachte, das tut dir vielleicht gerade ganz gut.“

Bankotsu sah trübselig auf das Schälchen mit der klaren Flüssigkeit in seiner gesunden Hand. Dann hob er es wortlos und stürzte es in einem Schluck herunter ohne eine Miene zu verziehen, obwohl ihm der beißende Geschmack bis in die Nase stieg. Mukotsu schenkte ihm nach und die Prozedur wiederholte sich.

„Wir haben alle was abbekommen, Bankotsu“, begann der Giftmischer dann irgendwann behutsam. „Ohne deinen Einsatz hätte er Jakotsu vermutlich glatt den Kopf abgebissen…“

Achja, da war ja noch etwas gewesen. Vermutlich zerfloss Jakotsu in Schuldgefühlen und beanspruchte die volle Aufmerksamkeit für sich. Aber ihm sollte das ganz recht sein, er hatte es noch nie leiden können auf diese Weise im Mittelpunkt zu stehen.

Bankotsu grabschte nach der Sakeflasche um direkt daraus ein paar tiefe Schlucke zu nehmen. Mukotsu ließ ihn; Wenn Bankotsu zu viel trank, dann schlief er früher oder später irgendwann an Ort und Stelle ein und wenn Bankotsu schlief, konnte er zumindest nicht in Selbstmitleid zerfließen. Diese Anwandlung ihres Anführers kannten sie alle, auch wenn Bankotsu glaubte, es recht gut verbergen zu können. Nun, um ehrlich zu sein, Mukotsu hatte dem Sake ein kleines harmloses Pülverchen beigemischt, das den Schlaf förderte, ohne dass es Wechselwirkungen mit dem Alkohol gab. Denn Schlaf war das, was der junge Mann nun brauchte.

Und tatsächlich konnte er beobachten, wie Bankotsu nach einer Weile die Lider herabsanken und er griff umsichtig nach dem Sakekrug, damit der ihm nicht aus der Hand glitt und auf dem Boden zerbrach um ihn behutsam hinzustellen, sodass man ihn nicht versehentlich umstoßen konnte.Nachdem der Giftmischer sich versichert hatte, dass sein Anführer so auf die Seite gesunken war, dass er nicht versehentlich im Schlaf von der Fensterbank plumpste erhob er sich und verließ den Raum.

 
 

Ich lebe gern in Saus und Braus

Und geb' mein Gold für Huren aus

Was kann schöner sein,

Als ein Söldnerschwein zu sein?
 

Bankotsu wurde von irgendeinem leckeren Duft geweckt. Träge blinzelte er und schaute irritiert an die Decke. Hatte er nicht vorher noch auf der Fensterbank gesessen?

„Na, da biste ja wieder“, ließ ihn Kyokotsus fröhliche Stimme den Kopf zur Seite drehen.

„Ich hab dir was zu Essen mitgebracht, die kochen hier wirklich ganz erstklassig.“

„Ich hab keinen Hunger“, murmelte Bankotsu lustlos und machte die Augen wieder zu – auf die andere Seite drehen ging ja schlecht wegen dem nutzlosen Arm.

„Oh, das is aber blöd“, erwiderte Kyokotsu mit ungebrochen guter Laune und Bankotsu hätte ihn am liebsten dafür erwürgt, „es gibt nämlich dein Lieblingsessen. Sicher, dassde nix willst?“

Erneut stieg ihm der Duft in die Nase und Bankotsu biss sich auf die Unterlippe. Eigentlich war er schon hungrig, aber zum Essen musste er sich aufsetzen und das schaffte er momentan nicht ganz so gut allein, beziehungsweise schaffte er es nicht, ohne lächerlich dabei auszusehen.

Kyokotsu schien seinen Gedanken erraten zu haben und zog ihn im nächsten Moment ungefragt behutsam in die Höhe, noch ehe Bankotsu protestieren konnte.

„Na komm“, redete der Riese ihm gut zu und stellte ihm eines dieser kleinen Stehtablette vor die Nase, damit er mit einer Hand essen konnte. Jasminreis mit frischem gedünsteten Gemüse und feinstem Entenfleisch in einer ganz speziellen Soße, die Bankotsu schon als Kind das Wasser im Mund zusammenlaufen hatte lassen.

„Jetz iss“, ermunterte ihn der Hüne grinsend, „oder willste, dass ich dich fütter?“

Plötzlich musste Bankotsu lachen, „Himmel, bewahre!“

 
 

Ist ein starker Arm von Nöten

Werd' ich eure Feinde töten

Was kann schöner sein,

Als ein Söldnerschwein zu sein?
 

Das nächste Mal als er erwachte, war Renkotsu bei ihm. Er hatte Pergament vor sich ausgebreitet, auf dem er gerademit einem Tuschepinsel fein säuberlichetwas zeichnete. Bankotsu beobachtete ihn eine Weile, ehe er auf sich aufmerksam machte.

„Was machst du da?“, wollte er ein Gähnen unterdrückend, wissen. Renkotsu sah auf und streckte sich einen Moment, da er vom Sitzen einen leicht steifen Nacken bekommen hatte.

„Mir ist nur etwas eingefallen“, erwiderte er schließlich, „Für den Fall, dass dein Arm nicht wieder wird, kann ich dir eine Metallverstärkung bauen, die die kaputte Sehne ersetzt. Nicht, dass wir damit rechnen müssten, Suikotsu hat dir ja gute Heilungschancen prophezeit. Aber ich dachte … nur für den Fall der Fälle.“

Renkotsu lächelte eines seiner dünnlippigen Lächeln.

„Solange du keinen zweiten Ginkotsu aus mir machst…“

Bankotsu wusste nicht, an was genau es lag, dass er in diesem Moment beschloss, Renkotsu zu seinem Stellvertreter zu machen. Vielleicht war es seine ruhige, besonnene Art oder sein Scharfsinn. Immerhin war auch er der einzige gewesen, der im Kampf gegen den Vogel Ruck keine Blessuren davon getragen hatte, obwohl er nicht weniger gekämpft hatte als die anderen. Aber aus irgendeinem Grund gab es Bankotsu Ruhe, zu wissen, dass Renkotsu die Dinge unter Kontrolle hatte, sollte er selbst mal ernsthaft außer Gefecht gesetzt sein.

 
 

Lieber sterb' ich aufrecht stehend

Als auf Knien um Gnade flehend

Was kann schöner sein,

Als ein Söldnerschwein zu sein?
 

Als Renkotsu schon lange fort war, versank er nach und nach wieder in Schwermut. Dieser handlungsunfähige Zustand setzte ihm zu, dass er nicht einmal die einfachsten Handgriffe erledigen konnte, obwohl er ja nichtmal wirklich schwerkrank war. Alles nur wegen diesem blöden Arm, alles nur wegen seiner eigenen Unbedachtsamkeit.

Als Bankotsu nach einem langen Schlaf wieder erwachte, lag die Schwermut auf ihm wie eine TonneFels. Ginkotsu war bei ihm im Raum. Hatte sich in der Nähe seines Futons in den Schneidersitz gesetzt und schaute ihn einfach nur an. Nichts war in dessen Miene zu deuten.

„Was willst du?“, murmelte Bankotsu und drehte sich umständlich auf die Seite mit dem gesunden Arm – von seinem Gefährten weg.

„Gin weiß, wie Bankotsu-san sich fühlt“, erklang dann die blecherne, aber irgendwie ruhige Stimme.

„Ach, weißt du das“, murmelte Bankotsu niedergeschlagen.

„Gin war schwer verletzt im Krieg von Kaneda. Hätte sterben sollen, wollte sterben, weil Körper nicht mehr funktioniert hat. Renkotsu hat Gin gerettet, Ren ist sehr klug.“

„Das stimmt wohl…“, murmelte Bankotsu abwesend, doch irgendwie waren diese Erzählungen seines merkwürdigen Freundes auf eine noch merkwürdigere Weise beruhigend.

„Was Gin sagen will“, fuhr der andere fort und Bankotsu spürte wie ihm eine große Hand tröstend und erstaunlich sanft über den Oberarm streichelte, „Nicht anfangen zu zweifeln. Fängst du an, zu zweifeln, dann hörst du nie mehr damit auf. Und Gin ist sehr stolz, Bankotsu-san zum Anführer zu haben.“

Bankotsu biss sich auf die Unterlippe, weil ihm plötzlich die Tränen in die Augen stiegen und er fühlte sich gerade wie ein dummes, kleines Kind. Ginkotsu schwieg, streichelte ihm nur sanft über Arm, Schulter und übers Haar und tatsächlich hatte diese simple, kindliche Geste, der einfache, jedoch unerwartet einfühlsame Verstand des Maschinenmannes, eine Lebensgeister zurückbringende Wirkung.

 
 

Zahlst du mir mein Söldnerleben

Weiß ich auf dich Acht zu geben

Was kann schöner sein,

Als ein Söldnerschwein zu sein?
 

Jakotsus Art, ihn aufzumuntern war ganz anderer Natur. „Jetzt hör aber auf, dich hier in deinem Selbstmitleid zu suhlen“, maulte er und zog die Vorhänge auf, sodass ein wenig Sonnenlicht hereinkam, „wir haben so wundervolles Wetter, du bist nur verwundet und nicht schwer krank und mit deinen Beinen stimmt alles, also kannst du auch mal an die Luft. Suikotsu sagt das würde dir sogar gut tun.“

„Ich hab aber keine Lust.“

Jakotsu, welcher die Hände in die Hüften gestemmt hatte, gab seine Haltung auf und meinte seufzend: „Jetzt komm. Wenn du hier drin hockst, wirst du auch nicht schneller gesund…“

Dabei kam er langsam zu ihm hin und setzte sich zu ihm auf die gepolsterte Fensterbank. Dann ergriff er seine Hand. „Ich weiß doch, dass du dich ärgerst, mir würde es wahrscheinlich nicht anders gehen, aber … du hast mir das Leben gerettet. Wärst du nicht dazwischen gegangen hätt ich jetzt ein schickes Loch im Gesicht…“

Jakotsu schwieg einen Moment, dann grinste er. „Oh, ich weiß was, das dich unter Garantie aufheitern wird…“

„Und was?“, erwiderte Bankotsu gelangweilt, doch Jakotsu war schon von der Fensterbank heruntergeglitten und ließ die Hände flink über seine Oberschenkel geistern, bis hin zu den Verschnürungen der Beinkleidung, welche er langsam löste…

 
 

Doch sollt' dein Feind mir mehr Gold geben

So lass' ich dich nicht weiterleben

Was kann schöner sein,

Als ein Söldnerschwein zu sein?
 

Suikotsu sah auf als die Türe zu Bankotsus Zimmer sich öffnete – und zu seinem Erstaunen schien es Jakotsu tatsächlich irgendwie geschafft zu haben, Bankotsu aus seinem selbstmitleidigen Siff heraus zu holen. Einen Moment fragte er sich, wie er das zum Teufel wohl geschafft hatte, doch da fielen ihm Jakotsus zufriedenes Grinsen und die zerstrubbelten Haare sowie die geröteten Wangen seines Anführers auf und die Sache war klar.

 
 

Was kann schöner sein im Leben

Als zu Nehmen statt zu Geben

Was kann schöner sein,

Als ein Söldnerschwein zu sein?

 
 

Was kann schöner sein am Siegen

Als für's Töten Geld zu kriegen?

Was kann schöner sein,

Als ein Söldnerschwein zu sein?
 

Bankotsu schreckte mit einem lautlosen Schrei senkrecht aus dem Schlaf. Die Augen weit aufgerissen ins Dunkel starrend, der Puls rasend, der kalte Schweiß auf der Stirn. Es war als habe sich eine Klaue aus Eis um sein Herz gelegt und eine grauenvolle Vorahnung schwelte in ihm, ähnlich der, die ihn damals dazu gebracht hatte, zu dem Haus zurück zu kehren, in dem seine Familie hingeschlachtet worden war.

Mit zitternder Hand fuhr er sich durch das offene Haar, sein Blick suchte Jakotsus zierliche Silhouette. Er schlief noch friedlich. Ahnte nichts von dem Grauen. Bankotsu ließ sich langsam zurück auf den Futon sinken und schlang die Arme um den schlafenden Körper. Jakotsu gab ein leises Geräusch von sich, erwachte jedoch nicht. Die Lippen in dem geliebten weichen Haar vergraben, fand er keinen Schlaf. Aber aus irgendeinem Grund wollte er diesen lebenden, wirklichen Körper festhalten. Als könne er damit etwas aufhalten, das schon längst nicht mehr aufzuhalten war…



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